Die große Trommel - Tacitus Redivivus - E-Book

Die große Trommel E-Book

Tacitus Redivivus

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Beschreibung

Das absolut visionäre Porträt Adolf Hitlers aus dem Jahr 1930 Es war eine Zäsur: Die NSDAP wurde bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 stärkste Partei. Der sozialistische Journalist und Bühnenautor Max Hochdorf nahm dieses Wahlergebnis zum Anlass, die deutsche Öffentlichkeit über Adolf Hitler, seine Ideologie und seine Ziele aufzuklären. Hochdorf hat den Bierkeller-Agitator sehr genau beobachtet. Und er hat sehr gründlich Hitlers Buch »Mein Kampf« studiert. Es ist erschreckend, mit welcher prophetischen Gabe er die zukünftige Bedeutung des Führers und Verführers für Deutschland schon 1930 sah! Das Buch »Die große Trommel«, das Hochdorf unter dem Pseudonym Tacitus Redivivus veröffentlichte, ist eine vernichtende Analyse und visionäre Abrechnung: satirisch, ätzend und sprachlich virtuos. - Von prophetischer Klarsichtigkeit: das Porträt Adolf Hitlers aus dem Jahr 1930 - Sprachlich virtuos und durchsetzt mit Zitaten des Bierkeller-Agitators - Ein Zeitdokument auch darüber, was man schon 1930 über Hitler wissen konnte - Über 90 Jahre nach der Erstveröffentlichung endlich wieder verfügbar Die Wiederentdeckung eines vergessenen, verbannten und verbrannten Buches Die klarsichtige Inspektion von Denken und Charakter Adolf Hitlers ist im Rückblick umso erschreckender. 1933 emigrierte Max Hochdorf nach Belgien und tauchte dort unter. In einem Schweizer Exilverlag erschienen und in Deutschland verbannt, können Sie nach über 90 Jahren in »Die große Trommel« nun nachlesen, was Max Hochdorf damals schon mit geradezu prophetischer Gabe erkannte. Höchste Zeit für diese Wiederentdeckung!

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Seitenzahl: 222

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Die Originalausgabe ist 1930 bei der Deutsch-Schweizerischen Verlagsanstalt (Eigenbrödler-Verlag) A.G. erschienen.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

wbg Theiss ist ein Imprint der wbg.

© 2022 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt

Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder

der wbg ermöglicht.

Redaktion: Julia Hohrein

Gestaltung und Satz: Arnold & Domnick, Leipzig

Umschlagabbildung: Hitler-Zeichnung, Neugestaltung des Umschlags der Originalausgabe

Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart

Abb. auf S. 2: Porträt von Max Hochdorf, Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Bd. 1. Berlin 1930, S. 772, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (A 18/50)

Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-8062-4490-8

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

eBook (PDF): ISBN 978-3-8062-4491-5

eBook (epub): ISBN 978-3-8062-4492-2

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Inhaltsverzeichnis

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Informationen zum Autor

Impressum

Inhalt

Von Braunau bis München

Hitler entdeckt seine Idee

Trommelfeuer gegen Sozialisten und Juden

Der Übermensch verbietet den Klassenkampf

Das Programm

Der Bierputsch

Das Volksgericht

Der deutsche Krieg

Rebellion der Jakobiner

Traumlaller und Johannesnatur

Es wird aufgenordet

Mussolini und der Promethide

Nachwort

Anhang

Anmerkungen

Quellen

Literatur

Aus Hitlerliedern

Kämpfer fürs Dritte, fürs Grossdeutsche Reich, schwinget die Schwerter

zum tötenden Streich! Hitlers Getreue, so heisst unsre Ehr.

Sturmtrupps fürs neue, fürs Braunhemdenheer.

*

Hitler ist unser Führer, ihn lohnt nicht gold’ner Sold,

der von den jüdischen Thronen vor seine Füsse rollt.

*

Wir sind in neuen Zeiten eine Truppe alter Art.

Wir wollen wacker streiten um Deutschland fest und hart.

Ein Hakenkreuz im Schilde ist unser Wappen stolz.

Uns führet Adolf Hitler, ein Mann aus Eichenholz.

*

Nun schliesst die Reih’n und tretet an, zu Not und Tod bereit!

Das Hakenkreuz es winkt voran, für Hitler allezeit.

*

Sturm, Sturm, Sturm, Sturm, Sturm, Sturm! Läuten die Glocken von

Turm zu Turm! Läutet, dass Funken zu sprühen beginnen!

Judas erscheint, das Reich zu gewinnen. Läutet, dass blutig die Seile

sich röten. Rings lauter Brennen und Martern und Töten.

Läutet Sturm, dass die Erde sich bäumt unter dem Donner der

rettenden Rache! Wehe dem Volk, das heute noch träumt!

Deutschland, erwache, erwache!

*

Und falle ich im fremden Land, dann, Mädel, weine nicht!

Der Heldentod fürs Vaterland ist schönste deutsche Pflicht.

Und bis zum Tode streite ich mit echtem deutschen Mut!

Dann grüsset noch im Sterben dich ein jung Soldatenblut.

*

Eins, zwei, drei! Der Hitler, der ist frei!

(Nationalsozialistisches Kinderlied)

*

Der Dolch, der Dolch, den wir tragen, geglüht in Stahl, in Stahl.

Der Deutsche, der Deutsche, er weiss es!

(Italienisches Faschistenlied)

VON BRAUNAU BIS MÜNCHEN

Am 14. September 1930 hat das deutsche Volk seinen neuen Reichstag gewählt, zusammen mit der Weimarer Nationalversammlung den sechsten seit der Gründung des zweiten Reiches. Dieses zweite Reich war nicht geboren worden unter fröhlichem Gepränge, sondern nach vier Jahren eines Krieges, der die Jünglinge und Männer des Landes hingemordet und Gesundheit und Wohlstand des Volkes zerstört hatte. Dem Weltkrieg war der Bürgerkrieg gefolgt. Das Geschlecht, das heranwuchs, stand dauernd unter dem Druck und Eindruck des Grauens. Jeder Gedanke, der an Universitäten, Mittelschulen und Volksschulen, in Ministerkabinetten, auf Gewerkschaftskongressen und in stürmischen Volksversammlungen zum Thema der Staatsökonomie vorgetragen wurde, ging von der Frage aus: Wie kann Deutschland wieder aufblühen, wie kann es wieder aufgeweckt werden zu neuen Taten, wie kann vor allem für drei Millionen beschäftigungslose Arbeiter, die von dem Brote der noch Beschäftigten einen kargen Teil empfangen und diese Speisung als ihr verfassungsmässig garantiertes Bürgerrecht fordern, wiederum die Tür zu einträglichen Fabriken und Kontoren erschlossen werden?

Sogar die selbstsüchtigsten, sogar die immer noch weichgebetteten, durch Glückszufall, besondere Tüchtigkeit oder skrupellose Spekulation vor solcher ängstlichen Ideenanspannung noch bewahrten Deutschen wagten es nicht mehr, das allgemeine Elend zu leugnen.

Als mit dem Verzweiflungstamtam und dem demagogischen Toben, die heute jeden politischen Kampf begleiten, die Vorbereitung für die Septemberwahlen begann, rührte sich am lärmendsten und verwegensten die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, N.S.D.A.P.

24 Stunden nach dem Wahlsonntag war klar, dass sie mit 107 Parlamentariern, mit bisher im öffentlichen Leben kaum bekannten Männern, den engen, für solchen Zustrom gar nicht geeigneten Sitzungssaal überschwemmen würde. Diese 107 Unbeschriebenen hatten sich bisher nur zu Einem bekannt: zur entschiedenen Feindschaft gegen das Parlament, das sie künftig bevölkern sollten. Sie hatten seit zehn Jahren durch den Mund ihres Führers Adolf Hitler dem Lande mitgeteilt, dass sie als Sprengkolonne in jedes deutsche Parlament eindringen würden. Seit zehn Jahren hatten sie durch den Mund Hitlers ihrem Lande die Revolution angekündigt. Versprochen hatten sie, das zweite Reich, genannt nach dem ersten Artikel der Weimarer Verfassung die Republik, deren Staatsgewalt vom Volk ausgeht, durch das »dritte Reich« abzulösen.

Es soll kommen, wenn das alte Reich vollkommen aufgelöst ist.

Jetzt ist notwendig, den Führer dieser Revolution, der sich nicht im Hinterhalt verbirgt, der Tag und Nacht von sich reden macht, der Nerven und Gedanken der Massen unermüdlich rädert, der sich durch eigene Stentorstimme und durch die Lautsprecher und sogar durch die Fäuste seiner Gefolgsleute als Retter Deutschlands anpreist, bis in den Grund kennen zu lernen.

Wer war Adolf Hitler? Wer ist er? Wer wird er sein? Welche geistigen Mittel, welche Einsichten in Geschichte und in aktuelle Politik und Wirtschaft, welche moralischen Tugenden und Fehler, welche Pläne für Gegenwart und Zukunft, schliesslich, welche praktischen, der blossen Ideologie gewachsenen Energien sind auf das Konto Adolf Hitlers zu setzen?

Er kommt von unten, er wollte hinauf. Als das Münchener Volksgericht ihn im Frühjahr 1924 als die »Seele« des gegen die deutsche Republik gerichteten Hochverratunternehmens zu fünfjähriger Festungshaft verurteilte, begann er auf der Feste Landsberg am Lech jenes siebenhunderteinundachtzig Seiten umfassende Buch zu schreiben, das er »Mein Kampf« titulierte. Dieser Titel ist charakteristisch genug. Der Festungshäftling, dem der Hochverrat an Deutschland vollkommen nachgewiesen war, wollte nicht bereuen, er wollte weiter angreifen. Er wollte weiter die öffentliche Meinung beunruhigen.

Er befand sich in sentimentaler Stimmung, als er sein Buch schrieb. Er schäumte auch in unerloschener Wut über die Justiz, die ihn gefangen, überwiesen und verurteilt hatte. Er hatte Langeweile und Zeit, sein Leben zu überdenken. Und er legte sich seine Jugend so zurecht, als wenn alles, Abstammung, Heimat, Erziehung, realistische Schicksalsmomente und geheimnisvolle, nur dem grossen Mann gewährte Fügung ihn zum Retter des deutschen Volks vorausbestimmt hätten.

Dieser Gewohnheit, seine Entwicklung als ein logisches und legendäres Vorwärtskommen darzustellen, ist er immer dann treugeblieben, wenn er vor Richtern und Volksmassen auftrat. Man sollte ihn als ein Wunder der Selbstzucht, aber auch als ein seltenes Geschöpf göttlicher Vorsehung anstaunen. Einreihen sollte man ihn in den Generalstab der Genies, die zu allen Zeiten die an sich trägen, schwerfälligen und erfindungsarmen Nationen zu unerwartetem Glück hinaufrissen.

So sieht er denn schon seine Geburt in dem österreichischen Städtchen Braunau am Inn als ein Wunder an, das sich seinen Gedanken aufregend einprägte, über das aber auch die Leser seiner Lebensgeschichte mit hingebender Andacht nachdenken sollten.

Braunau zählte auch im alten Österreich eine dem benachbarten Bayern stammverwandte Bevölkerung. Also will der Knabe, der Ende der achtziger Jahre in den Windeln lag, schon mit dem ersten Regen der Glieder und des Kopfes nach Deutschland hinüberverlangt haben. Er geht um sich selber herum, er betrachtet die Farbe seines Knabenblutes: sie ist schwarz-weiss-rot. Er horcht auf das Pochen seines Blutes: es singt die Wacht am Rhein.

Er fragt: ist es nicht schrecklich, ist es nicht ein närrischer Zufall, dass er gerade als Sohn der zerfallenden Habsburger Monarchie zur Welt kommen musste.

Nichts verband ihn mit der versteinerten Dynastie, ganz unverkennbar hatte er sich als germanisches Urprodukt aus dem österreichischen Völkerchaos herausgeschält. Nun hatte der Zufall seine Karriere zunächst durch die schwarz-gelben Grenzpfähle blockiert.

Er erzählt, dass er schon als Knabe beschloss, gegen diese Schranken Sturm zu laufen.

Da steigt er denn mit Eile in Erwägungen hinein, die seine Unruhe mildern sollten: ich bin deutsch der Rasse nach, wenn auch nicht gemäss der Bürgerzuständigkeit. Diesen Trost wiederholt er sich unaufhörlich: »Gleiches Blut gehört in ein gemeinsames Reich.« Mit dieser Parole leitet er sein Leben ein. Wenn Deutsch-Österreich und Deutschland heute zusammengehören müssen, so sei das nicht notwendig, weil beide Länder für ihre Alltagswirtschaft gemeinsamen Grund und Boden brauchten. Nein, die Volkswirtschaft ist im Rahmen dieser Betrachtungen ein Gebiet, das Hitler achselzuckend verachtet. Worauf es ihm allein ankommt, das ist die Rasse. Sie ist für ihn das Grundelement jeder Völkerexistenz. Soweit spreizt er die Beine auseinander, dass er mit dem einen Fuss die Linie des österreichischen Grenzgrabens, mit dem zweiten diejenige des deutschen berührt. Einen Januskopf möchte er haben, nein, er behauptet, dass er ihn hat, und in jeder Hälfte ein Paar Augen, mit denen er beide Länder liebevoll verbündet.

Sohn eines altösterreichischen Zollbeamten und Enkel eines bäuerlichen Häuslers, ist er braver Leute Kind. Da mit 15 Jahren doppelt verwaist, grämt es ihn, nicht mehr sorgenlos Rädelsführer bei Jungenprügeleien sein zu dürfen. Man versteht, dass es ihn wurmt, den Ehrgeiz ersticken zu müssen. Der Vater wollte aus ihm machen, was er selber war: einen Staatsbeamten. Dem Jungen gefielen die Pfarrerbeffchen und die kleidsame Priestertracht. Zeit seines Lebens liebte er Verkleidungen, genau so wie Monarchen es tun, die mehrmals am Tage Uniform und Zivilrock wechseln, um ihre begeisterten Untertanen und Milizen zu beglücken. Wenn ich ein Abt würde, träumt er. Nach diesem Traum begann er zu malen.

Waisenjunge sein, der nicht weiter weiss und seine Handwerkslehrzeit beginnen muss anstatt Kinderphantasien fortzusetzen, das ist gewiss hart. Aber warum trägt Hitler das alles nicht schlicht vor? Warum versichert er, dass er schon zusammen mit der nahrhaften Kindermilch seiner Heimat das fanatische Grossdeutschentum in sich eingesogen habe?

Durch jede dieser Knabenerinnerungen will er beweisen, dass die Vorsehung ihm ganz besondere Erfolge schuldet. Er will ein Held unter den Knaben gewesen sein. Das Heldentum wird zerbrochen, da er als Architekturzeichner zu lernen hat, und jetzt sollen die Freunde erfahren, mit welcher übermenschlichen Energie er sich schon frühzeitig über all diese Misère hinwegschwang. Sein Tag hat nicht 24 Stunden, sondern viel mehr, und jede Minute und jede Sekunde ist er fähig, sich zu einem grossen Kenner der Geschichte aller Staaten und besonders der deutschen auszubilden.

Er drapiert sich mit heroischen Kräften. Er schildert seine Einsiedlergelüste, die ihn dann fassten, wenn Feierabend kam und er in seiner Kammer die Bücher aufschlug. Dann fühlte der Zeichnerlehrling sich schon so wie der geniale Faust in seinem Gedankenlaboratorium.

Aus all dieser Selbstvergötterung ist herauszulesen, dass der arme Kerl, der ein Künstler sein wollte und ein Handwerker sein musste, nicht auf Rosen gebettet war. Es gehört zu seiner besonderen Natur, dass er sehr viel von seiner Geduld und frühzeitig aufspriessenden Klugheit hermacht; er beteuert, dass er alles deutsche Elend und alle deutsche Grösse schon in einem Alter erfühlte und begriff, da seine Jugendgenossen noch die kurzen Hosen abrieben. Besonders die Weltgeschichte soll ihm ihren letzten Sinn bereits damals offenbart haben. Dass ihn die »Herablassung gewisser mit dem Volk empfindender« Modeweiber in Röcken und Hosen »kränkte«, spricht für den stolzen Jungen.

Wer vom Leben kein gutes Brot empfängt, wird bald der guten Worte salbadernder Menschenfreunde überdrüssig. Also peinigte den jungen Hitler das ganz gesunde Proletarierblut. Der primitive Oppositionsgeist, der die Armen gegen die Reichen treibt, und der es tut bei Deutschen und Welschen, bei Juden und Hottentotten, er schüttelte auch den Handwerksburschen.

Er übersiedelte nach Wien, um dort Arbeit zu finden. Er sargte die Akademikerwünsche ein und schuftete auf Bauplätzen und in Dekorationswerkstätten, weil er Häuser nach seinem Geschmack weder entwerfen noch aufmauern konnte. Das ist internationales Arbeiterschicksal. »Nein!«, sagt Hitler, »das ist mein kerndeutsches Schicksal.«

Er ist eben, sieht man ihn genau an, eine ungewöhnliche Unglücks- und Stänkernatur. Ihn beutelt das Unbehagen, weil die Arbeitskameraden ihn in die Gewerkschaft hineinziehen wollen. Überall wittert er Terrorismus und Hinterlist. Die paar Kreuzer Verbandsbeitrag, die allwöchentlich von ihm verlangt werden, will er nicht hergeben.

Nicht aus Geiz, sondern aus jener Gesinnung, auf die er besonders stolz ist. Diese Gesinnung charakterisiert er. Sofort hat er das Schlagwort vom Marxismus in Bereitschaft. Die Gewerkschaften betreiben, wie er es einschätzt, einseitige Parteipolitik.

Die Gewerkschaft will das Mitglied von den höheren Menschenzielen abziehen, sie will das Individuum unterdrücken, indem sie vorgibt, ihm bessere Erwerbsmöglichkeiten zu verschaffen.

Hitler empört sich. Sein Aristokratentum, für das er keine vernünftige Erklärung gibt, für das er nur sein eingeborenes Urgefühl verantwortlich macht, lehnt die Nivellierung ab. Deshalb zieht er sich angewidert in seine Kellerwohnung zurück. Deshalb schmollt er, deshalb schmäht er. Deshalb erfindet er schon damals das Schlagwort von der Weltpest des Marxismus.

Und dann die Juden! Sie erscheinen ihm als die Vertreter aller Schlechtigkeit. Er erblickt ihren Reichtum in den Stadtteilen der Begüterten. Mit Missfallen studiert er aber auch die schmutzig herumschleichenden jüdischen Proletarier, die in Wien um ihr Brot schachern und die Mittel zur Bestreitung des Existenzkampfes nicht sehr wählerisch anwenden. Kurz, Hitler wird, da er ungefähr 20 Jahre zählt, zum entschiedenen Antimarxisten und Antisemiten.

Man stelle sich das nicht so vor, als wenn er die beiden Probleme eifrig und wissenschaftlich an der Quelle studiert hätte. Alles an ihm ist Instinkt und Improvisation. Er schimpft, vorläufig noch für sich, gegen die semitische Rasse; er nennt sich, vorläufig noch in der Abgeschlossenheit seiner Kammer, einen deutschen Edelmann.

Durch solche Abwehr schützt er sich gegen die Minderwertigkeitsgefühle, die ihn plagen, weil der Wochenlohn schmal ist. Der Lohn konnte nicht reichlicher sein, weil Hitler eben die normalen Arbeitsmöglichkeiten vermied, weil er ausserhalb der Gewerkschaft, die ihm einen Existenzschutz versprach, marschieren wollte und auf Gelegenheitsarbeit angewiesen war. Das ist nun sein Unglück, das ist nun die besondere Weisheit, die seinen Aufstieg vorläufig hemmt.

Er wollte ein Einzelgänger sein. Die Logik für seine Eigenbrödelei ist nicht ganz durchsichtig. Er war von Anfang an ein überschwenglicher Extremist, er verachtete ebenso sehr den normal strebsamen Berufsgenossen im Arbeitskittel wie den Händler mit der Hakennase.

Da er sich freiwillig im eigenen Rang mächtig erhöhte, musste er leiden. Er schloss sich nicht den Leuten an, die am Anfang des XX. Jahrhunderts die Macht besassen, um das Leiden zu lindern. Er suchte Tröstung allein bei den grossen Phrasendreschern des Grossdeutschentums.

Sie blühten in Wien. Sie gediehen in Wien unter dem Patronat des Bürgermeisters Lueger und des Parlamentariers Schoenerer. Beide waren blühende Antisemiten, sobald sie in der Öffentlichkeit auftraten. In der praktischen politischen Arbeit übten sie grössere Geschmeidigkeit und Duldsamkeit.

Es gehörte jedoch zu ihrer Taktik, der Masse, die sie an sich ziehen wollten, die fanatische Unduldsamkeit anzuraten. Ewige, nicht ausrottbare, für die oberflächliche Agitation erprobte, für die Dauerhaftigkeit jedoch wenig geeignete Schlagworte wurden der Masse hingeworfen.

Das ungeübte Gehirn wurde betrommelt. Auch Hitler gab sich mit innerster Befriedigung diesen blendenden Agitatoren hin. Mit Nibelungentreue hielt er zu ihnen, auch als die anderen Mitläufer schon längst ihren Verstand wiedergefunden hatten. Zum Handwerkszeug seines Geistes gehörten fortan die Schlagworte: gegen die Sozialisten und gegen die Juden. Schoenerer erfand dazu noch das Schlagwort: »Los von Rom«. Auch darin verbiss sich Hitler eine Zeitlang mit ungeheurer Wildheit. Es bedeutete: gegen Rom.

Aus seiner unbefriedigten Sehnsucht nach gutem Erwerb und behaglichem Dasein hätte er auch das Schlagwort: los vom Mond oder gegen den Mond mit Emphase aufgenommen. Das Losgehen, das Gegenstürmen, all diese mehr träumerische als praktische Schwärmerei, es entsprach durchaus seiner Stimmung. Er fand, dass er sehr klug und moralisch sei, wenn er gegen Gewerkschaften und gegen Judentum wütete.

Als Ersatz für die Glücksgüter, die ihm versagt wurden, schuf er sich sein Grossdeutschentum. Hier entdeckte er ein Land, in dem er sich hoffnungsvoll ansiedeln durfte. Es war ein Gebiet, das für ihn nur trockene Früchte trug. Es war ein Nebelland, doch es muss zu seiner Ehre gesagt werden, dass er gern darin wohnte.

Sein Grossdeutschentum begründete sich auf eine Märchenstimmung. Der junge Mann von zwanzig Jahren hatte allerhand historische Bücher gelesen, in denen von erfolgreichen Eroberern die Rede war. Die deutschen Kaiser hatten den Süden und Westen Europas und sogar den byzantinischen Orient erobert, und dieses mittelalterliche Alexandertum schmeichelte dem Gelegenheitsdekorateur Adolf Hitler. Wie, wenn das alles wiederkäme? Er zerbrach sich also den Kopf mehr für die Zukunft als für die Gegenwart.

Da die Gegenwart ihm in Wien fast nichts bot, wanderte er nach München aus.

Das Chaos seiner Ideen klärte sich auch nicht auf bayrischem Boden. Er blieb weiter ein grossdeutscher Ideologe, er stieg noch tiefer in seine Verbitterung gegen die Juden hinein.

Er nannte für sich diese Regungen Antimarxismus und Antisemitismus. Hatte er Recht?

Eine ruhige Betrachtung seiner Ideen erweist, dass er weder vom Judentum noch vom Sozialismus viel begriffen hatte. Nach oben wollte er, doch er wollte springen, er wollte nicht behutsam auf den enggesprossten Stufen der Wirtschaft emporsteigen. Da er so schwach war, gefiel er sich in Kraftmeierträumen.

Gegen die Wirklichkeit, die sich ihm hilfreich geboten hätte, tobte sein Individualismus. Die Gesetze, die das Gemeinschaftsleben der arbeitenden Klasse regeln, enträtselte er nicht. Die Weltgeschichte, die er aufblätterte, belehrte ihn nur dahin, dass die Glücksritter das anfeuernde Beispiel für den kleinen Mann zu liefern hätten.

Er studierte gern Kriegschroniken. Es imponierte ihm die Legende, wie etwa dass der asiatische Eroberer Dschingiskhan mit einem Blutmal in der Hand geboren worden sei. Er schreckte nicht davor zurück, in den Baumeistern der Weltwirtschaft und der deutschen Volkswohlfahrt nur selbstsüchtige Schieber und Betrüger zu sehen und besonders alle sozialistischen Denker und Führer dieser sittlichen Verworfenheit zu beschuldigen. Die Kriegshelden, die Landeroberer, der wirkliche Napoleon und die winzigen Napoleoniden waren allein seine Vorbilder.

Nachdem er sich in München von 1912 bis 1914 schlecht und recht durchgebracht hatte, brach am 1. August der Weltkrieg aus.

Jetzt glaubte er, dass seine Zeit gekommen wäre.

München 1912, da hatte er sich als einen zu spät Geborenen bedauert. Er war nicht arbeitsscheu gewesen, doch er schielte allzu häufig, vollgestopft von politischer und nationalökonomischer Romantik, in die Vergangenheit zurück.

Anstatt gründlich allein oder mit Hilfe von Männern, die wissenschaftlich etwas gelernt oder praktisch etwas erfahren hatten, die Geschichte seines Volks und dessen soziale Struktur zu studieren, legte er sich die Frage vor: warum bin ich nicht zur Zeit der deutschen Befreiungskriege geboren?

Junge und alte Männer, die mit ihrer Gegenwart und mit ihrer Zukunft nichts anzufangen wissen, stieren immer rückwärts oder in die Zukunft. Sie sind deswegen nicht klüger oder würdiger als die Praktiker, die all ihre Kraft der Gegenwart widmen. Die Romantiker, die mit Vergangenheit und Zukunft spielen und die Gegenwart vermeiden, als wenn sie ein wüster Hohlraum wäre, sind deshalb nicht nützlicher für ihr eigenes Fortkommen und für ihre eigene Umgebung.

Hitler seufzte: »Ja, wäre ich 1813 geboren, da der Mann auch ohne ›Geschäft‹ noch etwas wert war.« Das heisst alles: er bedauerte, dass seine hier schon charakterisierte Kriegslust, mit der er, der unbekannte und auch knabenhaft durch die Heldenbücher wirbelnde Handwerksmann, nicht ganz Deutschland entzündete. Endlich erzählt er, dass er bei der Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz-Ferdinand in die Knie gesunken wäre, um dem Himmel zu danken, der ihm den heissersehnten Krieg zur Auferweckung Deutschlands schenken wollte. Diese Gebetszene beschreibt er mit Wollust. Er ist nichts, er will etwas sein. Er wird Soldat. Als Kriegsfreiwilliger tritt er in das sechzehnte bayrische Reserveregiment ein.

Er ist tapfer. Zweimal wird er verwundet. Eine Gasvergiftung hätte ihn beinah um das Augenlicht gebracht. Das eiserne Kreuz erster Klasse ist sein Lohn. Er wird Offizier. Der Krieg sicherte ihm die Existenz, der er bisher nicht Herr geworden war. In leidlicher Gesundheit des Körpers kehrte er von der Westfront nach München zurück.

In welcher geistigen Verfassung?

HITLER ENTDECKT SEINE IDEE

Der Weltkrieg machte Millionen von Menschen zu Kriegsgegnern.

In der Erinnerung an das grauenvolle Blutvergiessen spannten sie jeden Gedanken und jedes Gefühl an, um sich aus einer Krankheit zu erlösen, die sie nach dem Erwachen aus dem Blutrausche wie eine Mörderkrankheit empfanden.

Alle grossartigen Regungen, die Bereitschaft zur Aufopferung, die Vorstellung, allein der Verteidigung des heimischen Grundes und Bodens gedient zu haben, reichten nicht aus, um die unzähligen Massen der Kriegsteilnehmer zu neuer Kriegssehnsucht zu bewegen. Selbst die Unzufriedenen, die unter der Niederlage ihres Volkes schmerzlich litten, verlangten nur Ruhe.

Was sie dachten, was sie rechneten, was sie für sich und ihr Volk erreichen wollten, das war nichts anderes als der Wille, Friedenszeit für die Erholung und Heilung aller empfangenen Wunden zu gewinnen. Dabei forderten diese Kriegsgegner mit bestem Gewissen den Burgfrieden für sich und die Welt. Wer es gewagt hätte, sie als schlaffe Egoisten zu verleumden, würde bald einen Schlag aufs Lästermaul erhalten haben.

Hitler war tief unglücklich, vom schlammigen Schützengraben auf die trockene Erde zurückklettern zu müssen. Das Kriegshandwerk hatte ihm ausserordentlich behagt. Der Himmel, dem er bei Beginn des Krieges kniefällig gedankt hatte, war seinem glühendsten Wunsch entgegengekommen. Verkrüppelung und die Gefahr der Erblindung hatten ihn nicht geschreckt, den Namen des Helden verlangte er.

Millionen von Soldaten hatten das gleiche geleistet wie er. Aber er liebte die grosse Geste und das grosse Wort. Man soll ihm deshalb den Heldentitel nicht verweigern.

Während des Krieges dachte er auch an den Frieden. Doch er sollte nur geschlossen werden nach einer vollkommenen Vernichtung des Feindes. Nun, da dieser Plan nicht gelungen war, entglitt ihm sein eigentlicher Lebensinhalt.

Mit welchen Gedanken und Gefühlen er sein Leben fundieren, welches Glücks- und Friedensprogramm er zu verwirklichen hoffte, soll später erst erörtert werden. Hier wollen wir vorläufig erst verweilen, um Hitlers Seelenzustand zu beschreiben.

Er vergrub sich, da er Flinte und Revolver nicht mehr entsichern, da er Handgranaten und Minen nicht mehr schleudern, da er Giftgase nicht mehr spritzen durfte, sofort in eine grimmige Menschen- und Massenfeindschaft. Er verstand, wie man’s poetisch und pathetisch auszudrücken pflegt, die Welt, die ihn um den goldenen Kriegerruhm zu betrügen schien, nicht mehr.

Auf Rache sann er. Es war sogar eine edle Rache, soweit man die subjektiven Empfindungen des enttäuschten Helden überdenkt. Das erloschene Kriegsfeuer wollte er wieder anfachen, eine heilige Flamme, wie es ihn bedünkte. Die Flamme sollte über die deutschen Grenzen hinüberschlagen und zurückschlagen in das Innere des Landes. Das deutsche Volk sollte den Krieg gegen den äusseren Feind fortsetzen, es sollte der Teil des Volks, der noch fähig wäre, sich durch die Hitlerparole entzünden zu lassen, Bürgerkrieg gegen die pazifistische Masse führen.

Das war ein Plan, in Hitlers Kopf vollständig geklärt. Sehr methodisch, auch sehr psychologisch wollte er zu Werke gehen. Er fragte sich darum: wie ist die Seelenverfassung der Volksmasse, mit der ich zu paktieren oder gegen die ich zu agitieren habe?

Das heisst alles: er wollte ein Propagandist sein. Für eine Propaganda ist eine Idee notwendig. Vorläufig war für Hitler die Propaganda wichtiger als die Idee.

Der Kriegsmann, der gehorchen und befehlen gelernt hatte, wollte das Gehorchen aufgeben und sich nur noch dem Befehlen hingeben. Die Masse in jedem Punkt seinem Befehl zu unterwerfen, das war sein Traum, seine Tat sollte das sein.

Er zog die Bilanz über die Wirksamkeit seiner Propagandamittel, den Erfolg, den er mit diesen Mitteln erringen durfte, rechnete er emsig und mit bewunderungswürdiger Folgerichtigkeit aus.

Es ist in Hitlers Lebenserinnerungen eine merkwürdige psychologische Auseinandersetzung zu lesen. Er glaubt, das Weib fühle sich nur dann am wohlsten, wenn es brutalisiert und in strenger Hörigkeit gehalten werde. Das Zusammenleben zwischen Mann und Weib regle sich allein nach diesem Gesetz. Das Weib wäre desto besser, es diene desto schmiegsamer dem Nutzen und der Freude des Mannes, je böser, je rücksichtsloser, je tyrannischer der Mann sie seiner Gewalt unterwerfe.

Nun meint Hitler, auch in der Masse des Volks diese seltsame Neigung des Weibes zu entdecken. Selbst die aus bärtigen Männern, selbst die aus ordengeschmückten Aktiven, Reservisten und Landstürmern zusammengesetzte Masse werde in ihrer Gesamtheit niemals diesen weibischen Zug verleugnen. Männer verwandeln sich demnach sofort in Weiber, sobald sie in Reih und Glied treten.

Dieses Hitlersche Naturgesetz werden nur wenige Auserlesene überwinden. Hitler fühlt, da er ja schon durch seine Kriegsberufung das Walten der Göttlichkeit verspürte, dass ihn die himmlische Vorsehung zur Garde dieser Auserlesenen emporhob.

Diese mystischen Kräfte will er entfalten. Die Widerstände, die ihn daran hindern könnten, will er brechen. Die weibische Masse will gehorchen, sie will sich beugen, sie will der »rücksichtslosen Kraft« gehorsam nachgeben.

Er erklärt, dass die deutsche Sozialdemokratie und deren Organisationsführer ihn zum ersten Male dieses Naturgesetz mit absoluter Deutlichkeit erkennen liessen. Die Führer der deutschen Sozialdemokratie hätten die Taktik der Brutalisierung der weibischen Masse ausserordentlich verfeinert. Nun handelte es sich für ihn darum, die sozialdemokratisch verführte und brutalisierte Masse seinem Willen gefügig zu machen, also der Brutalität der sozialdemokratischen Führer die Hitlersche Brutalität entgegenzustellen.

»Der Terror auf der Arbeitsstätte, in der Fabrik und im Versammlungslokal und anlässlich der Massenkundgebungen wird immer von Erfolg begleitet sein, solange ihm nicht ein gleich grosser Terror entgegentritt.« Das ist Hitlers Propagandagesetz.

Hitlers Verbitterung auf der Arbeitsstätte und in der Fabrik wurden schon charakterisiert. In Wien und München stemmte er sich gegen die Gewerkschaften. Er glaubte es seiner Individualität schuldig zu sein, dass er nicht mit den Arbeitskameraden zusammenging.

Jetzt, nach dem Kriege und nach dem politischen Umsturz vom November 1918, entdeckte er, dass die Sozialdemokratie die Gewerkschaften ausschliesslich als »Instrument zur Zertrümmerung der nationalen Wirtschaft« missbraucht. Der junge Grossdeutsche von Wien und München war durch den Krieg erst recht in seinen grossdeutschen Ideen bestärkt worden. Er wünschte, das gesamte, so komplizierte Gewerkschaftsleben auf die deutsche Heimat zu begrenzen. Weil nun die deutschen Gewerkschaften nach dem Krieg wiederum internationale Beziehungen anknüpften und diese Internationalität als ein Mittel zur Förderung der Wohlfahrt unter den Arbeitermassen aller Völker anpriesen, empörte Hitler sich. Keiner anderen Arbeiterschaft als der deutschen gönnte er das gute Auskommen. Das deutsche Volk sollte sich nur aus seinem eigenen Boden ernähren, es sollte unbedingt fremdenfeindlich sein. Es sollte die internationale Organisierung der Arbeitermassen um jeden Preis ablehnen. Wie chinesische Boxer sollten die deutschen Arbeiter bis zum letzten Atemzug diesen Kampf führen, sie sollten deshalb unaufhörlich den Frieden bekämpfen und nur an die Fortsetzung des Krieges denken.

Für Hitler stand es fest: dieses materielle und geistige Barrikadenmanöver trieb seit Ewigkeit Mensch gegen Mensch und Volk gegen Volk, es wird auch heute nicht anders sein.

Wie denn? Die Völker schufen sich Parlamente. Was ist ein Parlament? Es ist eine Körperschaft, die sich anmasst, dem Volke Gesetze zu geben, und diese Gesetze werden durch Mehrheiten beschlossen, und die Mehrheiten bestimmen wieder die Männer, die diese Gesetze anzuwenden haben.

Aber diese »Mehrheit von Menschen« ist schwankend. Sie kann als Mehrheit niemals zur Verantwortung gezogen werden. Das Abtreten parlamentarischer Regierungen, an deren Stelle neue Koalitionen der nämlichen Mehrheit treten, kann man doch nicht eine ausreichende Strafe nennen, wenn die regierungstechnischen Massnahmen misslingen.

Hitler wünscht daher, wenn man so sagen darf, an Stelle der juristischen Personenmehrheit, die in Wirklichkeit nur eine rechtliche Fiktion bedeutet, eine nicht fiktive körperliche Person, die unbedingt für Irrtümer oder schon ausgeführte politische Missetaten bestraft werden kann.

Wer ist diese in jedem Fall erreichbare, verantwortliche Person?