Die Kunst der Sympathie - Frank Naumann - E-Book

Die Kunst der Sympathie E-Book

Frank Naumann

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Beschreibung

Wenn Sie bei Jobsuche, Flirt, auf Partys oder in neuer Umgebung immer wieder scheitern, obwohl Sie nicht weniger kompetent und attraktiv sind als andere, ist es Zeit für einen Sympathie-Check und eine Sympathie-Offensive. Vergessen Sie Ihre Selbstzweifel: Allseits beliebte Mitbürger sind keineswegs die besseren Menschen. Sympathie ist ein soziales Talent, das man lernen kann. Es besteht aus einem Bündel einfühlsamer zwischenmenschlicher Verhaltensweisen und zeigt sich im Geschick, auf den ersten Blick Vertrauen zu erwecken. Die Beliebten unter uns haben das in jungen Jahren gelernt, doch es ist nie zu spät. Erfolgsautor Frank Naumann zeigt in zehn einfachen Schritten, wie jeder in jedem Alter Sympathie lernen kann. Mit Sympathie-Test und Zwei-Wochen-Sympathie-Einsteigerprogramm.

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Seitenzahl: 284

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Frank Naumann

Die Kunst der Sympathie

Die selbstbewusste Art, sich beliebt zu machen

Inhaltsverzeichnis

[Cover]

Einführung

Wie der Sympathie-Faktor über das Lebensglück entscheidet

Keine Begegnung ohne Sympathie-Check

Ist Beliebtheit Schicksal?

Schritt 1: Erkennen Sie, wie Sympathien und Antipathien entstehen

Die drei Stufen sozialen Erfolgs

Das Rätsel der gleichen Wellenlänge

Das Prinzip des I-Sharing

Äußere, soziale und subjektive Ähnlichkeit

Das Wunder der Spiegelneuronen

Auf die Leidenschaft kommt es an

Die sechs Trümpfe beliebter Menschen

Das Drama innerer Zerrissenheit

Die fünf Quellen der Antipathie

Die Rolle von Schönheit und Prestige

Sympathiefischer und Einzelkämpfer

Schritt 2: Testen Sie Ihre Sympathiewerte

Wo liegen Ihre Sympathiestärken und -defizite?

Test: Wie beliebt sind Sie?

A. Selbstbild

B. Kindheitserfahrungen

C. Soziale Beziehungen

D. Soziales Verhalten

Quantitative Auswertung

Qualitative Auswertung

Wie viel Sympathie herrscht in Ihren Beziehungen?

Schritt 3: Experte, Anführer oder guter Freund – finden Sie die richtige Balance

Autorität schafft Abstand

Sympathie ist wichtiger als Können

Drei Quellen für fehlende Beliebtheit im Team

Sieben vermeidbare Sympathiebremsen

Vier extreme Führungstypen

Die fünf Trümpfe starker Anführer

Drei Zusatztipps für Experten

Schritt 4: Schüchtern, forsch oder selbstsicher – beseitigen Sie Kontaktbarrieren

Was ein stilles Mäuschen und ein sturer Bock gemeinsam haben

Massenphänomen Schüchternheit

Ausweichen und provozieren – zwei Teufelskreise

Neue Gewohnheiten statt starker Wille

Überprüfen Sie Ihre Einstellungen

Mit fünfzehn Übungen vom Kontaktmuffel zum Kontaktprofi

Stufe 1: Basisübungen

Stufe 2: Standardübungen

Stufe 3: Mittelschwere Übungen

Stufe 4: Heikle Übungen

Stufe 5. Profiübungen

Zusatzübung: Nie mehr ignoriert werden

Wie Sie Hemmschwellen leichter überwinden

Mit Smalltalk Kontakte ausbauen

Schritt 5: Bauen Sie sich ein Sympathie-Image auf

Wie wir uns ein Bild von anderen Personen machen

Starten Sie mit Ihrem Markennamen

Erkennen Sie Ihre Stärken und Schwächen

Filtern Sie Ihre drei wichtigsten Eigenheiten heraus

Bestimmen Sie Ihren Sympathietyp

I. Der zielstrebige Typ

II. Der feurige Typ

III. Der stille Typ

Erproben Sie Ihr neues Sympathie-Image in der Praxis

Schritt 6: Knüpfen Sie ein Netz aus Zuneigungen

Quantität bringt Qualität

Ermitteln Sie Ihre Wunschkontakte

Sechs Ecken hat die Welt

Der «Würde-er-wirklich»-Test

Die drei Hürden erfolgreichen Networkings

Die besten Kontakttipps der Netzwerkprofis

Weitere Gelegenheiten der Kontaktsuche

Wie Sie die richtigen Kontakte auswählen

Namen merken – die Dialog-Methode

Namen merken – die Profi-Methode

Kontaktpflege leicht gemacht

Schritt 7: Optimieren Sie Ihre Körpersprache

Ähnlichkeit ist wichtiger als Schönheit

Nutzen Sie den Ganzheitseffekt

Beliebtheit ist eine Frage des Stils

Gerade – wegen der Haltung

Ein kurzes Lächeln, ein klarer Blick

Was einen Händedruck sympathisch macht

Kommen Sie näher, indem Sie Abstand halten

Gute Stimme schafft gute Stimmung

Schritt 8: Führen Sie das Sympathiegespräch

Wenn das Gehirn Fehlalarm auslöst

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance

Warum Argumente Sympathie kosten

Die Kunst der offenen Frage

Zuhören ist gut, Umschreiben ist besser

Warum wir ausrasten

Auf die Art des Streits kommt es an

Vom zerstörerischen Zank zum fairen Streit

Streiten und dabei Sympathie gewinnen

Sieben magische Sätze, die Ihnen Zuneigung verschaffen

Schritt 9: Überwinden Sie Sympathiehürden

Kampfplatz Alltag

Die fünf häufigsten Peinlichkeiten

Wie Sie elegant aus dem Fettnapf springen

Der Umgang mit unsympathischen Zeitgenossen

Schritt 10: Entfalten Sie Ihre Sympathie im Alltag

Ihr Zwei-Wochen-Sympathie-Einsteigerprogramm

Literatur

Einführung

«Karin?»

«Kann ich dir helfen, Peggy?»

«Ich muss hier einen spanischen Namen schreiben, Nuñoz. Da brauche ich ein ‹n› mit einer Wellenlinie drüber. Wo finde ich das auf der Tastatur?»

«Keine Ahnung. Frag doch unsern Computerfreak, den Boeckmann.»

«Besser nicht, der hat so eine unsympathische Art an sich. Lieber suche ich in der ‹Hilfe› vom Textprogramm …»

Haben Sie auch schon Gespräche dieser Art erlebt? Wir überlegen uns sehr genau, wen wir um Rat fragen. Was lässt uns den Kontakt zu dem einen suchen, zu einem anderen aber vermeiden? Wenn Sie mit einem Satz sagen sollten, was Sympathie ausmacht – wüssten Sie auf Anhieb eine Antwort?

Gewöhnlich antworten wir: «Auf einer Wellenlänge liegen» oder «Wenn die Chemie stimmt». Aber das sind auch nur Umschreibungen für ein intuitives Gespür, dessen Gründe wir nicht genau benennen können. Vielleicht ist Peggys Kollege Boeckmann wenig hilfsbereit. Möglicherweise zögert Peggy aber, weil Boeckmann im Gegenteil auf jede Gelegenheit lauert, seine Kompetenz unter Beweis zu stellen. Weil er ellenlange, belehrende Vorträge hält. Vielleicht gibt es aber überhaupt keine fassbaren Gründe für Peggys Abneigung. Und wenn Peggy sie nicht kennt – woher soll dann der arme Boeckmann wissen, warum er bei seiner Kollegin auf Ablehnung stößt?

Wie der Sympathiefaktor über das Lebensglück entscheidet  

Jeder von uns hat schon Zurückweisungen erlebt. Ohne sich die Gründe erklären zu können. Das kann jeden Lebensbereich betreffen:

Freundeskreis. Kennen Sie Menschen, die weniger geistreich und verständnisvoll sind als Sie, aber viel mehr Telefonanrufe und Einladungen bekommen? Wie schaffen es manche Zicken und Stiesel, so viele nette Leute um sich zu scharen?

Beruf. Die einen bewerben sich einmal und werden sofort eingestellt. Andere sind fleißig und hochqualifiziert, werden auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen – die Firma nimmt jedoch jemand anderes mit einem Durchschnittszeugnis. Ihre Begründung: «Er passt besser in unser Team.»

Liebe. Manche sehen nicht gut aus, kleiden sich nachlässig und haben auch nicht viel auf dem Kasten. Trotzdem müssen sie nicht nach der großen Liebe suchen, weil sie von Singles geradezu umlagert werden. Andere kleiden sich stilvoll, haben ein halbes Dutzend Flirtratgeber gelesen, befolgen alle Tipps aufs i-Tüpfelchen genau und landen doch keinen Treffer. Sobald sie jemanden ansprechen, handeln sie sich abschätzige Blicke und einen Korb nach dem anderen ein.

Sie können kompetent sein und über die besten Umgangsformen verfügen – ohne den S(ympathie)-Faktor läuft nichts! Ob Urlaubsflirt oder Geschäftsabschluss – der S-Faktor regiert überall, wo Menschen einander begegnen. Die gute Nachricht lautet: Von heute an brauchen Sie seine Wirkung nicht mehr dem Zufall zu überlassen. Sie können ihn genauso trainieren wie Höflichkeit, Redegewandtheit und andere soziale Fähigkeiten. Alles, was Sie dazu wissen müssen, finden Sie in diesem Buch. Beginnen wir am Anfang – bei den ersten Sekunden, die über Sympathie und Antipathie entscheiden.

Keine Begegnung ohne Sympathie-Check

Wenn Sie fremde Menschen treffen, führen Sie einen schnellen Sympathietest durch. Jeder von uns tut es. Meistens bemerken wir es nicht einmal. Wir prüfen einander unbewusst. Sie entscheiden auf einen Blick, wie gut Sie die Fremden leiden können, die Ihnen begegnen. Sie wissen im Nu, wen Sie nett und vertrauenswürdig finden. Und zu wem Sie lieber auf Abstand gehen. Die amerikanischen Forscher Janine Willis und Alex Todorov von der Princeton Universität fanden 2006 im Experiment heraus, dass dieser Bewertungsprozess nur eine Zehntelsekunde dauert. Ein kurzer Blick auf ein Foto genügte. Und schon wussten die Versuchsteilnehmer, ob die abgebildete Person attraktiv, sympathisch, vertrauenswürdig, kompetent oder aggressiv war – oder nicht. Längeres Hinschauen veränderte ihre Einschätzung nicht mehr. Die Teilnehmer wurden sich lediglich immer sicherer, dass ihr spontanes Soforturteil richtig war.

Der Haken an der Sache ist: Nicht nur Sie urteilen so. Ihre Mitmenschen fällen vergleichbare Urteile über Sie. Doch selbst wenn der erste Eindruck misslang: Sie können durch Ihr weiteres Verhalten immer noch Pluspunkte sammeln. Am Ende kommen Sie mit manchen gut klar, mit anderen leider nicht. Zum Glück beruht Sympathie oft auf Gegenseitigkeit. Die Personen, die Sie mögen, mögen auch Sie.

Manchmal aber geht die Sache schief. Eine wichtige Person, deren Unterstützung Sie brauchen, verweigert Ihnen Ihre Sympathie. Schlimm, wenn es sich um den Mann/​die Frau Ihrer Träume handelt. Oder einen Personalchef, der Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen hat. Ihre Argumente sind treffsicher, Ihre Referenzen und Zeugnisse hervorragend – wenn die Chemie nicht stimmt, kriegt Ihren Traumjob ein anderer. Es gibt keine Instanz, bei der Sie sich beschweren können. Gegen Antipathie helfen keine Anwälte und keine Paragraphen. Auf diesem Feld herrscht keine Gerechtigkeit. Hier entscheidet das Unbewusste, die Intuition. Sie können nur hoffen, dass Sie zu der nächsten Person, an die Sie sich wenden, einen besseren Draht finden. Oder einen Dreh entdecken, um mehr Sympathie auszustrahlen. Die besten Methoden stelle ich Ihnen in diesem Buch vor. Sie brauchen nicht alle zu beherrschen und anzuwenden. Suchen Sie sich aus, welche am besten zu Ihnen passen. Oft genügt schon eine einzige, um den sozialen Erfolg nachhaltig zu verbessern.

Zunächst möchte ich mit einer Legende aufräumen, die sich hartnäckig in vielen Köpfen hält. Sie besagt, ein Mensch sei von Natur entweder sympathisch – oder er sei es eben nicht. Weil Sympathie mit dem Unbewussten zu tun habe, sei sie bewussten Änderungen nicht zugänglich. Falsch! Seit Sigmund Freud vor über 100 Jahren seine Traumdeutung veröffentlichte, ist klar: Unbewusste Vorgänge können bewusst gemacht und dann beeinflusst werden. Das gilt auch für die Sympathie. Wenige Änderungen in Ihrem Auftreten genügen – und Ihre Mitmenschen werden Sie mit freundlicheren Augen betrachten. Haben Sie sich oft vergeblich um Kontakte bemüht? Wenn Sie anwenden, was Sie in diesem Buch erfahren, können Sie den Spieß umdrehen. In Zukunft werden Ihre Mitmenschen um Ihre Zuneigung kämpfen.

Wer wenig Sympathien empfängt, führt ein trauriges Leben. Oft ohne eigene Schuld. Meine Klassenkameradin Katrin war so ein Fall. Sie war weder zickig noch hässlich. Dennoch hatte sie keine Freunde. Die Mädchen spotteten, die Jungs übersahen sie. Klassenfeten erlebte sie in der Rolle des Mauerblümchens. Sie hatte sicherlich wie jeder von uns Interessen und Talente. Aber wir kannten sie nicht. Das Traurige war: Mit der Zeit verinnerlichte sie die Ablehnung ihrer Umgebung. Sie fing an, auf jeden, der sie ansprach, misstrauisch zu reagieren. Damit bestätigte sie das allgemeine Urteil – na bitte, sie ist unsympathisch.

Meine Sympathiewerte waren damals in der Schule auch nicht die besten. Ich war gerade aus dreihundert Kilometer Entfernung hergezogen und sprach einen südlichen Dialekt. Ich war kein Ass in Sport, galt jedoch als Streber, weil ich viel über Büchern hockte. Doch glauben Sie, ich wäre auf die Idee gekommen, mich mit Katrin zu verbünden? Keineswegs. Wie jeder wollte ich mit denen befreundet sein, die ohnehin schon bei allen beliebt waren. Ich brauchte Jahre und eine Wiederbegegnung auf einem Klassentreffen, ehe ich zu einem gerechteren Urteil gelangte.

Einer von denen, die auf der Sonnenseite standen, war Hannes aus der Parallelklasse. Er strahlte so etwas Leutseliges, Liebenswertes aus – man musste ihn einfach mögen. Zugegeben, wenn er den Mund aufmachte, kam selten eine intelligente Bemerkung heraus. Doch wie er seine Banalitäten äußerte, bezauberte jeden. Hausaufgaben sollte man lieber nicht bei ihm abschreiben, wenn man eine gute Note wollte. Wenn aber Hannes seine Aufgaben vergessen hatte, hielten ihm mindestens fünf von uns ihr Heft hin. Einmal trafen wir uns zum Fußball, aber Hannes meinte: «Ich würde lieber schwimmen gehen.» Sofort ließen wir den Ball fallen und stürzten uns eine halbe Stunde später gemeinsam in die Fluten des nahe gelegenen Sees.

Ist Beliebtheit Schicksal?

Unser Selbstwertgefühl führt insgeheim eine Strichliste. Jedes Mal, wenn es auf Zuneigung trifft, blüht es auf. Wir fühlen uns gut und anerkannt. Wenn wir dagegen auf Ablehnung stoßen – vor allem, wenn sie uns scheinbar grundlos trifft –, erhält unser Ego einen Dämpfer. Selbstzweifel melden sich: Womit habe ich diese Zurückweisung verdient? Was stimmt nicht mit mir? Beschränkt sich die Ablehnung auf Einzelfälle, versuchen wir das Erlebnis schnell zu vergessen. Doch wenn sich diese Fälle wiederholen, sinkt das Selbstvertrauen.

In unserer heutigen Gesellschaft verschärft sich dieses Problem. Tiefere persönliche Kontakte sind seltener geworden. Viele Begegnungen finden nur noch im Internet oder per SMS statt. In Schriftform kann man leicht eine angenehme Persönlichkeit vortäuschen. Das kennt jeder, der schon einmal längere Zeit über Online-Partnerbörsen nach der großen Liebe gesucht hat. Dort präsentieren sich lauter tolle Typen. Deswegen verläuft die erste persönliche Begegnung häufig so ernüchternd. Signale der Sympathie benötigen den direkten Blick von Angesicht zu Angesicht. Je seltener persönliche Begegnungen stattfinden, desto weniger Bestätigung erhält das Selbstwertgefühl.

Laut einer Befragung des BAT-Freizeitforschungsinstituts halten 95 Prozent aller Deutschen Freunde wichtig für ihr Leben. Freunde übertreffen damit die Familie – die halten nur 88 Prozent für wichtig. Nach dem Grund müssen wir nicht lange suchen: Freunde finden einander garantiert sympathisch. Bei Familienmitgliedern ist das nicht unbedingt der Fall.

Freunde spielen nicht nur im Privatleben eine wichtige Rolle. Sie sind zugleich der entscheidende Karrierefaktor. Dorothea Assig, Beraterin von Topmanagern, bestätigte: «Ab einer bestimmten Ebene werden Positionen fast nur über persönliche Kontakte besetzt.» Ohne die Sympathie der entscheidenden Leute läuft da gar nichts.

Gute Freunde werden auch deshalb so hoch geschätzt, weil sie selten sind. Eine Befragung der Universität Bielefeld ergab: Knapp 75 Prozent der Deutschen halten es für immer schwieriger, echte Freunde zu finden. Die Zahl der Menschen wächst, die keinen einzigen nahen Freund haben. Andere beklagen, dass Ihre Freunde zu wenig Zeit für sie haben. Falls es Ihnen ähnlich geht, befinden Sie sich in großer Gesellschaft. Mindestens jeder zweite wünscht sich mehr Zuwendung, mehr Unterstützung von Freunden und Kollegen. Viele schauen mit Neid auf beliebte Zeitgenossen, die beim Flirt oder bei Bewerbungsgesprächen scheinbar mühelos einen Sieg nach dem anderen erzielen. Falls angesichts solcher Sonntagskinder auch Sie gelegentlich Selbstzweifel plagen: In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie den gleichen Erfolg erreichen können.

Sympathie entsteht weder aus Attraktivität noch aus Kompetenz. Beliebte Leute sind im Schnitt nicht schöner oder klüger als andere. Sie sind auch nicht die besseren Menschen! Denken Sie nur einmal an bekannte Filmhelden. Einige der übelsten Bösewichter der Leinwand wecken Sympathie und faszinieren uns. Das gibt es auch im wahren Leben. Hochstapler, Betrüger und manche kriegslüsterne Politiker waren nur deshalb so erfolgreich, weil sie sich auf die Sympathien ihrer Mitbürger stützen konnten.

Wie weit liegt Sympathie in den Genen? Einigen scheint die Fähigkeit, Sympathie zu wecken, in die Wiege gelegt zu sein. Mit ihnen wollte schon im Vorschulalter jedes Kind befreundet sein. Dennoch liegt dem keine angeborene Begabung zugrunde. Es handelt sich um eine erlernte soziale Fähigkeit. Sie besteht aus einem Bündel einfühlsamer zwischenmenschlicher Verhaltensweisen und zeigt sich in dem Geschick, auf den ersten Blick Vertrauen zu erwecken. Die größten Talente auf diesem Gebiet haben ihre Fähigkeit schon in den ersten Lebensjahren erworben.

Als Kind erwirbt man soziale Intelligenz nebenbei – intuitiv, ohne systematische Unterweisung. Heißt das, für den Erwachsenen ist der Zug abgefahren? Keineswegs. Sie können den Lernprozess ohne weiteres nachholen. Allerdings benötigen Sie als Erwachsener ein systematisches Lernprogramm.

Ich habe für Sie einen solchen Plan zusammengestellt und in zehn Schritte gegliedert. Mit ihm erlangen Sie gegenüber dem intuitiven Lernen eines Kindes auch Vorteile. Sie lernen bewusst. Sie erwerben nicht nur die Fähigkeit, Sympathie auszustrahlen, sondern wissen am Ende auch, wie und warum sie es tun. Sie können nun Ihre Sympathie zielgerichtet einsetzen und überlassen nicht dem Zufall, bei wem Sie sich auf welche Weise beliebt machen.

Schritt 1:

Erkennen Sie, wie Sympathien und Antipathien entstehen

Haben Sie sich auch schon mal gewundert, was Menschen alles unternehmen, um die Anerkennung ihrer Mitmenschen zu erlangen? Sie klettern in eisige Höhen, schwimmen durch den Ärmelkanal oder radeln um die Welt. Andere investieren viele tausend Euro, um sich das Gesicht und die Figur auf dem OP-Tisch straffen zu lassen. Oder schauen Sie in das Guinness-Buch der Rekorde. Es berichtet von Wettbewerben im Weitspucken, Vielessen und Dauerknutschen. Um seinen Namen als Weltrekordler zu verewigen, malt der eine Gemälde, so riesig, dass niemand sie mit einem Blick erfassen kann. Ein anderer schnitzt ein Frauenporträt in ein Reiskorn und zwingt den Betrachter, ein Mikroskop zu Hilfe zu nehmen, um das Kunstwerk würdigen zu können.

Vielleicht treibt diese Leute echte Begeisterung für das, was sie tun? Schon möglich – aber warum frönen Sie dann Ihrer Leidenschaft nicht in aller Stille? Reinhold Messner schwärmt von der Ruhe abgeschiedener Berge – aber er tut das in aller Öffentlichkeit, in Büchern, Filmen und Talkshows. Millionen wissen von seinen erfrorenen Zehen, seinem verunglückten Bruder und seiner Suche nach dem Yeti. Ein Formel-1-Rennfahrer wiederum liebt schnelle Autos. Doch vor allem möchte er ein Sieger und Medienheld sein. Was Menschen unternehmen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, ist so verschieden wie ihre Interessen. Die Suche nach Bewunderung ist ihnen gemeinsam.

Die drei Stufen sozialen Erfolgs

Recht verschieden ist auch der Erfolg ihrer Anstrengungen. Etwas vereinfacht können wir drei Stufen unterscheiden:

Aufmerksamkeit. Wenigstens für einige Minuten alle Augen auf sich ziehen – das gelingt auch ohne besonderes Talent. Es genügt schon, den Klassenclown zu spielen. Oder Eltern und Lehrer mit exzentrischer Kleidung und schrägem Verhalten zu provozieren. Mit ein bisschen Glück winkt sogar ein Kurzauftritt in einer Talkshow im Fernsehen, wo der Kandidat das Publikum mit abseitigen Behauptungen schocken darf. Die Videoaufzeichnung kann er dann noch jahrelang seinen Freunden vorspielen und sich in der Erinnerung an seinen kurzen Ruhmesmoment sonnen.

Anerkennung. Diese nächste Stufe ist kaum ohne Leistung zu erreichen. Einigen hilft ein herausragendes Talent. Andere trainieren jahrelang, um auf einem Gebiet besser zu sein als die anderen. In den meisten Fällen führt eine Mischung von Begabung, Zeitaufwand und Schweiß zum Ziel. Aber uneingeschränkte Anerkennung ist selten. In die Bewunderung kann sich Neid mischen, aber auch Ablehnung der Art und Weise, wie der Erfolg erzielt wurde. Denken Sie nur an manche Politiker, Manager – oder Promis wie Dieter Bohlen.

Beliebtheit. Bewundert und zugleich gemocht werden – das ist das Höchste, was ein Einzelner erreichen kann. Eine Person, die Sympathie ausstrahlt, erlangt mehr als Lob wegen ihrer Leistungen. Sie wird zum menschlichen Vorbild, dem andere nacheifern.

Wer allgemein beliebt ist, für den sind die ersten beiden Stufen – Aufmerksamkeit und Anerkennung – nicht mehr so wichtig. Wenn mir überall die Sympathien meiner Mitmenschen entgegenfliegen – wozu soll ich mich dann noch extra anstrengen? Wer schon jede Menge Sympathien besitzt, muss sich nicht mehr beweisen. Er ist immer von Menschen umgeben, die ihn lieben.

Stellen Sie sich dagegen einen Teenager vor, der vom Starruhm träumt. Er hofft nicht nur auf Millionen verkaufte CDs und kreischende Fans. Er malt sich auch die Verblüffung seiner Klassenkameraden aus. Er stellt sich ihre Gedanken vor: «Warum sind wir nur so blind gewesen! Da haben wir Tag für Tag neben ihm gesessen und nichts von seinem Supertalent geahnt. Oh, wie schämen wir uns, dass wir ihn ausgelacht und ständig übersehen haben!»

Die öffentliche Anerkennung soll mangelnde Beliebtheit im privaten Umfeld kompensieren. Deswegen begegnen wir in den Medien so vielen eitlen Leuten, die vor allem eine Botschaft verkaufen wollen: «Ich bin wichtig! Bewundert mich!» Wer sich der Sympathien seiner Mitmenschen sicher ist, braucht sich an diesem Gerangel nicht zu beteiligen.

Das Rätsel der gleichen Wellenlänge

Kurioserweise führt gerade das Streben nach Sympathie dazu, dass sie sich viele Menschen alle Sympathien verscherzen. Denn wer sich in den Vordergrund drängelt, tritt oft anderen auf die Füße. Das mögen wir nicht. Wir weisen den Wichtigtuer in seine Schranken. Der ist gekränkt. Er wollte doch nur auf sich aufmerksam machen. Er wollte zeigen, was für ein toller Typ er ist. Warum will niemand seine Botschaft hören?

Das gegenteilige Verhalten hilft auch nicht weiter. Wer sich still und unauffällig im Hintergrund hält, wird übersehen. Wenn Sie niemand bemerkt, kann Sie auch niemand sympathisch finden. In dem Wort «bemerkt» steckt «merken». In der doppelten Bedeutung von «fühlbar sein». (ich merke etwas) und von «im Gedächtnis haften bleiben». (ich merke mir etwas). Echter Sympathie gelingt der Spagat: Sie wird – in diesem doppelten Wortsinn – von jedermann bemerkt. Obwohl sie sich nicht in den Vordergrund drängt und sich auch nicht im Hintergrund verborgen hält.

Wie schafft sie das? Bis vor kurzem stand die Wissenschaft hier vor einem Rätsel. Ich erinnere mich an einen Vortrag, den ich als Student hörte. Professor Günter Tembrock, eine Koryphäe der Verhaltensbiologie, sprach über die erblichen Grundlagen menschlichen Handelns. Die anschließende Diskussion streifte das ganze Feld unseres Verhaltens, von Sex über Begabung bis zu Intelligenz. Der Professor hatte auf alle Fragen eine Antwort. Doch schließlich erkundigte sich eine ältere Dame nach der Biologie der Sympathie. Das war die einzige Frage, vor der Tembrock kapitulierte: «Darüber wissen wir so gut wie nichts. Ich spüre wie Sie, dass da etwas ist, was in uns vor aller rationalen Überlegung in Sekundenschnelle über Zuneigung und Ablehnung entscheidet. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, was das ist. Wir haben keine Studien dazu.»

Das ist mehr als zwanzig Jahre her. Tembrocks Ratlosigkeit hatte mich so beeindruckt, dass ich seitdem alles gesammelt habe, was Forscher und Praktiker über Sympathie herausfanden. Bis heute sind nicht alle Fragen geklärt. Aber was sympathische Menschen anders machen als weniger beliebte, kann ich Ihnen in diesem Buch verraten. Längst ist bewiesen, dass Sympathie im Leben unschlagbare Vorteile bietet. Finden wir jemanden sympathisch, helfen wir ihm aus der Verlegenheit, wenn er in eine peinliche Lage gerät. Das belegt eine Umfrage, die die Apotheken Umschau im August 2006 veröffentlichte. Über vier Fünftel der Deutschen – 83,2 Prozent – versuchen, sympathischen Personen beizustehen, wenn sie ins Fettnäpfchen treten. Ganz anders ist die Einstellung zu unsympathischen Zeitgenossen. Da halten 72,9 Prozent Schadenfreude und Spott für gerechtfertigt.

Wer beliebt ist, kann Ziele verwirklichen, die andere trotz geballter Kompetenz nie erreichen. Denn der Sympathische hat allen Übrigen einen Trumpf voraus – die Unterstützung seiner Mitmenschen. Was er nicht weiß, wissen seine Freunde. Sie stellen ihm ihr Können gern zur Verfügung. Damit ist er jedem Einzelkämpfer entscheidende Schritte voraus.

Das Prinzip des I-Sharing

Vor 35 Jahren hatte der amerikanische Sozialpsychologe Donn Byrne eine geniale Idee. Er bat Studenten, einen Fragebogen auszufüllen. Es ging um simple Alltagsfragen wie: Treiben Sie gern Sport? Mögen Sie klassische Musik? Sollen Kinder streng oder eher lässig erzogen werden? Halten Sie Krieg als Mittel der Politik für gerechtfertigt? (Es war die Zeit des Vietnamkrieges.)

Einige Wochen später bestellte Byrne die Studenten zu einem zweiten Termin. Er legte ihnen den gleichen Fragebogen noch einmal vor – aber bereits ausgefüllt, von anonymen Dritten. Aufgrund der Antworten sollten sich die Studenten ein Bild von den Fremden machen, die den Bogen beantwortet hatten. Es ergaben sich zwei erstaunliche Resultate:

Obwohl die Studenten die Personen, die diese Bögen ausfüllten, nie gesehen hatten, gaben sie ohne Zögern ein Urteil ab, wen sie sympathisch fanden und wen nicht.

Ihre Sympathie hing nur von der Übereinstimmung der Bögen mit ihren eigenen Antworten ab, die sie ein paar Wochen zuvor selbst auf die gleichen Fragen gegeben hatten. Je ähnlicher die Meinungen der Fremden mit ihren eigenen Antworten ausfielen, desto sympathischer fanden sie sie.

Was die Studenten nicht wussten – es gab gar keine anonymen Dritten. Alle Fragebögen der zweiten Runde waren von Donn Byrne selbst oder von seinen Mitarbeitern ausgefüllt worden. Nach einem vorgegebenen Schlüssel erhielten die Studenten Bögen zugeteilt, die mit ihren eigenen Antworten stark, mittelmäßig oder wenig übereinstimmten. Durch dieses Vorgehen konnte Byrne nachweisen, dass es nur auf den Faktor Ähnlichkeit ankam und nicht auf «richtige» Antworten. Wer zum Beispiel allzu strenge Kindererziehung ablehnte, war nicht automatisch beliebter, weil er die sympathischere Antwort gegeben hatte. Es kam vielmehr darauf an, ob der andere in dieser Frage genauso dachte.

Später haben Byrne und andere Forscher den Versuch mit anderen Berufsgruppen, unterschiedlichen Generationen und sogar fremden Kulturen wiederholt. Immer wieder fanden sie: je größer die Ähnlichkeit, desto größer die Sympathiewerte. Dieses Prinzip erhielt den wissenschaftlichen Namen «I-Sharing». Es bedeutet so viel wie «am Ich des anderen teilhaben». Es wirkt sogar in der Liebe. Das verblüfft zunächst, weil ja gerade die Verschiedenheit der Geschlechter Männer und Frauen füreinander attraktiv macht. Wir finden oftmals eine Person anziehend, die anders ist.

Beispielsweise Anja. Sie hält pedantisch Ordnung und ist noch nie zu spät zu einem Termin gekommen. Sie ist fasziniert von Philipp, der spontan in den Tag hineinlebt. Doch auch sie folgt dem Gesetz der Ähnlichkeit. Im Fragebogen hätte sie Spontaneität positiv bewertet, obwohl – oder gerade – weil sie selbst wenig davon besitzt. Nach einigen Rendezvous mit Philipp lernt sie jedoch die Schattenseiten seiner Lebenslust kennen. Er hat sie mehrmals über eine halbe Stunde allein im Restaurant warten lassen. An einem Abend hat er sie gar komplett versetzt. Die mitleidigen Blicke der Kellner, als sie nach einer Stunde immer noch mit der Bestellung warten wollte – nie wieder! Nach vier Wochen war die große Liebe zu Ende.

Äußere, soziale und subjektive Ähnlichkeit

Die Psychologen Werner Langenthaler und Regina Maiworm organisierten ein aufschlussreiches Experiment. Sie luden eine größere Gruppe von Frauen und Männern in die Universität Münster ein. Sie baten nun ihre Studenten zu erraten, welche dieser Frauen und Männer als Paar zusammengehörten. Um die Aufgabe zu erschweren, traten alle Frauen und Männer in einheitlichen Trikots auf. Die Studenten fanden öfter die richtigen Paare heraus, als es durch Zufallsraten möglich gewesen wäre. Wie war ihnen das gelungen? Sie hatten einfach ähnliche Personen zueinandergestellt. Dicke zu Dicken, Kleine zu Kleinen und gut Aussehende zu anderen gut Aussehenden. Das heißt, sie gingen intuitiv von der naiven Annahme aus, dass äußerlich Ähnliche auch seelisch auf einer Wellenlänge liegen. Sie lagen damit in vielen Fällen richtig.

Stellen Sie sich vor, Sie laden von zehn privaten Homepages im Internet die Fotos der Eigentümer herunter und drucken sie aus. Mit diesem Material organisieren Sie auf Ihrer nächsten Party folgendes Spiel: Sie fragen Ihre Gäste, welche der abgebildeten Personen sympathisch sind und warum. Als Erstes wird Ihnen auffallen, dass alle bereit sind, sofort ein Urteil abzugeben. Ohne die geringste Spur von Unsicherheit. Über Leute, von denen sie nichts weiter kennen als ein Foto! Als Zweites achten Sie auf die Begründungen Ihrer Gäste. Da bekommen Sie Sätze zu hören wie:

«Wie der guckt und die Augenbrauen … von dem würde ich keine Versicherung kaufen.»

«Der hat so einen Zug um den Mund – der führt was im Schilde!»

«Schau nur, wie treuherzig der in die Kamera schaut. Der kann bestimmt keiner Fliege was zuleide tun.»

Solche Antworten beweisen zwei Dinge:

Wir urteilen schnell und sicher, wer sympathisch ist.

Wir wissen aber nicht genau, warum. Unsere nachträglichen Begründungen fallen eher vage aus.

Forscher interessierten sich dafür, wie zuverlässig der erste Eindruck ist. Sie verglichen erste Eindrücke mit den Ergebnissen aus Persönlichkeitstests, denen sie die fotografierten Personen unterzogen. Sie fanden, dass der erste Eindruck zu etwa siebzig Prozent korrekt ist. Deutlich mehr, als bei zufälligem Raten herauskommen würde.

Der größte Teil der Einschätzung kommt unbewusst zustande. Dafür gibt es einen guten Grund. In der Zeit der Jäger und Sammler mussten unsere Vorfahren in Sekundenbruchteilen einschätzen, ob ein plötzlich auftauchender Fremder gute oder böse Absichten hegt. Wer da länger als eine Viertelsekunde überlegte, konnte schon von einem Wurfspeer getroffen worden sein. Nur wer dieses Missgeschick vermied, gehörte zu unseren Vorfahren. Die anderen sind ausgestorben.

Elisabeth Pinel von der Pennsylvania State University ging mit ihren Kollegen noch einen Schritt weiter. Sie unterschied neben der äußeren noch zwei weitere Arten von Ähnlichkeit:

Soziale Ähnlichkeit: Zwei Personen haben eine ähnliche soziale Herkunft, stammen aus derselben Gegend oder besitzen den gleichen Bildungsgrad. So lernte Gerd auf einer Party Ines kennen: Ihre Eltern waren Lehrer, genau wie seine. Er stammt aus München, sie aus Ingolstadt. Beide haben Abitur, er studiert Informatik, sie Design.

Subjektive Ähnlichkeit: Zwei Personen haben die gleichen Ansichten, Vorlieben und Abneigungen. Ralf stammt aus Dresden, Johanna aus Hamburg. Als sie auf der gleichen Party ins Gespräch kamen, erschrak sie im ersten Moment vor seinem sächsischen Akzent. Doch bald merkte sie, dass sie beide Comedians wie Michael Mittermeier und Mario Barth witzig fanden, jeden Dienstag begeistert Grey’s Anatomy guckten und von einem Urlaub auf den Seychellen träumten.

Welche Ähnlichkeit ist für die Sympathie entscheidend? Die Forscher brachten ihre Testpersonen mit Leuten zusammen, die ihnen entweder auf der sozialen oder auf der subjektiven Schiene ähnlich waren. Das Ergebnis: Wer Situationen auf gleiche Weise erlebte, fand sich sympathischer. Die subjektive Ähnlichkeit ist der Schlüssel zur Sympathie.

Das Wunder der Spiegelneuronen

Welches ist die sicherste Art, auf einer Partygesellschaft potenzielle Freunde rasch und sicher herauszupicken? Erzählen Sie Ihren Lieblingswitz! Wer ebenso herzhaft lacht wie Sie, ist Ihnen subjektiv ähnlich. Dahinter verbirgt sich eine erstaunliche Leistung Ihres Gehirns. Eine kurze Begegnung genügt, und es erkennt, wer mit Ihnen auf einer Wellenlänge liegt. Wie ist das möglich?

Das Geheimnis lüfteten die Italiener Vittorio Gallese und Giacomo Rizzolatti, zwei Forscher der Universität Parma. 1996 maß Rizzolatti die Gehirnströme von Makaken, während sie mit Gegenständen hantierten. Zufällig bemerkte er, dass ihre Nervenzellen schon Signale losfeuerten, als der Versuchsleiter die Gegenstände in die Hand nahm, also noch bevor die Affen selbst zugreifen konnten. Das war eine Überraschung. Bei bloßem Zuschauen war das Gehirn genauso aktiv wie beim realen Handeln! Mit seinem Kollegen Gallese weitete Rizzolatti die Untersuchungen aus. Ihre nächste Entdeckung: Es waren gar keine Spielzeuge für die Affen notwendig. Es genügte der Anblick eines Artgenossen. Wenn ein zweiter Affe mit den Händen fuchtelte, reagierte das Hirn des ersten Affen, als hätte er selbst die Hände bewegt. Ebenso bei Drohgebärden, Schmerz und vielen anderen Signalen.

Mittlerweile haben die Forscher auch bei uns Menschen spezialisierte Nervenzellen gefunden, die auf das Verhalten eines anderen genauso reagieren wie beim eigenen Handeln. Rizzolatti und seine Kollegen nannten diese besonderen Nervenzellen «Spiegelneuronen». Sie spiegeln das Verhalten anderer. Die beiden Italiener fanden sie zuerst in der Großhirnrinde. Inzwischen weiß man, dass sie überall im Gehirn vorkommen. Sie sind die biologische Basis der Sympathie.

Sie beobachten einen Fremden. Hat Ihr Gehirn die gleichen Handlungsmuster gespeichert, die Sie an ihm beobachten, feuern Ihre Spiegelneuronen. Ihr Gehirn weiß nun: Ich verstehe, was er tut. Es reagiert mit Sympathie. Sie können sich einfühlen. Aber wenn Ihnen sein Verhalten fremd vorkommt? Dann bleiben Ihre Spiegelneuronen stumm. Keine Einfühlung, keine gemeinsame Wellenlänge und keine Sympathie. Dank der Spiegelneuronen finden wir im Nu heraus, wer uns sympathisch ist. Wir können spontan Gefühle anderer verstehen, ohne erst lange über ihre Motive nachdenken zu müssen. Das Gehirn reagiert unmittelbar – ohne Umweg über das Bewusstsein.

Auf die Leidenschaft kommt es an

Der österreichische Schriftsteller Wolf Haas behauptete: «Sympathisch ist ein Mensch, weil man nicht zu viel über ihn weiß.» Der Schauspieler Sir Laurence Olivier meinte sogar: «Nach einigem Nachdenken findet man jeden unsympathisch.» Ist Sympathie etwas Oberflächliches, das bei genauerem Hinschauen verfliegt? Dann wäre tiefe Freundschaft unmöglich. Dennoch steckt in beiden Äußerungen eine kluge Beobachtung: Sympathie entsteht blitzschnell, in Bruchteilen einer Sekunde. Wenn man noch nichts über den andern weiß.

Das Wort «Sympathie» kommt aus dem Altgriechischen. Die Vorsilbe «sym-» bedeutet gemeinsam oder zusammen, das Wort «Pathos» steht für Ergriffensein, Elan, Begeisterung oder Leidenschaft. Sympathie heißt, sich gemeinsam für eine Sache zu begeistern. Ähnliche Interessen genügen nicht. Entscheidend sind die Gefühle! Sympathische Leute fühlen – und motivieren einander – in vergleichbarer Weise.

In den meisten Fällen entscheiden wir blitzschnell, wer uns sympathisch ist. Stimmung und Gefühle können wir dank unserer Spiegelneuronen in weniger als einer Sekunde aus der Mimik und der Körperhaltung ablesen. (Welche das im Einzelnen sind, erfahren Sie in Kapitel 7.) Noch bevor der erste Satz gefallen ist, steht schon ein Urteil fest. Gedanken brauchen dagegen das gesprochene Wort. Sie erfordern ein längeres Gespräch. Die Folgen des schnellen Sympathieurteils: Spätere Informationen interpretieren wir häufig so, dass sie den ersten Eindruck bestätigen.

Versetzen Sie sich in Ihrer Phantasie einmal auf die Geburtstagsfeier eines Freundes. Ein Partygast wirkt ehrlich und warmherzig. Er bevorzugt dieselbe Musik wie Sie und lästert mit Ihnen über die gleichen Promis, die auch Sie nicht mögen. Später erfahren Sie jedoch vom Gastgeber, dass der Mann schon zwei Vorstrafen wegen tätlicher Angriffe hinter sich hat. Ändern Sie nun Ihren ersten Eindruck? Oder sagen Sie sich: Der nette Kerl? Bestimmt war er provoziert worden!

Dann kommen Sie am Büfett mit einem Typ ins Gespräch, der einen unangenehmen Eindruck auf Sie macht. Jedes Mal, wenn Sie ihm widersprechen, ändert er sofort seine Meinung und stimmt Ihnen zu. Was bezweckt der Einschleimer damit? Sie ziehen sich unter einem Vorwand zurück und fragen Ihren Gastgeber, wer das ist. Zu Ihrem Erstaunen erfahren Sie, dass sein Kollege Rolf sich mit Spenden und ehrenamtlicher Tätigkeit in einer Hilfsorganisation engagiert. Angesichts Ihres ersten Eindrucks werden Sie sich fragen, was der Typ damit bezweckt. Will er mit seinem Ehrenamt seine Eignung für eine Führungsposition im Job beweisen? Strebt er ein politisches Amt an? Oder hat er so einen Dreh gefunden, das Finanzamt auszutricksen?

Ein misslungener erster Eindruck ist nur schwer zu reparieren. Weshalb aber weckt der eine sofort angenehme Gefühle in uns, sein Nachbar aber nicht? Das Geheimnis hinter der Sympathie heißt Vertrauen. Meint er ehrlich, was er sagt und tut, oder hegt er irgendwelche Hintergedanken? Muss ich auf der Hut sein oder kann ich mein Herz bedenkenlos öffnen?

Woran erkennen Sie, ob ein Fremder Ihr Vertrauen verdient? Es nützt nichts zu fragen: «Meinst du es ehrlich?» Ihr Gegenüber antwortet immer: «Selbstverständlich!» Deswegen halten Sie nach vertrauenerweckenden Körpersignalen Ausschau: Lächeln, Blickkontakt, offenen Armen, einem zugewandten Oberkörper und Ähnlichem. Einzelne dieser Signale kann man fälschen. Ihr Gegenüber kann absichtlich die Arme öffnen, Ihnen tief in die Augen schauen und seine Mundwinkel zu einem Lächeln zwingen. Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie, dass die Augen nicht mitlächeln. Das wäre ein Signal, dass die freundliche Miene nur vorgetäuscht ist. Im Alltag schauen wir aber nicht so genau hin! Das wäre auf die Dauer viel zu anstrengend. Wie unterscheiden wir dann falsch von echt? Wir nutzen eine instinktive Regel. Sie lautet: Jeder kann einzelne Signale fälschen, aber niemand alle Signale zugleich.

Wir beurteilen den Gesamteindruck. Passt die gesamte übrige Körpersprache zum Lächeln, dann ist das Vertrauen gerechtfertigt. Gibt es dagegen Widersprüche im Erscheinungsbild, erwacht unser Misstrauen. Zum Beispiel, wenn die Augen lächeln, aber die Füße nervös auf und ab wippen. Oder Ihr Partner zweifelnd die Stirn runzelt, während er Ihnen zustimmt. Er bemerkt seine Widersprüche nicht. Diese Signale bilden sich ohne Nachdenken. Auch der Zuschauer kann selten hinterher benennen, was er beobachtet hat. Er merkt nur: Irgendetwas stimmt da nicht.

Es hat keinen Sinn, absichtlich Sympathiesignale auf Ihr Gesicht zaubern zu wollen. Zu groß ist die Gefahr, dass der Gesamteindruck nicht stimmig ist. Es gibt einen besseren Weg: Wecken Sie in sich Empfindungen der Sympathie – und Ihre Mimik und Gestik wird Sympathie ausstrahlen!

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Nehmen wir das Lächeln. Sie können noch so lange vor dem Spiegel üben – Ihr Wille wird nur Ihre Mundwinkel anheben können. Die Augen bleiben unberührt. Bei einem echten Lächeln zieht sich der Ringmuskel um die Augen zusammen, und es bilden sich Lachfältchen in den Augenwinkeln. Diesen Muskel kann der Wille nicht kontrollieren. Es gibt jedoch einen Trick. Denken Sie an eine lustige Begebenheit – einen Witz oder eine Person, die Sie zum Schmunzeln bringt. Was der Wille nicht schafft, gelingt der Erinnerung mühelos. Sie zaubert ein echtes Lächeln auf Ihr Gesicht.