Die Brücke ins Irgendwo - null michelle_werner - E-Book

Die Brücke ins Irgendwo E-Book

null michelle_werner

0,0
3,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Maggie, ein Waisenkind, hat eine tolle Tanzkarriere vor sich. Sie wird das Opfer eines Attentats, welches sie zur Behinderten macht. Jacques, ein Lastwagenfahrer, verursacht einen Unfall, bei dem er selbst das Leben verliert. Jockel, ein Mathematikgenie, auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, erleidet den größten Schock seines Lebens. Diese und andere Seelen nimmt der Himmel unter seine Fittiche und zeigt, wie die Schicksale miteinander verwoben sind. Und dann kommt der 31. August, der zum schlimmsten Tag für Maggie und Jockel werden kann. Was dann geschieht, kann man nicht hoffen, nicht träumen - sondern nur selbst erleben!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 113

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



michelle_werner

Die Brücke ins Irgendwo

Ein Gnusch in der Köpfe-Buchhaltung

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Silvesternacht

Rückblende: Wie alles begann

José der Glücksengel

Die Brücke ins Irgendwo

Das Basispaket

Alles was du brauchst – oder möchtest

Gnusch in der Köpfe-Buchhaltung

Laras gebrauchtes Baby

Verantwortung? Was soll das sein?

Schicksalhafte Verkettung

Eine Ewigkeit dauert verdammt lange

Rechnen und Schmusen gleichzeitig

Unschuldig fühlen und unschuldig sein

Wir dürfen dir dabei nicht helfen

Gefälligkeiten

Das überzogene Konto

Koma und Rollenwechsel

Gedanken und Träume

Warum sich das antun?

Die Strafe ist doch schon bezahlt!

Gnusch im Kopf

Flüchtlinge sind Ausgestoßene

Laras Ring

Die 50 Franken-Idee

Es gibt keinen Drink mehr für Angeheiterte

In derselben Silvesternacht

Ein Rat der Ärzte

Dumme Jobs

Das Band des Schicksals

Schreckliche Angst

Alles läuft schief

Noch eine Visite lang warten

Jedem seine eigene Perspektive

Ein stiller Abschied

Es ist nie zu spät

Freiburgstrasse – Schwester Dora

Murtenstrasse - Katharina

Laupenstrasse - Betsy

Ich muss dich leider jetzt hier lassen

Die größere Dringlichkeit

Sarah - berührbare Vergangenheit

Titus – ein unerwartetes Angebot

Kleidertausch

Impressum neobooks

Silvesternacht

Jockel hatte im Nachtdienst aus dem Radio erfahren, das etwas in dem Lokal vorgefallen war, in dem seine Maggie arbeitete, aber die Medien wurden angewiesen keine Details zu berichten, bis man den Täter gefasst hatte. Daher vermutete Jockel auch nichts Schlimmes. Am nächsten Morgen, als sein Dienst endete, fuhr er dann zu dem Lokal und weil dort niemand war, fuhr er zur Polizei, wo man versuchte, Maggies Verlobten schonungsvoll die Umstände der Tat zu schildern. Jockel raste mit seinem klapprigen Velo – wozu man auch Fahrrad sagen kann, ins Inselspital und erfuhr dort nähere Details.

Man konnte ihm allerdings noch nichts Genaues sagen, denn die Spezialisten waren sich noch nicht einig, wie schlimm die Verletzung wirklich war. Er sollte sich noch etwas gedulden.

Am Abend des Tages war es dann Gewissheit. Maggie hatte beim Säureattentat eine ernsthafte Verletzung erlitten. Die Haut in ihrem Gesicht würde irgendwann heilen, es würden kaum Narben bleiben, aber sie würde wohl von nun an blind sein.

Jockel war so geschockt, dass er vor den Ärzten zusammenbrach. Sie brachten auch ihn auf die Intensivstation und es brauchte Stunden, bevor er wieder sprechen konnte. Was würde nun aus ihrer Ausbildung und Karriere als Tänzerin? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, es war einfach unfassbar.

Maggie konnte frühestens morgen Besuch empfangen, sie war durch den Schock noch nicht ansprechbar und auch nicht belastbar. Sie wusste nicht einmal genau, was mit ihr passiert war. Die Ärzte gaben ihr nur Sedative und ausweichende Antworten. Dies fühlte auch Maggie, nur war sie zu schwach, um mehr von der Wahrheit zu erhaschen.

Jockel verließ das Spital. Er rannte geradezu. Wieso hatte er sie gestern nicht abgeholt, wieso musste er diesen dummen Nachtdienst übernehmen? Wäre er in diesem Lokal gesessen und hätte auf Maggie gewartet, vielleicht hätte er es verhindern können!

Er musste schnell einen Job haben, einen den man sofort bekommt, und bei dem er schnell Geld verdienen kann, er müsste doch jetzt für sie sorgen! Vielleicht könnten Spezialisten noch etwas retten, wenn man sie nur bezahlen könnte. Die Gedanken überschlugen sich in Jockels Kopf. Er musste irgendwas tun, oder er würde verrückt werden. Er hatte das Gefühl, es nicht auszuhalten.

In all dem Trubel fiel ihm plötzlich wieder dieser sonderbare Traum ein. Was hatte dieser Mann am Ende des Traumes gesagt? Jockel erinnerte sich noch genau an die Worte: „Ich bin heute zu dir gekommen, um dir zu sagen – mach es besser. Ein großes Talent beschert dir Ruhm, aber noch lange kein glückliches Leben.“

Jetzt wusste er, dass er viel zu lange auf seinen Talenten beharrt hatte, immer auf das Passende oder Richtige gewartet hatte – statt etwas für ein glückliches Leben zu tun – und nun war es wahrscheinlich zu spät. Er hatte richtigen Zorn auf die Mathematik, die ihn so sehr abgelenkt hatte.

Er musste jetzt einfach den nächstbesten Job annehmen, um zu retten, was noch zu retten war. Um seiner Maggie ein zu Hause bieten zu können und vielleicht noch ein bisschen mehr. Er sah das erste Mal in seinem jungen Leben hinauf zu den Sternen und bat die da oben, ihm jetzt beizustehen. Offenbar musste es ihm erst ganz schlecht gehen, dass er Zeit zum Beten fand. Erst jetzt existierte für ihn eine höhere Macht! Auch dies beschämte ihn.

Jockel lief zum Bahnhof, denn dort hätte sicher noch ein Kiosk auf. Es war aber nicht die Uhrzeit die ihn so drängte, vielmehr half ihm das Laufen dabei, sich irgendwie zu betäuben. Er lief irgendwie um sein Leben – sein glückliches Leben mit Maggie – und doch wusste er, dass er nicht schnell genug laufen konnte, denn er konnte nicht in die Vergangenheit zurück, um ein gnädigeres Schicksal zu erwirken.

Kurz vor dem Bahnhof kam Jockel zu Sturz, holte sich einige Platzwunden. Ein Passant wollte ihm helfen, aber er sagte nur: „Ich muss weiter, weiter, ich bin zu spät, ich muss“ und dann war er auch schon weg.

Keuchend traf er am Kiosk ein und er nahm von jeder Tageszeitung ein Exemplar, denn er brauchte sofort einen Job. In ihm war Panik ausgebrochen, er hörte sein Herz heftig schlagen und dann - brach er erneut zusammen.

Rückblende: Wie alles begann

Kurz nach La Coruña fuhr Jacques mit einem schwer beladenen Lastwagen und die Dämmerung brach allmählich herein. Knappe 70 Kilometer hatte er noch vor sich und dann wäre er endlich am Ziel in Santiago de Compostela. Er fuhr auf der N550 den hier konnte er die teure Autobahnmaut einsparen.

Seit 26 Stunden saß er nun schon am Steuer und einige Male wäre er fast eingeschlafen, aber ein wenig musste er noch durchhalten. Jacques arbeitete für eine Baumfirma in der Nähe von Vézelay in Burgund, also in Frankreich. Sein Chef hatte eine Ausschreibung gewonnen. Eine Kathedrale in Santiago de Compostela, wo der spanische Jakobsweg für Pilger endete, sollte restauriert werden. Jetzt mussten die Baumaterialien von Frankreich zur Baustelle in Spanien geschafft werden.

José der Glücksengel

Der 8-jährige José ging bei Carral nach Hause, denn er hatte seine Großmutter besucht. Jede Woche am Donnerstag sah er nach seiner Großmutter die nur 3 Kilometer weit entfernt wohnte und die sich über ein bisschen Hilfe immer sehr freute. Seine Großmutter war schon eine sehr alte Frau, mit ganz vielen Falten und wundervollen Geschichten. José liebte seine Großmutter, weil sie so gütig war und natürlich auch, weil sie José jedes Mal etwas zum Naschen zusteckte. Da war es dem Jungen eine Freude, ihr ein wenig zur Hand zu gehen. Da José heute schulfrei hatte, weil die Lehrerin erkrankt war, strotzte er vor Kraft und Übermut. Er hüpfte, sprang immer wieder auf einem Bein hoch und hatte trotz der beginnenden Dunkelheit keine Angst – wovor denn auch?

Jacques war nicht nur übermüdet, sondern auch stocksauer. Er hatte gestern mit seiner Frau einen ganz großen Streit, bei dem sie ihn der Untreue bezichtigt hatte. Natürlich war er nicht untreu, er hatte bloß mit einem Mädchen Sex, aber das ist ja nicht das Gleiche. Und außerdem hatte seine Frau keinerlei Beweise! Sie verdächtigte ihn sozusagen grundlos und daher unschuldig. Als echter Franzose hatte er immer etwas am Laufen, aber da war keine böse Absicht dabei, sondern nur Abwechslung und Vergnügen.

José hatte heute mit Großmutter rumgealbert und dabei wäre beinahe ihre Brille zu Bruch gegangen, aber José beruhigte sie sofort. Er wäre ihr Glücksengel und er würde schon aufpassen, dass nichts passierte. Großmutter umarmte ihn dann und meinte: “da hast du vollkommen recht!“ Danach bekam er einen dicken Kuss. Nur warum die alte Frau manchmal Tränen des Abschieds in den Augen hatte, dass verstand er nicht. „Bestimmt werde ich das später verstehen, wenn ich ausgewachsen bin“, dachte José.

Jacques Augen waren extrem müde und die Fahrt in der Dunkelheit fiel ihm nicht mehr so leicht, wie damals, vor 35 Jahren als er seinen Führerschein bekommen hatte. Also nahm er wieder einen ordentlichen Schluck aus seinem Flachmann, den richtige Männer eben von Zeit zu Zeit brauchen, um fit zu bleiben. Als er die kleine Flasche wieder am Beifahrersitz abstellen wollte, fiel die Flasche herunter und begann herum zu kullern. Das konnte Jacques gar nicht brauchen, denn bald würde das ganze Fahrzeug nach Alkohol riechen. Also bückte er sich, um den kleinen Ausreißer wieder aufzunehmen. Dabei verzog er das Lenkrad und der LKW geriet ins Schleudern. Jacques sah noch, wie er gegen etwas prallte und dann knallte das Fahrzeug gegen eine Hausmauer. Schnell fing es Feuer und Jacques gelang es gerade noch, sich aus dem Fahrzeug fallen zu lassen. Nur wenige Meter entfernt lag José leblos am Straßenrand.

Es dauerte lange, zu lange, bis Hilfe kam und bis die beiden ins Hospital von La Coruña kamen. Die Ärzte konnten nichts mehr für die beiden tun.

Die Brücke ins Irgendwo

Jacques und José gingen Hand in Hand auf einer unendlich langen, weißen Straße, die aber mehr eine Brücke war, denn auf beiden Seiten der Straße gab es nichts, keine Häuser, keine Bäume, keine Blumen, nicht einmal Wiesen.

Einige Eonen oberhalb der Erde kamen sie schließlich in einem riesigen, pastellfarbigen Raum an, der hier der Empfangsraum zu sein schien. Es gab hier ein ständiges Kommen und Gehen. Menschen kamen aus allen möglichen Richtungen und verschwanden dann in einer ganz anderen Richtung. Jeder schien zu wissen, wohin er oder sie gehen müsste, nur José und Jaques standen irgendwie verloren herum. Vielleicht hatte man vergessen ihnen zu sagen, wo sie lang zu gehen hatten?

Plötzlich ließ Jacques die Hand von José los und ging bedächtigen Schrittes zur linken Seite und dann weiter und immer weiter. José wollte ihm nacheilen, aber plötzlich stand ein großer Mann vor José, der sich zu ihm hinunter beugte. Es war ein ganz alter Mann, der überhaupt keine Falten hatte und der zugleich irgendwie jung aussah. Er hatte einfach jedes und damit kein Alter, das man haben konnte und das zur gleichen Zeit.

„Das ist kein Weg für dich“ sagte der große Mann zu José. „Warum nicht?“ wollte dieser wissen. „Dieser Mann muss sich nun für sein Leben verantworten“, sagte der Mann. „Du aber kannst gleich auf den rechten Weg gehen.“

José wusste, dass es nicht höflich war, einen Ausgewachsenen so oft zu widersprechen und daher ließ er sich von diesem zeitlosen Mann, behutsam an dessen Hand, auf den rechten Weg führen.

Das Basispaket

Sie kamen in einen anderen Raum, der ebenfalls ganz zarte Farben hatte und der unendlich lang und breit zu sein schien. Hier sah José eine wirkliche Unmenge an Regalen und aufgetürmten Schachteln herumstehen. So viele, wie er noch nie zuvor gesehen hatte, jedenfalls soweit er sich erinnern konnte.

„Du darfst schon bald wieder zur Erde zurückkehren, doch zuvor gibt es einige Dinge die du zu erledigen hast. Du darfst dir zunächst auf dieser Seite ein Basispaket für deinen Körper wählen“ und dabei zeigte er auf die linke Seite des Raumes.

„Jedes Paket enthält alle Teile die du für ein neues Leben benötigst. Jedes Paket ist gleich und du schuldest dafür eine bestimmte Anzahl von Gefallen“ erklärte der große Mann. José hatte großes Vertrauen zu ihm, so als er ihn schon ewig lange kennen würde.

„Ich verstehe das mit der bestimmten Anzahl an Gefallen nicht, wie viele kostet es denn? Kannst du mir das bitte ein bisschen erklären?“ sagte José mit flüsternder Stimme, denn er traute sich hier gar nicht lauter zu sprechen. Um ihn herum war alles so leise.

„Wie viele Gefallen es sind, kann ich dir leider nicht sagen, denn darüber darf hier nicht gesprochen werden – damit du frei für deine Entscheidung bist. Aber es sind jene Gefallen die du später anderen Menschen machen wirst, ohne dass du genau sagen könntest, warum du es machst oder was es überhaupt für einen Sinn macht, diesen Gefallen zu gewähren. Du wirst sie alle erbringen, da mache ich mir gar keine Sorgen darüber.“

Dieses Spiel begann José zu gefallen, auch wenn er es noch nicht so ganz verstanden hatte. Bestimmt würde er es später verstehen, wenn er ausgewachsen wäre. José hatte ganz schön zu schleppen, an diesem Basispaket. Es fühlte sich fast so schwer an, wie er selbst war. José wusste, dass man tapfer zu sein hat, wenn man eine Last tragen musste. Dies hatte er schon bei Großmutter gelernt. Wie es ihr wohl jetzt ginge – ganz ohne ihn – ihren Glücksengel?

Alles was du brauchst – oder möchtest

„Jetzt werden wir schauen, was du noch alles brauchst, oder möchtest. Gehen wir einmal links in diesen Raum. Hier gibt es Köpfe und wenn du magst, dann kannst du den Kopf aus deinem Basispaket hier ablegen und dir einen anderen aussuchen. Es genügt, dass du es denkst, du brauchst nichts anzufassen. Du kannst dir einen Kopf aussuchen, der so aussieht, wie Albert Einstein, oder wie Ludwig van Beethoven, oder wie Mohandas Gandhi oder was immer du dir wünscht.“

„Ist das denn nicht egal?“ fragte José zurück. „Ist es wirklich so wichtig wie man aussieht? Dies waren doch bestimmt liebe Menschen, die sich bemühten, ihr Bestes zu geben!“

„Das solltest du mal den Menschen da unten sagen!“ meinte der Mann ohne Zeit und Alter. „Viele sind unglücklich, wenn sie nicht wie ein bestimmter Star aussehen und die Chirurgen verdienen sich dumm und dämlich, die Haut zu schneiden, zu spannen und so weiter. Manche nehmen sogar in Kauf, dafür zu sterben, aber das ist eine andere Geschichte, für die wir jetzt keine Zeit haben.“