Mathias Merkle und Alois Stückle - Alois Epple - E-Book

Mathias Merkle und Alois Stückle E-Book

Alois Epple

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Beschreibung

Mathias Merkle ermöglichte Sebastian Kneipp das Theologiestudium. Er war Priester, Theologieprofessor, Reichstags- und Landtagsabgeordneter und verteidigte eifrig das Unfehlbarkeitsdogma. Der Priester Alois Stückle war ein Freund Kneipps, begleitete diesen auf seinen Reisen und war jahrelang Vorsitzender des Kneipp-Vereins Wörishofen.

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Vorwort

Judith M. Mariafai schrieb in ihrem Aufsatz über Mathias Merkle1: Die Kneipp-Geschichtsforschung der letzten Jahre wählte einen neuartigen Weg: Statt sich in mehr oder minder allgemein bekannt gewordenen Einzelheiten über Kneipps Leben zu verlieren, hat sie mit einer eingehenden und abwägenden Betrachtung seines „Gönnerkreises“ begonnen. Mariafai hat sich 1982 mit Dr. Franz Kleinschrod beschäftigt.2 Isa-Maria Betz schrieb 2011 ein Buch über Dr. Alfred Baumgarten.3 Wir konnten vor zwei Jahren Bonifaz Reile in einem Buch würdigen.4 In diesem Buch nun sollen zwei priesterliche Freunde von Sebastian Kneipp näher vorgestellt werden, welche im Leben des Wasserdoktors eine bedeutende Rolle spielten.

Mathias Merkle kennt man, da er bei Kneipp die Voraussetzungen für ein Theologiestudium schuf. Unabhängig von Kneipp erlangte er eine gewisse Bedeutung als Verteidiger des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit und als Reichstags- und bayerischer Landtagsabgeordneter. Alois Stückle ist bekannt als Kneipps „Reisemarschall“. Er war auch langjähriger Vorsitzender des Kneipp-Vereins und Kneipps Universalerbe5.

Falls nicht anders angegeben stammen die Fotos aus dem Archiv von Michael Scharpf und wurden von diesem auch bearbeitet. Ohne das Bildarchiv, welches Michael Scharpf jahrzehntelang aufgebaut hat, wäre eine so reichhaltige Bebilderung nicht möglich gewesen.

Es sei hier nicht versäumt allen zu danken, welche am Zustandekommen dieser Arbeit beteiligt waren. An erster Stelle sei hier erwähnt das Personal des Kneipp-Museums in Bad Wörishofen, besonders Frau Kathrin Bartsch. Für die rasche Erledigung von Anfragen sei dem Archivar des Georgianums in München, Dr. Claudius Stein, gedankt. Korrektur las auch Herr Oberstudiendirektor a.D. Alfred Sommer. Der Förderkreis Sebastian-Kneipp-Museum e.V. unterstützte dieses Buchprojekt vielfältig.

1 Judith M. Mariafai: Der Mann der Sebastian Kneipp das Studium ermöglichte, Archiv im Kneipp-Museum in Bad Wörishofen

2 Judith M. Mariafai: Das Leben des Sanitätsrats Dr.med. Franz Kleinschrod, Arzt von Gottes Gnaden. Praktischer Arzt, Naturwissenschaftler und Philosoph, Kneipp-Verlag 1982

3 Isa-Maria Betz: Wörishofen wird Weltbad – Dr. Alfred Baumgarten 1862 – 1924 – Sebastian Kneipps Badearzt, Weißenhorn 2011

4 Epple/Scharpf

5 „75 Jahre Stamm-Kneipp-Verein Bad Wörishofen“, o.O., 1966, 37

Inhalt:

Mathias Merkle

- Sebastian Kneipps Lehrer, Theologieprofessor und Abgeordneter

Geburt und Herkunft

Lateinschule und Gymnasium in Dillingen

Stipendium und Auszeichnung

Studium in München

Kaplan in Grönenbach

Sebastian Kneipp als Schüler von Mathias Merkle

Kaplan in Augsburg und Versetzung nach Dillingen

Kneipp bei Merkle in Dillingen

Professor in Dillingen

Merkle und das Unfehlbarkeitsdogma

Merkle und sein Bischof

Streit und Streik am Dillinger Lyceum

Versetzung nach Passau

Professor in Passau

Merkle und das kath. Pädagogium

Politisches Vorspiel

Abgeordneter im Reichstag

Kammer der Abgeordneten im Bayerischen Landtag

Publikationen

Testament, letzte Tage, Tod und Begräbnis

Nachrufe – Ehrungen post mortem

Alois Stückle

– Kneipps Reisemarschall

Geburt und Kindheit

Ludwigs-Gymnasium in München

Studium

Priesterliche Laufbahn

Vorsitzender des Kneipp-Vereins

Kneipps Reisemarschall

letzte Lebensjahre

Tor, Begräbnis, Nachlass

Abgekürzte Literatur

Mathias Merkle

1816 – 1881

Sebastian Kneipps Lehrer, Theologieprofessor und Abgeordneter

Prälat Mathias Merkle (Kneippmuseum, Scan Michael Scharpf)

Geburt und Herkunft

Matthias6 Merkle wurde am Samstag den 24. Februar 1816 um 11 Uhr in Bedernau bei Mindelheim geboren. Seine Eltern, gottesfürchtige, geachtete Bauersleute7, hießen Valentin8 und Maria Theresia, geb. Miller. Sein Vater war in Bedernau auch Amann9 und betrieb die Sölde Nr. 73.10

Auszug aus dem Taufbuch von Bedernau (Diözesanarchiv Augsburg)

Als Mathias 15 Monate alt war, starb seine Mutter an Lungenentzündung und an den Folgen einer zu frühen Geburt.11 Am 22. April 1819 kam Franz Merkle zur Welt, der sich später Pater Prosper nannte.12

Mathias Merkle wurde in Bedernau, Anwesen Nr. 73, geboren (Bayerisches Vermessungsamt)

6 Er wird „Matthias“ und „Mathias“ geschrieben.

7 Linden, S. 3

8 In erster Ehe war Valentin Merkle mit Walburga Steiger aus Bedernau verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen die Kinder Maria Kreszentia, Maria, Franz Joseph, Maria Zäzilia, Johann Georg, Christina. Dieser Franz Joseph Merkle heiratete am 25.11.1828 Maria Anna Kneipp, Schwester von Sebastian Kneipps Vater. Die ausführlichen Verwandtschaftsverhältnisse finden sich bei Mayer.

9 Ein „Amann“ war der „Bürgermeister“ eines Ortes.

11 Matrikel, Diözesanarchiv Augsburg (auch im internet)

12 Valentin Merkle heiratete zum dritten Mal am 3. Februar 1818 Viktoria Schuster aus Altensteig. Franz Merkle wurde Augustiner und nannte sich Pater Prosper Merkle. Er starb als Gymnasialprofessor in Münnerstadt am 12. 3. 1884.

Lateinschule und Gymnasium in Dillingen

Nach dem Besuch der Dorfschule ging Mathias Merkle vom Schuljahr 1828/29 bis zum Schuljahr 1835/36 an die Lateinschule und das Gymnasium in Dillingen. 13

Aus den Jahresberichten geht hervor, dass er ein sehr guter Schüler war.

„Zeugnisse“ für Mathias Merkle in Dillingen: 14

(Es handelt sich hier nicht um Noten, sondern um „Fortgangsplätze“. Es wurde angegeben, der wievielt beste Schüler Merkle in der Klasse war. Eine Klasse bestand meistens aus 20 - 30 Schülern.

Jahr

Latein

Griechisch

Deutsch

Religion

Geschichte u.

Geogr. Mathematik Schrift

Allgemeiner Fortgangsplatz

1828/29

15

1829/30

1830/31

1

3

2

1

5

11

1831/32

1

1

1

1

1

2

2

3

1832/33

1

2

1

1

1

2

1

1833/34

1

2

1

1

1

1

1

1834/35

?

1835/36

1

1

1

1

1

1

1

21

Gymnasium in Dillingen, um 1900 (Kneipp-Museum Bad Wörishofen, Scan Michael Scharpf)

13 Specht, S. 175; Linden, S. 3

14 aus: Bericht über die kgl. Studienanstalten zu Dillingen

15 Merkle begann in der lateinischen Vorbereitungsschule, siehe: Bericht über die königlichen Studienanstalten zu Dillingen.

Stipendium und Auszeichnung

1833/34 erhielt Merkle ein Stipendium über 10 fl.16 Im Jahresbericht 1835/36 ist vermerkt, dass sein Jahresstipendium in diesem Schuljahr auf 20 fl aufgestockt wurde.17 Ein Jahr später folgte eine Erhöhung auf jährlich 30 fl und schließlich 1838 auf 40 fl.18 Zu diesem Zeitpunkt studierte Mathias Merkle schon Philosophie in München.

Noch am Gymnasium in Dillingen erhielt Merkle am 30. August 1834 einen Preis im Fach „Theologie“.

aus: Jahresbericht von den kgl. Studien-Anstalt zu Dillingen 1833/34

17 Intelligenzblatt des königlich-bayerischen Oberdonaukreises vom 4.1.1836

18 Intelligenz-Blatt der kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg 1838

Studium in München

Ein Studium mit dem Berufsziel „Priester“ setzte zuerst ein zweisemestriges Philosophie- und dann ein viersemestriges Theologiestudium voraus. Merkle studierte in München:

1836/37 Philosophiestudium an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. 19 Er wohnte am Karlsplatz 20, 4. Stock.20

Verzeichniß der Studierenden, welche sich in dem Churfürstlichen Schulhause zu München durch Talent und Fleiß ausgezeichnet und Preise erhalten haben:

1837/38 Theologiestudium an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. 21 Er wohnte in der Josephspitalstr. 8, 2. Stock22

1838/39 Theologiestudium an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. 23

Die theologische Fakultät stellte das Thema: Erläuterung des Abschnittes Johann V. V. 51 – 64 …. Merkle erhielt für die Bearbeitung dieses Themas zwar nicht den ersten Preis, wohl aber eine Belobigung, zur Erwartung ausgezeichneter Leistungen im Gebiete der Theologie.24

Gemäß allerhöchstem Rescripte vom 2. Okt.d.J. [1838] wurde Merke als Alumne25 in das georgianische Clerical=Seminar zu München für das Studienjahr 1838/39 aufgenommen.26 Er wohnte nun im Georgianum in München und war Alumne des I. Jahres der Diözese Augsburg.27

Georgianum mit Garten und St. Ludwig in München, um 1880 (Kneipp-Museum Bad Wörishofen, Scan und Bearbeitung Michael Scharpf)

Georgianum und St. Ludwig in München mit Pferdetrambahn, um 188028(Kneipp-Bund Bad Wörishofen, Scan Michael Scharpf)

Archiv des Georgianums in München (AHG-II-209-36)

[3ten October 1838] L.K.

Wir haben bezüglich der Besetzung der Freiplätze in dem Georgianischen Clerikal=Seminare zu München für 1838/39 beschloßen was folgte: I. Die durch den Austritt eröffneten sechszehn Freiplätze, deren frege Verleihung Aus zusteht, verleihen Wir nachstehenden Candidaten:

I. Von der Hochschule in München: … 6 Merkle Mathias von Bedernau, …

1839/40 wird Merkle in der Diözese Augsburg als Alumne des II. Jahres im Georgianum geführt.29

Archiv des Georgianums in München (AHG-II-239-6)

An das Bisch. Ordinariat Augsburg, Ordination betr.

München den 18. Febr. 1839

Vierzehn Diözesanen des Bisthums Augsburg und Alumnen des georgianischen Clerical-Seminars dahier, Namens: ……. Merkle Math. ….. welche sich sämmtlich im IIIten Jahre der höheren Studien und im IIten der Theologie befinden, bitten in der Anlage unterthänigst um gnädigste Beförderung zur ersten Tonsur und zu den niederen Weihen. … Von sämmtlichen Bittstellern liegen vidinirten Zeugnis=Abschriften hier bey oder sind bereits theilweise in der bischöflichen Ordinariats=Canzley hinterlegt; und ich selbst kann ihnen das Zeugnis geben, daß sie mit einem unermüdeten Eifer im Studium der theilogischen Wissenschaften einen ächt chlericalischen Character und Lebenswandel verbinden.

Archiv des Georgianums in München (AHG-II-238-11)

Ad Majestatem

München den 23. Januar 1840

Uebersicht und Würdigung

derjenigen Alumnen des georgianischen Clerical=Seminars, welche um allergnändigste Verleihung des Landesherrlichen Tischtitels das allerunterthänigste Ansuchen stellen.

Noten: I. Sehr gut, II. Gut, III. Hinlaenglich, IV Gering

Qualification

nor.

scient

9 Merkle Mathias, von Bedernau / Ldg

[Landgericht]

Mindelheim /Schwaben u. Neub./

I /

I

Archiv des Georgianums in München (AHG-II-209-38)

Ad Majestatem Den Personalstand der Alumnen des Georgianums am Schluße des Studienjahres 1839/40 betr.

München den 31. August 1840

Eurer Koeniglichen Majesthaet bringe ich hiemit ehrfurchtsvollst eine Tabelle über den dermaligen Personalstand der Alumnen des georgianischen ClericalSeminars zur Vorlage. Aus dieser Tabelle geht hervor, daß, nachdem der unter Nro: VII angeführten 28 Alumnen auch noch im nächsten Jahre im genannten Seminar verbleiben, bey der festgesetzten Zahl von Sechzig noch 32 neu aufgenommen werden können.

Zu allerhöchsten Huld und Gnaden mich allerunterthänigst empflehlend, verharre ich mich in alltiefster Ehrfurcht x.

Tabelle über den Personalstand der Alumnen des georgianischen ChericalSeminars im Schluße des Jahres 1839/40. I. Alumnen, welche, nach erhaltenen Priesterweihe in die Seelsorge übertreten. …..

9. Merkle Mathias, v. Bedernau

Speisesaal im Georgianum in München, um 1909 (Archiv des Georgianums in München, AHG, Sgl-Fot-1-1/2)

Am 30. August 1840 wird Mathias Merkle von Seiner Bischöflichen Gnaden [Peter v. Richarz, *1783, + 1855, Bischof v. Augsburg 1836 - 1855] in der Domkirche dahier [in Augsburg] ordiniert bzw. zum Priester geweiht.30

Der Dom in Augsburg, Mitte 19. Jahrhundert gezeichnet von Julius Lange (1817 – 1878), gestochen von H. Hügel (Kneipp-Museum Bad Wörishofen, Scan und Bearbeitung Michael Scharpf)

Schattenbild von Mathias Merkle, wohl mit seinem Primizspruch Semper sit laus Deo! (Lobe immer Gott) (Kneipp-Bund)

19 Königlich-Bayerisches Intelligenzblatt für den Ober-Donau-Kreis 1837; Matrikelbuch der Universitäten Ingolstadt, Landshut, München 1472 – 1872, S. 242, 9. 10. 1838; Specht, S. 175

20 Verzeichnis des Lehrer-Personals und der Studierenden an der kgl. Ludwig Maximilians Universität in München den beiden Semestern des Studienjahres xy. https://epub.ub.uni-muenchen.de/view/lmu/pverz.html#group_

21 Verzeichnis des Lehrer-Personals und der sämtlichen Studierenden an der königl. Ludwig-Maximilian Universität in München in den beiden Semestern des Studienjahres 1837/38

22https://epub.ub.uni-muenchen.de/view/lmu/pverz.html#group_

23 Verzeichnis des Lehrer-Personals und der sämtlich Studierenden an der königl. Ludwig-Maximilians-Universität in München in den beiden Semestern des Studienjahres 1838/39. https://epub.ub.uni-muenchen.de/view/lmu/pverz.html#group_

24 Regierungsblatt für das Königreich Bayern 1839; Kgl. Bay. Amts- und Intelligenzblatt für die Pfalz, 8. August 1839; Specht, S. 175

25 Internatsstudent

26 Augsburger Postzeitung vom Oktober 1838

27 Schematismus (Jahreshandbuch) der Diözese Augsburg 1839

28 auch in Baumgarten, S. 22

29 Schematismus der Diözese Augsburg 1840; Archiv des Georgianums in München (AHG-II-209-37

30 Specht, S. 175; Schematismus des Bistums Augsburg 1841

Kaplan in Grönenbach

Nach der Priesterweihe wurde Mathias Merkle Kaplan in Grönenbach. Hier fand er folgende Situation vor: Der frühere Pfarrer und Distriktsschul-inspektor von Grönenbach, Franz Xaver Egger, ließ sich 1839 auf die Pfarrstelle nach Dinkelscherben versetzen. Als Pfarrvicar kam Joseph Vogel nach Grönenbach. Dieser war 1838 zum Priester geweiht worden und anschließend Stadtkaplan in Friedberg. Für eine Pfarrstelle war Vogel wohl noch zu jung. Zur Unterstützung erhielt Vogel deshalb ab 1840 als Kaplan Mathias Merkle. Ab 1841 kam Andreas Becherer als Pfarrer nach Grönenbach. Merkle blieb Kaplan. Allerdings dürfte es Becherer in Grönenbach nicht recht gefallen haben, denn schon ein Jahr später steht bei „Andreas Becherer“ im Schematismus: „comoriert in Dillingen“. Der noch junge Mathias Merkle muss nun die Pfarrei als Pfarrvikar alleinig weiter führen. Bald schon erhielt Grönenbach mit Eduard Hochenecker aus Wien einen neuen Pfarrer und mit Joseph Ignaz Ernst einen neuen Kaplan.

Schematismus der Diözese Augsburg 1841

Schematismus der Diözese Augsburg 1842

Schematismus der Diözese Augsburg 1843

Grönenbach, vor 1891. Das Haus mit „1“ ist das Pfarrhaus von Grönenbach. Im Haus, gekennzeichnet mit „2“, wohnte Sebastian Kneipp während seiner Zeit in Grönenbach.31

(aus „ Ottobeuren-macht-Geschichte.de , Helmut Scharpf)

Pfarrkirche und Pfarrhaus in Bad Grönenbach (Aufnahme von Paola Rauscher)

Pfarrkirche in Grönenbach, um 1900

Mathias Merkle aber wurde von Grönenbach nach Augsburg versetzt. Er war nun III. Stadtkaplan bei St. Moriz.32

Freilich konnte sich Mathias Merkle nur ein Jahr „Stadtkaplan“ nennen, dann wurde er als Professor der Moral- und Pastoraltheologie ans Lyceum nach Dillingen berufen. 33

Schematismus der Diözese Augsburg 1844

Maximilianstraße in Augsburg zur Zeit, als Mathias Merkle Kaplan in St. Moriz war. (Privatarchiv Paola Rauscher)

31 Diese Abbildung findet sich in Alphons von Rhein: Das Buch vom Pfarrer Kneipp, 2Kempten 1891

32 Schematismus der Diözese Augsburg 1844

33 Im Schematismus der Diözese Augsburg 1845 wird Merkle schon als Professor bezeichnet.

Sebastian Kneipp als Schüler von Mathias Merkle

Sebastian Kneipp wollte unbedingt Priester werden. Dazu musste er allerdings studieren. So ging er auch nach Grönenbach, in der Hoffnung, dass ihn der dortige Kaplan Merkle auf die Aufnahme in ein Gymnasium vorbereiten wird.

In „Meine Wasserkur“ beschreibt dies Kneipp später so. So ging ich, nicht, wie man wünschte und hoffte, das Weberschifflein weiter zu rudern, sondern ich eilte von Ort zu Ort und suchte, ob ich nicht Jemanden fände, der mir zum Studiren behilflich wäre. Da nahm sich der nun verewigte Prälat Mathias Merkle (+ 1881), der damals Kaplan in Grönenbach war, meiner an, gab mir zwei Jahre hindurch Privatunterricht und bereitete mich mit so unermüdetem Eifer vor, daß ich schon nach diesen zwei Jahren in’s Gymnasium aufgenommen werden konnte.34

Bei Alfred Baumgarten lautet dieses Zusammentreffen so: Eines Nachts fiel ihm [Kneipp] ein, dass in Grönenbach bei Memmingen ein junger Priester sich befinde, dessen [Halb]Bruder eine Schwester seines Vaters zur Frau hatte, Merkle mit Namen. An einem Sonntage zwischen Amt und Christenlehre ging er hinüber nach Grönenbach und fragte den hochwürdigen Herrn Mathias Merkle, ob er ihn wohl unterrichten möchte, da er sich zum Studieren vorbereiten wolle. Die Unterredung war sehr kurz, der hochwürdige Herr Merkle sagte zu, und ungefähr eine Woche später entwich Sebastian heimlich aus dem väterlichen hause und wanderte hinüber nach Grönenbach. Da war nun wieder guter Rat teuer. Denn wohnen konnte er nicht beim Herrn Merkle, da dieser keinen eigenen Haushalt führte; so war er also auf der Strasse. Sein guter Stern führte ihn in das Haus des Bürgermeisters, wo er durch die Vermittlung des Herrn Merkle ein Unterkommen fand, indem er seine Arbeitskraft in den Dienst des Hauses stellte und dafür freie Kost und Logis hatte. Er studierte fleissig, sogar sehr fleissig, etwas 1 ½ Jahre lang ….. Merkle wäre zunächst des 21jährigen Studenten gern wieder ledig gewesen, weil es ihm ein tollkühnes Unterfangen erschien, diesen in den Gelehrtenfächern zu unterrichten; da er aber einen so bereitwilligen und fleissigen Schüler an ihm fand und da ihn sein bescheidenes und ruhiges Wesen so ausserordentlich befriedigte, nahm er sich ernstlich seiner an und gewann ihn schliesslich ebenfalls recht lieb. Dann wurde Herr Merkle nach Augsburg als Stadtkaplan von St. Moritz versetzt; natürlich musste Sebastian mitziehen.35

Was Kneipp nicht, wohl aber Baumgarten erwähnt, ist, dass Merkle mit ihm weitschichtig verwandt war: Xaver Kneipp (1798 – 1854), Sebastian Kneipps Vater, und Maria Anna Merkle, geb. Kneipp (1801 – 1880) waren Geschwister. Der Gatte von Maria Anna war Franz Joseph Merkle (1804 – 1872), ein Halbbruder von Mathias Merkle.36 Also ganz so zufällig, wie Kneipp dies darstellt, war diese Begegnung dann doch nicht.37

Baumgarten berichtet: Dieser Merkle hat auf das Leben Seb. Kneipps einen äusserst bestimmenden Einfluss ausgeübt. Es gab eigentlich nichts, was Kneipp nicht mit seinem väterlichen Freunde Merkle beriet; bei allen wichtigen Dingen holte er zunächst seinen Rat ein, und die Liebe und Anhänglichkeit, die Kneipp diesem seinem wirklichen Wohltäter bis zum Ende seines Lebens bewahrt hat, kannte keine Grenzen.38

Übrigens war auch der Priester Joseph Funk (1818 – 1901)39 mit Kneipp verwandt: Stanislaus Funk, der Vater des Priesters Josef Funk war der Bruder von Maria Victoria, die Magnus Kneipp, den Großvater von Sebastian Kneipp, heiratete.40

34 Sebastian Kneipp: Meine Wasser-Kur, Kempten 1888, S. 2

35 Baumgarten, S. 16, 17

36 Mayer, S. 553. Bei Eugen Ortner: Sebastian Kneipp – Seine Lebensgeschichte 12 München 1994, S. 24 steht fälschlich, dass Merkle und Sebastian Kneipp über Kneipps Mutter, Rosina Schalber, verwandt waren.

37 Epple, S. 52

38 Baumgarten, S. 129

39 Joseph Funk, *1818, Priesterweihe in Dillingen 1845, Pfarrer in Wießensberg, Oberstaufen, Merching, Ruderatshofen, + 1901. Antonie Mayer: Die Kneipp-Familie, Limburg an der Lahm, 2009

40 Baumgarten, S. 129

Kaplan in Augsburg und Versetzung nach Dillingen

Im Jahre 1843 wurde Merkle nach Augsburg als Stadtkaplan nach St. Moritz versetzt. Sebastian Kneipp zog mit. Dort bekam er [Kneipp] dann auch durch die Güte seines Gönners Merkle die Kost im Hause, und studierte fleißig.41 Im Jahre 1842/43 trat Merkle dem historischen Kreis-Verein in Augsburg bei.42

Als durch den Tod von Lorenz Stempfle am 6. Juni 184443 am Lyceum in Dillingen die Professur für Moraltheologie und Pädagogik vakant fiel, wurde Mathias Merkle, auf Empfehlung des Augsburger Bischofs Peter von Richarz (1783 - 1855), Professor am Lyceum in Dillingen.44

Seine Majestät der König haben mit allerhöchstem Rescript vom 7. Oktober d. J. [1844] die erledigte Lehrstelle der Moraltheologie und Pädagogik an dem Lyceum zu Dillingen45 dem Stadtkaplan zu St. Moriz in Augsburg, Priester Mathias Merkle, in provisorischer Eigenschaft allergnädigst zu übertragen geruht.46

Qualifiziert hatte sich Mathias Merkle durch einige gediegene Aufsätze für die „Pastoralkonferenzen“, namentlich eine Arbeit über die öftere Kommunion, die er später im Archiv für Pastoralkonferenzen der Diözese Augsburg veröffentlichte. 47

Announce aus: Der Volksbote für Bürger und Landmann vom 21.12.1863: …. 5. Was dürfte gegenwärtig in Betreff der oftmaligen Communion festzuhalten seyn? Von Prof. M. Merkle, 1844 …

41 Baumgarten, S. 17

42 Namens-Verzeichnis sämtlicher aktiven Mitglieder des historischen Kreis-Vereins in Augsburg, Augsburg 1845

43 Specht, S. 168 - 171

44 Specht, S. 175; Linden, S. 4

45 Merkles Vorgänger in Dillingen war Prof. Stempfle.

46 Wilhelm Weiß: Chronik von Dillingen im Reg.bezirk Schwaben und Neuburg…., Dillingen 1861; Intelligenz-Blatt der kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg 1844; Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Königreich Bayern, Nr. 25 vom 28.9.1871

47 Specht, S. 175; Miedaner, S. 802

Kneipp bei Merkle in Dillingen48

Ab Herbst 1845 wohnte Kneipp in Dillingen bei seinem Gönner Professor Dr. Merkle, im alten Jesuitenkolleg.49 Auch als Kneipp von München nach Dillingen zum Studium zurückkehrte, wohnte er wieder bei Merkle im Kolleg.50

Kneipp schreibt in den Kneipp-Blättern: In Grönenbach ging es mir [Kneipp] soweit recht gut, doch bald kam der Herr Kaplan [Merkle] als Stadtkaplan nach Augsburg und dort habe ich meine Privatstudien bei ihm fortgesetzt. Nicht ganz ein Jahr und er wurde zum Professor der Moraltheologie nach Dillingen berufen. Weil ich ohnehin ins Gymnasium eintreten wollte, schickte er mich nach Dillingen, daß ich um die Aufnahme nachsuchen solle, gab mir ein Schreiben mit und ich ging getrost nach Dillingen.51

Am vom 15. März 1891 steht in den Kneipp-Blättern: Hat mich [Kneipp] das Studium [in Dillingen] recht gefreut und fühlte ich mich Tag für Tag überaus glücklich, zumal ich schon in zwei Jahren zum Herrn Professor Merkle selbst in die Wohnung gekommen […]. So wäre ich [Kneipp] gerne nach München gegangen, doch der Arzt erlaubte es nicht, so erlaubte es auch Herr Professor Merkle nicht, weil er behauptete, das Münchner Klima werde mich aufreiben.

Am 13. Dezember 1894 steht in den Kneipp-Blätter, dass Kneipp bei Passau einen Vortrag hielt und dabei sagte, daß er ein einziges Mal in seinem Leben in Passau war, für welches er eine besondere Vorliebe habe, weil hier sein bester, einziger Freund und größter Wohlthäter, der hochw. Herr Prälat, Lycealprofessor Dr. Merkle gelebt, welcher todkrank zu ihm nach Wörishofen kam, um daselbst zu sterben.

48 „Wie der „Wasserdoktor“ in Augsburg wirkte“, in Mindelheimer Zeitung vom 13. Juli 2021

49 Baumgarten, S. 19

50 Baumgarten, S. 21

51 Kneipp-Blätter vom 17. Juni 1897

Professor in Dillingen52

Mathias Merkle lehrte ab dem Wintersemester 1844 am königlichen Lyceum in Dillingen. Seine Vorlesungen hielt Merkle in freiem Vortrag dem er durch seinen schwäbischen Dialekt ein besonderes Kolorit verlieh.53

Aus den Jahres-Bericht über das Kgl. Bayer. Lyceum, Gymnasium und über die Lateinschule zu Dillingen:

Studien- jahr

Moraltheologie Kandidaten des

Stunden WiS/SS

Patrologie Kandidaten des

Stunden Wi./So.

Pädagogik Kandidaten der

Stunden WiS/SS

1844/45

I.+II. Theol. Kurs

5 / 5

I. + II. theol. Kurs

3 / 3

1846/47

I. + II. theol. Kurs

5 / %

I. + II. theol. Kurs

3/ 0

1848/49

I..+ II. theol. Kurs

5 /5

1849/50

I.+II. theol. Kurs

5/5

1850/51

II. Theol. Kurs

5 / 6

I.u.II. theol. Kurs nach Möhler

4 / -

Philosophie nach Sailer

- / 3

1851/52

II. Kurs

8 / 9

I. u. II. theol. Kurs

3 / 0

1852/53

1853/54

II. theol. Kurs von Zeit zu Zeit

7 / 10

I. u. II. theol. Kurs

3 / -

Philosophie

- / 3

Repetitorien und Disputationen

1854/55

II. theol. Kurs von Zeit zu Zeit

7 / 10

I. u. II. theol. Kurs

3 / -

Philosophie

- / 3

Repetitorien und Disputationen

1855/56

II. theol. Kurs

5 / 5

II. theol. Kurs

5 / -

Philosophie

- / 3

von Zeit zu Zeit Repetitorien und Disputationen

1856/57

I.+II+II.. theol. Kurs von Zeit zu Zeit

5 / 5

I.+II. theol. Kurs

3 / -

Philosophie

- / 2

Repetitorien und Disputationen

1857/58

I.+II. theol. Kurs von Zeit zu Zeit

5 / 5

II. theol. Kurs

3 / -

Philosophie

- / 2

Repetitorien und Disputationen

1858/59

I.+II. theol. Kurs von Zeit zu Zeit

5 / 5

I. theol. Kurs

3 / -

Philosophie und einige Kandidaten

- / 2 des I.

Repetitorien und Disputationen

theol. Kurses

1859/60

I.+II. theol. Kurs

5 / 5

I. theol. Kurs

3 / -

Philosophie

- / 3

1859/60

I.+II. theol. Kurs

5 / 5

I. theol. Kurs

2 / -

Philosophie

…/ 2

1859/60

I.+II. theol. Kurs …/ 2

5 / 5

I. theol. Kurs

2 / -

Philosophie

1860/61

I.+II. theol. Kurs

5 / 5

I. theol. Kurs

2 / -

1861/62

I.+II. theol. Kurs

5 / 5

I. theol. Kurs

2 / -

1862/63

I.+II. theol. Kurs

5 / 5