Die Kraft der Sprache im Yoga - Renate Weber - E-Book

Die Kraft der Sprache im Yoga E-Book

Renate Weber

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Beschreibung

Als Yogalehrerin oder -lehrer machst du mehr, als anzuleiten und sicher in die Asanas zu führen – du kreierst eine ganzheitliche und inspirierende Yogaerfahrung. Stimme und Sprache sind dabei zentrale Werkzeuge! Wie du beides wirkungsvoll einsetzt, zeigt dir Renate Weber. Sie vermittelt dir essenzielles Wissen über Anatomie, Lautlehre, Intonation und treffendes Wording. Darüber hinaus lernst du, warum es so wichtig ist, die Menschen in deinen Kursen zu kennen und eine klare Botschaft für jede Stunde zu haben. Damit du die perfekte Atmosphäre schaffen kannst, hat die Yogalehrerin und Germanistin Übungen entwickelt, mit denen du sowohl deine rhetorischen als auch deine stimmlichen Fähigkeiten trainierst und stärkst. So begegnest du deinen Teilnehmenden mit Sicherheit, Empathie und genau dem richtigen Ton. Für mehr Persönlichkeit und Nähe in deinem Yogaunterricht!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 246

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und [email protected]

Wichtiger HinweisDieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und die Autorin haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Originalausgabe1. Auflage 2025© 2025 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbHTürkenstraße 8980799 MünchenTel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Diane ZilligesUmschlaggestaltung: Karina BraunUmschlagabbildung: Adobe Stock/NatanLayout und Satz: Bernadett Limmer (schere.style.papier), MüncheneBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-2336-1ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-2566-9

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

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Titelseite

Renate Weber

Die KraftderSprache

im Yoga

Wie du Stimmlage, Betonung und Wortwahl gezielt einsetzt, um deine Yogaschüler mit Klarheit und Persönlichkeit zu führen

Inhalt

Unsere Stimme öffnet Räume
Dein ureigener Ausdruck
1FUNKTION VON STIMME UND SPRACHE
Stimme als Teil deiner Persönlichkeit
Stimme und Stimmungen, Gefühle, Bedürfnisse
Sprache ist Ausdruck, Appell und Darstellung
Sprache in verschiedenen Kontexten
2ANATOMIE DER STIMME
Körper
Artikulation
Atmung
Basisübungen für die Stimme
3AUSDRUCK UND KOMMUNIKATION
Stimme und Sprache haben eine Wirkung
Nicht nur deine Sprache ist Kommunikation
Grundsätze der Kommunikation
4DEINE SPRACHE IN ASANA UND PRANAYAMA
Die Anrede deiner Schülerinnen und Schüler in der Yogastunde
Präzises Ansagen der Asanas
Die Kunst deiner Ansagen
Verschiedene Qualitäten deiner Ansage
Die Sprache an Zielgruppe und Stunde anpassen
Wahrnehmung im Raum
Verbales Adjustment
Stilistische Mittel im Yoga
Gefühlvolle Sprache im Pranayama
Rituale aufbauen – Sicherheit und Vertrauen geben
5MEDITATION UND SPRACHE
Sprache an etwas Höheres abgeben
Atemmeditation
Mantrameditation
Weisheiten in vollendeter Sprache
ANHANG
Verzeichnis der Asanas
Quellen
Bildnachweis
Über die Autorin

Unsere Stimme öffnet Räume

von Moritz Ulrich

Die Stimme ist für mich im Yoga wie ein Brückenschlag: Sie verbindet das Innen und das Außen, mich als Lehrer und die Schülerinnen und Schüler. Sie ist mein Werkzeug, doch zugleich auch ein Teil von mir, so einzigartig und persönlich wie das Muster meiner Augen. Die Stimme schafft den Raum, in dem Yoga lebendig wird, in dem Asanas sich entfalten und die innere Stille Gehör findet.

Seit Jahrzehnten widme ich mich dem Training der Stimme und habe mir ein tiefes Wissen über die Wichtigkeit einer präzisen Wortwahl angeeignet. Doch eines habe ich im Laufe der Jahre immer wieder erfahren: Technik allein reicht nicht. Es gibt einen nicht greifbaren, gefühlten Anteil, der sich der reinen Technik entzieht. Dieser Anteil – schwer zu beschreiben und doch unverzichtbar – verleiht der Stimme ihre Authentizität und Kraft. Am Ende geht es darum, Vertrauen in die eigene Stimme zu finden und das, was man sagt, wirklich zu meinen.

In der Jivamukti-Yoga-Methode, die ich seit vielen Jahren lehre, spielen Hingabe und Achtsamkeit zentrale Rollen – nicht nur in der Körperpraxis, sondern auch in der Kommunikation. Die Stimme wird dabei zu einem Instrument, das mehr als Anweisungen übermittelt: Sie öffnet den Raum für das Herz. Wenn wir Mantren singen oder in den Raum sprechen, so ist das nicht einfach ein Klang, sondern eine lebendige Schwingung, die unser eigenes Bewusstsein und das unserer Schülerinnen und Schüler berührt. Dies spiegelt das Prinzip von Ahimsa wider, das liebevolle, achtsame Miteinander. Denn was wir in die Welt bringen, sollte heilsam und klar sein und den anderen im Innersten berühren, ohne ihm unsere Sichtweise aufzudrängen. Als Yogalehrende sollten wir den Anspruch haben, gute Kommunikatoren zu werden.

Manchmal denke ich an die Worte meiner Lehrerin Sharon Gannon, die sagt, dass sich der Erfolg der Yogapraxis am direktesten in der Stimme messen lässt – in ihrer Klarheit und ihrer Bewusstheit. Eine Stimme, die bewusst geführt wird, kann eine tiefe Wirkung entfalten. Sie strahlt ein sicheres Wissen darüber aus, dass das, was wir sagen, auch eine Wirkung haben wird und wirklich das ist, was wir meinen. Es ist, als ob die Stimme die Energie unserer Worte spürbar macht, als ob sie nicht nur kommuniziert, sondern in jedem Klang eine Absicht in die Welt trägt.

Und hier liegt eine besondere Verantwortung, denn die Stimme ist Schwingung, und jede Schwingung hat eine Wirkung. Jede Vibration, die wir in die Welt schicken, wirkt sowohl auf die Welt um uns als auch in uns selbst. Diese feine und zugleich mächtige Verbindung ist etwas, das wir Yogalehrende mit besonderem Bewusstsein pflegen dürfen. Wir tragen mit unserer Stimme eine Verantwortung, die über die korrekte Anleitung hinausgeht.

Moritz Ulrich ist Advanced-Certified-­Jivamukti-Yogalehrer in Berlin, Gründer der Jivamukti Yoga School Peace Yoga, Creator von Onlinekursen für Yogalernende, Yogalehrende und Facilitator. Er ist Anatomie- und Sanskritlehrer für die internationalen Jivamukti-Yoga-Lehrerausbildungen. Moritz unterrichtet seit über 20 Jahren Yoga und machte dies zu seinem Hauptberuf, nachdem er erfolgreich sein Medizinstudium abgeschlossen hatte.

Als passionierter Mantra- und Kirtansänger weiß ich um die magische Kraft der Stimme, um ihre Fähigkeit, uns in eine andere Sphäre zu tragen und eine tiefe Verbundenheit zu schaffen. Ich habe die Stimme in Meditationen und Chants als ein Tor zur inneren Transformation erfahren. Diese Schwingungen erreichen Orte in uns, die mit Worten allein nicht zu erreichen sind, und öffnen Räume, in denen wir uns selbst und die Welt um uns herum neu erleben können. Dies ist eine Erfahrung, die ich im Yogaunterricht immer wieder teilen und weitergeben möchte, denn sie erinnert uns an die Kraft, die in jedem von uns schlummert.

Technik und Übung können uns auf diesem Weg begleiten und bilden ein wichtiges Fundament, aber die Essenz unserer Stimme bleibt etwas, das aus einem tieferen Ort in uns entsteht – aus dem Vertrauen und der Hingabe. Es ist nicht das »perfekte« Wort, das uns authentisch macht, sondern das Wort, das aus einer Quelle der Klarheit und Verbindung kommt.

Mögen alle Yogalehrenden, die sich zur Entdeckung der eigenen Stimme aufmachen, die Magie dieser Reise erleben. Mögen wir in unserer Sprache und in unserem Klang das finden, was wirklich von Bedeutung ist – eine Stimme, die berührt, eine Stimme, die trägt, und eine Stimme, die die Räume öffnet, die Yoga uns schenken kann.

Dein ureigener Ausdruck

von Renate Weber

Je länger ich Yoga praktiziere und unterrichte, desto mehr realisiere und spüre ich, wie wichtig jedes einzelne Wort ist. Eine gute Yogastunde wird vor allem von der Sprache getragen. Sprache schafft Raum. Sprache ist mächtig. Ein einzelnes Wort im Yoga, gut und richtig platziert, macht den Unterschied, bringt den Wandel, birgt den Zauber. Wörter bewegen. Wörter heilen. Sie beschreiben unsere Wahrheit und erschaffen sie immer wieder neu.

Bestimmt hast du diese Erfahrung auch schon einmal gemacht und kannst dich an einen ähnlichen Moment in deiner eigenen Praxis erinnern: In einer Stunde wurdest du durch ein Wort der Yogalehrerin oder des Yogalehrers tief berührt. Es hat Zoom gemacht und auf einmal konntest du deine Asana noch intensiver und bewusster spüren. Du hast eine Dimension entdeckt, die vorher im Verborgenen lag. Eine neue Tür des Verstehens hat sich geöffnet und das hat deine gesamte Wahrnehmung der Asana verändert. Diese Momente im Yoga sind magisch und ich glaube fest daran, dass du sie als Lehrperson durch deine Stimme, Sprache und Wortwahl gezielt kreieren kannst.

Sprache ist dein Hauptwerkzeug als Yogalehrerin oder Yogalehrer und Sprachkompetenz ein elementarer Baustein, um Yoga in hoher Qualität vermitteln zu können. Sprache im Yoga ist dabei weit mehr als bloße Kommunikation – sie ist die Brücke zwischen dem Äußeren und dem Inneren und ein kraftvolles Instrument der Transformation. Sie vermittelt Präzision, erzeugt Dynamik und öffnet die Räume zur inneren Erfahrung. Mit der Höhe deiner Sprachkompetenz steigt dementsprechend auch der Erfahrungsspielraum für deine Schülerinnen und Schüler.

Deine Entwicklung als Yogalehrerin oder Yogalehrer ist untrennbar mit der Kultivierung einer eigenen, durchdachten Ausdrucksweise verbunden. Diese bewusste Sprache ist dein wichtigstes Werkzeug für einen verantwortungsvollen Unterricht, damit deine Schülerinnen und Schüler Yoga erfahrungsreich und ohne Verletzungen praktizieren können. Sie ist der Schlüssel zu einem Unterricht, der gleichzeitig sicher und transformativ ist.

Dieses Buch ist dein persönlicher Wegbegleiter in der Kunst der yogischen Sprache. Es unterstützt dich – egal ob du am Anfang deiner Lehrtätigkeit stehst oder bereits Erfahrung mitbringst –, deine sprachlichen Fähigkeiten systematisch zu entfalten. Du findest verschiedene Möglichkeiten für den Einsatz deiner Stimme, Anleitungen zur Wahl der passenden Worte, Techniken zum Aufbau kraftvoller Ansagen und Strategien für den wirkungsvollen Einsatz von Pausen. Indem du mehr Bewusstheit für deine Stimme und deine Sprache erfährst, sie reflektierst und gezielt anwendest, findest du deine klare, authentische und empathische Sprache mit einer tragfähigen Stimme in Asana, Pranayama und Meditation. Durch diesen individuellen Ausdruck gewinnt dein Yogaunterricht eine zusätzliche Dimension und eine Tiefe, weit über die reine Vermittlung von Asanas hinaus, um die Weisheit des Yoga zu berühren.

Dieses Buch ist kein Stimmtraining, in dem du in 30 Minuten deine Persönlichkeit und Stimme findest. Es ist eine Annäherung an deine Stimme und deine Sprache. Dieses Buch ist keine Anatomie der Stimme, es bleibt fragmentarisch und fokussiert. Dieses Buch ist keine schnelle Lösung, es ist ein Impuls, eine Idee, eine Inspiration. Du hältst es in deinen Händen, damit in deinen Yogaklassen neben deiner natürlichen Intuition auch ein bewusster und effektiver Einsatz deiner Stimme und Sprache für dich möglich wird. So bereicherst du deine intuitive Kraft durch einen geschulten Umgang mit Stimme und Sprache. Das mögen nur kleine, feine Veränderungen sein, die du in deine Yogastunden integrierst, vielleicht ein einziger, sorgfältig gewählter Satz, um deine Schülerinnen und Schüler behutsam aus Shavasana zurückzuholen. Große Wirkung entsteht oft durch kleine, bewusst gesetzte Impulse.

In diesem Buch findest du immer wieder praktische Übungen und Reflexionen, um dich in Kontakt mit deiner Stimme und deiner Sprache zu bringen. Manche Ideen kannst du direkt in deinen Yogaunterricht einbauen. Lass dich gern inspirieren und nimm mit, was zu dir und deinem Yoga passt. Mit jeder Stunde wächst so deine Authentizität und von Mal zu Mal entfaltet sich dein ureigener Ausdruck. Natürlich und organisch entwickelt sich so deine ganz persönliche Note, dein eigener Stil entsteht.

Möge dich jeder Schritt auf diesem Weg zu dir selbst und zur Essenz deines Yogalehrens führen! Ich wünsche dir für deine Reise zu deinem einzigartigen Ausdruck viele inspirierende Erkenntnisse und überraschende Entdeckungen!

Deine Renate

1

Funktionvon Stimme und Sprache

Stimme als Teil deiner Persönlichkeit

Mit deiner Geburt und deinem ersten Schrei kam eine Stimme zur Welt, wie sie so auf diesem Planeten nur ein einziges Mal existiert. Eine Stimme, die dein ganzes Leben lang so einzigartig und individuell ist wie dein Fingerabdruck oder deine Nase.

Wie du eine Person wahrnimmst, hängt stark mit ihrer Stimme, deren Klang und Ausdruck zusammen. Manchen Menschen hängst du förmlich an den Lippen, während du anderen nur angestrengt zuhörst. Eine entspannte, warme Stimme wirkt einladend und schafft Vertrauen, im Gegensatz dazu erzeugt eine angespannte Stimme Distanz und löst Unbehagen aus. Unsere Stimme kann trösten und motivieren, inspirieren und beruhigen. Einer Situation wird sie aber nur dann gerecht, wenn sie richtig eingesetzt wird. Trösten mit Donnerstimme? Anfeuern im Flüsterton? Nein, da stimmt etwas nicht. Es passt nicht, denn eine Stimme muss die Botschaft tragen, eine Stimme muss stimmen.

Die Stimme – dein akustischer Fingerabdruck: unverwechselbar, authentisch, persönlich.

Verschiedene Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen kannst du sehr schnell anhand seiner Stimme identifizieren. In Bruchteilen von Sekunden bildest du dir so eine Meinung über andere: Klingt mein Gegenüber kompetent und vertrauenswürdig oder distanziert und unseriös? Ist mir dieser Mensch sympathisch oder gehe ich innerlich auf Abstand? Eine kontrollierte, selbstsichere Stimme vermittelt Autorität und Kompetenz, umgekehrt kann eine brüchige Stimme mangelndes Selbstvertrauen signalisieren. Der Inhalt des Gesagten kann dabei nur schwer über die Macht der Stimme hinwegtäuschen. Auch die regionale und soziale Herkunft, den Bildungsgrad, die Gesundheit, das Alter und das Geschlecht einer Person kannst du durch den ersten Höreindruck einer Stimme und die Sprechweise oft erstaunlich eindeutig bestimmen.

Als einzigartiges Persönlichkeitsmerkmal macht dich deine Stimme also unverwechselbar. Niemand klingt wie du. Der Ausdruck deiner Identität und deine Persönlichkeit sind untrennbar mit deiner Stimme verbunden, sie hinterlässt bei anderen einen differenzierten Eindruck von dir, du bist eindeutig daran erkennbar. Deine Stimme zeigt dein Wesen und gibt dich preis – oder wie die außergewöhnliche Stimmpionierin Kristin Linklater es formuliert hat: »Zu hören ist die Person, nicht nur ihre Stimme.«1

Mit und an der Stimme arbeiten

Als Yogini oder Yogi bist du bereits bestens damit vertraut, die subtilen Bewegungen von Körper und Geist wahrzunehmen, die Verbindung zwischen physischer und mentaler Ebene zu erforschen und dich selbst als wachsendes Wesen zu erkennen und zu beobachten. Auf wunderbare Weise ist es ebenso möglich, deine Stimme zu trainieren und mit und an ihr zu arbeiten. Zwar sind manch anatomische Gegebenheiten, wie zum Beispiel die Größe deines Kehlkopfes, nicht veränderbar. Sehr wohl kannst du aber am Klang, an der Qualität und an der Gesundheit deiner Stimme etwas ändern, sie pflegen und weiterentwickeln. Wenn du an ihr arbeiten möchtest, kannst du das auf verschiedenen Ebenen tun: Dein Körper, deine Psyche, dein Verstand, deine Atmung, sie alle stehen dabei wechselseitig in Beziehung, alle sind verbunden, alle bedingen einander. Arbeit mit und an deiner Stimme bedeutet dabei gleichzeitig immer Arbeit mit und an dir selbst, an deiner Persönlichkeit mit all ihren Eigenarten, die durch deine Stimme wahrnehmbar werden. Nur wenn du in gutem Kontakt mit dir bist, wenn deine Energie frei fließt, kann sich deine Stimme in ihrer Fülle entfalten. Hierbei spielen viele Faktoren, wie dein Charakter, deine Prägungen und Erfahrungen, deine Glaubenssätze und Überzeugungen, aber auch deine Gefühle und deine Tagesverfassung, eine wichtige Rolle und es entsteht eine Wechselwirkung zwischen deiner Stimme und deinem Selbstbewusstsein: Deine Stimme wirkt auf dich zurück. Denn deine Stimme beeinflusst, wie du dich selbst wahrnimmst und präsentierst. Sie ist ein wichtiger Teil deines Selbstbildes. Wenn deine Stimme stimmt, kräftig, empathisch und in einer angemessenen und voll klingenden Tonlage ist, so schenkt sie dir Selbstbewusstsein.2 Genauso gut kann es sein, dass sich deine inneren Zweifel oder Ängste beim Sprechen körperlich auswirken. Dann erhöht sich dein Muskeltonus und deine Kiefer-, Nacken- und Schultermuskulatur verspannen sich. Dein Atem gerät ins Stocken und deine Stimme ist unfrei, unsicher und klingt nicht. Dein Körper und deine Intention, etwas zu äußern, stimmen dann nicht überein.

Die gute Nachricht ist: Je mehr du deine Stimme, deinen Körper und Atem und deren Zusammenspiel kennst und spürst und je mehr du darüber weißt, desto mehr kannst du dich von deinen Blockaden lösen und deine Stimme immer sicherer einsetzen. Denn deine Stimme ist veränderbar. Begegne ihr also immer wieder neu und lausche ihr, entdecke ihre Farben, ihre Tiefen, ihre verborgenen Schätze. Du wirst spüren, wie variabel, sensibel und kraftvoll du sie einsetzen kannst und welch großartige Dienste sie dir leistet.

Wenn du möchtest, mache gern die folgende Reflexionsübung, in der du über deine Stimme und deine Persönlichkeit nachdenkst. Nimm dir einen Moment Zeit, um den Spuren deiner Stimme zu folgen. Was erzählt sie über dich, dein Wesen, deine Geschichte? Vielleicht machst du ja eine spannende Entdeckung!

»Eine Stimme haben«

Dies bedeutet weit mehr, als nur Töne zu erzeugen. Es bedeutet, eine Meinung zu haben, politisch mitentscheiden zu dürfen, diskutieren und kommunizieren zu können. Durch deine Stimme machst du dich hörbar und drückst dich aus. Als Yogalehrerin oder Yogalehrer ist dir bewusst, dass du in deinen Unterrichtsstunden über deine Stimme einen Teil deiner Persönlichkeit und deiner Identität offenbarst. Das ist eine große Chance, dich deinen Schülerinnen und Schülern zu zeigen und mitzuteilen, eine Chance, deine Idee des Yoga weiterzugeben.

Reflexion

Stimme und Persönlichkeit

In dieser kurzen Übung denkst du über deine Stimme und deine Persönlichkeit nach. Lass deine Gedanken frei fließen und vertraue deinen spontanen Eingebungen.

Du brauchst

•einen Stift und Papier

•10 Minuten Zeit

Und so geht’s

Teil 1: In diesem ersten Teil der Übung findest du Worte und schreibst sie auf. Schreib zunächst spontan und intuitiv auf, wie deine Stimme ist. Lass deiner Intuition freien Lauf und bring zu Papier, was deine Stimme charakterisiert. Fühl dich völlig frei in deiner Beschreibung, du kannst gern Adjektive (Eigenschaftswörter), aber auch Vergleiche oder Bilder verwenden.

•Meine Stimme ist 

Teil 2: Jetzt geht’s ans Lesen. Nimm deine notierten Beschreibungen aus Teil 1 und verwandele sie in Ich-Botschaften. Tausche die Worte »Meine Stimme ist ...« gegen ein klares »Ich bin …« aus. Lies jeden Satz, den du zuvor über deine Stimme geschrieben hast, jetzt innerlich in dieser neuen Form. Beispiel: Aus »Meine Stimme ist kraftvoll« wird »Ich bin kraftvoll«.Diese Übung zeigt die tiefe Verbindung zwischen deiner Stimme und deinem Wesenskern. Deine Stimme ist kein isoliertes Werkzeug, sondern Ausdruck deines gesamten Seins und häufig gibt es zwischen Stimme und Persönlichkeit verblüffende Übereinstimmungen, die die Umwandlung der Aussagen in dieser Reflexionsübung sinnvoll machen. Was hast du für dich entdeckt? War es möglich, einige deiner Eigenschaften und Formulierungen von deiner Stimme auf deine Persönlichkeit zu übertragen?3

Um diesen Weg zu gehen und um dieses Bewusstsein zu erweitern, ist es hilfreich und sinnvoll, anatomische und physiologische Zusammenhänge der Stimme zu verstehen.

Die Physiologie (aus dem Griechischen: phýsis, »Natur«, und logos, »Lehre« oder »Vernunft«) ist die Wissenschaft von der Funktionsweise der Lebewesen. Die Stimmphysiologie beschäftigt sich demnach mit der Funktionsweise der Stimme. Diese ist komplex, da sie das Zusammenspiel zwischen vielen körperlichen und geistigen Arealen umfasst und auch die seelische Verfassung des Sprechenden eine Rolle spielt. Die Anatomie (aus dem Griechischen: anatémnein, »schneiden« oder »zerteilen«) ist die Wissenschaft vom Aufbau des Körpers, die es uns ermöglicht, auf ein umfassendes Wissen über die grundsätzlichen Bauelemente des Körpers und des Stimmapparates zuzugreifen.4 Wir werden uns im zweiten Kapitel einige Grundlagen aus diesen beiden Wissenschaften ansehen, damit du noch detaillierter verstehst, was in deinem Körper vor sich geht, während du sprichst. Denn Wissen nährt dein Bewusstsein und aus deinem Bewusstsein erwächst neues Wissen und tieferes Verstehen.

Stimme und Stimmungen, Gefühle, Bedürfnisse

Deine Stimme gibt deine Emotionen und Stimmungen preis und beeinflusst gleichzeitig die Gefühlslage der anderen.

Wenn du begeistert bist, hört man das an deiner Stimme, sie sprüht und explodiert förmlich, klingt energiegeladen und voll. Deine Gefühle und Stimmungen werden über deine Stimme nicht nur transportiert, sondern auch ausgedrückt und wahrnehmbar gemacht. Du teilst dich und deine Gefühle über deine Stimme mit. Andere Menschen in deiner Gesellschaft merken, dass deine Stimme brüchig oder dünn klingt, wenn du traurig und enttäuscht bist. Oder kraftvoll, freudig und laut, weil du gerade das erste Mal frei im Kopfstand stehen konntest. Deine Stimme spielt eine zentrale Rolle in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie beeinflusst, wie du auf andere wirkst und wie sie auf dich reagieren. Auch wenn Menschen über den Inhalt etwas anderes transportieren wollen, ihre Stimme ist sehr häufig ein verlässlicher Indikator dafür, wie sie sich gerade wirklich fühlen, was sie wirklich sagen oder nicht sagen wollen, denn Stimme ist ehrlich und spricht für sich. Sie ist ein direkter Kanal für Emotionen. Gefühle wie Freude, Trauer, Wut oder Angst spiegeln sich oft unbewusst in Tonfall, Lautstärke und Sprechrhythmus wider.

Diese Qualität deiner Stimme entfaltet sich in zwei grundlegenden Dimensionen, deine Stimme ist sozusagen gleichzeitig Thermometer und Thermostat der emotionalen Raumtemperatur: Sie zeigt emotionale Energien nicht nur an, sondern sie reguliert diese auch. Einerseits offenbart deine Stimme also deine eigene Gefühlslage, andererseits kannst du durch Variationen in deiner Stimme auch bestimmte Gefühle bei den Zuhörenden oder deinen Yogaschülerinnen und Yogaschülern hervorrufen, regulieren oder verstärken. Du hast dadurch eine einflussreiche Position und eine gewisse Macht über andere. Mit einem warmen stimmlichen Ausdruck kannst du zum Beispiel Spannungen lösen und Vertrauen schaffen. Nutze diese eindrucksvolle Kraft deiner Stimme, um die Teilnehmenden respektvoll und verantwortungsbewusst anzuleiten.

Sprache ist Ausdruck, Appell und Darstellung

Der Macht deiner Stimme und der Macht deiner Sprache wirst du dir im Alltag vor allem dann bewusst, wenn du auf eine unerwartete Gegenreaktion stößt. Denn meist verwendest du dein Werkzeug Sprache unreflektiert und völlig selbstverständlich und zum Glück musst du nicht jeden Tag aufs Neue über deine Sprache und ihre Regeln nachdenken. Deine Sprache ist dabei ein wahres Multitasking-Talent und erfüllt täglich viele verschiedene Funktionen für dich, wovon wir uns im Folgenden drei genauer anschauen wollen: den Ausdruck, den Appell und die Darstellung.

Der Ausdruck

Neben dem Klang deiner Stimme steht dir zum Ausdruck deiner Gefühle ein weiteres kraftvolles Instrument zur Verfügung: die bewusste Wahl deiner Worte. Du strahlst und jubelst: »Wow! Ich bin so stolz! Nach jahrelangem Üben habe ich gerade frei im Kopfstand gestanden!« Du drückst deinen inneren Zustand in Worten aus. Wenn Kommunikation gelingt, passen deine Stimme und deine (Körper-)Sprache zusammen. In wechselseitiger Beziehung stehen sie immer und irritierend wird es für die Zuhörenden dann, wenn Stimme und Inhalt nicht zueinander passen, wenn du zum Beispiel kaum hörbar und mit dünner, brüchiger Stimme flüsterst: »Unglaublich, ich habe gerade frei im Kopfstand gestanden.« Auch Sprache ist also, wie deine Stimme, Ausdruck und Kundgabe deiner Gefühle und Gedanken. Über sie trittst du mit deinem Kommunikationspartner oder deiner -partnerin in Beziehung. Häufig hast du dabei eine Erwartung oder einen Wunsch an dein Gegenüber: einen Appell.

Der Appell

Wenn du eine Erwartung an deinen Kommunikationspartner hast, dann appellierst du an ihn und forderst zu etwas auf. Dieser Appell kann explizit ausgesprochen, also in Worten formuliert, aber auch unausgesprochen sein. Wenn du über deinen Kopfstand jubelst, erwartest du, dass dein Gegenüber sich mit dir freut, Komplimente ausspricht oder dich umarmt, wenn ihr euch nahe seid. Auch wenn du nicht direkt aussprichst: »Bitte freue dich jetzt mit mir!«, wird im Normalfall der Funke auf deine Mitmenschen überspringen.

Wenn dein Gegenüber in dieser Situation nicht auf dich reagiert, stumm und unbewegt bleibt, wäre die Kommunikation gestört und nicht gelungen. Die Funktion deiner Sprache wäre nicht erfüllt, du würdest dich irritiert und unwohl fühlen. Diese beiden Funktionen, Ausdruck und Appell, unterstreichen deutlich, wie wichtig Sprache für die soziale Interaktion und die Verbindung und Beziehung zu anderen Menschen ist. Verbindungen in unseren Begegnungen und Beziehungen brauchen aktiven Ausdruck, um menschlich und spürbar zu sein.

Die Darstellung

Eine dritte Funktion deiner Sprache ist die reine Information, das Darstellen von Sachverhalten. Das bedeutet, dass du dich immer auf einen Sachverhalt oder einen Gegenstand beziehst, wenn du sprichst. Beim Kopfstand wäre das die rein inhaltliche Ebene mit der sachlichen Information, dass du jahrelang für ihn geübt hast und heute nicht umgekippt bist.

Diese drei Funktionen der Sprache, Ausdruck, Appell und Darstellung, stehen immer miteinander in Beziehung und sind gleichzeitig aktiv, während du sprichst. Der einflussreiche deutsche Sprachpsychologe und Philosoph Karl Bühler (1879 bis 1963) hat unser Denken darüber geprägt. Er bezeichnet aktives Sprechen als Handeln. Wenn du sprichst, übermittelst du dabei nicht nur Information, sondern gestaltest aktiv deine Realität und steuerst soziale Interaktionen. Häufig stehen dabei ein oder zwei Funktionen im Vordergrund, je nachdem, in welcher Situation du dich gerade befindest.5

Wenn du Yoga lehrst, stehen für dich in deinen Stunden vor allem die Funktion des Appells und der Darstellung im Fokus. Du möchtest deine Schülerinnen und Schüler im Unterricht zum Beispiel auffordern, in den Krieger II zu kommen. Das heißt, die Appellfunktion übernimmt das Steuer und du beginnst deine Ansage vielleicht mit: »Komm in eine beinlange Grätsche, drehe den rechten Fuß um 90 Grad aus. Mit der Ausatmung beuge sanft das rechte Knie. Achte darauf, dass dein Knie direkt über dem Sprunggelenk bleibt.« Du drückst damit einerseits aus, was du in diesem Moment von den Teilnehmenden möchtest (= Appell). Gleichzeitig bezieht sich deine Ansage aber auch auf den reinen Sachverhalt Krieger II (= Darstellung) und du übermittelst die Information, dass das Knie des vorderen Beines nicht nach innen oder nach vorn über die Zehen wandern sollte. Die genaue Darstellung des Sachverhalts ist im Yoga wichtig, um den Schülerinnen und Schülern Sicherheit zu geben und Verletzungen und Überlastungen zu vermeiden. Um diese darstellende Funktion der Sprache verantwortungsvoll wahrnehmen zu können, hast du dir in deiner Ausbildung und darüber hinaus fundiertes Fachwissen angeeignet und bereitest dich gut auf deine Stunden vor.

In deinem Unterricht geht es im Sinne des eigenen Ausdrucks weniger um deine eigene emotionale Befindlichkeit, sondern vielmehr darum, deine subjektive Idee und Botschaft und deine Hingabe an Yoga auszudrücken, um deinen Schülerinnen und Schülern eine Erfahrung zu ermöglichen. Diese Form des Ausdrucks bringt etwas zutiefst Befreiendes mit sich: Es geht nicht um dich, deine Performance und deine Gefühle als Yogalehrerin oder Yogalehrer, es geht um deine Botschaft, um die Weisheit des Yoga selbst und um die Erfahrung deiner Schülerinnen und Schüler. Du bist der Kanal, nicht die Quelle. Du lässt die Essenz des Yoga durch dich fließen, während die Teilnehmenden ihr Innerstes entdecken. Du erfährst dazu mehr im dritten Kapitel. Eine gute Performance im engeren Sinne von guter Vorbereitung, Leidenschaft, Präsenz und Empathie wirkt in deinen Stunden natürlich immer inspirierend.

Sprache in verschiedenen Kontexten

In deinen Yogastunden sprichst du als Yogalehrerin oder Yogalehrer anders als mit einer Freundin im Café. Du verwendest andere Begriffe und Worte, deine Sprachmelodie und dein Tempo, aber auch deine innere Haltung sind anders als deiner Freundin gegenüber. Das ist wichtig und richtig, denn in jedem Kontext, in jeder Situation sprechen Menschen unterschiedlich. Der Bundeskanzler formuliert bei einer Pressekonferenz anders als ein Vater, der seine Kinder ins Bett bringt, und dieser wiederum spricht wahrscheinlich mit jedem seiner drei Kinder unterschiedlich. Du kannst deine Sprache also variieren, verändern und anpassen, je nach Situation oder Gesprächspartner. Jeder Mensch gleicht seine Sprache so immer wieder aufs Neue an und verwendet im Lauf seines Lebens viele verschiedene Varianten seiner Sprache, abhängig davon, mit wem, wo und worüber er spricht und in welcher Situation und in welchem Zustand er und sein Gegenüber sich gerade befinden.

Als Yogalehrerin oder Yogalehrer begibst du dich auf deine persönliche Expedition, um deinen eigenen, authentischen Ausdruck im Kontext »Yoga« zu finden. Du verwendest in deinen Stunden dazu ein eigenes Wording, also andere Wörter oder Formulierungen als im Alltag, und erschaffst einen sprachlichen Raum, der sich vom Alltäglichen löst und der Tiefe der Praxis dient. Deine Sprache im Yoga ist wie ein Garten, den du selbst pflegst. Du wählst bewusst, welche Worte dort blühen dürfen, welche Ausdrücke Wurzeln schlagen, welche Formulierungen Früchte tragen. Vor allem zu Beginn deiner Tätigkeit als Yogalehrerin oder Yogalehrer ist das gewöhnungsbedürftig, deine Worte kommen dir vielleicht manchmal sperrig oder fremd vor und du hörst und spürst deine Sprache stärker als normalerweise, wenn dieser Kontext neu für dich ist. Diese Erfahrung ist der beste Nährboden für deine Sprache! Sei geduldig und achtsam, gerade zu Beginn deiner Tätigkeit, und lass dir Zeit, dich in deiner neuen Yogasprache zurechtzufinden. Mit jeder Yogastunde, die du unterrichtest, wächst dein natürlicher Ausdruck – organisch, lebendig und authentisch.

Das Variieren von Sprache ist ein wichtiger Aspekt der Kommunikation: Du passt sie immer wieder neu an.

2

Anatomie der Stimme

Körper

Was ist deine Stimme eigentlich genau? Woher kommt sie? Was braucht sie? Du bist der Ursprung, die Quelle deiner Stimme. Als Mensch hast du die Fähigkeit, aus deinem Inneren heraus Töne und Laute zu erzeugen. Auch Hunde haben diese Möglichkeit. Wie wir uns in Bezug auf die Sprache aber grundlegend von ihnen unterscheiden, darüber später mehr.

In diesem Kapitel wirst du erfahren, wo und wie deine Stimme entsteht, welche Besonder- und Eigenheiten sie hat und welche Körperteile dabei eine wichtige Rolle spielen. Der Fokus liegt hier auf den für die Stimmproduktion wesentlichen Körperregionen. Denn mit ein paar Grundlagen kannst du das Bewusstsein für deine Stimme schärfen, um deinen Stimmgebrauch zweckmäßiger und entspannter zu gestalten. Du wirst hierzu die drei Säulen der Stimme »Körper, Artikulation und Atmung« genauer kennenlernen und zwölf hilfreiche Tipps zur Stimmpflege erhalten. Am Ende dieses Kapitels findest du außerdem sechs praktische Übungen, um das Gelesene in deinen Körper zu bringen.

Wo genau entsteht nun deine Stimme im Körper? Wo werden deine Töne erzeugt? Auf diese Frage gibt es eine ziemlich eindeutige Antwort, der wir uns erst einmal ausführlich widmen wollen. Im Folgenden erfährst du dann Stück für Stück mehr über alle Bereiche deines Stimm- und Haltungsapparats, die für die Anatomie der Stimme wichtig sind: der Kehlkopf, die Wirbelsäule mit Brustkorb und Lunge, das Becken und der Beckenboden, der Rachen-, Mund- und Nasenraum.

Noch eine grundsätzliche Anmerkung, bevor wir uns gleich beinahe schon medizinisch der Anatomie und Physiologie der Stimme zuwenden. Wenn wir diese beeindruckenden Aspekte der Stimme hier zunächst isoliert betrachten, so ist Stimme doch immer ein hochkomplexes Zusammenspiel aus psychischen, energetischen und körperlichen Funktionen einer Person in Wechselwirkung mit ihrem Umfeld und »alle Merkmale und Eigenschaften der Ganzheit Stimme entstehen in den Wechselbeziehungen«6. Wenn du also eine Eigenschaft deiner Stimme veränderst, so hat das immer Auswirkungen auf das große Ganze und auf andere Bereiche deiner Stimme. Die Art, wie du deinen Körper hältst, wirkt sich zum Beispiel unmittelbar auf deine Atmung und deine Selbstsicherheit aus. So zeigt sich in jeder einzelnen Qualität deiner Stimme ihre gesamte Lebendigkeit. Nichts existiert isoliert – alles ist verbunden, alles wirkt zusammen.

Der Kehlkopf

Deine Stimme wird in deinem Kehlkopf erzeugt. Dessen fachliche Bezeichnung Larynx kommt vom altgriechischen Wort larunx