Die Chronik der Verborgenen - Geliebte magische Lilie - Blieberger Renate - E-Book

Die Chronik der Verborgenen - Geliebte magische Lilie E-Book

Blieberger Renate

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Beschreibung

Eine romantische Vampirgeschichte für Erwachsene Als Vertrauter der Königin fällt dem Vampir Maurice die undankbare Aufgabe zu, eine Hexe als Lehrerin für deren neu gewonnenen magischen Fähigkeiten zu finden. Dass er dabei in eine Intrige der Hexen verwickelt wird und sich von der besagten Lehrerin heftig angezogen fühlt, macht den Auftrag nicht eben leichter. Die Hexe Lilly hat eigentlich nur vor, den Vampir Maurice einzuspannen, um sich ein wenig persönlichen Freiraum zu erschwindeln, aber bald wird aus dem Spiel Ernst, als sie sich in ihn verliebt. Eine unmögliche Liebe, denn Vampire und Hexen sind seit Langem Feinde. Andere Bände der Serie: Band 1: Die Chronik der Verborgenen – Geliebte Blutrose

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DIE CHRONIK

DER VERBORGENEN

Geliebte magische Lilie

von

Renate Blieberger

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

Leseprobe

 

Prolog

Maurice

Mein Name ist Maurice Saint Croix. Geboren wurde ich im Frankreich des siebzehnten Jahrhunderts als zweiter Sohn eines niederen Adeligen und zum ersten Mal gestorben bin ich auch dort. Mein Mörder und zugleich mein Schöpfer war ein Vampir, der als Höfling im Kreis des Königs gedient hatte. Ich kannte ihn kaum, da er kurz nach meiner Erschaffung dem endgültigen Tod zugeführt wurde, als die Pest Namens Revolution über mein geliebtes Frankreich hinweggefegt ist. Mein Überleben verdanke ich der Vampirin Lady Florence. Sie rettete uns beide, indem sie uns rechtzeitig eine Reise in die neue Welt verschafft hatte. Ein Dienst, den ich ihr nie vergessen werde, auch wenn ich schon dafür bezahlt habe. Sie forderte diese Schuld vor einigen Jahrzehnten ein, als sie mich gebeten hat, ihr Blutkind Rose unter meine Fittiche zu nehmen. Eine Aufgabe, die bis vor Kurzem nicht so schwer gewesen war. Das hat sich allerdings je geändert, als wir in die Verschwörung eines uralten Vampirs und einer Vereinigung von Vampirjägern verwickelt worden sind. Diese aufreibenden Ereignisse, die uns fast das Leben gekostet hätten, haben zu Roses Krönung zur Königin einer fanatischen Vampirsekte geführt, die sie nun auf den rechten Weg führen will und damit, dass sie nun die Macht eines Hexenmeisters in sich trägt. Das wäre an sich alles nicht mehr mein Problem und ich hätte mich wieder meinen Lieblingsbeschäftigungen, nämlich schönen Frauen und einem Leben im Luxus, widmen können, wenn sie nicht auf die Wahnsinnsidee verfallen wäre, mich zu ihrer rechten Hand zu machen. Da ich mich im Laufe der Zeit mit ihr angefreundet habe, und ihr außerdem etwas schulde, hatte ich keine andere Wahl, als dieses Amt anzunehmen. Was auch der Grund ist, warum ich nun hier im Vorzimmer einer Hexe sitze und wie ein Bettler darauf warte, vorgelassen zu werden. Denn meine erste Aufgabe besteht darin, eine Hexe zu finden, die bereit ist, Rose in den magischen Künsten zu unterweisen. Hört sich einfach an, ist es aber nicht, weil Hexen und Vampire sich im besten Fall ignorieren und im schlimmsten Fall bekämpfen.

Lilly

Mein Name ist Lilly Mac Evan und ich bin eine Hexe. Was weiters nicht so schlimm wäre, wenn ich nicht auch noch eine Seherin und die Enkelin und Erbin der derzeitigen Regentin des Hexenzirkels wäre. Eine unglückliche Kombination, die dazu geführt hat, dass ich mit fünfundzwanzig, statt mein eigenes Leben zu führen, fast rund um die Uhr in Hexenangelegenheiten stecke. Nicht, dass ich nicht versucht hätte, auszubrechen. Aber sie sind erstaunlich kreativ, wenn es darum geht, mein Leben an ihres zu binden. Die Sache mit Lukas ist der beste Beweis dafür. Er gehört zur Kriegerkaste der Hexer und ist mein Ex Liebhaber. Eine Verbindung, die meiner Großmutter sehr gelegen gekommen war. Als ich mich vor einem halben Jahr jedoch von ihm getrennt habe, ernannte sie ihn einfach zu meinem Bodyguard. Was, da er die Trennung für eine dumme Entscheidung hält, mein Liebesleben auf null reduziert hat. Für gewöhnlich muss ich nicht arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten, da ich eine großzügige monatliche Apanage von meiner Großmutter erhalte. Im Moment bin ich allerdings als Vorzimmerdame eingesprungen, weil Not am Mann ist. Was vermutlich aber nur ein raffinierter Trick ist, um mich mit der Hexenpolitik vertraut zu machen. Natürlich hätte ich versuchen können, auf das Geld zu verzichten und mir einen normalen Job suchen und hatte es sogar schon getan. Das Problem dabei ist nur, kein Chef macht den Ärger, den meine lieben Mithexen verursachen, lange mit. Also bin ich hier gestrandet, bis ich entweder eine andere Möglichkeit gefunden habe, oder selbst Regentin bin. Als ob mich die ganze Sache nicht schon genug anwidern würde, wartet heute auch noch ein Vampir im Vorzimmer meines Büros, um mit der Regentin zu sprechen. Aber wer weiß, vielleicht überbringt er eine Kriegserklärung, und sie haben bald dringendere Probleme, als mein Liebesleben. Ha, als ob ich jemals soviel Glück haben würde?

1. Kapitel

Lilly

Die Stunde, die ich den Vampir, auf Anweisung meiner Großmutter hin, habe warten lassen, ist nun vorbei. Ich muss gestehen, dass ich durchaus neugierig bin, sowohl auf sein Anliegen als auch auf ihn selbst. Für gewöhnlich gehen unsere Arten sich aus dem Weg. Was kann wichtig genug sein, um ihn auf unsere Schwelle zu führen? Als ich aufstehe und zur Tür gehe, springt Lukas von seinem Stuhl hoch und mahnt: „Du solltest ihm nicht zu nahe kommen. Lass mich ihn hereinholen.“ Ich verdrehe gequält die Augen. Wenn es ein Geschöpf auf Erden gibt, das mich mehr nervt als meine Großmutter, dann ist das Lukas Wulfson. Dabei war ich früher von dem großen, muskulösen Krieger, der mit den blonden Haaren, den blauen Augen und dem bis zum letzten Zentimeter durchtrainieren Körper, der reinste Adonis ist, völlig hingerissen. Ich gebe es ehrlich zu, der fordernde leidenschaftliche Sex und sein Beschützerinstinkt, die beide die Beziehung geprägt hatten, waren großartig gewesen. Allerdings verstehe ich bis heute nicht, wie ich darüber seine bevormundende Art hatte übersehen können. Lieber bleibe ich allein, als bei jemand, der meint, mein Leben völlig bestimmen zu können.

Ich fauche: „Lass den Unsinn. Er wird wohl kaum so blöd sein, mich hier mitten im Zentrum unserer Macht anzugreifen.“ Ich kann sehen, wie sein Kiefer sich anspannt, als er wütend die Zähne aufeinander beißt. Ich lasse ihn links liegen und öffne die Tür. Als er mich erblickt, erhebt sich der Vampir und kommt ganz langsam, wohl um mich nicht zu erschrecken, auf mich zu. Ich mustere ihn. Er sieht gut aus. Zwar ist er kein halber Riese, wie Lukas, sondern nur ein paar Zentimeter größer als ich selbst, und eher schmal gebaut, aber jede seiner Bewegungen hat die lässige Geschmeidigkeit einer satten Raubkatze. Der biedere Anzug, den er trägt, hätte ihn langweilig wirken lassen können, wenn da nicht dieses ausdrucksvolle Gesicht gewesen wäre. Seine Züge sind fein, aber nicht weich geschnitten. Seine Lippen sind fast zu voll für einen Mann, aber der hungrige Ausdruck seiner braunen Augen, die mich mustern, macht jeden Anschein von Weichheit zunichte. Kein Zweifel, er ist ein Raubtier, aber offenbar eines mit vollendeten Manieren, denn er bleibt zwei Schritte vor mir stehen, verbeugt sich tief, ergreift meine rechte Hand und haucht einen zarten Kuss auf den Handrücken, der eine Spur zu lange dauert, um ihn als pure Höflichkeit zu werten. Als ich die warme, zärtliche Berührung seiner warmen Lippen auf meiner Haut fühle, läuft ein heißer Schauer durch meinen Körper. So dumm es ist, ich stelle mir für einen Moment vor, wie diese Lippen sich an anderen Körperstellen anfühlen würden. Ich hatte wirklich zu lange keinen Mann mehr. Ich muss eine Möglichkeit finden, Lukas loszuwerden.

Als er sich wieder aufrichtet, mustert er mich aufmerksam und schmeichelt: „Allein Euer Anblick ist die Wartezeit wert Mademoiselle. Darf ich Euren Namen erfahren?“ Damit überrumpelt er mich total. Einen Charmeur, der mir Komplimente macht, hatte ich als Letztes erwarte.

Ich werde durch Lukas einer Antwort enthoben, als er knurrt: „Sie ist die Enkelin der Regentin und du nimmst besser deine Finger von ihr, wenn du sie behalten willst.“ Da ich in der offenen Tür stehe, verstelle ich ihm den Weg, aber ich kann Lukas Wut förmlich spüren, weil seine Aura praktisch kocht. Der Vampir muss seine Wut zweifellos ebenfalls bemerken.

Aber er lässt sich nichts anmerken, sondern fährt charmant fort: „Mein Name ist Maurice Saint Croix. Wann immer Ihr beliebt mir Euren Namen zu verraten, werde ich überglücklich sein.“

Erst als er nun endlich meine Hand loslässt, gelingt es mir, mich aus seinem Bann zu lösen und ich erwidere kühl: „Die Regentin erwartet dich.“

Maurice

Jemand warten zu lassen, um ihm zu zeigen, wie unwichtig er ist, ist ein Spiel, das ich schon aus dem alten Frankreich kenne. Aber da ich derjenige bin, der etwas will, habe ich keine andere Wahl, als mitzuspielen. Bis jetzt habe ich außer einem Lakaien, der zweifellos ein normaler Mensch ist, niemand zu sehen bekommen. Als sich nun endlich die Tür öffnet, bin ich wie geblendet. Ich habe, wie schon erwähnt, eine Vorliebe für schöne Frauen und die Frau, die nun in der Tür auftaucht, ist umwerfend. Sie ist nur etwas kleiner als ich, also ungefähr einen Meter siebzig, langbeinig, sportlich, aber an den richtigen Stellen unbestreitbar weiblich. Das kann ich deutlich erkennen, obwohl sie ein schlichtes Kostüm trägt. Ihr Gesicht ist zu lebhaft um sie als klassische Schönheit erscheinen zu lassen, vor allem die temperamentvollen grünen Augen, in denen eine Spur Wut lodert. Die scheint sich jedoch eher auf den Mann hinter ihr zu richten, als auf mich. Eine Vermutung, die sich mir aufdrängt, weil die Spannung zwischen den Beiden förmlich um sie herum in der Luft hängt. Ihre volle sinnliche Unterlippe verleitet mich zu Spekulationen darüber, wie es wäre, sie zu küssen und das dichte, gewellte rote Haar vollendet ihre Erscheinung. Feurige Rotschöpfe liebe ich besonders und ohne Zweifel liegt unter dieser rassigen Schönheit auch noch ein starker Wille, wie mir ihre Haltung verrät. Sie wäre mit Sicherheit eine faszinierende Herausforderung, aber leider eine, von der ich besser die Finger lassen sollte. Mein Auftrag ist zu wichtig, um ihn wegen einer Liebelei in Gefahr zu bringen. Aber ich zweifle schon jetzt daran, ob es mir gelingen wird. Ich muss gestehen, ich habe lange keine Frau mehr getroffen, die mich vom ersten Moment an so gereizt hat und ich ertappe mich bei der Überlegung, wie ich sie erobern könnte. Nur mit Mühe schüttle ich den Gedanken ab und konzentriere mich wieder auf meine Aufgabe. Als ich ihre Hand küsse, spüre ich ihre Überraschung, ebenso wie die leichte Erregung, die bei dem Kontakt unserer Haut in ihr aufsteigt. Es ist der blonde Hüne hinter ihr, der uns unterbricht. Er will sie und in mir steigt das Bedürfnis auf, die Zähne zu blecken und ihn auf seinen Platz zu verweisen. Diese Frau hat eine fatale Wirkung auf mich, was mir gerade noch gefehlt hat. Dieser Auftrag wird mir noch einigen Ärger einbringen, allerdings nur, wenn sie mich nicht gleich umbringen, oder zumindest rauswerfen, denn ihre Stimme ist mehr als kühl, als sie mich nun zum Eintreten auffordert. Als sie sich umwendet, um mir den Weg zu zeigen, kann ich nicht anders, als auf ihren Po zu starren, der sich verlockend unter dem engen Kostümrock abzeichnet. Nur mit Mühe reiße ich meinen Blick los.

Lilly

Ich kann seinen Blick nahezu körperlich spüren. Aber ich erspare es mir, ihn zurechtzuweisen, denn der Übermut wird ihm ohnehin bald vergehen. Ich führe ihn, mit Lukas im Schlepptau, durch mein Büro in das meiner Großmutter. Gleich nach dem Eintreten weiche ich seitlich aus, um ihm den Blick freizumachen, und um die Show zu genießen. Im Gegensatz zu mir ist meine Großmutter klein und zierlich. Er zaubert ein charmantes Lächeln auf seine Lippen und geht auf sie zu, wohl um auch sie mit einem Handkuss zu begrüßen. Der Blick, den sie ihm zuwirft, hätte eher einem Insekt gelten können, so angewidert ist er und sie weist ihn kalt zurecht: „Ich habe dich nicht aufgefordert, näher zu kommen Vampir.“ Nur mit Mühe verbeiße ich mir ein Grinsen, als ihre kalte Stimme und die eisige Miene ihm das Lächeln aus dem Gesicht wischen. Für einen Moment wirkt er verdutzt, aber ich muss ihm zugestehen, dass er sich schnell wieder fängt.

Er verbeugt sich, wo er steht und erwidert höflich: „Ich entschuldige mich. Ich fürchte die Gebräuche am Hexenhof sind mir nicht geläufig. Es war lediglich meine Absicht, höflich zu sein.“

„Ich lege keinen Wert auf deine Höflichkeit. Sag mir lieber, warum du unsere Kreise störst?“, fährt sie ihn an. Sein Kiefer spannt sich etwas an und mein Grinsen bricht für einen Moment durch. Er ist wohl keine Abfuhr gewöhnt.

Doch auch nun dauert der kleine Ausrutscher nur den Bruchteil eines Augenblicks und er erwiderte beherrscht: „Ich benötige die Hilfe einer Hexe, um jemand in den magischen Künsten auszubilden.“ Fast lache ich laut auf, als die Miene von Claire Mac Evan entgleist.

Ihre Haltung wird steif. „Warum bittet mich ein Vampir um die Ausbildung einer Hexe? Das ist nicht eure Abgelegenheit.“

„Wenn Ihr doch nur Recht hättet“, antwortet er betrübt. „Leider ist es unsere Angelegenheit, weil die Hexe eine Vampirin ist.“

„Er lügt. Keine Hexe würde sich freiwillig in eine Vampirin verwandeln lassen“, knurrt Lukas neben mir.

„Das könnt Ihr wohl besser beurteilen als ich, aber es verhält sich leider umgekehrt. Die besagte Vampirin wurde zur Hexe gemacht“, erwidert er.

Ich zucke erschrocken zurück, als meine Großmutter aufspringt und faucht: „Glaubst du etwa mich zum Narren halten zu können? Das wirst du büßen.“ Lukas hechtet nach vorne und zieht dabei seinen magischen Dolch. Der Vampir fährt mit gebleckten Zähnen fauchend zu ihm herum.

Ich schreie: „Hört auf.“ Drei Köpfe fahren zu mir herum und starren mich verblüfft an. Kein Wunder, schließlich habe ich gerade den Befehl der Regentin infrage gestellt, wie mir klar wird. Was ziemlich dämlich ist. Mein gutes Herz wird mich noch mal umbringen. In dem Versuch, die Wogen zu glätten und meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen erkläre ich: „Es tut mir leid, aber er wäre doch wohl kaum so blöd, sich wegen eines Scherzes in Lebensgefahr zu bringen.“ Der kalte Blick aus den eisblauen Augen der Regentin ist nun völlig auf mich konzentriert. Ich schlucke, zwinge mich aber ihren Blick zu erwidern.

Nach einer gefühlten Ewigkeit gleitet ein spöttisches Lächeln auf ihre Lippen und sie stellt im Plauderton fest: „Wie es scheint, beginnt meine Erbin, sich für unsere Politik zu interessieren. Sag mir Lilly, was würdest du tun?“ Dabei lässt sie sich völlig entspannt in ihren Sessel zurücksinken, ohne Maurice auch nur einen Blick zu gönnen. Dafür beobachtet sie mich, und ich begreife, dass ich ihr, bei dem Versuch mich in ihre Arbeit einzuweisen, in die Hände gespielt habe. Da habe ich mir ja was Schönes aufgehalst. Sie erwartet jetzt offenbar von mir, die Sache zu regeln.

Ich räuspere mich und wende mich dann an den Vampir: „Bitte erzähle wie, deiner Ansicht nach, diese Vampirin zur Hexe geworden sein soll.“

Er neigt kurz dankend den Kopf und beginnt zu erzählen: „Vor Kurzem hatten wir Ärger mit einem sehr alten Vampir, den wir nur dank der Falle eines Hexenmeisters aus dem alten Ägypten besiegen konnten. Er hatte in einem Artefakt seine Macht gespeichert, die sich beim Anlegen des Artefakts auf die besagte Vampirin übertragen hat. Allerdings hat er, außer dem Zauber, der den Vampir verbannt hat, keine Informationen mitgeliefert. Deshalb braucht sie Eure Unterweisung.“ Mein Blick fliegt fragend zu meiner Großmutter, aber die bleibt stumm. Ich zermartere mir den Kopf, während alle Anwesenden mich anstarren. Wenn er die Wahrheit sagt, wovon ich ausgehe, wäre das eine völlig neue Situation, und zwar eine die man nicht ignorieren sollte. Aber es wäre natürlich ein Risiko, jemand ins Feindesland zu schicken. Während ich hektisch nach einer Lösung suche, kommt mir eine Idee, die mehr als nur ein Problem lösen könnte. Ich frage sachlich: „Regentin es ist doch so, dass eine Hexe, wenn ihr von Vampiren Schaden zugefügt werden würde, mit der Unterstützung der anderen Hexen rechnen könnte, nicht wahr?“ Kurz sehe ich Überraschung in den Augen meiner Großmutter aufblitzen.

„Das weißt du doch“, erwidert sie dann kurz angebunden.

Ich wende mich wieder an Maurice und frage ernst: „Ist dir klar, dass du die Verantwortung für die Sicherheit der besagten Hexe übernehmen und im Fall einer Verletzung oder gar ihres Todes die Konsequenzen tragen würdest?“

Er legt sich eine Hand auf die Brust und schwört: „Ich würde sie mit meinem Leben verteidigen.“ Nur mit Mühe unterdrücke ich ein Lächeln, während ich meinen Weg in die Freiheit ebne.

Ich wende mich wieder an die Regentin und schlage vor: „Ich denke eine Hexe sollte ihn begleiten, um erst mal herauszufinden, ob diese Vampirhexe tatsächlich existiert. Falls ja, müssen wir sie ausbilden. Es wäre verantwortungslos, jemand mit soviel Magie ohne Wissen um die Regeln durch die Welt gehen zu lassen. Da die ganze Sache aber politisch recht heikel ist, schlage ich vor, die Sicherheit der Hexe, während sie sich bei den Vampiren befindet, in die Verantwortung von Mister Saint Croix zu legen, damit die Vampire sich nicht durch zu viele von uns bedroht fühlen. Sollte er es ehrlich meinen, könnte sich ein interessantes Bündnis ergeben. Sollte der Hexe aber etwas zustoßen, könnt Ihr sie rächen.“ Ihre Miene wird anerkennend. Gut, noch hat sie meinen Trick nicht durchschaut.

Sie nickt mir huldvoll zu. „Eine gute Entscheidung. Ich überlasse es dir, die besagte Hexe zu wählen. Du hast dafür eine Woche Zeit.“

„Danke Regentin, aber das wird nicht nötig sein. Ich werde selbst gehen.“

„Das kommt nicht infrage“, brüllt Lukas und greift nach meinem Arm.

Ärgerlich schüttle ich seine Berührung ab und weise ihn eisig zurecht: „Das ist meine Entscheidung.“ Seine Augen blitzen wütend auf und er setzt zu einer Erwiderung an.

Meine Großmutter schneidet ihm das Wort ab: „Ich habe ihr aufgetragen, diese Entscheidung zu treffen, also widersprich ihr nicht.“ Perfekt, wie ich es geplant hatte. Es gefällt ihr zwar, den zusammengepressten Lippen nach zu urteilen, auch nicht, ihre Erbin in Gefahr zu bringen, aber sie würde eher mein Leben als ihr Gesicht verlieren wollen. Da er immer noch direkt vor mir steht, kann ich sehen, wie sein ganzer Körper sich versteift, aber er verbeißt sich eine Antwort und nickt nur gehorsam.

In diesem Moment meldet sich der Vampir zu Wort: „Es ist nicht meine Absicht, Ärger zu verursachen. Wenn es Euch Unannehmlichkeiten bereitet, bin ich auch gerne bereit, ein paar Tage auf eine andere Hexe zu warten.“

Meine Großmutter bohrt ihren eisigen Blick in den Vampir. „Sie spricht in dieser Angelegenheit für mich, und mein Wort wird nicht infrage gestellt. Nimm sie, oder geh ohne Hexe. Wisse aber eines Vampir, sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt werden, während sie in deiner Obhut ist, werde ich persönlich für deinen Untergang sorgen.“

Kurz sehe ich Widerstand in seinen Augen aufleuchten, aber im nächsten Moment wirken sie, ebenso wie seine Miene, völlig beherrscht. „Ich danke Euch. Ich schwöre, sie notfalls mit dem Ende meiner Existenz zu beschützen.“ Nur schwer halte ich das triumphierende Grinsen unter Kontrolle. Er weiß es noch nicht, aber er ist der Weg in meine Freiheit. Zumindest im Moment bin ich sowohl Lukas Überwachung als auch diese lästige Hexenpolitik los.

 2. Kapitel

 

 

Maurice

 

Während ich an der Adresse, die sie mir gestern genannt hat, auf Lilly Mac Evans Eintreffen warte, verfluche ich zum wiederholten Mal meine Lage. Ich bin kein Idiot und deswegen ist mir völlig klar, dass diese Hexe gestern alle Anwesenden manipuliert hat. Sie will mich benutzen, um was auch immer zu erreichen. Offenbar ist sie nicht nur eine temperamentvolle Schönheit, sondern auch noch ein manipulatives Miststück. Ich sollte mich wirklich besser von ihr fernhalten. Ein schlauer Vorsatz, den ich, als sie nun endlich eintrifft, auf der Stelle von schwierig auf unmöglich umstufe. Himmel was glaubt diese Frau, wo wir hinfahren? Ihre volle rote Lockenmähne fließt ungebändigt bis zur Hälfte ihres Rückens. Ihr voller Kussmund ist zu einem sinnlichen Lächeln verzogen, das ihr Gesicht zu einer verführerischen Einladung macht und ihr Kleid übermittelt dieselbe Botschaft. Es fällt von der Hüfte weg weit ab, und schwingt, als sie mit wiegenden Hüften auf mich zukommt, verführerisch um ihre schlanken Beine. Beine, die ich gut erkennen kann, da das Kleid noch oberhalb der Knie endet. Aber es ist das Oberteil, das mir den Atem geraubt hätte, wenn ich noch hätte atmen müssen. Es schmiegt sich wie eine zweite Haut an sie, und von ihrem Hals weg läuft ein langer schmaler Ausschnitt soweit nach unten, dass ich das Tal zwischen ihren vollen Brüsten sehen kann, ebenso wie die Hälfte der prächtigen Rundungen. Für gewöhnlich bin ich bei Frauen, ob ich nun etwas von ihnen will oder nicht, die Höflichkeit in Person, aber diesmal bleibe ich im Wagen sitzen, einfach weil ihr Anblick mich fesselt. Sie lässt sich davon nicht beirren, öffnet die Tür und gleitet geschmeidig auf den Beifahrersitz, wobei ihr Rock noch etwas höher rutscht und noch mehr von ihrer makellosen Haut freigibt. Teufel noch mal, ich werde es nie schaffen, mich von ihr fernzuhalten. Wo ist nur die kühle Sekretärin abgeblieben? Sie wendet sich mir zu und schnurrt: „Da wir ja längerfristig zusammenarbeiten werden, schlage ich vor, dass wir uns duzen. Natürlich nur, wenn es dir recht ist. Mein Name ist Lilly.“

Ich blicke starr geradeaus, um mich wieder aus ihrem Bann zu lösen, und presse zwischen den Zähnen hervor: „In Ordnung. Ich bin Maurice.“

Sie seufzt leise auf und spottet: „Keine Sorge, ich beiße nicht.“

Das lässt meinen Kopf zu ihr herumschnellen und ich keuche: „Wie bitte?“

Sie mustert mich kurz, gibt dann ihre verführerische Pose auf, lehnt sich bequem im Sitz zurück und schenkt mir ein Lächeln, das diesmal entschuldigend wirkt. „Tut mir leid. Ich schätze, ich schulde dir eine Erklärung.“

„Das wäre nett“, schnappe ich, alle Höflichkeit vergessend.

Sie streicht ihren Rock sittsam nach unten, blickt dann wieder zu mir hoch und antwortet leise: „Ich benutze andere nur sehr ungern, sehr zum Leidwesen meiner Großmutter übrigens. Aber ich hatte keine andere Wahl. Es war die einzige Möglichkeit, ihnen wenigstens für eine gewisse Zeit entkommen zu können. Aber ich schwöre dir, ich habe keine bösen Absichten, was dich betrifft.“ Ich ziehe nur fragend eine Augenbraue hoch. Sie fährt verlegen fort: „Du musst wissen, mein Leben ist sehr an sie gebunden. Das war es schon immer, und sie lassen auch gar nichts anderes zu. Aber in letzter Zeit ist es wirklich übel geworden. Als du aufgetaucht bist, habe ich eine Chance gesehen, wenigstens zeitweilig von ihnen wegzukommen.“

„Schön und gut, aber wozu sollte dann der Vampauftritt eben dienen?“, frage ich streng.

Ich hatte erwartet, ihre Verlegenheit damit zu steigern, aber ihre grünen Augen blitzen belustigt, als sie fragt: „Gefalle ich dir nicht? Ich hatte einen anderen Eindruck.“ Gefallen? Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.

„Das ist nicht der Punkt. Aber ich mag es nicht, manipuliert zu werden“, antworte ich abweisend.

Sie hebt abwehrend die Hände. „Okay hör zu, ich werde jetzt einfach mal die Karten auf den Tisch legen. Wie gesagt, ich musste dringend da raus und was mein Privatleben betrifft, das hat in den vergangenen Monaten auf Eis gelegen, weil mein Bodyguard, ausgerechnet mein Exfreund ist. Sagen wir einfach mal, die letzten paar Versuche, mich mit Männern auch nur zu treffen, haben ziemlich desaströs geendet. Um bei der Wahrheit zu bleiben, ich habe mich gestern noch über dich erkundigt. Du bist ein Frauenheld, der ständig mit einer Anderen herummacht, und ich hatte den Eindruck, du könntest interessiert sein. Für gewöhnlich bin ich eher nicht der Typ für etwas Belangloses, aber ich betrachte die ganze Sache sozusagen als Urlaub von meinem Leben. Nach den vergangenen Monaten habe ich etwas Spass verdient, ehe ich mich wieder mit Lukas herumschlagen muss. Mein Angebot lautet folgendermaßen, wenn deine Vampirin wirklich eine Hexe sein sollte, werde ich sie ausbilden, und während ich sie ausbilde, könnten wir etwas Spass haben. Natürlich nur, solange wir beide es wollen ohne jede Verpflichtung.“

Ich frage misstrauisch: „Warum gerade ich? Eine attraktive Frau wie du hat sicher keine Probleme damit, einen Galan zu finden, der kein Vampir ist.“

„Damit hast du grundsätzlich recht. Ich könnte versuchen, hinter ihrem Rücken etwas anzufangen, und ihnen erzählen, ich wäre noch bei euch. Doch wenn sie dahinter kommen sollten, könnte es für den Mann recht unschön werden. Ich dachte als Vampir bist du wehrhafter als ein normaler Mensch, falls Lukas verrücktspielen sollte.“ Sie ist eine Hexe und es sollte mir egal sein, was sie für mich empfindet. Aber dass sie mich nur will, weil sie denkt, ich könnte ihren Ex fertigmachen, ist nicht sehr schmeichelhaft.

Ich knurre: „Vielleicht habe ich aber keine Lust, nur das Kanonenfutter für dich zu spielen.“ Ein schelmisches Lächeln erscheint auf ihrem verlockenden Mund.