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Die FAMA FRATERNITATIS bildet den Auftakt der drei Rosenkreuzerschriften aus dem 17. Jahrhundert, gefolgt von der Confessio Fraternitatis und der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz. Diese Trinität gilt als eine der Quellen jener rosenkreuzerischen Bruderschaften, die sich der Tradition antiker Weihesysteme verpflichtet haben. Der Hauptautor des hier vorliegenden Buches, Großmeister Wilhelm Raab, gab seine kabbalistischen Interpretationen zu der ersten R.C.-Schrift öffentlich heraus, um das Wissen für die Berufenen zu bewahren. Denn unabhängig von dem äußeren Weltbild, wird es zu jeder Zeit Suchende geben, die der Weisheit der Älteren Brüder nachstreben.
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Seitenzahl: 212
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Ein allgemeiner Überblick
Einführung in die FAMA
Inhalt der FAMA
Fr. C.R.
Frühe Jugend im Kloster
Die Pilgerreise
P.A.L. stirbt
Damcar
Fez
Zurück in Europa
Zurück in Deutschland
Neuer Anlauf, neue Brüder
Die Bruderschaft beginnt mit vier Personen
Die Bruderschaft wird erweitert
Frater I.O. stirbt
Geheime Grabstätten
Das Grab des Fr. R.C.
Das Grab wird gefunden
Exkurs: Das dreifache Gesetz vom Dreieck
Allgemeine Standpunkte
Speziellere Betrachtungen
Fr. R.C. verlässt Fez
Das feurige Dreieck
Das Haus
Wie das Grab gefunden wird
Gedanken aus dem 8. Manuskript
Kabbalistische Anmerkungen
Manuskript Nr. 9
Das Grabgewölbe
Das 7-Eck
Der gnostische Würfel
Das Gewölbe
Die Fibonacci-Folge
Vier Inschriften
Manuskript Nr. 10
Manuskript Nr. 11
Manuskript Nr. 12
FAMA FRATERNITATIS
erste gedruckte Version 1614
FAMA FRATERNITATIS
Version Frankfurt 1615
Literaturverzeichnis
Nachruf
Im Jahre 1614 erschien in Kassel die gedruckte Schrift „FAMA FRATERNITATIS, deß löblichen Ordens des Rosenkreuzes / an alle Gelehrte und Häupter Europae geschrieben“ zusammen mit zwei anderen Texten in einem Buch. Diese FAMA erregte damals großes Aufsehen und gilt als die Urschrift der sagenumwobenen Rosenkreuzer, einem wichtigen Zweig der europäischen Mystiker und Esoteriker. 1615 und 1616 erschienen noch die CONFESSIO FRATERNITATIS und die CHY-MISCHE HOCHZEIT CHRISTIANI ROSENCREUTZ. Der Autor ist nicht wirklich bekannt, man glaubt aber, dass der evangelische Theologe Johann Valentin Andreae der Verfasser oder zumindest der Herausgeber sei. Eine Gesellschaft oder ein Orden der Rosenkreuzer konnte damals nicht ausfindig gemacht werden. Bis in die heutige Zeit hinein gründeten sich immer wieder Gesellschaften, die sich rosenkreuzerisch nannten und nennen. Ob sie diesen Titel immer zu Recht tragen, sei dahingestellt.
Die FAMA FRATERNITATIS beschreibt den Einweihungsweg des Fr. R.C. bis zum hocherleuchteten Fr. C.R.C. In der damaligen Zeit zwischen der Inquisition und dem Dreißigjährigen (Religions-)Krieg war man gezwungen, alles symbolisch darzustellen und hinter diversen Andeutungen zu verstecken.
Im Laufe der Zeit erschienen noch mehrere gedruckte Versionen der FAMA FRATERNITATIS, die sich in einigen Details voneinander unterscheiden. Im Jahre 1615 erschien die erste Version, die einen leicht anderen Titel trug, in dem von der Entdeckung der Bruderschaft die Rede war. Die Version der FAMA FRATERNITATIS, die dieser Interpretation zugrunde liegt, ist die Version, die von Dr. med. Ferdinand Maack 1913 im Barsdorf-Verlag erschienen ist. In dieser Version hat er sich „einige willkürliche Freiheiten erlaubt“, wie es in einigen Fachbüchern nachzulesen ist. Diese Version wurde aber von Fr. Erwin Watermeyer, dem Lehrer von Wilhelm Raab, ausgewählt, weil sie nach Meinung von Erwin Watermeyer den kabbalistischen und mystischen Inhalten am nächsten käme.
Schon vor der Drucklegung 1614 sind einige handschriftliche Exemplare in Umlauf gewesen. Man kann aber nicht sagen, welches die richtige oder authentische Version ist. Die Tatsache, dass eine Version älter ist, heißt nicht, dass sie auch näher am Ursprung ist. Mittlerweile sind 4 dieser handschriftlichen Exemplare wieder aufgetaucht, die aber untereinander auch diverse Unterschiede zeigen. Es zeigt sich auch, dass in den ersten gedruckten Versionen von 1614 und 1615 diverse Passagen fehlen oder andere nicht richtig oder unklar wiedergegeben wurden. Es gab nur ein einziges handschriftliches Exemplar, das keine Lücken im Text aufwies und das wohl als die „komplette“ und „richtige“ FAMA angesehen werden kann. Es stammt von Besold und wird in der Bibliothek von Salzburg aufbewahrt. Leider sind inzwischen acht Seiten daraus verloren gegangen. Wenn Sie also eine FAMA-Version vor sich liegen haben, können Sie also nie wissen, was daran denn nun authentisch ist und was nicht! Diese wohl dosierte Unklarheit ist allerdings typisch für echte mystische Schriften. Es ist wohl auch nicht wirklich wichtig, die „wahre Geschichte“ vor sich zu haben, sondern es ist wohl Sinn der Sache, dass man den Text so von innen heraus verstehen lernt, dass man die „Wahrheit“ von selber findet. Das vorliegende Buch kann ein wichtiger Baustein dazu sein. Wir haben in diesem Buch zwei Versionen der FAMA abgedruckt, nämlich die erste gedruckte Version von 1614 und die mit dem Zusatz der „Entdeckung“ im Titel. Machen Sie sich selbst ein Bild! Einen kleinen Tipp geben wir Ihnen aber hier schon: Die handelnde Person wird ja nur mit den Initialen genannt, die nicht Christian Rosenkreuz bedeuten sollen. Die Initialen wechseln ständig von R.C. zu C.R und zu C.R.C. Machen Sie sich einmal Gedanken darüber, wann welche Initialen benützt werden und ob dahinter vielleicht eine tiefere Bedeutung stecken könnte.
Die gedruckte Version von 1614 erschien mit Wissen oder auf Anordnung des Fürsten zu Hessen-Cassel. Allerdings schien es so, als ob diese Ausgabe sehr hastig und schnell gedruckt worden wäre, möglicherweise ohne Wissen und Erlaubnis der Urheber. Wollte der Fürst die Rosenkreuzer aus der Reserve locken, um zu sehen, wer diese Brüder denn wären? War er ihr Feind oder ihr Freund? War der angebliche Verfasser Johann Valentin Andreae wirklich Mitglied des Urheberkreises oder war er nur das Bauernopfer oder der Frontmann? Im Literaturverzeichnis finden Sie einige Bücher, die diese Fragen vielleicht aufhellen könnten.
Waren die ersten Rosenkreuzer, wenn es sie denn überhaupt gab, christlich? In der FAMA FRATERNITATIS bekennen sie sich zur „Erkantnuß Jesu Christi“, was wohl aber nicht kirchlich aufzufassen ist. In dem Text heißt es ja schließlich nicht „Bekenntnis“, sondern „Erkenntnis“. Die „Erkenntnis von Jesus Christus“ erinnert aber an die Gnostiker und Mystiker, die höhere Kräfte und Existenzen in sich selbst erkennen wollen und damit im Widerspruch zu den Amtskirchen stehen und standen. Diese Bekenntnisse dürfen aber auch nicht verwundern, wenn man bedenkt, dass Giordano Bruno noch 1600 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde und wenige Jahre nach der FAMA FRATERNITATIS der Dreißigjährige Religionskrieg ausbrach. In diesem Klima der Intoleranz ist es kein Wunder, wenn man sich als Gruppe versteckt hält und „von der Bruderschaft wegen kein gewisses Kleid trägt, sondern sich der Landesart gebraucht“.
Auch die Tatsache, dass Johann Valentin Andreae evangelischer Theologe war, veranlasst einige Theologen dazu, das Rosenkreuzertum als eine soziale Vision eines evangelischen Kirchenmannes darzustellen.
Wie bereits erwähnt, ist es für echte mystische Schriften charakteristisch, dass die Frage ihrer Herkunft immer ein wenig schleierhaft bleibt.
Schleierhaft bleibt auch die Frage, ob es denn jemals wirklich Rosenkreuzer gegeben hätte. Wie bereits erwähnt, konnte man zur Zeit der FAMA keine Organisation, Vereinigung oder Bruderschaft finden, die man dem Rosenkreuzertum hätte zuordnen können. Das Rosenkreuz war in erster Linie ein Symbol für ein höheres Bewusstsein; man könnte es heute mit „Erleuchteter“ oder „Erwachter“ übersetzen. Einen echten Orden Erleuchteter kann man, wenn überhaupt, nur dann finden, wenn man selbst erleuchtet oder erwacht ist und wenn man in der Lage ist, jenseits dieser materiellen Welt zu suchen. Wer also tatsächlich das „Feld“ der Erleuchteten gefunden oder berührt hat, kann auf das Allerwahrhaftigste und ohne Lügen sagen: „Ich habe die Rosenkreuzer gesucht, aber ich habe keinen Menschen gefunden, der von sich behaupten könnte, dass er ein echter Rosenkreuzer sei!“
Jedenfalls hat es immer wieder Vereinigungen gegeben, die sich rosenkreuzerisch nannten. Diese Vereinigungen haben folgende Merkmale auffällig gemeinsam: Sie waren nie von langer Dauer und kamen in ihrem Bestehen selten über 100 Jahre hinaus. Das zweite gemeinsame Merkmal ist, dass nie eine Verbindung oder direkte Linie gefunden oder gar nachgewiesen werden konnte. Dabei konnte man weder in der gesamten Linie von der FAMA FRATERNITATIS 1614 bis heute eine Verbindung der einzelnen Organisationen und Herausgebern nachfolgender Schriften finden, noch gibt es erkennbare Zusammenhänge unter den einzelnen Rosenkreuzerströmungen.
Wilhelm Raab, der Hauptautor dieses Buches, war 34 Jahre von 1964 bis 1998 Archivar und Großmeister des AMORC, einer weltweiten logenähnlichen Rosenkreuzerorganisation. Bemerkenswert ist hier, dass unter dem Einfluss von Wilhelm Raab der AMORC im deutschsprachigen Raum eine eigene, kabbalistische Ausprägung bekam. Er brachte Dinge in den AMORC hinein, die sonst nicht in den Lehren dieses Ordens zu finden sind, nämlich die Bedeutung der hermetischen und alchymischen Symbole, den Tarot nach A. E. Waite, die geheime Bedeutung der hebräischen Buchstaben und die Interpretation der FAMA FRATERNITATIS. Wilhelm Raab erhielt sein Wissen von Erwin Watermeyer, der seinerseits hauptsächlich sein Wissen aus dem „Order of the Golden Dawn“ und seinem Umfeld bezogen hatte. Bemerkenswerterweise kommen die Rosenkreuzerschriften in den Lehren des AMORC bis 1998 gar nicht vor; man hatte sich fast hundert Jahre nicht um seine Ursprünge gekümmert. Dieses vorliegende Buch entstand aus 12 Manuskripten, die Wilhelm Raab als Lehrmaterial dem Orden zur Verfügung stellen wollte. Dort wurden diese Skripte aber abgelehnt, weil man kein Verständnis für diese Dinge haben wollte. Danach kam es zu einer Trennung zwischen Wilhelm Raab und dem AMORC. Er ist jetzt im Ruhestand und hat sich von unangenehmen Erfahrungen verabschiedet.
Das Feuer hüten, nicht die Asche bewahren
Gelegentlich wird ihm vorgeworfen, dass er hier Geheimnisse ausplaudere, obwohl er früher immer gepredigt hätte, solche Dinge geheim zu halten. Es gibt natürlich eine alte Tradition, die besagt, dass man höhere Lehren geheim halten solle. Schließlich wollte man sich weder einer Inquisition noch einem grölenden Publikum ausliefern. Jeder, der ernsthaft spirituell an sich arbeitet, macht früher oder später die Erfahrung, dass es in der Tat besser sein kann, in bestimmten Umfeldern, z. B. im Kollegenkreis, nicht über solche Dinge zu sprechen oder sich z. B. mit dem buddhistischen Mäntelchen zu tarnen, das als politisch korrekt gilt. In der Flut der Bücher und Neuerscheinungen fällt ein Büchlein mit einer winzig kleinen Auflage nicht weiter auf, anders als im 17. Jahrhundert. Zu bedenken ist auch, dass ja die FAMA FRATERNI-TATIS damals veröffentlicht wurde, um sich öffentlich kundzutun. Die verwendete Symbolik war den damaligen Menschen sicherlich weitaus geläufiger als uns heute. Auch in diesem Buch wird nicht das große Geheimnis ausgeplaudert, denn das, was als Geheimnis bezeichnet wird, ist etwas, das sich nicht in Worte kleiden lässt. Es ist unaussprechlich. In einem geschriebenen Text kann es nur erahnt werden. Im Taoismus heißt es: „Das Tao, das man aussprechen kann, ist nicht das richtige Tao!“ Das Geheimnis kann nur von Mund zu Ohr weitergegeben werden, wenn der Schüler und der Lehrer dazu bereit sind, weil in einem persönlichen Lehrgespräch noch andere Dinge mitschwingen. Zum Thema Tradition sagt man im Buddhismus: „Du sollst das Feuer hüten, nicht die Asche bewahren!“. Wissen zu verbergen um des Verbergens willen macht heute eigentlich keinen Sinn mehr, es sei denn, man möchte sich mit geheimem Wissen attraktiv machen.
Wenn dieses Buch nicht erscheinen würde, dann würde dieses Wissen um die Bedeutung der FAMA FRATERNI-TATIS einfach verloren gehen. Der Zweck dieses Buches ist es, diese Dinge, in denen das Geheimnis der FAMA auf seine Erweckung wartet, für die Nachwelt zu bewahren, auch auf die Gefahr hin, dass es in Zukunft vielleicht nur noch von historischem Interesse sein könnte.
Hier sei noch einmal eine Besonderheit dieses Buches erwähnt. Der vorliegende Text bestand ursprünglich aus 12 Manuskripten, die als Lektionen gedacht waren und die sich inhaltlich daher z. T. wiederholen. Die ersten Manuskripte wurden komplett vom Nebenautor überarbeitet, die weiteren wurden teilweise wörtlich übernommen.
Michael Raab, Karlsruhe, 2004
Im Jahre 1614 erschien, infolge der Verbreitung der Buchdruckerkunst, eine das Geistesleben in Deutschland aufwirbelnde Schrift, die sich an die Häupter, Stände und Gelehrten Europas wandte, um über die Entdeckung der Bruderschaft des R.C. zu berichten. Das damalige Geistesleben, aber auch das ganz normale Leben, stand unter brennenden Vorzeichen. Luthers Reformation hatte stattgefunden und eine blutende Wunde offenbart, die sich dann später zum Dreißigjährigen Krieg, der ein alles verheerender Religionskrieg war, ausweitete. Viele Menschen waren unzufrieden, speziell mit der vorherrschenden Religion und der Art und Weise, wie damit umgegangen wurde. Und in diese Zeit fiel die Entdeckung der Bruderschaft des R.C. und zwar im Jahre 1604.
Die Entdeckung der Bruderschaft besagt, dass diese vorhanden war und sehr sorgfältig arbeitete. Sie hielt sich verborgen, was zu jener Zeit erforderlich war, sonst hätte es Kopf und Kragen gekostet. Das aber wollte und sollte auch niemand riskieren.
Zehn Jahre später, also im Jahre 1614, erschien die anonyme Schrift FAMA FRATERNITATIS und sorgte für eine große Aufregung unter den Gelehrten und Gebildeten der damaligen Zeit. Sofort wurde die Frage aufgeworfen, wer oder was ist eigentlich diese Bruderschaft R.C.?
Wo kamen sie plötzlich her? Wer hat sie gegründet, und zu welchem Zweck wurde sie gegründet? Fragen ohne Antworten. Bereits in den Jahren 1604–1610 jedoch zirkulierten handgeschriebene Manuskripte mit dem Text der FAMA FRATERNITATIS in den Zirkeln der Weisheits- und Mysterienschulen, speziell in der Gegend um Straßburg und Basel. Wilhelm Raab selbst hat ein solches Exemplar, datiert auf das Jahr 1610, in der Bibliotheca Hermetica in Haarlem (Holland) gesehen. Der Historiker Carlos Gilly hat in seinen Veröffentlichungen berichtet, bei seinen Recherchen auf entsprechende Exemplare gestoßen zu sein. Aber erst im Jahre 1614 wurde die FAMA gedruckt und zur allgemeinen Zirkulation gebracht. Da sie anonym erschien, wusste kein Mensch, wer der oder die Autoren waren, woher sie kamen und wer die Herausgeber sein könnten. Doch die FAMA berichtete über alles dies in sehr ausführlicher Form. Nur, die Sprache, in der sie geschrieben war, konnte nicht so recht entziffert werden, denn sie war in einer nur wenigen Menschen verständlichen, verschlüsselten Sprache verfasst. Niemand kannte den Schlüssel und konnte damit umgehen.
Was berichtet die FAMA FRATERNITATIS?
Diese Schrift erzählt – in symbolischer Sprache – die Gründung der Bruderschaft R.C. von ihren Anfängen an. Auch wird darüber berichtet, wer die Gründer dieser Bruderschaft waren und zu welchem Zweck diese gegründet wurde. Das gesamte Lehrprinzip des Ordens wird mitgeteilt und was das Geheimnis der Bruderschaft ist. Alles ist in einer Symbolsprache gehalten, die nur von Eingeweihten verstanden werden kann. Trotzdem wurde die FAMA auch an andere Menschen, die der besonderen Symbolsprache nicht mächtig waren, verteilt, was natürlich deren Neugier erregte. Die Bruderschaft besitzt ein besonderes Symbol, das jeweils immer zubereitet werden muss.
Die FAMA hat gewissermaßen einen neuen Zeitabschnitt eingeleitet, gewissermaßen eine Schwelle zu einer anderen Bewusstseinsebene offenbart, die es zu erreichen gilt, um das Leben in eine andere Richtung gleiten zu lassen, die die Sucher auf dem Pfade erstreben.
Durch das Überschreiten dieser Schwelle zu einer anderen Bewusstseinsform kann der Schlüssel zu den Schätzen des universalen Gedächtnisses gefunden werden. Aber er muss mit einem besonderen Fingerspitzengefühl gehandhabt werden, damit die Strahlen des lebendigen Quells des Stromes des Lebens auch empfangen werden können. Die Gründer des Ordens sind nur mit ihren Initialen bekannt, die richtigen Namen erfährt man beim Eintritt in die Kammer des allumfassenden kosmischen Gedächtnisses. Das Alte muss intuitiv erfasst werden, um das Neue hervorzubringen. Das Alte allein nutzt nichts und das Neue allein auch nicht. „Alles ist eins“ heißt die Devise der Rosenkreuzer, die nach dem Erscheinen der FAMA FRATERNITATIS und der CONFESSIO FRA-TERNITATIS als solche bekannt wurden.
Die FAMA FRATERNITATIS hat damals eine ganz neue Ära eingeleitet, die das Denken der Menschen umpolen sollte. Der Dreißigjährige Krieg war die Folge, denn die vielen aufgestauten Energien explodierten, noch ehe sie in andere Bahnen gelenkt werden konnten. Es erscheint wirklich sehr schwierig für die vorausschauenden Menschen zu sein, genügend Mitstreiter zu finden, um den Sprung in die nächste Mutation des Bewusstseins zu vollziehen. Die träge Masse lässt sich ziehen, sie macht sich keine Gedanken um das Weiterschreiten gemäß der Evolution. Das war das Anliegen der FAMA, daher der Aufruf an die Häupter, Stände und Gelehrten Europas. Der Aufruf durfte aber nicht in einer allgemeinverständlichen Sprache sein, damit nicht die verkehrten Menschen mit etwas begännen, das sie noch gar nicht bewältigen könnten. Leider ist dies nicht geschehen, denn die vielen Hinweise der Reaktionen auf den Aufruf der FAMA zeigten, dass vieles missverstanden worden ist. Der Aufruf der FAMA müsste auch heute wiederholt werden, damit die Weichen für das nächste Jahrhundert gestellt würden, zum Wohle aller Menschen.
Lassen Sie uns nun mit der Besprechung der FAMA FRA-TERNITATIS beginnen.
Zunächst aber die sich ständig wiederholenden Fragen:
Wer sind die Rosenkreuzer?
Gibt es sie überhaupt?
Wo kamen sie her?
Wer hat diese Fraternität gegründet?
Was war der Grund und der Zweck, zu welchem die Fraternität der Rosenkreuzer gegründet worden ist?
Als die Rosenkreuzer zu Anfang des 17. Jahrhunderts bekannt wurden, waren die Wissenschaftler und die Weisen in Europa überrascht, da man doch nie etwas von den Rosenkreuzern und einer Fraternität gleichen Namens gehört oder sie nicht wahrgenommen hatte. Waren sie wirklich eine Organisation von Denkern und Philosophen gewesen, die gegen die religiösen Beschränkungen ihrer Zeit rebellierten? Oder waren sie eine abgeschlossene Einheit von Idealisten, die es gewagt hatten, doch an die Öffentlichkeit zu treten und daher ihren Namen nicht preisgeben wollten? Als man die Schrift FAMA FRATER-NITATIS gelesen hatte, die an die Häupter und Stände in Europa gerichtet war, fragte man sich, wer war eigentlich die geheimnisumwitterte Person, die als der „weiland Andächtige, Geistliche und Hocherleuchtete Vatter Fr. C.R.“ benamt war? Wo befand sich das Haus Sanctus Spiritus, in welchem sie sich einmal im Jahr treffen wollten, um künftige Aktivitäten zu besprechen und um nachzuforschen, was es Neues auf der Welt gäbe, das man noch verwenden könnte oder ob sich das Wissen verflüchtigte. Eine Reihe von Fragen, auf die es ohne weiteres keine Antworten gibt, die aber durch das gründliche Lesen der FAMA FRA-TERNITATIS zur Beantwortung gebracht werden können.
Es gibt eine Reihe von Theorien über die Fraternität der Rosenkreuzer in der Vergangenheit. Für uns und unseren augenblicklichen Standpunkt sind wir an der Untersuchung der Theorie interessiert, wer die Brüder vom Rosenkreuz und was ihre Aktivitäten waren. Historiker glauben, dass Johann Valentin Andreae, ein deutscher Theologe aus Tübingen, der wirkliche Gründer war. Wiederum andere sind der Meinung, dass die Rosenkreuzer aus Ägypten gekommen sein müssen, ihrer eigentlichen Heimat, und dass sie wegen der dort herrschenden Verhältnisse keinen Platz mehr fanden für ein geeignetes Wirken. Historiker glauben, dass die Geschichte des Vatters Fr. C.R. eine Allegorie sei und historisch nicht interpretiert werden sollte. Diese Einsicht resultiert aus der Untersuchung aller Theorien und der zugänglich vorhandenen Aufzeichnungen über den Ursprung und die ersten bekannten Aktivitäten der Brüder vom Rosenkreuz. Dr. Franz Hartmann (1838–1912), der den Rosenkreuzern sehr nahestand, hat sie mit folgenden Worten umschrieben: „Rosenkreuzer sind Menschen, die durch den Lernprozess spirituellen Erwachens eine gewisse praktische Kenntnis der geheimen Zeichen und Symbole der Rose und des Kreuzes erlangt haben.“
Ein echter Rosenkreuzer kann nicht gemacht werden. Er muss sich langsam entfalten und entwickeln durch die Kenntnis und Ausdehnung der göttlichen Kräfte in sich und seinem eigenen Inneren. Dies ist eine Tatsache, die jeder Studierende des Rosenkreuzes zur Kenntnis nehmen sollte. Auch die Unkenntnis der Schrift FAMA FRATERNITATIS ist ein Grund dafür, dass so mancher Studierende auf dem Weg zum Licht nicht so recht weiter kommt, denn diese Schrift ist nach wie vor das wichtigste Dokument der Rosenkreuzer, sozusagen ihre „Bibel“.
Allgemein wird behauptet, dass der Rosenkreuzerorden in Übereinstimmung mit der Beschreibung seines Ursprungs und der dann folgenden Aktivität, wie sie in der FAMA beschrieben sind, existent sei. Es gibt manche Behauptungen, dass eine materielle Körperschaft des Ordens nicht existiert habe und auch nicht existieren werde. Hierzu soll gesagt werden, dass es in den Zeiten vor dem Erscheinen der FAMA üblich war, dass ein Mensch, der in den Rosenkreuzerorden aufgenommen wurde, bei seiner festlichen Initiation versprechen musste, den Orden oder die Fraternität nach Möglichkeit nicht zu erwähnen. Sobald nach einer Verbindung zum Orden gefragt wurde, sollte gesagt werden, dass ein materieller Teil des Ordens nicht existiere, jedenfalls wisse man von nichts. Dies war zum Schutz des Ordens gedacht, der ja, das sei betont, auch schon vor Erscheinen der FAMA existierte und jedes Mal einen anderen Namen und Bezeichnung zu seinem Schutz verwandte. Die FAMA FRATERNITATIS ist bereits im Jahre 1610 als handschriftliches Manuskript erschienen und kursierte in Zirkeln der Rosenkreuzer in Straßburg, Basel, Freiburg, aber auch im norddeutschen Gebiet. Erst im Jahre 1614 erschien sie in gedruckter Form und wurde über das gesamte deutschsprachige Gebiet verteilt.
Was ist eigentlich so wichtig an der FAMA, warum sollte jeder fortgeschrittene Studierende über den Inhalt Bescheid wissen? Dafür gibt es viele Gründe. Doch der wichtigste Punkt ist der, dass die FAMA genau erklärt, wann der Orden gegründet wurde und wer ihn gegründet hat. Aber, hier besteht eine Schwierigkeit: Die FAMA ist in einer symbolischen Sprache geschrieben, die man erst erlernen muss, wenn man den Text der FAMA richtig verstehen möchte.
So wollen wir beginnen, einiges über die FAMA zu berichten, um etwas über die Gründung der Fraternität R.C. und deren früheren Aktivitäten erfahren.
Die FAMA FRATERNITATIS beginnt mit einem Loblied auf Gottes Güte und Weisheit. Gleichzeitig warnt sie die intelligenten Menschen vor ihrem Egoismus und ihrer Gleichgültigkeit, die sie leicht falschen Propheten folgen lässt. Allzu leicht würden sie die Wahrheit ignorieren und das wirklich wahre Wissen, das Gott in seiner Güte über das gesamte Menschengeschlecht ausgestreut hat. Daher sei eine allgemeine Reformation des Geistes nötig und Gott habe die Weisen und Philosophen für diesen Zweck bestimmt.
Um diese Reformation durchzuführen, hatte sich lange Zeit eine bis dahin unbekannte Person bemüht, die als der „weiland Andächtige, Geistliche und Hocherleuchtete Vatter Fr. C.R.“ benamt wird. Er sei ein Deutscher von Geburt gewesen, der Fraternität Haupt und Anfänger, der aus Armut, obwohl er adelige Eltern hatte, im fünften Jahr seines Alters in ein Kloster versteckt wurde. Mit dem Begriff „Deutsch“ werden die Begriffe strebsam, tüchtig und zuverlässig verbunden. Diese Deutung ist allerdings nicht nationalistisch gemeint, sondern jenseits aller Ethnien zu sehen. Adelige Eltern bedeutet, dass sein Vater die Sonne und seine Mutter der Mond ist. Diese Analogie erinnert an die „Tabula Smaragdina Hermetis“, der smaragdenen Tafel des Hermes Trismegistos, die allen hermetischen und damit auch den alchemistischen Weisheiten zugrunde liegt. Die Sonne, das aktive, männliche Prinzip, besser vielleicht Sonnenlogos genannt, steht für das geistige Prinzip. Der Mond oder besser die Mondin steht für das passive, weltliche und stoffliche Prinzip. Die Mondin vergisst manchmal, dass nicht sie selbst leuchtet, sondern dass es der Sonnenlogos ist, der sie anleuchtet. Die Zuordnung der Prinzipien der Geschlechtlichkeit zu den geistigen und weltlichen Kräften hat übrigens nichts mit den real existierenden Männern und Frauen auf diesem Planeten zu tun, da ja jeder beide Prinzipien in sich hat. Man könnte eher im Gegenteil sagen, dass in dieser
Welt zu herrschen, diese Welt und andere Menschen zu beherrschen, Karriere zu machen und seinen Mann zu stehen eigentlich weltliche und damit mondige Eigenschaften sind. Aus hermetischer Sicht von oben betrachtet sind Machos und Karrieretypen somit viel mehr Frau und Eva als ihnen wohl lieb ist. Weiter heißt es, er sei aus Armut in ein Kloster gegeben worden. Diese Armut kann sich einerseits auf eine materielle Armut beziehen, die er gehabt haben könnte, obwohl oder weil er geistig hochstehende Eltern hatte. Andererseits kann damit eine geistige Armut gemeint sein. Diese könnte bedeuten, dass er nicht viel wusste. Nicht viel zu wissen kann im mystischen Sinne ein großer Vorteil sein, da es gut ist, wenn man „wie die Kinder“ offenherzig, unbedarft und vollkommen frei von störenden Vorstellungen, wie denn das Geistige nun sein soll, an die praktische Arbeit geht. Geistige Armut kann auch bedeuten, dass man frei ist von Anhaftungen, dass man seine Gedanken und Konzentrationen nicht auf irdische Dinge haftet. Jemand, der Reichtum anhäufen will, ist genauso an das Thema Geld gefesselt wie jemand, der in Askese lebt und Reichtum vermeidet und verteufelt. Wer geistig arm ist, kann materiell reich oder auch arm sein, beides ist ihm gleichwertig.
In der FAMA heißt es weiter, er sei im Alter von fünf Jahren ins Kloster gekommen. Die Zahl fünf ist die Zahl des Menschen, er hat vier Finger und einen Daumen, er hat vier Gliedmaßen und einen Kopf. Fünf steht für die Quintessenz (lat. quinta essentia), das 5. Element, das sich ergibt, wenn die vier Elemente des Menschen, die als Feuer, Wasser, Erde und Luft symbolisch dargestellt werden, in einen gereinigten, ausgeglichenen Zustand gebracht werden. Die Fünf bedeutet, dass der Mensch seinen Adel und seine Herrlichkeit verstanden hat und mit beiden Beinen fest auf dieser Erde steht. Die 5 ist auf dem kabbalistischen Lebensbaum der Sphäre Malkuth zugeordnet, 5 Jahre ist also ein mystisches Alter. Nachdem er also die fünf verwirklicht hat, kommt er in ein Kloster. Ein Kloster steht für einen abgeschlossenen Bereich, der von außen nicht einsehbar und somit versteckt ist. Was dort geschieht, ist einer breiten Öffentlichkeit nicht bekannt, die Zuwendung zum Geistigen geschieht, ohne in der Welt davon viel Aufhebens zu machen. Dort erlernte er die beiden Sprachen Griechisch und Latein ziemlich gut. Mit Griechisch und Latein sind Philosophie und Geometrie oder das Geistige und das Weltliche gemeint.
Frater C.R. ersehnte eine Pilgerreise zum Heiligen Grab zu machen, welche ihm auf emsig Flehen und Bitten gewährt wird. Das heilige Grab befindet sich bekanntlich in Jerusalem, das hier stellvertretend steht für die Stadt des Friedens und der Toten, womit gemeint ist, dass sich hier nichts tut. Ein Bruder der Fraternität wird ihm zugegeben und ihre erste Station auf dieser Reise ist die Insel Zypern, die Insel der Venus. In der griechischen Mythologie wurde Venus im Meer geboren und betrat zuerst die Insel Zypern. Venus steht ja für die Liebe, allerdings nicht für die erotische sexuelle Liebe, die eher dem Mars und damit der Farbe Rot zugeordnet ist, sondern Venus steht für die gegenstandslose, universelle göttliche Liebe, die mit der Farbe Grün assoziiert ist. Das Prinzip der Venus ist außerdem dem Metall Kupfer zugeordnet, das es auf Zypern gibt.