Die neue Mayerling-Chronik - Lars Friedrich - E-Book

Die neue Mayerling-Chronik E-Book

Lars Friedrich

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Beschreibung

Die "Affäre von Mayerling" machte 1889 ein kleines Dorf im Wienerwald weltberühmt: 30. Jänner 1889 starb dort in seinem Jagdschloss Kronprinz Rudolf, der einzige Sohn des österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth, genannt Sisi. Im Tod an seiner Seite: Marie Alexandrine Freiin von Vetsera. Heute zählen der dramatischste Ort Österreichs und die Gedenkstätte im "Conventus S. Jos. Mayerlingens M. M. Carmel. Disc." mit mehr als 100.000 Besuchern im Jahr zu den meistbesuchten Kulturgütern Niederösterreichs. Doch die über 870-jährige Geschichte Mayerlings wurde bisher nie vollständig erzählt ...

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Lars Friedrich

Die neue Mayerling-Chronik

Glaube, Liebe Zukunft: 1136 - 1889 - 2014

 

 

 

Dieses eBook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Einleitung

Chronik 2.000 v. Chr. – 1869

Chronik 1880-1900

Chronik 1891 – 1933

Chronik 1935-1945

Chronik 1946 bis 1989

Chronik 1990 – 2014

Mayerling im 21. Jahrhundert

Namensgebung

Die alte Kirche in Mayerling

Die neue Kirche in Mayerling

Sagen aus Mayerling

Impressum

Vorwort

Die Wiener Gesellschaft zwischen Romantik, Biedermeier und Naturalismus schätzte den Wienerwald als stadtnahes Ausflugsziel und Sommerfrische. Orte wie Baden und Heiligenkreuz galten früh als lohnenswerte Ziele am Rande der Residenzstadt. Aber auch das kleine Dorf Mayerling hatte seinen Reiz: hier rollte sich der Komponist Hugo Wolf die ersten Zigaretten, aß vegetarisches Müsli, streifte durch die Wälder und hatte seine ersten sexuellen Erlebnisse. Und eine bereits im 13. Jahrhundert errichtete Kirche zog viele Jahrhunderte lang Pilger aus der ganzen Wienerwald-Region an.

Auch wenn der Ort urkundlich bereits 1136 erstmals genannt wird und seine Wurzeln vielleicht bis in die Steinzeit reichen, erlangt Mayerling erst 1889 seine traurige Berühmtheit. Am 30. Jänner 1889 stirbt dort Kronprinz Rudolf, der einzige Sohn des österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth, genannt Sisi. Im Tod an seiner Seite: Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, seine minderjährige Geliebte.

Eine Kette von Fehlern, Falscheinschätzungen und Lügen ist verantwortlich, dass rund um dieses Wienerwald-Dorf schnell ein Mythos entsteht: Die erste Todesmeldung lautet: „Der Kronprinz Rudolf ist vergiftet worden“. Dann folgt ein Gerücht: „Der Kronprinz ist einem Jagdunfall zum Opfer gefallen“. Und wenig später wird durch den kaiserlichen Hof eine weitere Falschinformation legitimiert: „Seine k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Kronprinz Erzherzog Rudolph ist am Herzschlag plötzlich verstorben“.

Erst drei Tage später erfolgt die Richtigstellung: „Die That ist in einem Zustande von Geistesverwirrung geschehen.“ Die Existenz eines weiblichen Leichnams wird bis 1918, dem Ende der Habsburger Herrschaft über Österreich-Ungarn, offiziell verschwiegen. Auch heute wird noch immer gerätselt, warum der Erzherzog und die Baroness starben... Mayerling und die Kronprinz-Rudolf-Gedenkstätte im „Conventus S. Jos. Mayerlingens M. M. Carmel. Disc.“ zählen aus diesem Grund zu den meistbesuchten Kulturgütern in Niederösterreich.

Die vorliegende Chronik belegt, dass die Geschichte des Dorfes Mayerling nicht auf jene Winternacht des Jahres 1889 reduziert werden darf. Wir spannen einen historischen Bogen aus der Steinzeit in die Gegenwart und nennen die wichtigsten Daten der Lokalgeschichte. Weitergehende Informationen und die Angabe aller Quellen, ohne die das Erstellen dieser Chronik nicht möglich gewesen wäre, finden Sie im Internet unter www.mayerling.info

Wenn Sie Anmerkungen und Ergänzungen zu dieser Chronik haben, senden Sie uns diese bitte für eine Online-Aktualisierung zu.

Bei der Einführung von Personen haben wir versucht, das Geburts- und Sterbejahr so genau wie möglich zu recherchieren. Bei weltlichen und kirchlichen Würdenträgern verzichten wir - in der Regel - auf das Geburtsdatum und geben an, in welchem Zeitraum sie ihr Amt bekleideten. Zudem stellen wir bei eingeführten Kirchenpersonen ihrem Namen keinen Hinweis auf den Orden (z. B. OCist oder OCD) bei.

Einleitung

Es ist Dienstag, der 30. Januar 1889. Josef Höffler, seit 1882 Stationschef des Badener Bahnhofes, hat an diesem Morgen Dienst. Gegen 9 Uhr springt auf dem Bahnhofvorplatz ein Mann, dem Aussehen nach Anfang 50, aus einem Fiaker und lässt sich umgehend zu Höffler bringen. „Lassen Sie mich in den nächsten Zug einsteigen, ich muss schnellstens nach Wien“, forderte der Fremde. „Unmöglich“, erwiderte der Südbahn-Ingenieur, „der Kurierzug aus Triest nimmt in Baden keine Fahrgäste mehr auf. Sie müssen warten!“

Der Bote, der eilig in die Haupt- und Residenzstadt will, ist Josef Theodor Graf Hoyos-Sprintzenstein (1839-1899). Der k. k. Kämmerer ist ein Jagdfreund des Kronprinzen Rudolf (1858-1889) und Herr auf Schloss Kreuzstetten in Niederösterreich. Meist wird er von Zeitgenossen als ein Mann simplen, einfachen Gemütes beschrieben, der als Junggeselle anspruchsvoll lebend dem künftigen Kaiser von Österreich und König von Ungarn treu ergeben ist. „Josl“ Hoyos lebte meist auf Schloss Gutenstein im südlichen Voralpengebiet, nahe den Bergen. Doch während der letzten beiden Tage war er Gast des Kronprinzen auf dessen Jagdschloss bei Baden. Von dort, aus Mayerling, muss er wichtige Nachrichten nach Wien bringen...

„Lassen Sie mich in den Zug einsteigen, ich muss zum Kaiser“, fordert Hoyos erneut. „Der Kronprinz hat sich erschossen!“ Während Hoyos vom Bahn-Telegrafen dem Ersten Obersthofmeister, Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1829-1896), seine baldige Ankunft in Wien anzeigen lässt, stoppt Höffler tatsächlich den Zug. Kaum setzt sich dieser mit dem Grafen wieder in Bewegung und nimmt Fahrt auf, telegrafiert der Stationsvorstand die schreckliche Nachricht vom plötzlichen Tode des Thronfolgers an den Chef des Bankhauses Rothschild, Nathaniel Meyer Freiherr von Rothschild (1863-1905), der das Patronat über die private Südbahn ausübt. Danach nimmt er seine Visitenkarte zur Hand: „Bes. des gold. Verd. Kr. v . d. Kr., Ritt. des span. Isabellen-, des serb. Tacovo- und des mont. Danilo-Ordens, derzeit Stations-Chef Baden“ ist unter seinem Namen zu lesen. Hier ist kein Platz für viele Worte, so dass er rückseitig notiert: „Der Kronprinz liegt tod in Mayerling“. Während er die Karte mit der Schreckensnachricht dem Badener Bezirkhauptmann Ernst Oser (1845-1902) zukommen lässt, informiert Baron von Rothschild in Wien nicht nur den deutschen Botschafter, Prinz Heinrich VII. zu Reuss (1825-1906), sondern macht die Todesnachricht auch an der Wiener Börse bekannt – die somit früher vom Unglück in Mayerling fährt als die Eltern und der kaiserliche Hof in Wien, den Hoyos erst nach 10 Uhr erreicht.

Mit dem Tod von Rudolph Franz Carl Joseph, des Kaiserthums Österreich Kronprinz und Thronfolger, königlicher Prinz von Ungarn, Böhmen, der Lombardei und Venedigs, von Dalmatien, Croatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien etc., Erzherzog von Österreich etc. etc. wird der Ort seines Sterbens weltberühmt: Mayerling.

Die Geschichte Mayerlings beginnt aber weder am 30. Januar 1889, noch endet sie an diesem Tag. 1882 schreibt Hugo Wolf (1860-1903): „... und in ewiger Morgenschönheit uralte Liebe mir neu entbrennt: es ist dies mein gutes, liebes, geliebtes, altes und ewig junges – Mayerling!“ In dieser Chronik erzählen wir erstmals nahezu vollständig die über 850-jährige Geschichte dieses alten und ewig jungen Ortes.

Mayerling zählt zu den zwölf Allander Katastralgemeinden (Glashütten, Pöllerhof, Weissenweg, Alland, Windhaag, Groisbach, Maria Raisenmarkt, Schwechatbach, Mayerling, Rohrbach, Innerer Kaltenbergerforst, Äußerer Kaltenbergerforst), liegt im niederösterreichischen Bezirk Baden geographisch auf eine Seehöhe von fast 326 Metern (48,05 Grad Nord/16,10 Grad Ost) und hat eine Fläche von rund zwei Quadratkilometern. Zu erreichen ist die Wienerwaldgemeinde über die Außenringautobahn A 21, Abfahrt Nr. 17 („Mayerling“).

Die am 1. Januar 1972 aus den Gemeinden Alland und Raisenmarkt gegründete Großgemeinde Alland (seit 27.06.2002 Marktgemeinde) ist mit 68,71 Quadratkilometern die flächenmäßig größte Gemeinde im Bezirk Baden. Mayerling, gelegen an der schon im Mittelalter existierenden Kreuzung zweier wichtiger Straßen, des Binnen-Wienerwaldweges Nord-Süd und der Fernverbindung St. Pölten-Baden, hat kaum Infrastruktur: eine Privatpension, eine Ferienwohnung, zwei Hotels, zwei katholische Kirchen (im oberen Kloster zu Ehren des Heiligen Josef, im unteren Kloster zu Ehren des Heiligen Franz und der Heiligen Elisabeth), ein Studentenwohnheim, ein Seniorenpflegeheim und zwei Linienbushaltestellen mit Verbindung Richtung Wien, Baden, Mödling, Mariazell, St. Pölten und Wiener Neustadt. Hinzu kommen zwei Wirtshäuser: der „Gasthof zum alten Jagdschloss“ (im 18. Jahrhundert als Fahrpoststation errichtet; 1889 Herberge, Jausen- und Poststation des Breitenfurter Gastwirtes Gottwald; weitere Besitzer: um 1928 Marie Sukopp, 1946-1958 Isabella Vasak, 1958 Familie Grundner, bis 1962 Familie Knotzer, 1962 bis 1964 Leerstand, am 03.05.1964 Erwerb durch Familie Dujmovic; 2002 Eröffnung von Hotelzimmern; seit Mai 2006 verpachtet an Zuzana Adamiková und Miroslav Huliciak) und das „Relais & Châteaux Hanner ? Restaurant ? Hotel ? Meetingpoint“ (vor 1889 „Milli-Nandl-Hof“, Landhaus des Wiener Advokaten Dr. Joseph Reitzes; 1934 brennt der wegen einer Marienstatue so genannte „Marienhof“ bis auf die Grundmauern nieder; vom Stift Heiligenkreuz als Holzblockhaus mit Jausenstation und – bis 1960 – eigener Landwirtschaft neu errichtet; verpachtet an Eduard Matzner; 1965 verpachtet an Johann und Cäcilie Hanner; wegen Problemen mit der Wasserzuleitung wird das Anwesen 1970 zum Verkauf ausgeschrieben und von der Familie des Pächters erworben; 1972 Um- und Neubau von Zimmern für bis zu 40 Gäste; 1982 Einrichtung von Tagungsräumen; 1984 Bau eines Komfort-Hotels; 1986 Eröffnung des Restaurants „Kronprinz“; seit 1990 unter Leitung von Heinz Hanner, u. a. Koch des Jahres 1997, 3 Hauben/18 Punkte im Gault & Millau, 2 Sterne im Guide Rouge Michelin, 5 Sterne A la Carte; 2002 Umbau von Restaurant und Hotel zum First-class-Betrieb; 2003 erneut Umbau und Umfirmierung zu „Relais & Châteaux Hanner ? Restaurant ? Hotel ? Meetingpoint“).

Nur noch Geschichte ist jenseits der Schwechat der Gasthof „Bachner“ (im 17. Jahrhundert als Bauernhof errichtet; 1889 Gasthof „Tourist“ von Karl Grandl, ab ca. 1891 im Besitz von Anton Wurstbauer, 1921 Erwerb durch Rosa Bachner, in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts geführt von Franz Bachner als „F. Bachner´s Touristenhaus“ mit „Terrassenkaffee und Hotelrestaurant“ sowie eigenem Fernsprechanschluss mit der Nr. 3; von 1938 bis 1945 durch die NS-Organisation „KdF-Kraft durch Freude“ mit der KdF-Kennnummer 129 als Lager der Wiener „Kinderlandverschickung“ genutzt; 1961 erster Anbau, 1971 zweiter Anbau; im Besitz der Familie Bachner bis Mitte 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts; danach Restaurant „Mayerling“ bis zum Tod des neuen Inhabers 2005).

Chronik 2.000 v. Chr. – 1869

2.500 vor Christus

Vor rund 4.500 Jahren kommen die Siedler der Kupferzeit vom Ostrand der Alpen durch das Schwechattal in das Allander Becken – über jenen Weg, dem noch heute die Bundesstraße 25 folgt. In Mayerling gibt es wahrscheinlich schon zur Zeit der Lengyelkultur (um 2.500 vor Christus) Leben. Das Tal der Schwechat ist ein gutes Jagdrevier und ein sicherer Siedlungsplatz, wovon archäologische Funde auf dem Buchberg bei Alland, aber auch aus der Arnsteinhöhle bei Maria Raisenmarkt, zeugen.

um Christus Geburt

Wahrscheinlich führt in der Römerzeit ein Ost-West-Weg von Aquae, dem frühmittelalterlichen Padun (Baden), entlang der Schwechat an Mayerling vorbei in die Gegend von Aelium Cetium (St. Pölten). Obwohl Bodenfunde aus dieser Zeit in Mayerling fehlen, deutet das spätere Kirchenpatrozinium des Heiligen Laurentius auf eine frühe römische Besiedelung hin.

01.11.1002

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wird eine christliche Gemeinde in Alland genannt: Der deutsche König Heinrich II. (reg. 1002-1024) erwähnt mit einem ähnlich klingenden Ortsnamen das Gebiet zwischen Triesting und Dürrliesing in einer Schenkungsurkunde. Die „Urpfarre des Wienerwaldes“ wird Privatbesitz des herrschenden Babenbergers, des Markgrafen Heinrich I. (reg. 994-1018).

1115 bis 1135

Erstmals wird die Pfarre Alland im Zehentvertrag von Greifenstein im September 1135 namentlich erwähnt, wobei eine Kirche mit dem Doppelpatrozinium St. Georg und St. Margareta schon 1115 im Patronatsbuch des Stiftes Klosterneuburg aufgeführt wird und ein einschiffiger hölzerner Vorgängerbau aus dem 8. Jahrhundert wahrscheinlich ist. Alland wird „allod“, „adeleth (1135)“ oder „adel achte“ genannt, was „adeliger Besitz“ bedeutet. Zwischen 1125 und 1130 wird der erste Allander genannt: Adelhart de Adelathe.

02.06.1136

1136 stellt der Stifter des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz, Markgraf Leopold III. (reg. 1095-1136, 1485 heilig gesprochen, seit 1663 niederösterreichischer Landespatron), Mayerling den „Taufschein“ aus: „Ab eo loco, ubi confluunt Satelbach et Swechant, usque Murlingen, ab inde, sicut dirigitur uia, que dicitur uia molendini, usque ad priuentan et per eandem uiam, que girat priuentan, usque ad locum, qui dicitur hausruch“ (Fontes Rerum Austriacarum XI, Nr. 1/001). In der vorletzten Zeile der Gründungsurkunde der neuen Abtei am Sattelbach müssen sich Ozo (a.a.O. auch Opo oder Otho ) und Otfridus (a.a.O. auch Ottfried oder Otfrid) von Murlingen neben 14 weiteren Nachbarn für die Wahrhaftigkeit des Dokumentes und die Richtigkeit der Grenzziehung verbürgen. Schenkt man dem Dokument Glauben, verläuft die Grenze der Klosterneugründung vom Zusammenfluss des Sattelbaches und der Schwechat an ihrem Ufer entlang nach Mayerling und von dort, im rechten Winkel der hochmittelalterlichen „via molendini“ (Mühlenweg, später Preinsfelder Weg) folgend, hinauf zur Allander Höhe.

Ozo von Mayerling besitzt ein freies Eigen mit Herrenhaus und Wirtschaftshof im heutigen Areal der beiden Klöster. Otfridus von Mayerling lebt auf dem strategisch günstiger gelegenen Steinhof, einem turmartigen Herrensitz mit Meierei auf der anderen Schwechatseite (der Steinhof lag auf Grundparzelle 176, oben, 170, 171/1, auf einer jetzt aufgeforsteten Wiese vor dem Eintritt in das Kalkmassiv des Hohen Lindkogels nahe dem Landschaftsschutzgebiet rund um den Felskomplex der Bischofsmütze).

1912 wies der Historiker und spätere Biograph des Kronprinzen Rudolf, Oskar Freiherr von Mitis sen. (1874 -1955 ), in seinen „Studien zum ältesten österreichischen Urkundenwesen“ darauf hin, dass es sich bei der diplommäßig ausgestatteten und überreich verzierten Grenzurkunde vom 2. Juni 1136 um eine „diplomatische Fälschung“ aus der Zeit um 1230 handeln könne. Der Beweis seiner Theorie: die einer päpstlichen Bulle ähnelnde Ausstattung der Schrift, die in dieser Ausführung erst nach Papst Innozenz III. (reg. 1198-1216) in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts üblich ist. Die Annahme von Mitis ist nicht abwegig: Professor Dr. Theo Kölzer (Universität Bonn) fand in 20-jähriger Forschungsarbeit heraus, dass bis zu 15 Prozent der Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts als Fälschungen anzusehen sind, wenn es um Besitzschenkungen, Sonderrechte oder einem Kloster verliehene Rechtstitel geht. Der Grund für die erste überlieferte Mayerling-Lüge der Geschichte: Neid, insbesondere der Allander. Durch ein Privileg von Papst Innozenz II. (reg. 1130-1143) aus dem Jahre 1132 waren die Mönche nämlich von der Entrichtung der Ackerbau-Abgabe an den Bischof (in Passau), den (babenbergischen) Grundherrn und den Pfarrer (in Alland) befreit.

Bereits im Sommer 1133 dürften die ersten Mönche aus dem französischen Morimond das Gründungsterrain erkundet haben. Ihnen folgt am 11. November der spätere erste Abt, Gottschalk (reg. 1135-1147), mit der eigentlichen Gründungskolonie von 12 Zisterziensern. In dem neuen, der Jungfrau Maria geweihten Stift am Sattelbach wurden alle damals üblichen Handwerke ausgeübt. Schon im 1. Jahrhundert ihrer Tätigkeit in Österreich waren die Zisterzienser mit so großem Erfolg wirtschaftlich tätig, dass sich der Orden wegen seiner Abgabenfreiheit viele Feinde machte.