Die letzte Generation – das sind wir alle - Lina Eichler - E-Book

Die letzte Generation – das sind wir alle E-Book

Lina Eichler

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Beschreibung

»Wir meinen es ernst, dass wir wirklich um unser Überleben kämpfen auf diesem Planeten.«  Lina Eichler, Henning Jeschke – Mitstreiter*innen der Letzten Generation– und Unterstützer Jörg Alt beschreiben in ihrem gemeinsamen Buch, wie ihnen deutlich wurde, dass sie ihr Leben in die Waagschale werfen müssen, um für einen sofortigen, wirksamen Klima-Schutz zu kämpfen. Warum für sie ziviler Ungehorsam und Widerstand der einzige Weg ist, um auszudrücken: Es ist noch nicht zu spät, wenn wir jetzt die radikale Wende schaffen. Massive Hitze, Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen – alles verheerende und spürbare Folgen des Klima-Wandels; vielmehr: des Klima-Notfalls. Wir erkennen, dass wir nicht einfach so weitermachen können, wie bisher. Aber wir sind mit all den Krisen, in denen wir stecken, überfordert; würden die drohende Klima-Katastrophe am liebsten verdrängen. Wir hängen an dem, was lange Zeit unser Leben bestimmt hat, an der unbegrenzten Möglichkeit, jederzeit aus dem Vollen zu schöpfen. Und es nervt, wenn Umwelt-Aktivist*innen behaupten, wir wären "die letzte Generation", die die Klima-Katastrophe abwenden kann – und mit ihren Aktionen unseren Alltag stören. Was treibt diese Menschen an, sich derart radikal politisch zu engagieren? Lina Eichlers und Henning Jeschkes Engagement für die Letzte Generation begann mit einem Hungerstreik, den sie gemeinsam mit fünf anderen jungen Aktivist*innen während der Bundestagswahl im Spätsommer 2021 in Berlin antraten. Das gemeinsame Ziel: ein Gespräch mit den damaligen Kanzler-Kandidat*innen über den "Verrat an der jungen Generation". Nach über 27 Tagen Hungerstreik sicherte Olaf Scholz dem inzwischen in Lebensgefahr schwebenden Henning Jeschke und seiner Mitstreikenden ein Gespräch zu. Dr. Jörg Alt wurde durch den medial eng begleiteten Hungerstreik auf die Klima-Widerständler*innen Lina Eichler, Henning Jeschke und deren Anliegen aufmerksam. Der Jesuitenpater war es, der hartnäckig immer wieder Kontakt zu den Kanzlerkandidat*innen der verschiedenen Parteien aufnahm und appellierte, den Hungerstreikenden endlich ein Gespräch zuzusagen. Der 61-jährige Jörg Alt ist längst selbst zum Klima-Aktivisten geworden, auch wenn er zunächst einige "Stör-Aktionen" der Letzten Generation nicht guthieß. Was die drei eint, sind der Glaube an wissenschaftlich gesicherte Fakten, die sich längst in der Realität zeigen, und ihre Überzeugungen, für die sie eintreten. Zum besseren Verständnis enthält das Buch aktuelle Erkenntnisse zum Stand der Dinge in Sachen drohender Klima-Katastrophe. Und es bietet Lösungsansätze, was jede und jeder von uns tun kann, um einen Teil dazu beizutragen, dass auch nachfolgende Generationen auf diesem Planeten noch eine Lebensgrundlage haben: Politiker*innen immer wieder zu sagen, dass sie ihrer Klima-Schutz-Verantwortung zu unser aller Wohl endlich nachkommen müssen, den eigenen Konsum und die Fortbewegung auf den Prüfstand zu stellen und vieles mehr. Das Buch zur aktuellenKlima-Schutz-Debatte. 

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Seitenzahl: 222

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Lina Eichler / Henning Jeschke / Dr. Jörg Alt

Die letzte Generation – das sind wir alle

Wenn die Welt in Flammen steht, hilft es nicht, den Feueralarm auszustellen

Knaur eBooks

Inhaltsübersicht

»Wir sind die erste [...]

Das Leben riskieren I

Es geht um Gerechtigkeit

»Die sind ja jesuitischer als die Jesuiten«

Weil es meine Pflicht ist

Warum sind alle so ruhig?

Das Leben riskieren II

Vom Hungerstreik zum Feueralarm. Endlich!

Ich konnte mir nie vorstellen, einmal ein Straftäter zu werden

Keine Zeit fürs Abitur

Warum falsche Hoffnung fehl am Platz ist

Was müssen wir tun? Und: Was können wir tun?

Auch der Flügelschlag des Schmetterlings bewegt das Universum

Im Stau – ein Nachwort

Viten

»Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt, aber wir sind die letzte, die etwas dagegen tun kann.«

Barack Obama, Posting auf seinem Twitter-Account, 23. September 20141

 

*

 

Allen Menschen gewidmet, die verstehen, was auf dem Spiel steht. Und trotzdem (und gerade deswegen) nicht aufgeben.

 

*

 

»Ich weiß, dass die Menschen überall ängstlich und wütend sind. Ich bin es auch. Jetzt ist es an der Zeit, der Wut Taten folgen zu lassen. Jeder Bruchteil eines Grades zählt. Jede Stimme kann einen Unterschied machen. Und jede Sekunde zählt.«

António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, anlässlich der Pressekonferenz zur Vorstellung des IPCC-Berichts, Genf, 28. Februar 20222

Das Leben riskieren I

Tag 8:

Das alles ist eine ganz gefährliche Grenze zwischen Leben und Tod. Das muss allen hier bewusst sein.

 

Tag 16:

Was muss noch passieren? Was muss ich noch tun? Gleichzeitig streitet sich meine Abi-Gruppe darüber, welchen Abi-Spruch sie wählen (…) Wo ist Realität hin, wo wird nachgedacht? Wir befinden uns mitten im Klimakollaps; Menschen auf der Welt hungern jetzt schon und hier in Deutschland wird alles verdrängt. Wohin mit meiner Wut?

 

Tag 20:

Mein Brustkorb kribbelt. Ich sehe zwischendurch verschwommen. Plötzlich wird mir dunkel vor Augen, keine Körperspannung mehr, mein Körper sackt zusammen. Das Kribbeln wird weniger, aber nun liege ich da. Der Krankenwagen wird gerufen.

Jetzt liege ich in der Notaufnahme, kann nicht realisieren, dass es jetzt vorbei ist. Mein Körper hat ein Ende gesetzt, bevor ich es konnte.

Aus: Linas Tagebuch im Hungerstreik

 

Um die Mittagszeit habe ich dann verstanden, dass der wirklich sterben wird. Dass Henning es bis zum Ende durchzieht. Und das war dann auch der Punkt, an dem ich noch mal einen meiner Kontakte zu Olaf Scholz angerufen habe. Weiß Scholz, dass er sterben wird?

»Aber bis Mitternacht hört das doch hoffentlich auf. Dann ist der Wahlkampf doch vorbei.«

»Nein. Nein. Nein. So wird das nicht sein«, sage ich.

Die ganze Zeit des Wartens bin ich durch unseren Garten im Kreis gelaufen. Immer wieder. Immer weiter. Stunden an diesem Samstag.

Irgendwann, ich glaube gegen 16:30 Uhr, kam ein Anruf, ob Henning Jeschke überhaupt noch in der Lage sei, Anrufe entgegenzunehmen. Und das war eine richtig gute Frage.

Jesuitenpater Dr. Jörg Alt, am 25. September 2021, dem 27. Tag des Hungerstreiks von Henning Jeschke

*

Das Risiko zu sterben gab es, ja. Aber ich habe nicht auf das Risiko geschaut. Ich habe nur auf den Weg geschaut, den ich weitergehen wollte. Ich habe nicht die ganze Zeit gedacht, ich sterbe jetzt.

Henning Jeschke, der am 27. Tag des Hungerstreiks dann auch das Trinken einstellte und nach dem Anruf von Olaf Scholz am Abend vor der Bundestagswahl auf die Intensivstation gebracht wurde.

Es geht um Gerechtigkeit

Gleich zwei Mini-Spidermans toben durch den kleinen Speiseraum der Jesuiten in Nürnberg. Einer ist im Grundschulalter und spricht ukrainisch, der andere ist im besten Kindergartenalter und spricht arabisch. Beide Kinder sind geflohen, der kleinere Junge ist hier mit seinem alleinerziehenden syrischen Vater im Kirchenasyl untergekommen.

An den Tischen, um die die Spiderman-Zwerge am zweiten Tag des noch brandneuen Jahres laufen, sitzt ein knappes Dutzend Geflüchtete zusammen mit einer Handvoll Jesuiten.

An einem Tischende beugt sich eine Gästegruppe über einige Fotos. Auf einem der Bilder sind drei der Anwesenden zu sehen: zwei Menschen der Letzten Generation und ein Jesuitenpater. Auf dem Foto aus dem Sommer 2022 tragen zwei knallorange Warnwesten, alle drei haben je eine Hand auf eine Nürnberger Hauptverkehrsstraße geklebt. Kennengelernt haben sie sich durch den Hungerstreik der Letzten Generation während des Bundestagswahlkampfes 2021. Allen dreien ist auf je ganz eigene Weise eines heilig: Gerechtigkeit.

Jesuitenpater Dr. Jörg Alt wäre vor über 40 Jahren nicht bei den Jesuiten gelandet, wenn für diese Glaube und Gerechtigkeit nicht unabdingbar zusammengehörten. Lina Eichler hat schon als Schülerin stundenlang in der Dortmunder Innenstadt demonstriert und auch Henning Jeschke war noch ganz jung, als er erlebte, wie sehr Ungerechtigkeit schmerzt. Keiner der drei will Ungerechtigkeit einfach hinnehmen, alle drei suchen nach gerechteren Wegen in einer ungerechten Welt.

Drei Menschen. Ein Foto. Die Geschichte dazu geht so:

»Die sind ja jesuitischer als die Jesuiten«

Jörg Alt

»Liebe Grüße, Henning Hungerstreikender« stand am Ende der E-Mail vom 5. September 2021. Das war mein erster Kontakt mit Henning. Seitdem ich 2019 die Fridays for Future in Nürnberg entdeckt habe, ist der Klimawandel zu einem meiner Hauptthemen geworden. In meinem Leben und im Orden hatte ich schon immer zwei Rollen: die eines Wissenschaftlers und die eines Interessenanwaltes, wie man das bei uns in der Gemeinschaft übliche Wort »advocacy« übersetzen kann. Früher ging es mir vor allem um Menschen in Flucht und Illegalität, Kampagnenarbeit kenne ich durch die Antilandminenkampagne und die zur Finanztransaktionssteuer. Auf den Hungerstreik im Herbst 2021 bin ich früh aufmerksam geworden. Mir fiel auf, dass die Gruppe ihre Forderungen immer nur über Pressemeldungen kommunizierte. Weil ich in diesem Feld Erfahrung habe, bot ich an, direkte Kontakte zu den Kanzlerkandidat:innen zu vermitteln, denn nur so kommt man weiter. Es war mir ein Anliegen, mitzuhelfen, dass sie überhaupt zugeben: »Ja, wir haben zur Kenntnis genommen, dass diese Gruppe dort ist und dass sie mit uns ins Gespräch kommen will.«

*

Jörg Alt ist 1980 als sogenannter Interessent zu den Jesuiten gekommen. Sein Ausbilder gab ihm gleich zu Beginn ein heute berühmtes Dekret zu lesen. 1974 hatte das höchste Gremium des weltweiten Jesuitenordens den eigenen Auftrag neu definiert und unter der Überschrift ›Dienst am Glauben und Förderung der Gerechtigkeit‹ verabschiedet. Die Jesuiten nennen diesen Beschluss auf ihrer Webseite einen Paukenschlag, der von großen Spannungen begleitet gewesen sei.

Jörg Alt wusste nichts von einem Paukenschlag, aber er wusste, dass das nach einem Rahmen klingt, in dem er leben könnte. Heute weiß er: »Deswegen bin ich Jesuit geworden.«

Sich als Ordenspriester politisch engagieren zu dürfen, war dann ein langer Weg. Die CSU in Bayern für den Umgang mit Asylsuchenden zu kritisieren zu dürfen, musste in den Anfängen genauso erkämpft werden wie ein Besuch der katholischen Grünenpolitikerin Christa Nickels bei einem Ordenstreffen. Dass heute der globale Blick auf Ungerechtigkeit und das Eintreten für Gerechtigkeit zum Ordensleben gehört, liegt auch an einem Meilenstein im Jahr 2008. Damals hat die Generalversammlung in Rom sich zum ersten Mal »Advocacy« zu eigen gemacht, also das öffentliche Eintreten für Menschen, die gewöhnlich keine Fürsprecher haben. Wenn Jörg Alt sich heute mit den Zielen und dem zivilen, gewaltfreien Vorgehen der Letzten Generation solidarisiert, z.B. in Form von Straßenblockaden, unterstützen ihn viele aus der Ordensspitze in Rom und aus den verschiedensten Kontinenten. So steht es auf der Homepage der Zentraleuropäischen Jesuiten: »Neben Alt unterstützen weitere hochrangige Jesuiten aus dem Bereich ›Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit‹ die Proteste, wie der Orden mitteilte. Darunter seien der Leiter des Sekretariats Soziale Gerechtigkeit und Ökologie an der Generalskurie in Rom, Xavier Jeyaraj, der Direktor des Jesuit Justice and Ecology Network Africa, Charles Bwayla Chilufya, der Direktor des Development Office der Jesuit Conference India-South Asia, Siji Chacko, sowie Pedro Walpole, Director of Research des Instituts Environmental Research For Social Change auf den Philippinen.«3

 

Lehr- und Wanderjahre. Oder wie nimmt man politisch Einfluss?

Den Weg zu dieser Haltung gestaltet Jörg Alt beharrlich mit. Die Anfänge seiner eigenen politischen Reise liegen in den 1980ern. Damals arbeitet er bei einer Beratungsstelle für Asylbewerber des Diözesan-Caritasverbands Würzburg und gründet einen Freundeskreis für ausländische Flüchtlinge im Regierungsbezirk Unterfranken.

»Als ich angefangen habe mit Flüchtlingen zu arbeiten, habe ich relativ schnell gesagt: es bringt ja nichts weiter, Essen oder Kleider umzutauschen, sondern es geht darum, die Essenspakete abzuschaffen und die Sachleistungsverpflegung durch Gutscheine oder Bargeld zu ersetzen. Aber das kann man nur, indem man Kampagnen macht und Politiker nervt. Die politische Dimension humanitärer Arbeit war mir früh bewusst.«

Kampagnen und Politiker:innen nerven – genau das macht Jörg Alt in seiner Zeit in Würzburg, weil für ihn die offizielle politische Einflussnahme der Kirche zu kurz greift.

*

Zu meinem Glück setze ich nach meinem Praktikum in Würzburg mein Studium in London fort. Am Heythrop College der University of London kann ich in ganz kleinen Gruppen studieren, diskutieren, meinen Neigungen nachgehen und meinen Horizont erweitern.

Als ich mit meinem Bachelor aus London zurückkomme, ist die Welt in Deutschland eine andere. Die Wende, die friedliche Revolution von 1989, hat stattgefunden. Ich will den für den Westen neuen Teil erleben und gehe nach Leipzig, habe dort in der Pfarrei St. Georg eine Halbtagsstelle als Kaplan. Den Rest meiner Zeit bin ich als Ausländerbeauftragter für das Katholische Dekanat Leipzig tätig und arbeite im Sächsischen Flüchtlingsrat mit.

Diese meine ersten Leipziger Jahre lehren mich viel über Menschen, die komplett im Schatten leben. Menschen, ohne die unsere Wirtschaft nicht funktionieren würde. Das wird noch wichtig werden. Aber zunächst nimmt mein Leben eine völlig andere Wendung. Erst mal kommen Landminen auf mich zu.

 

Der Friedensnobelpreis

Als Ordensmensch habe ich nicht nur ein Leben in Armut und im Zölibat versprochen, sondern auch eines im Gehorsam. Bei den Jesuiten ist Gehorsam immer dialogisch, wir werden einbezogen, wenn es darum geht, was unsere nächste Arbeit ist.

Nun, die Landminen-Kampagne ist keine Arbeit, die ich mir ausgesucht habe, sie wurde an mich herangetragen: Der Jesuitenflüchtlingsdienst in Kambodscha hat diese Arbeit angestoßen, hat darauf hingewiesen, dass Waffen, die von Ländern des globalen Nordens geliefert werden, bei ihnen großes Leid und viele Probleme verursachen. Sie fordern uns auf, uns darum zu kümmern, dass diese Waffen verboten werden. Und das ist der Punkt, an dem ich schaue: »Wer macht das schon, wo klinke ich mich ein?«

Mit Begeisterung gehe ich an jede schwierige Aufgabe heran, die es zu lösen gilt. Ich habe – mit einer Ausnahme – das ganz große Glück, dass ich selbst bei Sachen, die am Anfang langweilig, schwierig und hoffnungslos scheinen, immer irgendeinen Zugang finde. Einen Zugang, der mich dann auch richtig innerlich motiviert, sodass ich mich an einer Sache festbeißen kann. Und das ist jedes Mal der Punkt, an dem ich Wege finde, wie es gehen kann – und dann einfach nicht lockerlasse. Wie ein Wadlbeißer eben oder »Gottes Terrier«, wie mich mal ein Journalist nannte.

*

10. Dezember 1997. Wie jedes Jahr wird am Todestag von Alfred Nobel im Rathaus von Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. Unter den Gästen aus aller Welt: Jörg Alt, der an den vorhergegangenen Verhandlungen nicht nur als Sprecher des deutschen Kampagnenbündnisses, sondern auch als Mitglied der deutschen Regierungsdelegation beteiligt war.

 

Ich habe einen Randplatz gehabt, am Gang gesessen, mit einer guten Sicht auf die Bühne. Natürlich war es aufregend, als die Königin und der König, huldvoll grüßend, an mir vorbei zur Bühne gingen. Und ich habe mich sehr gefreut, dass ich neben dem österreichischen Botschafter platziert worden bin. Wir hatten während der Verhandlungen gut zusammengearbeitet.

Ich gestehe, dass mir eines in Oslo auf jeden Fall durch den Kopf gegangen ist: »Ätsch, euch haben wir es gezeigt.« Von Anfang an war die Stimmung im Raum: Das schafft ihr nicht. Das schafft ihr einfach nicht, den Armeen dieser Welt ein Spielzeug wegzunehmen. Und danach sah es ja zunächst auch wirklich aus: Alle haben gesagt, Antipersonenminen sind integraler Bestandteil der Verteidigungs- und Sicherheitsstrategie, Verteidigung der Landgrenze und eben Verteidigung der eigenen Soldaten. Immer wieder haben sie uns aufgefordert: Gebt es doch auf, das schafft ihr eh nicht.

Doch innerhalb von zwei Jahren haben wir es geschafft. Innerhalb von nur zwei Jahren haben wir es geschafft, dass Dutzende von Ländern gesagt haben: Stimmt, Antipersonenminen brauchen wir eigentlich nicht.«

Jörg Alt muss heute noch lachen, wenn er an diese kleine Szene im Osloer Rathaus denkt, wenn er sich daran erinnert, was möglich sein kann, obwohl »alle« sagen, dass etwas unmöglich ist. Am Ende gelingt das Unglaubliche:

Das Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und der Weitergabe von Antipersonenminen und über deren Vernichtung (kurz auch Ottawa-Konvention, Ottawa-Abkommen oder englisch Anti-Personnel Mine Ban Convention, kurz Mine Ban Treaty) ist ein völkerrechtlicher Vertrag zum Verbot von Antipersonenminen.

Der rasche Erfolg des Ottawa-Prozesses wäre aber nicht möglich gewesen ohne die engagierte Mitarbeit der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) und weltweite Aktionen vieler Nichtregierungsorganisationen – vereint in der International Campaign to Ban Landmines (ICBL). Sie trugen entscheidend dazu bei, die Minenproblematik in das Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit zu rücken. Die ICBL wurde für ihr Engagement 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.4

Einmal im Leben erlebt zu haben, was Solidarität bewegen kann, verändert einen. Wer einmal erlebt hat, welche Power sich entfaltet, wenn Menschen sich zusammenschließen und gemeinsam mit aller Kraft an einem Strang ziehen, der vergisst das nicht so schnell. Für Jörg Alt ist das Geschehen im Rathaus von Oslo unvergessen. Er ist, als die Verleihung des Friedensnobelpreises stattfindet, immer noch jung. Derart erfolgsgekrönt wird er noch ein bisschen entschiedener.

 

Denn die im Dunkeln sieht man nicht

»Unterdessen kommt in Deutschland die Frage auf, was eigentlich mit den Migrant:innen passiert, die nach der Asylrechtsänderung ins Land drängen, also was passiert mit illegalen Immigrant:innen?«

Jörg Alt stellt fest: Niemand weiß etwas darüber, denn niemand forscht darüber. Daraufhin heißt es plötzlich: »Dann geh doch und schau nach.«

*

Genau das habe ich dann getan. Wieder haben viele gesagt: »Da kommen Sie nie ran.« Aber mich hatte es gepackt. Ich habe mich von jetzt auf gleich aus der internationalen Antipersonenminen-Kampagne ausgeklinkt und gesagt: »Entschuldigung, ich habe jetzt eine neue Aufgabe.« Das war gar nicht so einfach, denn die Kampagne ging ja weiter, nun wurde über andere unterschiedslos tötende Waffen verhandelt. Gerne wäre ich dabei gewesen, es war ja auch schön, berühmt, beliebt und effizient zu sein. Aber ich habe gemerkt, auf mich wartet eine völlig neue Aufgabe mit völlig neuen Herausforderungen. Ich kann das nicht parallel machen. Also habe ich einen Hebel umgelegt. Zunächst dachte ich, ich wäre am falschen Ort, denn in Leipzig gab es ja keine Flüchtlinge, da gab es Arbeitsmigration, das ist eine völlig andere Kategorie. Aber ich habe mir gesagt, jetzt fängst du halt mal an und dann schaust, wie weit du kommst. Und dann habe ich die Ukrainer gefunden. Ganz Leipzig wurde damals von Ukrainern umgebaut. Überall gab es Bauprojekte, um die Stadt zu modernisieren. Aber mein Gott, war das schwer, an die Ukrainer heranzukommen. Das einzige Pfund, das ich hatte, war, dass ich als Seelsorger in der Stadt bekannt war und dass ich in meiner ersten Zeit in Leipzig im Flüchtlingsrat gewesen bin. Die Öffentlichkeit kannte mich als Flüchtlingsseelsorger. Und irgendwie war klar, dass ich es nicht aus Eigennutz machte, sondern tatsächlich ein Anliegen für andere hatte.

Wieder war es so, dass alle sagten: »Das kann nicht funktionieren.« Aber es ging dann eben doch. Ich habe für meine Forschungen Zugang zu den Menschen in der Illegalität gefunden. Erst in Leipzig, dann in München, wo Menschen illegal in den Vororten putzten, kochten und gärtnerten. Drei Bücher sind über diese Arbeit entstanden. Für mein Buch Leben in der Schattenwelt habe ich nachträglich einen Doktortitel und schließlich 2004 noch den Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien bekommen.

*

Aber es blieb nicht bei Wissenschaft und Forschung, es sollten auch konkrete Verbesserungen für die Menschen erreicht werden. Organisatorisch gäbe es dazu seitens der katholischen Kirche prinzipiell gute Voraussetzungen: »Es gibt ja das Katholische Büro in Berlin. Die Bischofskonferenz hat, um im Bild zu sprechen, eine Art Botschaft bei der Bundesregierung. Wie jede Botschaft ist auch diese meist auf Kompromiss auf Dialog ausgerichtet. Aber ein Kompromiss ist oft keine gute Lösung.«

Insbesondere die Arbeit für »illegale« Migrant:innen ist eine absolut heiße Kartoffel. Denn: Die Regierungen sagen, salopp ausgedrückt: »Also mit Illegalen gehen wir mit Ausländer- und Strafrecht um, aber nicht mit humanitären Gefühlsduseleien.« Aber das war dann der Moment, an dem die ersten Bischöfe gesagt haben: »Nein, das geht eigentlich so nicht. Denn es geht ja um Menschen, es geht um Kinder, es geht um Schulbildung, um Grundrechte.« Schon damals haben wir einen Konflikt mit dem Katholischen Büro. Man wirft mir vor: »Sie erschweren unsere Arbeit«, »Sie schädigen mit Ihrem Handeln den Ruf der katholischen Kirche, sorgen für Konflikte, die wir dann irgendwie bereinigen müssen«. Das führt dazu, dass wir neben dem Katholischen Büro eine zweite Institution, das Katholische Forum ›Leben in der Illegalität‹, gründen. Das Katholische Büro macht weiterhin seine etablierte Arbeit hinter den Kulissen und ich bringe als Geschäftsführer des Katholischen Forums Leben in der Illegalität zusammen mit Sr. Cornelia Bührle, der Ausländerbeauftragten des Kardinals von Berlin, das Manifest Illegale Zuwanderung auf den Weg.

Es geht um die Arbeit im Hintergrund, darum, diskret zu informieren und zu werben. Damals lerne ich, wie erfolgreich auch eine solche Arbeit sein kann. Meine Mitstreiter und ich haben uns gefragt: Was können wir tun, damit das Leben der Menschen leichter wird? Aber dazu konnten wir keine Kampagne machen. Dann wären viele Ressentiments und Stimmen aufgekommen, nach dem Motto: »Oh, die Kirche engagiert sich für Kriminelle!« Deswegen haben wir hinter den Kulissen gearbeitet. Und es ist gleichzeitig ein Manifest entstanden, das von vielen bekannten Menschen unterschrieben wurde. Das war in dieser Zeit beinah ein kleines Wunder. Jedenfalls stand es so in der Frankfurter Rundschau: »Mit dem Zuwanderungsgesetz schien auch das Kapitel Menschen ohne Papiere bis auf Weiteres ad acta gelegt. Dass nun ein ungewöhnlich breites Bündnis das Thema doch wieder aus der Verdrängung holt, ist da fast ein Wunder und in Deutschland ein Novum. Denn bisher ist es selbst bei weniger prekären ausländerpolitischen Themen kaum gelungen, so viele prominente Namen zusammenzubringen.«5

In der Tat ist die Liste der Unterschriften beeindruckend, versammeln sich doch Abgeordnete aller Parteien, im Bundestag und in den Ländern, Forschende aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen, Menschen aus der Justiz, aus den Kirchen und anderen Institutionen.

Das ist politisch ein Erdbeben und bewirkt unglaublich viel. Aber alles bis hierher zeigt auch, wie viel ich lernen musste um zu verstehen, wie überhaupt auf politische Prozesse Einfluss genommen werden kann.

 

Von den Mayas lernen

Das Manifest, das von so vielen Menschen unterschrieben wurde, ist ein weiterer großer Durchbruch. Aber der Jesuitenpater Jörg Alt brauchte nach alldem eine Pause. Er war müde.

Wie gut, dass Jörg Alt sein Tertiat, das sogenannte dritte Jahr des Noviziats, also der internen Ausbildung im Orden zum Jesuiten, noch nicht absolviert hatte. Bislang war dafür einfach nie Zeit gewesen. Um seine Ausbildung offiziell abzuschließen, ging er in die Nähe von Boston, USA. Zu diesem Tertiat gehört ein mehrmonatiges Praktikum. Jörg Alt wollte dieses eigentlich in einer armen US-Großstadtpfarrei machen. Dann aber kam die Anfrage aus Punta Gorda, Belize, ob denn nicht jemand Lust habe, die Jugendarbeit unter den Maya-Indianern zu verstärken. Begeistert sagte Jörg Alt zu. So begeistert, dass er am Ende des Tertiats darum bat, noch zwei weitere Jahre dort als einfacher Seelsorger bleiben zu dürfen. Aus dem einen geplanten Jahr wurden drei. Und selbst bis in den mittelamerikanischen Dschungel können einen die eigenen Themen verfolgen.

Belize also, dieses in Europa so unbekannte Land, das an der Grenze zu Mexiko und Guatemala liegt, in dem tropischer Regenwalddschungel wächst und warme Winde vom Golf von Honduras wehen. Hier wollte sich Jörg Alt erholen und als Seelsorger in den sogenannten Maya Mountains, also in Dörfern der indigenen Mayas, arbeiten. Sprich, Menschen verheiraten oder beerdigen, Kinder unterrichten, Schulen verbessern. Das normale katholische Missionsprogramm eben.

Doch so einfach war es nicht. Jörg Alt hatte es sich zum Prinzip gemacht, mit den Menschen zusammenzuleben und immer eine Woche in je einem der Dörfer zu wohnen, bevor er weiterzog. So bekam er mit, dass es in einigen Dörfern kaum Männer oder ältere Jugendliche gab. Und begriff: Die sind weg. Die leben als Illegale in den USA. Suchen Arbeit und versuchen von dort, ihre Familien zu unterstützen. Plötzlich war Jörg Alt also am anderen Ende der Migrationskette gelandet, konnte vor Ort, in einem sogenannten Herkunftsland, studieren, warum Menschen alles hinter sich lassen. Bevor er nach Deutschland zurückkehrte, reiste er mit Briefen und Geschenken der Familien beladen nach Los Angeles. Hierhin hatte es die meisten Männer seiner Pfarrei verschlagen. Hier konnte Jörg Alt erleben, was aus ihren Hoffnungen wurde.

»Es war herzzerreißend zu sehen, wie die Träume zerplatzten. Ja, die Menschen fanden illegale Arbeit, Schwarzarbeit. Aber sie mussten ihr Leben in der Fremde auch finanzieren. Sie lebten erbärmlich, um überhaupt von ihrem verdienten Geld noch etwas abzweigen zu können.«

Wirklich kennengelernt hat Jörg Alt die Indigenen in den Mayadörfern an den Abenden. Wenn die Arbeit endlich getan war, saß er mit Kindern und den älteren Männern, die in den Dörfern geblieben waren, an den Badestellen am Fluss. Beim Warten darauf, dass die Frauen und Mädchen das Essen kochten, erfuhr Jörg Alt viel über die Spiritualität der Mayas. »Erstmals realisierte ich, dass dem Westen etwas abhandengekommen ist, was in anderen Kulturen stets lebendig war: Das Wissen darum, dass das Erdsystem ein lebendiges Ganzes ist und dass wir als Menschen aufgrund bestehender Wechselwirkungen keinen Raubbau betreiben dürfen, wenn wir unser eigenes Überleben nicht gefährden wollen.« Unter alten Bäumen, die ihre mächtigen Wurzeln ins Ufer krallten, wurde der Grundstein gelegt, dass Jörg Alt sich ab 2019 mit Haut und Haar dem Klima- und Umweltschutz verschreiben würde.

*

Es gäbe noch viel zur Kampagne für eine Finanztransaktionssteuer zu sagen, die Jörg Alt in den Folgejahren aufbaute und leitete. Sie startete mit einer erfolgreichen Petition, die eine Behandlung des Themas im Bundestag durchsetzte und die Kampagne damit auf einen guten Weg brachte. Dennoch kam es 2018 erst einmal zu einer Pause. Unter dem Druck der Finanzlobbys und wegen des Wunsches von Emmanuel Macron, Banken nach dem Brexit nach Paris zu locken, begruben die zehn Staaten, die im Prinzip diese Steuer befürworteten, das Projekt. Auf der Webseite der Kampagne heißt es:

Deutschland und Frankreich verständigten sich am 3.12.2018 darauf, die Finanztransaktionssteuer zu einer Steuer auf den Handel mit Aktien nach französischem Vorbild umzuwandeln, das Geld soll in europäische Budgets fließen. Das hat mit dem, wofür wir gekämpft haben, nichts mehr zu tun. Das können wir nicht gutheißen, da wollen wir nicht mehr mitmachen. Deshalb hat die Mitgliederversammlung der Kampagne beschlossen, ihre Kampagnentätigkeit auszusetzen. Die nächste Finanz- und Bankenkrise kommt bestimmt, und dann unternehmen wir einen neuen Anlauf.6

 

Aber noch in einem anderen Kontext begegnete Jörg Alt der Macht der Superreichen, Banken und Konzerne: Zusammen mit Jesuiten in Kenia und Sambia arbeitete er von 2012 bis 2016 am Forschungsprojekt Tax Justice & Poverty.77 Dieses Forschungsprojekt trug eine Fülle von Belegen zusammen, wie sich Vermögende über Steuerparadiese der Geltung von Gesetzen entzogen, wie Gesetze unter dem Druck von Interessengruppen und Lobbys zustande kamen, um in der Folge beispielsweise die Cum-Ex-Betrügereien zu ermöglichen oder wie Gesetzesreformen, beispielsweise die der Erbschaftsteuer in Deutschland, nicht zustande kamen.8 Wie es George Orwell in seinem Buch Animal Farm bereits auf den Punkt brachte: In der Demokratie sind zwar alle gleich, aber einige sind dann doch privilegierter und haben mehr Einfluss. Auch eine Studie von Elsässer/Hense/Schäfers im Kontext des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung stellte zu dieser Zeit fest:

 

Wenn in einer Demokratie die Politik systematisch den politischen Präferenzen bestimmter sozialer Gruppen folgt, wohingegen die anderer missachtet werden, wird der Grundsatz politischer Gleichheit beschädigt. Die Auswertung dieser Daten zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen den getroffenen politischen Entscheidungen und den Einstellungen von Personen mit höherem Einkommen, aber keinen oder sogar einen negativen Zusammenhang für die Einkommensschwachen. In Deutschland zeigt sich somit eine ähnliche Schieflage politischer Repräsentation wie in den USA, obwohl sich die beiden Staaten in ihren institutionellen Voraussetzungen stark unterscheiden.9

Apropos USA: Dort kritisierte etwa der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz den unangemessenen Einfluss von »Erboligarchien« auf die eigentlich dem Gemeinwohl verpflichtete Regierung.10 Wenn dies aber der Fall ist, stellen sich weitere Fragen: Leistet die Demokratie dann das, was sie leisten soll? Ist sie in der Lage, mit der Herausforderung des Klimawandels angemessen zurechtzukommen?

Diese Erkenntnisse begleiteten fortan die Arbeit von Jörg Alt. Und waren hilfreich, um ein neues Thema in seiner ganzen Tiefe zu verstehen.

 

Fridays for Future

Es war die junge Generation im globalen Norden, die Jörg Alt klimatechnisch eins und eins zusammenrechnen ließ. 2019 ging er mit dieser Erkenntnis irgendwann zum Leiter der Nürnberger Jesuitenniederlassung: »Unsere Projektpartner in Afrika klagen jetzt schon so viele Jahre über die Folgen des Klimawandels. Und jetzt haben wir die Fridays for Future-Bewegung vor der Haustür. Im Grunde sagen und wollen doch beide dasselbe. Sollten wir nicht mal nach dieser Riesendemonstration, die gerade in Nürnberg lief, Kontakt aufnehmen?« Die Antwort des Chefs war lakonisch kurz, aber sehr hilfreich: »Geh halt hin.«

Jörg Alt ist hingegangen.

*

Ich habe mir erst mal zwei Stunden lang alles angehört, so mit Basisdemokratie und allem Drum und Dran. Innerlich habe ich gebrodelt. Denn: Reden die nur oder machen die auch mal was? Aber irgendwann wurde gesagt: »Ja, und jetzt fragen wir mal unsere Gäste. Was bringt ihr denn so mit? Und wie geht es euch gerade?«Und dann habe ich mich kurz vorgestellt und gefragt, ob geplant ist, etwas zur Kommunalwahl zu machen. »Ach, das wäre eigentlich eine Idee. Was könnte man denn da machen?« »Na ja …«, habe ich gesagt, »was erwartet ihr denn von eurer Stadtregierung hier in Nürnberg?« Damit waren wir schon mitten im Thema. Es waren dann genügend anwesend, die gesagt haben, ja, warum eigentlich nicht? Und ich habe angeboten: »Gut, ich organisiere euch, wenn ihr es wollt, auch die Kontakte zu den Spitzenkandidat:innen und ihr kümmert euch um das Programmatische.«

*

So hat es angefangen mit Jörg Alt und den Fridays, wie er sie nennt. Insbesondere hat er dann mit Vincent Gewert zusammengearbeitet, einem der führenden Köpfe der Fridays in Nürnberg. Im ersten gemeinsamen Projekt ging es darum, wie Nürnberg bis 2030 klimaneutral werden könnte. Für den Wissenschaftler Jörg Alt war dabei wichtig, dass die Gruppe auch mit Scientists for Future zusammenarbeitet. Und er hält fest: »Die Fridays haben ein ganz fantastisches Papier erstellt. Und auf dieser Basis sind wir dann in die Diskussion mit den Oberbürgermeisterkandidat:innen gegangen.«

Tja, diese Diskussion fand am 13. März 2020 statt. Und war aber auch just die letzte Veranstaltung vor Corona.

Während die Corona-Pandemie das öffentliche Leben lahmlegt, geht die Arbeit und der Kampf für mehr Klimagerechtigkeit eben sozial distanziert weiter, verlagert sich in Videokonferenzen.

Im Jahr 2020