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In der Marktgemeinde Türkheim wurden in der Barockzeit durch das Herzogspaar Maximilian Philipp und Mauritia Febronia vier Bruderschaften gegründet. Die Mitglieder kamen auch aus der Umgebung des Ortes. Auch waren Künstler wie Johann Georg Bergmüller, Dominikus Bergmüller, Ignaz Hillenbrand usw. in den Bruderschaften. Die Bruderschaften hatte durch Stiftungen, Pacht und Spenden ein beachtliches Kapital. Dieses konnten sie besonders an Handwerker verleihen. Damit waren Bruderschaften in der Barockzeit auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
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Seitenzahl: 69
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Einleitung
Die Corpus-Christi-Brunderschaft
Gründung
Herzogliche Gründe für die Gründung
Genehmigung
Einführung der Bruderschaft
Einführung des zehnstündigen Gebetes
Bischöfliches Regulativ
200-jähriges Jubiläum der CCB
Die CCB im 20. Jahrhundert
Anzahl der Bruderschaftsmitglieder
Gründung-Statuten
Organisation der CCB Bruderschaft
Statuten um 1876
Statuten um 1915 und danach
Ablässe
Organisation
Prozessionen
Hl. Messen
Bruderschaftshaushalt
Bruderschaft der immerwährenden Anbetung des Hochheiligen Sakraments
Armen-Seelen-Bruderschaft
10-Stündiges Gebet und Verhältnis zur CCB
Mitglieder
Ablässe
Versammlungen
Bruderschaftsmagistrat
Hl. Messen
Brudershaftshaushalt
Ausgaben
Lauretanische Bruderschaft
Statuten
Ablässe
Prozessionen
Ausgaben
Bruderschaftsmessen
Im Jahre 1676 gründete Herzog Maximilian Philipp (1638 - 1705) in Türkheim zwei Bruderschaften und bald folgte seine Gemahlin Mauritia Febronia (1652 – 1706) mit der Gründung einer weiteren Bruderschaft. Das Herzogspaar war kinderlos. Schon dies war ein Grund, Bruderschaften zu gründen, deren Mitglieder auch nach dem Tode für sie beteten. Noch meine Eltern erzählten mir, dass an jedem Sonntag vor dem Hochamt für das Seelenheil des Herzogspaares in der Türkheimer Pfarrkirche gebetet wurde.
Die Bruderschaften waren in einem Ort eine wichtige Institution: Sie belebten das religiöse und soziale Leben. Im 18. Jahrhundert waren sie oft, neben der „Kirche“, die einzigen Institutionen, welche Gelder verliehen. Dies war besonders für Handwerker wichtig. Diese mussten beim Materialkauf oft in Vorleistung gehen. So musste sich z.B. Dominikus Bergmüller Gelder bei einer Bruderschaft leihen, um Holz für die Altäre für die Wieskirche kaufen zu können. Die Entstehung eines Zentrums für schwäbische Barockkunst in Türkheim wäre ohne das Vorhandensein der Bruderschaften in Trükheim nicht möglich gewesen. Bruderschaften gaben einem Ort Zentralität. An Bruderschaftsfesten kamen auswärtige Priester zum Beichthören und Gläubigen zur Teilnahme an Prozessionen und Messen nach Türkheim. Sie kauften dürften bei dieser Gelegenheit auch hier ein.
1676 gründete Herzog Maximilian Philipp beede Hochlöbliche Bruderschafften: die Corporis Christy Bruderschaft und die Bruderschaft der Immerwehrenten anbettung des Hochheilligisten altars Sacraments.
Die Türkheimer Corpus-Christi-Bruderschaft war eine Erzbruderschaft. Sie erhielt ihre Ablässe direkt vom päpstlichen Stuehl in Rom. Ihre Reglen und Statuta musste sie nur vom Augsburger Bischof bestätigen lassen.
Beide Bruderschaften hatten den gleichen Magistrat. Sie unterschieden sich nur wenig in ihren Zielen und Regeln. Es stand einem jeden frey, sich zugleich auf einmahl in beede: oder aber anfenglich in eine, und nachgehents erst in die andere einschreiben zu lassen: oder man mag eine: oder die andere annemen und die ybrige gar underlassen,
Der unmittelbare Anlass zur Gründung dieser Bruderschaft war ein Hostienfrevel in Amberg. Der eigentliche Grund für den Herzog, eine Bruderschaft zu gründen, war jedoch, dass ein Herrscher nicht nur für das leibliche Wohl, sondern auch für das geistliche Heil seiner Untertanen zu sorgen hat.
Herzog Maximilian Philipp war ein geistiges Kind der Gegenreformation. Die vom Tridentinum stark geförderte Eucharistiefrömmigkeit betrachtete das heiligste Guett als Heilmittel gegen die todbringende Sünde. Auch Kurfürst Maximilian I. (1573 – 1651), Vater von Maximilian Philipp, war ein großer Verehrer des „Allerheiligsten“. Sein Bruder, Kurfürst Ferdinand Maria (1636 – 1679) hatte 1674 von Papst Klemens X (* 1590, 1670 – 1676) die Erlaubnis erhalten, die Erzbruderschaft der ewigen anbetung des heiligsten Altarsakraments in Bayern einzuführen. Sein Bruder Maximilian Philipp wollte es ihm in seiner Herrschaft Schwabegg gleichtun, da diese schöne Andacht […] vorhero ganz Bayern angenommen. In einigen Orten seiner Herrschaft Schwabegg gab es zwar schon Bruderschaften, aber noch keine Corpus-Christi-Bruderschaft. Deshalb betrachtete der Herzog die Einführen einer CCB in Türkheim als eine wichtige Ergänzung. Wie diese Bruderschaft dem Herzogspaar am Herzen lag zeigt eine Bemerkung im Saalbuch von 1784: Da Maximilian Philipp und seine Gemahlin solch höchlich wähnende andachten zu dem allerheiligsten AltarsSacrament exemplarisch übten und so, das Höchst diese fürsten Persohnen nichts eyfriger wünschten, als das Jedermäniglich solche Andachts pflege sich angewöhnte und angelegen seyn lassen mechte […]. In seinem Testament schreibt der Herzog: bitte aber zu vorderist den Allmächtigen gott, er wolle durch sein bitteres Leiden und Sterben, auch Verdienst und Barmherzigkeit mir alle meine Sünden, mit welchen ich ihn als das höchste Gut beleidigt habe, verzeihen und mich, obwohl unverdienter Weise, in die ewige Seeligkeit aufnehmen.
Pfarrarchiv Türkheim
Um eine Bruderschaft zu errichten war eine bischöfliche Erlaubnis notwendig. So wandte sich der Herzog an den Augsburger Bischof Johann Christoph von Freyberg (1616 – 1690), um eine Licentia zu erhalten. Dessen Generalvikar Franz Ziegler (1674 – 1698) antwortete am 13. Februar 1676, dass grundsätzlich keine Bedenken bestehen, da der Vater von Maximilian Philipp, Kurfürst Maximiian I., dieser löblichen Andacht primus motor war. Allerdings gab der Generalvikar zur Überlegung, ob sich der Herzog nicht der Bruderschaft in der Heilig-Kreuz-Kirche in Augsburg, die es dort schon seit 1604 gab, anschließen möchte.1 Der Herzog wollte jedoch seine „eigene“ Bruderschaft und erhielt deshalb vom Augsburger Bischof die Erlaubnis hierzu mit allen Ablässen der Corpus Christi Erzbruderschaft der römischen Kirche Santa Maria sopra Minerva. Am 3. Juni 1676 bewilligte Papst Klemens X. die Gründung der Erzbruderschaft in Türkheim.
Herzog Maximilian Philipp forderte den Türkheimer Pfarrer Adam Deill (1651 1682) auf, seine Gedanken zur Einführung einer Bruderschaft zu äußern. Dieser gab zu bedenken, dass man auch an Ornat, Himmel, Pluvial und anderer herbei zu trachten habe. Ins Saalbuch schrieb der Pfarrer: Damit aber in Sachen keine anderseite Hinternüssen oder auch unterströchungen von auch öfters wiedrig gesinter Geistlichkeit die ausen des wahren Schafstahl Christi flattern haben höchst gedachter Promotor und Fundator dieser hochlöblichen Bruderschaft, vorzüglich alle hieher notwendige Labeos und Paramenta, als Pluvial, ornaten, Himmel und Fahnen x. expropeye sofolglich ohne Entgelt angeschaft.
Der Herzog bestimmte, dass vor der Einführung der Bruderschaft die Pfarrer von Türkheim und den umgebenden Orten in zwei oder drei Predigten die Ziele der Bruderschaft zu erläutern haben. Auch soll keine Konkurrenz zu Bruderschaften in der Nachbarschaft entstehen und die Ablässe der Bruderschaft sollen von der Kanzel herab verkündet werden.
Die Bruderschafts-Satzung wurde wohl vom Kapuzinerpater Ludwig aus Deggendorf aufgesetzt. Sein Vorbild war die uralt Erzbruderschaft St. Peter in München.
Am 14. Juni 1676 wurde die Corporis-Christi-Bruderschaft und die Bruderschaft der Immerwährenden Anbetung des Allerheiligsten des Hochheiligen Sakraments […] in der Türkheimer Pfarrkirche eingeführt. An diesem Tag waren bei der canonicé, Introduktion und 1. Prozession 23 Priester aus der Umgebung mit Kreuz und Fahnen anwesend. Am Vormittag gab es eine Festmesse mit einer Predigt des berühmten Kapuzinerpaters Ludwig von Deggendorf.2 Am Nachmittag fand eine Vesper mit Predigt, Te Deum und Segen, gehalten vom Pfarrer von Pfaffenhausen, statt. Die anschließende Prozession um Dorf und Schloss begleiteten viele hundert Menschen. Danach konnte man sich in die beiden Bruderschaften einschreiben lassen. An diesem Tag wurden 5 Maß Opfer- und Messwein benötigt. Zur Gestaltung der Festivitäten holte man zusätzlich Musikanten aus Landsberg. Für die Einschreibung wurden aus Mindelheim 1.700 Stundenzettel und aus Augsburg 200 Dreißiger bezogen.
Rasch nahm die Mitgliederzahl, das Bruderschaftsvermögen und die gestifteten hll. Messen und Jahrtage zu, die Bruderschaftsprozessionen wurden immer prunkvoller.