Die Nomadisierung und Digitalisierung der Welt - Ulrich Kübler - E-Book

Die Nomadisierung und Digitalisierung der Welt E-Book

Ulrich Kübler

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Beschreibung

Die Geschichte kennt langwellige Prozesse der Zivilisierung und kurzwellige der Entzivilisierung. Die Kombination von Informations- und Drohnentechnologien hat die Verletzlichkeit des Lebens zunehmen lassen. Im Ergebnis entsteht eine Nomadisierung, ein Ausweichverhalten, ausgelöst von Ängsten rund um das Ende der alten Ordnung als Folge der Globalisierung, mit enormem Ausgrenzungs- und Verarmungspotenzial. Wie lassen sich diese Dämonen zähmen? Dieses Buch ist der Versuch einer Antwort.

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Dr. med. Ulrich Kübler

Die Nomadisierung und Digitalisierung der Welt:

Auf dem Weg in eine planetare

Gesellschaft

oder

Von der Territorialität über die Globalität zur Bestialität

Eine Historiografie der Globalisierung

Copyright: © 2016 Dr. med. Ulrich Kübler

Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net

Umschlag & Satz: Erik Kinting

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

Printed in Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Ich habe die Zukunft gesehen und ich kenne das Morgen.

Ramses I

Vergangenheit und Zukunft sind nur Erinnerungen in der Gegenwart.

Augustinus

Leben jenseits des Humanen: eine posthumane kritische Theorie

Nekropolitik und Biopolitik: Leben schaffen, Leben beenden – was künstlich geschaffen wird, wird künstlich beendet werden.

Ursprünglich waren menschliche Wesen Sammler und Jäger. Angriffs- und Fluchtwesen. Sie kämpften um ihre Existenz und tun es bis heute:

Der Mensch, ein Mangelwesen, ist der nackte Affe der Evolutionsbiologen. Täglich und immer wieder aufs Neue, seit Jahrmillionen. Von den Bäumen über die Savannen machte er sich auf. Von den ersten Stämmen, bis zum heutigen Tage, da in Zeiten der Ausgrenzung und Entzivilisierung das Fremde Angst auslöst und böse Erinnerungen.

Die Geschichte der Überfälle und Kriege ist tief im kollektiven Bewusstsein der Menschen und Völker verankert. Geschichte als Ergebnis von Klima, Erfindungen, Wanderungen, Assimilierungen, Vertreibungen, Genoziden. Kurze Wellen der Aggression und Entzivilisierung wurden und werden von langsamen Wellen der Zivilisation abgelöst.

Diese aber ist im Zeitalter der Ausgrenzung Hunderttausender oder gar Millionen und der Automatisierung von Wirtschaft und Kriegführung durchaus brüchig. Warum sind die Kämpfe des 21. Jahrhunderts eher Kämpfe verschiedener Zeitebenen (G. Diez1), ja geradezu Angriffe der Vergangenheit auf die Gegenwart? Oder gilt, was Augustinus sagte: Vergangenheit und Zukunft sind nur Erinnerungen der Gegenwart?

Der Neoliberalismus ist auf besinnungslosem Stillstand aufgebaut. Er frisst die Menschen und kannibalisiert die Zukunft. Dem weichen die Nomaden aus. Sie folgen dabei einem uralten mentalen Programm: Die Zellen eines bestimmten Gehirnareals reagieren auf Bewegung im Raum und lösen dabei distinkte Momente aus. Der Raum korrespondiert dann mit dem Geist und dem Bewusstsein und lässt Veränderungen zu. Das Gegenteil von Stillstand.

Bewegung war und ist eine der evolutionären Ursachen für die Entwicklung des Gehirns. Und eine solche haben wir bitter nötig, sonst gilt, was einst einer der Großmeister des Stillstands sagte, der Pharao Ramses I: »Ich habe das Heute gesehen und kenne das Morgen.«

Mit der Emanzipation des Individuums von der Gruppe oder Familie begegnet der Mensch sich zunächst schutzlos selbst. Es kann zur Paarbildung kommen.2 Die Mechanismen dazu sind komplex.

Die Menschen der Paarbeziehung können sich stützen und korrigieren. Dies erlaubt die Rechtfertigung des Menschen auf dem Wege von der Sexualität über die Erotik zur Liebe.

Die Liebe ging durch die Haut und kam über die Sprache, d. h. die Erkundung der Vorstellungen des anderen. Heute werden die Theorie- und die Paarbildung den Algorithmen überlassen. Die Dialektik von Annahmen und Fakten wird nicht mehr Ernst genommen. Induktion und Deduktion sind alte Hüte. Gigantische Datenwolken werden von ebensolcher Rechenpower durchforstet, um Korrelationen herauszudestillieren, frei nach dem Motto: Zeige mir deinen Algorithmus und ich sage dir, wer du bist.

Doch zurück in die Steinzeit: Die Sammler kannten schon den Austausch von Waren, also die Urform des Handelns. Sie definierten Werte, die ihnen wichtig waren, die sie für ein Überleben oder ein gutes Leben benötigten. Daraus entwickelte sich später über Münzen das Geld, dessen Werterhalt bis heute Probleme macht, ja sogar Kriege entfacht. Sein Überfluss ist ebenso schädlich wie sein Mangel. Zurzeit wird in Europa auf dem Höhepunkt einer beispiellosen Schuldenkrise allen Ernstes über eine Abschaffung des Bargeldes nachgedacht. Geld oder Nicht-Geld, das ist hier die Frage.

Geld ist immer mit Macht und Ohnmacht verbunden. Und das wird immer so bleiben. Wer es zerstört, zerstört nicht nur Werte oder Kaufkraft, sondern auch Vertrauen.

Zurück zu den Sammlern: Sie kannten auch den Kampf – gegen wilde Tiere, gegen andere Stämme und Gruppen. Zunächst mit den bloßen Händen, dann mit Steinen und Waffen.

Es gab Mitbewohner auf der Erde: Wölfe, Pferde, das Mammon, die urtümliche Ziege, das urtümliche Schaf. Die Jäger lernten, dass sie besonderes Jagdglück erlangen konnten, wenn Sie den Herden folgten. Diese Annäherung führte später zur Domestizierung des Pferdes. Das Pferd wurde über Jahrtausende zum Partner des Menschen.

Mit den Frauen war das anders. Diese wurden zunächst als Fruchtbarkeitsgöttinnen verehrt, ihnen wurden Altäre und Tempel gebaut. Sie testeten als Amazonen das Leben ohne Männer. Die Männer erfanden nach Jahrtausenden des partnerschaftlichen Zusammenlebens dann das Patriarchat, das parallel zur Entwicklung monotheistischer Gottesvorstellungen die Partnerschaft seit Jahrtausenden stört.

Bis heute stehen Matriarchat und Patriarchat in einem gewissen Wettstreit und wird Frauen die feminine Ur-Macht geneidet.

Die Entdeckung des Phallus

Die Phalli der Gorillas und Menschenaffen sind etwa drei Zentimeter lang. Das reicht zur Befruchtung, aber offensichtlich nicht zur Paarbildung – bei den Affen dauert diese oft nur Tage oder wenige Wochen.

Beim Menschen benötigt die Aufzucht der Nachkommen mehr Zuwendung und die Reifung des Gehirns mehr Zeit. Es wurden daher komplexe hormonelle und anatomische Veränderungen vorgenommen, die D. Morris in seinem Buch Der nackte Affe3 teilweise dargestellt hat. Die Evolution der Sexualität hin zur Liebe erfolgte parallel mit der Entwicklung der Sprache, denn letzten Endes geht es bei der Paarbeziehung um die Entdeckung der Gehirne.

Vom Längerwerden des menschlichen Phallus über die Entwicklung der Brüste bis hin zur Orgasmusfähigkeit der Frau, die es bei Tieren in dieser Form nicht gibt, hat die Evolution einiges unternommen, um Menschen aneinander zu binden. Die Brüste sind evolutionäre Meisterwerke der Form und Funktion. Man könnte auch sagen: die eleganteste Milchflasche der Welt.4

Das Humane ist eine normative Konvention, instrumentalisierbar zum Zwecke der Ausgrenzung und Diskriminierung. Zu dieser kommt es seit Jahrtausenden aus verschiedenen Gründen.