Ignaz Viktor Raab - Alois Epple - E-Book

Ignaz Viktor Raab E-Book

Alois Epple

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Beschreibung

Ignaz Raab war Jesuit und einer der produktivsten Barockmaler in Tschechien. Er malte überwiegend Altarbilder und Serien von großen Jesuitenheiligen.

Das E-Book Ignaz Viktor Raab wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Barockmalerei, Böhmen und Mähren, Altarbilder, Prag, Velherad

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Einleitung

Vor einigen Jahren hatte ich mich mit einer Serie von Bildern in der Oberpfalz zu beschäftigen. Die meisten malte Ignaz Raab, ein Jesuit, dessen Bilder heute vor allem in Böhmen und Mähren zu finden sind. Die Literatur über Raab ist, wie seine Bilder, weit verstreut und vorwiegend in tschechischer Sprache. Trotzdem versuche ich hier, einen wohl recht lückenhaften Überblick über die Werke dieses Barockmalers zu geben, denn seine Bilder sind es wert, beachtet zu werden.

Da ich weder die tschechische Sprache beherrsche, noch aus Altersgründen Tschechien bereisen konnte, ist es etwas verwegen, ein solches Büchlein zu schreiben. Auch verlor ich im Laufe der Zeit etwas die Lust - eine typische Alterserscheinung. Zu bedenken gilt es auch, dass mir meist nur schlechte Bilder im internet zur Verfügung standen. So ist dieses Büchlein eher eine erste Arbeitsgrundlage, als ein ausgefeiltes Werk. Die Leser mögen dies bedenken und gnädig mit diesem Werk umgehen.

Da Raab seine Bilder weder signierte noch datierte und auch Archivalien zu seinen Bildern recht selten publiziert sind, sind hier seine Bilder nicht chronologisch geordnet, sondern alphabetisch nach ihren Standorten.

Mein besonderer Dank für Unterstützung gilt Hans Paulus in Pfreimd, Petr Tomaschek von der Nationalgalerie in Brünn, Ivan Bohac in Prag, den Jesuiten in Prag und Mgr. Petr Gába von der Galerie vytvarneho umeniv Ostrave.

Inhalt

Leben von Ignaz Viktor (Ignáz Viktorin) Raab

Schüler und Mitarbeiter

Stil, Malweise

Der Verbleib von Raabs Werken

Katalog der Bilder von Ignaz Raab

Raab-Bilder in Privatbesitz

Abschreibungen und fragliche Zuschreibungen

abgekürzt zitierte Literatur

Leben von Ignaz1 Viktor2 (Ignáz Viktorin) Raab

Ignaz Viktor Raab wurde am 5. September 1715 als 12. und jüngstes Kind im böhmischen Nechanice (Neuchanitz) bei Nový Bydzov (Neubidschow) getauft.3 Seine Eltern waren der Kantor Franz Raab und seine Frau Anna4.

Bei fast jedem großen Maler zeigt sich der Legende nach schon früh ein malerisches Talent. So soll auch Ignaz Raab schon als Kind alle Wände und Tische mit Kreide und Kohle „bemalt“ haben.

Die Malerei lernte er spätestens ab 1730 bei dem aus dem Friaul (Italien) stammenden Maler Jan Jiri Major (Johann Georg Majer) (1691 – 1744)5 in Icin (Gitschin6). Nach kurzem Aufenthalt in Prag 1737/38 ging Raab nach Mähren.

Am 3. November 1744, also mit 29 Jahren, trat Raab in das Noviziat der Jesuiten in Brünn ein. Kurz darauf soll er zum Weiterstudium nach Rom geschickt worden sein. Danach wurde er an verschiedene Jesuitenhäuser geordert, um dort auch zu malen: 1747 nach Uherské Brode (Ungarisch Brod), 1750 nach Uherské Haradiste (Ungarisch Hradisch), 1751 nach Olmouc (Olmütz), 1752 nach Jihlava (Iglau). Von 1754 bis 1756 malte Raab in Kutná Hora (Kuttenberg) und von 1758 bis 1771 im Prager Klementinum. Hier entstand u.a. ein umfangreicher Bilderzyklus über das Leben der Jesuitenheiligen Aloisius und Stanislav Kostka.

1770 malte Raab in der Ignatiuskirche bzw. -kloster in der Neustadt von Prag Altarbilder. Allein in Prag soll er über 200 Bilder geschaffen haben. Diese Zahl zeigt, dass Raab wohl Helfer gehabt hat. Bekannt ist sein Mitarbeiter Josef Kramolin SJ (1730 – 1802).7 Dieser war 1758 in den Jesuitenorden eingetreten. Ignaz Raab wurde um 1771 dann zu den Jesuiten nach Opava (Troppau) geschickt. Dort erhielt er vom Troppauer Dekan Schwab den Auftrag, die Seitenaltäre im Dom zu fassen. Dies lehnte er jedoch wegen seines Alters und seines schlechten Gesundheitszustandes ab8.

In Troppau bekam er auch Kupferstiche, die er als Vorlage nutzen konnte: Brief von Michael Anton Saligera an den Grafen Chorynskemu in Wien vom 15. April 1772: Hochwürdiger Herr Provinzial-Prokurator P. Puschmann hat mir in schwarzgewischter Leinwand 18 Stück Kupferstiche, an den Frater Ignatz Raab lautend, zugeschickt und dafür 37 Florins begehrt, die ich ihm gegen Schein gezahlt habe; falls es thunlich, so schicke ich diese mittels fürstliche ordinari nach Troppau, widrigens aber auch durch andere Gelegenheit ab.9 Es stellte sich jedoch heraus: Der Pack mit den Kupferstichen an Frater Ignatz Raab, ist zu lang, und geht in den Canzley-Bothen-Ranzen nicht hinein; ob ich nun diese Kupferstiche durch den Postwagen immediate an erst gedachten Frater, oder aber an Euer Excellenz zu fernerer Übergelassung einschicken solle? Bitte um gnädige Nachricht, in allen respect beharrend. 10

Mit der Aufhebung des Jesuitenordens brach für Ignaz Raab eine Welt zusammen. Sein BruderPater Martin Raab schreibt am 11. September 1773 in Brünn: Die allgemeine Bestürzung, in welche aus die durch ein Päbstliches Breve bekandt gemachte Aufhebung unserer Societät, verleget hat, nimmt auch also das Gemüthe unseres in Gott geliebten Bruders Raab ein, […]. Ihm entgehet der Schlaf, er weinet, so oft als man von näherer Verstöhrung ihm Meldung macht.

Im Oktober 1773 befindet sich Raab in Obrowitz in dem Closter Stifte nur aus Gnade des Herrn Praelatens auf eine gewiße Zeit wohnhaft, gefolgl: keinerdings da, Bey Hauße, seye auch nicht willens allda zu verbleiben und beabsichtigt bald seinen aigenen Hln zu machen. Auf Wunsch von Ignaz Dominik Graf von Chorynsky wird Raab im Kloster ein großer Saal zum Malen zur Verfügung gestellt.

Am 21. April 1774 läßt Raab dem Grafen mitteilen, dass er bedaurt unzählige Mahle, daß derselbe für diesmahl Euer Excellenz gnädgen Verlangen nachzukommen ausser Stand seye, denn da schon alles richtig ist, sobald Er nur mit der Closter Obrowitz arbeith ferttig seyn wird, von hier aufzubrechen, und sich nacher Welehrad zu verfügen, wo Er die täge seines Lebens zu zubringen gedenket, und welche er mir in geheim vertraute ohne Daß herr Praelat in obrowitz noch etwas davon weiß so kann Er auch so gerne Er wollte Euer Excellenz gnädigen Begehren für jetzo ohnmöglich willfahren, weil Er denn Welehrade Herrn Praelaten schon das Worth vor 2 Monathen sicher hat geben müssen und dass er, Raab, dem Wunsch des Grafen für beständig in Schlesien zu beharren keine lust habe. Er [Raab] erwiederte mir freilich, daß wenn Er diesen Antrag, so wie ich ihn gegenwärtig im Nahmen Euer Excellenz ihme beygebracht habe, vor zwey dritthalb Monathen gewußt, und vernohmen hätte würde er sich endlich noch entschlossen haben, statt Welehrad das Closter Rauden11 zu seinem Ruhe Orth zu erwählen. Da Er wie ER mir beybrachte, ohnedies viele und grosse Gnaden von dort hochwürdigen herrn Praelaten empfangen hätte.

1774 zieht Raab also zu den Zisteriensern nach Velehrad (Welehrad). Auch nach der Säkularisation dieses Klosters 1784 blieb Raab in Velehrad bei Pfarrer Konrad Veselym. Er hatte noch kleinere Aufträge und konnte sich durch den Verkauf seine Grafik- und Zeichnungssammlung, u.a. von Rubens, an einen Wiener Kaufmann, über Wasser halten. Ignaz Viktor starb in Velehrad am 2. Februar 178712.

1 In Franz Binhack: Geschichte des Cisterzienserstiftes Waldsassen von der Wiederherstellung des Klosters 1661, 1888 (dieses Buch wurde von der staatl. Bibliothek Amberg – Provinzialbibliothek online gestellt) wird Ignaz Raab als „Frater Andreas Raab“ bezeichnet. Pater Aquilas, Franziskaner in Pfreimd, nahm an, dass es sich bei Andreas Raab um einen Bruder von Iganz Raab handelt. Es dürfte sich jedoch bei Ignaz Raab und Andreas Raab um den gleichen Maler handeln, einmal der Taufname und das andermal der Ordensname.

2 In Constant Wurzbach von Tannenberg: Biographischen Lexikon des Kaisertums Österreich – 24. Bd., 1872; Hermann Müller u. Hans Singer: Allg. Künstler-Lexikon, Bd. IV, Frankfurt a.M. 1921, S. 1, Gottfried Johann Dlabacz: Allg. hist. Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theil auch für Mähren und Schlesien II, Praag 1815 und Thieme-Becker, 1933, S. 532 wird Raab fälschlich „Ignaz Joseph“ und nicht „Ignaz Viktor“ genannt. , Julius Leisching: Kunstgeschichte Mährend, Brünn 1933, S. 134 gibt Raab den Vornamen „Frantiska“.

3 Libase Dedkova: Dilo Igance Raaba na jiovychodni Morave, Seminararbeit am Institut für Kunstgeschichte an der FFMU, Brünn 1967, S. 7; Kamenickova, S. 10

4 Deren Vater Vaclav Piseck stammte aus Jecina (dt.: Gitschin).

5 Nach Gottfried Johann Dlabacz: Allgemeines hist. Künstler-Lexikon für Böhmen und z.T. auch für Mähren und Schlesien, Prag 1815, Sp. 246, soll Johann Georg Major 1744 in Giczin gestorben sein aus Verdruß, dass sein Schüler Ignaz Raab in den Jesuitenorden eingetreten war. Joan Jiri Major malte u.a. im Schloss in Cervenem Porici und Klativy. Ryšavý, Vratislav: Malíř Jan Jiří Major na zámku v Červeném Poříčí. Ryšavý, Vratislav. In: Zprávy památkové péče. Časopis státní památkové péče. Praha : Národní památkový ústav 65, č. 1, (2005,) s. 63-64.

6 Bei Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten aus dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupfersteche etc., München 1835–1852, hier fälschlich „Gitezin“ genannt.

7 Erwähnt bei Constant Wurzbach von Tannenberg: Biographischen Lexikon des Kaisertums Österreich, 1865, Bd. 13, S 128. In Franz Binhack: Geschichte des Cisterzienserstiftes Waldsassen von der Wiederherstellung des Klosters 1661, 1888 wird erwähnt, dass Joseph Kramolin, ein böhmischer Maler in Karlsbad, ebenfalls Jesuitenfrater und Gehilfe des Andreas (!) Raab war. Zu seinen Mitarbeitern gehörten: Johann Nepomuk Steiner, Josef Kramolin, Dominikus Kindermann.

8 Marie Schenková, Jaromír Olšovský: Barokní malířství a sochařství v západní

části českého Slezska. Opava: Slezské zemské muzeum; František Maj, 2001. 274 S. ISBN 80-86458-06-7. S. 16

9 Schlesisches Landesmuseum im Zentrum für Kunstgeschichte Opava, Archiv Braunuv, sig. 80.1/58639, fol. 2iv, publiziert in …………….

10 Schlesisches Landesmuseum im Zentrum für Kunstgeschichte Opava, Archiv Braunuv, sig.. 80.1/58639, fol. 2iv, publiziert in …………….

11 Kloster Rauden, Zisterzienserabtei im Kreis Ratibor, Oberschlesien

12 Manchmal findet sich in der Literatur das Todesdatum 21. Janaur 1787. Vgl. hierzu Katerina Suchankova: Ignac Raab in Velehrad, Brünn 2008; Kamenickova, S. 10

Schüler und Mitarbeiter

Angesichts der Menge an Bildern, welche Ignaz Raab zugeschrieben werden, geht man davon aus, dass er nicht alle Bilder selber gemalt haben kann. Freilich gilt es zu bedenken, dass Raab anscheinend recht schnell malte. Auch wiederholte er manche Themen öfter, wie z.B. „hl. Johannes Nepumuk“, oder „Taufe“. Bei solchen Bildern brauchte er nicht lange überlegen und entwerfen. Überhaupt sind nur wenige Entwürfe zu Altarbildern von Raab erhalten, wohl auch deshalb, weil er wenig skizzenhaft entwarf.

Manche Raab zugeschriebene Bilder zeigen freilich einen Qualitätseinbruch. Hier kann man davon ausgehen, dass ein Schüler oder Mitarbeiter wenigstens teilweise den Pinsel geführt hat.

Bisher ist nur ein Mitarbeiter von Ignaz Raab bekannt, der Jesuit Joseph Kramolin.

Joseph Kramolin13

Joseph Kramolin wurde 1730 in Nimburg in Böhmen geboren. Er lernte wohl bei Ignaz Raab in Prag. 1758 trat er als Laienbruder in den Jesuitenorden ein und arbeitete mit Raab häufig zusammen. Nach der 1773 erfolgten Aufhebung des Jesuitenordens ging Kramolin in das Zisterzienserkloster in Ossegg, wo er weiter malte. 1796 ist er in Waldsassen nachweisbar. Dort restaurierte er Bilder von Raab und malte selber zehn Bilder. 1799 malte er in Prag. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Karlsbad, wo er 1802 starb.

Johann Nepomuk Steiner14

Johann Steiner wurde 1725 in Iglau geboren und zunächst von Ignaz Raab ausgebildet.15 Dann setzte er sein Malstudium in Rom und Venedig fort und kehrte schließlich nach Iglau zurück. Schließlich ging er nach Wien, wo er 1792 starb. Groß dürfte der Einfluss von Raab auf Steiner nicht gewesen sein, da Steiner nur kurz bei Raab lernte und der anschließende Italienaufenthalt Steiner vor allem prägte.

Dominik Josef Kindermann

Dominik Kindermann wurde 1739 in Schluckenau geboren. Nach Lehrzeit als Vergolder in Böhmisch Kamnitz ging er nach Prag zum Bildhauer Josef Klein (1693–1782), der auch aus Schluckenau stammte. Hier wurde er von Ignaz Raab unterrichtet und von diesem an die Wiener Kunstakademie zu Franz Anton Palko (1717–1766) vermittelt. Von 1769 bis 1775 lebte Kindermann in Rom und studierte an der Accademia di San Luca, ging dann nach Neapel und 1777 wieder nach Wien. 1803 kehrte er in seine Heimat zurück. Sein Lebensende verbrachte er in Schönlinde, wo er 1817 starb.

Kindermann malte im Stil des späten Barock mit Tendenz zum Rokoko und dem beginnenden Klassizismus. Ignaz Raabs Malweise beeinflusste ihn nur wenig.

Philipp Leubner16

Philipp Leubner wurde 1733 in Reichenberg geboren. Nach Ausbildung und Wanderschaft kehrte er um 1755 nach Reichenberg zurück, wo er als Maler bis zu seinem Tod 1803 lebte und arbeitete. Die räumliche Nähe legt die Annahme nahe, dass Leubner bei oder mit Raab arbeitete. In Dzialoszyn wiederholte er gar ein Bild, welches Raab für die Kirche in Hrádek nad Nisou gemalt hatte.

13 Müller, Rudolf, "Kramolin, Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 31

14https://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Steiner,_Johann

15https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=JOhann+Nepomuk+steiner+Ignaz+Raab#ip=1

16 Stepanovicova, S. 75, Kat.-Nr. 30

Stil, Malweise

Im Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich steht: „seine [Raabs] eigene gute Art zu malen, seine geistreichen Erfindungen und die richtige Zeichnung sprechen für ihn. …sein Colorit [ist] sehr saftig und seine Gesichter alle sehr liebreich.“ In Gottfried Johann Dlabacz: Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und z.T. auch für Mähren und Schlesien, Prag 1815, Sp. 526 ist zu lesen: „Seine eigene gute Art zu malen aber, seine geistreichen Erfindungen, und richtige Zeichnung sprachen für ihn und sein Pinsel hat sich von allen übrigen unterschieden. Jedoch sieht man an einigen seiner Gemälde das Geschwinde und manchmal auch das Unüberlegte.“ – kein Wunder bei der Menge von Bildern, die er malte.

In der Reuschelsammlung in München liegt eine Ölskizze, die erst kürzlich Ignaz Raab zugeordnet werden konnte. Vorher gab es nur Vermutungen, dass sie italienisch ist, oder dass sie Johann Martin Schmidt (Kremser Schmidt) gemalt haben könnte oder dass sie von Johann Nepomuk della Croce stammt. Strasser schreibt: „Aufgrund der oben angeführten Verbindungen zur Kunst Italiens kann man davon ausgehen, dass entweder ein italienischer Künstler oder ein stark von der italienischen Malerei beeinflusster Künster als Urheber dieser Ölskizze angesehen werden muss.“17 Da nun Ignaz Raab der Maler dieses Gemäldes ist, heißt dies, dass anscheinend Raabs Malerei „stark von der italienischen Malerei beeinflusst“ war. Hierbei ist zu bedenken, dass Raabs Lehrer Jan Jiri Major aus dem Friaul (Italien) nach Tschechien kam. Auch ist nicht ganz auszuschließen, dass Raab auch kurze Zeit in Italien war.

Betrachtet man die Gemälde, so kann man Ignaz Raab ein hohes Können in der Lichtführung, eine überlegene Komposition und eine richtige anatomische Wiedergaben von Personen bescheinigen. Er kann auch viele Menschen übersichtlich gruppieren und sinnvoll in Beziehung zu setzen.

Die meisten Bilder von Raab lassen sich zwei Gruppen zuordnen:

Da wären die Bilder, welche eine Begebenheit in einer weiten Landschaft zeigen. Der Vordergrund beschränkt sich auf einen relativ schmalen, dunklen Landschaftsstreifen unten. Seitlich sieht man verschattete, oft ruinöse Architektur und Bäume und Sträucher. Hier finden sich auch dunkel gehaltene Personen, oft Kinder, oft als Repoussoir-Figuren. Nach rückwärts bzw. im Bild nach oben eröffnet sich eine immer heller werdende Landschaft. Die Figuren werden fast übergangslos kleiner und heller, so dass man den Eindruck hat, dass ein Mittelgrund fehlt. Im Hintergrund sind die Personen fast farblos gemalt. Stilistisch zeigen sich diese Bilder in schönstem Rokoko.

Zur zweiten Gruppe gehören Bilder in Nahansicht. Die Personen, in kräftigen Farben gemalt, handeln im Vordergrund, beherrschen gestenreich das Bild, sind klar angeordnet und sie hätten oft eine Größe von ungefähr halber Bildhöhe. Meist gibt es hier eine doppelte Beleuchtung der Personen: eine natürliche und eine überirdische. Übergangslos setzt hinter ihnen manchmal ein lichter, stark verkleinerter Hintergund ein. Stilistisch lassen sie sich noch als Barockbilder ansprechen.

17 Josef Straßer: Barocke Skizzenkunst – Die Sammlung Reuschel, Berlin 2017, S. 163 - 165

Der Verbleib von Raabs Werken

Ein Großteil von Raabs Altarbildern befindet sich noch in den Kirchen, für die sie gemalt wurden.

Besonders Gemälde, welche Raab für Klöster malte, welche man säkularisierte, wurden später weit verstreut. Hier ist zu bedenken, dass der Jesuitenorden, der besonders viele Raab-Bilder besaß, schon 1773 aufgehoben wurde.

Herr Adalbert Fritsch, ein Prager Bürger und Besitzer eines Hauses in der Kornstraße, besaß 1796, teils aus Kirchen, mehrere Gemälde von Raab.

Auch Stift Strahov soll für seine Kirche Apostelbilder von Raab aus einem Jesuitenkloster erworben haben.

Die „Lebensgeschichten der Heiligen Aloysius und Stanislaus Kostka“ kauften die Elisabethinnen in der Neustadt Prag für ihr Kloster, wo sie in den Klostergängen aufgehängt wurden. Gemälde von Raab sollen gar nach St. Petersburg gekommen sein.18

In Domanin (Domaning) war das Kloster Velehrad begütert. Die Kirche des hl. Wenzel besitzt von Ignaz Raab fünf Gemälde. Sie kamen wahrscheinlich durch die Versteigerung des Inventars des Klosters Velehrad hierher.19

Um 1764 malte Ignaz Raab 36 Gemälde für Kutná Hora. Mit der Aufhebung des Jesuitenkollegs 1773 gingen auch die Bilder an den Staat über. Sie wurden – angeblich auf Vermittlung Raabs - von den Zisterzienserinnen „Himmelspforte“ (Porta Coeli) in Předklášteří (Vorkloster) gekauft und an die Wände der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt gehängt. Vom gesamten Zyklus aus 36 Bildern hängen heute 17 Bilder in Předklášteří, weitere 17 kamen ins Paulanerkloster in Vranov bei Brünn und der Standort zweier Gemälde ist unbekannt.

In der Benediktinerabtei St. Peter und Paul in Rajhrad sollen sich fünf Raab-Bilder befunden haben. Sie sollen für 167 fl vom säkularisierten Kloster Velherad erworben worden sein. Im Refektorium des Klosters Velehrad hingen 13 Gemälde Raabs zum Thema „Essen und Trinken“. Bei der Auflösung des Klosters wurden sie veräußert. Die Hälfte dieser Gemälde kam nach Buchlovice.

Zwischen 1758 und 1771 malte Raab im Klementinum in Prag 120 Bilder. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens kaufte der Abt von Kladrau den größten Teil dieser Bilder. Nach der Aufhebung dieses Klosters erwarb der Abt von Waldsassen einen Teil dieser Raab-Bilder.

18 Gottfried Joh Dlabacz. Allgemeines hist. Künstler-Lexikon für Böhmen und z.R. auch für Mhren und Schlesien, Prag 1815

19https://www.domanin.eu/kostel-sv-vaclava/d-1037; https://de.wikipedia.org/wiki/Doman%C3%ADn

Katalog der Bilder von Ignaz Raab

Da viele Bilder von Ignaz Raab nur schwer datiert werden können, ist dieser Katalog nicht chronologisch, sondern alphabetisch nach Orten geordnet.

Altenburg

Öl auf Lwd., 97 x 118 cm, Slg. Arnold in Stift Altenburg20

Der nur mit einer roten Hose und einem über eine Schulter gelegten Umhang bekleidete Teufel kniet vor Christus, reicht ihm einen Stein und spricht: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird. Christus, bekleidet in blasrotem Kleid und kräftig blauem Umhang sitzt auf einer natürlichen Steinbank und entgegnet ihm, indem der mit seiner rechten Hand noch oben weist: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Munde kommt (Mt 4, 3-4). Dies spielt sich in einer felsigen Landschaft mit wenigen Bäumen und Büschen ab. V-förmig schneidet der Himmel in das Gelände und zeigt aufkommendes Abendrot. In der großformatigen Landschaft befinden sich zwei kleinformatige Figuren.

Es gibt ein ähnliches Raab-Bild. Dieses befand sich in der Nationalgalerie in Brünn und wurde nach der „Wende“ an das Benediktinerkloster in Rajhrad (Raigern) zurückgegeben.21 Danach lässt sich dieses Bild in die 1760er Jahre datieren.

Albrechtice (Albersdorf)

In der Pfarrkirche Peter und Paul hängt das Bild „hl. Johannes Nep. verteilt Almosen an Arme“22, von Ignaz Raab in den 1770er Jahren gemalt.

Raab malte das gleiche Thema für die Nikolauskirch in Prag-Kleinseite, für St. Marienthal und für die Kirche in Steknik.

Bartovice (Bartelsdorf)

In der Schule sollen früher drei Bilder von Ignaz Raab gewesen sein.23 Eine andere Quelle verortet diese drei Bilder in die Pfarrkirche des Ortes.24

Benešově (Beneschau)

In der Kirche des hl. Nikolaus findet sich ein Bilderzyklus zum Leben und der Verehrung des hl. Papstes Clemens von Ignaz Raab.Er malte ihn in den 1760er Jahren ursprünglich für das Clementinum in Prag.25

Die Stiftung des Prager Clementinums, 215 x 200 cm, Öl auf Lwd.

Der hl. Papst Clemens (um 50 – um 100) erscheint dem Gründer des Klementinums und segnet diesen und seine Gründung. Der Anker, den ein Putto hält, ist ein Hinweis auf den gewaltsamen Tod des Heiligen.