Die Umpfarrung der Protestanten in Türkheim aus der Pfarrei Langer-ringen in die Filialkirchengemeinde Mindelheim - Alois Epple - E-Book

Die Umpfarrung der Protestanten in Türkheim aus der Pfarrei Langer-ringen in die Filialkirchengemeinde Mindelheim E-Book

Alois Epple

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Beschreibung

1891 wurden die Protestanten von Türkheim aus der evangelischen Kirchengemeinde in Langerringen in die Filialkirchengemeinde Mindelheim umgepfarrt. Grund war die bessere Erreichbarkeit Mindelheims von Türkheim aus. Hier werden Archivalien dieses Prozesses vorgestellt.

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Johann und Elfriede Bäßler aus Amberg sei dieses Büchlein gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Anhang

Vorwort

Nach knapp einem Jahr erscheint nun die dritte Heimatschrift für das östliche Unterallgäu.

Von den offiziellen und amtlichen Heimatforschern und Kulturträgern wird diese Reihe fast nicht zur Kenntnis genommen. Das liegt aber wohl an einem anderen Verständnis von Heimatforschung. Die Bedeutung eines Heimatforschers zeigt sich nicht darin, wie häufig er in der Heimatzeitung erscheint. Heimatforscher sollen Mosaiksteinchen zur Heimatgeschichte liefern.

Anlass für dieses Heft war die Entdeckung eines Aktes über die „Umpfarrung der Türkheimer Protestanten“ im Staatsarchiv in Augsburg. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

- Die meisten der wenige Protestanten in Türkheim waren Beamte und Angestellte von Behörden in Türkheim. Anscheinend förderte der Staat die Versetzung von Protestanten in katholische Gebiete, um so langsam eine konfessionelle Durchmischung zu erreichen oder wenigstens die Belastbarkeit der Toleranz beider Konfessionen zu testen.

- Die Beamten und staatlichen Angestellten wurden anscheinend oft versetzt. Nur vier von ca. 20 Protestanten blieben damals länger als 15 Jahren in Türkheim.

- Die Namen weniger Protestanten lassen vermuten, dass es sich um konvertierte Juden handelte.

- Wenige Protestanten in Türkheim waren Unternehmer. Die Einheimischen waren überwiegen Bauern, Söldner oder Handwerker. Die Industrialisierung begann ganz langsam und zaghaft auf das Land vorzudringen.

- Damals waren auch die Protestanten bemüht, jeden Sonntag einen Gottesdienst zu besuchen, auch wenn dies zeitaufwendig und mit Kosten verbunden war. Auch ihre Kinder wollten sie religiös unterrichtet sehen.

Im Anhang dieses Heftes finden sich noch einige Abbildungen über die Türkheimer Protestanten in neuerer Zeit, welche mir Herr Johann Bäßler aus Amberg dankbarerweise zur Verfügung stellte.

Staatsarchiv Augsburg, Bezirksamt Mindelheim 1645

Mindelheim, den 26. Juli 1878

K. Bezirksamt Mindelheim

Betreff:

Umpfarrung der Protestanten

in Türkheim aus der protest.

Pfarrei Langerringen in die

protest. Pfarrei St. Martin zu

Memmingen beziehungsweise

in die Filialkirchengemeinde

in Mindelheim

Die Protestanten in den kath. Pfarreien

Mindelheim, Dirlewang, Erisried, Kirchdorf,

Pfaffenhausen und Mattsies sind mit Geneh=

migung Seiner Majestät des Königs im Mo=

nat April h.Js. [hiesigen Jahres] in die protestantische Pfarrei

St. Martin zu Memmingen eingepfarrt und zu

einer eigenen protestantischen Filialgemeinde

Mindelheim vereinigt worden.1

Nunmehr haben die in der kath. Pfarreige=

meinde Türkheim wohnenden Protestanten,

welche zur Zeit noch in die protest. Pfarrei

Langenerringen eingepfarrt sind, die Bitte

um Auspfarrung in die protestant. Pfarrgemeinde

St. Martin in Memmingen beziehungsweise in

die protest. Filialgemeinde Mindelheim

gestellt.

Indem ich die hierauf bezüglichen 4 Aktenstücke

gegen seinerzeitige gefällige Remis=

sion übermache, stelle ich das Ersuchen

sowohl die protestantische Kirchenverwaltung Langerringen, als auch das dortige protest. Pfarramt

die dortige protestant. Lokanschulinspektion

die Gemeindeverwaltung Langerringen

über das bezeichnete Vorhaben zur Abgabe

ihrer bezüglichen Erklärungen veranlassen

und diese mit den Dominikaten gefälligst

mir zukommen lassen wollen.

V.b.

Heuberger

Mindelheim den 26. Juli 1878

Betreff:

Umpfarrung der Protestanten in

Türkheim aus der protestantischen

Pfarrei Langerringen in die protest.

Pfarrey St. Martin zu Memmingen

beziehungsweise in die

FilialkirchenGemeinde Mindelheim

I An die Gemeinde und Kirchenverwaltung Türkheim

Die in der Pfarrgemeinde Türkheim

wohnenden Protestanten haben

den Antrag gestellt, aus der

protestantischen Pfarrgemeinde

Langerringen in die prot. Pfarrgemeinde

St. Martin nach Memmingen

beziehungsweise in die prot. FilialGemeinde

Mindelheim umgepfarrt zu werden.

Indem ich Sie hieran in

Kenntniß setze, beauftrage ich

Sie, binnen 8 Tagen Ihre

haben abzugeben, ob und

was Sie Einwand dagegen

zu erinnern haben.

Zugleich beauftrage ich die

Gemeinde=Verwaltung ein

NamensVerzeichniß der

meinde wohnenden volljähri=

gen selbstendigen Protestanten

in Vorlage zu bringen.

II An das k[önigliche] Bezirksamt Augsburg

Die Protestanten in den katholischen

Pfarreien Mindelheim, Dirlewang

hausen u. Mattsies sind mit Genehmig=

ung seiner Majestät des Königs

im Monat April h. Js. [hiesigen Jahres] in die prote=

stantische Pfarrei St. Martin

zu Memmingen eingepfarrt

schen FilialGemeinde Mindelheim

vereinigt worden.

Nunmehr haben die in der

kath. Pfarrgemeinde Türkheim

wohnenden Protestanten auch

welche zur Zeit in die protes.

gepfarrt sind, die Bitte um Um=

pfarrung in die protest.

Pfarrgemeinde St. Martin

in Memmingen beziehungs=

weise in die protest. Filial=

Gemeinde Mindelheim gestellt.

Indem ich die hierauf bez.

4 Aktenstücke gegen seiner=

zeitige gefällige in Remission

nahm stellt ich das Ersuchen

1. somahl die protestantische

Kirchenverwaltung

Langerringen, als auch

das dortige protest. Pfarramt

2. die dortige protest. lokal

Schulinspektor

3. die Gemeinde=Verwaltung

Langerringen

über das Bezeichnete zum

Abgeben einer

Erklärung zu veranlassen

u. diese mit dem Communikat

gefälligst mir zukommen

lassen zu wollen.

III Renov nach 14 Tagen

kgl. Bezirksamt (unleserliche Unterschrift)

Am 2. August 1878 liefert die Gemeindeverwaltung Türkheim an das Bezirksamt Mindelheim die geforderte Liste der Protestanten in Türkheim:

Türkheim den 2. August 1878

Gemeindeverwaltung

Türkheim

an das

k. Bezirksamt Mindelheim

Betreff

Umpfarrung der Protestanten

aus der protestantischen Pfarrei

Langerringen in die protest.

Pfarrei St. Martin in Memmingen

meinde Mindelheim

Dem Auftrag vom 26 vor. Mots. [vorigen Monats] zufolge

wird in der Anlage ein Namensverzeichnis

nenden volljährigen selbständigen Protes=

tanten mit der Erklärung in Vorlage ge=

bracht, daß Seitens der unterfertigten Ge=

meindeverwaltung gegen die Umpfarrung

der hiesigen Protestanten aus der Pfarrei Lang=

erringen nach Memmingen bzw. Filialkir=

ung nicht erhoben wird

Gehorsam

die Gemeindeverwaltung

Löcherer Bürgermst. [Bürgermeister]

Verzeichnis

der im Gemeindebezirke Türkheim zur Zeit

wohnenden volljährigen selbstständigen

Protestanten

Gerster Salomon

Handelsmann

Gerster Susanna

Ehefrau

Holzberger Christian

Bahnwärter

Holzberger Margaretha

dessen Ehefrau

Hopf Wilhelm

k. Gerichtsvollzieher

Kallmann Johann

Gerichtsdiener

Rabenstein Wolfgang

k. Hauptmann a.D.

Rupprecht Sigmund

k. Landgerichtsassessor

Rupprecht Sidonia

dessen Gatti

Römhild Heinrich

Notariatsbuchhalter

Sabine Sophie

Bahnexpeditorsgattin

Sylester Burchard

Fabrikbesitzer

Türkheim den 2. August 1878

Die protestantische Kirchengemeinde Langerringen befürchtet, dass durch eine Umpfarrung der Türkheimer Prostestanten der dortigen Kirchengemeinde Einnahmen verloren gehen würden.

Geschehen: Langerringen den 4. August 1878

Erklärung

Zur Erledigung geehrten Auftrags vom 30. v.

Mts [vorigen Monats] praes. den 1. d. Mts [diesen Monats] sind

die Unterzeichneten unterm Heutigen zusammengetreten und geben

folgende Erklärung ab:

Die Protestanten Türkheims zählen seit dem

Bestehen der prot. Pfarrei Langerringen

zu den auswärtigen Pfarrgemeindegliedern

derselben, welche concurrenzpflichtig sind und

überhaupt zur Befriedigung der Bedürfnisse

des prot. Cultus und der Cultusgebäude dahier

mitgewirkt und mitzuwirken haben.

Nachdem nun einerseits Bauschulden vorhanden

sind, welche durch Umlagen gedeckt werden müs==

sen, andererseits aber in Bezug auf die Ge=

treidebesoldung des Lehrers, Kirchmes und

Meßners dahier auch keine Entscheidung getroffen ist,

ob die Zahlung weigernden, auswärtigen

Pfarrgemeindeglieder zur Zahlung dieser

Besoldung verpflichtet sind oder nicht, so wären durch die

Auspfarrung der Protestanten Türkheims aus

der Pfarrei Langerringen gerade in dieser Zeit

die Interessen der armen Cultusgemeinde Lang=

erringen empfindlich geschädigt.