Die Autorenwitwe - Judith Kuckart - E-Book

Die Autorenwitwe E-Book

Judith Kuckart

0,0
6,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sie beginnen, »ihr Leben zu betrachten, wie man einen langen Regentag betrachtet, die Ellenbogen auf dem Fensterbrett«. Da ist die Frau mit dem großen Hund, die statt ihres Schriftstellergatten eine Stadtschreiberstelle in der ostdeutschen Provinz antritt und ihre eigene Leere findet. Da ist der Lehrer, der nach dem Tod seiner Frau eine Schülerin trifft, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Da ist die Frau, die für andere Leute Blumen gießt und auf erschreckende Geheimnisse stößt. »Geschichten in der beharrlichen Ratlosigkeit«, die Judith Kuckarts Erzählen ausmacht: In Sätzen, die unter die Haut gehen, geht sie auf Erkundungsfahrt in die menschliche Seele. Ob sie die schnellen erotischen Erlebnisse eines Verlagsvertreters mit seinen Buchhändlerinnen beschreibt oder das Schwanken einer Frau zwischen dem jugendlichen Liebhaber und dem Mann, der sie verlassen hat, Judith Kuckart formt alltägliche Begegnungen zu beklemmend nachvollziehbaren Geschichten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 261

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Judith Kuckart

Die Autorenwitwe

Erzählungen

eBook 2014

DuMont Buchverlag

Alle Rechte vorbehalten

© 2003 DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln

Ausstattung und Umschlag:

Groothuis, Lohfert, Consorten (Hamburg)

Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN eBook: 978-3-8321-8801-6

www.dumont-buchverlag.de

Für S.

Die Autorenwitwe

Sie kam am Nachmittag an, und sie ging in glänzenden dünnen Strümpfen auf die Imbißbude zu. Die Luft war nur Kälte und Trockenheit, noch keine Pflanze zu sehen. Sie trug an jeder Hand einen braunen Lederkoffer und um das Gelenk eine Hundeleine. Der Hund war schwarz, zerzaust und nicht mehr jung. Vor unserer Bude ließ sie die Koffer fallen und bestellte Currywurst mit Darm und Schrippe, für sich und den Hund. Sie teilten sich eine Portion, ihre Nase und seine Schnauze der Abendsonne zugewandt. Die Sonne ging drüben am anderen Seeufer unter, und ihr Licht brach sich sicher violett in den Scheiben vom Schloß. Ich weiß, wie das Ende eines Tages in Rheinsberg aussieht. Ein Omnibus lud Tagestouristen ein. Rentner mit nassen Schuhen sammelten sich vor dem Kavaliershaus gegenüber unserer Imbißbude. Parterre sind im roten Kavaliershaus das Tourismusbüro und, nach hinten raus, unsere Stadtschreiber auf Zeit untergebracht. Eigentlich hat die Wohnung Blick zum See, doch stellen sich ein Parkplatz, Papiercontainer sowie bei schönem und bei schlechtem Wetter die Wäsche der Hausmeisterin vor die Aussicht.

Die Frau kaute ihre Wurst so langsam, als wolle sie warten, bis alle Touristen wieder in den Bus eingestiegen waren. Mit dem letzten Bissen wandte sie mir das Gesicht zu. Jung konnte sie nicht mehr sein, wenn auch die Kälte ihre Haut straffte. Die Augen waren sehr blau, und der Ton übertrug sich auf die Haut. Sie schimmerte ebenfalls blau, winterblau. Die Wangen zogen an den Mundwinkeln. Ich wußte nicht, ob die Frau Kummer hatte oder ob Müdigkeit bei ihr wie Kummer aussah.

»Ich komme aus Berlin«, sagte sie. »Wissen Sie, wo ich den Leiter der Stiftung finde?«

Berlin ist zwei Stunden, aber für die meisten aus Rheinsberg ein ganzes Leben von hier entfernt.

»Da«, ich wies mit der Hand Richtung Schloß, öffnete dabei die Handfläche nach oben, als hätte ich etwas anzubieten. Ob die Fensterscheiben im Schloß inzwischen dunkelgrau waren? Sie sah mich an, und ihre Augen ähnelten den Hälsen junger Tiere, wenn sie sie neugierig recken.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!