Die Krimizimmerei - Martina Meier - E-Book

Die Krimizimmerei E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Bei seinem täglichen Rundgang durch das Rieskratermuseum in Nördlingen entdeckte Herr Stein, der Museumsdirektor, dass der bekannte Mondstein fehlte. Das kann doch nicht sein, rief Herr Stein. Aber auch nach nochmaligem Hinsehen der Stein war weg. Jemand muss ihn gestohlen haben. Voller Panik stellte der Museumsdirektor das ganze Museum auf den Kopf, er suchte unter Bänken, hinter Bildern und Vitrinen, aber nirgends fand er den Mondstein. Herr Stein war am Ende. Inspektor Papierfresserchen hat wieder jede Menge zu tun, denn es gilt, zahlreiche Kriminalfälle kleine und große aufzuklären. Folgt ihm also ins Reich der Schokoladendiebe, sucht mit ihm nach gestohlenen Diamanten und rätselt bei jedem Fall mit, wer wohl der Täter ist ...

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Die Krimizimmerei

Spannende Kurzgeschichten für Kinder

Band 3

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - papierfresserchen.de

© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstraße 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchausgabe erschienen 2020.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Cover gestaltet mit einem Bild von viktoriagam – Adobe Stock lizensiert

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM

ISBN: 978-3-86196-866-5 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-303-3 - E-Book

*

Inhalt

Der Einbrecher

Rache ist süß

Der kleine Detektiv

Kommissar Kartuschke und ein Fall, der sich gewaschen hat!

Die verschwundenen Schularbeiten

Die räuberischen Feen

Das Verbrechen um Niklas Wilson

Die Birnenfälscher

Die verschwundene Zeugin

Rätsel um den Mitternachtsdieb

Entführung in der Birkmanstreet?

Entführung in Hollywood

Der Süßigkeiten-Dieb

Die gelöschte Welt

Die tödlichen Klippen

Der gestohlene Pokal

Wenn Liebe zum Verhängnis wird

Die verschwundene Kette

Der gestohlene Diamant

Die mysteriöse Entführung

Land der Bösen

Der akrobatische Dieb

Ein gestohlener Pokal

Träume

Der Feuerteufel

Kommissar Horn löst jeden Fall

Die geheimnisvollen Masken

Angriff in der Mumiengruft

Kriminalfall in Blütenbach

Rache ist teuer

Drajo, Trio und die Goldene Flamme

Rosie

Ben

Die drei Spürnasen und die verschwundenen Tiere

Der geheimnisvolle Alex

Die vertauschten Schularbeiten

Max, Andreas und der verschmutzte Fluss

Detektivbüro Flinke Schnauze: Die Super-Lupe

Escaperoom: Die verschwundene Brieftasche

Tina, Robin und der Spieledieb

Die verschwundene Prinzessin Beatrice

Die gestohlenen Hunde – Detektiv Lex Luther ermittelt

Eine tödliche Safaritour

Officer Jim: Montevideo

Der Traumfänger

Die alte Burg

Die geheimnisvolle Tür

Der Blutstein

Mord oder Unfall, das ist hier die Frage ...

Die Chilis in geheimer Ferienmission

Wer ist der wahre Täter?

Der Besserwisser

Wenn der Chef-Vampir dich zur Leiche freigibt

Der Nordgipfel lebt

Der verfälschte Einbruch

Syloff in Gefahr

Der Erpresserbrief

Pony-Diebstahl

Versteckter Raub

Schulärger

Gestohlen

Die leblose Frau

Laborprobendiebstahl

Gangster Hiltrude

Das Ostfriesenrätsel

Nelly wurde gestohlen

Traumberuf Detektiv

Die gestohlenen Kinder

Sherlock Holmes der Zweite

Die manipulierte Kochshow

Fotos, Gemälde und ein Krimi

Die Black Jackets

Mission T.d.P.

Dalmatiner auf Spurensuche

Der verschollene Diamant

Herr Gurkenzahn wurde entführt

Die zwei Punkte .. und das grüne Amulett

Die Pferde-Detektivinnen

Der Schokoladendieb

Lucys Geheimnis

Eine unerwartete Falle

Der verschwundene Saphir

Der Dieb im Elfenreich

Das entführte Kind

Leo und Mara werden Detektive

Die verschwundenen Sportsachen

Tatort Rieskratermuseum

Der gestohlene Hund

Die Detektivbande Foom ermittelt

Die Zeitmaschine

Die Entführung des Türmers

Der Gelddieb

Inspektor Schlauschwanz und die geklauten Möhrchen

Schattendetektivtagebuch

Mord in Italien

Der verschwundene Sieger

Im Wald des Schicksals

Die Suche nach der verschwundenen Frau

Unsere Schreibwettbewerbe für Kinder und Jugendliche

Unser Buchtipp

*

Der Einbrecher

Jetzt sitzt Axel bereits seit zwei Wochen in diesem – zugegeben – nicht sehr kuschlig wirkenden Krankenhaus. Was ihm fehlt, weiß er selbst nicht mehr genau, Ärzten und seinen Eltern hat er nie wirklich zugehört, als sie ihm die Situation erklären wollten. Eines weiß aber Axel mit felsenfester Überzeugung. Er hält es einfach nicht mehr aus in diesem tristen Zimmer, die einzige Dekoration, die das gänzlich in Weiß gehaltene Zimmer aufhellt, ist der bunte Blumenstrauß aus Plastik, der einsam auf einen kleinen Hocker gestellt wurde.

Axel ist kein Junge, der sich leicht unterkriegen lässt, auch wenn er geschwächt ist und sich manchmal vor Magenschmerzen krümmt – von einem Klinikum lässt er sich nicht langweilen. Und so fasst Axel einen Beschluss: Er verlässt seine weiße Zelle und sucht nach etwas Abwechslung. Na, wenn er nur gewusst hätte, in welches Abenteuer sich da noch stürzen würde ...

Axel war klug genug, sich heimlich in Alltagsklamotten zu werfen, um weitgehend unbemerkt durch die eintönigen Gänge der unüberschaubar großen Klinik zu schlendern. Alles, was der Junge eigentlich wollte, war, einen Weg nach draußen zu finden, etwas spazieren gehen und rechtzeitig zurückkehren, noch bevor jemand sein Wegbleiben bemerke und ihn suchen ging. Der Plan hätte ja sogar aufgehen können, hätte er sich nicht schon nach wenigen Minuten verlaufen. Jetzt raste er schon förmlich durch die Gänge, versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren und ja nicht aufzufallen.

Was jetzt? Jemanden fragen?

Das kam für den mutigen Axel definitiv nicht infrage, schließlich nahm er alles selber in die Hand und ließ sich sehr ungern helfen. Ihm zugutekam das Glück, dass an diesem Dienstag ungewöhnlich wenig los war und er sich so keinem großen Publikum aussetzen musste. Er durchlief Dutzende Türen, hastete durch etliche Gänge, aber kein Ausweg war in Sicht. Die Informationstafeln an jeder Ecke waren auch nicht sehr hilfreich, zu kompliziert die ganzen Wegbeschreibungen. Diese blöde Erwachsenensprache!

Es könnte oft so viel einfacher sein, sich zu verständigen ...

Und dann geschah das, was er erst nicht glauben wollte. Am anderen Ende eines weiteren Korridors stand plötzlich ein in einen riesigen Mantel gehüllter Mann, auf seinem Haupt ein kaffeebrauner Hut mit gigantischer Krempe, mit dem Rücken zu Axel. Als ob das nicht schon verdächtig genug gewesen wäre, hielt der groß gebaute Mann ein Messer, nein, ein Skalpell in seiner linken Hand. Woher er das hatte? Er hatte es offensichtlich geklaut ... Die mysteriöse Gestalt schaute sich zwar um, vergaß aber, nach hinten zu schauen – ein großes Glück für Axel. Allgegenwärtig dachte dieser nämlich nur noch eines: „Verfolgen!“

Axel war ein Meister im unauffälligen Verfolgen, dachte er zumindest. Er ging dem Mann hinterher, Gang für Gang, und dachte, nicht bemerkt worden zu sein, doch dann bliebt der Mann ganz plötzlich stehen und unserem Junior-Detektiv gefror das Blut in den Adern. Ob ihn seine Schritte, die vielleicht doch nicht so leise gewesen waren, wie er gedacht hat, verraten hatten?

Der Mann drehte sich ganz langsam um. Zum Vorschein kam ein durch eine große Sonnenbrille verhülltes Gesicht, die Hutkrempe bis in die Stirn gezogen. Ein grauer Stoppelbart wuchs rund um den ungewöhnlich roten Mund des Unbekannten, der sich jetzt mit langsamen Schritten auf Axel zu bewegte, während unser mutiger Patient in Jeans und T-Shirt wie angewurzelt noch immer auf haargenau demselben Platz stand.

Der Fremde vermochte eine ganz gewisse Kraft auszuüben, eine, die Axel zu versteinern wusste. Doch dann kam der rettende Gedanke. „Lauf!“, schoss es ihm durch den Kopf, während der Koloss bereits die Hand, in der er das Messer hielt, hochhob. Eine Verfolgungsjagd begann, die der geschwächte Axel sicherlich nicht für sich hätte entscheiden können, wäre da nicht plötzlich ein ordentlicher Aufprall und ein metallenes Klirren zu hören gewesen. Unser verzweifelter Axel blieb zwar stehen, konnte sich aber unter keinen Umständen umdrehen.

Stille.

Diese wurde von einer warmen, aber sehr tiefen Stimme unterbrochen „Axel Juranek?“

Wusste der gefährliche Unbekannte etwa auch schon, wie Axel hieß? Reflexartig drehte sich der mutige Junge um und ... erblickte den im Mantel umhüllten Mann auf dem Boden, überwältigt von einem Polizisten, hinter dieser Szenerie eine Krankenschwester mit einem weiteren Polizisten.

„Wir haben ihn überwältigt, stellen ihn an der Wache ab“, raunte der zweite Polizist in seine Jacke. „Glückwunsch, kleiner Ausreißer.“

Axel konnte nur staunen.

„Dank dir sind wir einer heißen Spur auf die Schliche gekommen.“

Die Sonnenbrille des Fremden wurde vom ersten Polizisten abgenommen, erboste, tiefblaue Augen schauten Axel erzürnt an. Schließlich brach Axel zusammen, die Besinnung verlierend ...

Später sollte sich herausstellen, dass der Fremde Markus Achter war, ein von der Polizei gesuchter Verbrecher, berüchtigt für seine gefährlichen und fahrlässigen Taten, etwa ein geplanter Mord an einem der Ärzte in einer unscheinbaren Klinik, an einem ebenfalls so ordinären Dienstag ...

Ernad, aus Linz, Österreich

*

Rache ist süß

Krachend schlug die Schlafzimmertür zu. Benji Joel Klows Schädel brannte wie Feuer, denn Taro, sein Opa, hatte ihm zuvor einen kräftigen Schlag mitten ins Gesicht verpasst, bevor er ihn rückwärts zu Boden stieß. Benji Joel Klow hatte nämlich seit zwei Tagen den Haushalt nichts mehr gemacht. Nun lag er da wie ein toter Vogel, der aus dem Nest gefallen war, und bewegte sich kaum. Der fahle Mondschein sickerte durch das Dachfenster und im Mondlicht konnte man deutlich den großen Lindenbaum im Garten erkennen. Da ertönten zwölf Glockenschläge der Kirchturmuhr.

Ding, Dong, Ding, Dong … Es war Mitternacht. Irgendwo draußen hörte man ein leises Rascheln und der Wind blies durch das offene Fenster und ließ es klappern. Es war bitterkalt.

Nachdem er sich von dem Schrecken erholt hatte, stand Benji Joel Klow langsam auf. Er taumelte rückwärts über den knarrenden Holzboden und stolperte dabei aus Versehen über etwas Hartes. Benji Joel Klow rappelte sich blitzschnell wieder auf und landete direkt in dem Ehebett, das einmal seinen Eltern gehört hatte. Seine Mutter Lilith Antong wurde nämlich aufgrund psychischer Probleme in eine Irrenanstalt eingewiesen und saß dort schon 13 lange Jahre, und das nur, weil sie so um ihren verstorbenen Ehemann Livian Klow trauerte, der wegen eines schweren Autounfalls gestorben war.

Benji lag immer noch mucksmäuschenstill im Bett und rieb sich den Schädel. „Hoffentlich keine Gehirnerschütterung oder Schlimmeres“, jammerte er leise vor sich hin.

Plötzlich krachte die Eingangstür ins Schloss. „Wer kann das um die Zeit noch sein?“, fragte sich Benji ratlos.

„Wo warst du, Yara?“, brüllte Taro.

Entsetzt wirbelte Yara zum Wohnzimmer herum. Dort saß Benjis Opa Taro gemütlich ihn einem Armsessel. In der rechten Hand hielt er seinen Kaffee und trank genüsslich ein paar Schlückchen, wobei ihm ein bisschen auf sein Hemd tropfte. In der linken Hand hielt er seinen schwarzen, alten Gehstock. Taro starrte Yara mit großen Augen an. Irgendwie sah es so aus, als würde er sie gleich auffressen. Mit seinem dicken, roten Pullover und seiner weiten, schwarzen Schlabberhose sah er aus wie ein zusammengefallener Sack.

Yara schluckte. Sie suchte nach einer Ausrede, doch sie brachte kein einziges Wort heraus. Schließlich war sie es nicht gewohnt, angeschrien zu werden, und sie hatte auch ein wenig getrunken.

„Du kannst in Benjis Zimmer übernachten, ich denke, er schläft schon, aber ihr könnt euch ja morgen kennenlernen. Wir reden morgen wieder und ich werde es deinen Adoptiveltern weiterleiten, dass du so lange unterwegs warst! Übrigens, sein Zimmer ist gleich um die Ecke, dann die Treppe rauf.“

„D…daankke“, stotterte Yara. Sie war völlig überrascht, dass Taro so launisch sein konnte.

Benji hatte alles belauscht, doch wer war diese Person? Langsam wurde es ihm ein bisschen unheimlich, schließlich würde in wenigen Sekunden irgendeine fremde Person in seinem Zimmer schlafen. Benji beschloss, einen Plan auszudenken, doch dafür war es zu spät. Langsam, ganz langsam bewegte sich die Türklinke und die Tür glitt auf.

Im Mondschein konnte er ein wunderschönes Mädchen mit vielen Locken erkennen, aber Benji hatte trotzdem riesige Angst, denn wer wusste schon, was diese Person mit ihm anstellen würde. Also schloss Benji die Augen und tat so, als schliefe er schon längst. Sekunden später war er so müde und kaputt, dass er tatsächlich tief und fest einschlief.

Morgens um sechs Uhr rüttelte der Wecker die beiden unangenehm aus dem Schlaf. Yara gähnte laut und stand langsam und müde auf. Benji streckte und reckte sich, und da er noch nicht richtig wach war, erschrak er zuerst, als er Yara sah.

Sie jedoch griff gleich ein und räusperte sich: „Keine Angst, ich werde dir das alles erklären.“

„Allerdings, das solltest du“, antwortete Benji verängstigt.

„Du musst mir aber versprechen, dass du dich nicht erschreckst, verstanden?“, fragte Yara.

„Verstanden“, äußerte sich Benji.

„Also, machen wir es kurz. Unsere Eltern, Lilith Antong und Livian Klow haben uns getrennt. Du bist mein Zwillingsbruder Benji!“, erklärte Yara ganz ruhig und einfühlsam.

Eine halbe Minute war vergangen und Benji konnte es immer noch nicht fassen, dass er eine Schwester hatte – und noch dazu eine Zwillingsschwester. Aber was wäre, wenn Yara lügen würde, was, wenn sie und Opa Taro unter einer Decke steckten? Diese und noch viel mehr Fragen rasten Benji in Sekunden durch den Kopf.

Fest entschlossen blickte er zu ihr hoch und erklärte: „Wenn du meine Zwillingsschwester bist, musst du auch am selben Tag geboren sein, es tut mir leid, aber ich kann dir erst glauben, wenn …“

Ohne zu zögern, holte sie ihren Reisepass heraus und unterbrach ihn: „Natürlich, das kann ich völlig verstehen, an deiner Stelle hätte ich auch totale Angst. Hier, schau, 19. Juni 2004 wie du, oder?“

Benji war baff. Es stimmte alles bis aufs kleinste Detail. Das Datum, der Geburtsort N.Y.C., einfach alles. Das war seine Schwester, seine Schwester, die er seit 13 Jahren nicht gesehen hatte. Auf einmal schwirrte ihm eine Frage durch den Kopf.

„Du Yara?“, fragte er wissbegierig.

„Ja“, nuschelte sie.

„Weißt du eigentlich, warum Mum und Dad uns getrennt haben?“, erkundigte sich Benji.

Yara hatte sich gerade umgezogen, kam nun zu Benji, setzte sich auf die verknuddelte Bettdecke und fing an zu erzählen: „Ja, meine Adoptiveltern haben mir alles an meinem Geburtstag vor zwei Tagen erklärt. Früher sagten sie immer, meine richtigen Eltern wären bei einem Autounfall gestorben und ich hätte keine Verwandten mehr. Ein Teil davon stimmte ja, Livian, unser Dad, ist ja bei einem Autounfall gestorben, doch der Rest war völliger Schwachsinn. Als ich an meinem 13. Geburtstag von meinen Adoptiveltern erklärt bekam, dass Lilith, unsere Mum, in einer Irrenanstalt ist und dass ich einen Zwillingsbruder in L.A. habe, bin ich völlig ausgerastet, habe die Telefonnummer von unserem Opa Taro herausgefunden, ihn angerufen und gefragt, ob es okay wäre, wenn ich euch mal besuchen würde. Dann bin ich mit dem nächsten Flieger nach L.A. geflogen. Taro wusste schon Bescheid, bevor ich angerufen habe, doch er hat dir nie etwas erzählt, oder?“

„Nein“, verkündete Benji, „hat er nicht.“

„Ich hatte nie die leiseste Ahnung, dass es dich gibt. Meine Adoptiveltern haben mir dann erzählt, dass unsere Eltern gar nicht wussten, dass es Zwillinge werden, und als wir dann kamen, wurde es ihnen zu viel und sie gaben ein Kind zur Adoption frei. Schließlich kamen sie ja nicht einmal mit einem Kind zurecht, und als Dad starb und Mum in die Irrenanstalt musste, gaben sie dich an Opa Taro weiter. Sie alle beschlossen, es mir am 14. Geburtstag zu erzählen, weil ich dann schon alt genug wäre. Ich kann es einfach nicht fassen, dass sie uns getrennt haben. Ich bin so wütend auf unsere Eltern“, fauchte sie.

„Das kann ich ja verstehen. Ich bin auch total wütend auf Taro und unsere Eltern, aber sieh es doch mal so. Wenigstens haben wir uns jetzt kennengelernt und nicht erst in zehn Jahren oder später“, erwiderte Benji.

„Ja, du hast ja recht, Bruderherz. Gehen wir ins nächste Café, trinken einen heißen Kakao mit extra viel Schlagsahne, das ist nämlich mein Lieblingsgetränk? Dann können wir uns die ganzen Geschichten erzählen, die wir erlebt haben“, meint Yara.

„Ja, ich liebe Kakao und Schlagsahne! Ich kenne ein gutes gleich um die Ecke, da war ich mit Mum immer am Sonntagnachmittag, als es ihr noch besser ging“, entgegnete Benji.

Die beiden rannten um die Ecke in das Café, bestellten für jeden drei Portionen heißen Kakao mit extra viel Schlagsahne und plauderten den ganzen langen Tag bis zum späten Abend hin. Seit diesem Tag schworen sich die beiden, sich nie mehr trennen zu lassen, egal, was passieren würde, denn sie würden die dicksten Freunde, die man sich nur vorstellen könnte.

Gegen neun Uhr abends schloss das Café und Yara und Benji mussten nach Hause. Als sie aus dem Café rauskamen, war es schon stockdunkel, eiskalt und sehr nebelig, dabei war es erst Juni. Sie liefen rasch die engen, kleinen Gassen entlang und bogen dann um die Ecke. Außer ein paar Autos, die auf der Straße fuhren, und den Bäumen, die im kalten Wind rauschten, war nichts zu hören.

Plötzlich flackerte das Licht von ein paar Straßenlaternen und die beiden konnten gerade noch sehen, wie eine dunkle, unheimliche Gestalt neben ihnen durch die Lichter huschte. Die Person hatte schwarze Kleidung an, dunkles, gelocktes Haar und in der rechten Hosentasche konnte man die Umrisse einer Pistole erkennen. Im Licht der Straßenlaternen erschien es, als bestünde dieser Mensch nur aus Nebel. Yara und Benji blickten noch einmal nach hinten, und als die Gestalt die beiden plötzlich bemerkte und ihnen folgte, rannten Yara und Benji, so schnell sie konnten, in die Richtung ihres Schlosses. Sie bogen um die Ecke ab und da schrie Yara unerwartet auf: „Aaaahhhhh!“

Benji drehte sich hektisch um. Yara war gestolpert. Sie saß am Boden wie ein verkrüppeltes Irgendetwas und umklammerte ihren Fuß. „Ich denke, er ist gebrochen!“, stammelte Yara.

„Komm, Yara, streng dich an! Wir müssen weiterlaufen, wenn uns diese unheimlich gruselige Gestalt mit der Pistole erwischt, dann sind wir dran!“, quasselte Benji hilflos.

Yara versuchte vergeblich, aufzustehen, doch sie fiel immer wieder hin. Benji unterstützte sie verzweifelt an den Armen, aber sie kamen nur ganz langsam voran. Nun waren es geschätzt nur mehr zehn Meter, bis die furchtbare Gestalt sie eingeholt hatte. Benji nahm Yara huckepack und rannte mit ihr los. Nach wenigen Sekunden war Benji schon im Garten seines Opas angelangt. Er rannte durch die Autowerkstatt und knallte die Türe hinter sich zu. Sie waren in Sicherheit! Eines wussten sie jetzt schon, dass diese Figur nichts Gutes im Schilde führte.

Später, als sie sich beruhigt hatten, saßen sie mit ihrem Opa Taro auf der gemütlichen Couch und aßen Pommes mit Ketchup zum Abendessen. Die schwarz gekleidete Person mit der Pistole in der rechten Hosentasche hatten sie schon längst wieder vergessen. Sie plauderten über die Eltern der Zwillinge.

Neugierig fragte Yara: „Opa Taro, weißt du eigentlich, wie unser Dad Livian ausgesehen hat?“

„Ja, und zwar bis ins kleinste Detail. Wisst ihr, euer Vater war mal im Gefängnis, er hat nämlich jemanden unschuldigen und nur aus Lust gefoltert und dann ermordet. Und ich habe ihn an die Polizei verraten. Nun hasste er mich und sagte, es gäbe Rache, doch bis jetzt ist nichts passiert. Aber seht es euch selbst an“, nuschelte Opa Taro und übergab ihnen ein Fotoalbum von Livian.

Yara und Benji flitzten blitzschnell in ihr Zimmer und schlugen das verstaubte Fotoalbum auf. Auf der ersten Seite stand:

Fotoalbum von Livian-Peter Klow.

Das Papier war schon so dreckig und verstaubt und die Schrift so verschnörkelt, dass es sehr schwer zu entziffern war. Keiner der beiden hatte gewusst, dass Livian mit zweitem Namen Peter hieß. Sie blätterten weiter, sahen viele nette, dunkelhaarige Livian-Peters, doch auf einer Seite fanden sie die Sterbeurkunde von Livian Peter. Sie waren kurz davor, weiterzublättern, als Yara zufällig etwas ins Auge stach.

„Sie mal da!“, sagte sie und las lauthals vor: „Sterbeurkunde von Livian-Peter Klow. Sterbedatum: Kann man nicht genau sagen, vermutlich der 17. Juni 2005, Grund: Im Moor mit Auto versunken, Leiche war nicht auffindbar.“

Benji brachte nur ein paar Worte heraus und stotterte: „Ddd…as heißt also unser Ddd…aad könnte iiiii…mmer noch leben?“

„Haarnadelscharfgenau“, bemerkte Yara.

Benji drehte das Buch um und da fiel plötzlich ein Blatt Papier heraus. Es war ein Zeitungsartikel. Eine Vermisstenanzeige aus dem Jahre 2005. Die Schlagzeile war:

Wer hat diesen Mann gesehen?

Darunter klebte ein Bild von einer schwarzen Gestalt. In der rechten Hosentasche konnte man die Umrisse einer Pistole erkennen und die Person trug schwarze herabfallende Kleidung. Genauso hatte der Mann ausgesehen, den sie heute gesehen hatten.

Eine lange Weile fragten sie sich, wer diese Gestalt nur sein konnte. Dann liefen sie schnell sie die alte und fast zusammenbrechende Treppe runter und waren auf dem Weg ins Wohnzimmer, um zu fragen, ob Opa Taro mehr über diese Gestalt wusste. Schon kurze Zeit später hörten sie einen Schuss. Mutig, aber erschrocken schlichen sie den weißen, langen Korridor entlang. Es ertönte noch ein Schuss und kurze Zeit später noch einer. Zum Schluss schrie jemand so schrill, dass es ihnen eiskalt über den Rücken lief und sie Gänsehaut bekamen.

Langsam gingen sie den Gang weiter entlang und blickten um die Ecke. Was sie sahen, ließ sie blass werden. Yara war die Mutigere von beiden. Sie hielt Benji an der Hand und rannte um die Ecke und kniete sich hin und klagte: „Nein, nein, nicht Taro, nicht Taro!“ Vor ihnen lag Taro tot auf dem Wohnzimmerboden. Er lag da, seine Augen waren weit geöffnet. Von der brüchigen Decke tropfte Wasser herab und ihm strömte Blut aus seinem Hinterkopf. Taro fühlte sich kalt an und sein Herz pochte nicht mehr. Blut überschwemmte den Wohnzimmerboden. Jeder, der Opa gekannt hatte, wusste, dass er nicht besonders gläubig gewesen war und deswegen auch nicht an die Hölle und den Himmel glaubte. Doch irgendwie sah es jetzt so aus, als würde seine Seele in den Himmel steigen.

Obwohl es erst gestern gewesen war, dass Yara Opa Taro kennengelernt hatte, kam es ihr so vor, als kannte sie ihn schon ihr ganzes Leben. Ein leichter Strahl wie von einem roten Scheinwerferlicht drang durch das Fenster auf die Leiche. Es war Vollmond. Blutvollmond.

Yara, immer noch mit Benji an der Hand, trauerte um ihren Opa. Tränen über Tränen platschten auf den blutverschmierten Wohnzimmerboden nieder. Benji lehnte sich über seinen Opa, als er dabei etwas Hartes, Langes hinter Opa Taros Kopf bemerkte. Benji zog es hervor und zeigte es Yara. Es war eine Pistole. Eine schwarze, lange Pistole. Er nahm sie in die Hand und untersuchte, ob irgendetwas Verdächtiges auffiel. Doch er konnte nichts finden.

Schritte unterbrachen die Stille. Wenige Sekunden später tippte jemand Yara auf die Schulter. Sie wollte schreien, doch eine unsichtbare Hand schien ihren Hals zu würgen, sie brach kein Wort über die Lippen, also atmete sie zweimal tief ein und aus und drehte sich dann blitzschnell um.

Inzwischen hatte auch Benji gemerkt, was passiert war, und drehte sich um. Yara fiel in Ohnmacht. Benji konnte sie gerade noch halten und legte sie sanft auf den Teppich, der im Flur lag. Er beschloss, nicht gleich in Panik auszubrechen. Doch dann geschah etwas unglaublich Komisches.

Die Person griff nicht an oder tat sonst irgendetwas in der Art, sondern fiel rückwärts zu Boden und krächzte nur kaum hörbar: „BENJI JOEL!“

Benji traute sich nicht, eine Bewegung zu machen. Zum Glück kam nun Yara wieder zu sich und ging zu Benji hinüber. „Lebt er noch?“, fragte sie.

„Ich glaube nicht“, antwortete Benji. Benji blieb ganz plötzlich der Mund offen und er starrte nur auf einen Punkt.

„Was ist denn, Benji?“, fragte Yara verzweifelt.

Lautlos zeigte er mit nur einem Finger auf die Jackeninnenseite des Mannes, denn ein kleines Stückchen der Jacke war umgeklappt, als die Gestalt umfiel. Dort stand in einer kleinen Ecke gut sichtbarer und von Hand geschriebenen Buchstaben: J.P.K..

Und als sie in der stockdunklen Nacht durch das Fenster plötzlich einen Regenbogen erkennen konnten, wussten sie: Das war nicht das Ende ...

Anja, 12 Jahre, aus Götzis, Österreich.

*

Der kleine Detektiv

Am 13.1.1916 – angeblich ein Unglückstag –, schlich mal wieder der kleine Ganove Paul in der kleinen elften Gasse linkisch herum. Dieses Mal war es ein Schmuckdiebstahl, die Betroffene war Frau Müller. Sie war schon alt, also umso besser für Paul. Frau Müller rannte ihm hinterher, doch Paul kam davon.

Zwei Monate später

Paul war immer noch nicht geschnappt. Unser berühmter Mr Sherlock Holms versuchte sein Glück – doch kein Ergebnis. Doch da gab es ja noch den kleinen Detektiv Max. Max war schon zehn Jahre alt.

Eines Tages fragte Max seine Eltern: „Bitte, bitte, bitte kann ich den Dieb fangen?“

Seine Eltern lachten: „Ha hi, hi, hi, hi, hi du ... du ... du und ein Dieb haha, haha, da kann man ja aber wirklich nur lachen hahihohohohoho. Du wirst keinen Dieb fangen.“

Seine Mutter sagte: „Oh! Schon so spät! Wir müssen los.“ Seine Mutter gab ihm noch einen dicken Schmatzer auf die Wange und dann gingen sie.

Somit war Max ganz allein zu Hause. Und da es jetzt ja auch keinen Papa gab, der ihm verbieten konnte, den Dieb zu fangen, machte sich Max auf die Suche nach Paul, dem kleinen Ganoven.

Max ging noch mal zum Tatort.

Und siehe da, Paul versteckte sich hinter einem Busch. Er schien traurig zu sein.

Max fragte: „Was ist denn los Paul?“

„Na ja ... ich will gar kein Dieb mehr sein“, sagte Paul.

Max antwortete: „Dann sei halt kein Dieb mehr.“

„Und wie bekomme ich dann etwas zu essen und zu trinken?“

Max gab Paul etwas Taschengeld von letzter Woche.

„DANKE!!!“ Paul strahlte innerlich.

Fünf Tage später

Max’ Eltern kamen von ihrer Fortbildung zurück. Paul und Max waren nun die allerbesten Freunde und alle lebten glücklich bis ans Ende der Zeit.

Sophia, 8 Jahre, aus Heilbronn, Deutschland.

*

Kommissar Kartuschke und ein Fall, der sich gewaschen hat!

Kommissar Kartuschke überquerte das Gelände der Sonnenblumen-Grundschule. Am Eingang begrüßte die Direktorin ihn spitz. Er ließ den Kopf hängen und dachte „Oh nein, die strenge Frau Tulpengrün, das ist ja wie früher!“

„Tut mir leid“, murmelte er kleinlaut.

Sie erwiderte nichts, drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Schule. Der Kommissar folgte ihr eilig und fragte: „In welcher Klasse ist es denn passiert?“

„In der Klasse 3b! Aber dies ist nicht der erste Vorfall dieser Art, auch aus der 4d und der 3a gab es in den letzten Wochen unerfreuliche Nachrichten. In der 1c wurden sogar während der Pause die Stühle umgeworfen und etliche Pausenbrote entwendet.“

Kommissar Kartuschke fragte: „Sicher kein Schülerstreich?“

Frau Tulpengrün wies ihn streng zurecht: „Erstens hast du doch wohl bei mir gelernt, in ganzen Sätzen zu sprechen, und zweitens: Wäre es ein Schülerstreich gewesen, hätte ich dich nicht gerufen!“

Sie kamen vor einem Klassenraum an. An der Tür stand in sehr ordentlicher Schreibschrift: Klasse 4b. Die Direktorin wandte sich dem Kommissar zu: „Wir vermuten den Täter in dieser Klasse. Der Schüler Max Paukenschlag fällt schon seit Längerem durch unangemessenes und störendes Verhalten auf.“ Sie betraten das Zimmer. Ein Junge malte gerade ein Bild an die Tafel, alle anderen Kinder machten ruhig ihre Aufgaben. Frau Tulpengrün zeterte: „MAX PAUKENSCHLAG! SOFORT AN DEINEN PLATZ!“

Kommissar Kartuschke zuckte heftig zusammen. So war er oft von Frau Tulpengrün zurechtgewiesen worden: Sie war nämlich seine frühere Klassenlehrerin gewesen.

„Wie oft habe ich dir nun schon gesagt, du sollst nicht an die Tafel malen? Und was ist das überhaupt?“

Max sah der Lehrerin frech ins Gesicht. „Das sollen Sie sein, Frau Rosenblau!“

„MAX, setz dich an deinen Platz, ich habe mit dir zu reden“, befahl die Direktorin streng. Max schüttelte den Kopf. Frau Tulpengrün wandte sich an die Klasse: „So, jetzt ab in die Pause.“ Alle Kinder rannten nach draußen, unter ihnen auch Max. „Max, du bleibst hier! Ich möchte dir jemanden vorstellen.“

Der Junge blieb stehen und kam zu ihnen herüber, aber nicht, ohne einige Schüler anzurempeln. „Und?“, fragt er.

„Max, das ist Kommissar Kartuschke. Ich habe ihn eingeladen und er soll wie du ihn ganzen Sätzen sprechen!“, erklärt Frau Tulpengrün.

„Hallo Max, ich bin Kommissar Kartuschke. Deine Lehrerin hat mich eingeladen“, sagt er freundlich und streckt Max die Hand hin.

„’n langweiligen Tag“, nuschelte der Junge. Frau Tulpengrün sah ihn mit hochgezogenen Brauen an und schüttelte den Kopf. Der Junge fragte. „Und wieso soll ich jetzt mit diesem Mann reden, Frau Lilienrot?“

„Weil du vielleicht mehr über die unschönen Diebstähle und Verwüstungen in den Klassen unserer Schule weißt. So kann kein Schüler lernen, Füller verschwinden, Radiergummis und Schuhe ebenso!“, erwiderte die Direktorin.

Max Paukenschlag sagte: „Na und, dafür kann ich ja nix.“

Kommissar Kartuschke fragte ihn: „Wo warst du denn zum Beispiel, als in der letzten Woche in der 1c der Klassenraum während der Pause verwüstet wurde?“

Max wurde blass: „Beschuldigst du etwa mich?“

Ernst blickte der Kommissar ihn an: „Na ja, wie ich dich hier gerade so kennenlerne, spricht ja viel dafür. Im Übrigen erwarte ich, dass du mich ab jetzt siezt. So, und nun erzählst du mir, wo du letzte Woche gewesen bist!“

Max stammelt: „Entschuldigen Sie, ich muss überlegen … letzte Woche war ich krank. Frau Tulpengrün, Sie haben doch die Entschuldigung meiner Mutter bekommen?“

Zum ersten Mal wirkte die Direktorin verlegen: „Äh, tja, nun das ist eine unschöne Situation …, aber ich fürchte, der Junge hat recht.“

In dem Moment hörten sie unter dem geöffneten Fenster ein lautes Rascheln. „Pst!“, flüsterte Kommissar Kartuschke. „Das könnte unser Täter sein, wir ertappen ihn auf frischer Tat!“

Alle drei schlichen auf leisen Sohlen zum Fenster und sahen erwartungsvoll hinaus ... und sahen … einen Waschbären, der gerade auf einem Pausenbrot herumkaute. Unter seiner Pfote lugte ein Bleistift hervor. Der Kommissar begann zu lachen. Der Waschbär erschrak, sah zum Fenster und ergriff die Flucht, das Pausenbrot nahm er allerdings mit.

„Da haben wir ja den Übeltäter. Ich befürchte nur, dass hier die Polizei nichts ausrichten kann. Sie, liebe Frau Direktorin, verständigen am besten den Tierschutzverein und lassen sich beraten, was in so einem Fall zu tun ist.“

Max wollte sich gerade leise davonschleichen. „Max!“, rief der Kommissar. „In Zukunft benimmst du dich wohl besser, damit wir uns möglichst nicht wiedersehen.“

Frau Tulpengrün guckte säuerlich auf die Stelle, an welcher der Waschbär seine Schätze gehortet hatte. „Max, da habe ich dir unrecht getan, bitte entschuldige.“

Max grinste erleichtert.

„Aber die Aufgaben, die du heute nicht gemacht hast, wirst du trotzdem bis morgen nachholen! Verstanden?“

Max’ Grinsen erlosch.

Der Kommissar zwinkerte ihm zu und sagte: „Das war ja mal ein Fall, der sich gewaschen hat!“

Jette, 10 Jahre, aus Oldenburg, Deutschland

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Die verschwundenen Schularbeiten

Frau Kluge, die Lehrerin der 4c, kam in die Klasse, legte ihre Tasche auf den Lehrertisch und fing mit dem Unterricht an. „Guten Morgen, Kinder, heute bekommt ihr eure Schularbeiten zurück. Ich habe es gestern noch geschafft, sie zu korrigieren“, sprach die Lehrerin. Sie öffnete ein Fach des Lehrertisches, doch sie konnte die Tests nicht finden. Dann schaute sie in ihre Lehrertasche, doch da waren sie auch nicht. Die Kinder guckten schon verwirrt, dann sagte Frau Kluge: „Ich kann die Prüfungen nicht finden. Sie sind verschwunden.“

Alle waren geschockt. Wie konnten 22 Schularbeitenhefte einfach verschwinden? Die Lehrerin grübelte und flüsterte noch etwas von einem Schlüssel, dann setzte sie den Unterricht fort und meinte, sie würde der Sache auf den Grund gehen.

In der Hofpause liefen alle Kinder in den Garten. Lisa und Lana gingen zu einem Platz, an dem sie gemütlich sitzen konnten, dort plauderten sie: „Ich kann noch immer nicht glauben, dass unsere Schularbeiten einfach jemand aus unserer Klasse gestohlen hat.“

„Ich auch nicht. Dabei war ich schon so gespannt, welche Note ich haben würde.“

Plötzlich stand vor den Mädchen eine junge, schöne, braunhaarige Dame, die einen braunen Mantel anhatte. Sie räusperte sich und begann zu reden: „Hallo, ich bin die Schwester von Frau Kluge und würde gerne zu ihr. Könnt ihr mich hinbringen?“ Die Freundinnen begleiteten sie zu ihrer Lehrerin und gingen dann wieder.

„Hallo Kathrin, danke, dass du so schnell gekommen bist. Also die Schularbeiten, die unsere Klasse geschrieben hat, wurden gestohlen und ich bin mir sicher, dass es jemand aus der Klasse war. Anders kann ich mir das nicht erklären“, meinte Isabella zu ihrer Schwester.

„Nichts zu danken, ich bin immer gerne für meine kleine Schwester da. Also fangen wir an. Du hast mir am Telefon schon drei Verdächtige genannt, die werden wir nach der Reihe zu uns holen und sie befragen. Fangen wir mit Nico an.“

Als der Junge hereinkam, setzte er sich schüchtern vor die beiden Damen und wurde von der Privatdetektivin gefragt: „Wo warst du gestern nach der 5. Stunde?“

„Ich war draußen im Schulhof und habe mit Lea Verstecken gespielt“, meinte er ängstlich.

Der Nächste war Leon. Ihm wurde die gleiche Frage gestellt und seine Antwort war: „Ich bin aufs Klo gegangen, und als ich rauskam, habe ich den Lukas gesehen. Ich habe ihn dabei beobachtet, wie er die Schularbeiten und das Blatt mit den Noten, das Frau Kluge im Schreibtischfach hatte, in seinen Rucksack eingepackt hat und davongelaufen ist.“

Also wurde Lukas geholt und ebenfalls befragt: „Ich bin gleich nach Hause gegangen und meine Mutter kann das bestätigen.“

„Der Fall ist gelöst“, erklärte die Detektivin selbstbewusst.

Am nächsten Tag musste Leon die Schularbeiten zurückgeben und die Kinder fragten verblüfft: „Wie seid ihr dahintergekommen, dass es Leon war?“

„Nico, Leon und Lukas hatten ein Motiv, weil sie eine schlechte Note geschrieben haben. Deshalb kamen sie infrage, aber Nico und Lukas hatten ein wasserdichtes Alibi und Leon nicht. Und wer andere beschuldigt, macht sich immer auch selbst verdächtig.“

Amina, Graz, Österreich

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Die räuberischen Feen

Ganz in Schwarz gekleidet waren die kleinen Feen Brietta, Fiona und ihre Freundinnen, als sie im Morgengrauen vor einem Haus standen. Geräuschlos flogen sie durch das offenstehende Fenster des rosafarbenen Hauses in der Rosenallee.

„Wir machen alles, wie besprochen!“, flüsterte Brietta noch, bevor alle auf das teure Klavier in der Mitte des Wohnzimmers flogen. Der riesige schwarze Flügel war ein Steinway und Sons-Flügel. Die Feen verteilten sich unter dem Klavier und an den Seiten. Dann hoben sie es mit vereinten Kräften hoch und fingen an, langsam auf die Tür zu zufliegen. Da Feen das hundertfache ihres eigenen Gewichtes tragen können, war es leicht für sie, das Klavier zu transportieren. Außerdem kam noch dazu, dass Brietta, Fiona und ihre Freundinnen professionelle Räuber waren. 366 Klaviere hatten sie schon gestohlen und für teures Geld verkauft.

Nun also sollte der Steinway des Komponisten Elrik Johannsen gestohlen und verkauft werden. Aber erst einmal mussten sie das Klavier aus dem Haus bekommen.

Sie waren fast an der Tür angelangt, als eine andere Tür knarrte. „Was passiert hier?“, schrie ein aufgebrachter Elrik Johannsen.

Abrupt drehten sich die Feen um und starrten den, nur in Pyjama gekleideten, Herrn Johannsen an. Herr Johannsen starrte mit weit aufgerissenen Augen zurück.

Da ergriff Fiona das Wort. Sie war eine zarte, blondhaarige Fee mit zu vielen Sommersprossen auf dem Gesicht. „Feen, Abflug!“, rief sie und zusammen flogen sie weiter, doch Herr Johannsen hielt sie auf.

„So geht das nicht!“, rief er. „Das ist mein Klavier. Was wollt ihr überhaupt damit?“

Brietta und Fiona tauschten einen Blick aus. Der Mann sah nicht so aus, als ob er sie verhaften lassen würde, also antwortete Brietta: „Wir verkaufen Klaviere, um Geld zu machen.“

„Sind alle Feen Räuber?“, fragte Herr Johannsen erschrocken. Er hatte gedacht, dass Feen eher hilfsbereit seien.

Fiona schüttelte den Kopf. „Nein. Wir sind eigentlich Hausfeen, aber niemand will uns für sich arbeiten lassen, weil alle denken, dass wir nichts können. Deswegen sind wir Räuber geworden.“

Verwirrt runzelte Herr Johannsen die Stirn. Er schaute sich in seinem Haus um. Überall lag Staub, die Pflanzen waren eingegangen und der Essenstisch war schmutzig. Herr Johannsen hatte einfach keine Zeit, sauber zu machen, weil er als Komponist so viel zu tun hatte. Innerhalb von Sekunden formte sich eine Idee in seinem Kopf. „Wie wäre es damit, wenn ich euch einstelle?“, fragte er. Fiona und Brietta schauten sich verwundert an. Das hatte ihnen noch nie jemand angeboten. Brietta rief laut: „Besprechung!“

Sofort bildeten die Feen einen Kreis und flüsterten. Kurz darauf drehten sie sich um. „Wir nehmen das Angebot an.“

Da freute sich Herr Johannsen. „Aber ihr lasst mein Klavier jetzt hier, oder? Und hört auf zu stehlen?“

Fiona nickte. „Ja. Jetzt haben wir ja wieder eine Aufgabe.“

Gleich darauf machten sich die Feen daran, das Klavier wieder an seinen Platz zu bringen, und fingen dann sofort an, Staubwedel zu holen und zu putzen. Sie teilten sich auf. Ein paar kümmerten sich um die Pflanzen, noch ein paar putzten und die restlichen reinigten den Tisch. Bald darauf wurde es hell und das Haus war so sauber, dass alles glitzerte und funkelte. Herr Johannsen freute sich sehr und machte gleich eine Teeparty mit den Feen, mit ganz viel Kuchen.

Marie-Sophie, 15 Jahre, aus Dresden, Deutschland

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Das Verbrechen um Niklas Wilson

Leise und langsam schlich ich durch den Flur. Mia war dicht an meiner Seite. Ich guckte sie an. Sie öffnete die Tür. Ein kalter Lufthauch zog uns entgegen. Wir hörten ein leises Wimmern. Das musste er sein. Lautlos schritten wir vorwärts. Da saß er, zusammengekauert in der Ecke und kaum ansprechbar. Meine Schwester war sofort bei ihm. Sie löste ihm die Fesseln. Plötzlich drang ein Geräusch an unsere Ohren. Wir hielten den Atem an. Ich zog Niklas und Mia hinter ein Regal. Die Tür knackte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ein Gesicht erschien in der Tür.

Eine Jungenstimme fragte sanft: „Niklas, bist du hier?“

Mia neben mir atmete erleichtert auf.

Wieder fragte die Stimme des Jungen: „Ist da jemand?“

Ich war erstaunt, die Stimme klang sehr entschlossen und nicht gerade ängstlich. Mia trat ins schwache Licht, ich wollte sie zurückziehen, doch da war es schon zu spät. Auch Niklas trat jetzt vor. Die Stimme zeigte sich nun auch im Licht. Er war ungefähr in unserem Alter, hatte kurze braune Haare und wunderschöne tiefblaue Augen.

„Simon?“, fragte Niklas etwas aufgeregt, jedoch auch erleichtert. Ich erschrak – Mia hatte einen Revolver an der Schläfe. Ich drückte meinen Körper an die Wand und kniff die Augen zusammen. Mir stockte der Atem.

Ich hatte oft einen großen Angstschub durch ein Erlebnis in meiner Kindheit. Viele aufgeregte Männerstimmen drangen an mein Ohr, es klang wie ein Flüstern. Mir wurde schwindelig und ich bekam starke Kopfschmerzen. Ich hielt mir die Ohren zu und stürzte auf den Boden. Ich wurde ohnmächtig. Eine weiche Berührung löste mich aus meiner Starre. Mein Körper zitterte vor Kälte.

Da hörte ich Simon fragen: „Ist alles in Ordnung?“

Ich bewegte mich nicht. Er meinte daraufhin: „Oh Gott, du bist ja ganz bleich!“ Er nahm meine Hand und half mir auf.

„Ein paar Männer haben Mia und Niklas weggebracht“, sagte er entsetzt. Wir traten einen Schritt vor das Regal. Alles war dunkel. Mein Fuß war eingeschlafen, er schmerzte. Schließlich wagten wir es bis zu der Tür. Simon machte mir eine Geste, dass er vorgehen würde. Ich nahm jedoch seine Hand, hielt ihn zurück und sagte daraufhin: „Wenn, dann gemeinsam!“ Er lächelte mich an. Meine Wangen fingen an zu glühen. Er zog mich mit.

Als wir eine Weile den Gang entlanggelaufen waren, fragte mich Simon: „Du bist Lisa, die zweieiige Zwillingsschwester von Mia, oder? Ich bejahte. Wir liefen schweigend weiter. Wenn ich ihn anguckte, lächelte er nur freundlich zurück. Irgendwann fing er an zu kichern. Warnend legte ich meinen Finger auf die Lippen, er machte ein ernstes Gesicht. Ich schmunzelte und dreht dabei meinen Kopf weg. Jetzt kam der Moment – der Gang endete an einer schweren Eisentür. Hinter der Tür waren leise Stimmen zu vermuten.

Nach einer Weile gab mir Simon ein Zeichen. Ich nickte und drückte die Klinke. Es passierte nichts. Wir begaben uns weiter in den Raum. Hier standen überall Kessel. Da saßen Mia und Niklas. Simon und ich stürmten sofort los. Wir banden Mia und zum zweiten Mal an diesem Tag auch Niklas die Fesseln auf. Meine Schwester fiel mir in die Arme. Wir hielten uns eine Ewigkeit fest. Ich löste mich. Dann schlug ich vor, dass wir die Bande nicht einfach so davonkommen lassen sollten. Die anderen stimmten mir zu.

Wir entwickelten einen Plan. Mia und Niklas stellten sich hinter die Tür. Simon und ich suchten Sachen zusammen, die die Umrisse zweier Menschen darstellten. Wir bauten die Dinge an der Stelle auf, an der die beiden vorhin gesessen hatten. Zum Schluss legten wir die Decke wieder darüber. Wir gingen hinter zwei Kisten in Deckung, doch dann stoppte ich. Was sollten wir machen, wenn wir sie hatten? Konnte es sein, dass es noch andere Leute hier in dem Gebäude gab? Ich gab den anderen Bescheid.

Mia rannte los, um unseren Onkel zu holen, der war Polizist. Ich hingegen fühlte mich dieses Mal stark. Ich konnte eine Gruppe führen und stand nicht einfach so da. Simon nahm den Platz von Mia ein. Die Männer kamen. Als sie ein Stück nach vorne gegangen waren, schlugen die Jungs die Tür zu und schlossen ab. Die Männer kamen auf mich zu. Wie konnten wir nur vergessen, dass diese mich auch entdecken konnten?

Ich rannte zu der anderen Tür, es ertönte ein Knall, ein Schuss hatte sich gelöst. Er streifte mein Bein. Ich schlug die Tür hinter mir zu und brach in der Kammer zusammen. Es hämmerte gegen die Tür. Mein Kreislauf explodierte.

Als ich wieder aufwachte, hörte ich besorgte Stimmen: „Ich hatte einen Schuss gehört, hoffentlich ist Lisa nichts passiert.“ Das war doch Simon. Es kratzte an der Tür. Simon stürmte mir entgegen und umarmte mich erleichtert. Er lächelte mich an. Ich humpelte gestützt mit ihm zusammen nach draußen. Die Gangster saßen in vielen Polizeiautos verteilt. Unsere Eltern waren auch da und rannten auf mich zu.

Später erfuhr ich noch, dass Niklas aus einer Familie stammte, die ein Betriebsgeheimnis hütete, und dass der Grund für seine Entführung war. Von nun an waren wir vier ein unzertrennliches Detektivteam.

Luise, 11 Jahre, aus Berlin, Deutschland

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Die Birnenfälscher

In Waldkirchen am Birnbach wohnte Lisa Wandbach. Heute kam Lena Wischenreiher zu Lisa. Am Nachmittag kamen Birnenverkäufer. Die Typen sahen sehr komisch aus, fast wie Chinesen. Lena und Lisa kauften Birnen, gleich zwei Kisten. Zum Abendessen probierten sie die Birnen. „Sie schmecken scheußlich!“, sagte Lisa. Auch Lena verzog das Gesicht. Plötzlich wusste Lena, was da vor sich ging.

Lena sagte zu Lisa: „Hey Lisa! Ich weiß, wer das war. Die Typen habe ich schon mal an der Birnenallee am Birnbach gesehen.“

„Ja, stimmt. Lena, das sind unreife Birnen. Sie sind Birnenfälscher. Wir müssen uns auf die Lauer legen und mehr über sie herausfinden.“ Lisa und Lena stiegen auf die Räder und fuhren zum Supermarkt. Dort sahen sie, dass zwei Kisten Birnen nur die Hälfte kosteten. Jetzt waren sie ganz sicher, dass es Betrüger waren. Dann ging es zur Polizei. Eine junge Polizistin sagte: „Ich gehe mit euch zu der Birnenallee am Birnbach. Dort beobachten wir sie.“

Als Lena, Lisa und die Polizistin Silke am Birnbach bei der Allee waren, suchten sie ein Versteck. Sie entschieden sich, hinter die Hecke zu kriechen. Als es dunkel wurde, wollten die drei nach Hause gehen. Doch da sahen sie plötzlich Scheinwerfer in der Dunkelheit. Schnell huschten sie in ihr Versteck zurück. Der Lieferwagen hielt. Nun stiegen die Birnenverkäufer aus. Sie pflückten unreife Birnen. Silke fotografierte jeden der Männer und schrieb das Autokennzeichen auf.

Am nächsten Morgen holte Silke die Mädchen bei Lisas Eltern ab. Sie berichtete ihnen: „In der Polizeiwache wurde mir erzählt, dass in der Birnenallee am Birnbach von Herrn Grünspecht Birnen gestohlen wurden.“

Am Abend kamen die Birnenfälscher wieder zur Birnenallee. Lena, Lisa, Silke und Herr Grünspecht saßen auch jetzt hinter der Hecke. Hinter einer Mauerer warteten auch schon andere Polizeibeamte. Silke und ihre Kollegen schnappten sich die Betrüger und verhafteten sie.

Letizia, 7 Jahre, aus Eichstätt, Deutschland

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Die verschwundene Zeugin

Es war 11:00 Uhr abends. Ich konnte nicht einschlafen. Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei aus dem Nachbarhaus. Ich erschrak fürchterlich, doch ich war zu neugierig, um einfach weiter im Bett liegen zu bleiben. Deshalb stand ich auf und schaltete die Nachttischlampe an. Vorsichtig schaute ich aus dem Fenster und konnte draußen einen Lichtkegel erkennen, der von einer Taschenlampe stammte. Er leuchtete hin und her, doch dann hielt er plötzlich inne und leuchtete direkt in meine Richtung. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, welche Angst ich hatte! Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war ganz starr vor Schreck. Doch trotzdem schaffte ich es irgendwie, die Polizei zu rufen.

Kurze Zeit später ertönte ein Martinshorn. Doch sie waren zu spät. Die unbekannte Person mit der Taschenlampe war natürlich sofort abgehauen, als sie die Sirene gehört hatte. Sie hatte ein Auto am Straßenrand geparkt, in das sie reingesprungen und davongebraust war. Blöderweise war es zu dunkel und ich konnte das Kennzeichen nicht erkennen. Nur eines wusste ich: Das Auto war ein roter Porsche gewesen.

Ich begleitete die Polizeibeamten zum Tatort und erzählte ihnen, was ich beobachtet hatte. Die Haustür war aufgebrochen und überall lagen Glasscherben. Die Polizisten fanden davor Fußabdrücke, währenddessen untersuchten die anderen das Haus von innen. Im Wohnzimmer entdeckten sie eine blutige Leiche. Ich schwankte. Schnell hielt ich mich an einem Regal fest, um nicht umzukippen. Meine Knie zitterten und ich wurde blass im Gesicht. Ein Polizist hatte bemerkt, dass es mir nicht gut ging, und brachte mich zurück nach Hause.

Am nächsten Morgen trat ich heftig in die Pedale. „Nur noch ein paar Meter“, murmelte ich. Endlich, ich war da! Vor mir stand ein großes Backsteingebäude mit vielen Türmen, die hoch in die Luft ragten. An der Seite stand ein Schild: Bergschule.

Ich schob mein Rad zu den Fahrradständern und wollte es anschließen. „Wo ist denn jetzt mein Fahrradschlüssel?“, fragte ich mich halblaut und wühlte in der Tasche. In diesem Moment ertastete ich etwas aus Metall. Ich zog den Gegenstand aus der Tasche und atmete erleichtert auf. Mein Fahrradschlüssel war ganz nach unten in die Tasche gerutscht. Als ich endlich das Rad angeschlossen hatte, ging ich in das Gebäude hinein und dann die vielen Treppen nach oben. Ich stöhnte laut, als ich endlich oben angekommen war. Danach klopfte ich an einer der Holztüren.

Ich lauschte. Keine Antwort. Alles still.

Langsam drückte ich die Klinke herunter. Ich sah einen großen Raum mit vielen Tischen und Stühlen. Aus den Fenstern konnte man die riesengroße Schulwiese sehen. Hinter dem Pult stand eine Tafel und an den Wänden hingen bunte Bilder. Das war der Klassenraum der 8a. Ich setzte mich auf einen der Stühle und schaute auf die Uhr. „Gleich 8 Uhr“, dachte ich.

Immer mehr Kinder strömten in die Klasse. Es gongte, aber statt Frau Andersen kam der Direktor rein und ging nach vorne zum Pult. Er räusperte sich. Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill. „Wie ihr bedauerlicherweise wisst, ist eure Klassenlehrerin Frau Andersen vor Kurzem verstorben. Die Polizei ermittelt noch“, meinte der Direktor.

Ein Raunen ging durch die Klasse, manche schauten erschrocken und andere verängstigt. Nur ich wusste genau, wovon er sprach. Der Direktor redete weiter: „Deshalb bekommt ihr einen neuen Klassenlehrer. Darf ich vorstellen? Herr Rötke.“

Die Tür öffnete sich und ein blasser Mann mit einem schwarzen Anzug kam herein und stellte sich neben den Direktor. Streng schaute er sich im Klassenzimmer um und musterte die Schüler. Als er mich anblickte, zog er eine Augenbraue hoch. Ich wurde knallrot, denn ich hatte heute Morgen in der Aufregung ganz vergessen, meine Schuluniform anzuziehen. Stattdessen hatte ich einen einfachen Pulli mit einer Jeans angezogen. Nach einer Weile verabschiedete sich der Direktor und wir blieben mit unserem neuen Klassenlehrer zurück.

„Schlagt bitte im Mathebuch die Seite 104 auf“, sagte Herr Rötke.

Nach einem anstrengenden Schultag ging ich nach Hause und machte meine Hausaufgaben. Da fiel mir plötzlich ein, dass ich noch meine Zeugenaussage auf dem Polizeipräsidium machen musste. Also machte ich mich auf den Weg dorthin. Dort wurde ich gleich von einem Kommissar mit vielen Fragen bombardiert, die ich nicht wirklich beantworten konnte.

Auf dem Rückweg musste ich durch eine dunkle, verlassene Gegend, wo jede Menge Zigaretten und anderer Müll herumlagen, doch plötzlich raschelte es in einem Gebüsch. Ich hielt die Luft an. Dann fragte ich verängstigt: „Ist da jemand?“

Das Rascheln verstummte. In diesen Moment ertönte ein gehässiges Gelächter.

„Jetzt reicht es mir!“, schrie ich dem Gebüsch entgegen. „Zeigen Sie sich oder ich rufe die Poli...!“ Weiter kam ich nicht, denn eine vermummte Gestalt sprang aus dem Gebüsch und stürzte sich auf mich. Die Gestalt fesselte mich und stopfte mir einen Knebel in den Mund. Ich bekam keine Luft mehr und selbst wenn, konnte ich jetzt keinen einzigen Ton herausbringen. Danach wurde ein Sack über mich gestülpt und die vermummte Gestalt trug mich zu einem Auto. Es war stockdunkel in dem Sack und ich wurde hin- und hergeschleudert. Die Gestalt packte mich in den Kofferraum des Autos und fuhr los.