Die geheimnisvolle Frau in Schwarz - Patricia Vandenberg - E-Book

Die geheimnisvolle Frau in Schwarz E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Das Ehepaar Dr. Daniel Norden und Fee sehen den Beruf nicht als Job, sondern als wirkliche Berufung an. Aber ihr wahres Glück finden sie in der Familie. Fünf Kinder erblicken das Licht der Welt. Die Familie bleibt für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen. Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas. »Ein Kind? Kannst du mir bitte mal erklären, was wir hier mit einem Kind anfangen sollen?« zischte Vanessa Carl ihren Lebensgefährten Claudius empört an. Der hatte ihr eben schonend beizubringen versucht, daß sein Neffe Paul für einige Wochen bei ihm einziehen würde. »Paul hat die Schule abgebrochen und sich einen Praktikumsplatz bei einem Fernsehsender besorgt. Da er auf dem Land wohnt, haben seine Eltern mich gebeten, ob er in dieser Zeit bei mir unterkommen könnte«, hatte Claudius den Sachverhalt erklärt. Verwirrt über Vanessas heftige Ablehnung sah er sich jedoch nun erschrocken in dem exklusiven Möbelhaus um, das er mit seiner Freundin betrieb. Glücklicherweise hatte kein Kunde etwas von der Auseinandersetzung bemerkt. So wandte Claudius sich wieder an Vanessa. »Reg dich nicht auf, Nanni. Erstens ist Paul mit fünfzehn kein Kind mehr. Und zweitens bleibt er in meiner Wohnung. Er wird keinen Fuß in dein Reich setzen.« »Das will ich auch hoffen. Nicht auszudenken, wenn er Cola auf meine edle weiße Ledercouch verschütten oder mit dreckigen Schuhen den hellen Teppich verschmutzen würde.« »Du redest ja gerade so, als wäre mein Neffe ein Vandale«, wunderte sich Claudius. »Dabei kennst du ihn gar nicht, nachdem du dich bisher standhaft geweigert hast, meine Familie kennenzulernen.« »Weil ich wußte, daß mir das über kurz oder lang nicht erspart bleiben würde«

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Familie Dr. Norden – 771 –

Die geheimnisvolle Frau in Schwarz

Claudius will sie unbedingt wiederfinden

Patricia Vandenberg

»Ein Kind? Kannst du mir bitte mal erklären, was wir hier mit einem Kind anfangen sollen?« zischte Vanessa Carl ihren Lebensgefährten Claudius empört an. Der hatte ihr eben schonend beizubringen versucht, daß sein Neffe Paul für einige Wochen bei ihm einziehen würde.

»Paul hat die Schule abgebrochen und sich einen Praktikumsplatz bei einem Fernsehsender besorgt. Da er auf dem Land wohnt, haben seine Eltern mich gebeten, ob er in dieser Zeit bei mir unterkommen könnte«, hatte Claudius den Sachverhalt erklärt.

Verwirrt über Vanessas heftige Ablehnung sah er sich jedoch nun erschrocken in dem exklusiven Möbelhaus um, das er mit seiner Freundin betrieb. Glücklicherweise hatte kein Kunde etwas von der Auseinandersetzung bemerkt. So wandte Claudius sich wieder an Vanessa.

»Reg dich nicht auf, Nanni. Erstens ist Paul mit fünfzehn kein Kind mehr. Und zweitens bleibt er in meiner Wohnung. Er wird keinen Fuß in dein Reich setzen.«

»Das will ich auch hoffen. Nicht auszudenken, wenn er Cola auf meine edle weiße Ledercouch verschütten oder mit dreckigen Schuhen den hellen Teppich verschmutzen würde.«

»Du redest ja gerade so, als wäre mein Neffe ein Vandale«, wunderte sich Claudius. »Dabei kennst du ihn gar nicht, nachdem du dich bisher standhaft geweigert hast, meine Familie kennenzulernen.«

»Weil ich wußte, daß mir das über kurz oder lang nicht erspart bleiben würde«, bemerkte Vanessa abfällig. »Und was das Kind betrifft, so sind doch alle gleich. Einer ist wie der andere.«

Mit diesen Worten wandte sie sich ab, setzte ein strahlendes Lächeln auf und stolzierte auf ihre Kundin Clara von Westner zu, die eben das Geschäft betreten hatte und sich suchend umsah. »Clara, mein Engel, was für eine Wohltat, dich wieder einmal in unserem bescheidenen Möbelhaus zu sehen«, hörte Claudius seine Freundin flöten. Ihre schlechte Laune schien auf wundersame Weise verflogen und so zog er es vor, die Gunst der Stunde zu nutzen und nach oben in sein Büro zu gehen, um seiner Schwester eine positive Antwort auf ihre Anfrage zu geben.

Inzwischen war Vanessa ganz in ihrem Element und lauschte hingerissen Claras weitschweifenden Erklärungen.

»Stell dir vor, und dann hat Kurt mich mit diesem wunderbaren Bild von diesem angesagten italienischen Maler überrascht. Leider hat er nicht daran gedacht, daß unsere Einrichtung überhaupt nicht dazu paßt. Deshalb muß ich das Wohnzimmer komplett umgestalten«, seufzte sie mit verzweifelter Miene.

»Aber das ist doch überhaupt kein Problem, meine Liebe«, sprach Vanessa beruhigend auf ihre Kundin ein, und ihr geschäftstüchtiges Herz machte einen freudigen Sprung. »Erst gestern ist die neue Kollektion Lounge-Möbel eingetroffen. Schlichte Sofas in allen erdenklichen Farben, gemütlich und trotzdem unübertroffen edel und zeitlos. Dazu passend gibt es natürlich alles, was dein Herz begehrt.«

»Wie sieht es denn aus mit den Farben? Letztes Jahr war orange und kiwigrün total in«, erkundigte sich Clara von Westner, während sie an Vanessas Seite durch den weitläufigen Ausstellungsraum wanderte.

Vanessa winkte abfällig ab.

»Das ist lange vorbei. Jetzt ist die neue Schlichtheit angesagt, weiß, schwarz, anthrazit und mocca sind die Trendfarben dieses Sommers. Eventuell kommt auch noch bordeaux in Frage, aber das ist meines Erachtens grenzwertig.«

Erschrocken riß Clara die Augen auf, als handelte es sich um eine Schreckensbotschaft.

»Du liebe Zeit, dann kommt das auf keinen Fall in Frage. Schließlich möchte ich nicht, daß hinter vorgehaltener Hand über uns getuschelt wird. Du kennst ja diese High-Society. Die lassen kein gutes Haar an dir, wenn nicht alles perfekt und auf den Zeitgeist abgestimmt ist«, klagte sie ihrer Freundin ihr Leid.

»Wir werden auch diesmal wieder etwas Passendes finden«, hatte Vanessa sofort ein paar tröstende Worte parat. »Aber zuerst bringe ich dir ein Glas Champagner, um dir die Entscheidung zu erleichtern. Was hältst du davon?« fragte sie mit strahlender Miene.

Clara kicherte begeistert und tätschelte Nannis Arm.

»Du hast einfach brillante Ideen«, stellte sie zufrieden fest. »Könnten du und Claudius übrigens morgen abend noch einmal ins Geschäft kommen? Kurt möchte sich nach Geschäftsschluß in aller Ruhe die Sachen ansehen, die ich ausgesucht habe. Du weißt doch, er mag diesen Trubel gar nicht.«

»Wir werden da sein, wann immer er uns braucht. Das gehört zum Service«, versprach Vanessa feierlich und strich sich mit einer geübten Bewegung das sorgfältig frisierte Haar aus der Stirn. »Und jetzt hole ich den Champagner.«

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und stöckelte auf ihren atemberaubend hohen Absätzen davon.

Clara sah ihr bewundernd nach. In ihrem champagnerfarbenen Seidenkostüm war Vanessa Carl nicht nur für Männer eine Augenweide. Die wußte das genau und genoß das Gefühl, von neidischen Blicken gestreichelt zu werden.

Hand in Hand schlenderten Daniel und Felicitas Norden durch die belebte Straße und bestaunten die Schaufenster der luxuriösen Geschäfte.

Am Möbelladen Carl & Schulte wären sie beinahe vorübergegangen, hätte sich Dr. Daniel Norden nicht in letzter Sekunde daran erinnert, daß es sich dabei um das Geschäft einer seiner Patienten handelte.

»Das muß das Möbelhaus von Claudius Schulte sein«, stellte er fest und zog seine Frau an der Hand zurück zum Schaufenster. »Herr Schulte war vor einiger Zeit zu einer Routineuntersuchung bei mir in der Praxis und erzählte mir von diesem Unternehmen.«

»Ein sehr gewagtes Unterfangen angesichts der zahlreichen Möbelgroßhandlungen, die es im Umkreis gibt«, stellte Felicitas zweifelnd fest und bestaunte das seidenbezogene, zierliche Sofa, das in der Auslage stand. »Sieh mal, die müssen sich im Preis geirrt haben. Das kann doch unmöglich viertausend Euro kosten. Sicher ist eine Null zuviel. Du solltest Herrn Claudius darauf aufmerksam machen. So verkauft er niemals auch nur ein einziges Stück.«

Daniel lächelte amüsiert über den Kommentar seiner Frau und drückte sie zärtlich an sich.

»Mein Liebling, du bist einfach herzallerliebst in deiner Schlichtheit. Ich liebe dich dafür, daß du so bescheiden bist.«

Fee schenkte Daniel einen zweifelnden Blick.

»Glaubst du etwa, der Preis ist richtig?«

»Selbstverständlich. Die Leute, die hier kaufen, würden noch nicht mal einen Fuß in ein gewöhnliches Möbelhaus stellen. Die meisten dieser Einrichtungsgegenstände sind Einzelstücke und werden in edelsten Materialien maßgefertigt. Das ist die Geschäftsidee von Claudius Schulte, die offenbar eingeschlagen hat wie eine Bombe«, erinnerte sich Daniel an den erstaunlichen Bericht seines Patienten.

»Wie kommt man auf so eine Idee?«

»Ursprünglich war Schulte Schreiner. An seine Ausbildung hat er ein Architekturstudium angehängt, während dem er seine Lebensgefährtin Vanessa Carl kennenlernte. Gemeinsam haben die beiden diese Idee ausgetüftelt und nach langer Planung vor einiger Zeit endlich dieses Geschäft eröffnet.«

Eine Kundin verließ eben den Laden und Fee warf einen skeptischen Blick in das edle Innere.

»Was sind das für Menschen, die so viel Geld für an sich überflüssige Luxusgüter ausgeben?«

Daniel lachte und zog Felicitas schließlich weiter.

»Das kann ich dir auch nicht sagen. Aber ich bin froh, daß wir nicht zu dieser Kategorie gehören. Ich weiß nur, daß Geld allein offenbar auch nicht glücklich macht. Claudius Schulte hat soviel geschäftlichen Erfolg wie nie zuvor. Und auch privat scheint es glänzend zu laufen. Aber all das kann nicht zu seiner Zufriedenheit beitragen.«

»Wieso glaubst du das?« fragte Felicitas Norden interessiert nach. Als studierte Ärztin hatte sie sich stets ein lebhaftes Interesse an der Arbeit ihres Mannes erhalten, die über die einfache medizinische Beratung hinausging.

Daniel erinnerte sich an das Gespräch mit Schulte zurück.

»Es war einfach so ein Eindruck. Ich habe Claudius Schulte als fröhlichen, unbeschwerten Mann kennengelernt, einen Kerl zum Pferdestehlen, wie man so schön sagt. Inzwischen scheint er das Lachen verlernt zu haben. Laut seinen eigenen Worten verdient er zwar viel Geld, steht aber enorm unter Druck, der ihn oft nicht schlafen läßt.«

»Ein hoher Preis für den Erfolg«, sinnierte Felicitas. »Dann ist mir der Weg, den wir gewählt haben, doch lieber. Obwohl du gut verdienst, werden wir niemals reich sein. Unser Reichtum sind die Kinder und ich finde, diese Investition ins Leben ist eines der lohnenswertesten Ziele, die es geben kann.«

»Neben dem, stets für seine Mitmenschen dazusein und zu versuchen, aus der Welt einen klein wenig besseren Ort zu machen«, lächelte Daniel zärtlich.

Einig in dieser Ansicht schlenderte das Ehepaar Norden weiter und verließ bald darauf die Luxusmeile, um sich in einer einfachen, gemütlichen Eisdiele ein irdisches, kostengünstiges Vergnügen zu gönnen.

Gemeinsam mit ihrer Nachbarin Nanette saß Magda Riess in ihrer gemütlichen Küche. Kein Wort wurde gesprochen. Die alte Küchenuhr war das einzige Geräusch, das die Stille störte. Endlich seufzte Magda aus tiefstem Herzen.

»So kann das nicht weitergehen, Kind. Schau dich doch mal im Spiegel an. Was ist seit Werners Tod aus dir geworden?«

»Das, was ich verdient habe«, kam die erschütternde Antwort.

Magda schüttelte tadelnd den Kopf.

»Was sind das für Worte? So etwas will ich nicht mehr hören.«

Doch Nanette blieb von diesem Tadel unberührt.

»Es ist doch wahr. Früher hätte man mich als Hexe auf dem Schafott verbrannt.«

»Kein Wunder bei den Gedanken, die du da hast.«

»Ich ziehe das Unheil an«, erklärte Nanette mit Grabesstimme.

»Du badest in Selbstmitleid, das ist alles«, rief Magda zornig und schlug mit der Hand auf den Tisch.

Nanette zuckte erschrocken zusammen.

»Aber es stimmt doch. Oder etwa nicht? Alle Menschen, die mit mir zu tun haben, müssen das früher oder später büßen. Ich sollte fortziehen von hier. Ein paar Kilometer von hier wird ein Haus am Ortsrand verkauft. Dorthin könnte ich mich zurückziehen und nur noch im Garten arbeiten und malen.«

»Und was wird dann aus deinem Kind?« fragte Magda erbarmungslos.

Nanette blickte auf und sah hinaus aus dem Fenster. Im hintersten Eck des Gartens stand eine Hollywoodschaukel, in der ein Teenager saß und mit verstockter Miene hin- und herschaukelte.

»Leonie ist kein Kind mehr. Der Umzug wird ihr helfen, das Trauma zu überwinden. Außerdem schützt die neue Umgebung und die einsame Lage des Hauses sie davor, noch mehr Unglück zu erleben. Es war schlimm genug, was sie mit Walter durchmachen mußte.«

»Das, was du ihr antun willst, wäre noch schlimmer für sie«, widersprach Martha vehement. »Leonie muß aufwachsen wie ein normaler Teenager. Sie muß unter Gleichaltrige, muß wieder lernen zu lachen und glücklich zu sein. Wenn du deine Tochter liebst, wirst du ihr dabei helfen, anstatt dich mit ihr vor der Welt zu verstecken. Wenn du schon fortwillst, dann geh wenigstens in die Stadt.«

Nanette biß sich auf die Lippe und senkte die Augen. Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben.

»Sie sieht Walter so ähnlich«, erklärte sie leise. »Wenn ich sie ansehe, meine ich, in seine Augen zu schauen. Ich kann ihr im Augenblick noch nicht mehr helfen. Vielleicht sollte ich sie bei dir lassen. Ihr beiden versteht euch doch 
gut. Hier ist sie immer gerne gewesen.«

»O nein, diese Rechnung hast du ohne den Wirt gemacht. Das geht unter gar keinen Umständen«, wehrte Magda entschieden ab. »Wenn du meinst, daß du dieses alte Haus am Waldrand kaufen mußt, dann kann ich dich nicht davon abhalten. Aber um Leonie kümmerst du dich gefälligst selbst. Ich bin eine alte Frau, die mit Kindern in diesem Alter nichts mehr anfangen kann.« Mit diesen ärgerlichen Worten stand Martha auf und begann, in der Küche herumzuräumen.

Nanette kannte die mütterliche Freundin gut genug, um zu wissen, was das bedeutete.

»Sei nicht böse auf mich. Ich weiß mir im Moment einfach keinen Rat«, bat sie mit leiser Stimme und strich sich mit den Händen durch das lockige Haar, das sie seit dem Tod ihres Mannes schwarz gefärbt trug.

Magda drehte sich seufzend um und warf ihr einen nachdenklichen Blick zu.

»Kein Wunder, wenn man sich so benimmt wie du. Schwarze Haare, schwarze Kleider, schwarze Gedanken. Sieh zu, daß du wieder ins Leben zurückfindest. Fahr in die Stadt, schau dir Schaufenster an, genieße das Leben, finde wieder Freude«, riet sie.

Doch davon wollte Nanette nichts wissen.

»Du weißt, was dann passiert. Walter hat immer zu mir gesagt, daß ich noch jedem Unglück gebracht habe, der mir begegnet ist.«

»Wenn du nur alles so glauben würdest wie die Worte deines Mannes«, seufzte Martha ratlos.

Nanette starrte eine Weile schweigend vor sich hin. Dann raffte sie sich schließlich auf, erhob sich und ging zu ihrer Nachbarin hinüber, um sie auf die Wange zu küssen.

»Vielen Dank für deine Geduld. Wenn du nicht wärst, wüßte ich nicht, mit wem ich reden sollte.«

Martha legte ihre schwieligen, rauhen Hände auf Nanettes Schultern und lächelte ermutigend.

»Mir hast du noch kein Unglück gebracht. Und allen anderen auch nicht. Das solltest du endlich einsehen. Das waren alles nur dumme Zufälle, mehr nicht.«

Nanette nickte ernst, aber es war ihr anzusehen, daß sie den Worten der Nachbarin keinen Glauben schenkte. Mit gesenktem Kopf verließ sie das Haus und rief nach ihrer Tochter Leonie, die ihr mit ebenso verschlossener Miene und ohne ein einziges Wort zu sprechen folgte.

Freudestrahlend schloß Vanessa am nächsten Abend die Ladentür ab und wandte sich an Claudius.

»In dieser Woche läuft das Geschäft perfekt. Gestern hat Clara ein komplett neues Wohnzimmer ausgesucht, Evelyn liebäugelt mit dem Kronleuchter und Adrian plant ein Haus, das er komplett von uns ausstatten lassen will. Ist das Leben nicht schön?« fragte sie und hielt Claudius ihre Wange hin, damit er sie küssen konnte.

Der tat ihr den Gefallen, doch er machte keinen glücklichen Eindruck dabei. Im Gegensatz zu Va-nessa war er nicht voller Euphorie.

»Ich weiß gar nicht, wann wir das alles schaffen sollen. Hast du übrigens schon gesehen? Die Studio-Ausstattung von Rüttgers wird drei Tage später fertig. Friedrich ist imstande und storniert den ganzen Auftrag.«

»Dann müssen wir das eben verhindern«, erklärte Vanessa schlicht.

»Ich bin mir sicher, dir wird schon was einfallen. Und jetzt laß uns fahren. Ich muß nach Hause, um mich umzuziehen. In zwei Stunden sind wir hier mit Kurt von Westner verabredet. Er will die Sachen sehen, die seine Frau bestellt hat.« Vanessa lachte herablassend, während Claudius ihr in den Mantel half. »Schlimm, eine abhängige Ehefrau zu sein. Clara ist wirklich nicht zu beneiden. Sie kann keine einzige Entscheidung allein fällen.«

»Vielleicht ist das ihre eigene Schuld«, mutmaßte Claudius unbarmherzig. »Vermutlich ist sie etwas zu großzügig mit Kurts Vermögen umgegangen, so daß er jetzt lieber ein Auge darauf hat, wohin sein sauer verdientes Geld geht.«

»Schon möglich. Aber glücklicherweise ist das nicht unser Problem.«