Die Blumen von Havanna - Ineź Sytham - E-Book

Die Blumen von Havanna E-Book

Ineź Sytham

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Beschreibung

Eine reife Frau erlebt die abenteuerliche Entdeckung einer anderen Kultur. Sie lässt alles zu und auf sich wirken und reflektiert dabei ihr Leben mit klarem Blick. Die Geschichten, die sich in und um Havanna sowie am Strand von Miramar abspielen, sind Metaphern für die Liebe, das Leben, Ent-Täuschungen, den bewussten Umgang mit der Zeit und der Natur und damit schlussendlich mit sich selbst. Die Wieder-Entdeckung des inneren Kindes, das Ablegen von den getragenen Masken und das Loslassen von Abhängigkeiten und unerfüllbaren Träumen, haben sie ihren Weg finden lassen. Und sie hat sich entschieden, ihre eigenen ethischen Werte mit offenem Visier zu vertreten und diese auch zu leben, selbst um den Preis der Einsamkeit – Sich nicht mehr mit Menschen und Tätigkeiten zu umgeben, die nicht zu ihr passen; zum Mut der eigenen Wahrnehmung und Handlung und schlussendlich diesen Weg auch konsequent gehen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ineź Sytham

Havanna

Eine Milieu-Studie

www.inezsytham.de

Die Blumen von Havanna

© 2022 Ineź Sytham (www.inezsytham.de)

ISBN Softcover: 978-3-347-71297-3

ISBN Hardcover: 978-3-347-71302-4

ISBN E-Book: 978-3-347-71306-2

ISBN Großschrift: 978-3-347-71321-5

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Dieser Roman

und die darin beschriebenen Figuren

sind frei erfunden.

Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen lagen nicht

in der Absicht der Autorin.

Authentisch sind die Fotos der Autorin

Inhaltsangabe

1 Ready for take off?

2 Ankunft

3 Der Markt

4 Der Masseur Henry

5 Ein Abend in Chinatown

6 Pinar del Rio

7 Ein Auszeit-Nachmittag

8 Callejón de Hammel

9 Zwei Solofrauen unterwegs

10 Eine kleine weiße Katze

11 Ein Abend in Trunkenheit

12 Der Nachmittag mit den Hunden, den Vögeln - und Frieden

13 Stimmungsbilder – Ein Tag alleine am Malecon

14 Casa de la musica

15 Ein Vormittag in der Tierklinik – Menschen mit ihren Tieren

16 Ein Nachmittag am Strand

17 Briefe an Freunde

18 Der Botanische Garten

19 Ein Poem

20 Letzter Abend und einsame Gedanken

21 Die Blumen von Havanna - Gesichts-studien

Nachwort Resignation und Fernweh

1

Ready for take off?

Ready for take off?

Nicht wirklich.

Und trotzdem stehe ich wieder am Flughafen München – alles erinnert so sehr an meinen letzten Abflug.

Nach Afrika, als ich verliebt und glücklich, voller Vorfreude und dem Löwenmut des Neubeginns wegflog.

Zu diesem Mann, den ich zu lieben begonnen hatte und nach dem ich vergeblich Ausschau hielt am Tag meiner Ankunft, der nicht am Gate stand, mich nicht erwartete – nicht mehr, nie mehr abholen konnte - vom Flughafen, nicht da war, nie mehr kommen würde, mich nie mehr umarmen oder in sein Wildlife-Ressort mitnehmen würde… für ein geplantes gemeinsames Leben.

Denn er lebte nicht mehr, dieser Mann, der mir in seiner Liebe zu den Tieren so gleich war, mein Seelen-Zwilling, mein Geliebter, mein Ranger…verunglückt, erschossen von einem Wilderer, so banal, so schrecklich, so unfassbar - beinahe jedoch Alltag in Südafrika–Ein Schock, dem eine abrupte Lebenswende folgte.

Die Ausbildung zur Safari-Rangerin hatte ich damals zum Ziel, bei ihm, mit ihm, dort, im **Karongwe-Game-Reserve.

Gemeinsam wollten wir die Big Five schützen, Aufklärungsarbeit für Touristen in seiner privaten Lodge anbieten, da passte einfach alles, um einen gemeinsamen Traum zu leben, verwaiste Wildtiere einzufangen, aufzuziehen und wieder auszuwildern –

Nashörner vom Horn befreien um die Tiere für Wilderer unattraktiv zu machen, und so vieles mehr, was dort ohne den üblichen Touristen-Boom an Naturschutzarbeit zu leisten wäre…

Wir trafen einander, damals, als ich eine geführte Single-Tour buchte - sahen einander an und erkannten uns – wir sprachen die gleiche Sprache der Empathie – in Deutsch versus Englisch - verliebten uns – from the very first sight - und planten unser gemeinsames Leben.

Die Ranger-Ausbildung – ja ich wollte alles lernen, mitarbeiten, mein behütetes kultiviertes bürgerlich-angepasstes Leben hinter mir lassen und endlich verwirklichen, was meinem Naturell entspricht:

frei mit und für die Tiere leben.

Mit diesem geliebten, klugen Mann an meiner Seite. Er hatte mir klar gemacht, was es bedeutet, Ranger/in in Südafrika zu sein:

Die normale Ausbildung als Ranger beinhaltet Lehrstoffe aus den Bereichen Geologie, Ökologie, Tier- und Pflanzenkunde sowie Naturschutz, Landschaftspflege, Wirtschaft und Recht. Außerdem trainieren Ranger Informations-Bildungs- und Konfliktlösungs-Maßnahmen.

Als Safari-Ranger wie in Afrika werden außerdem alle Sinne für die Signale aus der Wildnis sensibilisiert. Hier ist es überlebenswichtig, die Geräusche der Tiere eindeutig zu identifizieren:

das Brüllen eines Löwen und das eines Straußenvogels klingen ähnlich – dies zu verwechseln kann tödliche Folgen haben.

Außerdem gehören Fährtenlesen Navigation, Astronomie und Wetterkunde zur Ausbildung. Damals, als wir zusammenfanden, hatte er mir gezeigt, wie man sich im Ernstfall eine Behausung aus Pflanzenteilen baut, lehrte mich, Wunden mit Kräutern zu behandeln und ebenso, ein großkalibriges Gewehr zu bedienen.

Eine so völlig andere Welt.

Meine Zukunft – mit ihm.

So dachte, wünschte ich damals, wir hatten eine absolute Klarheit und Übereinstimmung, wie unsere Leben sich privat und beruflich ergänzen würden…

Damals.

Vor tausend Jahren.

Aber erst ein Jahr ist seither vergangen und ich stehe wieder am Flughafen.

Alles erinnert an diesen letzten Abflug.

An ihn, den Geliebten und unseren verwehten Traum.

Und an Afrika, diesen Kontinent, der mich mit seinen vielerlei Gesichtern, seiner Magie der Andersartigkeit in seinen Bann gezogen hatte.

Südafrika und Cape Town, die Game-Reserves…

Diese eigene Welt in einem Land, das mich auch mit seinem einzigartigen Reichtum an Pflanzen und Tieren immer tief beglückt hatte.

Wo europäischer Atem im Großstadtkomfort sich mit westlicher Kultur mischt in der Ursprünglichkeit des wilden schwarzen Gesichtes von Afrika.

Auch die Vielfalt an Landschaften: ein Faszinosum.

Sie reicht von ausgeglühten Wüsten, endlosen Trockensavannen, lieblichen Mittelgebirgen mit fruchtbaren Tälern bis zu bizarren Hochgebirgen und ihren schneebedeckten Gipfeln. Mehrere tausend Kilometer Küste säumen das Land, im Westen sind sie rau, melancholisch, herb. Im Osten sind sie mild und mediterran, im Nordosten schließlich tropisch warm.

Ich erinnere mich an die lieblichen Berge der Winelands, den rauen Salzgeschmack der Atlantikküste, die alpenländisch anmutenden Seen und Berge der Garden Route, Fahrten durch ausgeglühte Wüsten mit ihren Straußenfarmen, Gläser allerbesten Weines auf dieser einen Terrasse in der Kapstadter Abendsonne, ein traditionelles *Braai, afrikanische **crafts auf bunten Strassenmärkten, die Safaris im Hluhluwe-Umfalozi-Busch, wo ich an Wasserlöchern Elefanten und Büffeln beim Baden zusah und Löwen bei ihrer Siesta atemlos bestaunte -

Erinnerungen, berührte Träume, die verflogen sind.

Und jetzt also Cuba –

Um nicht die Seele an alten Bildern zu verhaften, sie mit dem feinen Pinselstrich neuer Lebensfarben zum Weitergehen zu ermuntern -

Für eine Atempause Leben.

Meine Freundin Elaine besuchen, eine Salsa-Lehrerin, die ich vor einigen Jahren hier kennen gelernt hatte.

Temperamentvoll und wunderschön: Elaine.

Diesmal bin ich mit leichtem Gepäck unterwegs; ein Koffer mit Geschenken, der andere - für meinen persönlichen Bedarf - ist sehr sparsam gepackt – aber ich warte auf den check-in mit müder, schwerer Seele, keine Erwartungen diesmal, Fragezeichen im Herzen.

Diese Flucht – denn es ist nichts anderes – soll mir helfen, den Schmerz über eine zerbrochene Illusion zu bewältigen, das Vergessen erleichtern. Doch dann überwältigt mich die Erinnerung an meine nicht erfüllten Träume, ich flüchte in die Toiletten, und Tränen überschwemmen mein Gesicht, nicht zu bannen, nicht durch Vernunft zu stillen.

Ehrlichkeit scheint doch der härteste Lebensweg zu sein, den ein Mensch betreten kann – und das „happy end“ ist eine Schimäre -

leer und einsam fühle ich mich -

dumm und verloren.

Doch dann entsinne ich mich an das Kostbare, Schöne in meinem Leben:

An einen langjährigen Kameraden und Freund.

Also greife ich zum, Handy:

Ich komm nicht weg hier, bin in einem Strudel der Verzweiflung, Du bist klug:

kannst Du mir irgendeinen kleinen „Seelen-Arschtritt“ verpassen?

Und keine zwei Minuten danach kommt er, durch die Luft gesaust:

Hey –

Diesmal fliegst Du zu einer Freundin und weißt, dass Du wiederkommen wirst. Und Du wirst wieder erwartet hier, von der Katze, der Kröte am Teich, von mir. Kopf hoch.

Es gibt ihn immer noch für mich, irgendwo im Hintergrund meines Lebens, den von mir selbsternannten Bruder und treuen Freund seit beinahe 20 Jahren nun, ein Lebensgeschenk ist mir diese Freundschaft, und nichts davon ist Selbstverständlichkeit für mich, sondern kostbar, da sie ehrlich gelebt wird – und ich bin für diese Freundschaft so tief dankbar.

Die Kröte… und ein Lächeln stiehlt sich in meine Seele -

was für eine heitere Erinnerung!

Im Frühling war das, heuer erst, als ich abends schwungvoll um die Kurve zu meinem Zuhause einbog. Der Kamerad – mein Nachbar - sein vertrauter Anblick bäuchlings unter seinem Wagen, vertieft in Reparaturarbeiten, - der mir zurief:

Beinahe hättest Du jetzt eine Kröte überfahren….

Wo?

Da, direkt vor Dir…

Und dann sehe ich sie, bufo-bufo, die Erdkröte, erschöpft von ihrer Wanderung aus dem heimatlichen Winterquartier des Waldes, auf der Suche nach einem Tümpel, um dort zu laichen. Wer weiß, wie weit der Weg der Krötendame bereits war – bis zu 5 km sind keine Seltenheit, meistens noch „bepackt“ mit einem Männchen auf dem Rücken

Mitten auf dem Asphalt der Straße sitzt sie, mit goldenen Augen. Dann fühle ich das kühle Geschöpf in meiner Handfläche – und dicht daneben sitzt noch eine kleinere Ausgabe von ihr –

vermutlich das Männchen.

Der Freund beäugt misstrauisch meinen raschen Abgang in Richtung seines Gartens:

Sie kommt nicht in meinen Weiher, o.k.?

Hm – wo sollen die Tiere sonst hin?

Und trage mit großer Selbstverständlichkeit die erschöpften Froschlurche in den Garten, spüre unter dem gewölbten Dach meiner beschützenden Hand das dumpfe Quaken, das Schlagen der winzigen Herzen, öffne meine Hände:

und eine kühle Krötenhand mit feingliedrigen Fingern legt sich vertrauensvoll auf meinen Daumen.

Behutsam setze ich beide vor dem Weiher ab.

So könnte jetzt jedem geholfen sein.

Ihr beschwerlicher Weg zum Tümpel ist beendet - nun können sie ihre Eier ablegen, sind nicht mehr gefährdet durch Autos.

Sie werden wieder abwandern, wenn ihre Aufgabe erledigt ist, sich wieder in den Wald zurückziehen, wo es angenehm kühl und feucht ist. Ihre Kinder folgen ihnen dann nach etwa drei bis vier Monaten nach – vorausgesetzt sie bleiben alle am Leben.

Ich bin zufrieden.

Schieße am nächsten Tag Fotos von der zufriedenen Erdkröte – die kleinere ist verschwunden.

Dann wird der Kamerad und Freund, mit dem ich in entspannt-lässiger Nachbarschaft lebe, krank.

Muss liegen, sich auskurieren. Ich mache Wadenwickel, koche Tee.

Und zeige ihm die Fotos.

Ein Frosch? Hier in meinem Tümpel…die sind so laut…

Hm

Einige Tage später….neue Fotos -

Das ist doch kein Frosch!

Ich weiß…

Wir sehen uns an – mein Kumpel weiß es, ich weiß es, wir grinsen uns an, schweigen.

Was für ein Freund!

Ich habe sie vor Deinem Tümpel abgesetzt,

nicht in Deinem Biotop…

Und später steht er auf, noch etwas blass um die Nase, spaziert zu seinem Weiher, und freut sich still mit, brummt friedfertig:

Du hast mich ausgetrickst….

na gut, soll sie da leben….

Zeitsprung ins Jetzt.

Also durchstarten.

Nach Cuba.

Durch zwei Stunden Verspätung meines Abfluges versäume ich den Anschlussflug von Madrid nach Havanna.

Gut – es gibt selten den „geraden Weg“.

Zwischenstop in Madrid also.

Der Cuba-Flieger ist weg und ich kann gelassen damit umgehen.

Ein Shuttle-Service bringt mich zu einem Flughafen-Hotel.

Interessiert erlebe ich andere Menschen, wie sie mit diesen kleinen Hindernissen des Lebens umgehen wie diesem ungeplanten Aufenthalt hier, dem Zwischenstop in Madrid. Eine junge Frau vermiest schimpfend und schmollend nun ihrem Begleiter den ersten Urlaubstag; wieder andere, die in aufgeblähter Wichtigkeit, laut schimpfend eine 7-Sterne-Unterkunft in Madrid für sich einfordern.

Ich schaue es mir an, dieses Kaleidoskop der Menschen und ihren Arroganzen und ich fühle mich müde und erschöpft, von den zu vielen Ereignissen der letzten Wochen und Monate.

So dass ich mein Bett genieße, den Luxus eines herrlichen Bades und das reichhaltige, wunderschön dekorierte Abend Büfett.

Einsam.

Ja, das bin ich durch den Tod geworden. Mit turbulenten Bildern in der Seele – aber nicht drangsaliert von einem herrischen, ungerechten Partner, der launisch ist, - das ist die andere – die helle - Seite der Münze.

Situationen wie diese bringen mich bereits nicht mehr aus der Ruhe.

Und ich checke meine Liste:

Habe ich die Adressen/Telefon-Daten meiner Gastfamilie vergessen?

Nein, alles da; und ich sende ein Telegramm an Elaine, nach Havanna, damit sie nicht vergebens an diesem Abend am Flughafen auf mich warten soll.

Zweiter Tag und Frühstück.

Ich bummle durch die Straßen, sie sind staubig, nichts sagend, und so betrete ich eine kleine Bar, gleich in der Nähe des Hotels. Es gibt frisch gepressten Orangensaft, Zigaretten.

Die Scheu, alleine eine Bar zu betreten, regt sich nur noch ganz kurz in mir. Es klappt ganz gut mittlerweile. und ich äußere selbstbewusst und freundlich meine Wünsche, lächle das schöne spanische Mädchen hinter der Theke an.

Ich denke, ich stelle mich – wieder einmal mehr - meinem Leben.

Und das ist gut so.

Wieder einen klaren Blick bekommen, das ist mein Wunsch, mit wem und womit ich mich umgeben möchte.

Einsamkeit mehr und mehr gegen gutes Für-mich-Sein austauschen.

Neue Kreise erschließen.

Meine Sensibilität bewahren.

Bewährtes, Wertvolles pflegen und erhalten.

Die Natur und die geliebten Tiere.

Diese wenigen, wichtigen ehrlichen Menschen, die es als Freunde in meinem Leben gibt, treffen, einladen, für sie da sein.

Elaine gehört dazu.

Ihr wiederbegegnen, die freundschaftliche Nähe einer Frau spüren, in Kontakt zu einem völlig anderen Leben treten, fotografieren, tanzen, bummeln, schreiben.

Eine andere Kultur auf mich wirken und die Seele aufatmen lassen durch neue Bilder, fremdes Geschehen.

Neu aufleben möchte ich wieder, als reife Frau, mit etlichen Narben innen und außen, aber immer noch lebendig, wach.

Also:

Elaine anrufen, die aktuelle Zeitverschiebung einrechnen.

Noch kommen die spanischen Worte langsam, ich fühle die Überflutung durch diese Sprache, angenehm, doch anstrengend; fremd ist sie mir geworden, durch monatelanges Leben in Afrika bin ich irgendwie fixiert auf die englische Sprache, fast als würde mein Sprachzentrum jede Einmischung einer anderen Sprache verwehren.

Ich lese ja auch noch englische Literatur, Nick Hornby, seine Romane sind unterhaltsam, witzig, spannend, weise.

Um dranzubleiben.

Gehirnjogging.

Aus mir, diesem sensiblen, allzu leicht verwundbare Frauenwesen wurde ganz sachte eine coole rationale Überlebens-Kämpferin, so dass letztendlich nun eine akzeptable Lebenskünstlerin sich durch die Welten bewegt.

Ich fühle mich seltsam stark, wie immer, wenn ich auf Reisen bin – im Dschungel, den Wüsten, auf den Meeren; gleichzeitig auch zutiefst müde. Meine Freunde im Hintergrund meines Lebens, die, die mich mögen, auf die ich mich verlassen kann, mit dem gegenseitigen Respekt für das jeweils so andere Leben –

in den schmalen Spuren an Zeit für die wenigen, kostbaren Momente, die für Begegnung und Austausch bleiben.

Und nach denen jeder wieder in seinen eigenen Lebensstrom eintaucht. Und die Gedanken wandern weiter… bergen eine Sehnsucht. Nicht mehr nach einem Mann und Partner, jedoch…-

- irgendwann, irgendwann wieder nach einem Hund, einem anderen Kameraden, der dann wieder mein Leben begleiten wird –

Der vom ersten Moment an liebt, Nähe und Vertrauen schenkt, ehrlich ist, zuverlässig.

Anders wird er sein, doch er wird mich finden, auf irgendeiner meiner Reisen.

Wie oft ist mein verstorbener Schäferhund noch neben mir, als schattengleiches Wesen.

Es wird wieder kein „einfacher“ Urlaub werden – denn ich nehme ja mich selbst mit…

* * *

**Das Karongwe-Game-Reserve ist ein 21.000 Hektar großes Reservat im Limpopo, Südafrika, eine knappe Stunde vom weltberühmten Krüger-Nationalpark entfernt bei Hoedspruit. Durch die Lage zwischen 4 Flüssen ist das Big Five-Reservat äußerst attraktiv. Die Tierwelt ist aufregend und vor allem gegen Wilderei ist man hier aktiv.

* spezielle südafrikanische Variante des Grillens

** Handwerk

2

Ankunft

Der Weiterflug – unspektakulär.

Ich bin müde, verschwitzt, freue mich auf Elaine.

Und da steht sie.

Schmal, kurze schwarze Haare, eine Lady, zierlich und wunderschön mit ihren Mandelaugen und der zarten Figur. In engen Hosen, mit dem herrlichen Lächeln der Willkommensfreude.

Ganz zauberhaft sieht sie aus – und ihre Augen strahlen und sie öffnet die Arme für mich und ich fühle eine solche herzliche Wärme und echte Freude, dass ich da bin und es mich gibt, dass ich feuchte Augen bekomme.

Dieser Moment wischt jeden Zeitunterschied weg, es ist, als hätten wir uns gestern erst getrennt. Sie ist voller zwitschernder Lebensfreude, kauft mir eine Cola, wir reden durcheinander, Englisch, Spanisch und sie sprüht vor Glück, weil da jemand von so weit her gekommen ist, um mit ihr zu sein.

Antuan, ihr geschiedener Mann, schüchtern, sanft im Hintergrund, sein Freund mit Frau, alle quetschen wir uns in ein winziges Auto, rostig und zerbeult, alt und klapprig; die Türe wird mit einem dicken Bindfaden geschlossen.

Durch die schwüle Palmennacht drängen die Gerüche ins Wageninnere – die Luft ist blau geschwängert von Abgasen, eine ferne Ahnung von Meer, Gebratenem, Ananas-Duft…

Die Straßen sind zugemüllt mit verrosteten Eimern, Plastikkübeln, ausgedienten Kühlschränken, Sandalen, Speise-Abfällen. Leere Kokosnussschalen, Cola-Dosen, zerfledderte Zeitungen, Unrat überall; dazwischen magere streunende Katzen und Hunde.

Wir fahren durch viele Winkel und Abzweigungen und irgendwann hält das Auto in Centro de Habana, vor einem riesigen Hochhaus im Slumviertel. Elaines Zuhause im vierten Stock.

Ein schmaler Eingang mit düsterem Hausflur und verschmuddeltem Aufzug.

Enge und Museumsgeruch.

Antuan nimmt meinen Koffer und alles ist so unglaublich schmutzig und schmal - und einfach wunderbar.

Hier anzukommen, bei Elaine.

Ihre kleine Tochter ist da, Veronica, aufgedreht, quietschig und lebendig. Sie hat mich bereits einen Tag vorher am Flughafen erwartet, (mein Telegramm wurde nie abgesandt, wie ich erfahre) – sie wollte mich mit abholen kommen, und dieser kleine fröhliche Spatz wird dann irgendwann zu Bett gebracht.