Die Postproduktion eines Fernsehfilms - Arne Möller - E-Book

Die Postproduktion eines Fernsehfilms E-Book

Arne Möller

0,0

Beschreibung

Wie funktioniert Postproduktion (Endfertigung) heute im »klassischen« TV-Bereich? Wie wird ein Fernsehfilm oder eine Fernsehserie nach dem Dreh fertiggestellt? Mit seiner langjährigen Erfahrung als Leiter der Postproduktion zeigt Arne Möller, was für verschiedene Aufgaben und Arbeitsabläufe bis zur Abgabe des Sendebands bzw. des fertigen Produkts anfallen. Es lässt sich im Rahmen einer Filmproduktion eine zunehmende Professionalisierung und immer klarer werdende Struktur von Arbeitsabläufen beobachten: Das Zeitalter des digitalen Films, die Zunahme der Technisierung und die weltweite Programmvielfalt bei immer kleiner werdenden Budgets von Auftragsproduktionen machen dies zwingend erforderlich. Nur durch produktoptimiertes Arbeiten kann die Marktposition gesichert werden. Arne Möller beleuchtet sowohl den klassischen, auf Film gedrehten Endfertigungsweg, als auch den modernen, mit auf HD gedrehten Medien. Er führt zudem in relevante kaufmännische und rechtliche Grundlagen ein und zeigt, was bei der Tonbearbeitung sowie der Zusammenarbeit mit einem Komponisten zu beachten ist. Sein Buch soll Filmstudenten, aber auch Filmschaffenden aus der Praxis als Leitfaden und Unterstützung dienen. Mittels eines Baukastenprinzips von konkreten Fallbeispielen gibt er dem Leser Werkzeuge an die Hand für eine eigene Endfertigungsplanung. Musterformulare sowie ein Glossar mit wichtigen Fachbegriffen runden den praxiserprobten Band ab.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 138

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



[1]

[2][3]Arne Möller

Die Postproduktion eines Fernsehfilms

UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz und München

[4]Praxis Film Band 82

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Dieses eBook ist zitierfähig. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenangaben der Druckausgabe des Titels in den Text integriert wurden. Sie finden diese in eckigen Klammern dort, wo die jeweilige Druckseite beginnt. Die Position kann in Einzelfällen inmitten eines Wortes liegen, wenn der Seitenumbruch in der gedruckten Ausgabe ebenfalls genau an dieser Stelle liegt. Es handelt sich dabei nicht um einen Fehler.

ISSN 1617-951X ISBN 978-3-86764-411-2

© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2013

Einbandgestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz Einbandfoto: © dpa – picture alliance Lektorat: Marit Borcherding, Göttingen

UVK Verlagsgesellschaft mbH Schützenstr. 24 · D-78462 Konstanz Tel.: 07531-9053-0 · Fax: 07531-9053-98www.uvk.de

eBook-Herstellung und Auslieferung:

[5]Inhalt

1. Einleitung

2. Kaufmännische Aspekte bei der Endfertigung

3. Endfertigung bei Aufzeichnung mit Filmkameras

3.1 Filmaufnahmen mit Offline-Mustern

3.2 Bildbearbeitung

3.2.1 Klassischer Negativschnitt

3.2.2 Overlap-Negativschnitt

3.2.3 Selected-Takes-Abtastung

3.2.4 Scannen des Filmmaterials

3.3 Farbkorrektur und Erstellung des Sendebands

4. Tonbearbeitung

4.1 Vertonung

4.2 Synchron

4.3 Vormischung

4.4 Hauptmischung / Mischungsabnahme

4.5 Transfer der Tondaten

4.6 Dolby-Problematik

4.7 5.1-Mischung und 7.1-Mischung

4.8 Tonformate

4.8.1 IT-Mischung

5. Musikerstellung / Musikbearbeitung

5.1 Verwendung von vorhandener Musik

5.2 Komposition von Musik mithilfe von synthetischen Musikinstrumenten

5.3 Komposition mithilfe von Orchesteraufnahmen

6. Endfertigung bei Aufzeichnung mit HD-Kameras

6.1 HD-Aufnahmen mit Einlichtmustern und einem komprimierten HD-Schnitt

6.2 HD-Aufnahmen mit Einlichtmustern und einem Offline-SD-Schnitt

6.3 HD-Aufnahmen mit lichtbestimmten Mustern und wahlweise mit SD-/ HD-Schnitt

6.4 HD-Aufnahmen mit lichtbestimmten Mustern am Set

[6]6.5 HD-Aufnahmen mit Musterkorrektur, Schnitt und Sendebanderstellung

6.6 Zukunftsausblick

7. Rechtsgrundlagen im Endfertigungsbereich

7.1 Kunstwerke

7.2. Musiken

7.2.1 Musik von einem Komponisten

7.2.2 Vorhandene Musik von einem Tonträger

7.2.3 Vorhandene Werke (Vorlage von Noten), gespielt von einem Musiker

7.3 Einschnittmaterial

7.4 Prosa und Lyrik

8. Arbeitsprozesse der Endfertigung im Baukastenprinzip

8.1 Schnittphase (Punkt 1 bis 8)

8.2 Tonbearbeitung (Punkt 9 bis 13)

8.3 Bildbearbeitung (Punkte 9; 13 bis 15)

8.4 Effektbearbeitung

8.5 Titelbearbeitung (Punkt 14)

8.6 Sendebanderstellung (Punkt 15)

8.7 Praktische Umsetzung des Baukastens

9. Umsetzung der geplanten Endfertigung

9.1 Vor dem Dreh

9.2 Während des Drehs

9.3 Nach dem Dreh

9.4 Während der Endfertigung

9.5 Bei der Sendebanderstellung

10. Schlusswort

Glossar

Abbildungen

Schlagwortregister

Anhang

[7]1. Einleitung

Mein erstes Praktikum beim Film fand in Hamburg statt, bei strahlendem Sonnenschein in der Nähe der Alster. Meine Aufgabe war es, das Set frei von vorbeilaufendem Publikum zu halten. Da ein Filmteam immer Aufmerksamkeit erregt, versammelten sich in der Nähe der Spielhandlung immer mehr Menschen, die interessiert den Aufnahmen zusahen. Ein Passant fragte mich, auf welchem Sender denn am Abend das Programm ausgestrahlt würde. Irritiert antwortete ich ihm, dass das doch erst der erste Drehtag sei und es noch lange dauern würde, bis der Film fertiggestellt sei. Wie lange es aber tatsächlich dauert, bis ein Fernsehfilm komplett fertiggestellt ist und welche Arbeitsschritte alle dazugehören, war mir damals als Praktikant gänzlich unklar. Ich hatte lediglich eine Vorstellung davon, dass es nicht nur einen Tag dauern kann, bis ein Fernsehfilm abgedreht ist und dann ausgestrahlt wird.

Unsere moderne Kommunikationswelt wird für die meisten Menschen immer undurchsichtiger. Wir fragen uns daher immer wieder, wie die dahinterstehende komplexe Technik eigentlich funktioniert und wie wir die zur Verfügung gestellten Medien optimal nutzen können. Wir sehen die unzähligen Möglichkeiten, auf Internetplattformen die eigenen Gedanken und Meinungen durch selbstgedrehte Videos mitzuteilen. Aber ist das schon das Ende der Fahnenstange? Wird es bald nur noch selbstgedrehte Videoschnipsel geben oder überlebt das klassische Fernsehen von einst selbst das Internet? – Vielleicht lässt sich dann auch ein Fernsehfilm tatsächlich innerhalb eines einzigen Tages drehen, fertigstellen und zur Ausstrahlung bringen. Sicherlich werden sich in den nächsten Jahrzehnten die »Sehgewohnheiten« und die technischen Möglichkeiten von heute weiter verändern. Doch was bleibt, wird der Inhalt sein, der von der Idee, zur Umsetzung bis zur Fertigstellung nach wie vor Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte mittels bewegter Bilder transportieren wird.

Das vorliegende Buch zur Postproduktion eines Fernsehfilmes soll dabei helfen, Verständnis für die Struktur der Fertigstellung eines Filmes zu bekommen. Diejenigen Zuschauer, die sich fragen, wo das heute gedrehte Programm wann ausgestrahlt wird, sollen einen Einblick erhalten, welche Schritte notwendig sind, um das aufgenommene Bild- und Tonmaterial sendefähig zu machen. Ich möchte dabei nicht nur die Abläufe der Nachbearbeitung einer Fernsehproduktion darstellen, sondern vielmehr die Postproduktion als Weg aufzeigen: welche Arbeitsschritte zu bedenken sind, um eine effektive und kostengünstige Endfertigung von Fernsehfilmen planen und durchführen zu können. Zur besseren Übersicht [8]sind deshalb alle Fachbegriffe, die in den folgenden Kapiteln mit einem → gekennzeichnet sind, im Glossar näher erklärt.

Die Postproduktion, also die Nachproduktion von aufgezeichnetem Bild- und Tonmaterial, stellt einen Herstellungsprozess im Bereich einer Film- oder Fernsehproduktion dar, in dem das bereits aufgezeichnete Material so weiterbearbeitet wird, dass für den Zuschauer eine möglichst homogene und in sich geschlossene Spielhandlung in Form von bewegten Bildern und Tönen entsteht. Zur Weiterbearbeitung der aufgezeichneten Bilder und dem dazugehörigen Ton gehören sowohl kaufmännische, kreative, juristische und auch organisatorische auszuführende Arbeiten, die allesamt zu koordinieren sind, um schließlich zu einem fertigen Produkt zu gelangen. Diese Weiterbearbeitung des Bild- und Tonmaterials findet im Bereich der Postproduktion statt und wird von den unterschiedlichsten Personen mit den verschiedensten Qualifikationen ausgeführt.

Das Buch wendet sich dabei nicht nur an Hobbyfilmer und Studierende bzw. Auszubildende, sondern auch an Filmleute aus der Praxis. Es soll als Werkzeug dienen, um eine Endfertigung zu planen und auszuführen. Dabei wird sowohl der klassische, auf Film gedrehte Endfertigungsweg beleuchtet als auch der moderne, mit auf →HD gedrehten Medien. Anhand eines Fernsehfilmes lassen sich gut die notwendigsten Arbeitsschritte einer Postproduktion näher bringen, ohne den ohnehin schon sehr komplexen Bereich noch unübersichtlicher erscheinen zu lassen. Zudem werden sich in Zukunft die beiden Bereiche Kino und Fernsehen weiter annähern, da sowohl immer größere Fernseher mit mehr Funktionen in die heimischen Wohnzimmer Einzug finden, als auch überwiegend gleiche Kameras und gleiche Technik für Fernseh- und Kinofilme verwendet werden.

Die Herstellung eines Fernsehfilmes lässt sich grob in vier Arbeitsschritte unterteilen:

Development

Pre-Produktion

Produktion

Postproduktion

In den Bereich des Developments fällt die Stoffentwicklung bis hin zur Erstellung eines fertigen Drehbuches.

Im Abschnitt der Pre-Produktion wird der Dreh des Filmes anhand des fertigen Drehbuches vorbereitet. Hierzu arbeiten alle Filmschaffenden auf Grundlage des Buches, um für ihre jeweiligen Bereiche die nötigen Unterlagen und Materialien zu beschaffen.

[9]In der Phase der Produktion wird der Film aufgenommen, es ist die Phase der Dreharbeiten.

Der Arbeitsabschnitt der Postproduktion beinhaltet die Fertigstellung des Filmes bis hin zur Abgabe des fertigen Produktes, meist mittels eines Datenträgers oder eines Videobandes bei der entsprechenden Sendeanstalt.

Im Zeitalter des digitalen Film, der Zunahme der Technisierung und der weltweiten Programmvielfalt bei immer kleiner werdenden Budgets von Auftragsproduktionen, lässt sich im Rahmen einer Filmproduktion eine immer klarer werdende Struktur von Arbeitsabläufen beobachten. Diese Professionalisierung ist nicht nur sinnvoll, sondern auch zwingend nötig, um durch produktoptimiertes Arbeiten die eigene Marktposition zu sichern. Dazu gehört es, nicht nur vorhandene Prozesse zu überdenken und neu zu strukturieren, sondern auch die zu bewältigende Arbeit abteilungsübergreifend aufzuteilen bzw. zu koordinieren.

Beispielsweise wird die Postproduktion, also die Endfertigung einer Filmproduktion, zunehmend von Personen betreut, die sich ausschließlich um diesen Bereich kümmern. Früher kam es vor, dass die Arbeitsprozesse der Endfertigung von Produktionsleitern oder Dienstleistern betreut wurden. Da die Endfertigung aber in der Regel einen dreimal so langen Zeitraum (oder sogar noch länger) als der Dreh selbst in Anspruch nimmt, waren die meisten Produktionsleiter bereits mit anderen Projekten ausgelastet, als die Postproduktion in die finale Phase ging. Viele Dienstleister hingegen deckten nur Teilbereiche der Endfertigung ab, wodurch es zu Verzögerungen und Mehrkosten kam, da an dieser Stelle die Zuständigkeiten fehlten.

Heutzutage ist die Monopolstellung vieler Dienstleister durch die voranschreitende Digitalisierung aufgebrochen und immer neue, kleinere Firmen mit schlankeren Strukturen entstehen. Dadurch ist dieser Markt sehr stark im Umbruch: Viele Firmen bieten mittlerweile komplette Arbeiten einer Postproduktion an, und es existieren aber auch viele spezialisierte Fachfirmen für Teilbereiche.

Im Bereich der Postproduktion werden der am Filmset original aufgenommene Ton und das Bild weiterbearbeitet. Die Weiterbearbeitung des Tones findet üblicherweise in einem Tonstudio statt und die Bildbearbeitung in einem Endfertigungsbetrieb. Mit einem Endfertigungsbetrieb kann sowohl ein Schneideraum als auch ein Schneideraum mit einer weiterführenden Bildbearbeitung gemeint sein. Hinzu kommen noch fehlende Elemente, die nicht an einem Filmset aufgenommen wurden, wie Musiken und Bildeffekte. Die Musiken werden entweder von einem Komponisten hergestellt oder kommen von einem Tonträger. Die Bildeffekte werden in der Regel von »Visual Effect«-Firmen gebaut. So wird stufenweise der Film nach und nach komplettiert. Da diese Arbeiten teils parallel, teils auch erst [10]nacheinander erfolgen können, müssen die Arbeitsprozesse geplant, disponiert und überprüfend ausgeführt werden.

Um in diesem komplexen Markt eine Kommunikation zwischen Produktionsfirma und Dienstleister zu ermöglichen und Interessen beider Parteien ausreichend zu vertreten, wird immer häufiger ein Kommunikator, ein sogenannter →Postproduction-Supervisor eingesetzt. Er fungiert als Bindeglied zwischen Produktion und Dienstleistern sowohl im kaufmännischen wie im organisatorischen Bereich. Innerhalb einer Produktionsfirma agiert der Postproduction-Supervisor im Bereich der Herstellungsleitung. Ebenso wie der Herstellungsleiter betreut er bis zu mehrere Projekte gleichzeitig (im Gegensatz zu dem Produktionsleiter, der jeweils immer nur ein Filmprojekt nach dem anderen betreut). Einige Postproduction-Supervisor arbeiten auch als selbstständige Unternehmer und können je nach Bedarf für Projekte vertraglich verpflichtet werden.

Der Postproduction-Supervisor verhandelt Angebote mit Dienstleistern für seinen Bereich und übernimmt die damit verbundene Kostenkontrolle. Teilweise werden diese Aufgaben aber auch vom Herstellungsleiter mit übernommen, je nach Aufteilung der Bereiche.

Die Aufgabe des Postproduction-Supervisors besteht darin, für die Produktionsfirma den kosteneffizientesten Endfertigungsweg bei der Wahl eines vorgegebenen Aufzeichnungsmediums zu finden. Die Wahl des Aufzeichnungsmediums hängt meistens von dem Kameramann oder von der Entscheidung des Produzenten und des Herstellungsleiters ab. In einigen Fällen kann der Postproduction-Supervisor die Wahl der Kamera aber auch maßgeblich mitbestimmen. Der Postproduction-Supervisor ist dabei ebenso für die Umsetzung, als auch für die Wahl einer dazugehörigen Endfertigungsstrecke verantwortlich. Die Endfertigungsstrecke umfasst sowohl die Wahl der Dienstleister als auch die dazugehörigen auszuführenden Arbeiten.

Bei der der Wahl der Endfertigungswege stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Zwar ist das Grundgerüst einer Endfertigung immer gleich, man kann aber viele Wege durch das Einfügen oder das Weglassen von Zwischenschritten vereinfachen bzw. verkomplizieren. Dadurch wird die Endfertigung geplant teuer oder geplant günstig. Mit Änderung der Technik wird es auch immer weitere Möglichkeiten geben, die Wege in der Endfertigung bis hin zum fertigen Sendeband stetig zu verändern.

Die folgenden Kapitel beschreiben mehrere Standardansätze für Endfertigungswege. Dem soll ein kurzer Blick auf die Aufzeichnungsmedien vorausgehen: Bei der Aufzeichnung eines Fernsehfilms benutzt man entweder elektronische Kameras (heute meist HD-Kameras) oder Filmkameras (→16mm oder →35mm, [11]wobei für Fernsehfilme meist das kostengünstigere 16mm-Format gewählt wird). Mit der Wahl des Kameramannes hat man auch meistens eine Entscheidung darüber getroffen, ob auf HD oder auf Film gedreht werden soll. Auch die Komplexität des Fernsehfilmes beeinflusst die Art und Weise der Aufzeichnung. Allerdings lässt das Budget, das bei Auftragsproduktionen zur Verfügung steht, oft keinen Spielraum mehr bei der Wahl des Aufzeichnungsmediums und des dazugehörigen Endfertigungswegs. Im Kapitel zu den kaufmännischen Aspekten einer Postproduktion ist hierzu ein Fragenkatalog dargestellt, welche Arbeiten für die Endfertigung bei welchem Aufwand zu kalkulieren sind. Dabei wird stichwortartig aufgezählt, welche Arbeiten in der Postproduktion kalkulatorisch zu benennen sind.

Sind die auszuführenden Arbeiten anhand von Angeboten definiert, wird als Nächstes der auf klassischem Filmnegativ gedrehte Endfertigungsweg beleuchtet. Hierbei soll nicht nur der Ablauf aufgezeigt werden, sondern es werden auch verschiedene Wege vorgeschlagen, wie die Weiterbearbeitung einer auf Filmnegativ gedrehten Produktion erfolgen kann. Dem voraus geht immer zuerst die Entwicklung des originalbelichteten Negativs, bevor die unterschiedlichsten Bearbeitungen erst möglich werden.

Was wäre aber eine Postproduktion ohne Ton? Da der am Filmset aufgenommene Originalton lediglich als Grundlage für die Komplettierung einer Fernsehfilmproduktion dient, wird im Bereich der Tonbearbeitung aufgezeigt, welche Arbeitsschritte möglich sind, um den Ton weiterzubearbeiten und zu ergänzen. Hier sollen sowohl technische als auch inhaltliche Fragen zur Arbeitsweise geklärt werden, um ein Gefühl für die auszuführenden Arbeiten und deren Dauer zu erhalten. Ton besteht nicht nur aus Sprachen, Geräuschen und Atmosphären, sondern der Fernsehzuschauer erwartet auch eine musikalische Untermalung: Im Anschluss soll daher auf die Funktion eines Komponisten und die Arbeit mit zu komponierenden und vorhandenen Musiken eingegangen werden.

Wie eingangs erwähnt werden heutzutage die meisten Fernsehfilme mit HD-Kameras aufgezeichnet. Deswegen darf der Ablauf einer Postproduktion mit auf HD gedrehten Medien nicht außer Acht gelassen werden. Da HD nicht gleich HD ist, sondern dieser Begriff heutzutage sehr vielseitig eingesetzt wird, wird nicht nur auf die Vor- und Nachteile, sondern auch auf die Mindestvoraussetzungen bei einer professionellen Endfertigung und die damit verbundenen möglichen Arbeitswege eingegangen.

Die Herstellung von Bild und Tonmaterial bringt immer auch urheberrechtliche und leistungsschutzrechtliche Aspekte mit sich und so darf eine juristische Betrachtung dieser Bereiche nicht fehlen. Hierzu sind im Kapitel »Rechtsgrundlagen [12]in der Endfertigung« nähere Informationen zu finden.

Rückwirkend betrachtet auf die vorherigen Informationen sollte nun genug Basiswissen vorhanden sein, um die Postproduktion eines Fernsehfilmes planen zu können. Hierbei wird im Kapitel »Die Endfertigung im Baukastenprinzip« anhand eines Fallbeispiels die Ablaufplanung einer Postproduktion erklärt. Es fehlen dann nur noch die während einer Postproduktion parallel zu überprüfenden Arbeiten: Hierdurch wird das Buch im Kapitel zur Umsetzung einer Postproduktion schließlich abgerundet.

[13]2. Kaufmännische Aspekte bei der Endfertigung

Bevor in den folgenden Kapiteln die Details der Ablaufplanung einer Endfertigung näher betrachtet werden, erfolgt an dieser Stelle ein Abriss der notwendigen kaufmännischen Prozesse.

Denn schon die begrenzten Budgets erfordern es, dass auch im Endfertigungsbereich richtig und realistisch kalkuliert wird. Das heißt zuerst einmal, wirklich alle Kosten, also auch das Verbrauchsmaterial, Kurierkosten und gewisse monetäre Reserven mit einzuplanen. Um sich über die zu erwartenden Kosten einen schnellen Überblick zu verschaffen, muss man erst einmal wissen, was alles zur »Endfertigung« dazugehört. Sie lässt sich in drei grobe Bereiche aufteilen:

Schneideraum

Tonstudio

Sendeband

Wird für einen Sender kalkuliert, beispielsweise für das ZDF, so sind die Kosten für diese drei Bereiche mittels eines Kalkulationsprogrammes zu erfassen. Als Kalkulationsprogramm akzeptieren die Sender in der Regel das Programm →SESAM. SESAM ordnet die drei oben genannten Bereiche wie folgt zu: »Schneideraum« fällt unter Punkt 3, »Tonstudio« gehört zu Punkt 6 und der Komplex »Sendeband« wird unter Punkt 7 erfasst. Das Kalkulationsprogramm beinhaltet insgesamt neun Unterpunkte, die meisten beziehen sich jedoch mehr auf die Erstellung als auf die Endfertigung eines Films.

Idealerweise sucht sich der Endfertigungs-, Produktions- oder Herstellungsleiter – je nachdem, wer die Endfertigung kostenseitig betreut – einen bzw. mehrere Dienstleister, um die oben genannten Bereiche bestmöglich und kostengünstig abzudecken. Dabei ist zu bedenken, zum Beispiel den Schneideraum nicht allzu weit vom Wohnort des →Cutters oder des Filmsets aufbauen zu lassen, um die Arbeitswege möglichst kurz zu halten und auf diese Weise auch Reise- und Kurierkosten zu vermeiden. Gleiches gilt für die Wahl des Tonstudios, des Kopierwerks und des Endfertigungsbetriebs.

Passende Dienstleister finden sich in den Anzeigenrubriken von Fachzeitschriften (zum Beispiel: Kameramann, Professional Production). Oder Sie greifen auf Dienstleister zurück, die Ihnen empfohlen werden oder die Sie bereits kennen. Sind geeignete Dienstleister gefunden, müssen im nächsten Schritt Angebote eingeholt werden.

[14]

Abb.1 / Deckblatt einer Kalkulation, erstellt mit dem Kalkulationsprogramm SESAM

Was die Preise von Dienstleistern angeht, so lässt sich ein Preisanstieg von Nord nach Süd und ein Preisabfall von Nord nach Ost beobachten. Das heißt konkret, dass Endfertigungsbetriebe in Hamburg meist teurer sind als in Berlin und die Firmen in München wiederum mehr verlangen als in Hamburg. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel.

Bevor man also den Dienstleistern mitteilen kann, welche Aufgaben genau auf sie zukommen, müssen als Erstes die Eckdaten zu den jeweiligen Produktionen bekannt sein und kommuniziert werden. Hierbei ist folgender Fragekatalog hilfreich:

Wann wird gedreht?

Auf was wird gedreht?

Wie viele Drehtage sind vorgesehen?

Wie hoch soll das → Drehverhältnis sein?

Welches Sendematerial muss abgeliefert werden?

Gibt es eine Stereomischung oder eine → 5.1-Mischung

[15]

Soll ein →IT-Band und/oder ein →Musik- und →Geräuscheband angefertigt werden?

Sind →VFX- oder gar →CGI-Bearbeitungen geplant?

Muss Fremdmaterial, sprich: nicht rechtefreies Material angekauft werden?

Wenn all dies beantwortet ist, sind genügend Informationen vorhanden, um ausreichend gedeckte Angebote einholen zu können.

Die Antwort auf die folgenden Fragen können nützliche Zusatzinformationen für die Angebotserstellung bringen:

Bereich Schneideraum:

Wie viele Muster werden pro Tag benötigt?

Wie viele Wochen soll der Cutter inklusive Änderungen schneiden? (Bei einem 90er-TV-Movie sind dies beispielsweise acht bis neun Wochen.) Bereich Tonstudio:

Mit wie vielen Tagen →Synchron wird gerechnet?

Gibt es laute Motive (Drehorte) oder fremdsprachige Schauspieler?