Die Kinderzimmer-Akademie - Thomas de Padova - E-Book

Die Kinderzimmer-Akademie E-Book

Thomas de Padova

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Beschreibung

Warum bekommt der Specht kein Kopfweh? Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Warum ist es nachts dunkel? Und warum frieren dem Pinguin die Füße nicht fest? Wenn Kinder dies fragen, geraten Eltern oft ins Schwitzen. Thomas den Padovas »Kinderzimmer-Akademie« schafft Abhilfe. Gemeinsam mit den besten Fachleuten beantwortet er 100 lebenswichtige Fragen und erklärt warum sich Uhrzeiger rechtsherum drehen und Glühwürmchen nicht heiß wird.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Neuauflage einer früheren Ausgabe

ISBN 978-3-492-97781-4

Juli 2017

© Piper Verlag GmbH, München 2017

© Piper Verlag GmbH, München 2006

Covergestaltung: Büro Jorge Schmidt, München

Covermotiv: Martina Wember, Berlin

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

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Cover & Impressum

Vorwort

Frühling

Warum hat der Specht kein Kopfweh?

Warum ist der Mittelfinger am längsten?

Warum sind Blätter grün?

Warum überfällt uns die Frühjahrsmüdigkeit?

Warum ist Gähnen ansteckend?

Warum stellt sich die Funkuhr automatisch um?

Warum bilden sich Blasen an den Händen?

Warum hat der Baum Jahresringe?

Warum wandern Kröten?

Warum bekommen wir Muskelkater?

Warum riecht Urin nach dem Spargelessen?

Warum fressen Motten die Kleider?

Warum wachsen Fingernägel schneller als Fußnägel?

Warum sind Blumen bunt?

Warum kippt der Radfahrer nicht um?

Warum kann die Biene nur einmal stechen?

Warum hält Sekundenkleber?

Warum wird Butter ranzig?

Warum schläft der Arm ein?

Warum hat der Golfball so viele Dellen?

Warum brennt die Nessel?

Warum wird Fleisch zäh?

Warum platzen Würstchen in Längsrichtung?

Warum geht der Wasserläufer nicht unter?

Warum zirpt die Grille?

Sommer

Warum wird dem Glühwürmchen nicht heiß?

Warum stechen bei Mücken nur die Weibchen?

Warum nähert sich der Vorhang beim Duschen?

Warum fühlt sich gefliester Boden kühl an?

Warum hält ein Kamel die Hitze so gut aus?

Warum stinken Schweißfüße?

Warum lieben Silberfischchen das Bad?

Warum dreht sich der Uhrzeiger rechtsherum?

Warum platzen Kirschen bei Regen?

Warum ist der Blitz zackig?

Warum sprühen beim Schweißen die Funken?

Warum ist manch ein Gesicht voller Sommersprossen?

Warum haben wir Mitesser?

Warum ist Eis cremig?

Warum schrumpelt die Haut beim Baden?

Warum lernt das Kind erst spät, einen Ball zu fangen?

Warum können wir uns nicht selbst kitzeln?

Warum kreist die Fliege um die Lampe?

Warum hat man beim Fliegen Druck auf den Ohren?

Warum ist der Himmel blau?

Warum malen Flugzeuge Streifen an den Himmel?

Warum ist das Watt voller Löcher?

Warum piepst geklaute Ware?

Warum wird Sahne steif?

Warum schmiert der Radiergummi?

Herbst

Warum bekommen wir eine Gänsehaut?

Warum sind die meisten Kastanien nicht eßbar?

Warum geht mit der Zeit der Lack ab?

Warum wirft der Baum seine Blätter ab?

Warum stolpert der Tausendfüßer nicht?

Warum ist beim Apfel die Schale so gesund?

Warum schäumt Bier?

Warum schadet schlechtes Wetter der Frisur?

Warum läuft die Nase?

Warum bleiben Windeln trocken?

Warum muß guter Wein lange lagern?

Warum knackt die Heizung?

Warum poppt das Korn?

Warum macht Seife die Hände sauber?

Warum ist es nachts dunkel?

Warum brennt die Glühbirne durch?

Warum ist der Mond am Horizont so groß?

Warum regnet es Sternschnuppen?

Warum hält Kaffee wach?

Warum zucken wir beim Einschlafen?

Warum kocht die Milch über?

Warum versagt die Autobatterie bei Kälte?

Warum krümeln Kekse?

Warum haben Frauen eher kalte Füße?

Warum tropft die Kerze?

Winter

Warum fällt das Murmeltier in Winterschlaf?

Warum schnarchen vor allem Männer?

Warum ist der Winter kürzer als der Sommer?

Warum ist Schnee weiß?

Warum hinterläßt Schnee am Schuh weiße Ränder?

Warum rostet Eisen?

Warum bekommt man eine Schnapsnase?

Warum haften Winterreifen bei Kälte besser?

Warum haben wir Milchzähne?

Warum dreht sich die Weihnachtspyramide?

Warum ist die Kerzenflamme undurchsichtig?

Warum wird Glas in der Spülmaschine trüb?

Warum funkeln so viele Sterne am Himmel?

Warum zeigt uns der Mond immer dieselbe Seite?

Warum ist das Feuerwerk malerisch?

Warum haben wir einen Kater?

Warum sind wir abends kleiner als morgens?

Warum glühen die Ohren nach dem Winterspaziergang?

Warum ist die Wärme des Kachelofens so behaglich?

Warum gibt es eine tiefste Temperatur?

Warum ist Eis rutschig?

Warum frieren dem Pinguin die Füße nicht fest?

Warum gibt es keine Eisblumen mehr?

Warum bläst sich der Airbag im Nu auf?

Warum kann ein einzelner eine Lawine auslösen?

VORWORT

Kinder können Fragen stellen! Man sitzt zusammen am Tisch, und sie wollen alle paar Minuten etwas Neues wissen. Warum wird die Sahne steif? Warum ist es nachts dunkel? Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Warum ist der Mittelfinger am längsten? Ja, warum eigentlich?

Und warum wird dem Glühwürmchen nicht heiß? Wir zucken mit den Schultern. Woher sollten wir auch etwas über die Lichterzeugung der Glühwürmchen wissen? Wir belassen es bei einem kurzen: »Weiß ich nicht!« Oder wie es meine Großmutter in ihrem rheinischen Dialekt noch eindrücklicher formulierte: »Da han ich kene Verstehstemich für!«

Trotzdem bleibt ein gewisses Unbehagen. Die Frage steht im Raum, wir können sie nicht beantworten, finden es aber plötzlich selbst erstaunlich: Ein kleiner Leuchtkäfer knipst seinen Scheinwerfer an und blinkt in der Dunkelheit. Warum fängt er dabei nicht an zu glühen?

Mich lassen derartige Fragen nicht kalt. Und am meisten freut es mich, wenn sie auch einmal von Erwachsenen statt von Kindern kommen, von Menschen, denen der neugierige Blick im Laufe von Schule und Berufsleben noch nicht abhanden gekommen, deren Interesse noch wach und nicht eingerostet ist.

Als Wissenschaftsjournalist bin ich diesen Fragen, die uns im Alltag begegnen, Woche für Woche nachgegangen: Warum ist Schnee weiß? Warum läuft die Nase? Warum platzen Würstchen in Längsrichtung? Warum dreht sich der Uhrzeiger rechtsherum? Immer wieder habe ich mich auf die Suche nach Experten für die kleinen Alltagsdinge begeben, bei Universitäten und Forschungsinstituten angeklopft und mich nach denjenigen durchgefragt, die auf einfache Fragen kenntnisreich antworten können – und das auch gern tun.

Dabei ist mir zweierlei aufgefallen: Einmal ist es nicht leicht, die Forscherin oder den Wissenschaftler zu finden, die von ihrem Fachgebiet eine Brücke zu alltäglichen Phänomenen schlagen können. Etliche Polarforscher etwa haben sich mit der Lichtausbreitung der vielen kleinen Schneekristalle noch nie auseinandergesetzt und wissen daher auf die Frage »Warum ist Schnee weiß?« schlichtweg keine Antwort. Überdies ist auch unter den Wissenden nicht jeder bereit, sein Fachvokabular für einen Augenblick beiseite zu legen, um zu jener gemeinsamen Sprache zurückzukehren, deren Wortschatz und Grammatik scheinbar zu vage und zu ungenau für die Aussagen eines Naturwissenschaftlers sind. Wer sich jedoch darauf einläßt, der erzählt häufig mit großer Begeisterung und Liebe zum Detail.

In der wöchentlichen Kolumne »Aha« auf den Wissenschaftsseiten des Berliner Tagesspiegel spiegeln sich die Antworten von Spechtforscherinnen und Brennesselkoryphäen, von Holzspezialisten und Radiergummikennern. Eine Auswahl aus diesem Fundus habe ich für dieses Buch überarbeitet, erweitert und nach Jahreszeiten zusammengestellt. Herausgekommen ist ein kleiner Wegbegleiter durch das Jahr, der bei alltäglichen und konkreten Erfahrungen ansetzt. Ein Handbuch auch für Eltern, die die vielen Fragen aus dem Kinderzimmer nicht unbeantwortet lassen möchten.

Mein besonderer Dank gilt den vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die meine Fragen und Nachfragen geduldig beantwortet haben. Ich möchte auch dem Tagesspiegel danken, insbesondere Dr. Hartmut Wewetzer, Bas Kast und Dr. Paul Janositz für ihre zahlreichen Anregungen, sowie meiner Frau Anne für ihre Ideen und die Durchsicht der Texte, zudem dem Piper Verlag und Barbara Wenner, ohne deren Hilfe dieser Wissenschaftskalender nicht zustande gekommen wäre.

Er soll den Blick für die Wunder des Alltags schärfen, eine Hilfe für gelöcherte Eltern und ein verläßliches kleines Handbuch für alle Jahreszeiten sein – auch wenn nicht jede der Antworten der Weisheit letzter Schluß sein mag. Die Wissenschaft wird weiterhin mit neuen Erkenntnissen zur Klärung manches Alltagsrätsels beitragen. Die besondere Perspektive der Experten lädt freilich schon jetzt dazu ein, das Gewohnte und Vertraute einmal mit anderen Augen zu betrachten. Vielleicht auch dazu, in Zukunft selbst wieder mehr – zu fragen.

Warum hat der Specht kein Kopfweh?

Spechte sind Einzelgänger. Männchen und Weibchen wohnen die längste Zeit des Jahres in separaten Höhlen und verteidigen ihr Territorium. Wenn dann der Frühling an die Bäume klopft, müssen sie sich wieder an das Eheleben gewöhnen. Das fällt ihnen von Natur aus nicht leicht, denn anders als Tauben turteln Spechte nicht gern miteinander. Sie sind aggressiv und versuchen mitunter noch während der Balz, ihr Revier gegen den künftigen Partner zu behaupten.

Allein sein Trommeln klingt wie Musik in ihren Ohren. Mit kräftigen Trommelwirbeln stimmen sie sich aufeinander ein, zunächst mehr schlecht als recht, aber nach kurzer Zeit synchronisieren sie ihre Laute: Good vibrations! Der Schwarzspecht zum Beispiel lockt ein fernes Weibchen mit langen Wirbeln aus mehr als 40 Schlägen in zweieinhalb Sekunden. Den näheren Kontakt begleitet er mit kürzeren Trommelfeuern, die in der Nähe der Höhle in einen Wechsel von Klopfen, Rufen und Trommeln übergehen. Da der Schwarzspecht den Schnabel auch noch zum Picken, Hämmern und Meißeln benutzt, bringt er es am Tag auf einige tausend Schläge.

Trotzdem hat er weder Gehirnerschütterungen noch Kopfschmerzen. Der Specht ist nämlich im Vergleich zu anderen Vögeln ein ziemlicher Dickschädel. Der hämmernde Schnabel sitzt außerdem so tief, daß die Stöße weitgehend am Gehirn vorbeigeleitet werden. »Der Schnabel ist über Stoßdämpfer, weiche Bänder und Sehnen, an der starken Schädelkapsel befestigt«, sagt die Biologin Kerstin Höntsch von der Universität Frankfurt, die das Verhalten von Kleinspechten im Main-Taunus-Kreis studiert hat. Durch diese elastische Aufhängung werden die Schläge abgefedert und seitlich abgelenkt. Und das ist wichtig. Denn manchmal gilt es für den Specht, in wenigen Tagen ein neues Heim zu zimmern. Wenn zum Beispiel die Eiablage kurz bevorsteht und ihm seine alte Höhle abhanden gekommen ist, weil sich ein anderer Specht oder ein Wendehals keck in dem schon fertigen Nest breitgemacht hat, muß er sich rasch eine neue Schlaf- und Bruthöhle bauen. Schlag auf Schlag, aber vorzugsweise in morschem, totem Holz. Er macht sich die Kopfarbeit so leicht wie möglich.

Warum ist der Mittelfinger am längsten?

Während hierzulande der Specht an die Bäume klopft, hört man in Madagaskar das Aye-Aye, das Fingertier. Nicht tagsüber, denn da schläft der kleine Feuchtnasenaffe in einem Nest in den Bäumen. Nachts aber pocht er mit seinem langen Mittelfinger gegen die Baumrinde. Und lauscht. Das Fingertier sucht im Holz nach Insektenlarven. Wo es welche vermutet, reißt es die Rinde mit den Zähnen weg und pult die Larven mit dem Mittelfinger heraus.

Das Fingertier hat sich bei der Nahrungssuche erfolgreich spezialisiert. Im Regenwald hat es sich einen ähnlichen Lebensraum erschlossen wie der Specht in unseren Breiten. Doch während die Vorzüge des langen Mittelfingers bei dem kleinen Primaten auf der Hand liegen, lassen sie sich beim Menschen nicht ohne weiteres erkennen. Warum überragt auch unser Mittelfinger seine Nachbarn?

Auffällig ist, daß sich der Mensch in dieser Hinsicht von vielen anderen Lebewesen nicht unterscheidet, nicht vom Schimpansen oder Eichhörnchen, ja nicht einmal vom Dinosaurier. Wer sich auf vier Beinen fortbewegt – und das war auch das Los unserer Vorfahren –, dem ist eine Pfote mit langem mittlerem Zeh hilfreich. Der längste Zeh hat beim Laufen am längsten Bodenkontakt. Er hält die Spur. »Wenn dieser Zeh außen säße, bekäme das laufende, springende und sogar das schwimmende Tier zum Schluß nicht nur einen Impuls nach vorne, sondern auch zur Seite«, sagt Kevin Hunt, Anthropologe an der Indiana-Universität in Bloomington in den USA. Das aber würde einen erheblich größeren Kraftaufwand erfordern und die Gliedmaßen stark belasten.

Als unsere Vorfahren vor 60 Millionen Jahren die Bäume erkletterten, besaßen auch sie lange Mittelzehen. Als Baumakrobaten erlernten die Menschenaffen das schnelle Zugreifen und rasche Loslassen. Sie pflückten und prüften die Nahrung, aus den Vorderpfoten wurden sensible Hände mit noch längeren Fingern. Bis heute ist der Mittelfinger länger als die anderen Fingerglieder. Das ermöglicht uns unter anderem einen sicheren Griff mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger: den Drei-Punkte-Feingriff, mit dem wir einen Stein beim Werfen oder Hämmern festhalten. Ohne ihn wäre der sichere Gebrauch von Werkzeugen kaum denkbar.

Warum sind Blätter grün?

Endlich wieder raus, ins Grüne. Ans Sonnenufer, wo alles wächst und blüht, wo Bäume, Sträucher und Gräser ihre Lippen öffnen, um Licht einzuatmen, das nun wieder reichlich zu haben ist: rotes Licht, gelbes, grünes und blaues – das ganze Regenbogenspektrum der Farben, aus denen sich die Strahlung der Sonne zusammensetzt und die uns nur zusammengenommen weiß erscheinen.

Die Pflanzen verwerten von alldem nur einen Teil. Sie nehmen hauptsächlich rotes und blaues Licht auf. Im bislang unnachahmlichen Akt der Photosynthese verwandeln sie das Licht in chemische Energie, stellen mit seiner Hilfe aus Kohlendioxid und Wasser Zucker und Stärke her. Das grüne Licht verschmähen sie dabei allerdings. Ihre Blätter werfen es größtenteils zurück. Und so sehen wir rundum grün, wenn wir uns in den satten Frühling hinausbegeben. Der grüne Blattfarbstoff der Pflanzen, das Chlorophyll, vermag die roten und blauen Sonnenstrahlen sehr effizient zu verarbeiten. Aber warum schätzen die Blätter ausgerechnet das grüne und gelbe Licht gering, wo doch die maximale Sonneneinstrahlung gerade im Grüngelben liegt?

Mehr Licht? Das wäre da. Aber die Pflanze braucht zum Wachstum anscheinend nicht mehr, als das Blattgrün einzufangen vermag. Sie müsse sich – im Gegenteil – vor allzuviel Licht schützen, damit ihre Zellen auf Dauer nicht zerstört werden, sagt Matthias Rögner, Pflanzenbiochemiker der Ruhr-Universität Bochum. Dazu verfügt sie über weitere Farbpigmente, die stets in enger Nachbarschaft zum Chlorophyll liegen. »Diese gelbroten Karotinoide können überschüssige Energie aufnehmen und als Wärme abgeben«, sagt Rögner. Sie sind ein natürliches Sonnenschutzmittel.

Während etliche Meeres- und Mikroorganismen auch das grüne Licht begierig aufnehmen, sind Bäume und Gräser weniger daran interessiert. Aber wenn sie es auch nicht direkt zum Wachstum verwenden, so wissen diese Pflanzen zumindest grünblaues Licht anderweitig zu nutzen: für ihre Orientierung im Raum und ihre Bewegung zum Licht hin. Treffen grünblaue Strahlen ein, dann signalisieren spezielle Rezeptoren der Pflanze, in welche Richtung sie weiterwachsen soll. In der Regel nach oben. So werden Baum und Grashalm lang und länger.

Warum überfällt uns die Frühjahrsmüdigkeit?

Das Hochdruckgebiet »Helga« und das Tief »Jakob« tauschen ihre Plätze, der Nachtfrost weicht endlich einer milderen Witterung. Hasel- und Erlenpollen wirbeln durch die Luft, im Waldboden schlüpfen Insekten aus ihren Puppen und krabbeln ans Sonnenlicht, das durch die kleinen Zwischenräume der Jalousie auch in mein Schlafzimmer eindringt. Während die Natur erwacht, komme ich nicht aus den Federn.

Es gibt allerdings noch andere kraftlose Kreaturen zu dieser Jahreszeit. »Der wesentliche Grund für die Frühjahrsmüdigkeit ist die Änderung der Großwetterlage«, sagt Jürgen Zulley, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums am Universitätsklinikum Regensburg. Unser Organismus hat sich im Winter auf Kälte und Dunkelheit eingestellt. Nun muß er sich an wärmere und längere Tage anpassen. Im Winter ist zum Beispiel unsere Körpertemperatur um wenige zehntel Grad niedriger als im Sommer. »Mit steigenden Temperaturen stellt der Körper die Blutgefäße wieder weit«, sagt Zulley. Eine Folge davon ist, daß der Blutdruck fällt; für ein paar Tage fühlen wir uns ziemlich schlapp. Älteren Menschen mit niedrigem Blutdruck macht diese Umstellung stärker zu schaffen als jungen, sportlichen Typen.

Auch die Lichtfülle der ersten richtigen Frühlingstage kann uns in einer kurzen Übergangsphase ermatten. Denn das Sonnenlicht reguliert unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Ein Wintertag ist nur halb so lang und auch nicht so hell wie ein Sommertag. Weil die Dunkelheit aber unsere Schlafhormone in Gang bringt, fallen wir in der kalten Jahreszeit in eine Art Winterschlaf: Bei mangelndem Licht wird eine kleine Drüse im Hirn, die Zirbeldrüse, dazu angeregt, das Hormon Melatonin auszuschütten. Und dieses Melatonin bremst unsere Aktivitäten. Die reichlich vorhandenen Hormone machen uns müde, und wir schlafen im Winter eine halbe bis eine Stunde länger als im Sommer.

Warum ist Gähnen ansteckend?

Kaum hat der erste in der abendlichen Runde damit angefangen, legt auch schon der nächste los. Unwillkürlich reißt er den Mund so weit auf, daß die Gesichtsmuskeln auf die Tränendrüsen drücken. Vor lauter Gähnen werden die Augen feucht, die Herzfrequenz steigt, das Zwerchfell spannt sich an – bis auf das langanhaltende Luftholen und Muskelspiel endlich die große Entspannung folgt. Und die Einsicht, daß es nun an der Zeit ist aufzubrechen. Gähnen kann angenehm sein! Und ansteckend. So ansteckend, daß sich das Signal im Nu auf eine ganze Gruppe überträgt. Plötzlich werden alle müde, möchten sich zurückziehen und schlafen gehen. Nicht nur bei Menschen ist das so, sondern auch bei Schimpansen.

»Für eine tagaktive Gruppe ist das vorteilhaft«, sagt Irenäus Eibl-Eibesfeldt, ehemaliger Leiter der Forschungsstelle für Humanethologie der Max-Planck-Gesellschaft. Denn der Zusammenhalt der Gruppe wäre gefährdet, wenn einige aus der Gemeinschaft nachts weiterzögen und alleine herumliefen. Viele Säugetiere und Vögel synchronisieren daher ihren Alltag in ähnlicher Art und Weise.

Beim Menschen kommt es ebenfalls in unterschiedlichen Lebenssituationen zu einer derartigen Stimmungsübertragung. Mit dem Gähnen verhält es sich wie mit dem Lachen oder der Trauer, die wir empfinden, wenn ein anderer lacht oder traurig ausschaut. »Wir Menschen sind zur Empathie und zum Mitgefühl veranlagt«, sagt Eibl-Eibesfeldt. Man könne dies bereits bei Neugeborenen beobachten: Spielt man zum Beispiel Babys Tonbänder von Weinenden vor, so reagieren sie darauf mit Mitweinen, Mädchen übrigens schneller als Jungen. Und wenn Mütter ihre Kinder füttern, öffnen sie selbst den Mund.

Warum stellt sich die Funkuhr automatisch um?