Die Eden Hill Chroniken - Gefangene Herzen - Renate Blieberger - E-Book

Die Eden Hill Chroniken - Gefangene Herzen E-Book

Blieberger Renate

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Beschreibung

Ein romantischer Fantasy-Roman für Erwachsene

Ihre Aufgabe als Hüterin hat die Hexe Elly an der Seite des Elfenfürsten Valdir in dessen Stadt in die Welt der Elfen verschlagen. Um irgendwann wieder zu ihrem alten Leben und zu ihrer großen Liebe Caleb zurückkehren zu können, ringt sie dort um einen Friedensvertrag zwischen Valdir und seinem Erzfeind dem grausamen General Lunaros. Dieses Vorhaben gestaltet sich allerdings nicht nur langwierig, sondern auch als so gut wie unmöglich, weil sie dabei in einen Strudel aus Intrigen und alten Geheimnissen gezogen wird.

Sein Kampf um eine Zukunft mit seiner geliebten Elly hat Caleb nicht nur seine Heimat gekostet, sondern ihn auch noch in ein Hybridwesen aus Mensch und Pflanze verwandelt. Als eine Intrige von Valdir ihm Elly für immer zu nehmen droht, lässt sich Caleb auf ein riskantes Spiel ein, um endlich wieder mit ihr vereint zu sein. Was keiner der Beteiligten ahnt, auch der Hexenmeister Brian, der sich als Gefangener von Valdir in dessen Stadt befindet, spinnt seine eigene Intrige um seine Freiheit wiederzuerlangen und sich an seinen Feinden zu rächen.

Weitere Bände der Serie:
Band 1: Die Eden Hill Chroniken – Die letzte Hüterin
Band 2: Die Eden Hill Chroniken – Der Fluch des Raben
Band 3: Die Eden Hill Chroniken – Die Sehnsucht des Verdammten

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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DIE EDEN HILL

CHRONIKEN

 

Gefangene Herzen

 

von

Renate Blieberger

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

Leseprobe

Impressum

 

ALLE RECHTE VORBEHALTEN

2. Auflage 2024

Autor und Herausgeber: Renate Blieberger

Zwischenweg 14, A-2700 Wiener Neustadt

E-mail: [email protected]

Covergestaltung: Photodesign Rene` Brandes

Zur Lustgartenbreite 4a

39365 Harbke Deutschland

www.renebrandes.de

1. Kapitel

 

 

Elly stand am Balkon ihrer Gemächer und starrte in die Tiefe. Vor ihr breitete sich ein schimmerndes Meer aus Kristallen und weißem Marmor aus. Die Sonnenstrahlen zauberten farbige Prismen auf die Straßen und erweckten den Eindruck, sich in einem Märchen zu befinden. So war sie sich vor gut fünf Jahren, als sie zum ersten Mal an diesen Ort gekommen war, auch vorgekommen. Inzwischen wusste sie es besser. Unter der glänzenden Fassade lauerte ein tiefer Abgrund aus jahrhundertealter Feindschaft und Intoleranz. Die kristallene Stadt, wie ihre Bewohner sie nannten, befand sich im Kriegszustand und das schon seit Jahren. Im Moment befanden sich die Parteien in einer Pattsituation und man versuchte, einen brüchigen Frieden zustande zu bringen. Elly selbst war für die Kaste der Magier am Verhandeln, ihr Gegenpart gehörte zur Kaste der Krieger und die Verhandlungen zogen sich schier endlos hin. Dabei hätten alle Parteien den Frieden bitter nötig gehabt. Sie selbst allerdings am meisten, denn die Krieger hatten ihre große Liebe Caleb als Garant für Ellys faire Verhandlungsführung als Geisel genommen. Bei dem Gedanken an ihn schloss sie gequält die Augen. So sehr sie Caleb liebte, das Schicksal selbst schien etwas gegen ihre Verbindung zu haben. Zuerst hatte ein dunkler Magier sie auseinander gebracht, wobei sie nur mit Mühe mit dem Leben davon gekommen waren. Nach einem scheinbaren Happy End war der Elfenfürst Valdir wieder aufgetaucht, hatte Caleb mit seinen Manipulationen sogar kurzfristig ins Gefängnis gebracht und zu guter Letzt hatte Elly ihn verlassen müssen, um eine Invasion der Elfen in die Welt der Menschen zu verhindern. Vor einem halben Jahr hatte Caleb geholfen, erneut ein Portal zu öffnen und damit die Welt wieder an den Rand einer Katastrophe gebracht. Um seinen Fehler wieder gut zu machen und wohl auch, um sich wenigstens in derselben Welt wie sie aufzuhalten, hatte er sich den Kriegern als Geisel angeboten. So waren sie zwar nun in derselben Welt, aber er hätte genauso gut auf dem Mond sein können, denn in Lunaros Lager war er unerreichbar für sie. Der einzige Weg, jemals wieder mit ihm vereint zu sein, war diesen verdammten Vertrag zur Zufriedenheit aller zustande zu bringen. Eine melodische Männerstimme holte sie aus ihren Überlegungen: „Aber liebste Hexe, warum denn so missmutig?“ Sie wandte sich zu ihm um und musterte den Elf. Valdir war der Fürst dieser Stadt, ihr Freund und außerdem ein furchtbarer Geheimniskrämer. Weiters war er ein weit entfernter Verwandter von ihr. Bei seinem Aufenthalt auf der Erde hatte er sich in eine Hexe verliebt und eine Tochter mit ihr gezeugt, von der Ellys Familie abstammte. Das war allerdings schon drei Jahrhunderte her. Dennoch pochte er auf ihre Verwandtschaft und hatte ihr zu einem Ritual verholfen, das ihren Elfenanteil gestärkt und sie unsterblich gemacht hatte. Leider versuchte er aber auch ständig, sie mit einem der Elfen zu verkuppeln, obwohl er um ihre Gefühle für Caleb wusste. Es hatte schon etwas Ironisches. Er hatte sie von ihrer großen Liebe getrennt, ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt und hatte immer noch tausend Geheimnisse vor ihr, aber er tat das alles, nicht aus Bösartigkeit, sondern weil er es für das Beste für sie und seine Welt hielt. Nachdem sie das erst mal akzeptiert hatte, war er ihr ans Herz gewachsen. Was jedoch nicht bedeutete, dass sie ihm alles durchgehen ließ. Sie hatte in den vergangenen Jahren gelernt, sich gegen ihn zu behaupten.

Sie schnaubte: „Als ob du das nicht wüsstest.“ Mit seinem bis weit über den Rücken reichenden silbernen Haar, den blattgrünen Augen und den perfekten Gesichtszügen, war Valdir selbst für einen Elf unglaublich schön. Aber inzwischen war ihre Magie zu stark, um von seiner nahezu magischen Anziehungskraft in deren Bann gezogen zu werden.

Er seufzte: „Natürlich, du denkst schon wieder an Caleb. Hör auf, dir Sorgen um ihn zu machen. Lunaros ist kein Idiot. Er wird ihm nichts antun, solange die Verhandlungen andauern.“ Sie zweifelte gar nicht an Calebs körperlicher Unversehrtheit, sondern eher an seinem seelischen Wohlbefinden. Die Elfen hatten viele bewundernswerte Eigenschaften, Toleranz gehörte allerdings nicht dazu. Da Elfenfrauen nicht mehr besonders fruchtbar waren, hatte man als Frau mit magischen Fähigkeiten einen hohen Status in ihrer Gesellschaft. Zu Männern, die keine Vollblutelfen waren, war man jedoch nicht annähernd so freundlich. Die weit weniger glanzvollen Außenbezirke der Stadt waren der Beweis dafür. Sie waren eine Art Slum, in dem die lebten, die man als minderwertig betrachtete. Was die Elfen allerdings nicht davon abhielt, sich ihrer für niedere Arbeiten zu bedienen.

Sie fragte ironisch: „Warum bist du hier? Wir waren erst nach meinem Treffen mit dem Krieger verabredet.“

Er runzelte bei ihrem Themenwechsel zwar kurz unwillig die Stirn, antwortete aber: „Ich gebe heute einen Empfang im großen Festsaal und wünsche dein Erscheinen. Allerdings werde ich mit einem politischen Problem befasst sein und dir deswegen einen anderen Tischherrn zuteilen.“

Elly verdrehte gequält die Augen. „Bitte nicht schon wieder ein Kuppeleiversuch.“

Seine Lippen verzogen sich zu einem rätselhaften Lächeln. „So verlockend die Vorstellung, dich endlich in einer würdigen Beziehung zu wissen, auch ist, habe ich heute nichts dergleichen vor. Mein Sohn wird neben dir sitzen.“ Ellys Hals wurde eng vor Panik. Wenn ihr Freund aus Eden Hill hier war, musste jemand das Portal geöffnet haben. Das war ein Verstoß gegen die Vereinbarung und brachte ihre Verhandlungen und damit Calebs Leben in Gefahr.

„Varos ist hier?“

Valdir fragte ironisch: „Hätte ich es dir verschwiegen, wenn das Portal wieder offen wäre? Mein zweiter Sohn wird dein Tischherr sein.“

„Du hast noch einen Sohn? Warum hast du ihn nie erwähnt?“

„Dazu bestand bis jetzt kein Grund“, erwiderte er trocken, „weil er während der vergangenen Jahre nicht in der Stadt war. Aber nun ist er wieder da und ich will ihn dir vorstellen.“ Elly seufzte auf. Das war wieder typisch Valdir. Selbst wenn sie die nächsten tausend Jahre an seiner Seite verbringen sollte, würde sie vermutlich noch nicht mal die Hälfte seiner Geheimnisse kennen.

 

 

Caleb stand breitbeinig vor dem Übungspfahl und attackierte ihn immer wieder mit seinem Schwert. Er hatte inzwischen so viel Routine darin, dass seine Gedanken sich mit anderen Dingen beschäftigten. Er hatte sich als Geisel für Lunaros angeboten, weil der General nur durch Calebs Schuld wieder auf die Erde gelangt war. Sein schlechtes Gewissen und der Wunsch, Elly in die Welt der Elfen zu begleiten, hatten ihn dieses Angebot machen lassen. Aber eigentlich hätte er genauso gut am anderen Ende des Universums sein können, denn Elly war unerreichbar für ihn. Er war nun seit einem halben Jahr hier und hatte die kristallene Stadt noch nicht betreten. Ironischerweise lag das weniger an seinem Geiselnehmer, als an den Bewohnern der Stadt. Hatte er die Feindschaft zwischen Lunaros und Valdir in Eden Hill noch für ein persönliches Problem gehalten, war er hier eines Besseren belehrt worden. Die Kasten der Magier und der Krieger hegten ein tiefes Misstrauen gegeneinander und die Krieger um Lunaros wurden von beiden Seiten argwöhnisch beäugt. Aus diesem Grund hatte der General ein Lager einige Meilen außerhalb der Stadt errichtet. Lunaros anerkennende Stimme holte ihn aus seinen Überlegungen: „Du wirst immer besser.“ Caleb hielt inne und wandte sich zu ihm um. Von allen Überraschungen dieser Welt war der General die Größte. Nach seinen zwei Auftritten in Eden Hill hatte Caleb ihn für ein Monster gehalten. Doch das war nur ein Teil der Wahrheit. Er hatte ihn einen seiner Offiziere brutal zu Tode foltern sehen, weil der gegen eine von Lunaros Regeln verstoßen hatte. Aber er hatte ihn auch persönlich die Wunden eines Jungen versorgen sehen, der sich bei seiner ersten Jagd verletzt hatte. Überhaupt war das Lager eher eine kleine Stadt, als ein Armeelager. Es gab hier auch Frauen, die ihren männlichen Kollegen in nichts nachstanden. Sie waren seit vielen Jahren hier draußen und hatten ihr normales Leben an die Gegebenheiten angepasst. Manche hatten geheiratet und es gab sogar ein paar Kinder, die wie ein kostbarer Schatz behandelt wurden. Aber am verblüffendsten war die Art, wie sie mit ihm umgingen. Er dufte das Lager nicht verlassen, wurde aber sonst wie einer von ihnen behandelt und sie bildeten ihn sogar im Kampf aus. Was ihm nach allem, was er von Elly und Varos über die Elfen wusste, untypisch vorkam. Durch seinen Verrat an Adam war er zwar in eine Art Mensch Pflanzen Hybriden verwandelt worden, aber davon ein Elf zu sein, war er Lichtjahre entfernt.

„Danke. Das ist vor allem der Verdienst deiner Leute. Sie sind gute Lehrer.“

Der Elf mit der Augenklappe nickte ihm dankend zu. „Ich werde das Lob weiter geben. Wie steht es um deine neuen Fähigkeiten?“ Die waren Caleb immer noch reichlich unheimlich. Wie er von den anderen Elfen erfahren hatte, hatte es Wesen wie ihn früher gegeben, aber sie hatten vor seinem Eintreffen als ausgestorben gegolten. Man hatte sie Pflanzenkrieger genannt und sie waren von den Dryaden erschaffen worden, um für sie körperliche Auseinandersetzungen zu führen. Aber wie die Dryade von Eden Hill hatten sich die meisten anderen Dryaden auch aus dem Staub gemacht. Also war er, obwohl nur eine schwache Version der einstigen Kreaturen, einzigartig. Was vermutlich Lunaros Interesse erklärte. Für die Elfen war Prestige sehr wichtig und ihn auf seiner Seite zu haben, bedeutete eine vermutlich Menge davon.

„Es geht voran“, erwiderte er unbestimmt. Die vollen Lippen des Generals verzogen sich zu einem Grinsen. Er wirkte viel lebendiger als Valdir, mit dem Caleb mehr als einmal böse Überraschungen erlebt hatte. Der Elfenfürst achtete stets darauf, seine Gefühle und Beweggründe zu verbergen. Lunaros dagegen war ein Hitzkopf und bevorzugte den direkten Weg. Auch sein Äußeres unterschied den Krieger von allen Elfen, die Caleb jemals gesehen hatte. Am auffälligsten war sein Haar. Es hatte die Farbe lodernder Flammen und dann war da noch die Augenklappe über seinem linken Auge. Die meisten Elfen hätten die Verstümmelung mittels eines Zaubers verborgen, aber der General machte sich diese Mühe nicht und auch um seine Kleidung machte er nicht viel Aufhebens. Die meiste Zeit trug er praktische Ledermonturen.

Er widersprach süffisant: „So weit ich hörte, geht es sogar exzellent voran. Mir kam zu Ohren, du hättest einen meiner besten Krieger mit deinen Giftdornen so sehr in Bedrängnis gebracht, dass er aufgeben musste.“

„Er war ein guter Gegner. Ich hatte vermutlich nur Glück.“

Respekt leuchtete in Lunaros verbliebenem grünen Auge auf. „Du prahlst nicht. Das ist bewundernswert, wie auch deine Ehrenhaftigkeit. Ich hatte meinen Männern befohlen, dich einige Male aus den Augen zu lassen. Aber du bist nicht geflohen. Du bist ein aufrechter Mann Caleb. Gib mir dein Wort, dass du nicht versuchen wirst, mir zu entfliehen und du darfst dich ab heute frei bewegen.“ Caleb glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Der General fügte ironisch hinzu: „Keine Sorge. Im Gegensatz zu Valdir habe ich nichts für Schliche und Tricks übrig. Also gibst du mir dein Wort?“

„Ich schwöre, solange du dich an dein Wort hältst und der Vertrag nicht unterzeichnet ist, werde ich immer wieder zu dir zurückkehren.“

Der rothaarige Elf lachte auf. „Gut formuliert. Vielleicht sollte ich dich mit Millosos zu den Verhandlungen schicken.“ Calebs Herz machte einen Satz. Bei den Verhandlungen könnte er Elly endlich wiedersehen. Lunaros seufzte: „An deiner Mimik musst du noch arbeiten. Es ist nicht gut, wenn ein Krieger seine Absichten verrät.“

Caleb schnappte: „Du weißt, was ich für sie empfinde und sie für mich. Deshalb bin ich schließlich deine Geisel.“

Der Elf erwiderte gedehnt: „Deine Gefühle für sie bezweifle ich nicht, seit du diverse Avancen meiner Kriegerinnen abgelehnt hast. Bei ihren für dich sieht das schon anders aus. Meine Spione berichten mir regelmäßig von Valdirs Versuchen, sie zu verkuppeln. Falls die Verhandlungen noch länger dauern, könnte sie schwach werden.“ Caleb biss wütend die Zähne aufeinander und verkniff sich nur mit Mühe einen harten Konter. In Lunaros Lager legte man zwar keinen Wert auf Etikette, warum er sich von seinen Leuten auch mit Du ansprechen ließ, wenn man unter sich war, aber ihn offen verbal zu attackieren war etwas anderes. Lunaros seufzte: „Jetzt sieh mich nicht so an. Ich sage nur, wie es ist. Ich kenne Valdir schon eine ganze Weile und weiß deshalb, wie hartnäckig und trickreich er sein kann, wenn er etwas erreichen will. Aber lassen wir das. Dich unsere Anliegen vertreten zu lassen, halte ich für wenig sinnvoll, weil deine Gefühle für sie dich zu stark beeinflussen würden. Ich habe Millosos aufgetragen, ein Treffen mit Valdir und deiner Hexe zu arrangieren und möchte, dass du mitkommst.“

Calebs Herz zog sich vor Sehnsucht zusammen, aber er traute dem Angebot nicht und fragte misstrauisch: „Warum?“

Der General gab grinsend zu: „Ich erwarte, dass du ihr von uns erzählst. Sie soll etwas über uns wissen, und zwar nicht die verzerrte Version, die Valdir ihr erzählt haben wird. Mir würde sie nicht glauben, aber dir.“

„Ich werde sie nicht anlügen.“

„Das würde ich von einem Ehrenmann wie dir nie erwarten. Nach allem, was meine Spione und Millosos mir berichtet haben, ist sie ebenso ehrenhaft wie du. Ich erhoffe mir einen auch für uns tragbaren Vertrag, wenn sie mehr über uns weiß.“ Caleb verbiss sich die Antwort. Lunaros hatte es nicht gesagt, aber schon einmal hatte einer seiner Verbündeten Elly von Valdir wegholen wollen. Der Krieger erhoffte sich möglicherweise mehr, als nur einen fairen Vertrag von Elly. Aber das würde nicht passieren. Elly hätte um nichts in diesem Universum ihre Pflicht vernachlässigt, nicht mal für ihn, wie er sich nur allzu gut erinnerte. Vor über fünf Jahren hatte sie ihn verlassen, um Eden Hill und damit die Welt der Menschen zu beschützen. Sie würde das nicht opfern, um zu ihm zu kommen. Vor einem halben Jahr hatte seine Sehnsucht nach ihr ihn dazu getrieben, seine Heimat in Gefahr zu bringen. Noch mal würde er diesen Fehler nicht machen. Aber er würde um sie kämpfen, egal was er dafür tun musste. Sie hatten schon so viel geschafft. Sie würden auch das schaffen und dann endlich zusammen sein.

 

 

Ellys Gemächer lagen nahe denen von Valdir und damit fast ganz oben in dem kunstvollen Kristallturm, der die Stadt überragte. Ein Blick aus dem großzügigen Fenster zeigte ihr die unzähligen Lichter, die man unten in der Stadt nach dem Sonnenuntergang entzündet hatte. Bald musste sie zum Fest aufbrechen. Ein lautes Pochen lenkte ihre Aufmerksamkeit zur Tür. Im Normalfall hätte sie als adelige Elfe eine Dienerin gehabt, die für sie geöffnet hätte. Dieser Unsitte hatte Elly jedoch schon vor Jahren ein Ende bereitet. Wenigstens in ihren Privaträumen wollte sie ihre Ruhe haben. Sie ging zur Tür, öffnete und erblickte einen Elf in einer glänzenden Rüstung. Sie schimmerte wie Gold und war sicher nicht für den Kampf gedacht, wies ihn aber als Krieger aus. Was konnte ein Krieger von ihr wollen? Ihr Besucher begrüßte sie höflich: „Seid gegrüßt Lady Eleonore. Ich bin Lord Ekarion. Gestattet mir, Euch zum Fest zu geleiten.“

„Ich fühle mich geschmeichelt Lord Ekarion, aber es muss sich um ein Missverständnis handeln. Ich werde das Fest an der Seite von Fürst Valdirs Sohn besuchen.“ Die vollen Lippen des Mannes verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Er war etwas größer als sie, hatte einen schlanken aber gut trainierten Körper und sah wirklich gut aus. Sein Haar floss wie gesponnenes Gold bis zu seinen Hüften hinab. Seine Züge waren fein geschnitten und wurden von zwei blattgrünen Augen beherrscht.

Er antwortete amüsiert: „Kein Missverständnis, sondern ein Fehler meinerseits. Ich dachte, er hätte meinen Makel erwähnt. Ich bin Fürst Valdirs Sohn. Wie mir mitgeteilt wurde, werde ich heute Euer Tischherr sein.“

Elly klappte vor Überraschung fast das Kinn runter. „Aber Ihr seid ein Krieger.“

Das Lächeln verschwand. „Ihr habt ein Talent dafür, den Finger auf den wunden Punkt zu legen, meine Lady. Ich werde Euch später die ganze tragische Geschichte erzählen, falls Ihr es wünscht. Doch nun sollten wir gehen. Mein Vater schätzt Unpünktlichkeit nicht.“

„Ich hingegen schätze seine Überraschungen nicht“, schnaubte sie.

„Es scheint, dass Ihr ihn inzwischen recht gut kennt“, erwiderte er ironisch. „Erweist Ihr mir die Ehre?“, fragte er und bot ihr den Arm. Elly hakte sich innerlich seufzend unter. Was hatte Valdir nun wieder vor? Dass er vergessen hatte, ihr von der Kaste seines Sohnes zu erzählen, glaubte sie nämlich nicht mal für eine Sekunde.

 

 

Ekarion hatte sie zu einem Platz nahe dem Kopfende der Tafel und damit in die Nähe von Valdir geführt. Der Fürst hatte bereits auf einem der zwei Sessel am Kopfende Platz genommen und unterhielt sich angeregt mit einem Elf, der rechts von ihm saß. Der Platz neben ihm, auf dem für gewöhnlich sie saß, war leer geblieben. Die Plätze links und rechts neben dem Kopfende waren mit einem Gemisch aus Magiern und Kriegern besetzt. Überhaupt war die Gesellschaft ungewöhnlich gemischt, was unüblich war. Man hatte sich in der Stadt arrangiert, hielt sich aber für gewöhnlich voneinander fern, wenn es um das Privatleben ging. Sie flüsterte Ekarion zu: „Hat er Euch gegenüber etwas von einem offiziellen Anlass erwähnt?“

„Nein meine Lady, aber ich vermute, es handelt sich um ein Willkommensfest für meine Gruppe. Die Männer neben ihm waren mit mir unterwegs.“

„Warum sitzt Ihr dann nicht bei ihnen?“

„Also gleich die tragische Geschichte. Ich wurde vor zwei Jahrhunderten als Ergebnis einer politischen Verbindung geboren. Der Fürst hat damals versucht, die Lage in der Stadt durch die Heirat mit einer Kriegerin zu entschärfen.“

„Wenn Eure Mutter eine Elfe ist, wo ist sie dann? Ich habe nie etwas von einer Fürstin gehört.“

Sein hübsches Gesicht verzog sich kurz gequält, ehe es ausdruckslos wurde und er tonlos erklärte: „Die Beiden haben sich inzwischen getrennt, weil das erwünschte Ergebnis nicht erzielt wurde. Ich bin als Krieger, dessen Vater ein Magier ist, die bleibende Erinnerung an diesen Fehlschlag. Was keine sehr angesehene Position ist.“

„Seid Ihr deshalb so lange unterwegs gewesen?“

„Ich nehme an, meine Abwesenheit kam meinem Vater gelegen, aber die Mission war tatsächlich wichtig und nicht nur ein taktisches Manöver. Ich darf jedoch nicht über die Ergebnisse sprechen“, antwortete er trocken.

„Natürlich nicht, sonst hätte er ja ein Geheimnis weniger“, erwiderte sie zynisch und musterte den Mann an ihrer Seite mitfühlend. Sie kannte Ekarion nicht, aber sie kannte die Elfen inzwischen gut genug, um sein Drama erahnen zu können. Ebenso wie Varos war er das Opfer von Valdirs Politik. Sein Leben war vermutlich nicht einfach. Sie fügte sanft hinzu: „Ich habe mich an die Gegebenheiten angepasst, aber eigentlich bin ich nicht so förmlich. Ich bin Elly, einverstanden?“

Die Andeutung eines Lächelns lockerte seine ausdruckslose Miene auf. „Es wäre mir eine Ehre. Bitte nenn mich Ekarion. Aber für den Rest des Abends sollten wir vielleicht die Fassade aufrechterhalten.“ Sein Blick lenkte Ellys Aufmerksamkeit auf die anderen Gäste. Etliche Blicke hingen an ihr und Ekarion. Sie waren neugierig aber vor allem angespannt. Viele von ihnen hatten Valdirs Kuppeleiversuche mitverfolgt und hielten Ekarion wohl für einen weiteren Kandidaten. So wenig es Elly gefiel, als Valdirs Vertraute und mächtige Hexe, die das Portal kontrollieren konnte, war sie eine gute Partie. Man fragte sich vermutlich, was man von Ekarion zu erwarten hatte.

Sie erwiderte ironisch: „Klingt nach einer guten Idee.“ Da sie unter diesen Umständen mit ihm ohnehin keine ehrliche Unterhaltung führen konnte, wandte Elly ihre Aufmerksamkeit der Gesellschaft zu. Die Elfen hatten eine streng hierarchische Ordnung. Am Kopfende saßen stets der Fürst und seine Begleitung. Ihm folgten dann die bedeutendsten Gäste. Einfache Faustregel, je weiter man vom Fürsten entfernt saß, desto unwichtiger war man. Dennoch riss man sich für gewöhnlich selbst um die letzten Plätze, da allein die Anwesenheit auf einem fürstlichen Fest ein Privileg war. Als ihr Blick das untere Ende der Tafel erreichte, hätte sie fast überrascht nach Luft geschnappt, denn dort saß ein Gast, der nur sehr wenig Elfenblut in seinen Adern hatte, dafür aber eine Menge Schwarzer Magie. Die Reise durch das Portal war der Preis für die Rückverwandlung ihres Onkels in einen Menschen gewesen und Valdir betrachtete Brian als seinen Diener, doch Diener waren für gewöhnlich nie an die Tafel geladen. Was immer der Grund für Brians Anwesenheit war, hatte ganz sicher etwas mit einem von Valdirs Plänen zu tun.

 

 

Brian kochte vor Wut. Das vergangene halbe Jahr war eine Aneinanderreihung von Demütigungen gewesen, aber dieses Fest war die Krönung. Er war hier, weil dieser verfluchte Fürst sein exotisches Haustier präsentieren wollte, denn genau das war er für sie. Er war ein dunkler Magier, und zwar kein Schwacher, aber das nützte ihm hier gar nichts. Für diese arroganten Elfen würde er immer nur Bodensatz sein. Er verfluchte jeden Tag den Moment, in dem er das Portal in Eden Hill wieder geöffnet hatte. Er hatte der Herr über Eden Hill sein wollen und nun war er nur ein Sklave. Aber das würden sie ihm noch büßen. Sie würden schon noch merken, dass dieses Haustier scharfe Zähne hatte. Bis es so weit war, musste er allerdings seine Rolle spielen. Eine Berührung an seiner Schläfe lenkte seine Aufmerksamkeit nach links. Cesina hatte ihre Finger in seinem Haar vergraben und schnurrte: „Hm ich bekomme gar nicht genug davon, dein Haar anzufassen. Es ist so dunkel und seidig.“ Das war nicht das Einzige, wovon diese dumme Gans nicht genug bekam. Ihr Vater war ein niederer Magier und ihre Mutter irgendeine Mischung, deren Abstammung Cesina mit grüner Haut hatte zur Welt kommen lassen. Im Gegensatz zu Brians Nichte hatte sie nicht viel Magie in sich und deshalb einen niederen Status in dieser Welt. Sie arbeitete als eine Art Hausdame, die unter anderem die Diener in Valdirs Palast überwachte. Brian hatte schnell gemerkt, dass er mit seinem schwarzen Haar für die Elfen ein anziehender Exot war. Es war nicht schwer gewesen, das Halbblut zu verführen. Zwar hätte keiner von diesen arroganten Bastarden eine öffentliche Beziehung mit ihm in Erwägung gezogen, aber einer heißen Affäre waren die meisten allein stehenden Elfen nicht abgeneigt. Kein Wunder, dass es so viele Mischlinge gab. Erst heute Mittag hatte er es ihr auf ihrem Schreibtisch besorgt.

Er setzte ein sinnliches Lächeln auf. „Ich bekomme von dir auch nicht genug Süße. Lass uns so bald wie möglich von hier verschwinden“, und warf einen bedeutsamen Blick in ihr üppiges Deckoltee. Er musste sein Spiel nur noch ein wenig weiter treiben, dann würde dieses Miststück ihm den ersten Schritt seines Plans ermöglichen.

 

 

Caleb hatte seine neu gewonnene Freiheit für einen ausgedehnten Spaziergang genutzt. Der ursprüngliche Wald, der das Lager umschloss, hatte seine Sinne fast überreizt. Jeder Baum und jede Blüte hatte seinen Geist gestreift und er hatte Mühe gehabt, sich nicht in ihrem Wispern zu verlieren. Das Lager wieder zu betreten, war fast erlösend. Als er zu seinem Zelt kam, erwartete ihn Millosos. Der blonde Krieger sah ihm entgegen und grinste: „War die plötzliche Freiheit zu viel für dich? Du siehst etwas blass aus.“

„Ihr habt verdammt viele Pflanzen da draußen. Es war ganz schön unheimlich.“

Millosos Miene wurde ernst. „Kannst du sie hören?“ Caleb zuckte ertappt zusammen. Der Krieger fuhr fort: „Die ursprünglichen Pflanzenkrieger, waren zum Großteil Pflanzen. Wenn sie nicht gebraucht wurden, haben sie immer die Nähe der Bäume gesucht. Aber keine Sorge, ich schätze, du bist dafür zu menschlich.“

„Wie beruhigend. Warum bist du hier?“

„Der General hat dir sicher schon von seinem Vorhaben erzählt, dich zu einem Treffen mitzunehmen. Wir werden uns in zwei Tagen mit dem Fürsten treffen.“ Calebs Herz machte einen Satz. Seine Sehnsucht musste sich wohl auf seinem Gesicht abgezeichnet haben, denn der Elf fügte ernst hinzu: „Wir werden nur kurz dort sein. Dann musst du wieder mit uns zurück.“

„Ich weiß.“

Millosos Miene wurde mitfühlend. „Ich habe von deiner Vergangenheit mit Valdir und Lumenios gehört. Ich hoffe du weißt, dass wir nicht alle wie sie sind und wie viel man hier im Lager von dir hält.“ Caleb musterte ihn misstrauisch. Was sollte das nun wieder? Der Krieger fuhr fort: „Der General vertraut dir, und er mag dich, aber du solltest ihn nicht enttäuschen. Das hätte üble Konsequenzen.“ Ein kalter Schauer rann über Calebs Rücken, als er sich an den zu Tode gefolterten Offizier erinnerte.

„Das habe ich nicht vor. Aber damit eines klar ist. Wenn dieser Vertrag irgendwann unterzeichnet ist, ist unser Handel vorbei und ich werde gehen. Nicht weil ich wenig von euch halte, sondern weil ich Elly nie aufgeben werde.“ Dabei sah er Millosos ohne zu blinzeln in die Augen.

Der Elf erwiderte den Blick für einen zeitlosen Moment und grinste dann: „Das verstehe ich. Sie ist ziemlich hübsch und scheint anständig zu sein. Ich bezweifle allerdings, dass Valdir es dir leicht machen wird. Er dürfte Pläne für sie haben.“

„Wann hätte er die nicht?“

Der Krieger lachte auf. „Du kennst ihn offenbar ziemlich gut. Falls du einen Platz in dieser Welt suchen solltest, hast du hier einen, und zwar als Krieger, nicht als Diener. Deine hübsche Hexe ist übrigens auch willkommen.“ Auch das war ein Rätsel. Magier und Krieger hielten für gewöhnlich Abstand voneinander. Aber diese Regel schien in Lunaros Lager nicht zu gelten.

„Warum seid ihr nicht so … wie soll ich es sagen ...“

„Überheblich wie die restlichen Elfen?“ Caleb nickte. Der Krieger seufzte: „In unserer Gesellschaft läuft seit langer Zeit etwas falsch und es wird immer schlimmer. Wir hoffen, dass dieser Vertrag das ändern wird. Deshalb ist es auch so wichtig, dass du deiner Hexe das wahre Bild von uns vermitteln kannst.“

 

 

Nach dem Essen war Elly in den Palastgarten hinaus geschlendert, Ekarion wie einen stummen Schatten hinter sich. Jetzt stand er einige Schritte von ihr entfernt im Schatten eines Baums und musterte sie. „Ist mir eine zweite Nase gewachsen?“, fragte sie ironisch.

„Ich versuche dich einzuschätzen. Allerdings mit wenig Erfolg. Du bist mir ein Rätsel.“

„Inwiefern?“

„Du bist eine Naturhexe, die auch Elfenmagie wirken kann und ein Mitglied dieser Familie. Im Gegensatz zu mir, sogar ein sehr Nützliches. Mein Vater scheint eine große Zuneigung zu dir zu hegen, was auf seine eigenen Kinder nicht zutrifft. Du könntest hier wie eine Prinzessin herrschen. Aber nach allem, was ich im Palast gehört und heute Abend von dir gesehen habe, scheint dich das nicht zu interessieren. Was willst du?“

„Frieden.“.

„Warum?“

Sie suchte seinen Blick. „Weil dieser Krieg nicht nur eure, sondern auch meine Welt zerstören könnte. Davon abgesehen ist er die einzige Möglichkeit für mich, wieder mit meiner großen Liebe vereint zu sein.“

„Ich hörte von allerlei Kuppeleiversuchen meines Vaters. Wer ist denn der Glückliche?“

„Keiner, der deinem Vater gefällt“, seufzte sie. „Er stammt aus meiner Welt und ist im Moment als Geisel bei Lunaros.“

Ekarions Miene wurde weich. „Das muss schwer für dich sein.“ Sie hatte sich an diese Welt gewöhnt, doch außer Valdir war ihr niemand nahe gekommen. Aber zu Ekarion verspürte sie schon jetzt eine Verbindung. Vielleicht war es einfach nur sein Leid, oder er erinnerte sie an ihren Freund Varos.

Eine melodische Männerstimme kam ihrer Antwort zuvor: „Wie ich sehe, versteht ihr euch ganz gut. Das ist sehr erfreulich.“

Ekarion versteifte sich und wandte sich zu Valdir um. „Guten Abend Vater. Waren Eure Verhandlungen erfolgreich?“ Elly runzelte die Stirn. Wieso gingen sie so förmlich miteinander um?

Valdir erwiderte unbestimmt: „Es wird sich noch hinziehen, aber deswegen bin ich nicht hier. Ich habe eine erfreuliche Neuigkeit für meine liebste Hexe.“ Elly sah ihn fragend an. „Ich habe eben eine Botschaft von Lunaros erhalten. Er möchte sich mit uns treffen. Eine Zusammenkunft im kleinen Rahmen. Er bringt zwei Leute mit und ich bringe zwei Leute mit. Du bist natürlich dabei und Ekarion wird uns begleiten.“

„Was daran soll so erfreulich für mich sein?“, fragte Elly ironisch.

„Oh hatte ich das nicht erwähnt? Einer von Lunaros Begleitern wird Caleb sein“, antwortete Valdir trocken.

Ellys Herz zog sich vor Sehnsucht zusammen und sie fragte heiser: „Wann?.“

„Übermorgen nach dem Frühstück. Wir treffen uns vor einem der kleinen Wachtürme in der Außenmauer. Erwähnt es niemand gegenüber. Es ist eine inoffizielle Zusammenkunft. Wir wollen die Lage schließlich nicht verschärfen.“

„Was will er?“, mischte Ekarion sich ein.

Valdir zuckte die Schultern. „Er hat nicht geruht, mir das mitzuteilen. Er hat nur auf Ellys Anwesenheit bestanden.“

 

 

Nach dem Essen hatte seine Hand auf Cesinas Schenkel für einen schnellen Aufbruch gesorgt. Zurück in den privaten Bereichen des Turms hatte sie ihn gierig in ihr Bürozimmer gezogen.

Brian umschlang sie von hinten und drängte sie zu ihrem Schreibtisch. Dort angekommen bog er sie nach vorne und streichelte über ihren prallen Po. Cesina seufzte erwartungsvoll auf und bog den Rücken durch. Da er hinter ihr stand, gestattete Brian sich ein hämisches Grinsen. Selbst als Halbblut hielt sie sich für unglaublich überlegen. Für sie war er ein Spielzeug, dabei spielte er seit Wochen mit ihr. Langsam aber sicher hatte er sie süchtig nach seinen Aufmerksamkeiten gemacht. Aufmerksamkeiten, für die sie umso empfänglicher war, weil die Elfen ihr Äußeres für wenig anziehend hielten. Diese arroganten Bastarde akzeptierten nichts, was ihren Idealen nicht entsprach. Auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit hatte er die Eigenarten seiner Gefängniswärter genau unter die Lupe genommen. Sie begehrten schöne Dinge, oder besser gesagt, Dinge, die in ihren Augen schön waren. Zu seinem Glück entsprach er mit seinem schlanken aber durchtrainierten Körper und den ebenmäßigen Gesichtszügen ihrem Schönheitsideal und seine schwarzen Haare wurden als exotische Besonderheit geschätzt. Der Entschluss, das zu seinem Vorteil zu nutzen, war schnell gefasst gewesen. Er hatte Cesina, die mit ihrer etwas molligen und an den richtigen Stellen ziemlich üppigen Figur, dem weiblichen Ideal der Elfen so gar nicht entsprach, schnell als perfektes Opfer ausgemacht. Er griff nach ihrem Kleid und zog es bis über ihren Rücken hoch. Sie trug nichts darunter. Die kleine Hure hatte das hier geplant. Er strich die Innenseite ihrer Schenkel nach oben und schnurrte: „Da hat wohl jemand Appetit auf Nachtisch?“

Sie keuchte: „Und wie.“ Brian hatte sich nie etwas aus Gefühlen gemacht. Er hatte Sex, wenn er Lust hatte, oder wenn er es für nützlich hielt. Der Anblick vor ihm reichte aus, um ihn hart werden zu lassen. Er lachte sinnlich auf und drückte seine Härte gegen ihren Hintern. Sie drängte sich gegen ihn und wimmerte auf. Für Brian war Kontrolle wichtig. Wäre seine Lage nicht so ernst gewesen, er hätte ihre Unterwürfigkeit genossen. Aber der Plan war zu wichtig, um ihn wegen eines Gefühls zu gefährden, also blieb er konzentriert. Er griff nach vorne, umfasste ihren Busen und massierte ihre Spitzen zwischen Daumen und Zeigefinger, bis sie sich vor Lust wand und bettelte: „Bitte nimm mich endlich.“ Sein Grinsen vertiefte sich. Heute war sie endlich so weit. Zeit für den nächsten Schritt. Er wich ein wenig von ihr zurück und öffnete seine Hose. Er hörte wie sie scharf die Luft einsog. Sonst hatte er sie in diesem Moment immer genommen, aber heute würde das Spiel anders laufen. Er teilte sie mit seinen Fingern und drang mit zwei davon in sie ein. Sie schrie vor Lust auf und kam ihm entgegen. Er zog die Finger wieder heraus und wich noch weiter zurück.„Brian mach endlich“, forderte sie.

Er streichelte über ihren Po und fragte heiser: „Ich habe es dir doch bis jetzt immer gut besorgt. Nicht wahr?“

„Ja“, wimmerte sie.

„Wenn ich das auch in Zukunft tun soll, musst du etwas für mich tun.“

Sie wand ihre Hüften und stöhnte: „Ich habe doch die Dienstpläne der Diener in deinem Bereich schon nach deinen Wünschen umgestellt.“

Er erwiderte hart: „Das reicht nicht. Sorge dafür, dass ich Ausgang bekomme. Ich will mich frei in der Stadt bewegen können.“

„Das kann ich nicht.“

„Wie du meinst“, erwiderte er leichthin und machte seine Hose wieder zu. Bei dem Geräusch des Stoffes fuhr sie zu ihm herum.

„Was tust du da?“

Er zuckte die Schultern. „Da du nichts für mich tun willst, werde ich in Zukunft auch nichts mehr für dich tun. Soll ich dir einen der niederen Diener schicken, damit er dich befriedigt, oder erledigst du es lieber selbst?“ Sie starrte ihn entsetzt an. Brian hielt nach außen hin seine gleichgültige Fassade aufrecht, aber innerlich vibrierte er vor Anspannung. Wenn das nicht klappte, konnte er seinen Plan gleich wieder vergessen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit krächzte sie: „Aber ich dachte, du willst mich?“

Er verzog seine Lippen zu einem anzüglichen Grinsen. „Ich bin total heiß auf dich. Aber wenn ich dir so wenig bedeute, ist es besser, ich sehe mich anderweitig um. Du musst wissen, du bist nicht die Einzige, die mir Avancen macht.“

Sie presste hart die Lippen aufeinander und presste dann hervor: „Also gut, aber mehr als drei Stunden am Tag, kann ich nicht organisieren.“

Brian zauberte ein Strahlen auf seine Züge. „Das ist mehr als genug. Verzeih mir, dass ich an dir gezweifelt habe.“ Er öffnete seine Hose wieder, trat zu ihr und drückte ihre Beine auseinander. „Ich brauche dich“, hauchte er ihr zu, hob sie auf den Schreibtisch und drang tief in sie ein.

2. Kapitel

 

 

Nach einer unruhigen Nacht war Elly schon früh wieder auf den Beinen gewesen, weil die Fragen in ihrem Kopf ihr keine Ruhe ließen. Es war sicher kein Zufall, dass Valdir ihr Ekarion als Tischherrn zugeteilt hatte. Vor allem wenn sie an den frostigen Umgang der beiden dachte und auf Lunaros Weigerung, ihm Näheres über das Treffen mitzuteilen, hatte der kontrollsüchtige Elf auch recht locker reagiert. Elfen konnten nicht lügen, aber Teile der Wahrheit weglassen konnten sie meisterhaft. Es wurde Zeit, sie ans Tageslicht zu bringen. Also hatte sie sich, anstatt sich ihr Frühstück bringen zu lassen, auf den Weg zu Valdirs Privatgemächern gemacht. Da der Fürst schon vor Jahren angeordnet hatte, dass Elly jederzeit Zugang zu seinen Räumen hatte, waren die beiden Wächter vor dem Eingang kein Problem gewesen. Sie durchquerte seinen Empfangsraum, seinen Aufenthaltsraum und ging, als sie ihn auch dort nicht antraf, direkt in sein Schlafzimmer. Unwillkürlich glitt ein grimmiges Lächeln auf Ellys Lippen. Vor sechs Jahren wäre sie nie auf die Idee gekommen, einen Mann, der nicht ihr Liebhaber war, in seinem Schlafzimmer aufzusuchen. Aber die Konfrontationen mit einer Dryade, einem dunklen Magier und diversen Elfen hatten ihre Prioritäten enorm verschoben. Sie drückte die schwere Tür auf und erblickte einen bereits wachen Valdir. Der Elf trug einen goldbestickten Morgenmantel und saß gerade beim Frühstück. Er sah ihr entgegen und neckte sie mit einem anzüglichem Lächeln: „Hast du endlich deine Liebe für mich entdeckt und konntest es nicht abwarten, es mir zu gestehen?“

Elly schnaubte: „Von wegen. Davon abgesehen wäre das, in Anbetracht unserer Verwandtschaft, ziemlich abartig.“

Er seufzte auf und schüttelte bekümmert den Kopf. „Liebste Hexe, wir sind zwar verwandt, aber nach über drei Jahrhunderten, in denen mein Blut unzählige Male verdünnt worden ist, ist unsere Verwandtschaft so dünn, dass es wohl kaum Einwände gegen eine Verbindung geben würde.“

Elly kräuselte zynisch ihre Mundwinkel. „Du bist wirklich gut. Aber wir wissen beide, dass dein Herz immer noch einer Anderen gehört.“

„Sie ist lange tot“, antwortete er bitter. Der Schmerz in seinen Augen traf sie. Valdir hatte sich sonst immer perfekt im Griff, aber wenn es um Rose ging, schaffte er es nie, seine Gefühle zu verbergen. Rose die Frau, über die Elly mit ihm verwandt war und die Frau, wegen der die Dryade das Portal damals verschlossen hatte. Elly war vermutlich die Einzige, die er nahe genug an sich heran ließ, um es zu merken. In Valdirs Herz war eine Wunde, die sich wohl nie mehr schließen würde.

Sie erwiderte sanft: „Das ist wahr, doch ihr Tod hat deine Gefühle für sie nicht geändert. Obwohl du mich manchmal in den Wahnsinn treibst, betrachte ich dich inzwischen als einen meiner liebsten Freunde, aber ich werde immer nur Caleb lieben. Das weißt du doch.“

Er verbarg den Schmerz und seufzte: „Wie wahr. Also warum bist du dann so früh hier?“

Elly zog sich den zweiten Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. „Wir müssen reden. Warum hast du mir gestern Ekarion vorgestellt?“

„Er ist mein Sohn.“

„Ein Sohn, zu dem du offenbar kein besonders herzliches Verhältnis hast.“

„Es ist etwas schwierig.“

„Er hat mir von seiner Herkunft erzählt.“

Valdir hob abwehrend seine Hände. „Ich musste es versuchen. Es hätte viele Leben retten können, aber ich hatte mich verrechnet. Der Konflikt war zu verfahren, um ihn mit einer symbolischen Verbindung beseitigen zu können. Also wurde die Verbindung wieder gelöst.“

„Er ist also ebenso das Produkt eines Plans, wie Varos. Aber immerhin ist er ein reinblütiger Elf, wenn auch ein Krieger. Wieso seid ihr also so frostig zueinander?“

Der Fürst zögerte kurz, erklärte dann aber: „Er sieht einige Dinge anders als ich. Ich fürchte, ich bin kein sehr geduldiger Mann.“

„Du warst sehr geduldig, als du mir die Elfenmagie beigebracht hast.“ Valdir lachte auf. „Was ist daran so komisch?“

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie schnell du die Lektionen gelernt hast? Du bist ein Naturtalent. Außerdem habe ich immer einen Teil von Rose in dir gesehen und als Magier sind wir auf derselben Wellenlänge, wie ihr es formulieren würdet. Mit Kriegern kann ich nicht viel anfangen.“

„Warum ist er dann bei dir und nicht bei seiner Mutter?“

„Sie trauen ihm nicht, weil er mein Sohn ist. Ihn auf diese Mission zu schicken, war das Beste, was ich für ihn tun konnte.“ Seine Miene war bei seinen Worten unbewegt geblieben, aber seine Augen hatten kurz warm geschimmert.

„Du magst ihn“, stellte Elly lächelnd fest.