Die Millionen-Sünde - Nancy Salchow - E-Book

Die Millionen-Sünde E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Sie will ihn mindestens genauso sehr wie er sie – wäre da nicht der demütigende Deal, den sie mit seinem Bruder abgeschlossen hat. Vincent: Als ältester Sohn eines milliardenschweren Verlegers ist Vincent das genaue Gegenteil seines Bruders Christopher. Während Vincent sich so viel Bodenständigkeit wie möglich bewahrt und eine eigene Autowerkstatt führt, genießt Christopher den Reichtum und seine Führungsposition im Verlag des Vaters. Als Vincent zufällig mitbekommt, dass Christopher einen Deal für sehr viel Geld mit der verzweifelten Darleen abgeschlossen hat, die jeden Abend halbnackt vor ihm tanzt, wird ihm schnell klar, dass sie keine professionelle Tänzerin, sondern eine verzweifelte Frau ist. Sofort setzt er alles daran, sie aus der entwürdigenden Vereinbarung zu befreien. Doch genau das will Darleen mit aller Kraft verhindern. Was hat die geheimnisvolle Schönheit zu verbergen, die ihn vom ersten Moment an in ihren Bann zieht? Und warum zum Teufel lässt sie sich nicht helfen? Darleen: Als sich Darleen auf einen heiklen Deal mit dem reichen Christopher einlässt, wirft sie alle Hemmungen über Bord, denn das Geld ist gewissermaßen überlebenswichtig für sie – bis sich ausgerechnet Christophers älterer Bruder Vincent einmischt, um sie aus der demütigenden Vereinbarung zu befreien. Und auch wenn der selbstlose Vincent so völlig anders als sein skrupelloser Bruder ist und ihr vom ersten Moment an den Atem raubt, kommt er mehr als ungelegen. Schließlich braucht Darleen den Deal mehr als alles andere – und dafür würde sie fast alles tun ... Eine Geschichte über Leidenschaft, Sehnsucht und den Kampf um das, was falsch und doch richtig ist. Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Einzelroman. In sich abgeschlossen.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Impressum

Nancy Salchow

___________________________

Die Millionen-Sünde

Die Macht des Milliardärs

Roman

Über das Buch

Sie will ihn mindestens genauso sehr wie er sie – wäre da nicht der demütigende Deal, den sie mit seinem Bruder abgeschlossen hat.

Vincent

Als ältester Sohn eines milliardenschweren Verlegers ist Vincent das genaue Gegenteil seines Bruders Christopher. Während Vincent sich so viel Bodenständigkeit wie möglich bewahrt und eine eigene Autowerkstatt führt, genießt Christopher den Reichtum und seine Führungsposition im Verlag des Vaters.

Als Vincent zufällig mitbekommt, dass Christopher einen Deal für sehr viel Geld mit der verzweifelten Darleen abgeschlossen hat, die jeden Abend halbnackt vor ihm tanzt, wird ihm schnell klar, dass sie keine professionelle Tänzerin, sondern eine verzweifelte Frau ist. Sofort setzt er alles daran, sie aus der entwürdigenden Vereinbarung zu befreien. Doch genau das will Darleen mit aller Kraft verhindern. Was hat die geheimnisvolle Schönheit zu verbergen, die ihn vom ersten Moment an in ihren Bann zieht? Und warum zum Teufel lässt sie sich nicht helfen?

Darleen

Als sich Darleen auf einen heiklen Deal mit dem reichen Christopher einlässt, wirft sie alle Hemmungen über Bord, denn das Geld ist gewissermaßen überlebenswichtig für sie – bis sich ausgerechnet Christophers älterer Bruder Vincent einmischt, um sie aus der demütigenden Vereinbarung zu befreien. Und auch wenn der selbstlose Vincent so völlig anders als sein skrupelloser Bruder ist und ihr vom ersten Moment an den Atem raubt, kommt er mehr als ungelegen. Schließlich braucht Darleen den Deal mehr als alles andere – und dafür würde sie fast alles tun ...

Eine Geschichte über Leidenschaft, Sehnsucht und den Kampf um das, was falsch und doch richtig ist.

Dieses Buch enthält sehr eindeutige und leidenschaftliche Szenen. Einzelroman. In sich abgeschlossen.

Übereinstimmungen mit real existierenden oder verstorbenen Personen und Institutionen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Prolog

Er streift den Träger meines durchnässten Kleides herab und küsst meine Schulter. Es hat zu regnen begonnen, doch wir stehen noch immer mitten im Wasser, während die Wellen sanft unsere Haut streicheln.

Am Steg befestigt, nicht weit von uns, klappert der Rumpf eines Ruderbootes gegen einen Holzpfahl.

Sanft umfasst er mein Gesicht mit beiden Händen und zieht mich für einen Kuss zu sich heran.

»Warum muss alles nur so schrecklich kompliziert sein?«, frage ich leise.

»Das muss es nicht«, antwortet er. »Und das weißt du auch.«

»Du hast noch immer nicht verstanden, worum es geht, oder?«

»Alles, was ich wissen muss, ist, dass wir hier sind. Du und ich. Der Rest interessiert mich gerade nicht besonders.«

»Den Luxus, den Rest auszublenden, habe ich im Moment leider nicht.«

Er führt meine Hand zu seinen Lippen und küsst meine Finger nacheinander, während ich seufzend die Augen schließe.

Der Sonnenuntergang hat dem Wasser die Wärme genommen, Gänsehaut breitet sich auf meinem Körper aus. Aber ist es nicht vielmehr die Ungeduld, die Neugier auf ihn, die mich zittern lässt? Die die Vernunft in die zweite Reihe verdrängt und der Lust das Kommando überlässt?

Ich spüre seine Lippen, wie sie von meiner Stirn auf die Wangen wandern, nur um sich dann auf eine Weise mit meinem Mund zu vereinen, die mir den Verstand raubt.

Ich schiebe meine Finger in seine Hand und verliere mich in einem endlosen Kuss. Und für einen kurzen Augenblick frage ich mich, ob dieser Moment Erinnerung oder Wirklichkeit ist – ob ich gerade zwischen einsamen Laken liege und mich einer absurden Vorstellung hingebe oder ob wir wirklich hier sind.

Nur er und ich und das endlose Meer.

Kapitel 1

Vincent

Es ist der erste Regen seit einer gefühlten Ewigkeit. Nach endlosen Wochen drückender Sommerhitze prasselt er wie eine feuchte Erlösung gegen die Fensterscheiben. Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, nach Feierabend kurz zum Strand herunterzufahren und mich in die Fluten zu stürzen. So kurz nach dem Regen bin ich dort sicher ganz allein. Was für eine verlockende Vorstellung.

Gedankenverloren verschränke ich die Hände hinter dem Kopf und lehne mich zurück. Mein Schreibtisch ist übersät mit Kostenvoranschlägen, Bestellformularen und unleserlich bekritzelten Notizzetteln. Alles schreit nach Arbeit, trotzdem brauche ich einen kurzen Augenblick zum Innehalten.

»Boah, Vince!« Franca tippelt auf ihren viel zu hohen High Heels vom Vorzimmer in mein Büro, während ihr langer blonder Pferdeschwanz mit jedem ihrer Schritte dramatisch hin und her schwingt. »Du bist ja immer noch hier. Hörst du mir eigentlich jemals zu?«

»Natürlich höre ich dir zu, Franca.« Irritiert beuge ich mich über den Tisch. »Aber deinem Blick nach zu urteilen anscheinend wieder mal nicht gut genug.«

»Es ist schon zehn vor zwölf und du bist immer noch hier.« Sie stemmt die Hände in die Hüften.

»Du hast recht, ich bin hier. So wie jeden Tag. Die Werkstatt ist voller Autos und auf meinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit – wo sollte ich also sonst sein?«

»Na, bei deinem Bruder.« Sie lässt sich seufzend auf den Ledersessel neben der Tür fallen. »Ihr seid in zehn Minuten zum Mittagessen in der Stadt verabredet.«

»Sind wir das?« Ich kratze mich am Kopf. »Jetzt, wo du es sagst ...«

»Ich habe dich mehrmals an den Termin erinnert. Und du hast gestern noch gesagt, dass du diesmal hingehst.«

»Ach komm schon, Franca. Du weißt doch, dass Christopher und ich uns nicht so nahestehen. Warum sollte ich meine Zeit an einem ganz normalen Arbeitstag irgendwo in der Stadt vergeuden?«

»Er sagte, dass es wichtig sei. Es geht um die Familie.«

»Das sagt er doch immer.« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Am Anfang habe ich es noch ernstgenommen, aber jedes Mal war es dann doch nur wieder eines dieser überflüssigen Treffen, in denen er mich überreden wollte, in den Familienverlag einzusteigen.«

»Und wenn schon«, sie zuckt mit den Schultern, »dein Journalistik-Studium ist ewig her und du hast danach nie wieder in der Branche gearbeitet. Auch wenn ich bis heute nicht verstehe, warum du dich dann doch gegen den Verlag entschieden hast, muss deinem Bruder doch inzwischen klar sein, dass du dich nicht mehr umstimmen lässt. Außerdem weiß er, dass du mittlerweile deine eigene Autowerkstatt hast. Sag ihm einfach dasselbe, das du ihm immer sagst. Hauptsache, ihr seht euch endlich mal wieder.«

»Jetzt weiß ich, was Kenny meint, wenn er sich immer beschwert, dass du zu harmoniebedürftig bist.« Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Nicht mal streiten kann er sich vernünftig mit dir, weil sich bei dir immer alle gut verstehen müssen.«

»Was ist falsch daran?« Sie kneift die Augen zusammen. »Kenny und ich haben übrigens zu jedem aus unserer Familie Kontakt. Familie ist nun mal das Wichtigste, selbst mit Kennys nerviger Mutter telefoniere ich zweimal die Woche.«

»Ach, wenn du das meinst: Kontakt habe ich sowohl zu meinen Eltern als auch zu Chris.«

»Ich meine mehr als ein Telefonat im Monat, Vince. Deine Eltern leben seit ihrem Ruhestand auf Mallorca, oder? Wie lange ist es jetzt her, dass sie dorthin gezogen sind? Drei Jahre? Es wird Zeit, dass du wenigstens den Draht zu Christopher aufrechterhältst. Er ist die einzige Familie, die du noch hast.«

»Ihr seid meine Familie.« Ich zwinkere ihr grinsend zu. »Du und Kenny, und jeder andere hier.«

»Wir sind deine Angestellten.« Sie grinst frech. »Vielleicht tun wir ja nur so, als würden wir dich mögen, weil wir dir unseren Lebensunterhalt verdanken.«

Ich lache. »Trotzdem. Ihr steht mir sehr viel näher, als es bei Christopher jemals der Fall sein wird. Abgesehen davon verstehe ich nicht, warum du immer wieder davon anfängst. Du kennst Chris nicht, er hat vollkommen andere Prioritäten als ich. Wir haben einfach nichts gemeinsam.«

»Aber er ist dein Bruder! Ich bin mir sicher, irgendwann bereust du es, dass du ihn so selten gesehen hast. Und dann ist es womöglich zu spät, weil ihr euch auseinandergelebt habt. Du bist jetzt 32, Vince. Wie lange willst du denn noch warten?«

»Kann schon sein, dass ich es irgendwann bereue – und vielleicht tue ich das sogar jetzt schon. Aber wir führen nun mal zwei völlig verschiedene Leben, das passt einfach nicht zusammen.«

Sie lehnt sich mit Schmollmond zurück, als wäre es ein Problem, das sie mindestens genauso betrifft wie mich. »Du bist echt der erste Mensch, den ich kenne, der eine Reichtum-Allergie hat.«

»Ich habe keine Allergie gegen das Familienvermögen«, antworte ich, »sondern gegen die Tatsache, mich nicht frei entfalten zu können. Das wollte mein Vater nie verstehen, und Chris genauso wenig. Und wenn ich meinen Anteil am Vermögen nur bekomme, wenn ich mich zur Marionette machen lasse, ziehe ich echt lieber mein eigenes Ding durch.«

»Aber du weißt doch gar nicht, ob es wirklich so laufen würde.« Sie fuchtelt theatralisch mit den Armen. »Vielleicht würde es ja schon genügen, nur eine Alibi-Position im Verlag zu übernehmen. Du weißt schon, so etwas wie ein Aushängeschild für die Familie. Jemand, der ab und zu in die Kameras lächelt und wichtige Unterschriften leistet. Dein Vater wäre glücklich und du müsstest dir keine Gedanken mehr über Geld machen.«

»Sorgen ums Geld muss ich mir jetzt auch nicht machen.« Ich seufze. »Warum machst du dir überhaupt Gedanken darüber? Ist es dir etwa lieber, wenn ich so viel Geld habe, dass ich die Autowerkstatt schließen kann, weil ich nicht mehr arbeiten gehen muss?«

»Natürlich nicht.« Sie schlägt die Beine übereinander. »Aber wir könnten mehr Leute einstellen, schneller arbeiten – du weißt schon. All die Dinge, über die du dich ständig ärgerst.«

»Ich ärgere mich nicht, ich stelle nur wie jeder Chef hin und wieder fest, dass etwas nicht rundläuft. Und dann optimiert man eben irgendetwas. Apropos ...« Ich ziehe eine Haftnotiz vom Bildschirm meines PCs. »Weißt du, wie weit Kenny mit dem Volvo ist? Frau Schumann hat um Rückruf gebeten und ich würde sie ungern schon wieder vertrösten.«

»Ich glaube, die Ersatzteile waren vorhin noch nicht da.«

»Immer noch nicht?« Ich stehe auf. »Verdammt, warum sagt mir denn keiner was?«

»Wo willst du denn jetzt hin?« Sie legt ihre Hand auf meine Schulter.

»Na, in die Werkstatt. Kenny wird mir sicher mehr sagen können.«

»Aber was ist mit deinem Bruder?«

»Keine Sorge. Ich rufe ihn gleich an und sage ihm einfach, dass ich heute Abend bei ihm zu Hause auftauche.«

»Aber er wartet doch im Restaurant auf dich.«

»Chris? Auf mich warten?« Ich lache auf. »Der ist doch ständig in irgendwelchen teuren Restaurants, und das mehrmals täglich. Ob ich dabei bin oder nicht, macht da keinen großen Unterschied.«

Seufzend lässt sie die Arme sinken. »Ich schwöre, das ist das letzte Mal, dass ich einen Termin für dich vereinbare.«

»Dein Wort in Gottes Ohren.« Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange. »Wenn du mich suchst, ich bin bei deinem Mann in der Werkstatt.«

Kapitel 2

Darleen

Das olivgrüne Tapetenmuster an der Wand hinter dem schwarzen Ledersofa hat sich in meinen Verstand gebrannt. Ich gebe mir die größte Mühe, es so aussehen zu lassen, als würde ich ihn anschauen, doch in Wahrheit studiere ich die orientalischen Ornamente an der Wand hinter ihm, um die Zeit schneller vergehen zu lassen.

Ich stelle mein Bein auf den Sessel neben mir und werfe mein Haar schwungvoll in den Nacken.

»Du machst das großartig, Kleine.« Er sitzt mit einer Bierflasche in der Hand auf dem Sofa, keine vier Meter von mir entfernt, und mustert mich mit schmierigem Grinsen.

Ich schließe die Augen, während ich mich auf den Sessel setze und mein Bein lasziv in der Luft anwinkele.

Scheiße Mann, auf Youtube hat das irgendwie einfacher ausgesehen.

»Und du bist dir sicher, dass du das vorher noch nicht gemacht hast?« Er jubelt. »Glaub mir, Süße, du bist ein Naturtalent.«

Mein Blick streift ihn flüchtig.

Neutral betrachtet könnte man ihn vermutlich als attraktiv bezeichnen. Die goldbraunen Wellen seines vollen Haars, das ihm lässig ins Gesicht fällt. Das lichtgraue Hemd, das seine athletischen Schultern bedeckt. Doch wer auch immer ihn als gutaussehend bezeichnen würde, bräuchte nur einen einzigen Blick auf das ekelhafte Grinsen zu werfen, mit dem er mir beim Tanzen zusieht, um seine Meinung zu ändern.

Ruhig bleiben! Vergiss den Idioten und denk einfach nur an deine Mission.

Routiniert lehne ich mich mit dem Rücken gegen die Sessellehne und lasse meinen rechten Arm hinter mir am Leder hinabgleiten. Eine laszive Geste, die sich anfühlt wie die einer Fremden. Doch je mehr ich mich bei diesem seltsamen Tanz von meiner eigenen Persönlichkeit entferne, desto glücklicher scheint es ihn zu machen.

»Yeah, Baby!« Er nippt an seinem Bier, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Ich unterdrücke den Würgereiz und setze ein mechanisches Lächeln auf.

Nur noch eine halbe Stunde. Du schaffst das!

Doch so sehr ich mich auch bemühe, der Ekel gewinnt immer wieder die Oberhand.

Was, wenn ich einfach abhaue? Hier und jetzt?

Reiß dich zusammen, verdammt. Reiß dich zusammen!

Plötzlich öffnet sich die Tür über der Treppe und eine männliche Stimme dringt hinunter in den Partykeller.

»Chris? Bist du da unten?«

»Vince?« Er stellt die Flasche auf den Tisch vor dem Sofa und springt überrascht auf. »Du bist ja wirklich gekommen. Komm runter zu mir und genieß die Show.«

Der Mann, der die Stufen langsam herunterkommt, ist offensichtlich mit ihm verwandt. Dieselbe markante Mundpartie, dasselbe breite Kinn, dieselbe athletische Figur. Aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Sein Haar ist dunkler und weniger in Form. Fast scheint es, als wäre er eben gerade aufgestanden. Ein Wuschellook, der zusammen mit dem Dreitagebart erst richtig verwegen scheint. Statt eines Hemdes und einer Stoffhose wie mein unliebsamer Zuschauer trägt der Fremde ein lässiges Shirt und Jeans.

Mit jeder Stufe, der er sich dem Boden nähert, wird er langsamer. Als er mich entdeckt, starrt er mich geradezu fassungslos an. Für einen Moment halte ich instinktiv inne, als würde mich allein sein Blick davon abhalten, mich weiter zu bewegen.

»Was zum Teufel ist denn hier los?«, fragt er.

»Wir haben ein bisschen Spaß«, antwortet Christopher und geht auf ihn zu, um ihn zu umarmen, doch als der Fremde einen Schritt zurücktritt, um der Umarmung zu entgehen, frage ich mich, ob sie wirklich verwandt sind.

*

Vincent

Bis auf ein hauchdünnes Kleid mit Spaghettiträgern, das einem Negligé ähnelt und kurz über ihren Knien endet, trägt sie nichts. Ihr langes kastanienbraunes Haar fällt glatt auf ihre nackten Schultern.

Einen Moment lang haftet mein Blick auf ihr, als wäre sie nicht von diesem Planeten. Doch schon im nächsten Augenblick wird mir die seltsame Situation mehr als deutlich bewusst.

»Was ist hier los, Chris?« Ich schaue ihn ungläubig an. »Tanzt diese Frau etwa für dich? Vor einem Ledersessel?«

»Coole Sache, was? Eine Pole-Stange konnte ich auf die Schnelle nicht besorgen. Aber so geht es auch, finde ich.« Er lässt sich mit breitem Grinsen zurück aufs Sofa fallen und legt die Hand neben sich aufs Leder. »Komm schon, Bruderherz, setz dich neben mich und genieß den Anblick. Die Kleine ist ein absolutes Naturtalent, und das, obwohl sie so was noch nie zuvor gemacht hat. Behauptet sie zumindest, auch wenn es mir scherfällt, das zu glauben, so geschmeidig, wie sie sich bewegt.« Er lacht. »Und das Beste ist, dass wir diesen Anblick nicht mit nervigen Bargästen teilen müssen. Dieses sexy Baby ist nur für uns da.« Er hebt die Hand. »Komm schon, Alter, schlag ein!«

Mein Blick wandert erneut zu der Frau, die nun verunsichert hinter dem Sessel steht und nicht so recht weiß, was sie tun soll. In ihren Augen ist das Unbehagen mehr als deutlich zu sehen. Oder ist es sogar Angst? Keine Frage, sie hat wirklich keine Erfahrung in so etwas, sonst würde sie mein Auftauchen nicht derart aus dem Konzept bringen.

»Sag mal, spinnst du jetzt total?«, fahre ich ihn wütend an. »Du bist verlobt, zum Teufel. Und selbst wenn du es nicht wärst, ist das hier absolut unpassend. Dass diese Frau keinen Spaß an diesem Scheiß hat, sieht doch ein Blinder.«

»Glaubst du etwa, sie wäre hier, wenn sie es nicht wollte? Ich habe sie nicht überredet, falls du das denkst.« Er lacht ungläubig. »Mensch, Vince, du bist ja zu einer echten Spaßbremse mutiert. Wir sollten uns wirklich öfter sehen, damit du wieder ein bisschen lockerer wirst. Ich glaube, ich habe dir noch einiges beizubringen.« Er schaut zu der Frau hinter dem Sessel. »Komm schon, Baby, lass dich von meinem Bruder nicht ablenken. Er ist ein kleiner Spießer, aber davon lassen wir uns nicht den Spaß verderben, oder?«

Sie schaut zuerst ihn an, dann mich. Ein Blick, der schwer zu deuten ist. Die Situation ist ihr unangenehm, das ist offensichtlich. Aber warum ist sie wirklich hier?

Zögerlich beginnt sie, sich wieder zum Rhythmus der kaum hörbaren Musik zu bewegen und die schlanken Hüften zu kreisen.

»Verdammt noch mal, das muss aufhören!« Ich gehe einen Schritt auf sie zu. »Hör zu, ich kenne dich nicht, aber egal, was dir mein Bruder dafür zahlt, es ist offensichtlich, dass du nicht hier sein willst. Keine Frau sollte sich so vor einem Mann zur Schau stellen, es sei denn, sie findet selbst Gefallen daran.« Ich werfe Chris einen wütenden Seitenblick zu. »Und noch unpassender ist so ein Arrangement, wenn der Kunde ein verlobter Mann und das hier nicht sein Junggesellenabschied ist.«

Sie möchte etwas antworten, doch verstummt noch im selben Moment.

»Was soll das, Vince?« Chris springt wütend auf. »Darleen und ich haben einen Deal, und der geht nur uns beide etwas an, klar?«

»Ach ja?« Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Und was ist mit Clarissa? Weiß sie auch von diesem sogenannten Deal?«

Sein Gesicht ist rot vor Zorn, sein Atem wird schneller. »Scheiße Mann, Vince, ich dachte, wir treffen uns, um über den Verlag zu reden, stattdessen machst du hier einen auf Moralapostel. Was soll das, verdammt?«

»Sag schon, Chris«, ich werde lauter, »weiß Clarissa davon? Steht eure Verlobung überhaupt noch?«

»Clarissa ist noch für drei Monate in Paris.« Meine Frage scheint ihn nervös zu machen. »Du weißt schon, der Job bei diesem Modemagazin.«

»Das war keine Antwort auf meine Frage.«

»Wer bist du überhaupt, dich hier so aufzuspielen? Du reagierst auf keine meiner Einladungen. Und wenn du dann doch mal auftauchst, mischst du dich in Dinge ein, die dich absolut nichts angehen. Was ist aus dir geworden, Vince?«

»Komisch, dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen.« Ich trete einen Schritt näher. »Dass wir absolut nichts gemeinsam haben, war mir ja schon lange klar, aber eigentlich hätte ich gedacht, dass du mit Clarissa endlich sesshaft werden würdest. Ich kenne sie zwar nicht sehr gut, aber glaubst du wirklich, dass sie so einen Verrat verdient hat?« Ich werfe einen Blick auf die Frau, die sich inzwischen eine Strickjacke übergezogen und auf dem Sessel platzgenommen hat. »Mal davon abgesehen, dass das hier absolut entwürdigend ist. Keine Frau sollte so etwas tun müssen.«

»Das klingt ja fast so, als würde sich diese Frau prostituieren. Sie tanzt nur, klar? Was ist falsch daran, wenn ich in Clarissas Abwesenheit ein paar optische Vorzüge genieße? Ist ja nicht so, als würde hier mehr passieren. Ich hole mir lediglich ein wenig Appetit, bis Clarissa wieder hier ist. Nicht mehr und nicht weniger.«

Für einen Moment schäme ich mich für meine direkten Worte, doch als ich erneut zu der Frau im Sessel herüberschaue, weiß ich, dass mein Instinkt einfach stärker ist. Ohne Chris weitere Beachtung zu schenken, gehe ich auf sie zu.

»Hör zu. Das hier muss alles sehr verwirrend für dich sein, weil du mich nicht kennst. Aber wenn du willst, hole ich dich sofort hier raus und bringe dich nach Hause. Wo auch immer du wohnst. Du solltest nicht hier sein. Nicht unter solchen Bedingungen.«

Sie starrt mich mit offenem Mund an, doch ihr seltsames Schweigen hält an und irritiert mich nur noch mehr.

»Tut mir leid, Darleen.« Chris stellt sich zwischen uns. »Ich hatte gehofft, dass der Abend anders laufen würde, aber ich glaube, dass die Stimmung für heute dahin ist. Vielleicht sollten wir einfach morgen weitermachen, okay?«

Sie nickt wortlos, während sie nach ihrer Tasche greift.

»Und du ...«, er wendet sich mir zu, »... solltest vielleicht hierbleiben, damit wir ...«

»Danke, Chris, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt auch gehe.«

Ich schaue zu Darleen, die sich keinerlei Emotionen anmerken lässt. Ohne ein weiteres Wort läuft sie an uns vorbei die Treppe hinauf und verschwindet so schnell, dass ich mich für einen Moment frage, ob sie wirklich hier war oder ich mir alles nur eingebildet habe.

Ich werfe Chris einen letzten bitterbösen Blick zu, dann wende auch ich mich ab und eile die Stufen hinauf, um sie einzuholen.

Kapitel 3

Darleen

Als ich über die schneeweißen Kieselsteine vor der Villa zu meinem Wagen laufe, ist die Sonne bereits fast untergegangen. Nur ein blasslila gefärbter Horizont hinter dem parkähnlichen Grundstück des Anwesens hinterlässt eine Ahnung des Tages.

Irgendwo hinter den Baumkronen wartet das Meer darauf, dass ich mich in die Wellen stürze und den Tag einfach vergesse. Was, wenn ich direkt von hieraus zum Strand fahre? Nur ich und das Meer, das ich mir um diese Zeit höchstens mit ein paar Pärchen beim Abendspaziergang teilen müsste? Wenn ich es schaffe, auf andere Gedanken zu kommen, dann nur mit nackten Füßen im Salzwasser.

Ich öffne die Wagentür und werfe meine Tasche auf den Beifahrersitz, während die Emotionen in mir wie Feuer brennen.

Wut, Scham, Ekel, Verwunderung – ich kann mich nicht entscheiden, was mich mehr beschäftigt. So sehr mich dieser Christopher auch anwidert, wirklich aus dem Konzept gebracht hat mich sein Bruder.

Alles in mir schreit nach Flucht.

Gerade als ich einsteigen will, kommt der seltsame Fremde – Vince, das konnte ich aufschnappen – aus dem Haus gerannt und legt die Hand von hinten auf meine Schulter.

»Warte.« Er keucht. »Wir müssen reden.«

»Ich ... ich kann nicht« Ich setze mich auf den Fahrersitz, werfe die Tür zu und stecke den Schlüssel ins Schloss. Doch er scheint sich nicht abwimmeln zu lassen. Entschlossen geht er ums Auto herum, öffnet die Beifahrertür und stellt meine Tasche vor seine Füße, nur um mich auf eine Weise anzuschauen, die mich noch mehr verwirrt.

»Bitte steig aus, ja?« Ich starre ins Leere, nehme ihn lediglich im Augenwinkel wahr.

»Tut mir leid, Darleen«, er schluckt, »so war doch dein Name, oder?« Er ist völlig außer Atem. »Wenn mein Bruder etwas getan hat, um irgendeine Notsituation auszunutzen oder dich bedrängt hat ... ich weiß, das geht mich nichts an, aber irgendwie fühle ich mich verantwortlich. Wir sind immerhin verwandt und ich ...« er fährt sich mit den Fingern durchs Haar, »... ich kann einfach nicht glauben, dass er so etwas tut. Wir stehen uns zwar nicht sehr nahe, aber ...«

»Würdest du jetzt bitte aussteigen?« Ich bemühe mich um Fassung. »Ich will jetzt nach Hause und das alles hier so schnell wie möglich vergessen.«

»Das alles hier? Dann hat er dich also doch gezwungen?«

Ich atme tief ein, krampfhaft darum bemüht, die Beherrschung aufrechtzuerhalten, doch meine Ungeduld ist stärker.

»Es liegt nicht an ihm, dass ich so genervt bin, sondern an dir«, fauche ich schließlich.

Er zuckt irritiert zurück. »Aber ich habe doch gemerkt, wie unwohl du dich da unten gefühlt hast. Du wolltest weg da, das hätte ein Blinder gesehen.«

»Was ich will oder nicht will, geht dich einen Scheiß an, verdammt.« Ich funkele ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Du hast gerade den wichtigsten Deal gefährdet, den ich je in meinem Leben hatte. Mir fehlt jetzt ein Tag im Vertrag – und du bist schuld daran.«

»Vertrag? Deal? Komm schon, keine Frau hat so etwas nötig. Dann suchst du dir eben einen anderen Job. Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du das hier gerne tust.«

»Und wenn ich nackt vor der ganzen Stadt tanzen würde, was geht dich das an? Wir kennen uns doch gar nicht. Außerdem werde ich wohl kaum einen anderen Job finden, bei dem ich in drei Monaten eine Million Euro verdiene.«

Er gerät ins Stocken. Schweigend starrt er mich an, als müsste er meine Worte erst einmal übersetzen.

»Eine Million Euro? Du verarschst mich, oder?«

»Wundert dich das etwa? Du bist doch selbst einer von ihnen. Ihr seid milliardenschwer – das Geld nimmt er vermutlich aus der Portokasse.«

»Warum zum Teufel sollte er dir eine Million Euro bezahlen? Das ist doch krank.«

»Natürlich ist es krank, genauso krank wie dein Bruder. Aber er wollte nun mal mich für diesen Deal. Mich – und keine andere. Es war ihm sogar so wichtig, dass er mir bereits die ersten 100.000 gezahlt hat. Und egal, wie krank das alles ist, es ist die einzige Möglichkeit, wie ich ...« Ich verstumme.

»Wie du was?«

Ich hole tief Luft. »Kannst du jetzt bitte aussteigen?«

»Aber ...«

»Steig jetzt endlich aus!«, brülle ich so laut, dass ich mich vor meiner eigenen Stimme erschrecke.

Er will etwas sagen, doch meine Wut scheint ihn nun doch zu überzeugen. Nach kurzem Zögern öffnet er schließlich die Beifahrertür und steigt aus. Mit der Hand auf dem Türgriff hält er noch einen kurzen Moment inne.

»Wenn du Hilfe brauchst ...«, beginnt er.

»Ich komme klar, okay?

---ENDE DER LESEPROBE---