Die Dreigliederung des sozialen Organismus - Franz Weber - E-Book

Die Dreigliederung des sozialen Organismus E-Book

Franz Weber

0,0

Beschreibung

Erneuernde Impulse für das gesellschaftliche Leben gibt es in zahlreichen kleinen Initiativen. Doch diese werden zumeist nicht wirklich ernst genommen. Aber die alten Systeme in Politik und Wirtschaft können keine gesunde Zukunft fördern, das kann inzwischen überall bemerkt werden. So braucht es eine Art "Schlüssel", der neue soziale und gesell-schaftliche Räume öffnen kann. Dieser ist in der Sozialen Dreigliederung gegeben. Dabei ist zu beachten, dass damit nicht nur wieder ein Modell, zwar ein anderes, aber doch etwas von "oben" Verordnetes nicht gemeint sein kann. Es geht hier vor allem um eine neue Denkweise, die sich am Lebendigen und an den sozialen Erfordernissen der Zeit erproben und bewähren kann. Dazu sind in dieser Schrift einige grundlegende Gedanken mitgeteilt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 96

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Widmung:

Den Menschen, die sich für eine gesunde,

geistreiche und hoffnungsvolle Zukunft

öffnen wollen

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Mensch und Welt

Das Prinzip der Dreiheit in der geschichtlichen Entwicklung

Was meint der Begriff: Die Dreigliederung des sozialen Organismus

Die geistigen Grundlagen der sozialen Dreigliederung

Dreigliederung und Lebenspraxis

Das Wirtschaftsleben

Das Rechtsleben

Das Kultur- und Geistesleben

Zum König werden

Das Geldwesen und die vierte Gewalt

Zusammenschau und Ausblick

Spirituelle Grundlagen für eine Erneuerung der Kultur

Ein Nachwort

Literaturverzeichnis

Einleitung: Mensch und Welt

Die heutige Politik läuft den mannigfachen Problemen nur mehr hinterher. Wirkliche Ziele und humane Zukunftsvisionen gibt es kaum. Die Menschheit muss reagieren, auf den Klimawandel, auf das Artensterben, auf die Vermüllung und die Ausbeutung der Ressourcen und und und ...

Jedoch kam bisher dabei nicht viel heraus, außer einer halbherzigen „Flickschusterei“ und das wird nicht ausreichen.

Neue Werte und Denkweisen sind notwendig, da die alten Begriffe und Denkschablonen keine wirklich gesunden Erneuerungen ermöglichen können.

Wir brauchen neue Ideen und Sichtweisen, mit denen die Gestaltung der zukünftigen Welt gelingen kann. Eine Technisierung und Digitalisierung reicht da bei Weitem nicht aus, denn diese neuzeitlichen Errungenschaften bringen wiederum neue Probleme hervor, denn sie binden die menschliche Seele nur noch stärker an die Kräfte des „Untersinnlichen“, vor allem an den Elektomagnetismus, der das Lebensvolle nicht stärken, sondern eher schwächen tut. Lebenskräfte schwinden, Todeskräfte nehmen zu, das kann überall beobachtet werden, in der Natur wie im Menschen. Das Immunsystem und damit die Autonomie und Integrität des Einzelnen wird mehr und mehr geschädigt.

Chemische Mittel in der Landwirtschaft und Medizin lindern Symptome, sie tragen aber nicht zu einer wirklichen Gesundung und Heilung bei. Diese kann vor allem durch ein gesundes und lebendiges Denken, Fühlen und Wollen gefördert werden. Und dazu braucht es Ideen, die wiederum selbst dem Lebendigen, dem Wahrhaftigen und dem Guten entstammen.

Die Entwicklung der Menschheit in den zurückliegenden Geschichtsepochen wurde nicht nur durch Kriege und Katastrophen gezeichnet, sondern auch durch vielfältige Geistesimpulse, die dem Einzelnen wie auch der Gesellschaft gesunde Wegweisungen erteilen können. Im Grunde genommen sind schon viele solcher zukunftsweisenden Impulse da, doch sie werden vom „Mainstream“ aus Politik, Wirtschaft und Medien-Kultur kaum mehr wahrgenommen. Zu sehr ist man im „Tagesgeschäft“ eingespannt, als dass man noch einen Aufblick wagt zu den hehren Idealen einer besseren Welt. Und doch wird es ohne einen solchen Zukunftsblick nicht mehr in einem gesunden Sinne weitergehen. Ohne geistige Ideale, nur im eitlen und bequemen Alltag seinen Wünschen und Begehrungen nachzugehen, wird die Welt nicht in einem gesunden Sinne weitertragen.

Der „Naturmensch“, den wir alle erleben und kennen und der wir alle durch die leibliche Determination natürlicherweise auch noch sind, er genügt sich oftmals selbst in seiner Wohlfühlblase. Jedoch er ist nicht allein, denn der Mensch ist mehr als ein Naturwesen; der soziale Mensch, der wir eben auch noch sind, er braucht vor allem die Mitwelt, den Nächsten und zwar zum Nehmen und Geben, zum sich Austauschen und zum Leben in einer Gemeinschaft und schließlich der geistige Mensch, der wir im Innersten, im Kern, im Ursprünglichsten wahrhaftig sind, er braucht eine Entwicklung und diese vor allem in den irdischen Herausforderungen, damit er sich immer besser selbst finden, erkennen, bestimmen und verwirklichen kann. Dies gelingt am besten, wenn er gesellschaftliche Strukturen und Lebensweisen vorfinden kann, in denen er sich eigenständig und frei entfalten lernt.

Autoritäre Systeme unterdrücken diese Entfaltungsmöglichkeiten, seien sie politischer, religiöser oder wirtschaftlich-ökonomischer Natur. Das können wir in heutiger Zeit vermehrt beobachten. Doch der Mensch ist ein Wesen, das sich entwickeln will, letztlich hin zu größerer Freiheit und Selbstbestimmung, aber nicht in einem egoistischen Sinne, sondern so, dass er zum Wohle des Ganzen, als ein soziales Wesen, das erst in der Gemeinschaft und schließlich im „großen Ganzen“ seinen Ort und seine individuelle Aufgabe finden kann. Schließlich ist es eine hohe Kunst, diese drei Aspekte des Menschseins, also den natürlichen, den sozialen und den geistigen Menschen so zusammen zu bringen, dass sie in einen Ausgleich und in eine ausgewogene Harmonie geraten.

Die geschichtliche Entwicklung zeigt, dass mit der Freiheitssuche und Selbstfindung des Einzelnen und damit einhergehend mit der Selbstbestimmung zu einem mündigen Menschen hin, dass damit eben auch soziale und gesellschaftliche Prozesse verbunden sind, die auch immer wieder neue Formen des gesellschaftlichen Lebens erfordern. Und so offenbart sich in unseren Tagen verstärkt, dass das heutige System des Kapitalismus, des Parteiensystems und der parlamentarischen Demokratie, worin der einzelne Bürger mehr oder weniger ein Zuschauer und Konsument ist, dem Drang nach Selbstbestimmung, individueller Freiheit und Mitgestaltung nicht mehr wirklich gerecht werden kann.

Die Soziale Dreigliederung, die vor circa 100 Jahren von Rudolf Steiner erkannt und entwickelt wurde, bietet gerade heute zahlreiche Impulse, Ziele und Ideen an, um den derzeitigen Untergangstendenzen neue und aufbauende Kräfte einverleiben zu können. Diese Soziale Dreigliederung soll daher in den nächsten Kapiteln ansatzweise dargestellt werden, so wie sie sich meinem eigenen Vermögen und meinen Erkenntnissen ergibt. Dabei geht es mir eher um eine innere Haltung, als um äußere technische und bürokratische Strukturen.

In einer mehr künstlerischen und erkenntnistheoretischen Weise sollen daher in den folgenden Abschnitten die Ideen und Inhalte der Sozialen Dreigliederung betrachtet und erläutert werden.

Das Prinzip der Dreiheit in der geschichtlichen Entwicklung

Das Prinzip der Dreiheit ist ein göttlich-geistiges Prinzip. Schon im alten Indien erkannte man die Gottheit in drei Attributen, Symbolen und Namen, nämlich in Brahman, Vishnu und Shiva beziehungsweise dem Erschaffenden, dem Erhaltenden und dem Auflösenden. Diese Dreiheit durchzieht alles Sein und Werden.

Im alten Ägypten ist diese Trilogie in Osiris, Isis und Horus beschrieben. Darin zeigt sich eine Ur-Polarität des Männlich-Weiblichen mit dem Sohn- oder Kindprinzip des Horus, der diese Polarität wieder verbinden und vereinen kann. Dieses Prinzip ist ja auch im christlichen Geistesleben als Vater, Sohn und Heiliger Geist, als sogenannte Trinität bekannt.

Wird die ursprüngliche Einheit, die Eins gespalten, so entsteht die Dualität, also zwei Pole, die sich gegenüber stehen und sich oftmals auch bekämpfen. Daher wollen auch viele Geistsucher die Zweiheit, die bestehende Welt, zum Beispiel in der Polarität aus Geist und Materie, meiden und wieder zurückkehren in die ursprüngliche Einheit. Doch das wird nicht so einfach möglich sein, denn im dritten Jahrtausend, in das wir eingetreten sind, soll das Trinitätsprinzip verstanden werden.

Das erste Jahrtausend war noch von einem Einheitsgedanken geprägt und durchzogen. Die königliche Macht und die Religion wirkten noch zusammen. Im zweiten Jahrtausend gab es dann zahlreiche Spaltungen, der Kaiser vom Papst, der Adel von der Kirche, die Bauern von den Bürgern und diese vom Adel, die Katholiken von den Protestanten, die Arbeiter von den Unternehmern, die Kommunisten von den Kapitalisten, Männer von Frauen, der Osten der Welt vom Westen und dergleichen mehr.

Im dritten Jahrtausend sollen diese Spaltungen allmählich aber überwunden werden. Dazu gab es geschichtlich gesehen immer wieder Ansätze, die ich hier aber nur sehr kurz anführen will.

Bei den Rosenkreuzern und Alchemisten wurden die Prozesse und Prinzipien, die einer organischen Dreiheit zugrunde liegen, Sulphur, Mercurius und Sal genannt beziehungsweise mit den Planeten-Energien Sonne, Merkur und Mond bezeichnet, wodurch die ursprüngliche Polarität der Sonne beziehungsweise dem Männlichen und dem Mond, dem Weiblichen, durch Merkur, dem Kindprinzip, verbunden werden kann.

Friedrich Schiller strebte in seinen philosophischen Arbeiten vor allem an, den Gegensatz von Natur und Geist überwinden zu können. In der Kunst ist es bei Schiller vor allem die Schönheit, die Natur und Geist umfassen kann. Der Stofftrieb (Natur) kann durch einen Spieltrieb (Kunst) mit dem Vernunfttrieb (Geist) zusammengebracht werden. „Der Mensch ist nur dann ganz Mensch, wenn er spielt“, war seine These.

Auch Goethe kam in seiner Farbenlehre, wie auch in seiner Pflanzenbetrachtung auf das Prinzip der Dreiheit zu sprechen:

Polarität und Steigerung, so formulierte er seine weitreichende Erkenntnis. Durch ein drittes Prinzip ist eine Steigerung des ursprünglichen Gegensatzes möglich. Der Philosoph Hegel drückte dieses geistige Gesetz in den Begriffen: These, Antithese und Synthese aus.

Goethe hatte zudem in seinem Märchen ein künstlerisches Bild geschaffen von den drei unterirdischen Königen und dem vierten, dem gemischten König, das sich für die Dreigliederung des sozialen Organismus gut gebrauchen lässt. Doch dazu später mehr.

Diese Dreigliederungs-Idee fand schließlich in der französischen Revolution ihren geschichtlichen Niederschlag und zwar in den Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die immer noch die Maxime für die europäische Geistigkeit und Einigkeit ausmachen, zumindest ausmachen sollten.

Doch erst Rudolf Steiner konnte zum Beginn des 20. Jahrhunderts entdecken, wo diese geistigen Ideale und Prinzipien im gesellschaftlichen Leben verankert werden müssen, damit sie fruchtbar werden können. Im Jahre 1917 erkannte er die leibliche Dreigliederung, bestehend aus dem Nerven-Sinnes-System, dem Stoffwechsel-Gliedmaßen-System und diese vermittelnd, das Rhythmische- oder Herz-Kreislauf-Atmungs-System.!918 schrieb er sein Buch: Die Kernpunkte der sozialen Frage, worin er dieses Prinzip für die Gesellschaftsfragen weiter entwickelte.

In der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges ergab sich damals ein offener politischer Raum, wo Steiner mit sehr viel persönlichem Einsatz versucht hatte, seine Dreigliederungs-Impulse unter die Menschen zu bringen. Die Unterstützung seitens der Politik war allerdings sehr gering. Doch gab es 1922 in Oberschlesien eine Volksabstimmung, wo dieser Impuls recht knapp unterlag und dadurch das republikanische Modell bevorzugt wurde. Dies war das vorläufige Ende seines Impulses, auch weil Steiner 1925 verstarb.

Bekanntlich machten sich danach ganz andere Kräfte in der Geschichte breit, die mit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nichts gemein hatten.

Nach dem zweiten Weltkrieg machte sich Peter Schillinski, den ich noch persönlich kennenlernen durfte, auf, um nach Menschen zu suchen, die sich noch mit der Steinerschen Dreigliederung beschäftigten. Es waren aber weniger als 10 Personen zu finden. Doch sein Wirken trug dazu bei, dass neue „Keime“ entstehen konnten. Eine Teestube auf Sylt wurde zum Treff für außerparlamentarische Gruppierungen, ein Internationales Kulturzentrum in Achberg mit Wilfried Heidt entstand, wo auch Joseph Beuys zeitweilig zugegen war. Im Modell Wasserburg wirkte Schillinski weiter bis zu seinem Tod. Die Zeitschrift: Jedermensch entstand dort oder in Freiburg: Die Kommenden, unter der Leitung von Georg Schweppenhäuser. Sie verbreitenden Gedanken zur sozialen Dreigliederung und einige kleinere Initiativen, wie der Unternehmensverband Dritter Weg, versuchten diesen Impuls ins Praktische umzusetzen. Doch die breite Öffentlichkeit nahm davon so gut wie keine Notiz. Es scheint, zusammengefasst betrachtet, als ob der Ursprungs-Impuls erst einmal sterben musste, damit in späterer Zeit ein zarter Keimling daraus hervorgehen konnte. Dieser Keimling begann sein Wachsen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Christoph Strawe brachte eine weitere Zeitschrift für Dreigliederung heraus, Lothar Vogel, Dieter Brüll, Albert Schmelzer und weitere verhalfen der Dreigliederung vor allem zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung, so dass sie allmählich einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte, zum Beispiel mit dem Omnibus für direkte Demokratie.

Durch Gerald Häfner, einem früheren Mitglied im Bundestag und im Europa-Parlament bei den Grünen und Mitglied im Verein Mehr Demokratie ist dieser Impuls wieder in Dornach angekommen, von wo aus Steiner bis zu seinem Lebensende innerhalb der Anthroposophenschaft wirkte, der dort aber nie richtig verwirklicht wurde. Zukünftig muss er den Weg in die Gesellschaft finden, weil ja aus dem zarten Keimling einmal eine stattliche Pflanze mit Stängel, Blättern, Blüten und Früchten hervorgehen soll. Axel Burkart mit seiner Akademie und viele weitere Initiativen versuchen diesen Weg weiter zu führen, vor allem auch über das Internet, um eine breitere Bekanntschaft mit der Dreigliederungs-Idee zu ermöglichen. Wann wird die Soziale Dreigliederung aber erblühen können?

Nach einer Blattbildung beziehungsweise einer Breitenwirkung folgt in der Knospenbildung noch einmal eine Verdichtung, eine Zurücknahme des Blätterwachstums, wo es entsprechend darum gehen kann, sich noch einmal auf die geistige Wurzeln, auf die Grundideen beziehungsweise auf die Ideale und auf die Wesen zu schauen, die hinter oder in diesem Impuls wirken wollen.

Die Grundprinzipien für die soziale Dreigliederung lauten hier zusammengefasst:

für den Leib:

Stoffwechsel-Gliedmaßen-System