Die Kriegertexte / Die Kriegerschule - Samuel Widmer Nicolet - E-Book

Die Kriegertexte / Die Kriegerschule E-Book

Samuel Widmer Nicolet

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Beschreibung

In 24 kurzen Kriegertexten fast Samuel Widmer die Essenz der Lehre von Don Juan Matus, welche uns durch die Werke von Carlos Castaneda übermittelt wurde, zusammen. Die vom Autor gemachten Erfahrungen auf dem langen Weg des Kriegers fliessen als Einsichten in die Aussagen von Don Juan ein und vermischen sich mit diesen zu einer unteilbaren Einheit.

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Das WorldWide Magic Movement als

Meisterstück der Meisterklasse

für Psycholytische Psychotherapie

von Dr. med. P. Samuel Widmer Nicolet

BASIC EDITIONS

© 2010

Samuel Widmer Nicolet

Schweiz

1. Auflage

Layout:

Marianne Principi

Holger Kunkler

Druck:

Heinrich Druck + Medien GmbH

D-60528 Frankfurt a.M.

ISBN (gedrucktes Buch)

978-3-9523678-0-3

Verlag:

Basic Editions

Reben 267

CH-4574 Nennigkofen

www.basic-editions.ch

[email protected]

Das WorldWide Magic Movement als

Meisterstück der Meisterklasse

für Psycholytische Psychotherapie

von Dr. med. P. Samuel Widmer Nicolet

BASIC EDITIONS

all meinen Schülern und speziell denen darunter, die sich für Meisterschaft aufgemacht haben, gewidmet…

Umschlagbild: „The Lion“ oder zu Deutsch: „Verschlungen“ (Öl auf Hartspanplatte, 122/122 cm), von Paul Nicolet

Intro

Ganz am Anfang 1986, als wir, eine Gruppe von Psychotherapeuten und Psychiatern, eine Bewilligung, um psycholytische Substanzen (MDMA und LSD) in der Psychotherapie anzuwenden, erkämpft hatten und die erste Ausbildungsgruppe der SÄPT, der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Psycholytische Psychotherapie planten, hatte ich als Ausbildungsleiter der SÄPT bereits die Absicht, später einmal für die Absolventen, welche die auch später folgenden Ausbildungsgruppen erfolgreich abschliessen würden, einen Meisterkurs anzubieten. Beharrlichkeit führt zum Ziel, weiss der Krieger. Zwanzig Jahre später war es soweit.

2006 hatten wir – inzwischen längst unabhängig von irgendwelchen Institutionen – gerade mit dem siebten derartigen Training begonnen, hatten damit bereits über dreihundert Therapeuten diplomiert und auch eine ganze Reihe von Kaderleuten (Assistenten und Oberassistenten) ausgebildet. Ein weit verzweigtes und über die halbe Welt ausgebreitetes Netzwerk von an dieser „unerwünschten“ Psychotherapie und Bewusstseinsarbeit Interessierten war entstanden. Jetzt haben wir 2010, der achte Zyklus läuft und die ersten sechzig Meister unserer Disziplin haben wir Ende letzten Jahres auch in die Welt entlassen.

Wer ein Meister werden will, hat auch ein Meisterstück vorzulegen. Unser Vorschlag dafür war, dass die Gruppe der „Meisterlinge“, der angehenden Meister bezüglich der Psycholytischen Psychotherapie, sich Gedanken darüber machen könnte, wie dieser zwar verpönten, aber umso mehr zukunftsweisenden Angelegenheit eine Heimat in unserer düsteren Welt geschaffen werden könnte, wie allenfalls das heranwachsende Netzwerk in einen organisatorischen Rahmen gefasst werden könnte, der sich mit anderen Verzweigungen des schamanischen Wirkens verbinden und Verantwortung für weitere Ausbildungen, für Stabilität und vieles mehr übernehmen könnte.

Eine zarte Pflanze ist daraus hervorgewachsen. Plötzlich war die Idee da. Das WorldWide Magic Movement (www.worldwidemagicmovement.org) begann sich zu bilden (Im Anschluss an dieses Vorwort findest du den Text, mit dem sich das WWMM im Internet vorstellt).

Heute verbreitet sich etwas am ehesten über das Internet. Ein Forum wurde geschaffen, in dem sich alle Interessierten tummeln und orientieren können und das mit den Jahren hoffentlich konkretere, materiellere Wurzeln schlagen wird. Die Idee geisterte ja auch von Anfang an herum, das Meisterstück könnte allenfalls von Meisterklasse zu Meisterklasse weitergereicht, weiterveredelt und vorangetrieben werden. Gute Dinge wachsen wie Bäume, langsam und solide. Eine zweite Schar von Anwärtern auf die Meisterschaft hat den Stab vor kurzem denn auch übernommen und wird ihr Bestes geben, damit in den kommenden drei Jahren weiter Blüten und Zweige am Werk ihrer Vorgänger treiben können.

Gewissermassen als Starthilfe-Geschenk hatte ich dem WWMM (WorldWide Magic Movement) eine Serie von Kriegertexten versprochen, um damit die ersten zwölf der geplanten monatlichen Newsletter zu bestücken. Sie bilden den wichtigsten Teil dieses kleinen Buches. Geschrieben hatte ich sie ursprünglich für ein neues zweibändiges Werk, in dem sie die Zwischentexte bilden.1 Für den vorliegenden Band wurden sie nochmals leicht redigiert und ergänzt.

Don Juan Matus, der Meister aus der toltekischen Tradition Mexikos, der Carlos Castaneda ausgebildet hatte, war auch uns ein wichtiger Lehrer geworden. Über die Werke Castanedas hatten wir vor allem das Gedankengut und die konkreten Anweisungen für das Leben und die Art des Kriegers aufgesogen und in unserem Alltag praktisch umgesetzt. In meinem Buch „Vom Weg mit Herz“2 hatte ich bereits 2002 die Lehre Don Juans zusammengefasst und erläutert. Auch für die „Kriegerschule“, wie wir sie kürzlich kreiert haben, wollten wir die Essenz aus diesem Extrakt noch einmal in verdichteter Form herauspressen. Für diese Kriegerseminare ist zudem noch eine weitere Serie von Kriegertexten entstanden (C/I bis C/XII), die noch einmal dem WWMM zur Verfügung gestellt wurden. Sie bilden gewissermassen eine Zusammenfassung und Weiterführung der Serien A und B. Auch sie haben wir zusammen mit dem Vorspann zum Newsletter, wie sie im WWMM veröffentlicht wurden, eingefügt.

Die entstandenen Texte gehören nicht uns und wurden nicht von uns verfasst. Wir haben sie von Don Juan und der toltekischen Tradition geschenkt bekommen, um sie weiterzugeben. Trotzdem tragen sie natürlich auch unseren unverkennbaren Stempel. Als inzwischen bereits bejahrte Krieger sind wir bereits einen langen Weg gegangen. Die dabei gemachten Erfahrungen fliessen als Einsichten in die Texte von Don Juan ein und vermischen sich mit diesen zu einer unteilbaren Einheit. Was man wirklich aufgenommen, verinnerlicht und sich zu Eigen gemacht hat, wird schliesslich auch zum Eigenen und bleibt gleichzeitig das zeitlos Ewige, das die Schönheit dieser bündigen Anweisungen zu einem wirklich guten und vollkommenen Leben ausmacht. Die wirkliche Meisterschaft, zu der wir, soweit es möglich ist, ausbilden und zu der wir als Menschen auf jeden Fall aufgerufen sind, ist ja weniger die technisch korrekte Handhabung der Psycholytischen Psychotherapie, als vielmehr die Haltung und Stimmung eines Kriegers. Der wirkliche Meister ist ein gereifter Krieger.

Einzelne wenige Ausdrücke wie Tonal, Nagual etc., die der toltekischen Tradition entstammen, mögen für den Anfänger nicht verständlich sein. Sie werden hier nicht erklärt. Dafür verweise ich auf die Werke Carlos Castanedas sowie auf mein erwähntes Buch „Vom Weg mit Herz“.

Nach jedem der sieben intensiven Treffen der ersten Meisterklasse für Psycholytische Psychotherapie hatte ich für diese die gemachten Vorschläge und Ausbildungsinhalte zusammengefasst. Die Kriegertexte für den ersten Newsletter des WWMM haben wir mit dem fünften der Briefe an die Meisterklasse zum Thema „Die Art des Kriegers“ eingeleitet. Deshalb haben wir schliesslich die übrigen sieben Briefe an die erste Meisterklasse, die dieses WWMM geschaffen hat, diesem Heft beigefügt. Auch wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen nicht immer verständlich sein mögen, zeigen sie doch den Zusammenhang auf, in welchem die Kriegertexte geschrieben wurden und tragen damit möglicherweise bei, diese zu erläutern und für den Anfänger auf dem Weg des Kriegers verstehbarer zu machen.

Weil die Kriegertexte auf diese Weise mit dem WorldWide Magic Movement und der Meisterklasse für Psycholytische Psychotherapie eng verknüpft sind, geben wir sie im 1. Teil, gewissermassen als Handbuch für den Adepten bezüglich Meisterschaft, zusammen mit diesen Briefen an die Meisterklasse im 2. Teil heraus. Auch in diesen geht es ja um Kriegerschaft, und auch wenn sie sich spezifisch an die Gruppe der Auszubildenden richtet, geben sie doch auch allerlei Wissenswertes für jeden angehenden Krieger her. Auch die Verpackung der Kriegertexte in die ersten dreizehn beziehungsweise die späteren Newsletter einundzwanzig bis sechsundzwanzig des WWMM haben wir unverändert, so wie sie dort erschienen sind, übernommen.

Mit all dem beizutragen zu einer neuen Welt, auf die wir alle hoffen, ist unser Anliegen.

Dr.med. P.Samuel Widmer Nicolet

Nennigkofen, Herbst 2010

1 Dr.med. P.Samuel Widmer Nicolet, 2010, Editions Heuwinkel: Das Inzesttabu, Band I; Wer heilt, hat Recht, Band II; Die Art des Kriegers; Zusammenfassende Gedanken zum Lebenswerk

2 Paul Samuel Widmer Nicolet, 2002, Nachtschatten-Verlag: Vom Weg mit Herz; Die Essenz aus der Lehre des Don Juan; Eine Würdigung des Werkes von Carlos Castaneda

You are the world; the world is you!

WorldWide Magic Movement / WWMM

(www.worldwidemagicmovement.org)

Du gehörst dazu

Das WorldWide Magic Movement ist eine Vereinigung, die sich nichts Geringeres vorgenommen hat, als ein einigendes Gefäss für die ganze Menschheit zu sein. Jeder Mensch ist ohne sein Zutun und unauslöschlich Mitglied der Menschheit. Und damit unausweichlich auch des WorldWide Magic Movements.

Ziel des WWMM ist es, Heimat für alle zu schaffen, die vielfältigen, konkurrierenden und einander widerstrebenden Kräfte unter den Menschen zusammenzubringen und in einem Konsens zur Kooperation zu vereinigen. Jeder soll eingeschlossen sein und Anteil haben am Reichtum der Erde und dem, was Menschen zusammen schaffen können. Der Beitrag jedes Einzelnen ist für unser gemeinsames Blühen unentbehrlich.

Es geht um Einsicht

Insbesondere zusammenführen will das WWMM alle Kräfte, die sich um Selbsterkenntnis, Bewusstseinserweiterung, Gemeinschaftsbildung und Befreiung von jeglicher Konditionierung kümmern, da diese Kräfte die Werkzeuge liefern, welche das angestrebte Werk allenfalls schliesslich verwirklichen werden.

Die Vision

Das WWMM wird geführt von einem Trägerverein, dessen Mitglied jeder Interessierte werden kann. Es bietet dieses Forum an, an dem sich ebenfalls jeder Interessierte beteiligen kann. Das Forum schafft einerseits die Möglichkeit zum weltweiten Austausch aller Teilnehmer. Es soll so etwas wie ein gemeinsames Gehirn bilden, in dem wir unsere Zukunft zusammen erträumen, planen, gedanklich vorantreiben. Ein Erwachen im Bewusstsein der Menschheit soll daraus kommen. Darüber hinaus vermittelt es aber auch fachliche Beratung, Information und Hilfestellung für Hilfesuchende. Ein monatlicher Newsletter sowie ausgewählte Literatur für alle Interessierten unterstützen ausserdem die darin angestrebte Auseinandersetzung. Allenfalls wird das Forum Menschen auch physisch zusammenführen, indem es Kongresse, Gatherings, Seminare etc. organisiert und anbietet.

Der Trägerverein als Anbieter dieses Forums fühlt sich nicht verantwortlich für die Inhalte der einzelnen Voten und Beiträge. Sie drücken nicht unbedingt die Meinung oder die Geisteshaltung der Organisatoren dieses Forums aus. Jene kommen in den Newslettern und der angebotenen Literatur zum Ausdruck. Jeder, der sich einklinkt, verantwortet seine Aussagen selbst; diese werden nicht zensuriert. Das Gehirn der Menschheit drückt aus, wo es steht. Für seine Intelligenz oder Dummheit, seine Beschränktheit oder Grösse steht es selbst.

Teil I

Die Kriegertexte

WorldWide Magic Movement

WWMM Newsletter I – September 2008

Liebe Interessierte, liebe Freunde, liebe Leser

Die nächsten Jahre werden für uns Menschen herausfordernde sein. Es gibt viele Aufgaben zu bewältigen:

Zum Beispiel gibt es viele Menschen die hungern; es sterben täglich 100‘000 Menschen an den Folgen des Hungers und der Armut (so viele wie Einwohner einer mittleren Stadt, und das jeden Tag!). Ausserdem haben wir immer wieder Kriege, deren Ziel es immer öfter zu sein scheint, ganze Völker komplett auszurotten. Auch unser Geldsystem bedarf einer grundlegenden Änderung (man bedenke, dass es an der Börse immer noch erlaubt ist, die existenziellen Grundlagen von Menschen oder gar ganzer Länder einfach zu verwetten und zu verspekulieren). Und mit den Folgen unseres stetig wachsenden Energieverbrauchs, die das Klima gravierend verändern, werden wir uns auch befassen müssen.

Die erwähnten Problemkreise scheinen durch uns normale Menschen kaum zu beeinflussen zu sein. Und doch, seit einiger Zeit gibt es da – im Gegensatz zur gewöhnlichen – eine andere, junge und kraftvolle Bewegung, die um die Welt geht, welche aber noch wenig sichtbar ist. Es ist nicht eine tröstliche, sondern vielmehr eine, welche die Augen vor den Fakten nicht mehr verschliesst, eine Bewegung, die ihr Geschick nicht mehr anderen überlassen, sondern selbst in die Hand nehmen will. Eine, die Wandlung will.

Diesem Wandel zu dienen, haben wir als Teil dieses WorldWide Magic Movements als unser Ziel erkannt.

Unsere Webseite ist im Aufbau begriffen. Wir haben eben erst begonnen, weswegen du beim Besuch unserer Seite noch sehr wenige Inhalte zu den Themen finden wirst. Wir bitten dich um Geduld und möchten dich gleichzeitig ermuntern, ungeniert die Foren zu benützen.

Wahrscheinlich wäre es besser, wenn wir schon etwas Neues beginnen, auch mit etwas ganz Neuem zu starten. Dafür müsste man aber die Welt anhalten, wie es die Krieger tun, denn der menschliche Geist, den das WorldWide Magic Movement repräsentieren will, kennt in seinem Fluss weder Anfang noch Ende. Er ist mit dem, was er tut, immer gerade mitten im Prozess.

Darum wollen wir dem auch hier Ausdruck geben. Wir beginnen einfach mit dem, was gerade aktuell ist. Das menschliche Gehirn hat ja auch eine unglaubliche Fähigkeit, sich sehr schnell in eine Geschichte einzuklinken und die Informationen, die es dazu braucht, aus dem Nichts zu schöpfen.

Aktuell ist gerade ein Meisterbrief an eine Meisterklasse für Psycholytische Psychotherapie. Es ist der fünfte Brief seit Beginn des Unternehmens und er befasst sich genau mit der Art des Kriegers. Voraussichtlich bildet er den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Kriegertexten, die gerade im Entstehen sind.

Es folgt der Brief an die Meisterklasse I/5: Die Art des Kriegers:

Italia, Roma, September 2008

Dem Krieger bleibt als einzige Antriebskraft

für die Fortsetzung seiner physischen Existenz

die Liebe

Liebe

Eigenartig ist es schon, sich durch die Geschichte und die Altertümer Roms, wo wir uns zum vierzigsten Geburtstag von Marianne gerade aufhalten, chauffieren zu lassen. Wir Menschen scheinen immer mit der Vergangenheit beschäftigt zu sein, uns gerne beeindrucken zu lassen vom Protz, den unsere Ahnen in die Welt gesetzt haben. So schön all die Kirchen, Paläste, Statuen und Obelisken auch sind, sie täuschen einen nicht darüber hinweg, dass in all den Strukturen, die uns hinterlassen wurden, vor allem das Ausagieren eigener Wichtigkeit unserer Vorväter zum Ausdruck kommt. Und man kommt nicht umhin, an die Bemerkung Don Juans zu denken, dass das, was der Durchschnittsmensch für die Welt hält, nämlich das, was Menschen tun und getan haben, nichts als endlose Verrücktheit ist, und dass das, was die Welt und damit auch der Mensch tatsächlich ist und was von den Menschen in ihrem Irrsinn übersehen wird, ewig still dahinter leuchtet als ein endloses Mysterium.

Trotzdem geniessen wir die Reise durch die ewige Stadt, die für mich zum ersten Mal ihre Tore geöffnet hat und neben Heiligtümern und Museen auch viel Lebendigkeit in Strassencafés und stillen Pärken bietet.

Pubertierende Kinder beklagen sich manchmal, dass sie zu sehr gepampert wurden, geführt wurden, deshalb hätten sie nun nicht die Kraft, erwachsen zu werden und ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.

Natürlich ist dies einfach eine weitere Ausrede, um zurücklehnen zu können und nichts tun zu müssen. Denn die Herausforderung wirklich erwachsen zu werden, nehmen viele von uns nicht gerne an.

Zuerst einmal erstaunt es einen ja schon, dass sich ausgerechnet in einem Meisterkurs so viele Autoritätsprobleme zeigen wollten und so viel pubertäres Gerangel auszuhalten war, wie wir es erlebt haben. Man hat erwartet (und war darum auch zuerst enttäuscht), dass sich in einem Unternehmen, das Meisterschaft zum Ziel hat, Menschen treffen würden, welche diese Dinge längst hinter sich gelassen haben und begierig darauf sind, über alle Lehrer-Schüler-Dynamik hinaus in ein gemeinsames Wirken hineinzuwachsen. Dass sie sich mit Freuden darauf stürzen werden, ein gemeinsames Feld vorbereitet zu finden, in dem man zusammen etwas Wesentliches umsetzen kann.

Bei näherem Hinsehen versteht man allerdings, dass eben gerade in einer solchen Unternehmung alles noch Unausgegorene und Unerledigte bezüglich dieser Problematik definitiv aufkochen muss; wird doch in einer Meisterklasse genau dieser Übergang zum definitiven Alleinstehen in einem Verbund Gleichgesinnter vorbereitet und gefordert.

Kinder vergessen so was aber laufend, verdrängen, was gesagt und mitgeteilt wurde, wollen Kinder bleiben, die reklamieren und Schuld zuweisen dürfen und beharren darauf, weiter bedient zu werden. Sie wollen definitiv nicht verantwortlich sein.

Was kann man da tun? Wohl nichts! Wohl nichts als auch zurücklehnen und den Dingen den Lauf lassen. Darum lehrt ja Don Juan: Den Krieger lässt das, was Menschen tun, unbeeindruckt; er verwechselt die Welt, das ewige Mysterium, das ihn umgibt, und das, was der Mensch wirklich ist, nicht länger mit dem, was Menschen tun?

Natürlich verbrauchen solche Prozesse viel Energie. Sie nehmen viel Raum ein, beanspruchen viel Zeit. Deshalb haben wir nun auch einiges verpasst, von dem wir dachten, dass es in einem Meisterkurs Platz haben sollte. Natürlich ist auch das nicht so wichtig. Und damit zu leben, dass man uns damit der Gelegenheit beraubt hat, in allen Belangen unser Bestes zu geben, soll uns auch dazu dienen, uns selbst noch weniger wichtig zu nehmen. Es ist einfach gut zu sehen, dass wir auch einige Dinge nicht verwirklichen konnten zusammen.

Dafür oder gerade darum haben sich uns der Weg und die Art des Kriegers wieder neu aufgedrängt. Ein besonderes Geschenk.

Der Weg des Kriegers ist identisch mit dem Weg der Selbsterkenntnis.

Warum eigentlich Selbsterkenntnis; warum ist sie uns wichtig?

Selbsterkenntnis zielt auf eine völlige Bewusstheit bezüglich des Selbst und genau dadurch auf die Überwindung dieses Selbst, auf die Freiheit vom Selbst, die einzige wirkliche Freiheit.

Die meisten Menschen, die sich überhaupt für diesen Weg interessieren, sind schlechte Krieger, das heisst, sie sind viel zu ungenau, nicht wirklich exakt in der Selbsterkenntnis. Darum enthüllt sich ihnen das Innerste der Sache nie.

Selbsterkenntnis bringt Ordnung, zuerst innerlich, später auch äusserlich (ein perfektes Tonal). Ordnung ist die Voraussetzung für die Entschleierung der Wirklichkeit, für das Sehen des Kriegers.

Selbsterkenntnis zu betreiben, bedeutet nicht, endlos über sich selbst nachzudenken. Viele scheinen dies zu verwechseln. Selbsterkenntnis bedeutet, sich wahrzunehmen in seiner Totalität, eine Bewusstheit seiner selbst, seiner Ganzheit zu entwickeln.

Der Krieger erkennt, dass eine vollkommene Bewusstheit einer grossen Energie bedarf. Darum bemüht er sich, Energie einzusparen da, wo sie der Durchschnittsmensch unsinnig ausgibt. Als Hauptposten dafür erkennt er unsere Unart, uns wichtig zu nehmen. Eines seiner Hauptziele ist es daher, die eigene Wichtigkeit zu überwinden.

Sich wichtig zu nehmen, heisst genau dies: endlos über sich selbst nachzudenken. Damit hört der Krieger auf. Es bedeutet, Anerkennung zu suchen, sich Sorgen zu machen ums Geliebtwerden, darüber, wie man wirkt, darüber, was andere von einem denken. All dem setzt der Krieger in sich ein Ende. Das ist sein Kampf, der Krieg, den er gegen sein eigenes Selbst führt ein Leben lang.

Dadurch entsteht in seinem Bewusstsein, in seinem Kopf schliesslich ein leerer Raum. Er entdeckt, dass seine Bewusstheit, seine Wahrnehmung in diesem Raum reisen kann, dass ihr keine Grenzen gesetzt sind. Das nennt er Träumen, die ultimative Freiheit.

Einer Erfahrung wie derjenigen mit dem brasilianischen Gebräu3 stellt der Krieger sich, weil er erkennt, dass sie die Fähigkeit zu träumen in ihm fördert. Zuerst macht es ihm natürlich wie jedem Menschen Angst, etwas anderes, eine fremde Energie in seinen Kopf hineinzulassen. Es kommt einem Ausgelöschtwerden gleich, dort einen anderen zu dulden als sich selbst. Wie sollte Träumen aber möglich sein, wenn dies nicht Platz fände in ihm. Träumen versteht er letztlich als die Möglichkeit, andere Welten oder die Absicht anderer zu bereisen dadurch, dass er diese in seinen Kopf hineinlässt. Damit dies geschehen kann, reduziert sich das Ich in seinem Kopf schliesslich auf nichts, auf eine leere Wahrnehmung.

Philosophen, meint Don Juan Matus, sind an der Klarheit gescheiterte Krieger. Sie haben nicht die Kraft, das Gedachte in ihrem Kopf durch Bewusstheit zu ersetzen.

Was braucht es eigentlich für die exakte Selbsterkenntnis? Was braucht es, was sind die Voraussetzungen, sich selbst, die Welt, die anderen ganz tief innen aus der Wahrnehmung, der Bewusstheit, und nicht aus dem Denken zu verstehen?

Woran fehlt es den meisten, die zwar vielleicht interessiert sind, dass ihnen letztlich der Durchbruch in eine äusserste Genauigkeit bezüglich der Selbsterkenntnis, welche sie schliesslich vom Selbst befreien wird, nicht gelingt?

Sicher braucht es grosse Ernsthaftigkeit (im Gegensatz zu Oberflächlichkeit); bestimmt braucht es totale Ehrlichkeit mit sich selbst. Enorme Energie ist nötig, um jedes Mal wieder schauen zu können wie zum allerersten Mal (Energie, die der Krieger daraus gewinnt, dass er seine eigene Wichtigkeit überwindet). Viel Musse braucht man für die Selbsterkenntnis, Zeit oder auch innere Stille, um in den Raum der Zeitlosigkeit zu finden.

Man muss es überhaupt wollen. Vor allem dies. Oft fehlt es am Willen, weil dieser ausgerichtet ist auf andere Dinge, Vergnügen, Besitz, Macht zum Beispiel. Alle Bilder über sich und andere muss der Krieger aufgeben können, alle Illusionen, alle Ideologie, alle Vorstellung.

Selbsterkenntnis bringt innere Ordnung. Der Krieger sagt, was er meint. Was er nicht meint, sagt er nicht. Alles, was er tut, spielt wie bei jedem anderen keine grosse Rolle; es ist auch weder richtig noch falsch, es zeigt lediglich auf, bringt einfach zum Ausdruck, wer er tatsächlich ist.

Als einzige Antriebskraft für die Fortsetzung seiner physischen Existenz bleibt dem Krieger am Ende nur die Liebe. Der schier unüberwindlichen Nachlässigkeit der menschlichen Kondition setzt er seine Makellosigkeit entgegen; alles, was er hat.

Auch im Trubel einer grossen Stadt ist es immer da. Das, was darüber hinausgeht: Stille, der Stoff des Einen, das Wunder des Urgrunds, aus dem Schöpfung hervorfliesst, das WorldWide Magic Movement. Es ist nicht so, dass man sich von der Welt abgewendet hätte. Man nimmt Anteil und ist voller Mitgefühl. Jeder Einzelne, der an einem vorbeigeht, berührt das Herz; die endlosen Geschichten unserer kulturellen Vergangenheit, die hier in Rom so gegenwärtig sind, lassen einen nicht kalt. Aber eine stille Heiterkeit lässt den Geist über dem allem in Gelassenheit schweben. Der Krieger ist allein. Er ist längst gegangen. Wie ein Engel fliesst er durch die ineinander Verwickelten. Und aus seinem Alleinsein heraus ist er offen für die Entfaltung eines Gemeinsamen, für den Beginn, die Wiederaufnahme, die Weiterführung des WorldWide Magic Movements…

Liebe

Samuel

Anhang aus den Briefen an die Welt4:

Brief an die Toten

Brief an die Kommenden

Brief an die Traurigen

Brief an die Erwachten

Brief an den einfachen Mann

3 Die Meisterklasse flog gemeinsam nach Brasilien, wo sie an einem legalen Ayahuasca-Ritual teilnehmen konnte.

4 Die vorgelesenen Briefe werden hier nicht wiederholt. Wir verweisen auf das Buch: Samuel Widmer Nicolet, Basic Editions, 2009: Briefe an die Welt / Letters to the World

WorldWide Magic Movement

WWMM Newsletter II – Oktober 2008

Inzwischen hat die Finanzkrise unsere Welt verändert. Noch scheint es niemand richtig zur Kenntnis zu nehmen: Die schwierigsten 25 Jahre der Menschheitsgeschichte bisher haben angefangen. Die Finanzkrise ist nur der Anfang. Und auch sie ist noch lange nicht durchgestanden. Andere Zusammenbrüche werden folgen, ökologische vor allem.

Wie soll man in solch schwierigen Zeiten überleben?

Wie soll man dem Irrsinn der Menschen und ihrer Führer entgehen?

Einmal mehr bleibt nur der Weg des Kriegers, der sich allein und unbeirrt aufmacht, sich auf die einzige, unserem Menschsein würdige Herausforderung vorzubereiten, auf seine unvermeidliche Begegnung mit dem Unermesslichen.

Wenn die Menschen wissen möchten, was Gerechtigkeit von ihnen verlangt, wie man die Welt neu einrichten müsste, dass für das Wohlergehen aller gesorgt ist, alles ins Lot kommt und keine Entgleisungen in die eine oder andere Richtung uns mehr vom rechten Weg abbringen, es wäre ganz einfach. Sie müssten sich einfach die Frage stellen. Das tun sie nämlich nicht. Sie wollen es gar nicht wissen. Sobald sie es wissen wollen und sich die Frage ernsthaft stellen, liegen die Antworten in jeder Situation offensichtlich auf der Hand.

Meine Erfahrung als Psychotherapeut ist, dass man jedes Problem aus der Welt schaffen kann, wenn man zusammen offenen Herzens und unvoreingenommen spricht. Aber sprechen muss man miteinander und offenen Herzens sein und auch unvoreingenommen. Sonst geht nichts. Das ist die Art des Kriegers.

Zwei erste von vierundzwanzig Kriegertexten, die wir in den nächsten Monaten veröffentlichen wollen, erinnern uns an die Art des Kriegers, an seine Makellosigkeit und seine Freude daran, die ihm als Einziges einen Ausgleich schaffen können inmitten des Untergangs einer verrückten Welt.

Kriegertext A/I

Woher das Konzept des Kriegers stammt, weiss ich nicht. Es scheint ihm etwas Universelles anzuhaften. Persönlich habe ich es durch die Werke Carlos Castanedas beziehungsweise durch die durch diesen vermittelte Lehre des Yaqui-Indianers Don Juan Matus kennen gelernt.

Es hat mich sofort überzeugt. Es begleitet mich seither durch mein Leben. Vor allem in den in diesem Buch5 beschriebenen Situationen des Unverstanden- und Ausgegrenztseins, erwies es sich als unschätzbare Hilfe, um nicht unterzugehen oder sich in unsinnigen Querelen zu verwickeln. Es fasst den Weg der Selbsterkenntnis und ihre angewandte Disziplin im täglichen Leben bündig zusammen.

Der Krieger ist kein Soldat. Die Autoritätsabhängigkeit und der unbedingte Gehorsam des letzteren sind ihm völlig fremd. Sein Kampf ist nicht der Krieg in irgendeiner Gegnerschaft und Gefolgschaft, sein Kampf ist ein Kampf mit sich selbst, mit dem Selbst, das er zu überwinden trachtet, um völlige Freiheit zu finden. Sein Kampf ist ein Ringen um Einheit. Darin steht er allein.

Der Krieger weiss, dass er sich nicht ändern kann; trotzdem versucht er es beharrlich. Sein Lohn schliesslich ist nicht die Änderung, sondern der Wandel, der daraus kommt, dass seine Beharrlichkeit eine Energie aufgebaut hat, die alles verändert.

Im Gegensatz zum Durchschnittsmenschen ist der Krieger niemals enttäuscht, wenn es ihm nicht gelingt, sich zu verändern. Das ist genau das, was ihn von diesem unterscheidet. Keine Reaktion. Der Weg des Kriegers ist der Weg des fröhlichen Scheiterns. Dies ist der Weg der Makellosigkeit. Und der Wandel, den er schliesslich, wenn er genügend Kraft aufgebaut hat, erlebt, ist der Verlust der menschlichen Form, das Wiederfinden des ganz Ursprünglichen, des unkonditionierten Geistes, der nicht in Gewohnheitsmustern gefangenen, freien Energie. Freiheit.

Und Freiheit besteht nicht darin, sich frei entscheiden, frei wählen zu können, sondern darin, frei wahrnehmen zu können, die Freiheit zu haben, alles zu sehen.

Der Krieger ist immer ein Aussenseiter. Er will ausserhalb stehen. Die gewöhnlichen Menschen fürchten ihn, verachten ihn, bewundern ihn aber auch, aber sie verstehen ihn nicht; und letztlich bleibt er für sie unverständlich und unerreichbar.

Für das, was mit jemandem geschieht, der mit ihm in Kontakt gekommen ist, ist der Krieger nicht verantwortlich.

Der Krieger hat verstanden, dass es seine Verantwortung ist zu entscheiden. Die Kraft seiner Entscheidungen ist alles, was er hat. Und trotzdem weiss er, dass er keine Wahl hat, dass seine Entscheidung darin besteht, dem zu folgen, was ihn ruft.

Meditation ist für ihn das Verstehen der Trennung, die durch Wahl und Entscheidung eines unfreien Willens verursacht wird. Sein Weg der Meditation ist das Verstehen des Wünschens und Verlangens und nicht die Überwindung des einen Verlangens durch ein anderes.

Innere Stille ist das, was der Krieger sucht, denn von ihr aus entfaltet sich alles Unerklärliche. Sie wird gesammelt und wirkt akkumulativ. Wenn der Krieger innere Stille genügend lange aufrechterhalten kann, bricht die Interpretation der sensorischen Daten, die auf ihn durch die Sinne einstürmen, zusammen und er kehrt zur wahren Natur seiner selbst und aller Dinge zurück. Darin liegt für ihn Freiheit.

Für die Unendlichkeit ist Freiheit das einzig lohnende Unternehmen. Alles andere als das Streben nach Freiheit, ist für den Krieger Betrug.

Kriegertext A/II

Der Kampfschauplatz des Kriegers ist, im Gegensatz zu dem des Soldaten, selbst gewählt. Dieser ist vorwiegend ein innerer, schicksalsbedingt wird er aber auch zum äusseren. Der Krieger benutzt die Situationen seines Lebens zum Lernen; er anerkennt sie als Herausforderungen, die er annimmt und denen er sich stellt. Er kennt darin kein Klagen, kein Ausweichen, kein Leid, keine Abhängigkeit. Er ist das pure Gegenteil des gewöhnlichen Soldaten.

Was er lernt, was er lernen will, worauf er seine unverbrüchliche Absicht richtet, ist die

Überwindung des Selbst. Diese erreicht er durch ein vollständiges Verständnis seiner selbst, durch eine gründliche Rekapitulation seines ganzen Lebens.

Ein Krieger weiss, dass er nur ein Mensch ist. Er bedauert, dass das Leben zu kurz ist, um nach allen Dingen greifen zu können. Aber für ihn ist dies kein Problem; es ist nur schade.

Der Krieger strebt die vollkommene Freiheit an, er will eine freie Energie sein. Die Freiheit vom Selbst, welche Liebe ist, versteht er als die einzige wirkliche Freiheit.

Seine Werkzeuge auf diesem Weg sind vollkommene Ehrlichkeit mit sich selbst und Beharrlichkeit im Ringen um seine unverbrüchliche Absicht. Seine Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit sowie seine Beharrlichkeit bilden seine Makellosigkeit.

Die Tat des Kriegers ist es, seine persönliche Kraft von Gewohnheit und Schwäche abzuziehen und stattdessen in seiner Absicht als Krieger zu sammeln. Der Krieger hat aufgehört, seinen Mitmenschen in ihren Hochs und Tiefs länger zu folgen.

Alle Menschen dieser Erde wählen nur einmal. Sie wählen, entweder Krieger zu sein oder gewöhnliche Menschen zu bleiben. Eine zweite Wahl existiert nicht.

Die einzige Freiheit des Kriegers liegt darin, makellos zu sein. Makellosigkeit ist in sich Freiheit; sie bringt aber auch Freiheit, die Freiheit von der menschlichen Form. Sie ermöglicht dem Krieger zu sehen, währenddessen der Durchschnittsmensch sich entscheidet, sich nicht zu erinnern, was er sieht.

Sehen ist ein unmittelbares körperliches Wissen.

Der grundlegende Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Menschen und einem Krieger ist, dass der Krieger alles als Herausforderung annimmt, während der normale Mensch alles entweder als Segen oder als Fluch auffasst. Seine grundlegende Eigenschaft besteht darin, unbeirrt von aller Angst mit seinen Unternehmungen fortzufahren.

Der Durchschnittsmensch ist sich nur gewahr über alles, wenn er denkt, er sollte es sein; der Zustand des Kriegers hingegen ist, sich zu jeder Zeit über alles gewahr zu sein.

Der Krieger fühlt alles, die ganze Welt, sonst verliert diese ihren Sinn.

Wenn die Kraft es ihm erlaubt, wird der Krieger am Ende seines Weges ein Wissender. Er weiss dann, dass man die Menschen nicht verändern kann. Er weiss es, weil er sieht. Sobald ein Mensch sehen lernt, ist er allein in einer Welt, in der es nichts gibt ausser Verrücktheit.

Für den Krieger verliert irgendwann alles seine Wichtigkeit. Trotzdem lebt er weiter, weil er seine Absicht hat. Sein gezähmter Wille, der ganz und dienbar geworden ist, lässt ihn ertragen, dass für ihn nichts mehr eine Rolle spielt.

Wenn der Krieger ein Sehender wird, muss er nicht mehr länger wie ein Krieger leben. Sein Sehen macht, dass er ausserhalb von allem steht. Aber, wie ein Krieger zu leben, kommt zuerst. Für das, was ein Krieger tut, gibt es keine Schritte, keine Methode, es gibt nur die persönliche Kraft.

Als Sehender hat der Krieger nicht länger ein aktives Interesse an seinen Mitmenschen. Er ist von allem losgelöst.

Der Krieger hat grossen Respekt vor der sexuellen Energie, der einzigen Energie, über die wir verfügen. Er benutzt und kontrolliert sie mit grosser Sorgfalt und viel Respekt. Die Energie weiss nichts von einem Geschlechtsakt nur zum Vergnügen.

Die einzige Möglichkeit des Kriegers, Energie zu sparen, ist das Tilgen von unnötigen Gewohnheiten. Der Krieger sieht und achtet die Magie, die in seiner Natur liegt. Er weiss, dass die Sexualität von der universellen Kraft dazu gedacht ist, die Glut der Bewusstheit weiterzuverschenken. Darum setzt er sie behutsam ein; er geizt mit ihr, um genügend Energie zum Sehen zu haben. Er weiss und sieht, dass unser Leben etwas Ungeheuerliches ist.

5 Bezieht sich auf ein neues Buch von Samuel Widmer Nicolet zum Inzesttabu, für das diese Kriegertexte zuerst verwendet wurden (siehe Vorwort).

WorldWide Magic Movement

WWMM Newsletter III – November 2008

Zum Krieger bildet sich letztlich jeder selbst aus. Unterstützen kann man sich gegenseitig darin durch Ermutigung, durch gutes Beispiel, durch vorgelebte Makellosigkeit. Aber keiner kann dem anderen helfen, keiner kann einem anderen etwas abnehmen. Jeder tut seinen Schritt, den er zu tun hat, selbst. Jeder schaut für sich genau hin im Prozess der Selbsterkenntnis, um zu sehen, was erfasst sein will, oder eben nicht.

Das ist ja auch das Schöne am Weg des Kriegers, die Unabhängigkeit, die Selbstständigkeit, das Alleinstehen, das er bringt, die Freiheit. Der Krieger lebt zwar in Gemeinschaft, für Gemeinschaft, aber er steht darin allein. Er trägt seinen Trupp, genauso wie er von diesem getragen ist.

Die universelle Wahrheit der Kriegereinsichten musst du kosten wie einen Leckerbissen. Satz für Satz muss du sie würdigen. Jede Aussage in dir überprüfen und mit dir herumtragen für lange Zeit, wenn sie sich in dir entfalten soll. Die tiefste Wahrheit ist auch nur ein flüchtiger Gedanke, der nichts bewirken kann, solange du nicht die Kraft hast, ihn in deinem Leben zu einer gelebten Wirklichkeit heranwachsen zu lassen.

Kriegertext A/III

Don Juan Matus sagt: „Ein Krieger fühlt sich nie in die Enge getrieben. Sich in die Enge treiben zu lassen, bedeutet, dass man Charaktereigenschaften oder persönlichen Besitz hat, die blockiert werden können. Ein Krieger hat nichts auf der Welt, ausser seiner Makellosigkeit. Und Makellosigkeit kann nicht bedroht werden.“

Makellosigkeit ist letztlich alles, was dem Krieger bleibt. Das Wissen um seine Makellosigkeit ist seine Freude. Sie zu verfehlen, wäre sein definitives Scheitern. Die äusseren Entwicklungen des Lebens verlieren unter diesem Gesichtspunkt an Bedeutung. Er erkennt, dass wir alle sterben werden und lebt aus diesem Wissen heraus. Er sieht, dass Kräfte, die wir weder wirklich kennen noch beherrschen, letztlich über unser Schicksal entscheiden. Darum fügt er sich diesen, richtet sich nach ihnen, schaltet seine Absicht mit ihnen gleich.

„Aushalten (endure). Verzichten (abstain). Und sich erinnern, dass man sterben wird“, das persische Sprichwort enthält für den Krieger nicht nur Worte.

Die Kunst des Kriegers ist die Kunst der Wahrnehmung, welche die Kunst des Träumens ist. Er sieht, dass der Kern unseres Wesens Wahrnehmung und die Magie unseres Seins Bewusstheit ist. Er hört auf damit, sich an Dinge zu klammern und zu besitzen.

Jeder, der ein Krieger werden will, muss sich von dieser Fixierung befreien.

Der Krieger richtet seine Kraft stattdessen auf den Flug ins Unbekannte, den er Träumen nennt; er öffnet die Blase seiner Wahrnehmung und entfaltet deren Flügel. Die Kunst des Pirschens hilft ihm dabei. Sie befähigt ihn, aus jeder Situation das Beste herauszuholen.

Der Krieger schult seine Aufmerksamkeit, bis er fähig ist, sich stundenlang jeder beliebigen Aufgabe ohne jede Ablenkung zuzuwenden.

Andere gernzuhaben, um selbst gerngehabt zu werden, ist für einen Krieger nicht alles, was ein Mensch tun kann.

Der Krieger kennt seine Bedürfnisse. Er kümmert sich um sie. Er versteht sich darauf, dafür zu sorgen, dass sie gestillt werden; aber er ist von nichts abhängig.

Krieger tun nichts, nur um sich zu amüsieren. Ihre Handlungen sind diktiert von Notwendigkeit.

Krieger handeln nicht, um einen Vorteil zu erringen wie der Durchschnittsmensch. Sie handeln, weil der Geist sie ruft.

Krieger sagen niemals etwas nur so daher, sie achten sorgfältig auf alles, was sie zu anderen sagen.

Auf Sentimentalitäten, Nostalgie und Melancholie lässt sich der Krieger nicht ein.

Der Krieger betrachtet es als seinen Fehler, wenn er mit anderen nicht auskommt. Er nimmt sie, wie sie sind. Sie können nicht anders, währenddessen er sich helfen kann. Nichts ist für ihn ein Fluch oder ein Segen wie für den Durchschnittsmenschen; alles ist lediglich Herausforderung.

Der Krieger handelt, ohne eine Belohnung zu erwarten, für nichts und wieder nichts. Er liebt, für nichts und wieder nichts.

Das Rückgrat eines Kriegers ist Demut und Effizienz, handeln, ohne etwas zu erwarten, und alles aushalten können, was ihm auf seinem Weg begegnet.

Der Krieger weiss, dass er die ihm angeborene Energie nicht vermehren kann, sein Anliegen und seine Kunst sind daher, diese Energie umzuverteilen.

Der Krieger gehört zu einem Trupp von Kriegern. Es ist die Kraft selbst, die diesen Kriegertrupp zusammenstellt und die einzelnen Mitglieder auswählt. Die Wege der Kraft sind auch dem Krieger unergründlich.

Kriegertext A/IV

Der Krieger ist frei von Vorurteilen, Voreingenommenheiten, Ideologien. Er hat sich befreit von allen Mustern der Konditionierung. Er hat aufgehört, durch eine Brille von Geboten und Verboten auf die Wirklichkeit zu schauen. Er schaut und sieht unmittelbar Wirklichkeit.

Darum ist er erfüllt von der Intelligenz des Ganzen. Allem wendet er sich zu, als sei es das erste und einzige Mal. Darum erkennt er unschuldig wie ein Kind, was wahr, was falsch und was wahr im Falschen ist. Unbeirrt durch die Verirrungen des menschlichen Geistes durchbricht er alle Illusionen, alle Unwahrheit und alle Heuchelei.

- Ende der Buchvorschau -

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