Die Pest der Korruption - Dr. Judy Mikovits - E-Book

Die Pest der Korruption E-Book

Dr. Judy Mikovits

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Beschreibung

Dr. Judy Mikovits ist die neue Rosalind Franklin, eine brillante Forscherin, die den „Wissenschaftsclub der alten Knaben“ aufrüttelt. Und wie viele Frauen, die in die Welt der Männer vorgedrungen sind, hat sie Jahrzehnte alte Geheimnisse ans Licht gebracht, was bei vielen auf wenig Gegenliebe stößt. Bereits ihre Doktorarbeit leistete einen fundamentalen Beitrag, um HIV-Aids von einer tödlichen in eine beherrschbare Krankheit zu verwandeln, was Millionen von Menschen wie dem Basketball-Superstar Magic Johnson das Leben rettete. Und auch mit ihrer Entdeckung einer neuen Familie menschlicher Retroviren sowie ihrer aktuellen Arbeit, die ein neues goldenes Zeitalter der Gesundheit einläutet, steht sie an der Spitze der Forschung. In ihrer fast vier Jahrzehnte andauernden Karriere – unter anderem 35 Jahre mit dem führenden Retrovirologen Dr. Frank Ruscetti – lernte die Molekularbiologin alle Facetten des akademischen Betriebs kennen. Ihre Erfahrungen in der Aids-Forschung ließen sie an die heilende Kraft des Wissenschaftsbetriebs glauben. Doch als sie die Frage stellte, ob die Verwendung tierischen Gewebes in der medizinischen Forschung verheerende chronische Krankheiten wie Autismus und chronisches Erschöpfungssyndrom auslösen könnte, lernte sie dessen dunkle Seite kennen. Denn sollten ihre Vermutungen stimmen, hätten wir es mit einer völlig neuen Ausrichtung wissenschaftlicher Methoden zu tun, einschließlich der Art und Weise, wie wir menschliche Krankheiten untersuchen und behandeln. Die Pest der Korruption ist ein einzigartiger Blick hinter die Kulissen der wissenschaftlichen Fachwelt. Bereits kurz nach Veröffentlichung war das Buch ausverkauft und wurde zum Amazon-Bestseller. Folgen auch Sie der atemberaubenden Geschichte einer außergewöhnlichen Wissenschaftlerin über die Grundsatzfragen, aber auch über die Egos, die in Zukunft über Krankheit und Gesundheit der Menschheit entscheiden werden. Zitate: „Eines der Hauptprobleme unserer Zeit ist, dass die wissenschaftliche Community aufgrund ihrer korrupten Verflechtungen mit Regierungs- und Unternehmensinteressen immer mehr das Vertrauen der Öffentlichkeit verliert. Dr. Judy Mikovits und Kent Heckenlively dringen tief in diese korrupten Sphären vor, die wissenschaftliche Wahrheiten vor der Öffentlichkeit verstecken, sobald sie wirtschaftlichen Interessen zuwiderlaufen könnten.“ - Dr. Luc Montagnier, Nobelpreisträger 2008 für die Isolierung des HIV-Retrovirus „Dieses Buch zeigt mehr als alles auf, dass die Wissenschaft ein gefährliches Spiel spielt. Die Auffassung, dass sie präzise und widerspruchsfrei arbeitet, ist schlichtweg falsch. Und wenn dann plötzlich Zweifel auftauchen, bekommt ein Wissenschaftler mit Rückgrat Probleme mit mächtigen Wirtschaftsinteressen. In Die Plage der Korruption verschmelzen Wissenschaftsintrigen mit faszinierenden Enthüllungen über die leider oft unzureichend verstandene Erforschung der Retroviren und ihre Bedeutung für Autoimmunerkrankungen wie das chronische Erschöpfungssyndrom und Autismus.“ - Dr. Stephanie Seneff, Forschungsleiterin am MIT Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory „Die atemberaubende Geschichte einer außergewöhnlichen Wissenschaftlerin, die höchstwahrscheinlich die Ursache des chronischen Erschöpfungssyndroms entdeckt hat – eine Entdeckung, auf die die höchsten naturwissenschaftlichen Stellen mit einer Vertuschungskampagne und persönlichen Angriffen reagierten. Dieses Buch ist eine offene Kritik am naturwissenschaftlichen Forschungsbetrieb und gleichzeitig ein hoffnungsvolles Portrait, inwiefern Wissenschaft immer noch der Wahrheit verpflichtet sein kann. Die internen Machenschaften der korrupten Eliten des Wissenschaftsbetriebs überwältigen den Leser, gleichzeitig geben Wahrheitssuchende wie Dr. Mikovits Hoffnung, indem sie sich hartnäckig gegen alle Widerstände stellen.“ - J.B. Handley, Mitbegründer der NGO Generation Rescue und Autor von How to End the Autism Epidemic „Ein wirklich schockierendes Set aus Enthüllungen über die korrupten und kriminellen Machenschaften der Medizin-Industrie. Die Plage der Korruption enthüllt den Wissenschaftsbetrug und die dreisten intellektuellen Unwahrheiten, durch die das Pharma-Kartell die menschliche Gesundheit zugunsten unternehmerischer Profite opfert.“ - Mike Adams, der „Gesundheits-Ranger“ und Herausgeber von Science.news „Dieses Buch ist eine atemberaubende Reise durch das Lügengeflecht von Big Money, Big Government und Big Pharma. Dr. Mikovits gebührt größte Anerkennung für ihren Mut, diese Geschichte mit uns zu teilen.“ - Max Swafford, Autor und Pädagoge

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Seitenzahl: 482

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Dr. Judy Mikovits & Kent Heckenlively

DIE PEST

DER KORRUPTION

WIE DIE WISSENSCHAFT UNSER VERTRAUEN ZURÜCKGEWINNEN KANN

Vorwort von

Robert F. Kennedy, Jr.

IMPRESSUM

Dr. Judy Mikovits & Kent Heckenlively

Die Pest der Korruption

Wie die Wissenschaft unser Vertrauen zurückgewinnen kann

1. deutsche Auflage 2020

ISBN 978-3-96257-190-0

© 2020 Narayana Verlag

Titel der Originalausgabe:

Plague of Corruption

Restoring Faith in the Promise of Science

Copyright © 2020 by Kent Heckenlively and Judy Mikovits Foreword copyright © 2020 by Robert F. Kennedy, Jr.

Übersetzung aus dem Englischen von Regina Clos

Coverlayout: Paul Qualcom

Herausgeber: Unimedica im Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern Tel.: +49 7626 974 970–0 E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für ­Buchbesprechungen.

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Die Empfehlungen in diesem Buch wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Den Tapferen, die immer für die Wahrheit kämpfen

Inhalt

Vorwort von Dr. Robert F. Kennedy, Jr.

Einführung

Kapitel 1: Eine Wissenschaftlerin auf See

Kapitel 2: Eine Rebellin von Anfang an

Kapitel 3: Die toten Ärzte – was ist wahr?

Kapitel 4: Das Schicksal der Kämpfer gegen die Finsternis

Kapitel 5: Ist die Regierung Freund oder Feind?

Kapitel 6: Die Blood Working Group und die Verschwendung von Staatsgeldern durch Cerus

Kapitel 7: VP62 – der Attentäter-Klon

Kapitel 8: Meine Identität – gestohlen im „Vaccine Court“

Kapitel 9: Was ich wirklich über HIV und Ebola denke

Kapitel 10: Mein Co-Autor bekommt in Australien Einreiseverbot

Kapitel 11: Optionen für die Zukunft

Kapitel 12: Eine Geschichte, die ich vielleicht noch berichten sollte

Referenzen

Index

Über die Autoren

Dem Gewissen zuwiderzuhandeln ist weder richtig noch gefahrlos.

Deshalb kann und will ich nicht widerrufen. Hier stehe ich.

Ich kann nicht anders. Helfe mir Gott. Amen

Aus dem Film Martin Luther (1953)

Vorwort

Moralischer Mut und unsere gemeinsame Zukunft

von Robert F. Kennedy, Jr.

„Und sie bewegt sich doch!“ Diese trotzigen Worte flüsterte Galileo im Jahr 1615, als er das römische Inquisitionsgericht verließ, vor dem er seine Theorie widerrief, dass die Erde – nach der zeitgenössischen orthodoxen Vorstellung das unbewegliche Zentrum des Universums – sich um die Sonne dreht. Hätte er seiner Theorie nicht abgeschworen, wäre sein Leben verwirkt ge­wesen. Wir neigen dazu, Galileos Kämpfe als bizarres Produkt eines dunklen, ignoranten und tyrannischen Zeitalters zu betrachten, in dem die Menschen staatlich geweihten Aberglauben nur unter massivem persönlichem Risiko infrage stellen konnten. Dr. Judy Mikovits’ Geschichte zeigt, dass hartnäcki­ge Orthodoxien, die von der pharmazeutischen Industrie und korrupten Regierungsbehörden abgesegnet werden, um Macht und Profite zu schützen, eine beherrschende Kraft in Wissenschaft und Politik bleiben.

Welchen Maßstab man auch immer anlegt, Dr. Judy Mikovits gehört zu den fähigsten Wissenschaftlern ihrer Generation. Mit einem Abschluss als Bachelor of Arts (BA) in Chemie von der University of Virginia betrat sie am 10. Juni 1980 als Proteinchemikerin am National Cancer Institute (NCI) die Welt der Wissenschaft. Dort arbeitete sie an einem lebensrettenden Projekt zur Purifizierung von Interferon. Die Qualität ihrer Arbeit und ihre zuverlässigen Geistesblitze beförderten sie bald an die Spitze der von Männern dominierten Welt der wissenschaftlichen Forschung. Am NCI begann Mikovits ihre dann zwanzig Jahre andauernde Zusammenarbeit mit Dr. Frank Ruscetti, einem Pionier auf dem Gebiet humaner Retroviren. Als Leiter des Labors von Robert Gallo schrieb Ruscetti zusammen mit Bernie Poiesz 1977 Wissenschaftsgeschichte: Er entdeckte dort das erste humane Retrovirus, HTLV-1 (Humanes T-lymphotropes Virus 1).

Ein Retrovirus ist ein „Tarnkappen-Virus“, das wie HIV in den Wirtsorganismus eindringt, ohne das Immunsystem in Alarm zu versetzen. Es kann dann jahrelang inaktiv sein, ohne Schaden anzurichten. Bevor ein Retrovirus einen Menschen umbringt, zerstört es normalerweise sein Immunsystem. Im Ergebnis führen viele Retroviren dann zu Krebs. Durch ihren Beitrag zum Verständnis des Verhaltens von Retroviren veränderten die Zusammenarbeit von Ruscetti und Mikovits und Mikovits’ preisgekrönte Doktorarbeit an der George Washington University von 1991 das Paradigma der Behandlung von HIV-AIDS. Das verwandelte die Krankheit von einem Todesurteil in eine behandelbare Erkrankung.

Von Beginn an war das schwierigste Hindernis in Mikovits’ beruflicher Laufbahn ihre wissenschaftliche Integrität. Sie hat diese immer über ihren persönlichen Ehrgeiz gestellt. Judy Mikovits hat niemals beabsichtigt, in einen heftigen Streit im Gesundheitswesen zu geraten. Sie hat sich niemals als Rebellin oder Revolutionärin betrachtet. Judys Verwandte haben vorwiegend in Regierungsbehörden oder im Polizeivollzugsdienst gearbeitet. Sie glaubten an die amerikanischen Grundprinzipien von harter Arbeit, Respekt vor Autoritäten und vor allem an die Verpflichtung zur Wahrheit. Dieser Hintergrund machte es für sie unmöglich, die hohen Maßstäbe ihrer Herkunftsfamilie in Bezug auf Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit aufzugeben, selbst dann, als diese für sie zu einem Hindernis wurden.

Nachdem sie die National Institutes of Health (NIH) verlassen hatte, arbeitete sie eine Zeit lang bei Upjohn und leitete dort ein Projekt, in dem die Sicherheit des Verkaufsschlagers der Firma, eines Rinderwachstumshormons, getestet wurde. Als Mikovits entdeckte, dass die Rezeptur präkanzeröse Veränderungen in humanen Zellkulturen verursachen konnte, lehnte sie es ab, den direkten Anweisungen ihres Chefs zu folgen, ihre Entdeckungen zu verheimlichen. Was Mikovits aufgedeckt hatte, ließ darauf schließen, das allgegenwärtige Vorkommen des Hormons in der Milch könne bei den Frauen, die diese Milch tranken, Brustkrebs auslösen. Ihre Weigerung, einen Rückzieher zu machen, führte dazu, dass sie Upjohn verließ, zu den NIH zurückkehrte und ein Aufbaustudium begann. Judys Krieg gegen das Rinderwachstumshormon veranlasste Upjohn schließlich, das Produkt aufzugeben.

2009 war Mikovits in der akademischen Welt angekommen. Zusammen mit Ruscetti, der weiterhin am National Cancer Institute (NCI) arbeitete, leitete sie ein Team, das einen starken Zusammenhang zwischen einem bislang unbekannten Retrovirus und Myalgischer Enzephalomyelitis entdeckte. Diese Erkrankung ist allgemein bekannt als Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) (Chronic Fatigue Syndrome/Myalgic Encephalomyelitis – ME/CFS). Wie vorherzusehen war, stand das Retrovirus auch im direkten Zusammenhang mit bestimmten Arten von Blutkrebs. Andere Forscher hatten es als Xenotropic Murine Leukemia Related Virus (XMRV) bezeichnet, als sie es einige Jahre zuvor zuerst in DNA-Sequenzen bei Prostatakrebs entdeckt hatten.

Die Medizin ist dem Chronischen Erschöpfungssyndrom, das vorwiegend Frauen betrifft, mit bösem Misstrauen begegnet, seitdem es Mitte der 1980er-Jahre in Erscheinung trat. Das medizinische Establishment verspottete ME/CFS als „Yuppie-Grippe“ und schrieb es der psychologischen Zerbrechlichkeit von Karrierefrauen zu, die in Unternehmenskulturen unter hohem Druck ihre Karrieren verfolgten. Mikovits fand bei etwa 67 Prozent der vom Chronischen Erschöpfungssyndrom betroffenen Frauen und bei knapp 4 Prozent der gesunden Kontrollpersonen Belege für das Retrovirus.

Am 8. Oktober 2009 veröffentlichten Mikovits und Ruscetti ihre explosiven Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift Science. Sie beschrieben die erste Isolation des kürzlich entdeckten Retrovirus XMRV und seinen Zusammenhang mit ME/CFS. Ihre Enthüllung über ME/CFS löste unmittelbar wütende Reaktionen von neidischen, mächtigen Krebszentren aus, die sich stur jeder Wissenschaft widersetzten, die Krebs und neuroimmunologische Krankheiten mit Viren in Zusammenhang brachte.

Die Angriffe wurden noch unerbittlicher, als Mikovits’ spätere Forschung den Schluss nahelegte, dass das neue Retrovirus, das man ursprünglich in Mäusen gefunden hatte, auf irgendeine Weise über kontaminierte Impfstoffe auf den Menschen übergesprungen war.

Noch beunruhigender für das medizinische Establishment war es, als Dr. Mikovits’ Forschung aufdeckte, dass viele der von XMRV betroffenen Frauen Kinder mit Autismus hatten. Da sie befürchtete, XMRV könnte wie bei HIV von Mutter zu Kind übertragen werden, testete sie siebzehn dieser Kinder. Bei vierzehn fanden sich Hinweise auf das Virus. Diese Ergebnisse stimmten mit den Berichten der Eltern über die autistische Regression ihrer Kinder infolge einer Impfung überein. Darauffolgende Studien brachten XMRV in Zusammenhang mit dem epidemischen Auftreten von Leukämie, Prostatakrebs, Autoimmunerkrankungen und der Explosion von Alzheimer.

Noch schlimmer – die Forschung zeigte auch eine verbreitete Verseuchung von Blutkonserven und Blutprodukten. Basierend auf ihrer Forschung und den Untersuchungsergebnissen von anderen sah es so aus, als ob zwischen drei und acht Prozent der Bevölkerung nun das Virus in sich trugen – XMRV war ein Teil der Humanökologie geworden und wurde von der Mutter im Mutterleib oder über Muttermilch auf das Kind übertragen. Mikovits’ Daten ließen darauf schließen, dass mehr als zehn Millionen US-Amerikaner dieses Virus wie eine tickende Zeitbombe in sich trugen – eine potenzielle Bedrohung, weit größer als die AIDS-Epidemie.

Im Januar 2011 veröffentlichte der HIV-AIDS-Experte Ben Berkhout diese brisanten Enthüllungen in der Fachzeitschrift Frontiers in Microbiology. Er schloss Mikovits’ Belege ein, nach denen Mäusegewebe, das in der Produktion von Impfstoffen eingesetzt wird, der wahrscheinliche Überträger für die Kontamination der Humanpopulation war. Judy wusste nicht, dass Kent Heckenlively, der Co-Autor dieses Buches, unabhängig davon medizinische Forschungsarbeiten entdeckt hatte, die zeigen, dass der erste aufgezeichnete Ausbruch von ME/CFS unter 198 Ärzten und Krankenschwestern am Los Angeles County Hospital in den Jahren 1934 und 1935 aufgetreten war – und zwar nachdem ihnen ein experimenteller Polioimpfstoff injiziert worden war, den man in Mäusegehirnen gezüchtet hatte.

Mikovits’ Belege drohten für die pharmazeutischen Unternehmen der Welt wegen ihrer nachlässigen Verwendung von tierischen Zellkulturen zur Produktion von Impfstoffen und anderen pharmazeutischen Produkten zu einer finanziellen Katastrophe zu werden. Ihre Forschungsergebnisse gefährdeten Milliarden von Dollar an Einnahmen aus einem ganzen Medizinzweig, der als Biologika bezeichnet wird und von tierischem Gewebe und entsprechenden Produkten abhängig ist.

Pharmaunternehmen und ihre unternehmenseigenen Aufsichtsgremien entfesselten eine wütende Attacke gegen Mikovits und Ruscetti und bestürmten sie aus jeder ihrer Hochburgen.

Die Fachzeitschrift Science drängte Mikovits fieberhaft, ihren Artikel vom Oktober 2009 zurückzuziehen. Im September 2011 wurde Judy aus ihrem Job am Whittemore Peterson Institute der University of Nevada, Reno, gefeuert. Judy und ihre Familie beobachteten bedrohlich aussehende Männer, die ihr in Kleinlastern folgten, und andere Vorfälle, die nahelegten, dass sie überwacht wurde. Eines Tages umkreisten vierschrötige Schlägertypen ihr Haus und zwangen sie, mit einem Boot zu fliehen. Nachdem sie entkommen war, stürzten sie in ihr Haus und behaupteten, für die Regierung zu arbeiten. Im November nahmen Polizisten aus Ventura Judy ohne Haftbefehl fest und hielten sie fünf Tage im Gefängnis fest, ohne die Möglichkeit, auf Kaution freizukommen. Die Polizei durchsuchte ihr Haus von oben bis unten und verstreute ihre Papiere überall. Am gleichen Tag überfielen Polizisten das Zuhause ihrer Freundin Lilly und zwangen sie, für mehrere Stunden auf einem Stuhl sitzen zu bleiben, während sie das Gebäude durchwühlten. Beamte der NIH sagten der Polizei von Nevada, dass Dr. Mikovits ihre Notizbücher mit den Aufzeichnungen zu ihrer Forschung auf illegale Weise aus ihrem Labor entwendet hätte. Das war eine fingierte Anschuldigung. Als Projektleiterin zweier von der Regierung finanzierter Forschungsprojekte war es Dr. Mikovits’ Pflicht, alle ihre Forschungsunterlagen aufzubewahren. Außerdem hatte Judy alle Notizbücher am 29. September in ihrem Büro an der Universität gelassen. Am gleichen Tag war jemand illegal in Judys Büro eingebrochen, hatte ihre Notizbücher entwendet und dann irgendwie in einen Wandschrank in ihrem Haus geschmuggelt, offensichtlich um sie zu belasten. Wochen später, als Judy in einer Gefängniszelle saß, fand ihr Ehemann David die Bücher fein säuberlich in einen Leinenbeutel verpackt in einem dunklen Wandschrank in ihrem Zuhause in Südkalifornien. David brachte sie nach Mitternacht verzweifelt in das Gefängnis und übergab sie dann der Polizei von Ventura.

Während sie im Gefängnis war, erklärte Judys früherer Boss ihrem Ehemann und Dr. Ruscetti, sie müsse einfach nur eine Entschuldigung unterschreiben und zugeben, dass ihre Veröffentlichung falsch sei. Dann würde die Polizei sie aus der Haft entlassen und sie könne ihre wissenschaftliche Karriere retten. Judy lehnte das ab. Kein Staatsanwalt hat jemals Anklage gegen sie erhoben, aber das Kartell der Pharmaindustrie und die von ihr gekaperten wissenschaftlichen Journale traten eine Kampagne der Verleumdung gegen sie los. Weniger als zwei Jahre zuvor hatte die Fachzeitschrift Science sie noch gefeiert. Und nun veröffentlichte die gleiche Zeitschrift ihr Fahndungsfoto und zog ihre Veröffentlichung zurück.

Judy verlor die staatlichen Forschungsgelder, die sie als Projektleiterin verwaltet hatte. Sie ist in die Insolvenz geraten beim Versuch, Arbeit zu finden und ihren guten Ruf wiederherzustellen. Die wissenschaftlichen Zeitschriften, die zugegebenermaßen jetzt alle von den großen Pharmafirmen kontrolliert werden, haben es abgelehnt, ihre Artikel zu veröffentlichen. Die medizinischen Bibliotheken der NIH haben sie ausgeschlossen. Obwohl sie Hunderttausende von Dollar an Anwaltshonoraren ausgegeben hat, ist es ihr nicht gelungen, eine Gerichtsverhandlung zu erwirken. Der US-Staatsanwalt in Nevada hat ihren Fall jahrelang „unter Verschluss“ gehalten. Arglistige Aktionen von Funktionären auf den höchsten Ebenen des US-Gesundheitsministeriums Department of Health and Human Services (HHS) haben es erfolgreich geschafft, dass niemand mehr sie einstellen wird.

Die Verfolgung von Wissenschaftlern und Ärzten, die es wagen, die zeitgenössischen Orthodoxien infrage zu stellen, hat nach Galileo nicht aufgehört: Sie war immer und ist noch heute ein berufliches Risiko. Henrik Ibsens Theaterstück Ein Volksfeind von 1882 ist eine Parabel für die Tücke wissenschaftlicher Redlichkeit. Ibsen erzählt die Geschichte eines Arztes im Süden Norwegens, der entdeckt, dass die beliebten und lukrativen öffentlichen Bäder seiner Stadt die Besucher, die in Scharen kommen, um sich zu verjüngen, tatsächlich krank machen. Abwässer aus den lokalen Gerbereien haben die Bäder mit tödlichen Bakterien infiziert. Als der Arzt mit dieser Information an die Öffentlichkeit geht, machen sich die Kaufleute vor Ort zusammen mit Regierungsbeamten, ihren Verbündeten von der „liberal gesinnten, unabhängigen Presse“ und anderen finanziell interessierten Parteien daran, ihn mundtot zu machen. Das medizinische Establishment entzieht ihm die Approbation, das Volk verleumdet und brandmarkt ihn als „Feind des Volkes“.

Ibsens Romanfigur erlebt, was Sozialwissenschaftler als den „Semmelweis-Reflex“ bezeichnen. Dieser Begriff beschreibt die reflexhafte Abscheu, mit der die Presse, die Gemeinde von Medizinern und Wissenschaftlern und die mit ihnen verbundenen finanziellen Interessen neue wissenschaftliche Erkenntnisse willkommen heißen, die einem etablierten wissenschaftlichen Paradigma widersprechen. Der Reflex kann in solchen Fällen besonders heftig ausfallen, in denen neue wissenschaftliche Informationen nahelegen, dass die etablierten medizinischen Verfahren die öffentliche Gesundheit tatsächlich schädigen.

Die Misere, die den ungarischen Arzt Ignaz Semmelweis traf – ein Beispiel aus dem wirklichen Leben –, war die Anregung für diesen Begriff und für Ibsens Stück. Dr. Semmelweis war Assistenzprofessor an der Entbindungsklinik des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien, wo damals etwa zehn Prozent der Frauen am Wochenbettfieber starben. Auf der Grundlage seiner Lieblingstheorie, dass Reinlichkeit die Übertragung von krankheitserregenden „Partikeln“ abschwächen könnte, führte Semmelweis die Praxis des obligatorischen Händewaschens für Assistenzärzte zwischen dem Durchführen einer Autopsie und einer Entbindung ein. Die Rate an tödlichem Kindbettfieber ging sofort auf etwa ein Prozent zurück. Semmelweis machte diese Ergebnisse bekannt.

Anstatt Semmelweis ein Denkmal zu setzen, schloss die medizinische Gemeinschaft – nicht willens, die Schuld an der Schädigung so vieler Patienten zuzugeben – den Arzt aus der Ärzteschaft aus. Seine früheren Kollegen brachten Dr. Semmelweis im Jahr 1885 mit einer List dazu, eine psychiatrische Klinik zu besuchen, um ihn dann gegen seinen Willen dort einzuweisen. Zwei Wochen später starb Semmelweis auf mysteriöse Weise. Ein Jahrzehnt später haben Louis Pasteurs Theorie über Krankheitserreger und Joseph Listers Arbeit über Krankenhaushygiene Semmelweis’ Vorstellungen bestätigt.

Zeitnahe Analogien gibt es in Hülle und Fülle. Herbert Needleman von der University of Pittsburgh durchlitt den Semmelweis-Reflex, als er in den 1980er-Jahren die gehirnschädigende Wirkung von Blei aufdeckte. Needleman veröffentlichte 1979 im New England Journal of Medicine eine bahnbrechende Studie, nach der Kinder mit hohen Bleiwerten in ihren Zähnen signifikant niedrigere Ergebnisse in Intelligenztests, bei der Verarbeitung von Sprache und akustischen Signalen sowie bei Aufmerksamkeitsmessungen erzielten. In den frühen 1980er-Jahren begann die Blei- und Ölindustrie (verbleites Benzin war ein lukratives Erdölprodukt) Werbefirmen sowie wissenschaftliche und medizinische Berater zu mobilisieren, um Needlemans Forschung und seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Die Industrie übte auf die Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency, das Office of Scientific Integrity [etwa: Büro für wissenschaftliche Korrektheit] an den National Institutes of Health und die University of Pittsburgh Druck aus, Ermittlungen gegen Needleman in Gang zu setzen. Am Ende haben die US-Regierung und die Universität Needleman rehabilitiert. Aber die Auswirkungen der vernichtenden Angriffe vonseiten der Industrie ruinierten Needlemans akademische Laufbahn und führten zur Stagnation auf dem Gebiet der Bleiforschung. Der Vorfall lieferte einen fortwährenden Beweis für die Macht der Industrie, das Leben von Forschern zu zerstören, die es wagen, die Sicherheit ihrer Produkte infrage zu stellen.

Rachel Carson war in den frühen 1960er-Jahren in gleicher Weise harter Kritik von allen Seiten ausgesetzt, als sie die Gefahren von Monsantos Pestizid DDT aufdeckte, das die medizinische Gemeinde damals als Prophylaxe gegen Menschenläuse und Malaria propagierte. Regierungsbeamte und medizinische Fachkräfte, angeführt von der American Medical Association [Ärztekammer der USA] stellten sich an die Seite von Monsanto und anderen Chemieunternehmen und griffen Carson auf bösartige Weise an. Fachzeitschriften und die allgemeinen Medien verunglimpften sie als „hysterisches Weib“. Das entscheidende Argument der Industrie bestand darin, Carson als „Jungfer“ – der damals übliche, beschönigende Ausdruck für lesbisch – und als unwissenschaftlich zu verspotten. Boshafte Kritiken ihres Buches erschienen auf den redaktionellen Seiten von Time, Life, Newsweek, Saturday Evening Post, US News and World Report und sogar bei Sports Illustrated. Ich bin enorm stolz, dass mein Onkel, Präsident John F. Kennedy, eine entscheidende Rolle bei der Rehabilitierung von Carson gespielt hat. Im Jahr 1962 widersetzte er sich seinem eigenen Landwirtschaftsministerium USDA, einer befangenen Behörde, die mit Monsanto verbündet war, und ernannte ein Gremium von unabhängigen Wissenschaftlern, die alle grundlegenden Behauptungen in Carsons Buch Silent Spring (Der stumme Frühling) bestätigten.

Die Erfahrungen der britischen Ärztin und Epidemiologin Alice Stewart bieten eine nahezu perfekte Analogie dazu, wie Judy Mikovits durch das medizinische Kartell gelyncht wurde. In den 1940ern war Stewart eine der wenigen Frauen in ihrem Beruf und das jüngste Mitglied, das zu dieser Zeit jemals in das Royal College of Physicians (des britischen Ärzteverbands) gewählt worden war. Sie begann die hohe Rate von Krebs bei Kindern in wohlhabenden Familien zu untersuchen, ein verblüffendes Phänomen angesichts der Tatsache, dass Krankheit häufig mit Armut und selten mit Wohlstand in Verbindung gebracht wurde. Stewart veröffentlichte 1956 einen Artikel in The Lancet und lieferte starke Beweise dafür, dass die übliche Praxis des Röntgens von schwangeren Frauen der Übeltäter war, der später dann zu Krebs bei ihren Kindern führte. Nach Margaret Heffernan, Autorin des Buches Willful Blindness [etwa: Vorsätzliche Blindheit], widersprachen Stewarts Forschungsergebnisse sowohl „vollkommen der herkömmlichen Meinung“ – der Begeisterung der medizinischen Fachkräfte für die neue Technologie des Röntgens – als auch der „Vorstellung der Ärzte von sich selbst, nach der sie diejenigen waren, die Patienten halfen“. Eine Koalition aus Regierungsbehörden, Befürwortern nuklearer Techniken und der Nuklearindustrie verbündete sich mit dem medizinischen Establishment in den USA und Großbritannien und setzte einen brutalen Angriff auf Stewart in Gang. Stewart, die 2002 im Alter von 95 Jahren starb, hat niemals mehr eine Finanzierung für ein großes Forschungsprojekt in England erhalten. Es hat 25 Jahre gedauert, bis das medizinische Establishment schließlich ihre Forschungsergebnisse anerkannte und die Praxis des Röntgens von werdenden Müttern fallen ließ.

Judy Mikovits ist die Erbin dieser Märtyrer und, noch genauer, einer langen Abfolge von Wissenschaftlern, die von Funktionären des Gesundheitswesens bestraft, ausgeschlossen und ruiniert wurden, insbesondere für Ketzerei gegenüber den herrschenden Orthodoxien über Impfstoffe.

Dr. Bernice Eddy war eine preisgekrönte Virologin und eine der ranghöchsten weiblichen Wissenschaftler in der Geschichte der NIH. Sie und ihre Forschungskollegin Elizabeth Stewart waren die ersten, die das Polyomavirus isolierten – das erste Virus, das nachweislich Krebs verursacht. Im Jahr 1954 beauftragten die NIH Eddy, die Testung des Salk-Polioimpfstoffs zu leiten. Während sie 18 Makaken testete, entdeckte sie, dass die Salk-Vakzine Reste des lebenden Poliovirus enthielt, das die Affen lähmte. Dr. Eddy warnte ihre Vorgesetzten bei den NIH, dass der Impfstoff ansteckend sei, aber sie beachteten ihre Bedenken nicht. Die Auslieferung dieses Impfstoffes durch die Cutter-Laboratorien in Kalifornien verursachte den schlimmsten Ausbruch von Polio in der Geschichte. Mitarbeiter des Gesundheitswesens infizierten 200.000 Menschen mit lebenden Polioviren; 70.000 wurden krank, 200 Kinder wurden gelähmt und zehn starben.

Im Jahr 1961 entdeckte Eddy, dass der krebsauslösende Affenvirus SV-40 achtundneunzig Millionen Gaben des Salk-Polioimpfstoffs kontaminiert hatte. Als sie das SV-40-Virus neugeborenen Hamstern einspritzte, entwickelten die Tiere Tumore. Eddys Entdeckung erwies sich als beschämend für viele Wissenschaftler, die an dem Impfstoff arbeiteten. Anstatt sie für ihre fantastische Arbeit zu ehren, verbannten die NIH sie aus der Polioforschung und übertrugen ihr andere Aufgaben. Die NIH ließen die alarmierende Information verschwinden und setzten den Impfstoff weiterhin ein.

Im Herbst 1960 lud die New York Cancer Society Eddy ein, den Einführungsvortrag bei ihrer jährlichen Konferenz zu halten. Eddy entschied sich für das Thema von Tumoren, die von dem Polyomavirus ausgelöst werden. Sie beschrieb jedoch auch Tumore, die von dem in Nierenzellen von Affen vorkommenden viralen Erreger SV-40 hervorgerufen werden. Ihr Vorgesetzter bei den NIH wies sie wütend zurecht, dass sie die Entdeckung öffentlich erwähnt hatte, und verbot ihr Stellungnahmen zu Krisen im Gesundheitswesen. Eddy setzte sich für die Veröffentlichung ihrer Arbeit zu dem Virus ein, die den Vorrat an kontaminierten Vakzinen als Krise für das Gesundheitswesen auswies. Einflussreiche Leute aus den Behörden blockten die Veröffentlichung ab und erlaubten Merck und Parke-Davis, den krebsauslösenden Impfstoff an Millionen Erwachsene und Kinder in den USA zu verkaufen.

Am 26. Juli 1961 berichtete die New York Times, dass Merck und Parke-Davis ihre Salk-Vakzinen zurückgezogen hatten. In dem Artikel stand nichts über Krebs. Die Times veröffentlichte den Bericht auf Seite 33 neben einem Artikel zu Strafgebühren von Bibliotheken für zu spät abgegebene Bücher.

Während zwei Arzneimittelhersteller, Merck und Parke-Davis, ihre Polio-Vakzine im Jahr 1961 zurückriefen, lehnten die Funktionäre der NIH einen vollständigen Rückruf des verbliebenen Vorrats ab. Sie fürchteten eine Rufschädigung für ihr Impfprogramm, wenn die Bevölkerung erfuhr, dass der Public Health Service [eine Behörde im Gesundheitsministerium der Vereinigten Staaten] sie mit einem krebsauslösenden Virus infiziert hatte. Als Folge davon erhielten Millionen von nichtsahnenden US-Amerikanern zwischen 1961 und 1963 krebsauslösende Impfstoffe. Der Public Health Service verschwieg dieses „Geheimnis“ dann vierzig Jahre lang.

Insgesamt erhielten achtundneunzig Millionen Amerikaner Impfungen, die potenziell das krebsauslösende Virus enthielten, das jetzt Bestandteil des menschlichen Genoms ist. Im Jahr 1996 identifizierten Forscher der Regierung das SV-40 in 23 Prozent der Blutproben und bei 45 Prozent der Spermaproben, die von gesunden Erwachsenen stammten. Sechs Prozent der Kinder, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden, sind infiziert. Die Funktionäre des Gesundheitswesens verabreichten über Jahre hinweg Millionen von Menschen die Vakzine, obwohl ihnen klar war, dass sie infiziert war. Sie kontaminierten die Menschheit mit einem Affenvirus und lehnten es ab zuzugeben, was sie getan hatten.

Heutzutage wird das SV-40 in Forschungslaboren rund um die Welt eingesetzt, weil es so verlässlich Krebs auslöst. Die Forscher benutzen es, um bei Tieren eine breite Palette von Knochen- und Gewebskrebs einschließlich Mesotheliomen und Gehirntumoren zu produzieren. Diese Krebsarten sind in der Babyboom-Generation explodiert, die die Salk- und die Sabin-Polio-Vakzine zwischen 1955 und 1963 erhielt. Hautkrebs ist um 70 Prozent gestiegen, Lymphome und Prostatakrebs um 66 Prozent und Gehirntumore um 34 Prozent. Vor 1950 traten Mesotheliome beim Menschen selten auf. Heute diagnostizieren die Ärzte bei den US-Amerikanern jedes Jahr fast 3.000 Fälle. 60 Prozent der Tumore, die untersucht wurden, enthielten SV-40. Heute finden Wissenschaftler das SV-40 in einer breiten Palette von tödlichen Tumoren, so etwa bei 33 bis 90 Prozent der Gehirntumore, bei acht von acht Ependyomen und beinahe der Hälfte der getesteten Knochentumore.

Die nachfolgenden Maßnahmen der NIH bestanden darin, Bernice Eddy zu verbieten, Reden in der Öffentlichkeit zu halten oder Fachkonferenzen zu besuchen. Man verzögerte ihre Veröffentlichungen, entfernte sie gänzlich aus der Vakzin-Forschung, tötete schließlich ihre Tiere und verbot ihr den Zugang zu ihren Laboren. Die Art und Weise, wie man sie behandelte, ist weiterhin kennzeichnend für den fortgesetzten Skandal in der Wissenschaftlergemeinde. Trotzdem wurde das Bernice-Eddy-Drehbuch der NIH zur standardisierten Mustervorlage für die für Impfstoffe zuständigen Regierungsbehörden, wenn es um die Behandlung von andersdenkenden Vakzin-Wissenschaftlern geht, die die Wahrheit über Impfstoffe aussprechen wollen.

Dr. John Anthony Morris war ein Bakteriologe und Virologe. Ab 1940 arbeitete er 36 Jahre lang bei den NIH und der Food and Drug Administration (FDA) [US-amerikanische Behörde für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit]. Morris war der leitende Beamte für Impfstoffe beim Bureau of Biological Standards (BBS) bei den NIH und später bei der FDA, als das BBS 1970 der FDA zugeordnet wurde. Dr. Morris verärgerte seine Vorgesetzten mit dem Argument, die Forschung, die von seiner Einheit durchgeführt wurde, zeige, dass es keinen verlässlichen Beweis für die Wirksamkeit der Grippeimpfung gäbe. Insbesondere beschuldigte er seine Dienstvorgesetzten, sie hätten das Programm zur Massenimpfung gegen die Schweinegrippe hauptsächlich auf einer unbegründeten Angstkampagne und auf falschen Behauptungen der Arzneimittelhersteller aufgebaut. Er warnte, die Vakzine sei gefährlich und könne neurologische Schäden verursachen. Sein Vorgesetzter bei den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) warnte Dr. Morris: „Ich würde Ihnen raten, nicht darüber zu reden.“

Als mit der Vakzine geimpfte Personen begannen, über Nebenwirkungen zu berichten wie etwa das Guillain-Barré-Syndrom, widersetzte sich Dr. Morris dieser Anweisung und ging an die Öffentlichkeit. Er erklärte, dass die Grippeimpfung unwirksam und potenziell gefährlich sei. Außerdem könne er keine Belege dafür finden, dass diese Schweinegrippe gefährlich sei oder von Mensch zu Mensch übertragen würde.

In einer Vergeltungsmaßnahme konfiszierten FDA-Funktionäre seine Forschungsmaterialien, tauschten die Schlösser seines Labors aus, versetzten seine Labormitarbeiter und blockierten seine Bemühungen, seine Befunde zu veröffentlichen. Die FDA steckte ihn in einen kleinen Raum ohne Telefonanschluss. Jeder, der zu ihm wollte, musste dafür die Erlaubnis vom Leiter des Labors einholen. Im Jahr 1976 feuerte das Department of Health and Human Services (HHS) Dr. Morris unter dem Vorwand, er habe Bücher aus der Bibliothek nicht rechtzeitig zurückgegeben.

Die dann folgenden Ereignisse stützten Dr. Morris’ Skepsis über die Schweinegrippeimpfung. Im Jahr 1976 war das Impfprogramm gegen die Schweinegrippe dann so problembehaftet geworden, dass die Regierung die Impfungen stoppte, nachdem 49 Millionen Menschen die Vakzine erhalten hatten. Unter den Opfern der Vakzine waren 500 Fälle mit dem Guillain-Barré-Syndrom, davon waren 200 Menschen gelähmt und 33 tot. Darüber hinaus trat nach Medienberichten die Schweinegrippe bei den Geimpften sieben Mal häufiger auf als bei den Ungeimpften.

In seinem Nachruf in der New York Times wird Dr. Morris mit dieser Aussage zitiert: „Die Hersteller dieser (Grippe-)Vakzine wissen, dass sie wertlos ist, aber sie verkaufen sie trotzdem weiter.“ 1979 sagte er der Washington Post: „Es ist medizinischer Beschiss … ich glaube, die Öffentlichkeit sollte eine ehrliche Information auf einer Grundlage erhalten, die es den Menschen ermöglicht zu entscheiden, ob sie sich impfen lassen oder nicht“, und er fügte hinzu: „Ich glaube, sie würden sich nicht damit impfen lassen, wenn sie die vollständigen Informationen erhielten.“

Die FDA benutzte das gleiche Drehbuch im Jahr 2002, um den gefeierten Epidemiologen Dr. Bart Classen zu isolieren, zum Schweigen zu bringen und aus dem Regierungsdienst zu vertreiben. Dessen umfassende epidemiologische Studien, die größten jemals durchgeführten, hatten einen Zusammenhang zwischen der Hib-Vakzine (Impfstoff gegen Haemophilus Influenzae Typ B) und einer Epidemie von Diabetes im Kindesalter ergeben. Die FDA befahl Dr. Classen, die Veröffentlichung der von der Regierung finanzierten Studien zu unterlassen, verbot ihm, öffentlich über den alarmierenden Ausbruch zu sprechen, und zwang ihn schließlich zum Verlassen des Staatsdienstes.

Im Jahr 1995 stellten die CDC den promovierten Experten für Computeranalytik Dr. Gary Goldman ein, um die größte jemals durchgeführte und von den CDC finanzierte Studie über die Windpocken-Vakzine durchzuführen. Goldmans Ergebnisse über eine isolierte Population von 300.000 Bewohnern des Antelope Valleys in Kalifornien zeigte, dass die Wirkung der Vakzine nachließ, zu gefährlichen Ausbrüchen von Windpocken bei Erwachsenen führte und dass zehnjährige Kinder, die die Vakzine erhielten, über drei Mal häufiger an Gürtelrose erkrankten als ungeimpfte Kinder. Gürtelrose hat eine zwanzig Mal höhere Todesrate als die Windpocken und kann zur Erblindung führen. Die CDC befahl Goldman, seine Ergebnisse zu verheimlichen, und verbot ihm, die Daten zu veröffentlichen. 2002 kündigte Goldman unter Protest. Er schickte seinen Vorgesetzten einen Brief und erklärte den Grund seines Rücktritts: „Ich lehne es ab, mich an wissenschaftlichem Betrug zu beteiligen.“

Die neuere Geschichte der Medizin quillt über von anderen Beispielen brutaler Unterdrückung wissenschaftlicher Arbeiten, die die Risiken von Vakzinen aufdecken. Zu den Opfern gehören geniale und mitfühlende Ärzte und Wissenschaftler wie Dr. Waney Squier, der ohne ausreichende Beweise verurteilte britische Gastroenterologe Andy Wakefield, das standhafte Forschungsteam aus Vater und Sohn David und Dr. Mark Geier, die italienische Biochemikerin Antionetta Gatti und der dänische Epidemiologe Peter Gøtzsche. Eine gerechte Gesellschaft hätte diesen Visionären Denkmäler gesetzt und sie mit Lorbeeren und Führungsposten geehrt. Unsere korrupten Medizinfunktionäre haben sie systematisch verleumdet und zum Schweigen gebracht.

In England trat die Neuropathologin Dr. Waney Squier vom Radcliffe Hospital in Oxford als Zeugin in einer Reihe von Prozessen im Namen von Angeklagten auf, denen man vorgeworfen hatte, ein Schütteltrauma bei ihrem Baby verursacht zu haben. Squier glaubte, dass in diesen Fällen Vakzine und kein physisches Trauma die Gehirnverletzungen der Kleinkinder hervorgerufen hatten. Im März 2016 hat der Medical Practitioner’s Tribunal Service (MPTS) sie beschuldigt, Beweise gefälscht und gelogen zu haben und hat sie aus dem Ärzteregister gestrichen. Squier legte im November 2016 Berufung gegen die Entscheidung des Gerichts ein. Der High Court of England hob die Entscheidung des MPTS auf und kam zu dem Schluss: „Die Entscheidung des MPTS ist in vielerlei Hinsicht maßgeblich fehlerhaft.“

Professor Peter Gøtzsche war Mitbegründer der Cochrane Collaboration im Jahr 1993, die ins Leben gerufen wurde, um der erdrückenden Korruption in der veröffentlichten Wissenschaft und der Wissenschaftler von der Pharmaindustrie entgegenzuwirken. Über 30.000 der führenden Wissenschaftler der Welt traten Chochrane als ehrenamtliche Gutachter bei in der Hoffnung, Unabhängigkeit und Integrität in der veröffentlichten Wissenschaft wiederherzustellen. Gøtzsche war dafür verantwortlich, Cochrane zum weltweit führenden unabhängigen Forschungsinstitut zu machen. Er gründete auch das Nordic Cochrane Center im Jahr 2003. Am 29. Oktober 2018 gelang es den Interessenvertretern der Pharmaindustrie, angeführt von Bill Gates, Professor Gøtzsche auszustoßen. Ein abgekartetes Gremium, von Gates kontrolliert, warf Gøtzsche aus der Cochrane Collaboration, nachdem er eine gut begründete Kritik der HPV-Vakzine veröffentlicht hatte. Im Jahr 2018 feuerte die dänische Regierung unter dem Druck der Pharmaindustrie Gøtzsche aus seiner Position am Rigshospitalet in Kopenhagen. Seine Forschungsergebnisse über die HPV-Vakzine bedrohten die Gewinne der Pharmaindustrie.

Wissenschaft ist im besten Fall eine Suche nach existenzieller Wahrheit. Manchmal jedoch bedrohen diese Wahrheiten mächtige ökonomische Paradigmen. Sowohl die Wissenschaft als auch die Demokratie beruhen auf dem freien Fluss korrekter Informationen. Gierige Konzerne und käufliche Regierungsbehörden haben sich immer wieder als willfährig gezeigt, die Wissenschaft zu verdrehen, zu verzerren, zu verfälschen, Informationen zu verheimlichen und eine offene Debatte zu zensieren, um persönliche Macht und die Profite der Konzerne zu schützen. Zensur ist der Todfeind sowohl der Demokratie als auch der öffentlichen Gesundheit. Dr. Frank Ruscetti zitiert oft Valery Legasov, den mutigen russischen Physiker, der sich Zensur, Folter und der Bedrohung seines Lebens durch den KGB widersetzte und der Welt die wahre Ursache der Tschernobyl-Katastrophe offenbarte hat: „Ein Wissenschaftler zu sein bedeutet naiv zu sein. Wir sind so konzentriert auf unsere Suche nach der Wahrheit und versäumen es dabei, in Betracht zu ziehen, wie wenige tatsächlich wollen, dass wir die Wahrheit finden. Aber sie ist immer da, ob wir sie sehen oder nicht, ob wir sie sehen wollen oder nicht. Die Wahrheit schert sich nicht um unsere Bedürfnisse und unsere Wünsche. Sie schert sich nicht um unsere Regierungen, unsere Ideologien, unsere Religionen. Sie wird immer und ewig auf uns warten.“

Dieser Bericht von Judy Mikovits und Kent Heckenlively ist von entscheidender Bedeutung sowohl für die Gesundheit unserer Kinder als auch für die Lebendigkeit unserer Demokratie. Mein Vater glaubte, dass moralische Tapferkeit die seltenste Art von Heldentum sei. Seltener sogar als die körperliche Tapferkeit von Soldaten in der Schlacht oder große Klugheit. Er empfand sie als die eine entscheidende Qualität, die notwendig sei, um die Welt zu retten.

Wenn wir unsere Demokratie weiter genießen und unsere Kinder vor den Kräften schützen wollen, die die Menschheit zur Ware zu machen versuchen, dann brauchen wir mutige Wissenschaftler wie Judy Mikovits, die bereit sind, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen, auch wenn dies furchtbare persönliche Kosten mit sich bringt.

Einführung

Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass ich einmal eine der umstrittensten Personen in der Wissenschaft des 21. Jahrhunderts werden würde.

Für mich ging es immer darum, das Datenmaterial zu verstehen und den Patienten zuzuhören. Als Wissenschaftler sollen wir Probleme lösen und der Menschheit helfen. Das ist unser Auftrag, genau das ist das Ziel, dem wir unser Leben gewidmet haben.

Wie kann es sein, dass Krankheiten wie das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS), Autismus, neurologische Krankheiten und sogar Krebs so umstritten wurden, dass viele in der Medizin die Augen verschließen vor den möglichen Ursachen, die diesen Krankheiten zugrunde liegen?

Ich verstehe nicht, warum wir uns nicht alle zusammentun können, um das zu ergründen. Vielleicht sind einige meiner Vorstellungen richtig und vielleicht sind manche falsch. Nehmen wir sie doch einfach alle unter die Lupe und schauen, was passiert.

Als ich im Labor gearbeitet und bahnbrechende Entdeckungen wie etwa in der Entwicklung von AIDS-Medikamenten gemacht habe, um die schlimmste moderne Seuche unserer Zeit, die HIV-AIDS-Epidemie, aufzuklären, ging es nie um Ruhm oder Ansehen.

Es ging darum, das Leben der Menschen zu verändern.

Das ist es, woraus ich meine größte Zufriedenheit ziehe.

Ich betrachte mich nicht als jemand, der das Rampenlicht sucht. Als ich im Labor gearbeitet habe, war ich gewöhnlich morgens um fünf Uhr dort, um oft nicht früher als um sechs Uhr am Abend nach Hause zu gehen (außer es gab ein Baseballspiel in Camden Yards). Ich lese eine Menge wissenschaftlicher Artikel, um zu verstehen, was die besten Köpfe auf dem Gebiet herausfinden. Wenn ich mich entspannen will, schaue ich gerne Baseball, was erklärt, warum ich oft eine Baseballkappe trage. Das ist einfach bequemer für mich. Ich mag auch andere Sportarten wie Basketball und Fußball, und viele Jahre habe ich zu dem Verein gehört, den wir scherzhaft den „Poor Boys Yacht Club“ nennen (tatsächlich heißt er Pierpont Bay Yacht Club, aber wir ziehen den Namen PBYC vor). Und ich habe es genossen, mit meinem Mann und unseren Freunden auf dem Pazifischen Ozean segeln zu gehen. Ich nehme an Selbsthilfegruppen für Krebskranke teil, um mit meinem Wissen als Forscherin den Menschen bei ihren Therapien zu helfen, indem ich ihnen die Optionen erkläre, die sie von ihren Ärzten vorgeschlagen bekommen.

Nichts von alledem kann erklären, warum die Polizei an einem Morgen Mitte November 2011 in meinem Haus eine Razzia durchführte und mich ohne Haftbefehl und ohne die Möglichkeit, auf Kautionszahlung freizukommen, fünf Tage im Gefängnis festhielt. Ich habe niemanden umgebracht. Ich bin kein Agent einer fremden Macht. Tatsächlich wurde ich niemals vor Gericht gestellt und die Anschuldigung löste sich auf wie der Frühnebel in Kalifornien.

Was, glaube ich also, war mein wirkliches Verbrechen?

Das Datenmaterial zu verstehen und den Patienten zuzuhören.

Wir glauben, dass der Schlüssel zur Lösung dieser Fragen tatsächlich im Jahr 1934 im sonnigen Los Angeles, der Stadt der Engel, liegt.

* * *

Unter Experten ist man sich weitgehend einig, dass CFS in den Vereinigten Staaten zum ersten Mal in Los Angeles zwischen 1934 und 1935 auftrat. Der Ausbruch betraf 198 Ärzte, Krankenschwestern, medizinisch-technische Assistenten und andere Mitarbeiter des Los Angeles County Hospital während eines Polioausbruchs.

Merkwürdigerweise bekam nur das Krankenhauspersonal CFS; die Patienten des Krankenhauses blieben verschont.

Hört sich das nicht wie eine heiße Spur an?

Die Anzeichen und Symptome waren mysteriös. Die Patienten waren schon durch die geringste Belastung erschöpft, litten unter Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Gleichgewichtsverlust, Schlaflosigkeit und Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten. Sie durchlebten Schübe von Lähmungen, gefolgt von Schwierigkeiten, die Extremitäten zu heben, hatten Atemprobleme, Kopfschmerzen, stechende Schmerzen. Die Opfer litten unter erdrückenden Depressionen, gefolgt von euphorischen Zuständen, Weinanfällen ohne ersichtlichen Grund und zeigten oft heftige Anzeichen von Abneigung gegenüber Menschen oder Dingen, die sie zuvor gemocht hatten.1 Es war, als ob ihre Körper und ihre Gehirne sie im Stich gelassen hätten.

Ich betrat die Bühne im Mai 2006, als ich einen Vortrag von einem Forscher anhörte, der festgestellt hatte, dass Menschen, die lange Zeit an CFS erkrankt waren, erhöhte Raten von sehr seltenen Krebsarten aufwiesen. Das roch aus meiner Sicht nach einem Virus wie HIV (Humanes Immundefizienzvirus), das seine Opfer oft durch das begleitende AIDS (aquired immunodeficiency syndrome – erworbenes Immundefizienzsyndrom) und die verschiedenen Krebsarten und anderen Probleme umbringt, mit denen ihr Immunsystem dann nicht mehr fertig wird.

Die HIV-AIDS-Epidemie, die den Planeten in den 1980er- und 1990er- Jahren heimsuchte und nach neuesten Zahlen mehr als 39 Millionen Menschen umbrachte, ist ein wichtiger Gegenpunkt zur CFS-Epidemie. CFS schien in den 1980er-Jahren zu explodieren. Es begann in den Jahren 1984 bis 1985 mit einem Ausbruch am Lake Tahoe an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada. Die Krankheit erfasste zuerst die Lehrer einer lokalen Oberschule, sprang dann über auf urbane Räume wie San Franzisco, Los Angeles und New York. Von dort breitete sie sich quer über das Land aus. Zu dieser Zeit herrschte das Dogma vor, HIV-AIDS würde nur Männer betreffen, weshalb CFS oft als non-HIV-AIDS bezeichnet wurde.

HIV-AIDS brachte die Patienten im Verlauf von mehreren Jahren um. CFS ließ seine Opfer am Leben, aber in einem Zustand, der einem Winterschlaf glich. Freunde und Familienmitglieder sagten den Patienten oft, sie würden „gut aussehen“ und sollten vielleicht nur „ein bisschen mehr rausgehen“ und ihren „Stress reduzieren“. Viele der Immunmarker waren in beiden Gruppen anormal, aber das Ergebnis war sehr verschieden.

Diejenigen mit CFS blieben am Leben, aber sie sehnten sich oft nach einer Erlösung durch den Tod.

* * *

In der Wissenschaft wird üblicherweise der erste Ausbruch einer Krankheit genau auf mögliche Hinweise hin untersucht.

Der Forscher fragt: Welche Faktoren sind den Erkrankten gemeinsam? Ich bin sicher, Sie haben zahlreiche Bücher gelesen und Filme und Fernsehshows gesehen, in denen man genau nach einem solchen Plan vorgeht.

Das Gleiche geschah – zumindest anfangs – mit diesem ersten Ausbruch von CFS unter dem Krankenhauspersonal in Los Angeles in den Jahren 1934 bis 1935. Die Forscher, die zufällig zur Stelle waren, als diese neue Krankheit zuerst auftrat, waren Dr. John R. Paul, ein Professor von der Yale Medical School, und Dr. Leslie Webster, ein Arzt vom Rockefeller Institute in New York.

In einem 1971 veröffentlichten Buch über die Geschichte der Polio widmete Dr. Paul dieser neuen Krankheit, die unter dem Namen CFS bekannt wurde, zuvor aber als Myalgische Enzephalomyelitis (ME) bezeichnet worden war, ein ganzes Kapitel. ME bedeutet wörtlich „Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks“. Viele beziehen sich auf diese Krankheit als Chronisches Erschöpfungssyndrom/Myalgische Enzephalomyelitis oder CFS/ME. Andere sind der Meinung, man sollte besser von ME/CFS sprechen. Fatigue [Erschöpfung] ist ein Symptom bei vielen Krankheiten, und ich glaube, der Gebrauch dieses Begriffes hat die Wissenschaft behindert und die Patienten vier Jahrzehnte lang ins Abseits gedrängt. Die Gemeinde der Patienten zieht den Begriff ME/CFS vor, und ich werde ihn in diesem Buch benutzen.

Noch Jahrzehnte später schien Dr. Paul von dem, was er während dieses ersten Ausbruchs von ME/CFS und seinen möglichen Ursachen gesehen hatte, verfolgt zu werden. Hatten sie etwas entscheidend Wichtiges übersehen? Paul schrieb:

Trotz alledem ist der Vorfall in Los Angeles eine Mahnung, dass sogar diejenigen, die sich selbst als Experten betrachten, gelegentlich falsch liegen, obwohl sie es äußert ungern zugeben, insbesondere gegenüber ihren Patienten. Das ist die bitterste Pille, die sie manchmal schlucken müssen. Den Mitgliedern unseres Forschungsteams ist es irgendwie nicht gelungen, die Heimtücke der Situation zu erkennen. Sie hatten die Möglichkeit einer hysterischen Komponente oder des Auftretens einer polio-ähnlichen Erkrankung nicht genügend hervorgehoben. Als schwache Entschuldigung kann man anführen, dass wir uns so darauf konzentriert hatten, das Poliovirus zu isolieren, dass wir kaum an etwas anderes denken konnten.2

Ich sehne mich oft nach der Ehrlichkeit und Selbstreflexion von Forschern wie Dr. Paul, obwohl ich vermute, dass auch er noch ein paar Geheimnisse für sich behalten hat. Wenn ich über die Kontroverse nachdenke, die unsere Arbeit hervorgerufen hat, frage ich mich, was Paul gemeint hat mit der „Heimtücke der Situation“. Wie konnte die Suche nach der Wahrheit über eine Krankheit heimtückisch sein?

Einem Virus ist es sicherlich gleichgültig, was die Wissenschaft über es herausfindet.

Die Frage bleibt, was die Wissenschaft möglicherweise verheimlichte?

* * *

Kent Heckenlively, der Co-Autor meines früheren Buches Die Pest, mit dem ich auch bei diesem Buch zusammengearbeitet habe, fand eine mögliche Antwort.

Kent entdeckte medizinische Forschungsartikel, nach denen das medizinische Personal am Los Angeles County General Hospital eine frühe Poliovakzine erhalten hatte, die von Dr. Maurice Brodie in Zusammenarbeit mit dem Rockefeller Institute von New York entwickelt worden war.3 Das Poliovirus war viele Male durch Gehirngewebe von Mäusen geschleust worden. In den 1930erJahren war die Verwendung von Mäusegewebe zur Züchtung von Viren neu und zuvor nur in der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Gelbfieber eingesetzt worden.4 Dem medizinischen Personal wurde zusätzlich ein Stoff zur Verstärkung der Immunreaktion verabreicht, der mit Thiomersal, einem Quecksilberderivat, konserviert wurde.5

Kent hatte auch die Abschrift eines Vortrags ausfindig gemacht, den Dr. G. Stuart vor einer Versammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1953 in Uganda über Probleme mit der Gelbfiebervakzine und den darin enthaltenen Mäusebestandteilen gehalten hatte:

Zwei Haupteinwände gegen diese Vakzine wurden vorgebracht wegen der Möglichkeit, (i) dass die Mäusegehirne, die bei ihrer Herstellung verwendet wurden, mit einem Virus kontaminiert sein könnten, der zwar in Mäusen latent bleibt, aber für den Menschen pathogen ist … oder die Ursache einer demyelinisierenden Enzephalomyelitis sein kann; (ii) dass der Einsatz eines Virus – als Antigen –, der erhöhte neurotrope Eigenschaften hat, schwerwiegende Reaktionen nach sich zieht, die das zentrale Nervensystem betreffen.6

Ich erinnere hier an den wissenschaftlichen Namen für CFS: Myalgische Enzephalomyelitis. Ein Virus mit „erhöhten neurotropen Eigenschaften“, das „schwerwiegende Reaktionen nach sich zieht, die das zentrale Nervensystem betreffen“? Klingt das nicht wie die Handlung eines furchterregenden Science-Fiction-Films?

Aber das war ein Vortrag vor der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 1953.

„Könnte es vielleicht so passiert sein?“ fragte Kent. „Indem sie tierisches Gewebe zur Züchtung von Viren benutzt haben, haben sie andere Viren von diesen Tieren aufgeschnappt und diese dann als Passagiere in Vakzinen Menschen eingeimpft?“

Ich konnte nur antworten, dass das eine gute Frage war. Ich betrachte es als anerkannte Wissenschaft, dass die Passage von menschlichen Viren durch unterschiedliche tierische Spezies wie Mäuse, Kaninchen, Hunde oder Affen zu einem weniger pathogenen Virus führt, das dann in einem Impfstoff verwendet werden kann. Die Frage jedoch, ob andere tierische Viren als blinde Passagiere in diesem biologischen Material mitreisen, war weniger gut untersucht.

So fragte ich meinen langjährigen Kollegen und Mentor Dr. Frank Ruscetti, was er zu dieser Frage dachte. Er antwortete, als junger Forscher habe er die gleiche Frage gestellt, und man habe ihm gesagt, das menschliche Immunsystem sei allen tierischen Viren überlegen, die als blinde Passagiere in Impfstoffen enthalten sein könnten. Ihm wurde von John Coffin, der ein paar Jahre älter ist als Frank, mit dem Ton des allwissenden älteren Bruders beschieden: „Machen Sie sich nicht die Mühe, nach humanen Retroviren zu suchen. Die gibt es nicht.“

Frank sagte, seine erste Reaktion war: „Das ist absurd.“ Von Anfang an war John Coffin eine Quelle von zweifelhaften Vorstellungen und unsinnigen Ratschlägen. Später sollte ich meine eigenen Kämpfe mit Coffin haben und Franks Meinung teilen.

Frank hat dann zusammen mit Robert Gallo und Bernie Poiesz das erste erwiesenermaßen pathogene humane Retrovirus HTLV-1 (Humanes T-Zell-Leukämie-Virus 1) entdeckt, und das Gebiet der humanen Retrovirologie war geboren. Wie die meisten Anstifter von Katastrophen in der Geschichte hatte Coffin „oft unrecht, aber niemals Zweifel“.

* * *

Hatten die Forscher in den 1930er-Jahren verstanden, was sie angerichtet haben könnten?

In ihrem Buch Osler’s Web schildert die Journalistin Hillary Johnson detailliert den Verlauf des ME/CFS-Ausbruchs, der Mitte der 1980er-Jahre begann. Sie erzählt, wie sie von einem kanadischen Forscher gesagt bekam, dass die 198 Opfer des ursprünglichen Ausbruchs von 1934 bis 1935 in Los Angeles eine Entschädigungszahlung von etwa sechs Millionen Dollar erhalten hatten. Diese Zahlung erfolgte um das Jahr 1939 herum.7

Kent hat ein paar Nachforschungen angestellt, wer eine solche Zahlung im Jahr 1939 gemacht haben könnte, die nach heutigem Wert mehr als 100 Millionen Dollar betragen hätte. Wer hatte während der Weltwirtschaftskrise so viel Geld? Kent hatte das Rockefeller Institute im Verdacht, da es den ersten Einsatz von Mäusegewebe in der Herstellung von Vakzinen mitfinanziert hatte. Er fand auch ein merkwürdiges Muster in ihren öffentlichen Finanzberichten. Im Jahr 1935 wies die Rockefeller Foundation ein Vermögen von über 153 Millionen Dollar aus. Aber nach 1939 war es auf knapp über 146 Millionen Dollar geschrumpft, ein Verlust von mehr als sieben Millionen Dollar.8 Die Schwankungen in den Jahren vor und nach dieser Zeit betrugen tendenziell weniger als 50.000 Dollar.

Dies ist bestenfalls ein Indizienbeweis, könnte aber erklären, warum es in der medizinischen Literatur so wenige wissenschaftliche Nachuntersuchungen über die ursprünglichen Opfer des Ausbruchs in Los Angeles gibt.

* * *

Von alledem wussten wir nichts, als wir am 8. Oktober 2009 brisante Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten und die erstmalige Isolierung des kürzlich entdeckten Retrovirus XMRV (Xenotropic Murine Leukemia Virus-Related Virus – Xenotropes Mäuseleukämievirus-verwandtes Virus) und seinen Zusammenhang mit ME/CFS beschrieben.9 Wir fanden Nachweise für das Retrovirus in etwa 67 Prozent der von ME/CFS betroffenen Patienten und in knapp 4 Prozent der gesunden Kontrollpersonen.

Während dies gute Nachrichten waren für diejenigen, die unter ME/CFS litten, bedeutete es auch, dass mehr als zehn Millionen Amerikaner dieses Virus wie eine Zeitbombe in sich trugen. Was könnte es sein, das dieses Virus im Menschen zum Leben erweckt und dann Krankheiten verursacht?

Wir vermuteten, es könnte sich dabei um eine Aktivierung des Immunsystems handeln, weil Retroviren sich gerne in den Monozyten und in den B- und T-Zellen des Immunsystems verstecken. Aufgrund unserer früheren Forschung zu HIV-AIDS wussten wir, dass die Standardbehandlung von Kindern HIV-infizierter Mütter darin bestand, die Babys sofort mit antiretroviralen Medikamenten zu behandeln, und zwar vor jeglicher Impfung. Der bloße Akt der Immunstimulierung durch eine Impfung führte aller Wahrscheinlichkeit nach dazu, dass sich das HIV replizierte und vollkommen außer Kontrolle des Immunsystems geriet, wodurch in Folge das tödliche AIDS ausgelöst wurde.

Es gibt eine wichtige Anmerkung, die ich hier in Bezug auf die Besonderheit von HIV unter den Retroviren machen muss. Für diejenigen, die in den 1980er-Jahren die Diagnose HIV erhielten, bedeutete dies ein Todesurteil. Diejenigen, die überlebten, hatten ein einzigartiges genetisches Profil, und wir bezeichneten sie als „Elite Controllers“. Die meisten Retroviren bringen ihre Opfer nicht in der blindwütigen Weise um wie das HIV. Sie verursachen eine Schädigung des Immunsystems und führen zu einer breiten Palette von Krankheiten, darunter Krebs. Das ist die Herausforderung in diesem Kampf. Wir müssen diese Viren stoppen, die unsere Bevölkerung zu Invaliden machen, sie ihrer Lebensqualität berauben und dann, erst nach Jahren der Qual, gnädig ihr Leben beenden.

Wir waren an den Krankengeschichten der Familien derer interessiert, die an ME/CFS erkrankt waren. Wenn XMRV ein Virus war, das sich ähnlich verhielt wie HIV, dann würde es tendenziell von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Schon zu Beginn unserer Forschungen war uns aufgefallen, dass betroffene Mütter häufig autistische Kinder hatten. So testeten wir siebzehn dieser Kinder auf XMRV. War Autismus nichts weiter als ME/CFS bei Kindern in einer Zeit, in der ihre Entwicklung große Mengen Energie benötigt, um die neurologischen Verbindungen auszubilden, die für Sprache, soziale Interaktion und organisiertes Denken nötig sind?

Vierzehn von siebzehn Kindern mit Autismus wurden positiv auf Hinweise für XMRV getestet.

Diese Ergebnisse stimmten mit den Berichten der Eltern überein, ihre Kinder seien nach einer Impfung autistisch geworden. Wir waren der Ansicht, das sollte öffentlich diskutiert werden – insbesondere angesichts der Lektionen, die uns der Fall Ryan White erteilt hatte, eines Kindes, das durch eine Bluttransfusion mit HIV infiziert worden war. Zu dieser Zeit hatten wir noch nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass XMRV ursprünglich aus tierischem Gewebe stammen könnte, das für die Impfstoffherstellung verwendet wurde.

Aber der simple Akt, die Autismusgemeinde und ihre Bedenken gegenüber Impfstoffen zu unterstützen, war für viele meiner Kollegen in der Wissenschaft gleichbedeutend mit Verrat. Ehrlich gesagt versuchten wir, diese Schlussfolgerung aus unserer Forschung herunterzuspielen.

Aber wir würden diese Erkenntnisse auch nicht verstecken. Frank und ich waren aus erster Hand Zeugen des Gemetzels geworden, das aus dem damaligen Dogma über HIV-AIDS resultierte. Wir würden die Band nicht noch einmal fröhlich weiterspielen lassen, während Millionen litten und starben. [„And the Band played on“ ist ein Film von 1993, der die Entdeckung und die zerstörerische Natur von AIDS zum Thema hat.]

Das zu tun ist niemals unser Stil gewesen, und es ist ganz entschieden keine gute Wissenschaft.

* * *

Ein Artikel der Fachzeitschrift Frontiers in Microbiology, erschienen im Januar 2011, formulierte das Problem in schonungslosen Worten:

Einige der am weitesten verbreiteten biologischen Produkte, die häufig mit Mäusen oder Mäusegewebe verbunden sind – zumindest in den letzten Jahren –, sind Impfstoffe, insbesondere Impfstoffe gegen Viren … Es ist möglich, dass XMRV-Partikel in Virus-Beständen vorkommen, die in Mäusen oder Mäusezellen für die Impfstoffproduktion kultiviert werden, und dass das Virus durch Impfstoffe in die Humanpopulation übertragen wurde.10

Ist jetzt verständlich, warum wir in der Gemeinde der Wissenschaftler nicht unbedingt die beliebtesten Leute waren? War es möglich, dass Wissenschaftler im Labor vor Jahrzehnten schreckliche Fehler gemacht und damit die Gesundheit der Menschen aufs Spiel gesetzt hatten? Unsere Forschung schien diese Möglichkeit nahezulegen.

Als klar wurde, dass unsere Forschung alte Wunden wieder aufriss und zu unbequemen Fragen führte, wurde ein Feldzug von beispielloser Brutalität gegen uns in Gang gesetzt. Ein Großteil dieser Geschichte wurde in unserem früheren Buch Die Pest beschrieben. Ende 2012 war unsere Arbeit in der wissenschaftlichen Gemeinde dann gründlich in Verruf gebracht worden. Ich war durch betrügerische Aktionen von Funktionären auf den höchsten Ebenen der Health and Human Services (HHS – Gesundheitsministerium der USA) verhaftet und fünf Tage lang ins Gefängnis geworfen worden und so in eine Situation geraten, in der mich niemand mehr einstellen würde.

Wenn Sie die Wikipedia-Version über mein Leben lesen, dann werden Sie dort erfahren, dass unsere Arbeit angezweifelt wurde und dass das, was wir als Infektion darstellten, einfach nur eine Laborkontamination war. Um das Maß voll zu machen, finden Sie vielleicht auch noch das Polizeifoto nach meiner Verhaftung, das in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde. Aber merkwürdigerweise wurde ich nie angeklagt, meine eigenen Forschungsunterlagen „gestohlen“ zu haben. Es war meine durch Bundesgesetze vorgeschriebene Pflicht als Leiterin von zwei großen von der Regierung finanzierten Forschungsprojekten, alle Forschungsunterlagen sorgfältig aufzubewahren. Dafür war ich als Projektleiterin verantwortlich. Bis zum heutigen Tag, mehr als sieben Jahre später, habe ich noch keine einzige kopierte Seite aus meinen Notizbüchern oder denen meines Forschungsteams zurückerhalten.

Wenn ich eine Kriminelle bin, warum ist dann niemals Anklage gegen mich erhoben worden? Ich bin nicht vorbestraft. Und warum war es mir in all den Jahren seit meiner fälschlichen Verhaftung und Inhaftierung nicht möglich, auch nur einen einzigen Tag vor einem Gericht zu stehen mit einem Richter und einer Jury, die meinen Aussagen zuhören, obwohl ich niemals den Versuch aufgegeben habe, ein mir rechtmäßig zustehendes Gerichtsverfahren zu bekommen?

* * *

Im September 2013 hielt Dr. Ian Lipkin, der Mann, der im Jahr zuvor angeblich unsere Forschungsergebnisse über einen Zusammenhang eines Retrovirus mit ME/CFS widerlegt hatte, eine ungewöhnliche öffentliche Telefonkonferenz ab. Er hatte zusammen mit Dr. José Montoya von der Stanford University weitere Forschungen durchgeführt. Montoya hatte eine Patientenkohorte untersucht, die derjenigen sehr ähnlich war, die wir für die Veröffentlichung in Science genutzt hatten (genau die Kohorte, die von Tony Fauci, dem Leiter des National Institute for Allergy and Infectious Diseases aus der Multicenter-Studie von 2012 ausgeschlossen worden war). Lipkin sagte nun:

„Wir haben in 85 Prozent der Proben Retroviren gefunden. Nochmals, es ist zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig zu sagen, ob dies klinisch signifikant ist oder nicht. Und angesichts der früheren Erfahrungen mit Retroviren bei chronischer Erschöpfung möchte ich Ihnen ganz klar sagen, dass, obwohl ich sage, dass diese in Professor Montoyas Proben vorhanden waren, weder er noch wir zu dem Schluss gekommen sind, dass es einen Zusammenhang mit irgendeiner Krankheit gibt.“11

Verstanden? Obwohl er in 85 Prozent der Proben der kranken Patienten Retroviren gefunden hatte und in nur 6 Prozent der Kontrollpersonen, kann er nicht entscheiden, ob das irgendeine Bedeutung hat. Und noch schockierender – sie machten auch keine weiteren Untersuchungen.

Das ist der Alptraum der zensierten und „gefährlichen“ Wissenschaft heute. Es gibt keine Daten, weil geeignete Studien verboten und zensiert werden.

* * *

Bevor ich zu weit in diese Geschichte einsteige, muss ich ein wenig Zeit dafür verwenden, etwas über meinen langjährigen Kollegen Frank Ruscetti zu sagen. Alles, was ich als Wissenschaftlerin bin, habe ich ihm zu verdanken.

Ich vergleiche unsere beiden Persönlichkeiten immer mit Thomas Jefferson und Alexander Hamilton. Diese beiden Männer wurden als Doppelstränge der Charakter-DNA Amerikas bezeichnet. Jefferson glaubte an eine dezentralisierte Regierung, um die Freiheit zu garantieren, während Hamilton an eine starke Zentralregierung glaubte, um Chaos zu vermeiden. Jefferson scherte sich nicht um Kritik. Hamilton reagierte mit leicht zu provozierendem Temperament auf Kritik, was erklärt, warum er 1804 in einem Ehrenduell mit Jeffersons Vizepräsident Aaron Burr starb.

Ich identifiziere mich eher mit Jefferson, weil ich zahlreiche Zentren zur Überprüfung einer Sache für nötig halte, heftige Debatten liebe und es mir nichts ausmacht, wenn jemand mich oder meine Vorstellungen kritisiert. Frank ist mehr wie Hamilton und glaubt, dass die Wissenschaft mit einer geschlossenen Stimme sprechen muss, und er bebt vor Empörung, wenn er sich unfair kritisiert fühlt.

Das liegt vielleicht daran, dass ich eine Frau bin, die vom Netzwerk der herrschenden alten Männer in der Wissenschaft, den good ol’ boys, immer abqualifiziert wurde. Die meisten dieser Herren imponieren mir nicht besonders. So wird es Frank beispielsweise etwas ausmachen, was John Coffin über ihn denkt, obwohl Frank seit fast 40 Jahren bewiesen hat, dass Coffin in so wichtigen Fragen wie der Existenz humaner Retroviren unrecht hatte. (Ja, HIV-AIDS ist ein Retrovirus und hat mehr als 39 Millionen Menschen umgebracht!) Wenn ich mir John Coffin ansehe, erkenne ich einfach einen arroganten Frauenhasser.

Obwohl Jefferson und Hamilton oft unterschiedliche Ansichten über eine Sache hatten, respektierte Jefferson Hamilton. In Monticello [Jeffersons Landgut] stellte Jefferson zwei Büsten von sich und Hamilton auf, die einander ansehen, als ob sie erkennen würden, dass ihre zwei Standpunkte den wesentlichen Dialog dieses neuen Landes für die nächsten Jahrhunderte begründen würden. Jefferson sprach später von Hamilton als einem „außergewöhnlichen Charakter“, der einen „scharfen Verstand“ besaß und „uneigennützig, ehrlich und ehrenwert“ war. All das und noch mehr könnte ich über Frank sagen.

Es ist wahrscheinlich nicht überraschend, dass Franks Lieblingsmusical Hamilton ist und er gerne die Liedtexte zitiert: „Wer lebt? Wer stirbt? Wer erzählt deine Geschichte?“

Ich komme mehr nach Jefferson, und das liegt nicht nur daran, dass ich mein Grundstudium an der University of Virginia absolviert habe, die von Jefferson gegründet wurde. Die drei Leistungen, für die Jefferson in Erinnerung bleiben wollte und die auf seinem Grabstein aufgezählt werden sollten, waren „Verfasser der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, des Gesetzes zur Religionsfreiheit von Virginia & Gründungsvater der University of Virginia“. Unabhängigkeit, Freiheit und das Streben nach Wissen. Das beschreibt mich in etwa.

Ich glaube, es wäre richtig, mich mehr als eine Revolutionärin und Frank mehr als einen Konservativen zu beschreiben. Aber die Wirklichkeit ist komplexer als diese Bezeichnungen. Auch wenn ich revolutionär sein mag, so erkenne ich doch die Notwendigkeit von Stabilität. Und während Frank mehr konservativ sein mag, erkennt er die Notwendigkeit von Veränderung. Wir mögen oft von verschiedenen Standpunkten ausgehen, aber nach einer ordentlichen Debatte können wir uns normalerweise auf eine vernünftige Vorgehensweise einigen.

Aber im derzeitigen dunklen Zeitalter der Wissenschaft werden sowohl der Revolutionär als auch der Konservative verbannt. Der Revolutionär wird für seine neuen Ideen niedergeschrien, und wenn der Konservative nach den Beweisen fragt, die eine bestehende Vorgehensweise stützen, dann wird beiden gesagt, dass das Thema bereits erledigt ist. Hört auf, Fragen zu stellen! Anstelle der Revolutionäre und der Konservativen haben wir jetzt in der Wissenschaft Lügner, Söldner und Feiglinge.

Die Wissenschaft kann ehrliche Streitigkeiten zwischen Forschern mit Integrität und Intelligenz überstehen, aber diese gegenwärtige Pest der Korruption kann sie nicht überleben.

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Keiner meiner früheren Kollegen ruft mich an und fragt mich, ob ich bei seiner Forschung mitarbeiten möchte. Keine Hochschule oder Universität bietet mir eine Lehrtätigkeit an. Stattdessen bin ich damit gesegnet, mit meinem langjährigen Kollegen Frank in einer kleinen Beratungspraxis zu arbeiten und oft über diese Probleme zu streiten. Wir machen dort das, was wir in den vergangenen fünfunddreißig Jahren getan haben: Wir versuchen, Krankheitsprozesse zu verstehen und herauszufinden, wie man das unnötige Leiden von so vielen Menschen beenden könnte.

In Bernard Malamuds klassischer Baseball-Novelle The Natural wird dem Helden gesagt: „Wir haben zwei Leben, Roy, das Leben, mit dem wir lernen, und das Leben, das wir danach leben.“ Man kann sagen, das Leben, mit dem ich gelernt habe, ist die Geschichte, die Kent und ich in Die Pest erzählt haben. Das Buch, das Sie jetzt lesen, handelt von dem Leben, das ich danach lebte, als wir entdeckten, dass die Korruption in vielen Bereichen der Wissenschaft weit verbreitet ist, aber auch realisierten, dass es Anlass zu großer Hoffnung gibt.

Was wie ein Ende aussieht, ist beinahe immer in irgendeiner Weise ein neuer Anfang.

Ich bin als Proteinchemikerin am 10. Juni 1980 in den Wissenschaftsbetrieb eingestiegen, habe am National Cancer Institute gearbeitet, um Interferon zu purifizieren, was zu dieser Zeit ein revolutionäres Mittel zur Krebsbehandlung war. Frank, mein späterer Mentor am National Cancer Institute, war Teil des Teams, welches das erste humane Retrovirus HTLV-1 (Humanes T-Zell-Leukämie-Virus 1) entdeckte. Wir waren gut darauf vorbereitet, die HIV-AIDS-Epidemie zu bekämpfen, die sich anbahnte. Ich erinnere mich, dass ich Mitte der 1980er-Jahre am National Cancer Institute arbeitete und durch Massen von zornigen AIDS-Aktivisten lief, die laut schrien, wir würden nicht genug tun, um ihre Krankheit zu heilen.

Im Jahr 1991 verteidigte ich meine Doktorarbeit über das Thema, wie HIV sich wie ein Trojanisches Pferd vor dem Immunsystem verbirgt und wie man mit gezielten Medikamenten diese tödliche Krankheit in eine behandelbare verwandeln könnte. Eine Woche vor meiner Disputation wurde der Profi-Basketballer Magic Johnson positiv auf HIV getestet.

Mein Promotionsausschuss fragte mich, ob Magic Johnson an AIDS sterben würde. Meine ausführliche molekularbiologische Antwort war einfach die folgende: Da er sich erst kürzlich infiziert hatte und die neuen Medikamente die Aktivität des Virus in Schach halten und damit eine Schädigung seines Immunsystems verhindern würden, würde er nicht nur nicht an AIDS sterben, sondern erst gar kein AIDS entwickeln. Das widersprach diametral dem damaligen Dogma, dass diese Medikamente zu gefährlich seien und erst in den späteren Stadien der Krankheit verabreicht werden sollten. Bis dahin, so argumentierte ich, würde Magic Johnson kein Immunsystem mehr haben, mit dem er auf die Medikamente ansprechen könnte.

Mehr als fünfundzwanzig Jahre später ist Magic Johnson nicht an AIDS erkrankt und es geht ihm gut. Genauso wie Millionen andere, die andernfalls gestorben wären. Und wir tun sogar noch mehr. Wir haben nicht nur herausgefunden, wie man das Virus ausschalten kann, sondern entdecken gerade, wie man es aus seinen Verstecken herausspülen und ausmerzen kann, sodass es zu einer tatsächlichen Heilung kommt.

Unter optimalen Bedingungen ist es das, was die Wissenschaft macht.

Sie sagt die Wahrheit und findet Antworten.