Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland Band 3 - Martina Meier - E-Book

Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland Band 3 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Die Advents- und Weihnachtszeit ist die schönste Zeit des Jahres. Alle rücken ein wenig näher zusammen, Kerzen werden entzündet, Geschichten erzählt. Kinder aus alles Welt wollen dabei helfen, diese Tage und Wochen noch ein wenig gemütlicher zu machen. Sie haben ihre ganz eigenen Advents- und Weihnachtsgeschichten im Rahmen eines internationalen Schreibwettbewerbs aufgeschrieben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Wünsch dich ins kleine Wunder-Weihnachtsland

Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit

von Kindern für Kinder geschrieben

Band 3

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - papierfresserchen.de

© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Herausgegeben von CAT creativ - www.cat-creativ.at

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2010 unter dem Titel “Weihnachtlich gute Kindergeschichten” (ISBN 978-3-86196-027-0)

ISBN: 978-3-99051-113-8 - E-Book

*

Inhalt

Die Weihnachtsmaus und ihre Familie

Der Weihnachtshase

Weihnachten

Fast verpasst

Luisa und der erfüllte Wunsch

Als der Weihnachtsmann verschlief

Schneeflöckchen Weißröckchen

Mirakel

Ruhm oder Freunde?

Die Weihnachtsfrau

Die Wette

Wie ich zum Weihnachtsmann wurde

Dicke Elfen und die Weihnachtsplätzchen

Das wirkliche Glück

Wenn Dämonen Weihnachten feiern

Serafin

Weihnachten im Juli

Der Weihnachtslaster

Hoffnung

Was geschah in der Weihnachtsnacht?

Die Aschenputtel-Weihnacht

Das Geheimnis des Wartens

Die Weihnachtsnacht von Lea

Eine Weihnachtsgeschichte

Marie und Weihnachten

Die letzte Kerze

Der Christbaumkugeldieb

Der Weihnachtstraum

Überraschung an Weihnachten

Die Rückkehr der Weihnachtsfeier

Zauberhaftes Weihnachten

Mein neues Leben

Dort unterm Sterne

Benni in Eis

Der Weihnachtsmann in Not

Lilli und der Schneemann

Das schönste Weihnachten

Ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk

Zauber der Weihnacht

Unvergessliche Weihnacht

Das geheime Karussell

Weihnachten in Gefahr

Die große Weihnachtsüberraschung

Die Nacht der Weihnacht

Weihnachten – das Fest der Liebe?

Fantastische Weihnacht

Die Engel und die Teufel

Ein Freund für Henry

Azúcar

Engel haben blonde Locken

Lebkuchenzauber

Weihnachten in Gefahr

Weihnachten im Frühling

Der Weihnachtsesel rettet Weihnachten

Unser erstes Weihnachtsfest

Weihnachten ohne Mom

Zimtkekse und Weihnachtssterne

Wie wir die Weihnachtsinsel entdeckten

Chris

Überraschung an Weihnachten

Lagerfeuergeknister

Engelsspuren

Weihnachtspoesie

Weihnachtsrätsel

Weihnachten mit Herrn Willnix und Herrn Fröhlich

Kleine Schwestern sind zu dumm

Weihnachtsengel

*

Die Weihnachtsmaus und ihre Familie

Die Weihnachtsmaus, wie ihr Name schon sagt, feiert natürlich auch Weihnachten. Und wie das abläuft, zeige ich dir jetzt.

In der Vorweihnachtszeit backt die Weihnachtsmaus leckere Kekse, kauft Geschenke und verpackt sie mit viel Liebe. Sie besorgt einen Weihnachtsbaum und schmückt ihn auch mit wunderbaren Kugeln, Perlen und Naschereien wie Lebkuchensternen, Zuckerstangen und Schokoladenengeln. Am Morgen des 24. Dezembers bereitet sie alles für das Fest und ihre Familie vor. Denn es wird ihre ganze Familie kommen. In einer Mäusefamilie ist es Tradition, dass alle Familienmitglieder alle Feste miteinander feiern. So kommen auch Weihnachten alle zusammen und feiern.

Es ist soweit. Der Heilige Abend ist da. Die Weihnachtsmaus stellt sich vor die Tür und begrüßt ihre Gäste. Sie wispert: „Mini, Alfons, Tanja ...“ Dann macht sie eine kurze Pause und fragt: „Wo ist Maxi?!“

Sie warten eine Stunde, dann sagt Tina: „Packe erst einmal deine Geschenke aus.“

„Sollen wir nicht auf Maxi warten?“, fragt die Weihnachtsmaus, als sie in Richtung Wohnzimmer steuert, gefolgt von ihrer Familie.

„Der wird schon noch kommen!“

Als sie die Tür aufmacht, starrt sie den riesigen Baum mit Geschenkebergen an. Mindestens 100 Meter hoch! Überrascht fragt sie: „Wo ist mein Baum?“

„Weg!“, schreit Mini, die kleinste Maus.

„Außerdem ist er 101 Meter hoch“, sagt Alfons, der Schlauste.

Alle müssen kichern. „Mach nun deine Geschenke auf!“, rufen sie.

Die Weihnachtsmaus macht ein Geschenk auf. Dann noch eins.

Und was ist im dritten Geschenk?

„MAXI!!!!!“ Alle lachen. Er hatte sich die ganze Zeit in dem Geschenk versteckt!

Die Erwachsenen setzen sich an den Tisch und die Kinder packen ihre Geschenke aus. Dann essen alle leckeres Huhn und später tanzen, lachen, spielen und reden sie.

Nun packen die Erwachsenen die Geschenke aus. Später sagt die Weihnachtsmaus: „Danke!! Danke für alles!!! Aber kommt noch mal mit!“

Sie geht nach draußen.

„OOOHHH!“, können alle nur sagen. Draußen steht eine Kutsche, die vor Licht glänzt. Lichterketten leuchteten und funkeln. Rote, gelbe, weiße …

Vorne sind zwei graue Pferde an die Kutsche gespannt. Sie tragen Rentiergeweihe, die auch mit Lichterketten und Weihnachtskugeln geschmückt sind.

„Steigt alle ein, Freunde!“, ruft die Weihnachtsmaus. So fährt die ganze Familie in die wunderbare Weihnachtsnacht hinein.

Marie Luise Meier (10) aus Feldkirch / Österreich

*

Der Weihnachtshase

Es war einmal ein Weihnachtshase, der nur lieben Kindern Geschenke brachte. Ein kleiner Bub namens Max war sehr brav. Max bekam sehr viel, zum Beispiel ein Auto, einen Tiger, ein Buch, weil er sehr gern las, und noch vieles mehr. Max hatte viel Spaß mit den Sachen. Er spielte in den Ferien mit ihnen. Einmal ging sein Auto kaputt. Max weinte sehr, weil es sein Lieblingsauto war. Er hatte zum Glück noch sein Buch und noch die anderen Sachen.

In einer Woche fing auch die Schule schon wieder an. Max freute sich nicht besonders darauf, trotzdem lernte er mit der Mutter. Sie fragte eine Rechnung: „Was ist 16 plus 15?“

Ihm fiel es nicht ein. Da hörte er eine Stimme. „Schau in dein Buch, das ich dir geschenkt habe!“, flüsterte diese Stimme. Max schaute auf das Buch. Die Seiten blätterten von ganz alleine immer weiter. Unheimlich schaute das aus. Als es aufhörte, war auf der aufgeschlagenen Seite alles erklärt. Als dann die Schule wieder anfing, war er der schlauste Schüler von allen. Max dankte dem Hasen, er schickte ihm einen Brief und der Hase besuchte ihn. Auch Max besuchte den Hasen. Er blieb eine ganze Weile und sie hatten sehr viel Spaß. Aber nach drei Wochen ging er nach Hause. Max erzählte seiner Mama alles.

Im nächsten Jahr war wieder Weihnachten und Max freute sich. Mama sagte zu ihm: „Einen Tag musst du noch schlafen.“ Er schmückte mit Mama den Weihnachtsbaum. Dann war es soweit, es war Weihnachten. Max bekam ein neues Auto, neue Schuhe und einen Gameboy. Er freute sich sehr!

Linda Zerlauth (9) aus Feldkirch / Österreich

*

Weihnachten

Es waren mal drei Engel, sie hießen Lilly, Chicco und Emely. Genau zu Weihnachten gingen sie in den Wald zur Wassertrete. Als sie zurückkamen, sahen sie auf dem Weg etwas Süßes liegen.

Emely sagte: „Oooohhh! Ist das lecker.“ Sie schnappte sich die Süßigkeiten und verschlang sie mit einem Bissen. „Wer hat das eigentlich verloren?“, fragte sie.

„Das weiß niemand“, antwortete Lilly.

„Doch, ich vermute schon, wer das war“, sagte Chicco. „Das Christkind, denn es waren genau drei Süßigkeiten.“

Die drei gingen nach Hause. Als sie zuhause waren, zogen sie den Skianzug an und gingen rodeln.

Chicco fragte: „Wo sollen wir rodeln gehen?“

Lilly rief: „Am Montikel!“

„Ja, das ist eine gute Idee“, antwortete Emely.

Sie nahmen den Schlitten und gingen los. Sie bauten eine Schanze. Chicco war der Einzige, der sich traute, über die Schanze zu springen.

Emely sagte: „Ihr seid ja vielleicht Angsthasen!“

Lilly ließ das keine Ruhe. Sie rutschte auch über die Schanze. „Das war ja cool“, sagte sie schließlich.

Einige Minuten später sagte Emily: „Ich rutsche jetzt auch.“ Auch ihr gefiel das Rutschen sehr gut.

„Bauen wir eine größere Schanze?“, fragte Lilly.

„Ja“, sagten die beiden anderen. „Kommt, auf geht’s!“

Kurze Zeit später hatten sie eine Schanze gebaut, die einen halben Meter hoch war. Zuerst hatten alle Angst. Als sie aber unten waren, schrien alle: „Juha!!!“

Fünfmal rutschten sie noch, dann gingen sie nach Hause. Es war erst drei Uhr.

„Was sollen wir machen“, fragte Emily.

„Ich weiß es! Eine Schneeballschlacht, das machen wir!“

Eine halbe Stunde später wurde auch das langweilig. Nun fragte Lilly: „Ich baue jetzt einen Schneemann. Macht ihr mit?“

„Ja“, sagten die anderen.

Sie holten aus der Küche einen Topf, eine Karotte und einige Stöckchen. „So, jetzt sind wir fertig“, riefen sie kurze Zeit später.

Es wurde Abend, die drei Engel gingen sich erst aufwärmen und dann schlafen.

Am nächsten Morgen wollten alle miteinander Skifahren gehen. „Aber wohin?“, fragte Emily.

„Auf den Golm!“

Chicco traute sich später nicht, den hohen Berg hinunterzufahren, auch Lilly hatte große Angst. Nur Emily flitzte wie ein Blitz hinunter. Chicco hatte seine Angst schließlich überwunden und flitzte so schnell wie der Wind. Zuletzt gingen sie nach Hause. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ... und feiern noch immer Weihnachten.

Lena Zerlauth (9) aus Feldkirch / Österreich

*

Fast verpasst

Es war einmal eine Familie. Sie wohnte in der Großstadt. Dieses Jahr wollte die Familie Müller Weihnachten anders feiern. Die Mutter ging in ein Reisebüro und buchte eine Ferienwohnung. Sie war ganz weit weg von der Großstadt auf einem Hügel. Rundherum gab es nur Schnee und große, alte Tannenbäume. Die Eltern waren sehr glücklich, weil es keine Autos und Fernsehen gab.

„Endlich Ruhe!“, sagten sie.

Aber das Kind Tom war traurig und hatte große Angst, dass es dieses Mal kein Geschenk geben würde. Tom wollte unbedingt ins Einkaufzentrum gehen. Dorthin kam der Weihnachtsmann jedes Jahr. Die Kinder sagten ihm dann, was sie sich wünschten.

Tom hatte Angst, dass der Weihnachtsmann seine neue Adresse nicht finden würde. Dabei war Tom auch ein bisschen faul in der Schule. Oft machte er Unsinn.

In der Nacht vor Weihnachten gingen alle ins Bett. Nur Tom konnte nicht einschlafen. Er träumte von einem Spielzeug. Der Junge stand auf und stieg auf das Dach. So konnte er dem Weihnachtsmann winken.

Er wartete und wartete, aber der Weihnachtsmann kam nicht. Es war sehr kalt und das Kind ging ins Papas Auto im Hof. Auf einmal flog das Auto in den Himmel. Der Junge erschrak. Endlich landete es vor eine Werkstatt. An der Tür stand Weihnachtsmann Familie Müller.

Das Kind ging hinein und wunderte sich sehr. Da waren seine Eltern. Sein Papa war der Weihnachtsmann und seine Mutter die Weihnachtsfrau. Seine Cousins waren die Zwerge und machten die Geschenke. Alles war eine Idylle. Er sah einen großen Sack voller Geschenke und darauf stand der Name Tom. Alles war herrlich.

Auf einmal hörte er eine bekannte Stimme: „Steh, Tom. Es ist Weihnachten. Warum schläfst du eigentlich im Auto? Du bist bestimmt erkältet.“

„Sei nicht böse, Mama. Ich wollte nur den Weihnachtsmann nicht verpassen. Ob er mich hier findet?“, erklärte das Kind seiner Mutter.

Die Mutter lache: „Aber Tom, als du im Auto warst, kam der Weihnachtsmann zu uns. Weil er dich nicht finden konnte, hat er uns dein Geschenk überlassen. Willst du es sehen?“

Tom rannte schnell ins Haus.

Alexandra Merekjova (12) aus Sofia / Bulgarien

*

Luisa und der erfüllte Wunsch

Es war einmal ein Mädchen namens Luisa. Weihnachten war sehr nah. Sie war in einer neuen Schule und sie hatte nicht viele Freunde. Zu Weihnachten mochte sie nur einen Hund bekommen.

Eines Tages fragten ihre Eltern, was sie zu Weihnachten haben wollte. Sie erzählte von ihrem Wunsch. Luisa sagte: „Ich werde mit dem Hund jeden Morgen allein Gassi gehen!!!“

Die Eltern waren einverstanden.

An Weihnachten gingen Luisa und ihre Eltern zum Zoogeschäft. Aber dort waren schon viele Leute und sie hatten alle Hunde gekauft. Luisa war sehr traurig. Sie wollte nichts anderes – keine blöden Puppen, keine Klamotten, sogar keine Reisen, nur einen Hund.

Auf dem Weg nach Hause fand sie ein heimatloses Hündchen. Sie streichelte den Hund und schließlich wagte sie, ihre Eltern zu fragen, ob sie das kleine obdachlose Hündchen mit nach Hause nehmen dürfe. „Mama, schau, der ist immer noch ein Baby. Auf der Straße kann er nicht überleben. Er braucht mich, er braucht uns“, heulte Luisa.

Ihre Eltern waren nicht begeistert, aber in dieser Situation konnten sie nicht absagen.

Zu Hause badeten Luisa und ihre Mutter den Hund und gaben ihm Futter. Das Mädchen gab dem Hund den Namen Bello. Das war das herrlichste Weihnachtsfest für Luisa.

Eliza Chausheva (13) aus Sofia / Bulgarien

*

Als der Weihnachtsmann verschlief

Hallo! Ich heiße Lena, bin acht Jahre alt und wohne in Spanien, rede zuhause aber nur Deutsch, denn meine Mutter kommt aus Deutschland. Auch die Wunschzettel schreibe ich in Deutsch. Mein Vater ist tot.

Aber kommen wir zu einem anderen Thema. Heute ist der Tag vor Heiligabend. Ich bin schon ganz aufgeregt, was ich zu Weihnachten kriege. Gleich sind die Plätzchen fertig, und wisst ihr, was das bedeutet? Nein? Das bedeutet, dass wir dann 20 Plätzchen in eine weihnachtliche Kekstüte …

„Lena!“, tönt es aus der Küche. „Die Kekse sind fertig.“

„Juhu!“ Ich renne sofort in die Küche. „Darf ich die Kekse in die Tüte packen?“, frage ich Mama.

„Ja, natürlich mein Schatz. Das machst du doch jedes Jahr, aber nur, wenn du es willst. Das weißt du. Oder?“, fragt mich meine Mama zurück.

„Ja, ich weiß es“, antwortete ich. Das ist doch klarer, als klar! Also packe ich die Kekse in die Tüte. Darauf schreibe ich mit einem Folienstift Für den Weihnachtsmann.

„Der wird sich bestimmt freuen“, meine ich. Meine Mama meint das auch. Ich will noch ein Bild malen, laufe deshalb die Treppe rauf in mein Zimmer und male natürlich auch ein Bild für Mama.

„Abendessen!“ Es gibt Spaghetti mit Soße, das schmeckt lecker.

„Gute Nacht“, sage ich später meiner Mama und gehe ins Bett.

„Guten Morgen, aufwachen!“, weckt mich meine Mama. Es ist noch dunkel, denn wir stehen schon um Viertel vor sechs auf – wegen unseres Hundes. Ich soll mit dem Hund gehen, das tue ich auch. Ich ziehe mich an und gucke unter den Christbaum. Es liegen noch keine Geschenke darunter. Das finde ich komisch, weil sonst die Geschenke immer schon da liegen.

Ich gehe den Feldweg, der von Schnee bedeckt ist, entlang. Da entdecke ich auf einmal Hasenspuren und ein buntes Ei. „Passt das zusammen?“, denke ich.

„Nein, aber eigentlich schon“, überlege ich dann laut. „Aber eigentlich nur zu Ostern.“ Da sehe ich hinter dem Holzstapel ein braunes Hasenschwänzchen hervor lugen. Ich schleiche mich leise an. Das Häschen hüpfte nicht weg. Ich sehe einen Korb mit bunt bemalten Eiern, der nur noch zur Hälfte voll ist.

„Bist du der Osterhase?“, frage ich das Häschen.

Das Häschen antwortet ängstlich: „Ja, ich bin der Osterhase. Und wer bist du?“

„Ich heiße Lena“, gebe ich zur Antwort. „Warum bist du eigentlich wach?“ fange ich erneut an.

„Na, weil doch Ostern ist“, höre ich zur Antwort.

„Quatsch, es ist Weihnachten“, sage ich.

„Ich habe die Festglocken gehört, aber der Weihnachtsmann kam nicht mit seinen Rentieren angeflogen. Also musste ich schnell die anderen wecken, zauberte die Eier und bin losgehüpft“, erzählt mir der Osterhase.

„Kannst du auch noch andere Dinge, außer Eier zaubern?“

„Weiß nicht“, meint er da.

„Versuche mal, die Wunschzettel herzuzaubern.“

Es klappt.

„Jetzt versuche, die Wünsche der Kinder zu erfüllen.“

„Inobino, pinkobino, eins, zwei, drei, die Kinderwünsche kommen herbei.“

Auch das klappt, die Dinge sind sogar verpackt. „Jetzt hoppel schnell zu den Christbäumen“, meine ich.

Dazu kommt der Osterhase aber gar nicht mehr. Denn plötzlich, wie aus dem Nichts, kommt der Weihnachtsmann angeflogen. Er sagt: „Ach, wie gut, dass ihr schon die Geschenke gezaubert habt.“

Da meint der Osterhase: „Woher wusstest du, dass wir hier sind?“

„Weißt du, ich habe eine Glaskugel, die beantwortet mir Fragen, die ein normaler Mensch nicht beantworten kann“, sagt der Weihnachtsmann.

Da stellt der Osterhase noch eine Frage: „Und warum kommst du erst jetzt?“

Da antwortete der Weihnachtsmann etwas verschämt: „Weil ich vergessen habe, von der Sommerzeit wieder auf die Winterzeit umzustellen.“

„Das kann jedem passieren“, meine ich und füge hinzu: „Ist doch eigentlich egal.“

„Nein, bei mir eben nicht, denn ich muss die Geschenke von 23 Uhr abends bis 11 Uhr morgens verteilen! In ganz Europa!“, meint er.

„Dann helfe ich dir“, schlage ich vor.

Der Osterhase jauchzt: „Ich auch, ich auch!“

„Aber nur, wenn du die Geschenke nicht versteckst“, ermahnte ich ihn scherzend.

„Bei mir zuhause darf ich auch nichts verstecken. Ich werde es schon schaffen“, meint er nun lächelnd. „Das ist nett von euch“, freut er sich. „Wieso kriegen wir Osterhasenkinder eigentlich nie Geschenke von dir?“, fragt der Hase dann.

„Es ist so: Ich weiß nicht, wo ihr wohnt, denn das kann mir nicht mal meine Kugel sagen.“

Da sagt der Hase schnell: „In der Hasengasse 447. Okay?“

„Ja!“, meint der Weihnachtsmann und fährt fort: „Du“, er meint mich, „verteilst die Geschenke in Deutschland, Großbritannien und Italien und du“, er zeigt auf den Hasen, „in Schweden, Griechenland und Dänemark.“ Dann schnipst er zweimal. Und plötzlich stehen zwei Rentierkutschen da! „Die braucht ihr, damit ihr schneller seid. Wir treffen uns wieder hier“, sagt er.

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. „08 Uhr 30!“, denke ich erschrocken. Wir fliegen los.

Nach einer Stunde sind wir wieder alle wieder zusammen. „Aber was erzähle ich meiner Mutter?“

„Kein Problem“, meint der Weihnachtsmann und schnipste noch einmal. Ein zweites Mal blickte ich auf die Uhr. „10 vor 6.“ Ich renne schnell nach Hause. Mein Hund ist schon da und vom Fenster aus sind die Geschenke zu sehen.

Celine Hartmannshenn (8) aus Sauerlach Lochhofen / Deutschland

*

Schneeflöckchen Weißröckchen

„Kannst du nicht aufpassen?“

„Pass du doch auf!“

„Gleich machst du den Kram hier alleine. Ich hatte sowieso was anderes vor. Nur weil du deinen Christbaum haben willst, darf ich wieder mal schmücken!“ Ich seufzte und attackierte meine kleine Schwester mit meinem grimmigsten Gesicht.

Sofort hielt Lena den Mund. Es war doch immer dasselbe. Jedes Jahr zu Weihnachten traf sich die Familie bei uns und feierte Weihnachten. Das heißt, wir versuchten es! Meist endete es im völligen Chaos. Und wie jedes Jahr durfte ich helfen, alles festlich zu schmücken, da Lena es so wollte, Mama im Einkaufsstress war und Papa sich wieder verdrückt hatte. Ich verdrehte genervt die Augen und hängte den letzten Engel an den Zweig, der sich unter seinem Gewicht leicht nach unten bog.

Keine Sekunde zu spät. Denn schon klingelte es an der Tür und Rentiere – eine von Mamas Klingelvarianten – brachten ihr Gejaule zum Besten.

„Hohoho. Was riech ich denn hier?“ Opas graue Haare guckten um die Ecke und Lenas Grinsen wurde noch ein wenig breiter. Denn wenn Oma und Opa kamen, konnten die schönen Geschenke nicht mehr weit sein. Auch ich schielte an Opa vorbei in den Flur, um zu sehen, wie viele Kartons und Tüten die beiden dieses Mal hinter sich herschleppten. Opa, der wirklich als Weihnachtsmann durchgehen könnte mit seinem runden Bauch, den schneeweißen Haaren und der tiefen Stimme, trat ein und streichelte Lena liebevoll über den Kopf. „Da hast du dir beim Baumschmücken aber ganz schön Mühe gemacht. Der sieht dieses Jahr wirklich besonders hübsch aus.“

„Ich weiß“, sagte der Giftzwerg.

„Ich habe wohl das Meiste gemacht“, sagte ich, um auch ein Über-den-Kopf-Streicheln zu bekommen, aber da Papa nun auch kam, gingen meine Worte im Stimmengewirr unter.

Nachdem wir uns die Bäuche mit der leckeren Gans vollgeschlagen hatten, pilgerten wir hinüber in die gute Stube, wie Oma immer zu sagen pflegte. Lena und ich stürzten uns auf die Geschenke.

„Lena, Mimi! Was sind denn das für Manieren! Finger weg. Hier wird nicht geschummelt. Mit dem Auspacken müsst ihr euch wohl doch noch etwas gedulden!“

Lena und ich jammerten, doch es gab keine Gnade.

„Erst wird gesungen!“, rief Mama und ihre Miene wurde ganz sanft.

„Oh nein“, dachte ich. Die Minuten, in denen gesungen wird, waren das Schlimmste am ganzen Fest. Ich zog mich in eine Ecke zurück und ließ den Blick über die Runde schweifen. Beim Betrachten meiner Familie musste ich lächeln.

Ja, man konnte uns vielleicht verrückt und überdreht nennen, aber trotzdem ... jetzt, wo wir alle beisammensaßen, Mama schief sang, Papa laut brummte, Oma im Schaukelstuhl eingeschlafen war, Opa heimlich seine Geschenke auspackte und Lena versuchte, sich aus der Lichterkette zu befreien, überkam mich schon ein Gefühl von Wärme und Zufriedenheit.

Ich zog die Beine an und legte mein Kinn auf die Knie. Draußen fiel der Schnee und hinterließ eine traumhafte Winterlandschaft, hier drinnen war es warm und der Kamin flackerte und tauchte den Raum in ein gemütliches Licht.

Da jaulten wieder die Rentiere auf. „Mimi, gehst du bitte mal an die Tür?“, sang Mama laut und falsch und ich war froh über die Chance, dieser Stimme ein paar Sekunden zu entkommen.

Aber wer kam denn jetzt noch vorbei. Franzi war Ski fahren, die konnte es unmöglich sein. Ich tapste zur Tür und öffnete sie. Sofort ließ ich einen Freudenschrei aus und fiel Thilo um den Hals. Die Kälte spürte ich nicht. Ich erdrückte ihn fast vor lauter Glück.

„Hey, hey ich krieg gleich keine Luft mehr“, lachte Thilo und küsste mich.

Ich konnte es nicht fassen. „Was machst du hier? Ich dachte, ihr seid über die Festtage bei deiner Tante?“

Thilo zwinkerte. „Ich bin leider fürchterlich erkältet und ganz schrecklich schwach, da musste ich natürlich hier bleiben und die anderen ohne mich fahren lassen.“

Ich lachte. „Du bist so süß. Komm rein, wir dürfen gleich die Geschenke auspacken. Ich bin ja so froh, dass du hier bist. Sicherlich erlaubt Mama, dass du die nächsten Tage hier bleibst, bis deine Familie wiederkommt.“ Ich zog meinen Freund hinter mir her und meine Familie war mindestens genauso überrascht, Thilo hier zu sehen, wie ich.

Wir waren jetzt über ein Jahr zusammen und meine Familie mochte ihn total gerne und wusste, dass ich ihn über Weihnachten besonders schrecklich vermisst hätte. Aber jetzt war er ja da und mit glühenden Wangen tauschten wir unsere Geschenke. Auch die anderen begannen ihre Geschenke aufzureißen und durch das Zimmer hörte man nur noch fröhliche „Oohs“ und Dankesrufe. Umarmungen wurden ausgetauscht. Ich saß neben Thilo und strahlte. Das waren perfekte Weihnachten.

Laura Wenner (14) aus Dortmund / Deutschland

*

Mirakel

Fynns Augen waren auf die meterlange Liste gerichtet, die sie mit ihrer linken Hand festhielt. Den Zeigefinger ihrer rechten Hand hatte sie auf das Papier gelegt. Langsam fuhr er hinab, von Zeile zu Zeile, während ihre Augen hin und her wanderten, um jedes Wort in sich aufzusaugen.

„Gut“, flüsterte sie. Dann erhob sie ihre Stimme. „Bist du bereit, Cillian?“ Sie erntete zustimmendes Gemurmel. „Also“, sagte sie. „Es geht jetzt los. Sack mit Geschenken?“

„Da“, antwortete Cillian.

Zufrieden nickte Fynn. „Schlitten?“

„Auch da.“

„Zauberpulver?“ Ihr Blick blieb weiterhin auf die Liste gerichtet.

„Jepp.“

„Acht Rentiere?“

Stille.

„Acht Rentiere?“, wiederholte sie, gab ihrer Stimme mehr Nachdruck.

„Warte doch mal. So schnell kann ich doch gar nicht zählen!“

Genervt verdrehte sie die Augen. Warum hatte sie keinen kompetenteren Assistenten zugeteilt bekommen?

„Ich … ich glaube, ich habe mich verzählt.“

Sie stöhnte auf. Endlich hob sie den Blick und wandte sich dem Szenario vor ihr zu. Cillian saß, sich mit einer Hand am Kopf kratzend, im Schnee. Dabei sah er konzentriert nach vorne und zählte die Rentiere, die vor den großen roten Schlitten gespannt worden waren.

„Ich komme immer nur auf sieben“, jammerte Cillian. „Warum komme ich nur auf sieben?“

Abermals verdrehte Fynn ihre Augen und zählte vorsichtshalber selbst einmal nach. „Weil es auch nur sieben sind, Dummkopf! Blitz fehlt!“ Langsam wurde sie sich dessen bewusst, was sie soeben von sich gegeben hatte. Die Liste segelte zu Boden. „Oh Gott“, sagte Fynn. „Oh Gott!“ Sie schlug sich ihre Hände vors Gesicht. Sie musste Blitz finden. Sie musste ihn finden, sonst wäre sie ihren Job los. Man würde sie feuern. Ohne Blitz wäre der Schlitten nicht schnell genug. Der Weihnachtsmann könnte sich nicht an den Zeitplan halten, den Dunia aufgestellt hatte. Ihr Vorgesetzter würde die Geschenke nicht rechtzeitig ausliefern können. Millionen von Kindern würden unglücklich sein und das wäre alles einzig und allein ihre Schuld!

„Oh Gott“, flüsterte sie. „Wie soll ich Blitz finden? Er könnte überall sein!“

„Ich würde dir ja gerne weiter dabei zusehen, wie du dich im Selbstmitleid suhlst, aber ...“

„Aber was?!“, fauchte Fynn. Sie nahm ihre Hände von ihrem Gesicht und funkelte Cillian zornig an.

„Du könntest den Spuren im Schnee folgen.“

„Spuren … im Schnee?“, fragte sie verdattert.

„Jepp. Und sie führen von hier weg.“

Augenblicklich richtete sie ihren Blick auf den Schnee. Tatsächlich. Rentierhufspuren führten vom Schlitten weg. Da Fynn im Schneidersitz auf dem Boden gesessen hatte, sprang sie auf, verlor dabei ihren roten Hut, der nun den Blick auf ihre spitzen Ohren freigab. Sie hob den Hut auf und setzte ihn sich wieder auf die blond gelockten Haare. Dann lief sie los. Cillian folgte ihr. Der Schnee knirschte laut unter ihren Füßen, als sie den Spuren nachrannte. Diese hatten sich geradezu in den Schnee eingebrannt und führten zum … Stall? Verwirrt blieb Fynn vor der geöffneten Tür stehen. Cillian schubste sie hinein.

„Los“, drängelte er. „Sieh endlich nach.“

Fynn atmete einmal tief durch. Dann stapfte sie entschlossen durch die Gänge, sah dabei in jeder Box nach. Erst bei der letzten Stallbox wurde sie fündig.

Blitz lag auf dem Stroh. Träge hob er seinen Kopf, blinzelte Fynn und Cillian fragend an. Fynn schnappte nach Luft. Neben Blitz lag ein Rentierbaby!

„Was zum …?!“

Cillian lachte. „Mir scheint, dass es sich bei Blitz um eine Sie handelt. Deshalb sah er, Pardon, sie immer anders als die anderen aus!“ Lachend schüttelte er den Kopf. „Das nenne ich mal ein Weihnachtswunder.“

Das Rentierbaby hatte sich dicht an seine Mutter gekuschelt und döste. Blitz wandte sich wieder ihrem Kind zu.

Ein sanftes Lächeln legte sich auf Fynns Gesicht, als sie Mutter und Kind beobachtete. „Ja“, dachte sie. „Das ist wahrlich ein Weihnachtswunder.“

„Wie sollen wir das Kleine nennen?“, riss Cillian sie aus ihren Gedanken.

„Wie wäre es mit Mirakel?“

„Mirakel?“

„Ja“, sie nickte bekräftigend. „Der Name passt doch wunderbar.“

Cillian schien nachzudenken. Doch nur einen Augenblick später nickte auch er. „Ja. Der Name passt wirklich.“

Fynn ließ sich neben der Box nieder. Blitz hatte es ihrem Kind gleich getan. Auch sie schlief nun. Fynn schloss ihre Augen und nahm ihren Hut ab. Sie legte ihn auf den Boden, bevor sie ihren Kopf an die Wand lehnte, dabei immer noch ein Lächeln auf den Lippen.

„Und wo kriegen wir jetzt ein achtes Rentier für den Schlitten her?“

Jessica Hoffmann (15) aus Recklinghausen / Deutschland

*

Ruhm oder Freunde?

„Ich habe solches Lampenfieber! Ich schaff das nicht alleine!“

„Wenn ich das sage, dann schaffst du das alleine und jetzt hör‘ endlich auf, mich zu nerven! Ich habe auch ohne einen nervenden, jungen Engel an den Rockzipfeln schon genug zu tun.“ Gott ist schon richtig genervt von Johannes ewigem Gejammer.

Aber von vorne: In ein paar Stunden soll Johannes ganz allein zu irgendwelchen fremden Hirten auf dem Feld gehen und ihnen die frohe Botschaft von der Geburt Jesu Christ erzählen, des von den Christen lang ersehnten Messias. Und das, obwohl Johannes erst ein einziges Mal den Himmel verlassen und die Erde besucht hat. Er ist furchtbar aufgeregt und fängt jetzt schon an vor Angst zu schwitzen.

Das hat Gott gerade noch gefehlt.

Um Johannes nicht anzuschreien, dreht er sich schnell um und geht davon. Doch er hört noch, wie Johannes erneut anfängt zu jammern: „Ich schaffe das nicht alleine! Wenn doch wenigstens Anna mitkommen könnte oder Markus!“

Markus und Anna sind Johannes beste Freunde, schon seit der Kinderhimmelszeit sah man die drei nur im Trio herumlaufen. Doch seit Johannes auserwählt wurde, die frohe Botschaft zu verkünden, geht Johannes nur noch alleine durch das Himmelreich, da die anderen beiden beleidigt sind. Nicht nur, weil Johannes immer der war, der ganz hinten stand und nie auffiel, sondern auch, weil Gott und Johannes sich zuerst darüber einig waren, dass er alleine gehen muss. Doch seit Johannes gemerkt hat, dass er das nicht alleine schaffen kann, liegt er Gott ständig damit in den Ohren, jemand anderen mitzuschicken und sucht fieberhaft nach einer Gelegenheit mit seinen beiden Freunden zu reden. Doch immer, wenn sie ihn sehen, sind sie plötzlich wahnsinnig beschäftigt. Aber nicht nur Anna und Markus meiden Johannes‘ Gesellschaft. Auch die anderen aus seiner Klasse sind entweder gemein zu ihm oder behandeln ihn wie Luft.

Am gemeinsten ist Gabriel.

Manchmal denkt er: „Wäre ich doch nur nie für diese Aufgabe auserwählt worden.“

Als er das Papa erzählt, poltert dieser: „WIE BITTE! BIST DU WAHNSINNIG? SO EINEN AUFTRITT GIBT ES NUR EINMAL IN 1000 JAHREN!“

„Aber ...“

„NICHTS ABER! DU WIRST DIESE AUFGABE ERFÜLLEN ODER DU KRIEGST RIESIGEN ÄRGER, HAST DU MICH VERSTANDEN?“

Am nächsten Morgen wäre Johannes am Liebsten im Bett liegen geblieben, aber der Geruch von Mamas leckeren Schokopfannkuchen und Papas Androhung von lebenslangem Hausarrest brachte ihn dazu, schließlich doch aufzustehen.

Als Johannes in die Klasse kommt, wird es wie immer ganz plötzlich still. Doch kurz darauf geht das los, was Johannes beinahe dazu gebracht hätte zu schwänzen. Alle fangen an, irgendwie über ihn herzuziehen.

„Schaut mal, da ist Mister Ich-bringe-frohe-Kunde“ oder „Oh, hallo, Herr Vom-Himmel-hoch! Haben Herr Vom-Himmel-hoch gut geschlafen?“ Lauter kleine, aber sehr fiese Gemeinheiten. Obwohl es schon länger her ist, dass er auserwählt wurde, hat sich Johannes immer noch nicht daran gewöhnt.

Und obwohl die Lehrer immer wieder darum bitten, ihn in Ruhe zu lassen, hört das Ganze nicht auf. Im Gegenteil. Alles wird von Ermahnung zu Ermahnung immer schlimmer. Auf dem Weg zu seinem Platz kassiert er sogar einige Tritte, und als er sich hinsetzt, wird es auf einmal ganz still: Johannes hat sich auf ein frisches Kaugummi gesetzt.

Die Klasse bricht in wieherndes Gelächter aus.

Aus alldem ist Gabriels Stimme herauszuhören: „Oh, das war gar nicht der Mülleimer?! Das tut mir aber leid! Dein Stuhl war so nach innen durchgebogen, dass ich gar keinen Unterschied gesehen habe! Tut mir ehrlich leid!“

„Johannes Stuhl ist ein Mülleimer! Johannes Stuhl ist ein Mülleimer!“, schallt es durch die ganze Klasse und im Laufe des Tages landet immer wieder Müll auf Johannes Stuhl und das nicht nur, wenn er nicht darauf sitzt. Einmal bekommt er sogar ein extra vollgerotztes Taschentuch an den Kopf geworfen.

Irgendwann in der 4. Stunde hält er es nicht mehr aus. Er springt auf, nimmt das Taschentuch aus seinen Haaren, wirft es im Vorbeigehen in den Mülleimer und rennt aus der Klasse. Er hört noch, wie Gabriel ruft: „Lauf doch nicht weg! Mit dir ist es immer so lustig!“

Aber Johannes läuft und läuft, hält nicht an, bis er zu Hause ist. Seine Mutter wartet schon auf ihn. Kochend und rot vor Zorn steht sie in der Diele: „Du hast ein gewaltiges Problem! In zwei Minuten will ich dich in der Küche sehen, verstanden?!“

Kleinlaut schleicht Johannes kurz darauf in die Küche, auf eine stundenlange Standpredigt gefasst. Doch als seine Mutter kurz darauf ebenfalls hereinkommt, sieht sie sehr mitleidig aus. Sie fängt nicht an zu schimpfen, sondern fragt Johannes leise: „Was ist mit dir los? Glaubst du, Papa und ich merken nicht, dass mit dir etwas nicht stimmt? Sag mir, was mit dir los ist!“

Und da fängt Johannes plötzlich an, Mama alles zu erzählen, was ihm in der letzten Zeit durch den Kopf ging und was alles los war. Es war, als ob er ausliefe. Wie schlimm er in letzter Zeit gehänselt wird, dass sogar Markus und Anna ihn auslachen und dass er die ihm bestimmte Aufgabe am liebsten abgeben würde.

An der Stelle unterbricht Mama ihn plötzlich. Die ganze Zeit hat sie still zugehört, aber nun unterbricht sie ihn: „Meinst du das ernst? Das kannst du nicht machen! Diese Aufgabe wird die Aufgabe des Jahrtausends! Andererseits, wenn du dir so sicher bist ... Es ist deine Entscheidung. Ich werde dich nicht aufhalten. Bei Papa bin ich mir da allerdings nicht so sicher. Ach ja, das mit der Schule, das wird er von mir nicht erfahren. Du bist einfach krank, o.k.?“Johannes nickt dankbar.

Am Abend kommt Papa in sein Zimmer. Er ist besorgt um den angeblich kranken Johannes. Papa erlaubt ihm, am nächsten Tag zu Hause zu bleiben.

Am nächsten Morgen wartet Johannes, bis Papa aus dem Haus gegangen ist, steht auf, zieht sich an und geht zu Gott. Als dieser ihn schließlich empfängt, fängt er gleich an zu schimpfen: „Was willst du schon wieder hier? Ich sage es noch einmal: Entweder du gehst allein oder ich werde jemand anderen für diese Aufgabe bestimmen, was bedeuten würde ...“

Johannes unterbricht ihn: „Genau das will ich ja!“

Gott hält mitten in seinem Geschimpfe inne. Verblüfft fragt er Johannes: „Warum das?“

„Weil ich in der Schule von allen gehänselt werde, sogar von meinen besten Freunden! Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass du die Aufgabe an jemand anderen übertragen sollst. Ich kann einfach nicht ohne meine Freunde leben“, antwortet Johannes.

Gott ist beeindruckt.

Verblüfft hakt er nach: „Bist du dir ganz sicher? Wenn du die Aufgabe jetzt abgibst, kannst du sie auch nicht wieder zurückbekommen.“

Einen kurzen Moment gerät Johannes ins Grübeln, doch kurz darauf ist er sich wieder ganz sicher: Er wird die Aufgabe abgeben und es ist ihm egal, wen Gott als seinen Stellvertreter auswählt. Mit etwas unsicherer Stimme sagt er: „Ja, ich bin ganz sicher. Ich gebe die Aufgabe ab.“

„Also gut, aber ich sage dir: Ich habe dir die Aufgabe nicht abgenommen, du hast sie abgegeben. Geh‘ nun! Ich muss in Ruhe über deinen Nachfolger nachdenken. Gehe in Frieden!“

Als Johannes wieder zu Hause ist, meint er zu seiner Mutter: „Sag mir, dass es richtig war, was ich gemacht habe!“

Seine Mutter gehorcht: „Auch wenn viele andere der Versuchung des großen Ruhms nachgegeben hätten, hast du auf jeden Fall richtig gehandelt. Deine Freunde sind viel wichtiger als Ruhm und sei er noch so groß. Ich bin sehr stolz auf dich!“

Als Johannes am nächsten Tag in die Klasse kommt, wird es wie gewohnt still, doch die Stille ist anders als sonst, irgendwie ... bewundernd? Nur Gabriel ist (fast) wie immer: feindselig, jedoch mit dem Drang, etwas – Bewunderung – zu verbergen. Als er anfängt, Johannes zu hänseln, lacht niemand mehr.

Plötzlich stehen Markus und Anna hinter ihm und sagen im Chor: „Halts Maul, Gabriel!“ Das macht Johannes neuen Mut. Trotz der Zurechtweisung hänselt Gabriel ungerührt weiter. Da entgegnet Johannes ganz gelassen: „Ehrlich mal, mein Bester, du bist echt zu bemitleiden.“

„Warum?“, fragt Gabriel, den das nicht schocken kann. „Weil ich mich gewisse Dinge nicht traue und dann ausgerechnet mein Mobber die Aufgabe übertragen bekommt?“

Johannes fasst sich sofort wieder. „Nein, sondern weil du so unglaublich dumm bist, dass du dein Minderwertigkeitsgefühl nur durch Mobbing vergessen kannst. Das ist echt erbärmlich. Du hast ja nicht mal richtige Freunde!“ Und er hakt sich links und rechts bei seinen Freunden ein und geht.

Pia Nöfer (13) aus Wolfsburg / Deutschland

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Die Weihnachtsfrau

Weihnachten.

Weihnachtsmann?

Ihr denkt, es gibt keinen Weihnachtsmann? Da habt ihr recht! Es gibt ihn nicht. Der Weihnachtsmann ist nämlich eine Frau!

Glaubt ihr nicht? Und ich sage euch – es stimmt, denn ich habe sie mit eigenen Augen gesehen ... und ganz nebenbei habe ich wahrscheinlich Weihnachten gerettet! Neugierig? Dann hört zu, während ich euch erzähle. Mein Name ist Spencer, und dies hier ist meine Geschichte:

Es war ein herrlich verschneiter Wintertag. Es war kühl, denn obwohl die Sonne schien, spendete sie keine Wärme. Ich kam gerade aus dem Supermarkt, denn zu Hause hatte ich mit Erschrecken festgestellt, dass ich kein Mehl mehr hatte, um Vanille-Kipferl zu backen. Und als ich auf dem Nachhauseweg war, kam ich an einer kleinen Gasse vorbei. Sie war unscheinbar, ja sogar ziemlich hässlich, und deshalb hatte ich sie bisher nie wirklich beachtet. Wahrscheinlich war es Schicksal, dass ich mich gerade an diesem Tag – gerade um diese Zeit – dazu entschloss nachzusehen, ob die kleine Gasse vielleicht eine Abkürzung nach Hause war. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen, als ich mich auf den Weg machte. Kaum hatte ich ein paar Schritte gemacht, hörte ich etwas. Es war leise, kaum mehr als ein Fiepen, doch ich hörte es. Aufmerksam horchend lief ich weiter.

„Hallo? Ist da jemand? Hallo? HILFE!“

Ich zuckte zusammen. Woher kam bloß diese Stimme? „Hallo! Sie da oben! Helfen Sie mir!“

Ich wirbelte herum, bis ich begriff, dass die Stimme, die ich hörte, wohl aus einem der Gullys kam. Ich schaute nach unten – und tatsächlich! Dort unten saß eine Frau, ziemlich klein und mit einem ziemlich erbosten Blick.

„Entschuldigung. Was … was … machen Sie denn da?“

„Ich wurde überfallen von ... von ganz … ungehobelten …“ Sie stockte und schaute mich bittend an. „Könnten Sie mich hier rausholen?“

Ich traute meinen Augen nicht. Die arme Frau! „Ja natürlich! Aber wie?“, fragte ich, als mir einfiel, dass ich mein Handy zu Hause vergessen hatte.

„Ist dort oben irgendein Säckchen? Ein kleines grünes?“, fragte die Frau.

Ich schaute mich um und tatsächlich, dort hing ein kleines, grünes Säckchen an einem kahlen Baum. Es war halb offen, aber leer. „Ich fürchte, die Räuber haben den Inhalt mitgenommen!“, rief ich nach unten.

„Werfen sie es herunter!“

Ich zuckte mit den Schultern und warf es ihr hinunter in den Gully.

Es raschelte verdächtig, und als ich genauer hinsehen wollte, stob mir eine riesige, dichte Wolke entgegen. Ich schrak zurück und hustete. Was war denn das gewesen? Als ich mich von meinem Hustenanfall erholt hatte, erschrak ich noch heftig: Vor mir stand eine sehr kleine, mopsige Frau mit einem roten Wollkleid. An ihrem mistelzweiggrünen Gürtel hing das kleine Säckchen. Sie sah mich beschwörend an und hielt sich den Finger an die Lippen.

„W… Was???“ Mehr brachte ich nicht heraus.

Die kleine Frau kicherte und ihre Sommersprossen tanzten. „Danke, dass du mich gerettet hast. Als Belohnung bekommst du etwas Zauberstaub!“

Ich schaute die kleine Frau an. Stand ich gerade einer Verrückten gegenüber? Sie langte in den kleinen Beutel, holte eine Prise von dem Staub heraus und … blies ihn mir mit voller Wucht ins Gesicht. Ich fluchte und rieb mir die schmerzenden Augen.

„Wünsch dir etwas und es wird dir erfüllt sein, denn du hast soeben die Weihnachtsfrau gerettet!“, flüsterte sie.

Japsend öffnete ich die Augen und sah mich um. Von der Frau war keine Spur mehr zu sehen.

Und seit diesem Tag meine ich, an jedem heiligen Abend ihr leises Kichern zu hören, wenn ich mit meinen Enkeln vor dem Weihnachtsbaum sitze.

Was ich mir gewünscht habe? Das bleibt mein kleines Geheimnis …

Anna Rettinger (15) aus Hamm / Deutschland

*

Die Wette

Der 12-jährige Phillip ist ein ganz normaler Junge, der mit seiner Familie in einem kleinen Örtchen mit dem Namen Helmar lebt. Helmar ist sehr klein und liegt an der Grenze zu den Niederlanden. Das Besondere für Phillip ist, dass durch sein kleines Dörfchen eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für ICEs und ICs führt. Züge gehören zu seinen größten Hobbys, schon als er noch klein und zierlich gewesen war, war es für ihn faszinierend, den Hochgeschwindigkeitszügen aus sicherer Entfernung zuzusehen.

Vor zwei Tagen hatte er mit seinem Schulfreund Felix eine Wette abgeschlossen, worin er wettet, dass er es sich nicht traut, seine Klassenkameradin Laura schnell anzusprechen, und ohne dass sie sich noch wehren kann zu küssen. Sie haben Laura ausgesucht, weil sie ein sehr beliebtes Mädchen in der Schule ist, sie hat eine tolle Stimme, eine tolle Figur und anders als bei den beliebten Mädchen ist ihr Charakter einfach nur klasse. Dies kann aber auch Geschmackssache sein.

Wenn er die Wette gewinnt, muss sein Freund Felix, der selber in der Schule nicht sehr bekannt und beliebt ist, sich vor seiner Klasse zum größten Vollidioten machen … Wenn aber Felix die Wette gewinnen sollte, dann darf er Phillip zum Vollidioten machen, die Sache filmen und im Internet zur Schau gestellt.

Nun ist aber die Zeit gekommen und Phillip muss sich der Wette stellen und Laura küssen. „Ach das wird schon gut gehen“, denkt Phillip und versucht sich damit die Angst vor der Ohrfeige zu nehmen, die er mit größter Wahrscheinlichkeit von Laura kassieren wird.

Zögerlich geht er auf sie zu und versucht Augenkontakt mit ihr aufzunehmen. Sein Kussopfer steht gerade mit ihrer Mädchenclique zusammen. Die Mädchen sprechen wie meist über die gleichen Themen wie „Magst du den oder den“ und „Wie ist es denn mit ihm, der wäre doch etwas für dich“ oder auch über aktuelle Mode. Anna, die selber auch zu dieser Mädchenclique gehört, bemerkt den unsicheren Phillip, der direkt auf die Clique zu läuft.

„Heii, da kommt Phillip“, spricht Anna zu ihren Freundinnen. Auch Laura bemerkt ihn schnell und blickt verwundert und zeitgleich etwas erfreut zu ihm, denn ganz tief in ihrem Herzen mag sie Phillip viel mehr als die anderen Jungen in ihrer Klasse. Vielleicht könnte sie sich mit Phillip eine Beziehung vorstellen, aber so richtig weiß sie es selber noch nicht. Laura stellt sich aber viel zu schnell etwas vor. „Was würden denn bloß meine Freundinnen davon halten, wenn ich mit Phillip zusammen wäre, werden sie mich auslachen, wollen sie nichts mehr mit mir zu tun haben oder würden sie es sogar akzeptieren, dass ich mit ihm zusammen sein würde? Genau solche typischen Fragen stellt Laura sich und ist sehr verunsichert.

Plötzlich macht ihr heimlicher Schwarm einen großen Schritt auf sie zu und sieht ihr in die Augen. Als Laura das erste Mal richtig in seine braunen, unwiderstehlichen Augen schaut, kribbelt es bei ihr im Bauch sehr. Sie sieht in seinen Augen Liebe, Freude und tolle Tage die sie zusammen verbringen werden. Phillip aber spürte im Gegensatz zu Laura in diesem Moment noch nichts. Er wollte nur diesen Kuss schnell hinter sich bringen. Nicht lange dauert es und sein Mund nimmt Kurs auf den Mund von Laura.

Während des Kusses spürt Laura das Gleiche, was sie fühlt, als sie ihm in die Augen schaute. Nun spürt auch Phillip ein seltsames Gefühl bei sich im Bauch. Es war ein Gefühl, das er nicht tagtäglich hat. Während des tollen Gefühls vergisst, aus welchen Gründen auch immer, Phillip den kompletten Schulhof und die vielen Mitschüler, die alle das Gleiche in diesem Moment tun: Sie schauen dem gemeinsamen Kuss von Laura und Phillip zu. Einige schauen verwundert, andere wiederum entsetzt und die nächsten sogar etwas neidisch.

Der Kuss geht schnell vorbei, als Anna die beiden auseinanderzieht. Laura und Phillip empfinden den Kuss aber als sehr lang.

„Was sollte denn das Phillip“, fragt Anna ihn entsetzt.

Er realisierte es jedoch in diesem Moment nicht, dass Anna mit ihm spricht, denn er ist noch so sehr von dem Kuss in eine Art Trance gefallen.

Nach und nach hört er Annas Stimme, die immer das Gleiche wiederholt: „Was sollte denn das, Phillip, hallo bist du denn noch ganz klar im Kopf?“

„Ähm, äh“, stottert Phillip etwas verwirrt, „ich weiß es nicht.“ Er sieht Laura noch einmal in die Augen. Und da war es wieder. Das Gefühl, das er während des Kusses gehabt hatte. Es kribbelte genauso. Phillip lächelt etwas zu Laura. Ihre Hand erhebt sich in diesem Moment aber schlagartig und gibt Phillip eine Ohrfeige. Es tat ihr selber im Herzen weh, aber sie musste es tun, ansonsten hätten die Mädchen Verdacht bekommen, dass Phillip ihr heimlicher Schwarm ist.

Seine Wange wird sehr zügig rot und man konnte darauf kleine Kratzspuren von Lauras langen Fingernägeln erkennen. Da Phillip schon geahnt hatte, was passieren würde, nimmt er die Ohrfeige einfach so hin und rennt von Laura und der Clique aus zu Felix.

„Hätte ich nicht gedacht, dass du dich traust“, sagt Felix schon etwas neidisch zu Phillip und runzelt die Stirn.

„Ja, Felix, nun musst du deinen Wetteinsatz einlösen und dich vor der kompletten Klasse zum Idioten machen“, sagt Phillip lachend und etwas stolz auf sich selbst.

„Ja, ja ich weiß das wohl, du brauchst nicht immer wieder darauf herumreiten“, versucht Felix seinem Freund genervt zu erklären. „Weißt du was, Phillip? Ich mache es einfach in der nächsten Stunde, damit ich es nicht immer vor mir herschiebe“, plant Felix.

In der Zwischenzeit denkt Phillip ein wenig über den gemeinsamen Kuss mit Laura nach. „Irgendwie ist sie auch sehr hübsch, freundlich und auch immer für kleine Späße zu haben. Aber ob sie meine Gefühle erwidert?“, fragt sich Phillip unsicher. Da er sich mit Laura Hoffnungen macht, beschließt er kurzerhand, sie einfach zu fragen, ob sie sich vielleicht vorstellen könnte, sich mit ihm am Nachmittag auf der Schlittschuhbahn zu treffen. „Ich kann es ja wenigstens versuchen, und wenn sie dennoch Nein sagt, kann ich zu mir sagen, dass ich kein Feigling bin.“

Die nächste Stunde hat begonnen, und wie Felix es nun machen muss, macht er sich vor der gesamten Klasse zum Idioten. Er bohrt in der Nase, malt an die Tafel eine Grimmasse, worunter er seinen Namen schreibt. Während Felix weiter macht, schreibt Phillip einen Zettel für Laura, worin er sie fragt, ob sie sich mit ihm treffen möchte.

Als nun Laura den Zettel von ihrem Schwarm in den Händen hält, überkommt sie wieder so ein Kribbeln in ihrem Bauch. Sie öffnet den Zettel und liest ihn. Vor Freude kann sie sich kaum halten, dass sich Phillip mit ihr treffen will. Als Phillip zu ihr herüber schaut, nickt sie ihm zu.

Am sonnigen Nachmittag trifft sich nun Phillip mit Laura in der Eisdiele.

Dies ist ein Beginn einer langen Liebe ...

Johannes Booken (15) aus Hinte / Deutschland

*

Wie ich zum Weihnachtsmann wurde

Dachtet ihr, dass es im Jahre 1996 schon einen Weihnachtsmann gab? Ja? Falsch geraten! Damals gab es Wichtel ... doch die waren nicht genug.

Damals wohnten sie in der Scheune auf dem Heuboden. Erst im Jahre 1997 wurde einer gewählt. Und der Sieger, der war ... Ratet mal, wer das war!?

Ganz genau! ICH!!! Wollt ihr wissen, wie ich zum Weihnachtsmann wurde? Ja? Na dann, passt mal auf:

Wir schreiben das Jahr 1996 ... Es war der 22. Dezember. Bei den Wichteln auf dem Salamanderhof liefen schon die Vorbereitungen für den Weihnachtstag. Sechs Wichtel gab es: den Wichtelvater OLAF, die Wichtelmutter ASTRID, den Wichtelopa HANS, die Wichteloma LINDE, SABINE, das älteste Wichtelkind, und MARK, das jüngste Wichtelkind.

Der Wichtelvater zauberte gerade eine Spielzeuglokomotive und die Wichtelmutter eine kleine Puppe. Die Wichteloma Linde kochte eine leckere Suppe und die Kinder spielten mit dem Opa Mensch ärgere dich nicht.

Zwei Menschenkinder gab es auf dem Salamanderhof. Sie hießen Tom und Tina.

Olaf zauberte noch einen Waggon dazu und Linde noch ein hübsches rosa Kleidchen. Aber die Wichtel beschenkten die Kinder nicht umsonst, sie bekamen jedes Jahr eine Schüssel Weihnachtsgrütze von den Menschen auf dem Hof.

„Gewonnen, haha! Ich bin eben besser als ihr!“, rief Opa Hans.

„Na und? Letztes Mal haben wir gewonnen!“, verteidigte sich Mark.

„Essen ist fertig!“, rief die Oma.

„Gleich!“, tönte die zweistimmige Antwort der Eltern.

Am 24. Dezember, also am Weihnachtstag, war dann alles fertig. Insgesamt gab es sechs Geschenke. Drei für Tom und drei für Tina. Tom bekam eine Spielzeuglokomotive, einen Waggon und die passenden Gleise dazu. Tina bekam eine Puppe, ein Kleid und ein Bettchen für die Puppe. Als die Lichter im Haus ausgingen, schlichen die Wichtelmutter und der Wichtelvater los, dem Haus entgegen.

Als sie gerade den Hof überqueren wollten, legte sich ein Schatten über sie. Erschrocken sahen die beiden auf. Neben ihnen stand der zähnefletschende Hofhund.

„Ha...Hallo.“ stammelte Olaf.

„Grrrr, wau, wau, wau!“, war die Antwort.

„Laauuuuf!“, brüllte Astrid. Und das taten die beiden auch. Olaf jagte dem Tier einen Kugelblitz entgegen. Der aber flog haarscharf an dem Hund vorbei und traf einen Heuballen. Dieser ging in Flammen auf.

„Oh nee!“, stöhnte die Wichtelmutter. Sie schleuderte einen Wasserschwall nach hinten. Der traf den Hund mitten ins Auge. Winselnd blieb er stehen. Olaf nahm die Pakete, die über den Wichteln schwebten. Drei gab er seiner Frau, drei nahm er. Olaf murmelte eine Formel, dann schwebten die beiden in ein offenes Fenster hinein. Sie landeten auf dem Esstisch. Fünf Meter daneben – für Wichtel waren dies zwei Kilometer – stand der Weihnachtsbaum. Olaf und Linde schwebten hinunter und landeten auf dem Parkettboden. Sie wurden von der fauchenden Katze empfangen. Dieses Mal beschwor Linde einen Eiszapfen herauf und warf ihn nach der Katze. Der krachte gegen eine Blumenvase, die sofort in tausend Stücke zerbarst. Olaf murmelte wieder eine Formel und das Wichtelpaar schwebte in die Luft. Doch Olaf hatte vergessen, das Ziel vorzugeben und sie schwebten gegen eine Wand.

Das Ergebnis der Aktion war: Der Tischlerschuppen war abgebrannt und die Menschenkinder fanden ihre Geschenke im Katzenkorb. Das Geschenkpapier war zerfetzt und im ganzen Haus verstreut. Und die Weihnachtsgrütze, die war ausgeschüttet worden!

Zum Glück waren Wichtelvater und Wichtelmutter heil nach Hause gekommen.

Zwei Tage später trafen sich alle Wichtel im Wald. Der Wichtelvorsitzende sagte: „Dieses Weichnachten war auf dem Salamanderhof eine Katastrophe! Damit so etwas nie wieder passiert, habe ich mir überlegt, dass wir e i n e n Weihnachtsmann wählen sollten. Er wird euch helfen, die Geschenke an die Kinder zu verteilen. Zur Auswahl stehen Gerd Schneider und Paul Müller. Soll Paul Müller der Weihnachtsmann werden?“

Alle stimmten für Paul Müller.

Am Ende bekam ich dann einen Brief, in dem stand:

Sie sind der neue Weihnachtsmann!

Mit weihnachtlichen Grüßen

Die Weihnachts AG

Und so kam es, dass der Weihnachtsmann keine Legende mehr ist!!!

Lukas Günsch (10) aus Sulzbach / Deutschland

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Dicke Elfen und die Weihnachtsplätzchen

Schwere Schneeflocken geleiteten den eisigen Winter ins Land. Vereinzelte Tannen, überzogen mit Zuckerguss, standen rund um das Dorf Logan und hüllten die Landschaft in eine wundervolle Szenerie. Die paar Dutzend Einwohner wunderten sich über den schon früh eingebrochenen Winter, machten sich aber nicht allzu viele Sorgen und gingen weiter ihrer Arbeit nach. Die Bäcker buken Weihnachtsplätzchen, die Schneider schneiderten Winterkleidung und die Schuster schusterten dicke Winterstiefel.

Alle hatten sie etwas zu tun, alle, bis auf die Kinder. Sie hatten sehnsüchtig vor den Fenstern gehockt und auf die ersten Schneeflocken gewartet, und nun war es soweit. Sie holten ihre Rodeln aus dem Keller, wo sie den ganzen Sommer über gelegen hatten, und gingen nach der Schule auf einen großen Hügel, unweit dem Dorf. Dort rodelten sie, bis ihnen schwindelig wurde. Am Abend, wenn es dunkel wurde, gingen sie mit glühend roten Bäckchen nach Hause, wo sie ein warmes Zimmer erwartete.

Ein Mädchen aber hatte länger, als alle anderen, zu gehen: Lorena. Sie wohnte alleine mit ihrer Großmutter in einem kleinen Haus, weit entfernt von dem großen Hügel, und so kam sie immer völlig erschöpft zu Hause an. Meistens legte sie sich nach kurzer Zeit ins Bett und schlief ein, doch an diesem Tag erwartete sie eine Überraschung:

Es schneite ganz leicht in der tiefschwarzen Nacht, als Lorena die Gartentür öffnete und den Weg zur Haustür entlangstapfte. Mit jedem Schritt knirschte der Schnee unter ihren Sohlen und mit jedem Ausatmen bildete sich ein kleines Wölkchen vor ihrem Mund. Ihre Lippen waren rau und rissig, doch sie machte sich nichts daraus.

Mit einem lauten Quietschen öffnete sich die massive Tür aus Buchenholz und ein angenehmer Geruch wehte Lorena entgegen. Sie streifte ihre schneeüberzogenen Winterstiefel ab und schloss die Tür hinter sich. Die Bodendielen knarrten unter ihren Fußsohlen, als sie in Richtung Wohnzimmer ging. Sie öffnete die Tür, doch außer Merlin, ihrer Katze, befand sich niemand im Raum. Enttäuscht drehte sie sich um, und erneut wehte ihr dieser angenehme Geruch entgegen. Er kam ihr bekannt vor, doch sie konnte ihn nicht einordnen.

Mit der Hand auf der Klinke schloss sie die Wohnzimmertür ganz langsam und behutsam, sodass ihre Großmutter sie nicht hörte. Sie atmete noch einmal ganz tief ein, um festzustellen, woher der Duft kam, und machte sich auf den Weg in Richtung Küche. Ein kleiner Lichtspalt fiel durch die angelehnte Tür.

Im Inneren werkelte jemand herum und ab und zu hörte man: „Ja, da fehlt noch etwas Zucker“ oder: „Ojemine, die sind ja schon viel zu lange drinnen!“ Es war ihre tüchtige Großmutter, die ihrer Enkelin eine Freude machen wollte. Lorena überkam ein Gefühl der Neugierde, doch sie beherrschte sich. Während sie die Treppe in den zweiten Stock hinauftrabte, sich wusch und ins Bett legte, überlegte sie, welche herrlichen Plätzchen sie wohl morgen erwarten würden.

Die Sonne schien durch den farbenfrohen Vorhang in Lorenas Zimmer und weckte sie sanft. „Was für ein wunderschöner Morgen“, dachte sie sich und stieg aus dem Bett. Es fröstelte sie. Hastig zog sie sich an und riss die Tür auf. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte sie die Treppe hinunter in das gemütliche Wohnzimmer. Sie öffnete die Tür, die sie gestern so behutsam geschlossen hatte, und konnte ihren Augen nicht trauen. Mit ihren kalten Händen rieb sie sich die Augen, um sicherzustellen, ob sie wach war, doch es half nichts: Es saßen immer noch zwei dicke, kleine Elfen auf der Bank und aßen die Weihnachtsplätzchen, die Lorenas Großmutter gestern Abend gebacken hatte. Sie wollte etwas zu ihnen sagen doch alles, was sie herausbrachte, war: „Hrmpf.“

„Was hast du gesagt?“, fragte der eine dicke Elf, bevor er sich wieder umdrehte und weiter aß.

---ENDE DER LESEPROBE---