Die Freundinnen vom Magnolienhof - Betty und die Magie der Düfte - Susan Muskee - E-Book

Die Freundinnen vom Magnolienhof - Betty und die Magie der Düfte E-Book

Susan Muskee

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Beschreibung

Seit Jahren verkauft Betty mit Leidenschaft Badekugeln, Öle und Peelings in ihrem Seifengeschäft. Doch nun steht sie vor einer der größten Entscheidungen ihres Lebens: Sie möchte sich zur Ruhe setzen und ihren Laden in gute Hände übergeben. Aber wie lässt man etwas los, das man so sehr ins Herz geschlossen hat? Und wie findet man eine Nachfolgerin, der man sein Lebenswerk anvertrauen kann?

Und dann tritt auch noch ein Mann in Bettys Leben, der ihr Herz höherschlagen lässt und Gefühle weckt, die sie längst vergessen glaubte ...

Zum Glück kann Betty auf ihre Freundinnen zählen, die sie in jeder Lebenslage unterstützen.

Der dritte Band der Wohlfühl-Liebesroman-Reihe über Abschied, Neuanfänge und die Magie der Liebe.

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Seitenzahl: 203

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Über die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Seit Jahren verkauft Betty mit Leidenschaft Badekugeln, Öle und Peelings in ihrem Seifengeschäft. Doch nun steht sie vor einer der größten Entscheidungen ihres Lebens: Sie möchte sich zur Ruhe setzen und ihren Laden in gute Hände übergeben. Aber wie lässt man etwas los, das man so sehr ins Herz geschlossen hat? Und wie findet man eine Nachfolgerin, der man sein Lebenswerk anvertrauen kann?

Und dann tritt auch noch ein Mann in Bettys Leben, der ihr Herz höherschlagen lässt und Gefühle weckt, die sie längst vergessen glaubte …

Zum Glück kann Betty auf ihre Freundinnen zählen, die sie in jeder Lebenslage unterstützen.

S U S A N M U S K E E

1

Manchmal denke ich, es ist an der Zeit, meine Badboutique an den Nagel zu hängen. Immerhin bin ich fast fünfundsechzig: ein respektables Rentenalter – abgesehen davon, dass die Altersgrenze heutzutage immer weiter nach hinten verschoben wird. Es würde mich nicht wundern, wenn der durchschnittliche Niederländer in hundert Jahren mit einem Fuß im Grab steht, bevor er seine Arbeit niederlegen kann.

Aber die Frage ist: Woher weiß man, wann es Zeit ist? Woher weiß ich, wann ich bereit bin, den Schlüssel zu meinem geliebten Laden zum letzten Mal umzudrehen? Will ich meine Badboutique überhaupt an den Nagel hängen?

Ich liebe meinen Laden. Seit fünfzehn Jahren, Tag für Tag. Oder, na ja … fast jeden Tag. An den allermeisten Tagen stehe ich morgens pfeifend neben meinem Bett und krieche abends müde, aber zufrieden unter die Decke. An anderen Tagen … werde ich von jemandem angemotzt wie der Kundin, die sich beschwert, dass ihre Katze dank des Glitzers meiner Discokugel jetzt wie ein Sternenhimmel mit Fell aussieht.

»Gute Frau«, versuche ich so ruhig wie möglich zu sagen. »Auf der Verpackung der Badekugel steht, dass es wichtig ist, die Wanne nach dem Gebrauch auszuspülen, damit der zurückbleibende Glitzer verschwindet. Damit … nun ja, damit solche Dinge nicht passieren.«

Ich deute auf ihr Handy, das mit entsperrtem Bildschirm auf meinem Tresen liegt und ein Bild einer Glitzerkatze zeigt – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Tier selbst scheint übrigens kein Problem damit zu haben. Es liegt ausgestreckt auf dem Rücken auf etwas, das wie ein Bettbezug aussieht, der ebenso glitzert.

»So wie es aussieht, ist das wohl alles ein bisschen zu spät«, sage ich vorsichtig. »Aber ich kann Sie beruhigen: Der Glitzer ist biologisch abbaubar und für Mensch und Tier unschädlich. Dass Ihre Katze mit Glitzer bedeckt ist, ist also kein Problem, abgesehen davon, dass sie lustig aussieht. Auf keinen Fall. Was lediglich passieren kann, ist, dass … Tiger, sagten Sie, richtig?«

Sie nickt kurz.

»Wenn Tiger sich wäscht, wird er etwas Glitzer verschlucken«, sage ich. »Aber die Teilchen sind absolut ungefährlich, auch wenn sie verschluckt werden. Wenn er also etwas davon aufnimmt, wird es auf natürliche Weise wieder ausgeschieden. Sie werden vielleicht ein paar Rückstände in seinen Ausscheidungen sehen.«

Die Frau schnappt sich ihr Telefon vom Tresen und drückt es erschrocken an ihre Brust, als wäre es Tiger persönlich. Sie trägt eine Brille mit extrem schmalen Gläsern – so schmal, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie damit etwas sieht. Sie schaut besorgt auf den Bildschirm, dann auf mich und dann wieder auf den Bildschirm. »Meinen Sie damit, er könnte Probleme mit Glitzer im Pups kriegen?«

Ich versuche, mich im Zaum zu halten, dass ich nicht laut herauslache. Wirklich, ich versuche es wirklich mit allem, was ich in mir habe. Aber es ist das Bild der Katze, das schwarze Fell, das mit Glitzer bedeckt ist, und die Aussicht auf das glitzernde Katzenklo, die das Fass zum Überlaufen bringen. Mein normalerweise undurchdringliches, kundenfreundliches Gesicht zeigt langsam Risse. Risse, die zu immer größer werdenden Rissen werden, bis meine Mundwinkel nicht mehr halten und sich Millimeter für Millimeter nach oben ziehen.

»Ja«, quieke ich.

Aus Selbstschutz ducke ich mich ein wenig hinter meinen Tresen, aber dann sehe ich, wie es passiert. Vor meinen Augen verwandelt sich die kalte, schroffe Dame in ein kicherndes Schulmädchen. Sie presst die Lippen zusammen, presst die Faust auf den Mund und sieht mich schelmisch an.

»Glitzerpups«, sagt sie und bricht dann in Gelächter aus.

Als wir beide eine ganze Minute lang auf den Tresen gelehnt gelacht haben und ich meine Brille abnehmen muss, um mir die Tränen aus den Augen zu wischen, beuge ich mich zu ihr hinüber und lege meine Hand auf ihren Unterarm.

»Ich verspreche Ihnen, dass es wirklich nicht wehtun wird. Hier, ich mache es wieder gut.«

Ich trete hinter dem Tresen hervor und gehe zu der langen Wand an der Seite meines Ladens. Die Wand ist von oben bis unten mit Badekugeln in allen Formen, Größen, Düften und Farben gefüllt.

»Sie sagten, Ihre Tochter hat die Discokugel benutzt, richtig?« frage ich über meine Schulter.

»Ja«, sagt sie. »Ich muss zugeben, dass es danach im Bad wirklich gut gerochen hat. Aber ich war einfach schockiert von dem Glitzer.«

Ich nicke. »Verstehe ich vollkommen. Es verleiht der Badekugel eine zusätzliche Dimension, aber normalerweise ist man selbst nach dem Baden komplett mit Glitzer bedeckt. Das mag nicht jeder. Mögen Sie fruchtige Düfte?«

Ich bücke mich zu einer der Kisten hinunter, in der sich der Dynamitstab befindet: einer meiner Verkaufsschlager. Es ist eine Badebombe in Form einer Dynamitstange, die »eine Duftexplosion« auslöst, sobald man sie ins Bad wirft. Der Docht wird aus gefriergetrockneten und dann gepressten roten Früchten gebildet.

»Erdbeere und Himbeere«, sage ich. »Ohne Glitzer. Das ist der Favorit meiner Tochter und heimlich auch meiner.«

Die Frau ergreift den Dynamitstab und schiebt ihre Brille leicht nach unten. Etwas misstrauisch blickt sie über die Brille hinweg auf die Badebombe, aber kaum hat sie daran gerochen, wird ihr Gesicht weicher. »Oh je, das riecht wunderbar. Süß, aber nicht zu aufdringlich. Und ohne Glitzer, sagten Sie?«

»Völlig glitzerfrei. Ich würde die Badewanne sicherheitshalber noch mal ausspülen, denn ich weiß nicht, ob Ihre Katze wirklich alles mitgenommen hat. Um – sagen wir mal – eine Wiederholung zu vermeiden.«

Sie lächelt. »Das habe ich gestern schon gemacht. Ich habe das Bad von oben bis unten geputzt, wie ich es seit Jahren schon nicht mehr gemacht habe. Dann habe ich eine dreiviertel Kleberolle über Tigers Fell laufen lassen. Aber wahrscheinlich hat er in der Zwischenzeit schon eine ganze Menge aufgeleckt.« Ihr Gesicht strafft sich. »Kann das wirklich nicht schaden?«

Ich schüttle den Kopf. »Ehrlich nicht. Machen Sie sich keine Sorgen. Viel Glitzer besteht aus hauchdünnen Plastikschnipseln. Mikroplastik nennt man das. Die sind schädlich, deshalb habe ich mich bewusst dafür entschieden, keine Produkte mit Plastikglitzer zu kaufen.« Ich gehe ein paar Schritte zurück und nehme mir eine Discokugel aus dem Regal. »Sie kennen den Begriff vielleicht: Der Glitzer in diesen Badekugeln wird aus Glimmer hergestellt. Das ist ein Mineral, das in Bergwerken abgebaut wird, aber auch im Labor hergestellt werden kann. Synthetisch, mit anderen Worten.«

»Ich glaube, ich habe mal etwas über Glimmer gelesen«, sagt die Frau nachdenklich.

»Das ist möglich, die große Drogeriekette in der Stadt verwendet es auch«, sage ich. »Vielleicht haben Sie es dort schon mal gesehen? Heutzutage verwenden es immer mehr Großhändler für ihre Produkte, was es auch kleineren Boutiquen wie mir ermöglicht, umweltfreundliche Alternativen anzubieten.« Ich tippe kurz auf die Hand, mit der sie den Dynamitstab hält und greife dann nach einer der anderen Kisten, die mit leuchtend blauen Badekugeln gefüllt ist. »Wenn Sie möchten, gebe ich ihnen eine hiervon. Für Sie selbst oder für Ihre Tochter. Ich glaube es zwar nicht, aber wenn Sie lieber doch etwas mit Glitzer haben wollen, ist das hier eine schöne Alternative. Das ist der Schlumpf. Süße Vanille mit einem Hauch von Minze. Mir wird oft gesagt, es riecht wie …«

»Kaugummi!« ruft sie aus, als sie an der Badekugel schnuppert.

»In der Tat«, sage ich schmunzelnd. »Ein bisschen inspiriert von Schlumpfeis, das genauso schmeckt. Obwohl ich zugeben muss, das letzte Mal, dass ich Schlumpfeis gegessen habe, ist schon ziemlich lange her »

»Ich finde es schrecklich.« Die Frau erschaudert. »Aber zufällig liebt meine Tochter es, also würde ich es gerne kaufen. Als Wiedergutmachung für sie, denn ich war so schockiert von unserem Glitzertiger … Vielleicht habe ich ein bisschen zu heftig reagiert.«

Ich nicke verständnisvoll. »Das tun wir alle von Zeit zu Zeit. Ich weiß nicht, wie alt Ihre Tochter ist, aber als meine noch klein war, hat sie sich oft genug über etwas aufgeregt, über das ich mir im Nachhinein besser zweimal Gedanken gemacht hätte.«

»Sie ist zwölf«, antwortet die Frau und geht mit mir zum Tresen, wo ich die Badebomben in zwei Papiertüten packe. »Der größte Spiegel, den ich habe. Niemand bereitet einen darauf vor, oder? Mutter zu sein, meine ich.«

Ich versiegle die Tüten mit meinen offiziellen Bad-Boutique-Stickern – hellgrün mit goldener Schrift.

»Ich glaube, ich muss mich bei ihr entschuldigen.« Die Stimme der Frau ist leiser als zuvor, und sie sagt es mehr zu sich selbst als zu mir. »Ich habe sie wirklich zu hart angefahren.«

Ich packe die Badekugeln in eine Papiertüte, beuge mich über den Tresen und greife nach der Auslage mit den Badeölen. Nach kurzem Durchstöbern suche ich mein Lieblingsöl heraus.

»Lavendel«, sage ich, während ich es in die Tüte lege. »Die Badekugeln sind für Ihre Tochter, aber das hier ist für Sie. Ich habe das Gefühl, Sie könnten ein entspannendes Bad gebrauchen.« Ich zwinkere ihr zu und tippe den Betrag in die Kasse ein.

Als die Frau ihre PIN eingegeben hat und das Terminal die drei bekannten Pieptöne abgibt, sage ich: »Ich habe bei meiner Tochter die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, ehrlich zu sein. Geben Sie einfach zu, dass Sie als Elternteil manchmal auch nicht alles wissen. Und dass es ein ziemlicher Schock ist, wenn sich die Katze plötzlich in wandelnden Christbaumschmuck verwandelt.«

Sie lächelt mich ein wenig verlegen an. »Ich danke Ihnen vielmals. Und auch bei Ihnen entschuldige ich mich, dass ich Sie so angeschnauzt habe.«

Ich winke mit einer unbeholfenen Geste ab und reiche der Frau die Tasche. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich nehme es Ihnen nicht übel.«

Als die Glocke über der Tür läutet und ich die Frau zu ihrem Fahrrad gehen sehe, lehne ich mich gegen den Tresen und versinke in meinen Gedanken an Vera. Ich denke daran, wie sie vor all den Jahren nach der Geburt, die reibungsloser verlief, als ich erwartet hatte, im Krankenhaus auf meiner Brust lag.

Aber das Muttersein selbst, das hatte ich völlig falsch eingeschätzt. Von dem Moment an, als unsere Tochter mich mit ihren großen, braunen Augen ansah, veränderte sich alles. Zum Besseren, zugegeben, aber es war, als hätte jemand die Welt um hundertachtzig Grad gedreht, und jeder wusste, was das bedeutete, außer mir.

Gedankenlos greife ich nach einer Flasche Badeöl und befühle sie mit meinen Händen.

Jan und ich hatten nicht geplant, eine Familie zu gründen. Tatsächlich hatten wir noch nicht einmal darüber gesprochen. Mein Zyklus war sehr regelmäßig, und ich wusste auf den Tag genau, wann mein Eisprung war, also auch, wann meine fruchtbaren Tage waren. Unsere Verhütung bestand hauptsächlich darin, an diesen fruchtbaren Tagen keinen Sex zu haben. Unglaublich naiv, versteht sich. Und zum Scheitern verurteilt. Schließlich wurden Verhütungsmittel nicht ohne Grund erfunden.

Meine Schwangerschaft bedeutete also, dass wir uns in aller Eile darüber klarwerden mussten, wie es weitergehen sollte. Jan erzählte mir, dass er sich schon immer eine Familie gewünscht hatte, und auch ich hatte den Wunsch, Kinder zu bekommen – wenn auch in meinem Kopf erst »irgendwann um die dreißig« –, und so wurde uns die Entscheidung abgenommen. Wir begaben uns auf einen Weg, den wir nie wieder zurückgehen konnten: Elternschaft. Wir heirateten, Vera wurde geboren, und das war’s. Von da an waren wir eine Familie.

Mein Grübeln wird von der Klingel über der Tür unterbrochen. Ich stelle die Flasche auf den Tresen zurück, und mein Gesicht erhellt sich, als ich aufschaue.

»Ich bin gekommen, um meine Dame für unser Date abzuholen.«

Ich fange an zu lachen und schüttele den Kopf. »Deine Dame – sind wir plötzlich wieder in den Sechzigern?«

»Nein, aber ich kann dich doch meine Dame nennen, oder? Oder ziehst du ›mein Mädchen‹ vor?« Bram nimmt seinen Hut ab und drückt mir einen Kuss auf die Wange. »Wenn das so ist, dann hole ich mein Mädchen für unser Date ab. Du bestimmst. So funktioniert das.«

Mein Blick fällt auf die kleine Tasche, die er in der Hand hält. »Was ist das?«

»Cookies für Donna. Oder eher die übrig gebliebenen Cookies für Donna. Ich habe heute extra welche gebacken, damit wir heute Abend etwas Schönes zum Kaffee haben. Juna hat auch ein paar für sich und Kaj mitgenommen, aber ich habe noch etwa acht übrig.«

»Etwa acht Stück? Das sollte für mindestens eine Woche reichen«, sage ich stirnrunzelnd.

»Ja … Sollte es«, sagt er, aber ich sehe ihm an, dass er mit dieser Argumentation nicht einverstanden ist. »Hast du viel zu tun? Ich habe einen Eintopf auf dem Herd und möchte nicht zu lange wegbleiben.«

Ich mache einen Schritt nach vorn und gebe ihm einen Kuss, einfach weil ich das Bedürfnis habe, ihn zu berühren. »Du musst mich nicht jeden Tag abholen. Das weißt du doch, oder? Ich kann auch einfach zu dir kommen, wenn ich fertig bin. Den zehnminütigen Spaziergang schaffe ich schon alleine.«

Er legt seinen Hut und die Tasche auf den Tresen und geht um ihn herum, um den Schlüsselbund von der Ablage darunter zu holen. Mit den Schlüsseln in der Hand geht er auf die Tür zu. »Ich weiß, aber ich mag es. Ich bin nur drei Tage in der Woche drüben. Das ist praktisch nichts.«

Ich lächle. »Du bist im Ruhestand, schon vergessen? Ist das nicht der Sinn des Ruhestands: das Leben zu genießen, das nicht hauptsächlich von der Arbeit bestimmt wird?«

Ich warte, bis er die Tür abgeschlossen hat und tippe dann den Tagesabschluss in die Kasse. Die Quittung über den Umsatz kommt mit einem mechanischen Geräusch heraus, und ich ziehe die Kassenschublade auf, um das Geld zu zählen.

Bram wartet, bis ich alles ausgefüllt habe, dann sagt er: »Manchmal vermisse ich es einfach. Das Gefühl: Dafür tue ich es. Dafür verlasse ich das Bett und stehe auf. Ich weiß, dass viele Leute auf den Ruhestand hinarbeiten, aber bei mir war das überhaupt nicht so.«

Ich bin mit dem Zählen des Kassenbestands fertig, lege den Umsatzausdruck in den Ordner unter dem Tresen und ziehe die Geldkassette heraus. »Warum hast du dann zu arbeiten aufgehört? Du warst fünfundsechzig. Die meisten Selbstständigen packen mindestens noch ein paar Jahre drauf.«

Als ich keine Antwort bekomme, drehe ich mich um und sehe, wie er mit den Schultern zuckt. »Ich dachte, es reicht jetzt. Das ist alles, wirklich.«

Ich nicke, aber ich verstehe es nicht wirklich. Werde ich jemals in der Lage sein, meinen Laden so zu betrachten? Wird der Tag, an dem das passiert, ganz natürlich kommen, oder ist dieser Tag schon längst da, und ich tue so, als hätte ich es nicht bemerkt?

Brams Worte klingen in meinem Kopf nach, als ich die Geldkassette in den Safe lege und zurück in den Laden gehe. Ich überprüfe, ob die Schlüssel wieder im Fach sind und schalte den Alarm an der Eingangstür ein.

Das reicht jetzt.

Ja … Ich denke schon.

2

»Ich gebe das Geschäft auf.«

Ich würde gerne sagen, dass die Worte so schnell aus meinem Mund kamen, dass ich keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, aber das wäre eine Lüge. In den letzten zwei Stunden habe ich ununterbrochen darüber nachgedacht. Zwei Stunden lang. Einhundertzwanzig Minuten. In hundertzwanzig Minuten kannst du den Satz: »Ich gebe das Geschäft auf«, sehr oft in deinem Kopf wiederholen. Nur so lange, bis die Essenz dieses Satzes übrigbleibt: der Ruhestand.

Ich gehe in den Ruhestand.

Bram und ich sitzen an seinem Küchentisch und genießen seinen Eintopf. Wie er ihn zubereitet, das ist so unglaublich lecker, dass ich ihn jede Woche essen könnte – selbst jetzt, wo der Sommer vor der Tür steht.

Er nimmt einen Bissen von seinem selbstgemachten Kartoffelpüree und lässt sich sichtlich Zeit, meine Worte auf sich wirken zu lassen. Dann, nach langem Nachdenken, fragt er: »Sagst du das jetzt nur, weil ich dir erzählt habe, wie es bei mir war?«

Ich steche mit meiner Gabel in ein Stück Schmorfleisch. »Vielleicht ein bisschen. Ich könnte noch wochen- oder sogar monatelang darüber nachdenken, aber ich werde nicht jünger, und es wird Zeit, die Tür endgültig abzuschließen. Und ich will Vera besuchen, anstatt ständig nur mit ihr zu simsen oder sie anzurufen.«

»Und bei der Gelegenheit gleich ein paar Kisten Wein mitbringen?«, fragt Bram. Ich sehe ein begieriges Glitzern in seinen Augen.

»Ja, zum Beispiel. Eine Tochter mit eigenem Weinberg in Südfrankreich zu haben, macht viel weniger Spaß, wenn man sie nie sieht und nur ab und zu eine Kiste mit der Post geschickt bekommt.«

Bram greift nach seinem Glas Rotwein und nickt ernsthaft. »Ich habe zwei Fragen«, sagt er. »Erstens: Ab wann willst du das machen? Und zweitens: Kann ich mitkommen, wenn du zu Vera fährst? Denn ich liebe Südfrankreich, und dieser Wein ist der beste, den ich je getrunken habe.«

Ich muss laut lachen und verschlucke mich fast an dem Bissen, den ich gerade genommen habe.

»Ich bin einfach nur ehrlich!«, ruft Bram aus. »Ich unterstütze diesen Plan von ganzem Herzen und gönne dir deinen Ruhestand, aber es ist auch ein bisschen Eigeninteresse im Spiel.« Er reicht mir mein Glas Wasser und beobachtet mich, als ich einen Schluck nehme.

»Alles okay«, sage ich, nachdem ich nicht mehr husten muss und mich geräuspert habe. »Ich weiß noch nicht, wann ich aufhören möchte. Ich habe niemanden, der die Nachfolge antritt, so wie Arie, also muss ich erst einmal überlegen, was ich eigentlich will. Ob ich einen Nachfolger suchen, alles schließen oder den Laden verkaufen will … Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Um genau zu sein, wurde diese Idee …« Ich hebe mein Handgelenk und schaue auf meine Uhr. »… vor drei Minuten konkret. Du bist der Erste, der davon erfährt.«

»Ich fühle mich geehrt«, sagt Bram.

Ein jugendliches Gefühl der Verliebtheit flattert durch meinen Unterleib, als er mich mit einem kurzen Lächeln ansieht.

»Was würdest du tun?«, frage ich, konzentriere mich wieder auf meinen Teller und ignoriere die Röte in meinen Wangen. »Einen Nachfolger finden oder einfach schließen und das Gebäude zum Verkauf anbieten?«

Er sticht einen halben Pilz auf seiner Gabel an und zeigt damit auf mich. »Das fragst du mich? Ich habe einfach aufgehört, ohne einen Nachfolger zu haben. Das lag aber auch daran, dass der Umsatz seit einiger Zeit zurückgegangen war und ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand ein Unternehmen retten will, das den Bach runtergeht. Also habe ich den einfachen Ausweg gewählt.« Er steckt sich den Pilz in den Mund und kaut genüsslich. »Aber das war mein Geschäft. Das hier ist deins. Was willst du?«

Ich schiebe eine Scheibe Karotte auf meinem Teller hin und her. »Die Verkäufe laufen gut. Das ist nicht das Problem. Ich würde es wirklich sehr bedauern, wenn das Geschäft geschlossen werden würde, aber ich möchte einfach nicht mehr weitermachen.« Entschlossen steche ich mit der Gabel in das Stück Karotte. »Ich denke, ich werde einen Zettel anbringen, auf dem steht: ›Nachfolger/in gesucht!‹ Aber dann muss es jemanden geben, der den Betrieb übernehmen will. Wie soll ich so jemanden finden?«

Bram tippt mit der Gabel auf seine Lippen. »Mir fällt auf Anhieb niemand ein, aber wenn es jemanden gibt, der alles über fast jeden weiß …«

»…, dann ist es Donna«, beende ich seinen Satz. »Das ist gar keine schlechte Idee, weißt du? Ich hänge einen Zettel in mein Schaufenster und informiere dann Donna. Oder andersherum, sonst steht sie wahrscheinlich noch am selben Tag vor meiner Tür.«

Bram gluckst. »Darauf kannst du dich verlassen. Donnas Spürsinn für Neuigkeiten ist stärker als der eines Drogenhunds am Flughafen.«

Wir essen eine Weile schweigend, aber meine Gedanken machen in der Zwischenzeit Überstunden. Wie kann ich einen Nachfolger finden? Und wenn ich keinen finde, was dann? Soll ich so lange suchen, bis ich jemanden gefunden habe, oder soll ich mir eine Frist setzen? Und für wie lange? Habe ich bestimmte Anforderungen an einen Nachfolger oder besser an eine Nachfolgerin? Soll es die Badboutique bleiben, oder kann diese Person ein völlig neues Konzept daraus machen? Wann und wie sage ich es Vera? Soll ich sie anrufen oder sie über Facetime kontaktieren? Wie werden all die anderen reagieren?

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich erst jetzt bemerke, dass Bram mich amüsiert beobachtet. »Was?«, frage ich.

»Worüber denkst du nach?«

»Über alles. Dass ich eigentlich noch so viel machen will, bevor ich aufhöre. Dass ich gern eine riesige Party schmeißen und vielleicht eine Art Abschiedsverkauf veranstalten würde – aber das hängt wiederum davon ab, ob es einen Nachfolger gibt oder nicht. So jemandem kann ich kaum einen leeren Laden überlassen. Und ich …«

Er greift nach vorn und legt seine Hand auf meine. Ich verstumme abrupt, mitten im Satz, wo ich noch sagen wollte, dass ich nie Inventur mache und deshalb gar nicht weiß, wie mein aktueller Bestand aussieht.

»Eins nach dem anderen«, sagt er ruhig. »Überlege dir zuerst, was du noch alles machen willst und was du von einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin erwartest, dann rufst du Vera mit der großen Neuigkeit an, und dann überlege dir, wen du alles zu deiner Abschiedsparty einladen willst. Oder andersrum. Aber das Wichtigste ist, dass du dir keine Gedanken über Dinge machen solltest, die jetzt noch nicht so weit sind. Einen Schritt nach dem anderen.«

Ich atme tief ein und zittrig aus, um mich ein wenig besser unter Kontrolle zu kriegen. Ich hätte nie gedacht, dass der Gedanke an den Ruhestand Panikgefühle auslösen könnten.

»Ich will meine eigenen Badekugeln machen«, sage ich, als ich mich wieder beruhigt habe. »Das habe ich vor vielen Jahren schon mal versucht, aber es hat nicht wirklich geklappt. Das ging dann, ähm …«

Ich denke zurück an das Badekugel-Desaster von 2001. Ich hatte noch nicht einmal meinen Laden, aber ich war damals schon süchtig nach dem Baden und nach dem, was man heute liebevoll Selbstfürsorge nennt. Damals nannte ich es einfach »mehrmals pro Woche ein einstündiges Bad nehmen, damit ich nicht ohnmächtig werde«. Also beschloss ich, meine eigenen Badekugeln zu herzustellen, denn wie schwer sollte das schon sein?

Nun ja … schwer genug. Lass es mich so sagen: Die Flecken auf unserem Holzboden gingen erst raus, als ein Profi mit einem Schleifgerät anrückte.

»Ich würde gerne einmal eine gute Partie Badekugeln machen«, sage ich. »Eine Art limitierte Auflage. Eine Stückzahl nur für meine Stammkunden. Ich weiß auch noch gar nicht, ob ich sie verschenken oder verkaufen will. Vielleicht soll es das Abschiedsgeschenk auf der Party sein.«

»Das kannst du immer noch später entscheiden«, sagt Bram beifällig. »Das scheint mir eine gute Aktion zu sein, und ich bin mir sicher, dass deine Kunden das sehr zu schätzen wüssten. Und außerdem, diese Party …« Er schweigt einen Moment und sieht mich an, als wolle er meine Reaktion abwägen.

»Was?«, frage ich.

»Was hältst du davon, wenn wir die Party nicht nur zu deiner Abschiedsfeier machen, sondern zu etwas … Größerem?«

Ich pikse ein neues Stück Karotte mit der Gabel auf und kaue nach Herzenslust darauf herum. »Was meinst du mit etwas Größerem?«

»Nun … Wir könnten …« Er legt seine Gabel weg und sieht mich so intensiv an, dass ich spontan aufhöre zu kauen.

»Wir könnten was?«, frage ich mit vollem Mund.