Die Chroniken von Araluen - Der eiserne Ritter - John Flanagan - E-Book

Die Chroniken von Araluen - Der eiserne Ritter E-Book

John Flanagan

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Beschreibung

Ein mitterlalterliches Königreich, bedroht von bösen Kräften und ungeheuerlichen Kreaturen, verteidigt von einem jungen Waldläufer und seinen Freunden - willkommen in Araluen!

Der Waldläufer-Lehrling Will und Evanlyn sind in Feindeshand geraten. Skandianer verschleppen sie in ihr Winterquartier. Gefangen in Schnee, Eis und bitterer Kälte scheint eine Flucht nur mit fremder Hilfe möglich. Doch kann Wills Lehrmeister Walt sein Versprechen einlösen und die beiden befreien? In unruhigen Zeiten mag der König auf Walts Dienste nicht verzichten und Walt bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss mit dem König brechen und sich auf eigene Faust zu Will und Evanlyn durchschlagen …

Spannende und actionreiche Abenteuer in einem fantastisch-mittlalterlichen Setting – tauche ein in »Die Chroniken von Araluen«!

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Seitenzahl: 316

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DER AUTOR

John Flanagan arbeitete als Werbetexter und Drehbuchautor, bevor er das Bücherschreiben zu seinem Hauptberuf machte. Den ersten Band von »Die Chroniken von Araluen« schrieb er, um seinen 12-jährigen Sohn zum Lesen zu animieren. Die Reihe eroberte in Australien in kürzester Zeit die Bestsellerlisten.

Inhaltsverzeichnis

DER AUTORWidmungEinsZweiDreiVierCopyright

Für Penny, die einen so hohen Standard setzte

Das Wolfsschiff befand sich nur wenige Stunden vom Kap der Zuflucht entfernt, als der Sturm losbrach.

Bereits seit drei Tagen segelten die Nordländer mit ihren Gefangenen in Richtung Skandia und bisher war das Meer so ruhig wie ein Mühlteich gewesen – worüber Will und Evanlyn sehr froh waren.

»So eine Seefahrt ist ja gar nicht so schlimm«, sagte Will. Was hatte er für schlimme Geschichten gehört, dass man auf einem Schiff draußen auf dem Meer furchtbar krank werden konnte. Aber diese sanften schaukelnden Bewegungen waren nun wirklich nichts, worüber man sich Sorgen machen musste.

Evanlyn nickte und behielt ihre Zweifel für sich. Sie war zwar keine erfahrene Seefahrerin, aber sie war schon das ein oder andere Mal auf dem Meer unterwegs gewesen.

»Wenn es nicht schlimmer wird«, sagte sie nur. Sie hatte allerdings die besorgten Blicke des Kapitäns bemerkt und die Ungeduld, mit der er die Ruderer zu größerer Geschwindigkeit drängte.

Erak, der Kapitän, wusste natürlich, dass dieses verdächtig ruhige Wetter nur Vorbote eines Wetterumschwungs war. Am nördlichen Horizont konnte er bereits die dunklen Umrisse des aufziehenden Sturms ausmachen. Wenn sie es nicht noch rechtzeitig um das Kap der Zuflucht herum in den Schutz der Landzunge schafften, würden sie die volle Wucht des Sturms abbekommen.

Der Kapitän schätzte sorgfältig Geschwindigkeit und Entfernung ab.

»Wir werden es nicht schaffen«, stellte er schließlich fest. Svengal, sein Stellvertreter, stimmte ihm zu.

»Sieht nicht danach aus«, meinte er auf seine gleichmütige Art.

Erak schaute sich prüfend auf dem Schiff um und überzeugte sich, dass die Ladung ausreichend gesichert war. Sein Blick fiel auf die zwei Gefangenen, die im Bug saßen.

»Die zwei werden am Mast festgebunden«, ordnete er an. »Am besten, wir machen auch gleich das Steuerruder klar.«

Will und Evanlyn sahen Svengal mit einem Stück Seil auf sich zukommen.

»Was will er denn damit?«, fragte Will. »Die können doch wohl nicht im Ernst glauben, dass wir versuchen abzuhauen.«

Svengal war am Mast stehen geblieben und winkte sie zu sich. Die beiden jungen Leute aus Araluen gingen zögernd auf ihn zu. Will stellte fest, dass die Bewegungen des Schiffs mit zunehmendem Wind heftiger wurden, und stolperte prompt. Hinter sich hörte er Evanlyn nicht gerade damenhaft fluchen. Sie war ebenfalls gestolpert und hatte sich das Bein an einem Pfosten gestoßen.

Svengal zog sein Sachsmesser und schnitt zwei Längen Seil ab.

»Bindet euch an den Mast«, befahl er ihnen dann. »Gleich erwischt uns ein böser Sturm.«

»Soll das heißen, wir könnten über Bord geweht werden?«, fragte Evanlyn ungläubig. Svengal bemerkte, dass Will sich bereits mit einem sauberen Palstek am Mast festknotete. Das Mädchen hatte jedoch einige Schwierigkeiten, also nahm Svengal das Seil und führte es sowohl um ihre Taille als auch um den Mast.

»Könnte schon sein«, bejahte er ihre Frage. »Wahrscheinlicher ist allerdings, dass ihr von den Wellen über Bord gespült werdet.«

Er sah, wie der Junge blass wurde.

»Soll das heißen, dass die Wellen tatsächlich… übers Deck schwappen?«, fragte Will. Svengal grinste humorlos.

»Genau das«, bestätigte er und eilte zum Heck, wo der Kapitän bereits das riesige Steuerruder sicherte.

Will schluckte einige Male. Er hatte angenommen, dass ein Schiff wie dieses einfach wie eine Möwe über die Wellen glitt. Jetzt musste er hören, dass das keineswegs immer der Fall war. Würden sie womöglich sogar untergehen?

»Du lieber Himmel … siehst du das?«, rief Evanlyn und deutete nach Norden. Die schmale dunkle Linie, die Erak gesehen hatte, war jetzt eine rollende schwarze Masse, die noch etwa eine Viertel Meile entfernt war und schneller auf sie zukam als ein Pferd in rasendem Galopp. Sowohl Evanlyn als auch Will umklammerten angstvoll den rauen Mast.

Dann verschwand die Sonne vom Himmel und der Sturm brach über sie herein.

Die unbändige Kraft des Windes raubte Will im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. Das war kein Wind, wie er ihn kannte. Dies war eine wilde, urzeitliche Macht, die ihn hin und her schüttelte und blind und taub machte. Er kniff die Augen zu, während er nach Luft schnappte und sich verzweifelt am Mast festklammerte. Wie von Ferne hörte er Evanlyn schreien und merkte, wie sie von ihm wegglitt. Blindlings griff er nach ihr, erwischte ihre Hand und zog sie zurück.

Die erste große Welle traf das Wolfsschiff und der Bug hob sich in einem steilen Winkel. Sie stiegen auf der Welle nach oben, aber dann glitt das Schiff langsam rückwärts wieder nach unten! Svengal und Erak riefen den Ruderern etwas zu. Ihre Stimmen wurden vom Wind verweht, doch die Mannschaft, die mit dem Rücken zum Sturm saß, wusste die Gesten zu deuten. Jeder Mann am Ruder legte sich mit aller Kraft ins Zeug, und das Schiff begann, die Welle zu erklimmen, höher und höher, bis Will meinte, jeden Augenblick müsste es wieder zurückgleiten.

Dann brach die Welle und das Wasser stürzte auf sie herab.

Tonnen von Wasser überschwemmten das Schiff und drückten es zur Seite, und es schien, als würde es sich nie mehr aufrichten. Will schrie vor Entsetzen, dann blieb ihm jäh die Luft weg, als das eiskalte Salzwasser über ihn schwappte, ihm Mund und Lungen füllte und ihn schließlich aufs Deck schleuderte, sodass nur noch das Seil um seine Taille ihn an Bord hielt. Er glitt auf den Planken hin und her wie ein zappelnder Fisch, während die gewaltigen Wassermassen über ihn hinwegrollten. Selbst als das Schiff sich wieder aufrichtete, blieb Will schwer atmend liegen. Evanlyn lag neben ihm und zusammen krochen sie zurück zum Mast.

Erneut erklomm das Schiff eine Welle. Das Wasser stürzte wie ein Wasserfall aufs Deck, doch diesmal mit etwas weniger Wucht, und die beiden jungen Passagiere schafften es, sich am Mast festzuhalten.

Zwischen den Ruderbänken waren ein paar Matrosen dabei, mit Eimern Wasser aus dem Schiff zu schöpfen. Erak und Svengal hatten sich ebenfalls festgebunden, jeder auf einer Seite des großen Steuerruders. Heute war die Kraft von zwei Männern nötig, um dieses Ruder zu bedienen.

Unten im Wellental schien der Wind etwas von seiner Wucht verloren zu haben. Will wischte das Salz aus seinen Augen, hustete und erbrach Meerwasser. Als er aufblickte, schaute er in Evanlyns vor Angst geweitete Augen. Er wünschte, er könnte sie beruhigen, aber er glaubte ja selbst nicht daran, dass das Schiff einer weiteren Welle widerstehen könnte.

Und doch rollte erneut eine Woge auf sie zu, sogar noch gewaltiger als die erste. Diese Welle war höher als die Mauern von Burg Redmont.

Wieder wurde Will aufs Deck geschleudert und rutschte hilflos umher. Er stöhnte, denn schreien konnte er nicht mehr.

»Sie hält sich tapfer«, rief Svengal dem Kapitän zu und meinte damit das Schiff.

Erak nickte grimmig. So beängstigend die Lage für Will und Evanlyn auch war, das Wolfsschiff war so gebaut, dass es schweren Stürmen auf See trotzen konnte. Doch selbst ein Wolfsschiff konnte nicht allem standhalten.

»Die letzte hat uns fast erwischt«, schrie der Kapitän zurück. »Wir müssen wenden und zusehen, dass wir vor dem Sturm segeln.« Svengal nickte zustimmend, während er mit zusammengekniffenen Augen die Wellen taxierte.

»Nach der nächsten«, sagte er. Die heranrollende Welle war ein wenig kleiner als die erste, die das Schiff beinahe zum Kentern gebracht hätte – wenn man bei diesen Sturmwellen von »kleiner« sprechen konnte. Die beiden Seeleute griffen fester um das Sturmruder.

»Zieht, verdammt noch mal! Zieht!«, schrie Erak den Männern an den Rudern zu, als der Wasserberg hoch vor ihnen aufragte.

»Oh nein! Es soll endlich aufhören«, stöhnte Will. Ihm war entsetzlich übel und die furchtbare Angst laugte ihn aus. Er wollte nur noch, dass dieser Albtraum aufhörte, selbst wenn das Schiff unterging. Er hörte Evanlyn neben sich vor Angst wimmern und legte hilflos einen Arm um sie.

Als die Welle diesmal über sie hereinbrach, brachte Will nur noch einen leisen Schluchzer heraus.

Sobald das Schiff den richtigen Winkel erreicht hatte, bellte Erak den Ruderern seine Befehle zu. Sie hatten nicht viel Zeit für die Wende.

»Klar zur Wende… uuuund nach Steuerbord!«, schrie er und deutete die Richtung an.

Die Ruderer stemmten sich mit den Füßen gegen die Querbalken. Die Männer auf der Steuerbordseite zogen die Ruder zu sich heran, die auf der anderen Seite drückten sie von sich weg.

»Zuuuuugleich!«, kommandierte Erak, und die Ruderer legten sich ins Zeug, so fest sie konnten, um die Wende vor der nächsten Welle zu schaffen … und es gelang.

Für Will und Evanlyn tanzte das Schiff immer noch wie verrückt auf den Wellen, allerdings war die Bewegung jetzt nicht mehr ganz so wild. Sie konnten sich vom Meer tragen lassen, statt dagegen anzukämpfen. Das war spürbar, auch wenn immer noch Wasser und Gischt ins Schiff schwappte.

Nachdem das Schiff mehr und mehr Wellenberge bezwungen hatte, wagte Will zu hoffen, dass sie vielleicht doch mit heiler Haut davonkommen würden.

Ganze sieben Tage dauerte das stürmische Wetter an und das Schiff wurde aus der Meerenge fast bis an den Rand des Endlosen Ozeans getrieben. Will und Evanlyn verbrachten die meiste Zeit an den Mast gebunden, durchnässt, frierend und bald völlig erschöpft.

Am achten Tag kam die Sonne durch. Sie war zwar blass und schwach, aber es war die Sonne. Die heftigen Schaukelbewegungen ließen nach und schließlich glitt das Schiff sanft durch die Wellen.

Erak, dessen Bart und Haare salzverklebt waren, ließ die Ruderer noch einmal wenden. »Kurs nach Norden, Richtung Kap der Zuflucht!«

Walt stand reglos vor dem Stamm einer Eiche, als die Banditen aus dem Wald stürmten und die Kutsche umringten.

Er versteckte sich nicht, dennoch sah ihn niemand. Zum Teil lag es daran, dass die Räuber sich ganz auf ihre Opfer konzentrierten, einen wohlhabenden Kaufmann und seine Frau.

Hauptsächlich lag es jedoch an dem Tarnumhang, den Walt trug – er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, sodass sein Gesicht im Schatten blieb –, und daran, dass er absolut still stand. Wie alle Waldläufer wusste Walt, dass das Geheimnis, sich unsichtbar zu machen, in der Fähigkeit begründet lag, sich auch dann nicht zu bewegen, wenn jemand direkt hersah.

Du musst glauben, dass du unsichtbar bist, lautete ein Sprichwort der Waldläufer, dann bist du es auch.

Eine untersetzte Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet, trat jetzt zwischen den Bäumen hervor und näherte sich der Kutsche. Walt musterte sie mit zusammengekniffenen Augen, dann seufzte er. Wieder einmal die falsche Spur, dachte er.

Der Mann hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit Foldar, den Walt seit dem Ende der Schlacht mit Morgarath suchte. Foldar war Morgaraths Stellvertreter gewesen. Er hatte es geschafft zu entkommen, nachdem sein Befehlshaber im Zweikampf getötet worden war und dessen Armee aus Wargals sich auflöste.

Doch Foldar war kein geistloser Untertan wie die Wargals. Er war ein denkender und genau planender Mensch – und er war durch und durch bösartig. Der Sohn einer Adelsfamilie aus Araluen hatte die eigenen Eltern bei einem Streit umgebracht. Damals war er noch ein Jüngling gewesen und entkommen, indem er in die Berge von Regen und Nacht flüchtete, wo Morgarath in ihm einen Geistesverwandten entdeckte und ihn in seine Dienste nahm. Jetzt war er der einzige Überlebende aus Morgaraths Führungsstab, und König Duncan hatte seine Verfolgung und Festnahme zur dringlichsten Aufgabe für die Streitkräfte des Königreichs erklärt.

Das Problem war, dass seither überall Doppelgänger Foldars auftauchten – die sich meist als einfache Räuber herausstellten; so wie dieser hier. Sie benutzten den Namen und den bösen Ruf des Mannes, um ihre Opfer in Angst und Schrecken zu versetzen, wodurch man sie leichter ausrauben konnte. Und immer wieder mussten Walt und seine Genossen vom Bund der Waldläufer ihre Zeit damit vergeuden, sie aufzuspüren. Walt machte es zornig, dass er seine Zeit mit solchen Kleinigkeiten verschwendete. Dabei gab es ganz andere Dinge, um die er sich kümmern müsste. Er war fest entschlossen, ein wichtiges Versprechen zu halten, und Narren wie dieser hier verhinderten das.

Der falsche Foldar hatte jetzt vor der Kutsche angehalten. Sein schwarzer Umhang mit dem hohen Kragen glich jenem, den der echte Foldar trug. Doch der echte Foldar war ein eitler Mann und sein schwarzer Umhang war aus Samt und Seide, wohingegen dieser hier aus grober Wolle war, schlecht gefärbt und an einigen Stellen bereits ausgebessert, mit einem Kragen aus nachlässig gefärbtem schwarzem Leder.

Der Hut des Mannes war zerbeult und die daran angebrachte schwarze Schwanenfeder in der Mitte geknickt. Vermutlich hatte sich irgendein achtloser Räuberkumpan einmal daraufgesetzt. Jetzt sprach der Mann, und sein Versuch, Foldars spöttischen Tonfall zu imitieren, wurde durch seine ungeschliffene Redeweise zunichtegemacht.

»Steigt aus die Kutsche, mein Herr un’ die holde Dame«, sagte er und versuchte sich in einer unbeholfenen Verbeugung. »Un’ fürchtet nichts, holde Dame, der edle Foldar fügt keiner schön’ Dame wie Euch Leide zu.« Er versuchte, ein böses Lachen auszustoßen, das aber als dünnes Kichern herauskam.

Die »schön’ Dame« war nicht wirklich schön. Sie war mittleren Alters, dick und hatte ein breites Teiggesicht. Aber darauf kam es nicht an. Niemand darf solchen Überfällen ausgesetzt sein, dachte Walt grimmig. Die Frau jammerte angstvoll und wich zurück. »Foldar« machte einen Schritt nach vorn, seine Stimme wurde rauer, sein Ton drohender.

»Steigt aus, gnäd’ge Frau!«, rief er. »Oder ich drück Euch die Ohren von Eurem Mann in die Hand!«

Dabei griff er ans Heft eines langen Dolches an seinem Gürtel. Die Frau schrie entsetzt auf und zog sich noch weiter in die Kutsche zurück. Ihr Mann, gleichermaßen entsetzt und in Sorge um seine Ohren, versuchte, die Frau zur Kutschentür hinauszuschieben.

Genug, dachte Walt. Unbemerkt legte er einen Pfeil an die Bogensehne und schoss ihn ab.

»Foldar«, der eigentlich Rupert Gubblestone hieß, hatte das Gefühl, es sei gerade etwas an ihm vorbeigeflogen, dann verspürte er einen Ruck an seinem hochgestellten Kragen und fand sich selbst mit einem schwarzen Pfeil an die Kutsche geheftet. Erschrocken schrie er auf, stolperte und wurde nur von seinem Umhang gehalten, der ihn jetzt am Hals würgte.

Als die anderen Banditen sich umdrehten, um zu sehen, woher der Pfeil gekommen war, trat Walt einen Schritt vor. Für die verblüfften Räuber sah es so aus, als wäre er geradewegs aus dem Eichenbaum herausgetreten.

»Ein Waldläufer des Königs!«, rief Walt. »Lasst eure Waffen fallen.«

Es waren zehn bewaffnete Männer, doch nicht ein Einziger von ihnen dachte daran, sich dem Befehl zu widersetzen. Messer, Schwerter und Keulen fielen zu Boden. Alle Männer hatten soeben ein unmissverständliches Beispiel der schwarzen Magie des Waldläufers gesehen: Die unheimliche Gestalt war geradewegs aus einem Eichenbaum getreten. Und falls Zauberei allein sie nicht überzeugte, gab es noch einen handfesteren Grund – den großen Langbogen, an dessen Sehne bereits ein weiterer schwarz gefiederter Pfeil lag.

»Auf den Boden, alle miteinander! Und zwar bäuchlings!« Der Befehl war scharf und alle ließen sich gehorsam auf den Boden fallen. Walt deutete auf einen schmutzigen Jungen, der nicht älter als fünfzehn sein konnte.

»Du nicht!«, sagte er. Der Junge, der sich schon hingekniet hatte, zögerte ängstlich. »Du nimmst ihre Gürtel und bindest ihre Hände auf dem Rücken zusammen.«

Der eingeschüchterte Junge nickte eifrig und ging sofort auf den ersten seiner Kameraden zu.

»Binde sie fest genug!«, befahl Walt. »Wenn ich auch nur einen losen Knoten finde, werde ich …« Er zögerte einen Moment, während er nach einer passenden Drohung suchte, dann fuhr er fort: »… werde ich dich ins Innere dieses Eichenbaums dort drüben sperren.«

Das dürfte reichen, dachte er. Er war sich der Wirkung bewusst, die sein unvermitteltes Auftauchen auf diese einfachen Banditen hatte. Jetzt sah er, wie das Gesicht des Jungen unter all dem Schmutz vor Angst bleich wurde, und wusste, die Drohung war angekommen. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Gubblestone, der aufgeregt an der Schnur seines Umhangs zupfte, die ihn immer stärker würgte. Sein Gesicht war bereits rot angelaufen, die Augen quollen hervor.

Sie traten noch weiter hervor, als Walt sein schweres Sachsmesser herauszog.

»Ach, mach dir nicht in die Hosen«, sagte Walt gereizt, während er rasch auf den Mann zuging und dann mit einer schnellen Bewegung die Kordel durchschnitt.

Gubblestone fiel unbeholfen zu Boden und rührte sich nicht. Er schien es vorzuziehen, liegen zu bleiben, außer Reichweite des blitzenden Messers. Walt blickte auf die Insassen der Kutsche. Die Erleichterung in ihren Gesichtern war offensichtlich.

»Ihr könnt Eure Fahrt fortsetzen«, sagte er höflich. »Die Banditen werden Euch nicht wieder belästigen.«

Der Kaufmann, dem es jetzt peinlich war, dass er versucht hatte, seine Frau aus der Kutsche zu schieben, wollte seine Verlegenheit überspielen, indem er sich aufplusterte.

»Diese Kerle verdienen es, gehängt zu werden, Waldläufer! Hängt sie, sage ich! Sie haben meine arme Frau zu Tode geängstigt und mich bedroht!«

Walt betrachtete den Mann ausdruckslos. »Viel schlimmer«, entgegnete er kühl, »sie haben meine Zeit verschwendet.«

»Die Antwort lautet Nein, Walt«, erwiderte Crowley. »Genau wie beim letzten Mal, als du gefragt hast.«

Er konnte an der Haltung seines alten Freundes sehen, wie aufgebracht dieser war. Crowley hasste das, was er momentan zu tun hatte. Aber Befehl war Befehl, und als Oberster Waldläufer war es seine Aufgabe, Befehle umzusetzen. Walt wiederum musste sie wie alle Waldläufer befolgen.

»Du brauchst mich nicht!«, entgegnete Walt wütend. »Ich verschwende nur Zeit, indem ich diesen zahllosen Doppelgängern durch das ganze Königreich folge, während ich stattdessen Will suchen sollte.«

»Der König will Foldar unter allen Umständen zu fassen kriegen«, erinnerte Crowley ihn. »Früher oder später werden wir ihn finden.«

Walt machte eine abwehrende Geste. »Und du hast neunundvierzig Waldläufer für diese Aufgabe!«, sagte er. »Das sollte doch um Himmels willen reichen.«

»König Duncan möchte aber dich für diese Aufgabe. Er vertraut dir und verlässt sich auf dich. Du bist der Beste, den wir haben.«

»Ich habe meinen Teil getan«, erwiderte Walt leise, und Crowley wusste, wie sehr es ihn schmerzte, diese Worte aussprechen zu müssen. Er wusste auch, dass er nun besser schwieg – dadurch würde er Walt am ehesten dazu bekommen, Vernunft anzunehmen.

»Das Königreich schuldet diesem Jungen etwas«, stellte Walt nachdrücklich fest.

»Der Junge ist ein Waldläufer«, entgegnete Crowley kühl.

»Ein Lehrling«, korrigierte Walt ihn.

Crowley stand auf und sagte ungehalten: »Ein Lehrling übernimmt die gleichen Pflichten wie ein Waldläufer. So haben wir es immer gehalten, Walt. Für jeden in unserem Bund gilt die gleiche Regel: Zuerst das Königreich. Das ist unser Eid. Du hast ihn abgelegt. Ich habe ihn abgelegt. Genau wie Will.«

Es herrschte aufgebrachtes Schweigen zwischen den beiden Männern, das umso schlimmer war angesichts der vielen Jahre, die sie Freunde und Kameraden gewesen waren. Walt, dachte Crowley, ist wahrscheinlich mein bester Freund auf der Welt. Und nun tauschten sie bittere Worte aus. Er machte eine versöhnliche Handbewegung.

»Hör mal«, sagte er in nachsichtigerem Ton, »hilf mir einfach noch bei dieser Sache mit Foldar. Zwei Monate, höchstens drei, dann kannst du Will suchen.«

Walt schüttelte bereits den Kopf, ehe Crowley den Satz beendet hatte.

»In zwei Monaten könnte er tot oder als Sklave verkauft und damit für immer verschwunden sein. Ich muss los, solange die Spur noch heiß ist. Ich habe es ihm versprochen«, fügte er nach einer Pause mit heiserer Stimme hinzu.

»Nein«, sagte Crowley nur.

Walt straffte die Schultern. »Dann muss ich den König sprechen.«

Crowley blickte bekümmert auf seinen Schreibtisch.

»Der König wird dich nicht empfangen«, sagte er dann geradeheraus. Als er aufblickte, sah er in Walts Blick, wie überrascht und verletzt sein Freund war.

»Er wird mich nicht empfangen? Er weist mich zurück?« Walt war über zwanzig Jahre einer der engsten Vertrauten des Königs gewesen, mit ständigem Zugang zu den königlichen Gemächern.

»Er weiß, worum du bitten willst, Walt. Er möchte dich nicht zurückweisen, also weigert er sich, dich zu sehen.«

Jetzt standen nicht mehr Überraschung und Verletztheit in Walts Augen, sondern Wut, erbitterte Wut.

»Dann werde ich ihn wohl umstimmen müssen«, sagte er eisig.

Als das Wolfsschiff das Kap umrundete und den Schutz der Bucht erreicht hatte, konnten sie endgültig aufatmen. In dem kleinen natürlichen Hafen brach die hohe felsige Landzunge die Kraft des Windes und der Wellen, sodass das Meer dort völlig ruhig war.

»Ist das Skandia?«, fragte Evanlyn.

Will zuckte unsicher mit den Schultern. Es sah nicht gerade so aus, wie er es erwartet hatte. An der Küste standen ein paar windschiefe Hütten, sonst war nichts zu sehen.

»Es scheint nicht sehr groß zu sein, oder?«, sagte er.

Svengal, der in ihrer Nähe ein Seil aufrollte, lachte über ihre Unwissenheit. »Das ist nicht Skandia«, klärte er sie auf. »Wir sind gerade mal auf halbem Weg nach Skandia. Das hier ist Skorghijl.«

Auf ihre erstaunten Blicke hin erklärte er weiter: »Wir können jetzt nicht die Überfahrt nach Skandia wagen. Der Sturm hat uns aufgehalten und wir sind bereits in die gefährliche Zeit der großen Stürme geraten. Wir müssen hier Unterschlupf suchen, bis sie vorbei sind. Dafür sind diese Hütten da.«

Will sah zweifelnd auf die verwitterten Holzhütten. Sie sahen düster und sehr beengt aus.

»Wie lange wird das dauern?«, fragte er.

Svengal zuckte mit den Schultern. »Sechs Wochen, vielleicht auch zwei Monate. Wer weiß?«

Das Seilbündel über eine Schulter gelegt, ging der Seemann weiter.

Skorghijl war ein öder und ganz und gar nicht einladender Ort aus nacktem Felsgestein. Steile Klippen ragten hinter einem kleinen Strand auf, an dem die von Sonne und Salz gebleichten Holzhütten standen. Weit und breit war weder ein Baum noch ein grünes Blatt zu sehen. Die Bergspitzen waren von Schnee und Eis bedeckt. Der Rest der Insel bestand aus Schiefer oder schwarzem und grauem Granit. Es war, als ob die Götter der Nordländer, wer immer sie auch waren, jegliche Farbe aus dieser felsigen kleinen Welt verbannt hätten.

Da die Ruderer nun nicht mehr gegen die Wucht des Sturms ankämpfen mussten, verlangsamten sie die Schlagzahl. Das Schiff glitt sanft durch die Bucht auf den Strand zu. Erak lenkte es mit dem Steuerruder durch den Kanal, der tieferes Wasser führte, bis der Kiel sich schließlich in den Uferkies bohrte und das Wolfsschiff zum ersten Mal seit vielen Wochen stillstand.

Will und Evanlyn erhoben sich. Nach der langen Zeit auf See waren sie unsicher auf den Beinen.

Das dumpfe Geräusch von Holz auf Holz war zu hören, als die Ruder eingeholt wurden. Erak schlang eine Lederschlaufe über das Steuerruder, um es zu sichern und zu verhindern, dass es unter den Bewegungen von Ebbe und Flut hin und her schlug. Zwischendurch sah er kurz zu den beiden Gefangenen.

»Wenn ihr wollt, könnt ihr an Land gehen«, erlaubte er ihnen. Es war nicht nötig, die beiden festzuhalten oder zu bewachen. Skorghijl war eine Insel von kaum zwei Meilen im Durchmesser. Abgesehen von dem einen natürlichen Hafen, der die Insel während der Jahreszeit der Stürme zu einem Zufluchtsort machte, bestand Skorghijls Küste aus hohen Klippen.

Will und Evanlyn liefen zum Bug, vorbei an den Seeleuten, die Fässer mit Wasser und Bier ausluden und Säcke mit getrockneten Lebensmitteln aus dem geschützten Lagerraum unter dem Hauptdeck holten. Will kletterte über das Schandeck, baumelte ein paar Sekunden lang am Rumpf und ließ sich dann nach unten auf den Kies fallen. Da der Bug im Kiesstrand feststeckte und nach oben zeigte, war es ein beträchtlicher Sprung gewesen. Will drehte sich um und wollte Evanlyn helfen, doch sie war bereits gesprungen und neben ihm aufgekommen.

Unsicher standen sie beide auf.

»Meine Güte«, stieß Evanlyn hervor, als sie merkte, wie sie schwankte und der feste Boden unter ihr sich zu bewegen schien. Sie stolperte und fing sich auf den Knien ab.

Will war kaum in besserer Verfassung. Jetzt, wo das ständige Schaukeln des Schiffes fehlte, schien sich das Festland unter ihnen weiter zu heben und zu senken. Er stützte sich mit einer Hand am Schiffsrumpf ab, um nicht zu fallen.

»Was ist los?«, fragte er Evanlyn. Ungläubig starrte er auf den Boden unter sich und erwartete, ihn auf und ab rollen zu sehen. Doch obwohl dem gar nicht so war, verspürte Will die ersten Anzeichen von Übelkeit im Magen.

»Passt auf, ihr zwei!«, warnte sie eine Stimme von oben, dann schlug bereits ein Sack mit Trockenfleisch neben ihnen im Kies auf. Will blickte hoch in das grinsende Gesicht eines Matrosen.

»Hast das Torkeln, was?«, meinte dieser mitfühlend. »Geht wieder vorbei.«

Will drehte sich der Kopf. Evanlyn schwankte zwar genau wie er, aber ihr schien nicht übel zu sein. Jetzt nahm sie Wills Arm.

»Komm«, sagte sie. »Dort bei den Hütten stehen Bänke. Vielleicht geht es uns besser, wenn wir uns hinsetzen.«

Taumelnd, als wären sie betrunken, stolperten sie zu den rauen Holzbänken und Tischen.

Dankbar ließ Will sich auf eine Bank sinken und stützte den Kopf in die Hände. Evanlyn tätschelte Wills Schulter.

»Ich möchte nur wissen, woher das kommt«, stieß sie hervor.

»Das passiert schon mal, wenn man ein paar Tage auf See war.« Erak war hinter sie getreten. Er trug einen Sack mit Vorräten über der Schulter und stellte ihn jetzt mit einem leichten Grunzen vor der Hüttentür ab.

»Aus irgendeinem Grund«, fuhr er fort, »scheinen eure Beine zu denken, ihr wärt immer noch an Deck eines Schiffs. Das kann man nicht erklären. Es wird nur ein paar Stunden dauern, dann geht’s euch gut.«

»Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es mir jemals wieder gut geht«, stöhnte Will.

»Wird schon wieder«, sagte Erak. »Und jetzt macht Feuer«, befahl er barsch und deutete mit dem Daumen auf eine Feuerstelle aus geschwärzten Steinen, ein paar Schritte von der nächsten Hütte entfernt. »Mit was Warmem im Bauch geht’s euch gleich besser.«

Bei der Erwähnung von Essen stöhnte Will erneut auf. Dennoch erhob er sich schwerfällig von der Bank und nahm den Feuerstein und den Stahl, den Erak ihm hinstreckte. Dann ging er mit Evanlyn zur Feuerstelle. Daneben war ein Stoß Treibholz. Manche der Planken waren morsch genug, um sie mit bloßen Händen zu zerbrechen. Will begann, das Holz in der Mitte des Steinkreises aufzuschichten.

Evanlyn sammelte trockenes Moos zum Anzünden und innerhalb weniger Minuten flackerte ein munteres kleines Feuer.

»Ganz wie in alten Zeiten«, meinte Evanlyn lächelnd.

Will erwiderte ihr Lächeln. In Gedanken sah er Morgaraths Brücke vor sich und das Feuer, das sie gelegt hatten, um sie niederzubrennen. Er seufzte. Tatsächlich würde er, ohne zu zögern, das Gleiche noch einmal tun. Aber er wünschte, Evanlyn wäre nicht in die Sache verwickelt worden. Wenn sie nur nicht mit ihm gefangen genommen worden wäre!

Doch noch während er das wünschte, gestand er sich ein, dass sie im Augenblick der einzige Lichtblick in seinem Leben war. Wie konnte er sie also wegwünschen? Er streckte die Hand aus und legte sie leicht auf ihre. Evanlyn sah ihn fragend an und diesmal lächelte er zuerst.

»Würdest du es wieder tun?«, wollte er wissen. »Du weißt schon, die Brücke und alles?«

Sie erwiderte das Lächeln nicht, sondern dachte ernsthaft nach.

»Auf jeden Fall«, antwortete sie dann. »Und du?«

Er nickte.

Von ihnen unbemerkt, hatte Erak die Unterhaltung mit angehört. Er nickte bei sich. Es war gut für die beiden, einen Freund zu haben. Das Leben würde hart für sie werden, wenn sie Hallasholm und Ragnaks Hof erreichten. Sie würden als Sklaven verkauft werden, was harte Arbeit ohne Unterlass bedeutete. Ein anstrengender, mühevoller Tag nach dem anderen, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

Es wäre übertrieben zu behaupten, dass Erak die beiden jungen Leute mochte. Aber sie hatten sich seinen Respekt verdient. Die Nordländer waren Krieger, die Tapferkeit und Mut hoch schätzten. Sowohl Will als auch Evanlyn hatten Mut bewiesen, als sie Morgaraths Brücke zerstörten.

Dieser Junge, dachte Erak bei sich, ist ziemlich zäh. Er hat die Wargals mit seinem kleinen Bogen abgeschossen wie Tauben. Erak hatte selten jemanden schneller und zielgenauer schießen sehen. Er führte es auf die gute Ausbildung zum Waldläufer zurück.

Und das Mädchen hatte ebenfalls Mut gezeigt. Zuerst, indem sie dafür gesorgt hatte, dass das Feuer die Brücke auch tatsächlich vernichtete, und dann, als Will von einem gezielten Steinwurf der Nordländer außer Gefecht gesetzt worden war. Da hatte sie sogar versucht, mit Wills Bogen zu schießen.

Es war schwer, nicht Mitleid mit ihnen zu haben. Sie waren beide so jung und hätten noch so viel vor sich gehabt. Er würde versuchen, die Dinge für sie ein wenig leichter zu machen, wenn sie in Hallasholm waren. Allerdings gab es nicht viel, was er tun konnte. Über sich selbst verärgert, schüttelte er den Kopf und verscheuchte die trüben Gedanken.

»Werde am Ende noch rührselig auf meine alten Tage«, murrte er vor sich hin. Er bemerkte, dass einer der Ruderer versuchte, ein gutes Stück Fleisch aus einem der in der Nähe stehenden Lebensmittelsäcke zu stibitzen. Schnell trat er hinter ihn und versetzte dem Mann einen Fußtritt in den Allerwertesten, der den Kerl von den Füßen fegte.

»Finger weg!«, fuhr er ihn an. Dann zog er den Kopf ein und trat durch die niedrige Tür in die Hütte, um den besten Schlafplatz für sich zu beanspruchen.

Die Schenke war ein schmuddeliges, billiges Wirtshaus, mit niedriger Decke, verräuchert und nicht besonders sauber. Aber sie befand sich in der Nähe des Flusses, wo die großen Schiffe anlegten, wenn sie Handelswaren in die Hauptstadt brachten, also war sie meistens gut besucht.

Im Augenblick liefen die Geschäfte schlecht und der Grund dafür saß an einem der fleckigen Holztische nahe dem Kamin. Der Mann schaute mit funkelnden Augen zum Wirt und knallte den leeren Krug auf die Tischplatte.

»Schon wieder leer«, sagte er ärgerlich. Er sprach schleppend, was der Wirt darauf zurückführte, dass er den Krug nun schon zum achten oder neunten Mal mit dem billigen, starken Branntwein füllte, der in den Hafenschenken wie seiner angeboten wurde. Geschäft ist Geschäft, versuchte er, sich selbst zu beruhigen, aber dieser Gast sah so aus, als suche er Streit, und der Wirt wünschte, er ginge endlich und suchte den Streit woanders.

Seine üblichen Gäste hatten sich mit dem untrüglichen

OMNIBUS ist der Taschenbuchverlag für Kinder in der Verlagsgruppe Random House

1. Auflage Deutsche Erstausgabe Mai 2008 Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform

© 2005 John Flanagan

Die englische Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel »Ranger’s Apprentice – The Icebound Land« bei Random House Australia Pty Limited, Sydney, Australia. This edition published by arrangement with Random House Australia. © 2008 der deutschsprachigen Ausgabe OMNIBUS, München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Übersetzung: Angelika Eisold-Viebig Lektorat: Petra Koob-Pawis Vignetten: Mathematics Umschlagbild: John Blackford Reproduced by arrangement with Philomel Books, a division of Penguin Young Readers Group, a member of Penguin Group (USA) Inc. All rights reserved. Umschlaggestaltung: init.büro für gestaltung, Bielefeld Satz: Uhl + Massopust, Aalen

eISBN 978-3-641-10120-6

www.omnibus-verlag.de

www.randomhouse.de

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