Die Freundinnen vom Magnolienhof - Wende und der zauberhafte Wintermarkt - Susan Muskee - E-Book

Die Freundinnen vom Magnolienhof - Wende und der zauberhafte Wintermarkt E-Book

Susan Muskee

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Beschreibung

Wende hat die Nase voll von gescheiterten Dates. Während ihre Freundinnen im Liebesglück schwelgen, scheint ihr Prinz auf dem weißen Pferd irgendwo gestrandet zu sein.

Zum Glück läuft ihr Wollgeschäft hervorragend, und auch ihr neuer Strickkurs ist ein voller Erfolg. Da bleibt ohnehin kaum Zeit für Beziehungen, zumal der alljährliche Wintermarkt vor der Tür steht.

Leider soll ihr ausgerechnet Robert bei der Organisation helfen. Der Besitzer der Buchhandlung hat nichts Besseres zu tun, als ihre Ideen ständig zu kritisieren. Doch je mehr Zeit sie mit Robert verbringt, desto mehr merkt Wende, dass hinter Roberts harter Schale ein Mann steckt, der die Stadt und ihre Menschen genauso liebt wie sie. Und dass sie sich von Tag zu Tag mehr zu ihm hingezogen fühlt ...

Der Abschluss der Wohlfühl-Liebesroman-Reihe über Freundschaft, Liebe und das unerwartete Glück.

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Seitenzahl: 211

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Über die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Wende hat die Nase voll von gescheiterten Dates. Während ihre Freundinnen im Liebesglück schwelgen, scheint ihr Prinz auf dem weißen Pferd irgendwo gestrandet zu sein.

Zum Glück läuft ihr Wollgeschäft hervorragend, und auch ihr neuer Strickkurs ist ein voller Erfolg. Da bleibt ohnehin kaum Zeit für Beziehungen, zumal der alljährliche Wintermarkt vor der Tür steht.

Leider soll ihr ausgerechnet Robert bei der Organisation helfen. Der Besitzer der Buchhandlung hat nichts Besseres zu tun, als ihre Ideen ständig zu kritisieren. Doch je mehr Zeit sie mit Robert verbringt, desto mehr merkt Wende, dass hinter Roberts harter Schale ein Mann steckt, der die Stadt und ihre Menschen genauso liebt wie sie. Und dass sie sich von Tag zu Tag mehr zu ihm hingezogen fühlt …

S U S A N M U S K E E

1

»Denkt alle daran. Fehler zu machen, ist menschlich. Ein Leitfaden ist da …«

»Eine große Hilfe«, sagen meine Schülerinnen im Chor.

»Genau!«, antworte ich fröhlich. »Das mag euch wie Zeitverschwendung vorkommen, aber vergesst nicht, dass das Korrigieren beim Stricken viel mehr Zeit in Anspruch nimmt. Das habe ich durch Versuch und Irrtum gelernt, und ich helfe euch gerne, das zu vermeiden. Versucht, euren Schal in zwei Wochen so gut wie fertigzustellen, dann können wir ihn hier zu Ende stricken, und ich zeige euch, wie Ihr die Wolle zu Hause dehnen könnt. Dann habt Ihr es in diesem Winter schön warm!«

Es ist die vierte Stunde meines fünfteiligen Kurses »Stricken für Anfänger«, und bisher liegen wir gut im Zeitplan. Das war nicht immer so, das muss ich zugeben. Ich plaudere gerne – und viel – und überziehe deshalb regelmäßig. Zu einem Kurs gehören oft auch Hausaufgaben, aber in den vergangenen Jahren kam es zu oft vor, dass meine Kursteilnehmerinnen drei Viertel des Schals in ihrer Freizeit stricken mussten, weil es am Kursabend um alles Mögliche ging – nur nicht ums Stricken. Nicht, dass sich jemand darüber beschwert hätte, aber ich sage mir, das ist nicht der Sinn der Sache. Natürlich macht man einen Kurs, um etwas zu lernen.

Ich schiebe meinen Stuhl zurück, helfe den Teilnehmerinnen, ihre Sachen aufzuräumen, und fange Junas Wollknäuel auf, bevor es auf den Boden fällt. »Das wäre fast schiefgegangen«, sage ich und gebe ihr das Knäuel zurück. »Ohne Garn kommst du nicht weiter.«

Juna rollt mit den Augen, packt die Wolle in den Leinensack und steckt diesen in ihre Tasche. Den Sack habe ich allen Teilnehmerinnen zur Aufbewahrung ihrer Strickutensilien gegeben. »Als ich mich für diesen Kurs angemeldet habe, wusste ich nicht, dass es so viele Witze über das Stricken gibt. Aber inzwischen … Kennst du noch mehr, oder ist dir für heute die Wolle ausgegangen?«

Ich mache ein nachdenkliches Gesicht und nehme meinen Teebecher vom Balkontisch hinter uns. »Nur so ein Gedanke …«, sage ich. Ich drehe die Tasse so, dass Juna die Vorderseite sehen kann, auf der etwas geschrieben steht.

Als sie es liest, fängt sie zu lachen an. »›Zum Stricken braucht man Eier‹, ernsthaft? Manchmal glaube ich wirklich, du hast eine Masche locker.«

Ich hebe den Becher mit einer Geste des Anstoßens und mache mit der freien Hand eine Pistole nach, die ich in ihre Richtung abfeuere, als hätte sie die richtige Antwort auf eine Quizfrage gegeben. »Du sagst es.«

Wir gehen gemeinsam vom Dachboden die Treppe hinten im Laden hinunter. Ich habe den Dachboden vor ein paar Jahren ausbauen lassen, um einen Kursraum zu haben, ohne meine Ladenfläche zu beeinträchtigen.

Unten an der Treppe empfängt mich Cindy, eine der Teilnehmerinnen. Ihre Augen sind trüb, und ihre Schultern hängen ein wenig herab. Während des Kurses fand ich sie auch recht still, aber ich beschloss, sie nicht darauf anzusprechen. Manche Menschen sind präsenter als andere.

Ich gehe die letzten Stufen langsamer hinunter und nehme meinen Becher von einer Hand in die andere. »Alles okay?«, frage ich.

»Ja, sicher«, sagt sie leise. »Ich, ähm … Kann ich noch etwas Wolle mitnehmen? Meine Mutter hat sich so gefreut, dass ich diesen Kurs mache, dass sie ihre Stricknadeln wieder herausgeholt hat. Aber natürlich hat sie zwei Pullover und drei Mützen fertiggestrickt, bevor ich überhaupt einen einzigen Schal geschafft habe. Jetzt hat sie fast keine Wolle mehr.«

In einem Satz springe ich die letzte Stufe hinunter und lege meine Hand auf ihre Schulter. »Das ist doch kein Wettkampf, oder? Ich bin mir sicher, dass es deiner Mutter gefällt, dass du mit dem Stricken angefangen hast. Wenn ich mich irre, solltest du das sagen, aber ich habe das Gefühl, dass es dich ein bisschen verunsichert.«

Sie macht eine hilflose Geste, geht von mir weg und in den Laden. »Bin ich auch. Ich weiß, dass es kein Wettkampf ist, und ich bin mir sicher, dass meine Mutter das auch weiß, aber trotzdem … Sie ist einfach viel besser als ich. Sie übertrumpft mich in einem Bereich, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich mich darin beweisen muss.«

Ich gehe einen Schritt zur Seite, damit Juna an mir vorbeikommen kann. »Wie alt ist deine Mutter?«, frage ich Cindy.

»Fast sechzig.«

»Und wie lange hat sie gestrickt, bevor sie aufhörte?«

Cindy bleibt an der Wand mit den Körben voller Wolle in allen Farben stehen und holt einen Zettel aus ihrer Jackentasche. Offensichtlich weiß sie nicht genau, welche Wolle sie braucht, also gehe ich auf sie zu. »Etwa zwanzig Jahre, glaube ich«, sagt sie. »Vielleicht auch länger.«

»Und wie lange machst du das jetzt schon?«

»Acht Wochen.«

Ich verschränke die Arme und sehe sie an, ohne etwas zu sagen.

Sie gibt einen hohen Ton von sich und wirft die Arme in die Luft. »Ich verstehe auch, dass sie das nicht mit Absicht tut, aber das macht es nicht weniger frustrierend. Ich habe mit dem Stricken angefangen in der Hoffnung, dass es uns näher zusammenbringt. Ich habe vor einiger Zeit meinen Job verloren, und meine Mutter hat lange gebraucht, um zu glauben, dass ich es nicht selbst verschuldet habe. Ich dachte, wenn ich jetzt ihr altes Hobby wieder aufnehme, haben wir wenigstens etwas, worüber wir reden können, das nicht mit der Frage ›Hast du schon eine neue Bewerbung abgeschickt?‹ beginnt. Aber es ist, als würde ich auf einem Dreirad fahren und sie auf einem Elektrofahrrad.« Sie gibt mir den Zettel in die Hand.

»Welche Farbe?«, frage ich.

»Gelb und orange. Das gleiche Gelb wie das, das ich habe und das dir so gefiel.«

Ich nehme die Bälle aus den Körben, gehe mit ihnen zur Kasse und verabschiede mich von zwei anderen Schülern, die ihre Sachen gepackt haben und nun zur Tür hinausgehen. An der Kasse lege ich die Wolle auf den Tresen und sage zu Cindy: »Wenn du das demnächst deiner Mutter vorbeibringst, sag ihr, was du darüber denkst. Dass du es ziemlich schwierig findest, sie wie eine Art Speedy Gonzales mit Stricknadeln hantieren zu sehen, während du gerade erst anfängst. Ich wette, sie macht das nicht mit Absicht. Aber wenn du nicht sagst, dass es dich stört, kann sie es nicht wissen. Du hast gerade selbst gesagt, dass Ihr angefangen habt, euch näherzukommen. Wie schön ist es, dass Ihr bald zusammen stricken könnt?« Ich lege meine Hand auf das Wollknäuel, lehne mich zu ihr und sage: »Ich wette, das ist auch für sie das Wichtigste. Selbst wenn du drei Jahre brauchst, um einen Schal zu stricken. Wir können immer noch keine Gedanken lesen. Wenn du willst, dass jemand weiß, was in deinem Kopf vorgeht, musst du es ihm schon sagen.« Ich packe die Wolle in eine Papiertüte und tippe den Geldbetrag in die Kasse ein.

Cindy nickt abwesend und öffnet den Reißverschluss ihrer Tasche. Einen Moment lang denke ich, dass sie den gesamten Inhalt auf dem Tresen ausschütten will, doch dann fischt sie etwas vom Boden auf. Eine Sekunde später streckt sie triumphierend ihr Portemonnaie in die Luft.

Nachdem sie die Wolle bezahlt hat und ich ihr die Tüte gebe, legt sie kurz ihre Hand auf meine. »Danke.«

Ich lächle sie aufmunternd an, gehe hinter ihr her und lasse sie hinaus. »Sehr gern geschehen. Wir sehen uns in zwei Wochen, ja?«

Sobald sie den Laden verlassen hat und ich die Tür hinter ihr abgeschlossen habe, lehne ich mich seufzend gegen den Fensterrahmen.

»Du bist zu gut für diese Welt«, stellt Juna fest.

Ich recke mich, stecke die Hände in die Taschen meiner übergroßen Latzhose und frage: »Wieso?«

»Weil es so ist. Vor zwei Wochen bat … wie heißt sie noch gleich? Diese blonde Frau bat um ›ein bisschen Hilfe‹ mit ihrem Schal, und du hast ihr so ziemlich das Ding zu Ende gestrickt. Letzte Woche hat Donna dich gefragt, ob du einen Tag auf Nico aufpassen würdest, und du hast dich sofort in den besten Hundesitter aller Zeiten verwandelt, indem du zwölf neue Spielsachen und ein neues Kissen gekauft hast. Und gestern hast du den Müllcontainer von Ivan und Jeanet acht Straßen weit geschleppt, weil er abhandengekommen ist und du ihn bei deinem Morgenspaziergang gefunden hast.« Sie zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich eindringlich an. »Sag nicht, dass es nicht so ist.«

Ich nehme ihr die Tasse ab und trinke einen Schluck. Der Tee ist inzwischen kalt geworden, und ich verziehe das Gesicht. »Igitt. Willst du ihn?«

»Deinen Tee? Nein danke«, sagt sie grinsend. »Ein neuer Tee wäre mir lieber.«

Ich nehme ihren leeren Becher, gehe an der Theke vorbei und schalte den Wasserkocher in der Küchenzeile an. »Wie läuft es mit Kajs Dokumentation?«, frage ich über meine Schulter.

»Sehr gut. Er ist dabei, sie zusammenzustellen.«

»Immer noch?«

Juna ist mir gefolgt und steht in der Küchentür. »Eigentlich sollte ich sagen, er baut sie wieder neu zusammen. Er hat ungefähr achtzig Prozent von dem, was er vorher gemacht hat, weggeschmissen. Von der Bearbeitung, meine ich. Nicht die Aufnahmen. Er setzt jetzt alles wieder auf die Zeitachse. Mit anderen Worten: Er fängt fast ganz von vorne an.«

»Wow«, sage ich bewundernd. »Das muss eine Menge Arbeit gewesen sein. War es nicht gut genug?«

Als Juna nicht antwortet, wende ich mich zu ihr um.

Sie stößt einen weiteren Seufzer aus. »Nein, es war unglaublich. Ich bin zwar kein professioneller Dokumentarfilmer, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Es war ehrlich, süß, besonders und wirklich einzigartig … Aber das reicht ihm nicht. Es muss perfekt sein.« Bei diesen letzten Worten führt sie Daumen und Zeigefinger zusammen, küsst die Fingerspitzen à la Chefkoch und hebt die Hand in die Luft. »Und das war es nicht. Also hat er wieder von vorn angefangen. Zum Glück hat er nur eine selbst auferlegte Frist und muss nichts für einen Kunden abliefern. Aber sein Erspartes beginnt langsam zu schwinden, und ich weiß nicht, wie lange er das noch durchhalten kann.«

Ich nehme eine Schachtel grünen Tee von der Küchentheke und wirbele sie in meinen Händen herum. »Kann er sich nicht bei einem von uns etwas dazuverdienen? Ich könnte handwerkliche Hilfe gut gebrauchen. Wie gut ist er in Gelegenheitsjobs?« Ich gehe in Gedanken durch meinen Laden. »Eine der Lampen im Keller muss ausgetauscht werden«, sage ich nachdenklich. »Aber ich komme einfach nicht ran. Eigentlich bräuchte ich dafür die Küchenleiter, aber ich glaube, die ist noch bei Arie. Oder jetzt bei Robbert. Apropos Robbert: Vielleicht könnte er Kajs Hilfe beim Streichen gebrauchen. Er hat doch davon gesprochen, dass er den Laden ein bisschen umgestalten will, oder?«

Juna verschränkt die Arme und tippt mit dem Zeigefinger an ihr Kinn. »Das ist eine gute Idee. Ich glaube, es wäre nicht schlecht, wenn er ab und zu mal hinter seinem Computer hervorkäme. Ich weiß, ich höre mich an, als wäre ich seine Mutter, aber es gibt Tage, an denen er kein einziges Mal nach draußen geht. Kannst du dir das vorstellen?«

Der Wasserkocher schaltet sich ab, und ich nehme zwei Teebeutel aus der Schachtel. »Du und ich wohnen auch über unserem Geschäft, erinnerst du dich? Nicht, dass es einen bestimmten Grund gäbe, aber wir haben auch Tage, an denen wir nur die Strecke von der Hintertür zur Haustür zurücklegen. Und abends wieder zurück.«

Juna nimmt mir den Tee ab und schwenkt den Teebeutel in der Tasse. »Aber dann haben wir den ganzen Tag gearbeitet.«

»Er arbeitet auch den ganzen Tag, oder? Videos schneiden ist harte Arbeit. Vielleicht nicht so körperlich, wie den ganzen Tag zu tätowieren oder in einem Laden zu stehen, aber man sollte es geistig nicht unterschätzen.« Ich öffne den Mülleimer mit dem Fuß und halte den Deckel offen, damit Juna den Teebeutel hineinwerfen kann.

»Genau deshalb sollte er mal was anderes tun!«, ruft sie aus. »Die Idee gefällt mir. Allerdings müssen wir ihm das freistellen, denn er ist keine elf mehr, und ich kann ihm nichts aufzwingen.«

»Auch Elfjährige dürfen ihre eigenen Entscheidungen treffen«, sage ich und werfe meinen Teebeutel ebenfalls in den Mülleimer. »Letzte Woche hatte ich eine Elfjährige, die sich nach langem Gezeter endlich ein Häkelbuch von ihrem Taschengeld kaufen durfte. Ihre Eltern haben ihr Garn und Häkelnadeln geschenkt. Das verstehe ich also nicht. Die meisten Elfjährigen tun nichts anderes, als zu gamen oder am Smartphone zu sitzen. Dieses Mädchen hatte endlich etwas gefunden, das ihr gefiel, und dann haben ihre Eltern ihr das Leben schwer gemacht!«

Wir gehen zurück in den Laden. Ich steige vor Juna die Treppe hinauf und setze mich wieder an den großen Tisch im Zwischengeschoss.

»Vielleicht war es das vierte Hobby, das sie innerhalb von zwei Wochen ausprobiert hat«, gibt Juna zu bedenken. »Und ihre Eltern hatten es irgendwie satt. Stell dir vor, sie hatten kurz zuvor eine Staffelei mit sechs Leinwänden und allen Tuben Farbe gekauft, weil sie malen wollte. Und davor einen riesigen Stapel Puzzles, weil Puzzeln ihr neues Hobby war. Und davor …«

»Ja, ja«, sage ich gereizt. »Andererseits finde ich, dass man ein Kind immer ermutigen sollte, wenn es um Kreativität geht.«

»Du hast ihr also ein zusätzliches Set Häkelnadeln und drei zusätzliche Wollknäuel gegeben?«

»Häkelbaumwolle, ja«, sage ich leichthin.

Als ich mich am oberen Ende der Treppe umdrehe und Junas spöttischen Blick sehe, werfe ich die Hand hoch. »Ich mag Leute, die gerne stricken und häkeln. Da kann ich auch nichts für.«

Juna geht die letzten paar Stufen hinauf, schüttelt den Kopf und seufzt: »Zu gut für diese Welt, sage ich doch.«

2

»Kurz gesagt: Das Wochenende nach Nikolaus, damit wir dem Weihnachtsrummel zuvorkommen, aber uns gleichzeitig die Nikolaus-Kunden nicht nehmen, die sonst ohnehin gekommen wären.« Nikolaus ist traditionell immer die Zeit, in der man seiner Familie Geschenke macht. »Sonst schneiden wir uns selbst in die Finger, und das will keiner. Zwei Tage von zehn bis achtzehn Uhr – keine Einkaufsnacht. Die Genehmigung liegt seit Anfang des Jahres vor, ich habe tolle Weihnachtsdekorationen bestellt, und durch den Sommerschlussverkauf haben wir so viel eingenommen, dass nur ein kleiner Eigenanteil pro Geschäft nötig ist. Auf jeden Fall nichts Weltbewegendes.«

Ich schlage die Hände zusammen und blicke stolz um den Tisch. Auf einem hohen Tisch neben mir steht mein Laptop mit der PowerPoint-Präsentation meiner Ideen für den Wintermarkt, die ich gerade gezeigt habe. Es ist das letzte Quartalstreffen in diesem Jahr, wobei Robbert und Anneke als selbstständige Ladeninhaber zum ersten Mal teilnehmen. Wir sitzen alle zusammen – diesmal sind sogar Ivan und Jeanet gekommen – um Donnas Stammtisch.

Donna, Ivan, Jeanet, Juna und Anneke fangen sofort an zu applaudieren, aber Robbert kritzelt etwas in sein Notizbuch. Das ist unnötig, denn Juna ist heute für die Tagesordnung zuständig und führt das Protokoll. Egal, es wird reichen.

Ich beobachte ihn wie ein Falke, bis er aufschaut. Leider kann ich nicht erkennen, was er notiert.

»Gut gemacht«, sagt er sichtlich beeindruckt. »Sieht gut aus.«

Donna und Anneke schlagen jubelnd auf den Tisch. »Toll, Wen!«, ruft Donna. Sie beugt sich zu ihrer Schwester und klatscht mit dem Handrücken gegen Annekes Oberarm. »Siehst du, habe ich es dir nicht gesagt? Überlass das Wende, die kümmert sich um alles bis ins kleinste Detail.«

Ich atme erleichtert auf. Als Mitglied des Festkomitees unseres inoffiziellen Gewerbevereins organisiere ich zusammen mit Donna – und früher auch mit Betty, bis sie in den Ruhestand ging – die meisten Zusammenkünfte und Feste auf unserem Platz. Das habe ich fast ganz allein begonnen, und ich kann nur hoffen, dass es auch den anderen Spaß macht.

»Es ist wirklich ein großartiger Plan«, sagt Donna. »Das habe ich dir schon Anfang des Jahres gesagt, aber jetzt, wo du alles ausgearbeitet hast, kann ich es nur unterstreichen.« Sie erhebt ihr Glas auf mich, woraufhin ich mich leicht verneige.

»Ganz meine Meinung«, stimmt Jeanet zu. »Wir haben auch noch eine Menge Weihnachtsdeko vom letzten Jahr, die wir einfach wiederverwenden können. Um Weihnachten herum wollen die Leute immer einen guten Haarschnitt, also könnten wir vielleicht ein spezielles Wintermarkt-Paket anbieten.« Sie wirft einen Seitenblick auf Ivan. »Schnitt, Farbe und eine Behandlung oder so etwas in der Art? Oder ein Pflegeprodukt dazu ab einem gewissen Mindestumsatz.«

Er nickt. »Perfekte Idee, Schatz.«

Ich klicke die nächste Folie auf den Bildschirm. »Was mich betrifft, so wäre es auch eine gute Idee, in der Mitte des Platzes Stände aufzustellen. So richtige Weihnachtsmarktbuden aus Holz, wisst ihr?«

»Dann könnte ich heiße Schokolade und Glühwein verkaufen«, meint Donna. »Hans wird mir wahrscheinlich helfen, vor allem, wenn ich ihm verspreche, dass er den übrig gebliebenen Glühwein trinken darf.«

Annekes Augen werden groß und zeigt auf ihre Schwester. »Dann werde ich mal sehen, ob ich Glühwein-Badekugeln kaufen kann! Oder was mit Tannenduft oder wie diese Zuckerstangen mit Pfefferminz- und Vanillegeschmack …« Sie schnappt sich ihr Handy vom Tisch und beginnt zu tippen.

Ich spüre, wie sich meine Schultern vor Erleichterung ein wenig senken, und nehme mein Glas, um einen großen Schluck Wasser zu trinken. Glücklich. Vor allem, da diesmal zwei neue Ladenbesitzer dabei sind, habe ich mich nicht getraut, anzunehmen, dass mir alle blindlings alles abnehmen würden. Aber jetzt, wo alle so begeistert sind, kommt sowieso alles …

»Ich habe noch ein paar Fragen.«

Mist. Das war zu erwarten.

Ich nehme einen weiteren Schluck Wasser – kontrolliert und ruhig – und wende mich ihm zu. »Schieß los.«

Robbert legt die Unterarme auf den Tisch und verschränkt die Finger. »Was kommt dabei raus?«

Ich blinzle ein paar Mal. »Was meinst du?«

»Hast du eine Berechnung durchgeführt, in der du Kosten und Nutzen gegenübergestellt hast? Du sprichst von ›einem kleinen Beitrag pro Unternehmen‹, aber das Budget, das für diese Wintermesse eingeplant wird, kommt bereits von uns selbst. Hast du ausgerechnet, was wir pro Unternehmen investieren und wie viel es allen bringt? Die Idee ist gut, aber mir scheint, entscheidend ist, zu wissen, was dabei rauskommt. Wer hat dadurch die meisten Einnahmen, und von wem sollten wir deshalb einen höheren Eigenbeitrag erwarten? Ich stelle mir dich mit deinem … Wie nennst du es?« Er nimmt seinen Stift in die Hand und wedelt damit in Richtung meines Laptop-Bildschirms.

»Woll-Workshop«, sage ich. »Ich gebe einen Woll-Workshop. Wir stricken Plaids mit Merinowolle, das ist diese dicke, weiche Wolle. Das macht man mit den Händen, also ohne Stricknadeln. Wir werden …«

»Ja, genau, ja. Das scheint mir ein lukratives Geschäft zu sein. Kaufst du die Wolle zum Beispiel selbst ein? Kommt die Dekoration der Schaufenster aus dem gemeinsamen Budget? Und was ist mit der Dekoration an den Fassaden? Solche Dinge eben. Was erwartest du von den anderen Geschäftsleuten? Was verlangst du von uns?«

Ich runzle die Stirn. Dass er mich einfach so überfährt, lässt mir die Haare im Nacken zu Berge stehen. Mein Blick schweift auf der Suche nach Verbündeten um den Tisch, doch die anderen scheinen Robberts Härte nicht so schlimm zu finden. Ich habe ihn gar nicht so schroff in Erinnerung. Ich habe ihn früher nicht sehr oft gesehen, aber als Arie ihn bei einem der letzten Treffen vorstellte, war er doch nicht so unfreundlich, oder?

»Dass sie mitmachen«, sage ich. »Der Sommerschlussverkauf ist jedes Jahr ein großer Erfolg, weil er ein Projekt von uns allen ist. So soll es auch beim Wintermarkt sein: Sobald die Leute den Platz betreten, sollen sie etwas sehen, das ihnen gefällt und auf das sie neugierig sind. Wenn wir etwas organisieren, dann tun wir es gemeinsam. So machen wir es immer.«

»Ja, scheint mir«, sagt Robbert. Er greift nach einer Karaffe mit Wasser und gießt sich mit ruhiger Hand ein Glas voll ein. »Ich werde nicht einfach in etwas investieren, von dem ich nicht weiß, was es bringen wird. Ich mache eine Bestandsaufnahme von allem, was mein Vater gemacht hat, und ich habe vor, einige ziemlich drastische Änderungen vorzunehmen. Im Laden, aber auch in der Kommunikationsstrategie. Zum Beispiel werden die Videos mit Juna eingestellt. Auch die gehören von nun an der Vergangenheit an. Und so ist meine Teilnahme an dieser Wintermesse auch nicht unbedingt selbstverständlich.«

»Wirklich?«, fragt Juna, die von Robberts Bemerkung über die »Videos« etwas überrascht wirkt. »Arie haben sie sehr gut gefallen.«

Robbert stellt die Karaffe zurück auf den Tisch. »Ich bin nicht mein Vater.«

Ich muss mich zurückhalten, zu sagen, dass das vom Aussehen her nicht der Fall ist: Robbert ist eine 35 Jahre jüngere Kopie von Arie. Okay, er hat ein wildes Lockenbündel statt der Geheimratsecken seines Vaters, und seine Schultern sind etwas breiter, aber die Brille mit dem runden Metallgestell auf der Nase scheint bei einer »Nimm-zwei-zahle-eins-Aktion« gekauft worden zu sein. Sogar die graublauen Augen und die kantige Kieferpartie sind genau dieselben.

»Aber es funktioniert«, versucht Juna es erneut. »Dadurch kommen viele junge Leute in den Laden.«

»Dann werde ich sie auf andere Weise erreichen.«

»Mit deiner quirligen Persönlichkeit sicher«, murmele ich. Als er aufschaut, tue ich so, als würde ich mir einen Fussel von der Hose wischen, und ziehe schnell den Stuhl zurück, um mich wieder zu setzen.

»Was hast du gesagt?«

»Nichts. Was braucht es, um dich zur Kooperation zu bewegen? Berechnungen? Umsatzprognosen? Investitionen? Letzteres entscheidest du selbst. Wie bereits erwähnt, habe ich einen kleinen Beitrag pro Laden einkalkuliert. Wie viel du beispielsweise für Dekorationen ausgibst, entscheidest du jedoch selbst. Letztes Jahr hat dein Vater das Geschäft um die Feiertage herum prächtig geschmückt. Ich nehme an, er hat nicht alles weggeworfen. Du kannst die Weihnachtsdekoration also einfach wiederverwenden. Und ansonsten habe ich welche für dich, oder du leihst dir welche von Ivan und Jeanet.«

Er wirft mir einen kalten Blick zu, der mir eine Gänsehaut bis zu den Zehen verursacht. »Es geht nicht um die Weihnachtsdekoration. Dafür hatte ich sowieso schon alle möglichen Pläne. Es geht darum, dass es wenigstens das bringt, was wir reingesteckt haben. Und wenn es von uns allen und damit auch von mir mitfinanziert wird, dann würde ich gerne …«

»Ja, ja, du willst wissen, was du davon hast«, sage ich abfällig. »Ich verstehe schon. Du musst ja nicht gleich zum Geizhals werden. Es ist doch gut gemeint, oder? Du tust so, als würde ich dir die Pistole auf die Brust setzen und dich zu großen Ausgaben zwingen. Es ist doch nur ein Winterfest.« Ich lehne mich zurück und verschränke abwehrend die Arme. Was es mit diesem Mann auf sich hat, weiß ich nicht, aber ich kann ihn nicht ausstehen. Und so was ist bei mir selten.

»Ich habe eine Idee«, sagt Juna dann. »Wie wäre es, wenn Ihr von nun an gemeinsam die Organisation übernehmen würdet?«

»Gemeinsam?«, rufe ich entrüstet, als Robbert erwidert: »Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee, Juna.«

Ausgezeichnete Idee?

Ein Spritzer Haselnuss-Sirup im Kaffee ist eine ausgezeichnete Idee. Ein zweites Paar der Lieblingsturnschuhe zu kaufen, um ein Paar in Reserve zu haben, ist eine ausgezeichnete Idee. Aber sich mit Robbert zusammenzutun, um den Wintermarkt zu organisieren, ist eine lausige Idee. Eine schreckliche Idee. Eine so schlechte Idee, dass mir kurz der Gedanke durch den Kopf geht, den ganzen Wintermarkt abzusagen. Aber ich will mir das nicht anmerken lassen. Denn dann hat er gewonnen, noch bevor dieses Spiel überhaupt begonnen hat. Dieser Wintermarkt wird großartig werden, und das wird auch Robbert wissen.

»Gut«, sage ich deshalb entschlossen. »Scheint ein ausgezeichneter Plan zu sein.«

»Na, dann ist das ja geklärt«, sagt Juna fröhlich. Sie beugt sich über ihr Notizbuch, um sich ein paar Punkte aufzuschreiben. »Wende … und … Robbert … Organisation … Winterfest. Perfekt.« Sie unterstreicht es mehrmals und schreibt ein paar nichtssagende Zahlen daneben. »Zeit für den nächsten Tagesordnungspunkt: Öffnungszeiten rund um die Feiertage.«

Als alle gegangen sind und ich mit leerem Blick Nico streichle, räumt Donna den Stammtisch ab.

Bevor sie zurück zur Bar geht, bleibt sie stehen und sieht mich lange an.

Ich verziehe das Gesicht. »Was?«