29,99 €
Im späten Mittelalter entbrannte ein dramatischer Machtkampf zwischen der aufstrebenden Schweizer Eidgenossenschaft und dem ehrgeizigen Herzogtum Burgund. Karl der Kühne wollte Burgund zur europäischen Großmacht formen – doch die Eidgenossen standen ihm im Weg. In blutigen Schlachten wie Grandson, Murten und Nancy prallten nicht nur Heere aufeinander, sondern auch zwei völlig unterschiedliche Konzepte von Herrschaft, Kriegskunst und Unabhängigkeit. Paul V. Held schildert in diesem packenden historischen Werk die Ursachen, Strategien und Folgen der Burgunderkriege. Er zeichnet ein lebendiges Bild der mittelalterlichen Kriegsführung, beleuchtet politische Intrigen und zeigt, wie diese Konflikte die Machtverhältnisse Europas nachhaltig veränderten. Mit fundierten Quellen, anschaulichen Schilderungen und tiefgehender Analyse bringt dieses Buch eine der spannendsten Epochen der europäischen Geschichte eindrucksvoll zum Leben. Ein fesselnder Blick auf eine entscheidende Epoche – und den Kampf um Freiheit, Reichtum und Vorherrschaft in den Alpen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 165
Veröffentlichungsjahr: 2025
Paul V. Held
Die Burgunderkriege: Kampf um Macht in den Alpen
Schweizer Eidgenossen gegen das Herzogtum Burgund im Mittelalter
Die Ursprünge der Schweizerischen Eidgenossenschaft reichen tief in die mittelalterliche Geschichte zurück, und ihre Entwicklung zeichnet sich durch eine faszinierende Mischung aus regionalen Bündnissen, politischer Autonomie und dem Streben nach Selbstbestimmung aus. Der Weg zur Eidgenossenschaft war komplex und vielschichtig, geprägt von der geopolitischen Lage der Alpenregion, in der zentrale Handelswege und strategisch wichtige Pässe lagen.
Der Beginn der Schweizerischen Eidgenossenschaft wird traditionell auf das Jahr 1291 datiert, als die Talschaften Uri, Schwyz und Unterwalden ein Verteidigungsbündnis eingingen. Dieses Bündnis, bekannt als der Bundesbrief, gilt als die Gründungurkunde der Eidgenossenschaft und markiert den Beginn eines Prozesses, der über Jahrhunderte zur Formung eines föderalistischen Systems führen sollte, das bis heute Bestand hat.
Die Gründungsgeschichten der Eidgenossenschaft ist fest verwoben mit der Geographie der Region. Die Abgeschiedenheit der Alpen gewährte den frühen Eidgenossen relative Unabhängigkeit von herrschenden Mächten wie dem Heiligen Römischen Reich. Gleichzeitig waren sie aufgrund der wichtigen Nord-Süd-Handelswege stets in das politische Geschehen Mitteleuropas eingebunden. Diese Dualität aus Isolation und Integration bildete den Nährboden für das Streben nach Unabhängigkeit und Sicherheit, die in den sogenannten Bündnisbriefe mündete.
Politisch und sozial gesehen waren die frühen Eidgenossen eine heterogene Allianz. Die Eidgenossenschaft bestand aus verschiedenen Talschaften, Städten und Herrschaften, die jeweils ihre eigenen Interessen, Traditionen und Machtstrukturen hatten. In dieser Vielschichtigkeit lag jedoch auch eine Stärke: Die Bündnisse ermöglichten das gemeinsame Auftreten gegenüber äußeren Bedrohungen, ohne die lokale Autonomie wesentlich zu beeinträchtigen.
Ein zentraler Faktor für die Entstehung der Eidgenossenschaft war der Freiheitswille der Bevölkerung. Die Neigung zu eigenverantwortlichen Gemeinschaften und die Ablehnung fremder Herrschaft wurden verstärkt durch wirtschaftliche Abhängigkeiten und politische Druckversuche von Seiten des habsburgischen Hauses, welches seine Vormachtstellung in der Region etablieren wollte. Bedeutende Auseinandersetzungen wie der Morgartenkrieg von 1315 gegen die Habsburger unterstrichen den Verteidigungswillen und die militärische Tüchtigkeit der Eidgenossen.
Wie der Historiker Johannes Dörfler in seiner Monographie über die Eidgenossenschaft anmerkt: "Die frühe Eidgenossenschaft war ein Modell der Selbsterhaltung und der Selbstbestimmung in einer Welt der Konkurrenz zwischen Herrschern."[1] Dieses Streben nach Autonomie war nicht nur politisch begründet, sondern auch ökonomisch. Die Kontrolle über die Alpenpässe und die damit verbundenen Einnahmen aus Handelszöllen waren von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
Ein entscheidender Katalysator für die Entwicklung und den Zusammenhalt der Eidgenossen war das Streben nach rechtlicher und wirtschaftlicher Sicherheit. Die Verteidigung gegen äußere Bedrohungen, die Aufrechterhaltung von Handelsbeziehungen sowie der Schutz lokaler Rechte und Freiheiten wurden zur Triebfeder der Bündnispolitik. Die Entwicklung einer kollektiven Identität aus regionalen Eigeninteressen führte letztlich zur Ausweitung der Eidgenossenschaft und zum Beitritt weiterer Städte und Regionen.
Die kontinuierliche Ausweitung der Alphütten beeinflusste auch das gesellschaftliche Gefüge und die politische Praxis innerhalb der Eidgenossenschaft. Eine charakteristische Entwicklung war die Entstehung eines Rätedemokratie-artigen Systems, in dem Landsgemeinden und Städteversammlungen entscheidende Beschlüsse fassten. Diese Entscheidungsprozesse trugen zur Herausbildung einer politischen Kultur bei, die auf Konsens und Ausgleich ausgerichtet war und die Grundlage für das erfolgreiche Funktionieren der Eidgenossenschaft bildete.
In ihrem Streben nach Selbstverwaltung und Unabhängigkeit schufen die frühen Eidgenossen ein Gefüge, das über Jahrhunderte hinweg Bestand hatte und sich gegen zahlreiche Bedrohungen, nicht zuletzt auch in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Haus Burgund, bewährte. Die Eidgenossenschaft wurde zur Verkörperung des kollektiven Willens zur Unabhängigkeit und das ideale Modell einer solidarischen Gemeinschaft in einer Epoche des Feudalismus und des Territorialstreits.
[1] Dörfler, Johannes: Die frühen Jahre der Eidgenossenschaft: Politik und Gesellschaft in der mittelalterlichen Schweiz. Zürich: Historisches Verlagshaus 1998, S. 123.
Im späten Mittelalter war die politische und soziale Struktur der Eidgenossenschaft ein faszinierendes Mosaik aus unterschiedlichen Herrschaftsformen und sozialen Gefügen. Diese Strukturen bildeten das Rückgrat der einzigartigen Erfolgsgeschichte der Eidgenossenschaft, die sich im Spannungsfeld zwischen Eigenständigkeit und externer Bedrohung behauptete. Die Eidgenossenschaft, entstanden aus dem Zusammenschluss mehrerer Talgemeinschaften und Städte, entwickelte sich zu einer eigenständigen politischen Macht, die schließlich in Konflikt mit dem expandierenden Haus Burgund geriet.
Die politische Struktur der Eidgenossenschaft im Spätmittelalter war von einer eher unkonventionellen Form der Zusammenarbeit geprägt. Während das Konzept eines zentralen Staatswesens zu dieser Zeit in Europa zunehmend an Bedeutung gewann, setzten die Eidgenossen auf ein loses Geflecht von autonomen Mitgliedskantonen. Die Eidgenossenschaft war ein Bund von Städten und ländlichen Gebieten, die durch eine Reihe von Bündnisverträgen, auch als "Tagsatzungen" bekannt, miteinander verbunden waren. Diese Verträge regelten gemeinsame Verteidigung, Hilfeleistungen und die Konfliktlösung unter den Mitgliedern. Jede Stadt und jeder Kanton behielt jedoch weitgehend ihre innere Unabhängigkeit und eigene Verwaltungen bei.
Die Tagsatzung war das Hauptorgan der Eidgenossenschaft und verkörperte ihre dezentralisierte Natur. Vertreter der einzelnen Orte trafen sich unregelmäßig, um über gemeinsame Anliegen zu beraten. Entscheidungen wurden meist einstimmig getroffen, was den Konsens als zentrales Element politischer Entscheidungen unter den Eidgenossen unterstrich. Dieses Modell ermöglichte eine erstaunliche Flexibilität und Reaktionsfähigkeit, gleichzeitig war es aber auch anfällig für interne Spannungen und regionale Konflikte, die durch die divergierenden Interessen der Mitgliedsorte befeuert wurden.
Hinsichtlich der sozialen Struktur war die Eidgenossenschaft durch eine Vielzahl von sozialen Schichten und gruppenspezifischen Rechten und Pflichten gekennzeichnet. Die ländlichen Gebiete wurden häufig von lokalen Adelsfamilien dominiert, die traditionelle feudale Rechte über die Bauern ausübten. Gleichzeitig existierten in den städtischen Zentren der Eidgenossenschaft unabhängige Bürgerschaften und Zünfte, die politische und wirtschaftliche Macht zunehmend in den Händen von städtischen Eliten konzentrierten. Diese Schichten waren oft bestrebt, ihre autonomen Rechte gegen den Einfluss größerer Dynastien, wie dem Haus Habsburg, zu verteidigen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der sozialen Struktur der Eidgenossen war die Rolle der Miliz. Die Eidgenossenschaft war stark auf eine einfache, aber effektive militärische Organisation angewiesen, die hauptsächlich aus Bürgern und Bauern bestand. Diese Milizen waren in der Lage, schnell auf Bedrohungen zu reagieren und brachten den Eidgenossen einen entscheidenden Vorteil in den Konflikten mit den Burgundern ein. Die Schlacht von Sempach 1386, ein symbolischer Akt der Unabhängigkeit und Gemeinschaftsverteidigung, ist ein bemerkenswertes Beispiel für den Erfolg dieses Modells. Die berühmte Taktik des Nahkampfes und der Einsatz von Spießen in engen Formationen wird häufig als einer der Hauptfaktoren für den frühen Erfolg der eidgenössischen Truppen betrachtet.
Ein spannendes Element innerhalb dieses Gefüges war die Rolle der Religion. Während der Höhepunkt der religiösen Konflikte erst später in der Geschichte Europas aufbrechen sollte, spielten Glaubensgemeinschaften schon während der Entstehung und Festigung der Eidgenossenschaft eine einigende Rolle. Die gegenseitige Unterstützung der reformfreudigen Gemeinschaften untereinander gegen das strebende Machtbestreben externer Mächte bettete sich in das umfassende Narrativ des politischen Überlebens und der Unabhängigkeitsverteidigung der Eidgenossen ein.
Insgesamt zeigt die politische und soziale Struktur der Eidgenossen, wie die Mischung aus regionaler Autonomie, gemeinschaftlichem Zusammenhalt und innovativen militärischen Ansätzen dazu beitrug, sowohl die innere Stabilität als auch die effektive Verteidigung interner Interessen zu gewährleisten. Diese einzigartigen strukturellen Merkmale ermöglichten es der Eidgenossenschaft, sich im Verlauf ihrer Geschichte immer wieder gegen äußere Bedrohungen zu behaupten. Die Mischung aus Flexibilität und lokaler Eigenständigkeit einerseits und einer tief verwurzelten gemeinsamen Identität andererseits formte eine Gesellschaft, die entscheidende Impulse für das Zusammenspiel der Kräfte in Mitteleuropa liefern sollte, lange vor dem aufkommenden Druck des Burgunderreiches.
Die Geschichte des Hauses Burgund ist eine eindrucksvolle Chronik von Ehrgeiz, Machtstreben und unermüdlichem Bestreben nach territorialen Erweiterungen. Das Haus Burgund, ursprünglich ein Herzogtum im Osten Frankreichs, entwickelte sich durch geschickte Heiratsallianzen und strategische Politik zu einer der mächtigsten Dynastien Europas im Spätmittelalter. Dieses Aufstreben war charakterisiert durch eine clevere Nutzung der politischen Instabilitäten in Europa sowie durch ein profundes Verständnis der ökonomischen Kräfte, die in dieser Ära den Lauf der Geschichte bestimmten.
Die Ursprünge des Hauses reichen ins 9. Jahrhundert zurück, als das Gebiet Burgund zum Machtbereich der Karolinger gehörte. Die folgende Schwäche der karolingischen Herrschaft öffnete dem aufkommenden Adel Raum für ambitionierte Bestrebungen. Der Beginn des Aufstiegs kann im Jahr 1032 verortet werden, als das Herzogtum an die Kapetinger fiel. Im 14. Jahrhundert sicherte Philip der Kühne, Sohn des französischen Königs Johann II., die Rolle des Hauses als bedeutende regionale Macht, nachdem er mit der wohlhabenden Erbin Margarete von Flandern vermählt wurde. Diese Heiratsallianz brachte bedeutenden Reichtum und territoriale Mittel in den Herzogtumskomplex ein und legte so den Grundstein für den Aufstieg.
Eines der herausragenden Merkmale des Hauses Burgund war seine Fähigkeit, geschickt Heiraten zur Machtkonsolidierung einzusetzen. Durch sorgfältig geplante dynastische Verbindungen gelang es den Burgundern, enorme Reichtümer und Einfluss zu gewinnen, die weit über die Grenzen ihrer ursprünglichen Ländereien hinausreichten. Mit dieser Taktik erweiterten sie ihre Machtbasis auf Teile der Niederlande und andere wohlhabende Regionen Europas. Die burgundischen Herzöge, darunter prominente Figuren wie Johann Ohnefurcht und Philip der Gute, waren sich der Rolle bewusst, die wirtschaftliche Stärke in der politischen Stabilität und militärischen Machtentfaltung spielte.
Unter den Herzögen entwickelte sich Burgund zu einem kulturellen und intellektuellen Zentrum, das zuweilen als „nördlicher Italiener Renaissance“ bezeichnet wurde. Die herzogliche Verwaltung förderte Kunst und Wissenschaften, finanzierte Baumeister und Kunsthandwerker und förderte eine florierende kulturelle Landschaft, die zur blühenden Identität des burgundischen Erbes beitrug. Diese Blütezeit fand ihren Widerschein in den Residenzstädten wie Dijon und Brügge.
Der Höhepunkt des burgundischen Einflusses erreichte seinen Gipfel in der Regierungszeit von Karl dem Kühnen, der sich selbst als König sehen wollte. Dies führte jedoch auch zur Intensivierung der Rivalitäten mit den umliegenden Mächten, insbesondere mit den aufstrebenden Städten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, deren wirtschaftlicher Einfluss sich zunehmend als bedrohlich für die Interessen der Burgunder darstellte. Der Streit um Vorherrschaft und wirtschaftliche Kontrolle eskalierte in eine Reihe erbitterter Konflikte, die als Burgunderkriege in die Geschichte eingingen.
Somit ist der Aufstieg des Hauses Burgund nicht nur eine Geschichte von Macht und Einfluss, sondern auch ein Schlüssel zur Erklärung der komplexen politischen Landschaft Europas im Spätmittelalter. Ihren größten Einfluss nahmen die Burgunder auf die Entwicklung strategischer Allianzen und die Nutzung wirtschaftlicher Macht. Ihre Erfolge und letztlich ihr Niedergang sind ein faszinierender Einblick in das Gewebe von Diplomatie, Militär und Wirtschaft, das die mittelalterliche Geschichte prägte. Die Transformation von einem regionalen Machtzentrum zu einem Akteur von kontinentaler Bedeutung spiegelt die Herausforderungen und Möglichkeiten dieser Epoche wider.
Die wirtschaftlichen und territorialen Interessen der Burgunder während des Mittelalters stellen einen zentralen Aspekt des politischen Handelns dieser einflussreichen Dynastie dar. Der Fokus dieser Interessen lag insbesondere auf der Kontrolle bedeutender Handelswege, auf der Sicherung fruchtbaren Ackerlandes und auf der Ausweitung von Macht über strategisch wichtige Gebiete. Diese Ziele trugen maßgeblich zu den Spannungen und Konflikten mit der aufstrebenden Schweizerischen Eidgenossenschaft bei. Um das Streben der Burgunder besser zu verstehen, ist es notwendig, sowohl die wirtschaftlichen Gegebenheiten als auch die territorialen Bestrebungen und Herausforderungen dieser Zeit zu beleuchten.
Der wirtschaftliche Erfolg der Burgunder des späten Mittelalters basierte unter anderem auf der vorteilhaften geografischen Lage entlang bedeutender Handelsstraßen. Die Region Burgund, eingefasst von der Seine, Rhone, und dem Rhein, war ein Knotenpunkt für Handelsrouten, die nördlich bis nach Flandern und südlich bis nach Italien reichten. Dies machte die Kontrolle über Burgund zu einem wirtschaftlichen Vorteil, von dem sichert wurde, dass Handelszölle und Einnahmen flossen. Bertrand Schnerb, ein renommierter Historiker, beschreibt dies treffend: "Die burgundischen Herzöge nutzten geschickt ihre Kontrolle über die Handelswege, um ihren Einfluss und Reichtum zu mehren" (Schnerb, "Les Duces de Bourgogne", 2005).
Darüber hinaus war Burgund für seine landwirtschaftlichen Erträge berühmt, insbesondere für den Weinbau, der über die Grenzen hinaus bekannt war. Das Gebiet um Beaune und Dijon erlangte über die Jahrhunderte hinweg einen unübertroffenen Ruf für den hochqualitativen Wein, der als wertvolles Exportgut diente und zur wirtschaftlichen Stabilität beitrug. Die Existenz fruchtbarer Ländereien bedeutete auch, dass das Territorium von Burgund stets begehrt war, sowohl für seine natürlichen Ressourcen als auch als Landbesitz, der Macht und Kontrolle symbolisierte.
Territorial war das Burgundische Reich eines der ehrgeizigsten der Zeit, mit ständigen Bestrebungen, seine Grenzen zu erweitern. Der strategische Erwerb von Gebieten wie Flandern, Brabant und Hennegau war nicht nur ein Ausdruck des Machtstrebens, sondern auch eine Notwendigkeit, um die politische und wirtschaftliche Dominanz zu festigen. Die Burgunder verfolgten eine ehrgeizige Politik der Verbindung ihrer zerstreuten Ländereien zu einem zusammenhängenden Territorium. Durch geschickte Heiratspolitik und militärische Machtübernahme versuchten sie, ihr Gebiet zu erweitern und ihre Machtbasis zu festigen.
Ein weiterer bedeutender Aspekt der territorialen Interessen der Burgunder war das Streben nach einer Pufferzone gegen die Bedrohungen durch benachbarte Mächte. Der französische Königshof stellte eine ständige Gefahr der territorialen Interferenz dar, was die Burgunder zwang, stabile und verteidigungsfähige Grenzen zu suchen. Dies führte zu einer aggressiveren Außenpolitik, bei der die Herzöge oft militärische Operationen gegen benachbarte Regionen als legitimes Mittel betrachteten, um ihre Souveränität zu wahren.
Die Spannungen mit den Eidgenossen, die sich im Laufe des 15. Jahrhunderts verschärften, waren eine direkte Folge dieser wirtschaftlichen und territorialen Ambitionen. Verschärft durch den unaufhörlichen Drang der Schweizerischen Eidgenossenschaft, ebenfalls ihre ökonomische Machtbasis zu festigen, und ihre Grenzen zu schützen, entstand ein natürlicher Konfliktherd. Dieser wurde nicht nur durch Landgier, sondern auch durch die wirtschaftlich und strategisch wichtige Kontrolle der Transitrouten durch die Schweiz entfacht. Die Eidgenossen standen den kulturellen und wirtschaftlichen Bestrebungen der Burgunder kritisch gegenüber, wobei es oft zu Rangkämpfen um Einfluss in der Region kam.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die wirtschaftlichen und territorialen Interessen der Burgunder entscheidend für ihr Vorgehen und für die sich dadurch entwickelnden Konflikte mit der Eidgenossenschaft waren. Die Kombination aus dem Streben nach wirtschaftlicher Dominanz, territorialer Expansion und der Notwendigkeit, sich in einer politisch instabilen Landschaft zu behaupten, vor diesem Hintergrund sind die Handlungen der burgundischen Herzöge in einem expandierenden und um ihre politische Zukunft besorgten Europa zu sehen.
Die Konfliktlinien zwischen den Eidgenossen und Burgund bildeten sich im Laufe des 15. Jahrhunderts aus einer Vielzahl komplexer Faktoren heraus. Diese reichten von territorialen Ansprüchen über wirtschaftliche Interessen bis hin zu politischen Ambitionen. Die historische Spannbreite dieser Auseinandersetzungen verdeutlicht, wie tiefgreifend die Unterschiede in den beiden Machtstrukturen und ihren jeweiligen Zielsetzungen waren.
Mit dem Ausbau der Eidgenossenschaft als lose Zusammenstellung von Kantonen war die Schweiz im Mittelalter ein Flickenteppich von Gemeinden, die durch eine Vielzahl von Bündnissen und Vereinbarungen miteinander verknüpft waren. Die Grundlage dieser Gemeinschaften beruhte auf einer Mischung aus militärischem Schutz, wirtschaftlicher Zusammenarbeit und politischer Autonomie. Der Hauptfokus der Eidgenossenschaft lag auf der Wahrung ihrer Souveränität und Unabhängigkeit gegenüber äußeren Mächten, zu denen auch das mächtige Herzogtum Burgund gehörte.
Das aufstrebende Herzogtum Burgund unter der Führung der Valois-Herzöge war zu jener Zeit eine der mächtigsten territorialen Entitäten Europas. Durch geschickte Heiratspolitik, diplomatische Strategien und militärische Eroberungen entwickelten die Burgunder expansive Bestrebungen, die sie häufig in Konflikt mit ihren Nachbarn brachten. Besonders begehrt waren die Handelsrouten und fruchtbaren Ländereien, welche für die wirtschaftliche Prosperität des Herzogtums von entscheidender Bedeutung waren.
Ein wesentlicher Konfliktpunkt ergab sich aus den unterschiedlichen politischen Idealen beider Parteien. Während die Eidgenossen ein kollektives und eher basisdemokratisches System befürworteten, strebte Burgund nach einer zentralisierten und hierarchisch geordneten Herrschaft. Diese Divergenzen führten zu häufigen Zusammenstößen, insbesondere in Grenzregionen, wo der Anspruch auf Landbesitz und Einfluss miteinander kollidierte. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür sind die Auseinandersetzungen um die Region am Oberrhein, die von beiden Parteien als strategisch wichtig und wirtschaftlich vorteilhaft angesehen wurde.
Ein weiterer Grund für die Spannungen war der Gegensatz in der militärischen Organisation und Strategie. Während die Eidgenossen bekannt für ihre effizienten Zustände und die Kunst der Kriegsführung durch eine Bürgerarmee waren, investierten die Burgunder intensiv in kostspielige militärische Technologien und Söldnerheere. Diese Unterschiede führten nicht nur zu Uneinigkeiten auf dem Schlachtfeld, sondern spiegelten sich auch in den allgemeinen Machtansprüchen beider Partein wider. Der Sieg der Eidgenossen über die Burgunder in der Schlacht von Sempach 1386 war ein frühes Indiz für die Wirksamkeit ihrer Taktiken, die in zahlreichen folgenden Konfrontationen, wie St. Jakob an der Birs, bestätigt wurde.
Hinzu kamen wirtschaftliche Rivalitäten. Die eidgenössischen Städte und Gemeinden entwickelten blühende Märkte und ein florierendes Handelsnetzwerk, das in direktem Wettbewerb zu den Handelsinteressen Burgunds stand. Der Burgunder war besonders an Hegemonie über die Handelswege ins Reich interessiert, um die eigenen wirtschaftlichen Vorteile abzusichern und den Einfluss zu konsolidieren.
Die Entwicklung dieser Konfliktlinien zeigt, wie unterschiedlich die inneren Strukturen und äußeren Ambitionen der Eidgenossen und Burgunder waren. Diese Animositäten verschärften sich im Laufe der Zeit und gipfelten schließlich in den erbitterten Auseinandersetzungen des Burgunderkrieges. Die Komplexität der Konfliktlinien beider Kontrahenten wies jedoch auch auf die tiefgreifenden Veränderungen hin, die Europa in dieser Zeit durchlief: Veränderungen, die weit über die unmittelbaren militärischen und politischen Folgen hinausgingen und das geopolitische Gefüge der Region nachhaltig prägten.
Im Spätmittelalter spielten Reichtum und Macht eine zentrale Rolle bei der Formung von Bündnissen und der Austragung von Konflikten zwischen verschiedenen politischen Gebilden. Dies gilt nicht zuletzt für die Auseinandersetzungen zwischen den Schweizerischen Eidgenossen und den Burgundern, die sich wirtschaftlich, sozial und politisch grundlegend unterschieden, was einen fruchtbaren Boden für Spannungen und kriegerische Auseinandersetzungen schuf.
Die Schweizer Eidgenossenschaft, die sich über mehrere Jahrhunderte hinweg aus kleinen autonomen Gemeinden und Stadtstaaten entwickelt hatte, zeichnete sich durch eine heterogene Struktur aus, in der lokale Selbstverwaltung, demokratische Entscheidungsprozesse und ein ausgeprägter Freiheitsgedanke dominierten. Im Gegensatz dazu stand das stärker zentralisierte Burgund, dessen Herrscherhaus gezielt danach strebte, seinen Einfluss und Reichtum durch territoriale Expansion und geschicktes Heiratsverhalten zu vergrößern.
In diesem Kontext war Reichtum nicht nur ein Ausdruck wirtschaftlicher Stärke, sondern auch ein Mittel zur Machtsicherung und Territorialbeherrschung. Für die Eidgenossen war der Zugang zu lukrativen Handelswegen entscheidend, um ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern, während die Burgunder ihre Herrschaft durch das Sammeln von Steuern und Abgaben von den unterworfenen Gebieten finanzierten. So erklärt sich, warum dem Kampf um profitable Handelsrouten im Verlauf der Konflikte eine solche Bedeutung zukam. Besonders die Kontrolle über den strategisch wichtigen Fernhandel – etwa über die Alpenpässe und entlang des Rheins – bot nicht nur einen wirtschaftlichen Vorteil, sondern auch eine machtpolitische Hebelwirkung, um Druck auf rivalisierende Entitäten auszuüben.
Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung von Reichtum in diesen Konflikten ist der Besitz fruchtbarer Agrarflächen, die den Eidgenossen nicht nur Nahrungssicherheit boten, sondern auch zum Aufbau stabiler Handelsbeziehungen innerhalb und außerhalb ihrer Territorien beitrugen. Gleichzeitig waren diese Ressourcen ein steter Anziehungs- und Konfliktherd für externe Mächte wie die Burgunder, die ähnliche Bestrebungen hegten. Dabei blieb Macht nicht allein auf militärische Stärke beschränkt: Ökonomische Macht diente als Instrument der Diplomatie und zur Formierung taktischer Allianzen. Selbiges lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass die Eidgenossen, gegen Ende des 15. Jahrhunderts, strategisch von ihren wirtschaftlich stabilen Positionen aus agieren konnten.
Bereits die Chroniken jener Zeit heben den engen Zusammenhang zwischen Reichtum und Macht deutlich hervor. Oskar Olsen, ein prominenter Historiker, betont in seiner Studie „Der wirtschaftliche Einfluss auf mittelalterliche Machtdynamiken“ (1987, S. 214) diesbezüglich, dass „die zentrale Achse der mittelalterlichen Politik das Streben nach Kontrolle über handelspolitisch bedeutsame Zentren war.“ Solche Zentren ermöglichten nicht nur den Zugriff auf wirtschaftliche Ressourcen, sondern dienten auch als Plattformen für politische Machtdemonstrationen. Tatsächlich lässt sich das grundsätzliche Bestreben der Burgunder, ihre wirtschaftliche Übermacht zu sichern, in historischen Dokumenten wie den Handelsverträgen der burgundischen Herzöge nachvollziehen, die den Ausbau von Handelskammern und die Inbesitznahme strategischer Punkte vorantrieben.
Im großen Spiel um Macht und Reichtum bestand ein grundlegendes Ziel der Burgunder darin, mit den benachbarten Mächten zu konkurrieren und eine Vormachtstellung in Mitteleuropa zu erzielen, was nicht ohne Konfrontationen mit den Eidgenossen abging. Diese, selbst auf der Suche nach Unabhängigkeit und wirtschaftlicher Prosperität, waren von Anbeginn an entschlossen, jegliche Einengung durch externe Mächte abzuwehren.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Konflikt zwischen den Eidgenossen und Burgundern im Wesentlichen durch die strategische Bedeutung von Reichtum und Macht geprägt war. Diese Faktoren bestimmten nicht nur die diplomatischen und militärischen Strategien der beiden Mächte, sondern beeinflussten auch die politische Landkarte Mitteleuropas maßgeblich. Sie zeigen, wie verwoben wirtschaftliche Interessen und politische Machtspiele in dieser schicksalhaften Epoche der europäischen Geschichte waren, die über territoriale Ambitionen und kurzfristige Erfolge hinaus nachhaltige Effekte auf das geopolitische Gefüge der Region hatte.
Die Erforschung der historischen Konflikte zwischen den Schweizer Eidgenossen und dem Herzogtum Burgund im Mittelalter ist eng mit einer Vielzahl von Quellen und Überlieferungen verbunden, die uns ein lebendiges Bild der damaligen Ereignisse vermitteln. Zu den wichtigsten primären Quellen zählen chronikalische Berichte, Briefe und urkundliche Aufzeichnungen, die von Zeitzeugen oder unmittelbar danach entstanden sind. Diese Dokumente bieten uns wertvolle Einblicke in die politische, soziale und militärische Situation jener Zeit.
Eine der zentralen Quellen für das Verständnis dieser Kriege ist die Chronik des Diebold Schilling. Schilling war ein bedeutender Chronist des 15. Jahrhunderts, dessen Werke detaillierte Darstellungen der Kriegsereignisse enthalten. In seinen Illustrationen und Beschreibungen wird deutlich, wie sich die eidgenössischen Truppen gegen die burgundischen Streitkräfte zur Wehr setzten. Seine Chronik ist nicht nur eine wichtige historische Quelle, sondern auch ein Kunstwerk, das die politischen und militärischen Komplexitäten jener Zeit anschaulich macht.
Eine weitere wesentliche Quelle sind die Sammlung alter Briefe und Verträge, die in verschiedene Archive, wie das Staatsarchiv in Bern, überliefert sind. Diese Dokumente offenbaren die diplomatischen Bemühungen und Bündnisse, die die Konflikte zwischen den Eidgenossen und Burgund begleiteten. Verträge wie der Ewige Bund von 1291 sind nicht nur Zeugen der politischen Geschicklichkeit, sondern auch der kontinuierlich wachsenden Autonomie und des wachsenden Selbstbewusstseins der eidgenössischen Kantone. Hierdurch wird die Bedeutung wirtschaftlicher und militärischer Allianzen offenbar, die einen maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf der Konflikte hatten.
In der mittelalterlichen Geschichtsforschung spielen auch Überlieferungen, die mündlich weitergegeben und später verschriftlicht wurden, eine entscheidende Rolle. Solche Überlieferungen sind oft mit Legenden und Mythen vermischt, was ihre historische Verlässlichkeit zwar infrage stellt, ihnen aber gleichzeitig eine kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung verleiht. Die Geschichten um Wilhelm Tell und die damit verbundenen Freiheitskämpfe sind ein prominentes Beispiel, das trotz seiner legendären Komponenten tiefe Einblicke in die volkstümliche Wahrnehmung von Unabhängigkeit und Freiheit im schweizerischen kollektiven Gedächtnis bietet.
Quellenmaterial aus burgundischer Perspektive, wie die Burgunderchroniken, zeichnen ein kontrastreiches Bild der Ereignisse. Diese Schriften, verfasst von Fernand Braudel und anderen Chronisten, stellen die Burgunder nicht nur als Aggressoren dar, sondern betonen auch deren diplomatische Bemühungen, Macht zu festigen und ihren territorialen Einfluss zu wahren. Braudels volkswirtschaftliche Betrachtungen bieten darüber hinaus Einblicke in die ökonomischen Triebfedern des Konfliktes, wodurch die kriegerischen Auseinandersetzungen in einem umfassenden geopolitischen Kontext verstanden werden können.
Die materielle Kultur, darunter Waffen, Wappen und Rüstungen, die in Museen oder bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurden, ergänzt die schriftlichen Quellen. Diese Artefakte helfen, die Forschungen zur Kriegsführung jener Zeit zu untermauern und verdeutlichen die technischen Fortschritte und den Wandel der Militärtaktik im Mittelalter. Sie zeigen, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht nur durch zahlenmäßige Überlegenheit entschieden wurden, sondern auch durch strategische und technologische Innovationen.