Die Pyrenäenträumer - Wolfgang Bendick - E-Book

Die Pyrenäenträumer E-Book

Wolfgang Bendick

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Beschreibung

Das Leben und die Zeit in unserem schönen langen Tal geht weiter. Unser Höfle ist nun fast perfekt. Das Land ist fruchtbar geworden und erlaubt einem Dutzend Kühe Weide und Winterfutter. Zufahrtswege sind geschaffen, wir leben fast in Autarkie. Der Sohn will alles in ein paar Jahren übernehmen. Könnte er mit seiner Familie davon leben? Könnte er alleine all die Arbeiten ausführen? Die jahrhundertalten Gebäude machen eine Vergrößerung und eine Rationalisierung der Arbeit unmöglich. Es scheint ein Neubau notwendig, der in die Zukunft weist. Doch wie, hier oben in den Bergen, wo die Zufahrt schwierig ist, man keinen Kran hinaufschaffen kann? Und mit unseren begrenzten finanziellen Mitteln? Alles selber machen ist wieder mal die Devise! Mit einem Maximum an Beihilfen und einem Minimum von auswärtigen Unternehmen. Dieses Buch zeigt sowohl den Weg durch die Bürokratie als auch durch die Planung und die einzelnen Bauabschnitte. Möglichst viel mit den hofeigenen Maschinen ausführen, Holz aus dem Wald, dazu kleine Tricks und gute Handarbeit. Dazu viele Zeichnungen und Fotos. Möge dieses Buch kleinen Bauern eine große Hilfe sein!

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Seitenzahl: 276

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Wolfgang Bendick

Die Pyrenäenträumer

Der Mauer-Bauer

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Pyrenäenträumer: Der Mauer-Bauer

Zum Buch

Die Suche nach dem idealen Stall

Vor jeden Beginn haben die Ämter den Papierkram gesetzt…

Der Beginn

Die Fundamentplatte

Winterzeit – Holzschlagzeit

Frühling – die Mauern beginnen zu wachsen

Sommer - Pause

Der Dachstuhl

Das Decken des Daches

Die Nebenbauten

Paolo der Verputzer

Der Heuboden

Die Probleme des Alltags

Der Innenausbau

Erstes Heu in der neuen Scheune

Die Mistliege

Die Jauchengrube

Der Umzug der Kühe

Der Käse-Kessel

Der neue Alltag kehrt langsam ein…

Nichts ist je ganz fertig…

Bio

Die eierlegende Wollmilchsau

Die Hofübergabe

Der Vier-Generationen-Hof

Die Zukunft hat begonnen

Impressum neobooks

Die Pyrenäenträumer: Der Mauer-Bauer

Die Pyrenäenträumer

Band 3

Der Mauer-Bauer

Wolfgang Bendick

Impressum:

Texte:               © Copyright by Wolfgang BendickUmschlag:         © Copyright by Lucia Bendick

Webseite: wolfgangbendick.com

Zum Buch

Erstmals erschienen im Frühjahr 2020

Ein Dankeschön an Lucia und Franz für ihr ermunterndes und korrigierendes Lektorat.

Für diejenigen, die nach uns diese Erde hegen werden und auf dem Land zu überleben suchen…

Dieses Buch spielt im ‚Schönen langen Tal‘, einem kleinen, fast vergessenen Tal in den Pyrenäen im äußersten Süden Frankreichs. Manche in diesem Buch genannte Orte gibt es, andere sind fiktiv.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Ereignisse sind fiktiv.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder vergangenen oder zukünftigen Ereignissen sind rein zufällig und nicht gewollt.

Zum Buch:

Dieses Buch ist die Fortsetzung und der letzte Band einer Familiensaga und der Geschichte eines abgelegenen Tales in den Pyrenäen (‚Die Pyrenäenträumer‘ Band 1: ‚Der Schäfer‘, Band 2: ‚Der Käser‘). Es ist aber in erster Linie, mehr noch als die vorigen ein praktisches Werk und sollte daher mit einem Rotstift in der Hand gelesen werden, um alle wichtigen Ratschläge zu markieren.

Es berichtet von dem notwendigen Neubau des Stalles und der Übernahme des Hofes durch den Sohn und ist wieder voll von praktischen Hinweisen für die Eigenkonstruktion von Gebäuden und die Einrichtung für eine Käserei – eine Hilfe für all jene, die das Wagnis auf sich nehmen, Bauer zu sein.

Vielleicht ist das eine tief im Menschen verwurzelte Sehnsucht, auf dem Land zu leben mit der Natur, autark zu sein, denn immer noch kommen junge Menschen in die Täler und siedeln sich an den Hängen an. Sie kaufen oder squattern Flächen, die für die Großbauern, die sich die fruchtbaren Talgründe unter den Nagel gerissen haben, uninteressant sind.

Außer den ‚Wander-Hirten‘ gibt es jetzt die ‚Wander-Bauern‘, junge Leute, die brachliegende Flächen kultivieren oder Bauern zur Hand gehen, die es alleine nicht mehr schaffen. Sie sind es zufrieden, die Erde zu hegen und mit einem Teil der Ernte belohnt zu werden.

Und da sind auch die ‚Land-Besetzer‘, die sich dem Betonier-Wahn der Industriegesellschaft in den Weg stellen und Bauerwartungsland besiedeln und besäen, anstatt es zerstören zu lassen. Und die Erde braucht sie, denn die Schäden an unserer plastifizierten, computergesteuerten Welt werden immer sichtbarer. Jetzt geht es um das Überleben einer weiteren bald aussterbenden Art, der des Menschen selber…

Die Suche nach dem idealen Stall

Es war wieder mal ein erster Januar. Große Dinge beginnt man am besten sofort oder setzt sich einen festen Zeitpunkt, denn sonst besteht die Gefahr, dass man sie nie tun wird! Und da ich sofort immer andere Sachen zu erledigen hatte, hatte ich mir, wie schon des Öfteren, diesen Tag als Datum gesetzt.

Wie im letzten Buch („Der Käser“) berichtet, hatten wir - mein Sohn, der den Hof mal übernehmen wollte und ich - uns auf einen Holzbau mit weitgehend lokalen Materialien festgelegt, gut eingegliedert in die Landschaft, vor allem in den Berghang. Einerseits aus Kostengründen, wegen der Zufahrtsschwierigkeiten und weil man das früher sicher auch so gemacht hätte. Wie das Ganze mal aussehen sollte, war weitgehend klar. Praktisch, arbeitserleichternd, kurze Wege und den Erfahrungen von dreißig Jahren gerecht werdend.

Wieder mal saß ich vor einem weißen Blatt Papier, worauf es galt, den Plan zu zeichnen, und vor allem die richtigen Maße zu finden. Denn seit der Zeit, da unser alter Stall gebaut worden war, waren die Kühe grösser geworden und auch Maschinen kamen zur Anwendung, die man sich früher nie hätte vorstellen können. Alleine in Handarbeit ist heute leider kein Hof mehr zu bewirtschaften. Es fehlen die helfenden Hände.

Auf anderen Höfen, vor allem in Deutschland, hatte ich mit dem Meterstab die Längen und Breiten von Kuh-Liegeplätzen gemessen. Denn hier durfte kein Fehler gemacht werden, ging es doch um das Wohlergehen unserer Pensionäre, von denen auch unser Überleben abhing. Denn wir hatten uns für einen Anbindestall entschieden, nicht für einen der immer mehr in Mode kommenden Laufställe. Diese erschienen uns zu kalt, zu schmutzig, vor allem für die darin gehaltenen Tiere. Abgesehen davon, dass in einem Laufstall die Kühe enthornt werden mussten, wegen der Verletzungsgefahr bei Rangkämpfen. Außerdem wurde das umliegende Land bei die dieser Methode zu sehr beansprucht, vor allem bei längeren Schlechtwetterperioden. Dabei verwandelte es sich in einen knietiefen Morast, worin die Tiere bis zum Bauch versanken. Nicht nur, dass dabei die Euter verschmutzt wurden, sondern an Hängen wie bei uns, würde sich der ganze Schlamm langsam talwärts bewegen und den felsigen Untergrund freilegen.

Das abschreckende Beispiel eines Freilauf-Stalles befand sich drei Dörfer abwärts. Anfangs war diese Stallung ein Musterbetrieb gewesen, zu dem autobusweise Bauern angekarrt wurden, um ihnen die neueste Entwicklung in der Kuhhaltung vorzuführen. Angeblich war dieses System weniger arbeitsaufwendig und könnte, weil sich die Kühe vom Fressplatz durch gitterbestückte Laufgänge zum Melkstand bewegten, von einer einzigen Person bedient werden. Der Hof lag neben der Hauptstraße. Dadurch konnten wir bei jedem Vorbeifahren die genaue Weiterentwicklung des Mustergutes beobachten. Nach den ersten Regengüssen verwandelte sich das umliegende Land in einen Morast, worin die Kühe steckenblieben. Nur mühsam konnten sie sich daraus befreien, wenn es ans Melken oder Füttern ging. Natürlich wurde dabei der ganze Schmodder in die Gebäude getragen. Da beim Reinigen das Wasser nach draußen floss und die Tiere bald den Abflussgraben zugestampft hatten, trocknete da Land kaum mehr aus. Zuerst wuchsen in näherer Umgebung nur noch Unkräuter, vor allem Ampfer, bald auch in weiterer Umgebung, nach ein paar Jahren auf der ganzen Landfläche. Im Winter froren wegen der stets offenen Durchgänge die Wasser- und Milchleitungen zu. Es wurde chaotisch.

Die Gebäude bestanden aus einer riesigen Überdachung, unter der auch das Heu gelagert wurde. Dieses wurde entweder draußen im Freien in runden Raufen verfüttert oder bei schlechtem Wetter unter dem Vordach, wo sich natürlich bald der Dung häufte. Ein länglicher, niedriger mit Eternit überdachter Schuppen beinhaltete die Schlafplätze der Kühe, enge Boxen, leider sehr kurz bemessen. Diese waren voneinander durch Rohrrahmen abgetrennt, worin die Kühe, etwas erhöht, damit der Kot in den sich dahinter befindlichen Gang fiel, sich zur Ruhe legen konnten. Doch zogen es die meisten vor, sich draußen hinzulegen. War das, weil diese Plätze zu wenige und zu kurz waren oder wegen der trotz Enthornung der Tiere weiter andauernden Rangkämpfe? Wenn Kühe auf engem Raum frei eingesperrt sind, müssen sie enthornt werden. Meist durch die Säge, bei Jungtieren durch Ausbrennen.

Das sollten die Tierschützer, die gegen Anbindehaltung sind, sich mal vor Augen führen! Auch, wenn sie als einen zusätzlichen Grund das Gefahrenrisiko durch Hornstoß für den Bauern aufführen. In vierzig Jahren habe ich ein einziges Mal einen Hornstoß neben einem Auge abbekommen, und diesen hätte ich voraussehen können! Wie oft hingegen ist mir eine Kuh auf den Fuß getreten. Logischerweise müsste man ihnen eher die Füße als die Hörner amputieren! Und wenn manche behaupten, Kühe brauchen Bewegung und sollten nicht angebunden werden, da sonst ihr Körper zu anfällig wird, so kann ich dem nur entgegenhalten, dass innerhalb von über dreißig Jahren Stallhaltung während der Winterperiode nicht ein einziges Mal beim Rauslassen im Frühjahr sich eine Kuh verletzt hatte! Ich finde, die beste Möglichkeit hier in den Bergen ist winterliche Stallhaltung und, bei schönem Wetter, gelegentlicher Weidegang. Außerdem muss sich das Land auch erholen. Und in Hinblick auf Parasitenbefall tut es den Kühen gut, ein paar Monate im Trockenen zu sein. Denn wo fressen sie, wenn man sie rauslässt? Dort wo es am grünsten ist! Und das sind gerade die feuchteren Stellen, wo auch eine Schneckenart auftritt, die als ‚Zwischenwirt‘ für gewisse Parasiten dient, durch deren Schleim die Kühe mit den Larven des Schmarotzers verseucht werden. - Jedenfalls war es ein trauriges Bild, die Tiere des Laufstalles im Winter draußen stehen zu sehen, mit gefrorenem Fell und gekrümmtem Buckel!

Ein weiteres Gebäude dieses Musterhofes enthielt den Melkstand, eine tiefliegende Grube, an welcher sich oben die Kühe anstellten, um gemolken zu werden, gelenkt durch mit Hebeln zu bedienenden Schranken. Es hingen zwar einige Planen als Windschutz herum, doch verwandelte sich der Melkstand im Winter in einen Kühlraum mit unter null Grad, mit den dadurch bedingten Problemen. Einmal gemolken, kamen die Tiere wieder hinaus ins Freie und ihr erneuter Kreislauf begann.

Eines Morgens, als ich nach Castillon zum Markt fuhr, war mir als lägen rund ein Dutzend Tiere auf der Wiese verteilt, fast als ob sie schliefen, nur in einer etwas eigenartigen Haltung. Auf dem Markt erfuhr ich schon bald, was überall gemunkelt wurde: Die Tiere seien vergiftet worden! Nicht durch böse Nachbarn, sondern durch Reinigungsmittel aus dem Käsewerk, die aus Versehen in die Molke gelangt waren. Dabei erfuhr ich, dass aus Rentabilitätsgründen die anfallende Molke aus der Fabrik wieder an die Tiere verfüttert wurde, unter anderem, um ihre Milchleistung zu erhöhen. Bis dahin war mir unbekannt, dass Kühe auch Molke tranken. Gut, Menschen trinken auch Milch. Aber Kühen, Pflanzenfressern, Molke vorzusetzen? Man hatte beim BSE-Skandal gesehen, wozu es führt, wenn man Pflanzenfressern tierische Produkte verfüttert! Nach drei Tagen lagen die Kadaver immer noch da. Kein schönes Bild, vor allem für die moderne Landwirtschaft! Angeblich wurden die Versicherungen sich nicht einig, wer den Schaden zahlen sollte. Und wieviel. Den Preis für die Tiere? Denn sicher wollte der Bauer auch noch einen Ersatz für die auf längere Zeit verlorengegangene Milch!

War dieser Hof ein paar Jahre lang das Wallfahrtsziel Rentabilität suchender Bauern gewesen, so verkam der Hof langsam immer mehr zu einem Schandfleck. Und als dann der Bauer in Rente ging, fiel das Land nach längeren Streitereien vor Gericht zwischen den drei Großbauern des Tales an jemanden, der auch Milch herstellte, aber in einem anderen Dorf und nur das Land benutzte. Nach jahrelangem Kampf gegen die Verunkrautung und nach Ackern und Neuaussäen schaffte es dieser, hier wieder Gras wachsen zu lassen.

*

Im Allgäu, dem südlichen Teil Bayerns, befanden sich schöne Hofgebäude, so angelegt, dass durch die Hänge bedingt verschiedene Etagen mit dem Traktor befahrbar waren und ein rationelles Einbringen des Futters und Ausbringen des Mistes gewährleisteten. Und so ein Gebäude brachte ich in den ersten Tagen des neuen Jahres zu Papier. Einmal die Grundfläche gezeichnet und auf die richtigen Maße gebracht, entwickelte sich das Drumherum und das Darüber schier von selbst und begann in mir eine Vorfreude auf das bald beginnende Bauen zu erwecken. Drei Jahre hatte ich eingeplant, um alles zu verwirklichen. Denn vor allem in den Sommermonaten würde es kaum vorangehen, wegen der vermehrten Hofarbeiten.

Geldmäßig müsste es auch klappen, standen doch rund 100 000 Euro als Subventionen in Aussicht. Dazu kam, dass der für die landwirtschaftlichen Zuschüsse zuständige Beamte von Foix nach Toulouse versetzt war, an die übergeordnete Instanz. Dieser war den Bauern wohlgesonnen und unterstützte auch kleinere Projekte, die ihm sinnvoll erschienen. Er versicherte mir nicht nur die finanziellen Hilfen der verschiedenen Geldgeber (Departement, Region, Europa), sondern konnte mit vielen praktischen Hinweisen helfen, vor allem, wie man bestmöglich die bestehenden Hilfen in Anspruch nehmen konnte, da es mehrere ‚Programme‘ gab. Er kam auch zu uns heraus, um die Baustelle zu sehen. Und ich bin sicher, dass dies nicht nur wegen einer Kontrolle war, sondern aus persönlichem und sicher auch fachlichem Interesse. Vielleicht auch wollte er, dass es wieder mal einen Vorzeigehof gäbe? Denn das, was überall in der Gegend an Gebäuden aufgerichtet wurde, entsprach eher Supermarkthallen als landwirtschaftlichen, der Umgebung angepassten Gebäuden.

Denn es ging auch um Schönheit. Ästhetik. Sicher war dieses Wort früheren Bauerngenerationen unbekannt gewesen, aber sie hatten trotzdem wunderschöne Anwesen entstehen lassen, die sich in die Landschaft schmiegten. Was ist überhaupt Landschaft? Unberührte Natur oder Menschenwerk? Oder vielleicht beides, harmonisch miteinander vermischt? Auf jeden Fall empfindet es das Auge als schöner, wenn grüne Weideflächen oder braune Äcker die bewaldeten Hügel unterbrechen mit einzelnen Tieren darauf oder einer Schafherde, als nur das monotone Grau oder Grün des Waldes, je nach Jahreszeit, soweit das Auge reicht…

Vor jeden Beginn haben die Ämter den Papierkram gesetzt…

Als nächsten Schritt vermaß ich mit Jeremy, dem Lehrling, die Parzelle und schlug an den entsprechenden Stellen Pflöcke in den Boden, die die Gebäudeecken markieren sollten. Dabei war eine Böschung als obere Grenze des Gebäudes festgelegt. Von dort sollte die Einfahrt auf den Heuboden sein. Des Öfteren setzte ich mich, mal allein, mal mit anderen oberhalb davon auf den Hang und wir diskutierten über das Projekt, oder ich ließ es mir im Stillen durch den Kopf gehen, bisweilen angetörnt von einem Joint. Dabei kristallisierte sich der Verlauf der zukünftigen Wege heraus, vor allem, um die alten Gebäude und die Wohnhäuser aus dem von den Tieren begangenen Bereichen auszuklammern. Und das war durch leichte Erdbewegungen machbar. Ich hoffte, dass der Untergrund, hauptsächlich Schiefer nicht zu hart wäre und die Erdarbeiten ermöglichte, ohne dass man zu extremen Mitteln wie Dynamit greifen müsste. Würden Schwierigkeiten auftreten, würde ich lieber das Gebäude etwas verlegen, anstatt mit Gewalt das Gelände meinen Plänen anzupassen.

Landkarten-Ausschnitt unseres Hofes

Ich erkundigte mich, welche Unterlagen ich für die Baugenehmigung bräuchte. Ich hatte mir Kopien davon anfertigen lassen. Zuerst von der Landkarte (1: 30 000), worauf auch das Dorf und die Zufahrtsstraßen sichtbar waren, worin ich unser Anwesen mit dem Bauplatz mit einer roten Linie einkreiste. Als nächstes eine Kopie des Katasterplanes (1: 2 000), worauf ich das geplante Gebäude einzeichnete, mitsamt den vorgesehenen Zufahrtswegen. Auf eine Vergrößerung des Katasterplanes übertrug ich nun die Umrisse des neuen Stalles und dessen Lage in Bezug auf die existierenden Gebäude, inklusiv Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung oder Lagerung. Da inzwischen auch Umweltaspekte berücksichtigt werden mussten und die landschaftliche Eingliederung, fuhr ich mit dem Moped auf die andere Talseite und machte mehrere Fotos von unserem Hang. In eines zeichnete ich das neue Gebäude ein in der Hoffnung, dass es denen im Amt ebenso gefallen würde wie mir selber.

Katasterplan mit bestehenden und geplanten Gebäuden

Nun konnte ich mich konkret ans Zeichnen machen, musste doch die Baugenehmigung, die Voraussetzung für ein offizielles Bauen und für Beihilfen, zuerst beantragt werden. Ist diese mal eingereicht und hat man zwei Monate nach Abgabe keinen Bescheid, kann man mit dem Bauen anfangen. Meist kommen aber vorher schon etwaige Einwände oder zusätzliche Auflagen, welche den Termin verzögern können. Bis zu einer bestimmten Grundfläche ist es nicht nötig, einen Architekten in Anspruch zu nehmen. Oder man muss zwei Gebäude machen. Doch war diese Fläche grösser als unser vorgesehener Neubau. Das Beste ist jedenfalls, alles auf einmal durchzuziehen, wenn man auf Zuschüsse angewiesen ist, da man bestimmte Subventionen nur einmal beantragen kann, anschließend für einen längeren Zeitraum nicht mehr.

Für die Subventionsanträge war es notwendig, ein Maximum an Kostenvoranschlägen vorlegen zu können, sowohl von Firmen, Material-Händlern als auch von Eigenarbeit. Für die Ausrüstung der Käserei war ein anderer Fond zuständig als für die Gebäude. Für das Solare wieder ein anderer. Wichtig ist, sich gut zu erkundigen, welche Behörde was finanzieren kann und mit welchem Programm und ob man auch mehrere Programme zugleich in Anspruch nehmen darf.

Unsere Freunde in Portugal hatten von unserem Bauvorhaben erfahren und boten an, meine laienhaft gezeichneten Pläne etwas fachmännischer zu gestalten. Das könnte nur nützlich sein, denn die Entscheidungsträger in den Ämtern waren bestimmt eher an von Architekten entworfene Pläne gewöhnt. Wer nicht genügend Erfahrung hat, sollte auf jeden Fall einen Architekten befragen, da so ein Gebäude ja viel Gewicht aushalten muss. Das Gewicht von den paar Tonnen des Traktors, weil ja der Heuboden befahrbar sein muss, und so zirka 60 Tonnen Futtervorrat. Und, was man zu leicht übersieht: Die Druckkraft des Windes, besser gesagt von Stürmen, deren Geschwindigkeit bis 120 Stundenkilometer gehen kann! Nach dem ersten großen Sturm zog ich gerne noch weitere Versteifungen ein, um weitgehend sicher zu sein, dass alles auch in Zukunft standhielt!

Es kann durchaus sein, dass man heute bestimmte Arbeiten nicht mehr selber ausführen darf, wenn man Subventionen beantragt. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Subventionen eher die Baubranche ankurbeln sollen und dadurch bald wieder an den Geldgeber zurückfließen, und weniger den Bauern helfen sollen, mit wenig Eigenkapital alles selber zu machen. Außerdem wird von Versicherungen oft eine Zehnjahresgarantie vom Ausführenden verlangt, die eine Privatperson nicht geben kann. Wer also ganz freie Hand haben will, muss auf Zuschüsse verzichten. Lässt man hingegen alles von Firmen ausführen, kommt so ein Vorhaben wie das unsere so teuer, dass man es sich nicht mehr leisten kann. Und selbst mit ‚Fachleuten‘ am Werk ist man vor bösen Überraschungen nicht sicher!

Die Subventionen belaufen sich in der Regel auf 30% vom Nettobetrag der aufgewendeten Summen, können aber auch höher sein. Die beim Kauf der Materialien zu zahlende Umsatzsteuer von rund 20% bekommt man im folgenden Jahr zurück, was einem oft eine gute Hilfe fürs Weiterbauen ist, da die Zuschüsse (zumindest die letzte Rate) in der Regel erst gezahlt werden, nachdem ein Bauabschnitt zu 100% fertig ist. Im Falle einer Baustelle wie der unseren ist das bei endgültiger Fertigstellung und Abnahme des Gebäudes (vor allem der elektrischen Anlage). Und das auch nur nach einer gewissen Bearbeitungsfrist. Das ist verständlich, nicht nur von Seiten der Geldgeber, sondern zwingt auch den Bauern bei Selbstbau, möglichst bald zu einem Abschluss der Arbeiten zu gelangen.

Masse-Plan

Bei einem Zuschusssatz von 30% werden damit in der Regel alle Materialien bezahlt. Wenn man die eigene Arbeit nicht rechnet, reicht das, um das Vorhaben zu verwirklichen. Bei manchen Arbeiten, wie Ausschachten kann man aber auch seine eigene Arbeit in Rechnung stellen. Dazu soll man sich entweder einen Kostenvoranschlag von einem Unternehmer machen lassen und ihn möglichst schon mit dem Subventionsantrag einreichen, und später eine Rechnung an sich selber ausstellen. Oder man muss die zu bewegende Erdmenge in Kubikmeter umrechnen und anhand einer Preisliste, welche jeder Kleinunternehmer besitzt, in Euro umrechnen und dann eine Rechnung ausstellen. Ähnlich läuft es, wenn man eigenes Material verwendet, wie Holz und dieses selber zurechtschneidet. Auch hier sollte man sich einen Kostenvoranschlag vom Sägewerk holen, und dann gemäß den verarbeiteten Kubikmetern in Euro verwandeln! Wichtig ist, möglichst viele Rechnungen von Materialien und Dienstleistungen Dritter vorweisen zu können! Und jede Rechnung muss quittiert und mit der Scheck- oder Überweisungsnummer versehen sein. Das erleichtert die Abwicklung der Subventionszahlungen erheblich. Kumpel von mir machten andere Baustellen nebenher schwarz, um dann mit den dabei anfallenden Materialrechnungen ihre eigenen Bauvorhaben subventionieren zu lassen. Doch im Amt wird nachgeprüft. Es ist nicht garantiert, dass eine solche Handlungsweise auch unbemerkt durchgeht!

Da nicht alle Kosten genau im Voraus zu errechnen sind und auch das Eintreffen der Zuschüsse bisweilen dauert, nahm ich mir vor, zuerst die Stallungen fertig zu machen und den Rohbau der Käserei, damit erst mal alles überdacht ist. Somit könnten die Tiere als erste umziehen. Falls das Geld reichte, käme dann die Ausrüstung der Käserei dran, ansonsten würde ich vorerst mit den alten Geräten die Käse herstellen. Und als letztes käme die neue Melkanlage und das Solarsystem. Wäre dann noch Geld da, würde ich die Außenanlagen machen.

Das Gebäude richtete ich nach Ost-West aus, um auf der Dachfläche später die Sonnenkollektoren Richtung Süd anbringen zu können. Durch die Eingliederung in den Berghang waren ein rationelles Einfahren des Heues und Eintreiben der Kühe sowie die Beseitigung des Mistes, auch ein späteres Laden desselben möglich.

Hangquerschnitt mit Gebäuden (Ansicht von Süden)

Wir hatten uns für einen Anbindestall entschieden. Für 21 Kühe, 10 auf der einen Seite und 11 auf der anderen. Will jemand einen größeren Stall bauen, muss er für je zwei Kühe 1,10 Meter an Länge hinzufügen. Vorne und am Ende war ein 40 Zentimeter breiter, durch ein Rohr begrenzter Durchgang geplant, damit man um die Tiere herumlaufen konnte, zum Beispiel beim Anbinden, die Tiere selbst aber nicht hindurchpassten. Und ein Quergang unweit der Mitte liegend, mit einer 1 Meter breiten Tür auf jeder Seite, die uns beim Arbeiten als Zugang zum Stall dienen sollte. An der Frontseite käme eine zweiteiliges Schiebetor hin, durch das die Tiere hinaus und hinein gingen, die Rückseite würde in den Hang gebaut sein.

Anhand meiner gesammelten Daten über die Länge und Breite eines Liege- oder Standplatzes für eine Kuh und der Maße eines Heuballens war schon mal eine bestimmte Fläche des Stalles in Anspruch genommen, der restliche Platz in der Mitte (3 Meter) wurde für die zwei Kotrinnen und den Mittelgang aufgeteilt. Ich hatte mich, da wir Milch machten, entschieden, die Kühe mit den Hinterteilen zum Mittelgang hin aufzustellen, da so ein leichteres und übersichtliches Melken gewährleistet war. Die Breite des Gebäudes sollte 10 Meter sein, die Länge des Stalles, 14 Meter, wurde durch die Anzahl der Tiere bestimmt. Der Innenraum des Stalles würde durch eine in der Bodenplatte des Stalles verankerte Rohrkonstruktion aufgeteilt sein, welche auch zum Anbinden der Tiere dienen sollte. Wir hatten uns für die ‚kanadische‘ Anbindung entschieden, leicht zu handhaben und im Notfall schnell zu öffnen. Die Kühe tragen hierbei dauernd ein Halsband, an dem sich ein rund 30 cm langes Kettenstück befindet. Bei diesem System haben sie die größtmögliche Bewegungsfreiheit. Doch später mehr darüber.

Blick von Westen

Gemolken würde im Stall mit einer rundum verlaufenden Rohrleitung, an die vier Melkzeuge angeschlossen werden könnten. Unser altes ‚Eimer-Melk-System‘ könnte darin auch zur Anwendung kommen, vor allem nach dem Kälbern eines Tieres, solange die Milch noch an das Kalb verfüttert würde. Die Südseite des Gebäudes würde in einem Anbau die Käserei beinhalten, an der Nordseite würde ein Anbau für Jungvieh angefügt und der Schweinestall für rund 10 Schweine.

Ansicht von Osten (Bergseite)

*

Als all das aufs Papier gebracht war, konnte ich auf einer Kopie des Plans den Verlauf der Zuwasserleitungen einzeichnen, den der Rohre des Regen- und Oberflächenwassers und den der Abwässer und der Gülle. Da der Misthaufen unterhalb geplant war, natürlich überdacht um nicht zusätzlich den Regen zu sammeln, musste unterhalb davon eine Jauchengrube angelegt werden um all die ‚Säfte‘, also den wertvollen Flüssigdünger zu sammeln. Diese käme, bedingt durch das natürliche Gefälle unterhalb des schon bestehenden Weges, der auch zu den Bienenkästen ging, hin und könnte von diesem Weg aus in das Ausbringefass gepumpt werden. Eine Abzweigung dieses Weges würde die Zufahrt zum neuen Stall und der Käserei ergeben, in einer Schleife daran vorbei führen und in die Wiesen oberhalb des alten Stalles münden und eine Verbindung mit dem nördlich gelegenen Teil unseres Landes herstellen. Eine andere Abzweigung, etwas steil, ginge ums Gebäude herum auf den Heuboden und in die über dem neuen Stall gelegenen Wiesen.

Aufsicht

Der Beginn

Doch vorerst war dies noch alles ein Hang mit Wiese und ein paar Brombeergestrüppen dort, wo er zu steil zum Mähen war. Inzwischen hatte ich die Pläne mit den notwendigen Papieren und dem Antrag auf eine Baugenehmigung in der Gemeindeverwaltung eingereicht und Kopien der Pläne nebst Kostenvoranschlägen an das für die Subventionen zuständige Amt, was sich in Toulouse befand. Jetzt hieß es erst mal abwarten.

Der erste Schaufelstich

Doch wollte ich in dieser Zeit nicht untätig sein, denn bald käme der Sommer mit dem damit verbundenen, arbeitstechnischen Baustopp. Dazu kam, dass Doris für 14 Tage nach Deutschland fuhr. Sie hatte inzwischen mehr Einwände gegen das Projekt gefunden als sie einem überpingeligen Amtsschimmel hätten einfallen können. Da der Baggerfahrer gerade verfügbar war, ließ ich ihn kommen, und mit zeitweiliger Unterstützung unseres Frontladers war nach ein paar Tagen zuerst der Mutterboden beiseitegeschoben, der Hang abgegraben und nach Westen hin das Gelände aufgeschüttet, um eine ausreichend große Plattform zu schaffen. Zum Glück hatte der Baggerfahrer ein sehr gutes Augenmaß. Ich bestand darauf, dass das Gelände ein leichtes Gefälle bekam, so rund 10 cm zum Tal geneigt, damit alles Regenwasser abfließen und auch später die Kotrinnen im Stall ablaufen könnten. Ich prüfte trotzdem mit einem Wasserschlauch und zwei an den Enden befestigten Messgläsern nach. Alles stimmte!

Außerdem hatte der Baggerer auf dem Böschungsrand einen zwei Meter breiten, rund 40 Zentimeter hohen Streifen aufgefüllt, um einen Höhenverlust, bedingt durch die Setzung des Aufschütthügels auszugleichen. Ein Meister seines Handwerkes, wie ich bald feststellte! Mit Kalk zog ich Linien dort, wo das Gebäude zu stehen käme und wo die Gräben ausgehoben werden mussten. Das Gelände ähnelte dadurch einem riesigen Tennisplatz. Mit einer Schnur, auf der ich in 3, 4 und 5 Metern Abstand Farbmarkierungen angebracht hatte, vermaß ich die Ecken des Gebäudes, um dort rechte Winkel zu haben (Pythagoras, rechtwinkeliges Dreieck: .

Knotenschnur

Da ein gutes Drittel des Bauplatzes aus aufgefülltem Gelände bestand, ließ ich an entsprechenden Stellen vier Löcher graben, bis auf den gewachsenen Untergrund. Hierauf wollte ich die Fundamente gießen, auf denen später das Vorderteil des Gebäudes sicher zu stehen käme, selbst wenn sich der restliche Untergrund noch setzen würde. Dort, wo die Mistrinnen hinkämen, zog der Baggerfahrer noch zwei leichte Gräben, ebenfalls an der Vorderfront, um dort später mittels armiertem Beton eine tragende Verbindung zwischen den Fundament-Sockeln zu schaffen. Die Voraussetzungen für den Bau waren nun gegeben.

Bald würden wir mit dem Heu beginnen. Und wenn der Sommer erst mal vorbei wäre, würden auch die Baugenehmigung und alle anderen Bescheide eingetroffen sein.

*

Inzwischen hatte ich eine Liste der Werkzeuge und Geräte aufgestellt, die wir brauchten, um die Baustelle ohne Kran durchzuziehen. Da war einmal eine Verlängerung für den Frontlader angesagt, mit der man bis auf über 7 Meter Höhe kommen musste, um später das Dach zu bauen und vor allem die Falzbleche dafür hinauf zu bekommen. Außerdem würde dieses Gerät uns später nützlich sein, um die Heuballen auf dem Dachboden zu verstauen. Das ist ein sich scherenförmig öffnendes Gerät, hydraulisch betrieben, das an der vorderen Befestigungsvorrichtung des Frontladers angebracht wird und mit zwei spitzen Zinken bestückt ist, zum Aufspießen von Heuballen. Eine Seilwinde mit 6 Tonnen Zugkraft hatten wir schon. Ich besorgte mir weiterhin zwei ausrangierte Gabelstaplerzinken und ließ zwei 10 Millimeter starke Eisenplatten so biegen, dass ich sie in die Schaufel des Frontladers einschweißen konnte, um daran die Zinken einhängen zu können. Für das Heckhubwerk besorgte ich einen Paletten-Transport-Ansatz. Somit könnte ich mit dem Traktor zwei Paletten gleichzeitig transportieren. Eine Anbau-Betonmischmaschine mit 350 Litern für die Traktorhydraulik war auch notwendig. Dazu ein Dutzend Bohlen, 35 cm breit, 5 cm stark und 6 Meter lang als Arbeitsfläche für die Gerüste und als Laufstege. Diese konnten zugleich auch als Schalungsbretter dienen. Rund 100 laufende Meter 30 mm dicke Bretter, 15 cm breit als Schalmaterial ließ ich sägen, in Längen von 3 und 6 Metern. Glücklicherweise hatte uns jemand aus dem Nachbardorf, der seine Baustelle fertig hatte, ein gutes Dutzend Gerüstteile überlassen. Zwar ziemlich niedergerockt, aber noch brauchbar, sowie eine Transport-Gitter-Kiste, die auch als Arbeitsbühne auf dem Frontlader dienen konnte.

Motorsägen hatten wir schon zwei, dazu kam die Stihl von Joey mit dem Balkenschneide-Aufsatz. Ich kaufte später eine ganz kleine zusätzlich, um die Zapfen-Verbindungen im Dachstuhl einfacher ausführen zu können. Statt der Stemmeisen benützten wir bald diese kleine Säge (Vorsicht! Sehr gefährlich, weil man mit der Schwertspitze in den Balken eindringen muss!). Vor jedem Schnitt drei Mal überlegen, wie er genau zu machen ist! Denn: Rückgängig machen kann man einen falschen Schnitt nicht! Verschiedene Holzbohrer, 50 cm lang, bis zu 20 mm Stärke waren notwendig, Stemmeisen, Raspeln. Ein Bolzenschneider für die Drahtgeflechte und den Baustahl, Eisensäge, Feilen. Ein 50 Meter-Maßband, ein anderes mit 10 Metern Länge. Aus Deutschland brachte ich zwei Brustgeschirre mit Sicherheitsleine mit und ein paar Schutzhelme. Denn Sicherheit sollte die Grundbedingung der Baustelle sein! Zwei Schubkarren, Schaufeln, Pickel, Kellen, Traufeln. Diverse Seile zum Sichern und Heben. Meißel spitz, flach, breit, Maurerhammer, Fäustel, diverse Schraubzwingen und Schalungsklemmen. Dazu kamen 4 Alu-Leitern von je 4 Metern Länge. An zwei von ihnen baute ich oben eine Hakenvorrichtung an, die es erlaubte, sie auf dem Dach einzuhaken, die anderen Leitern wurden an den ersten mittels zwei Schrauben unten angebracht, so, dass wir auf fast 8 Metern Länge kommen würden, gerade recht für das spätere Dach, welches 7,50 Meter Plattenlänge hätte.

300 Meter unterhalb, in der großen Kurve unserer Zufahrtsstraße hatte ich das Gelände vorbereitet, um Sand und Kies LKW-weise abkippen zu lassen. Hier konnten die LKWs wenden. Auch die Paletten mit Zement und Hohlblocksteinen (jede 1,5 t schwer) würden dort gelagert werden, sowie alles andere Material und erst bei Bedarf mit dem Traktor nach oben geschafft. Denn für einen LKW war die obere Zufahrt zu steil und die Kurven zu eng. Deshalb müsste auch aller Beton an Ort und Stelle gemischt werden.

*

Endlich waren alle Zusagen der Ämter da und wir konnten offiziell loslegen. Da war Jeremy, der Lehrling, und bisweilen ein Freund von ihm, der Konditor war und eigentlich nur mal so etwas helfen wollte, dann aber blieb und mit seinem Lohn später eine Asienreise unternahm. Ich meldete ihn mit ‚Tesa‘ (Versicherungssystem für Saisonarbeiter) bei der Krankenkasse an, damit wir beide abgesichert waren. Für mich selbst hatte ich für die Baustelle eine erhöhte Versicherung abgeschlossen, mit einem Tagesgeldsatz, im Falle eines Unfalles, der es mir ermöglichen würde, jemanden anzustellen. Mittwochs kam auch Emanuel, der einen freien Tag nahm um uns zur Hand zu gehen. Von Anfang an legten wir fest: 1. Sicherheit, 2. gute Stimmung, 3. einwandfreie Arbeit.

Der ‚Tennisplatz‘

Die Fundamentplatte

Am Platz, wo später der Käsekeller hinkommen sollte, kippten wir mehrere Traktoren Kies ab. Mit der Frontladerschaufel füllte ich unten in der Kurve, wo die LKW das Material abluden, einen kippbaren Container, den ich durch Rückwärtsfahren im Heckhubwerk einhängen konnte. War der Traktor damit beladen, füllte ich die Ladeschaufel der Frontgabel und transportierte so gute 3 Tonnen auf einmal zur Baustelle. In die Nähe stellten wir ein durchgeschnittenes 200 Liter Plastikfass, das wir am oberen Rand anbohrten und einen Gartenschlauch hineinsteckten. Daneben kam die andere Fasshälfte, die 3 Säcke Zement aufnehmen konnte. Inzwischen waren durch ein Gesetz die Gewichte der Säcke auf 35 Kilo herabgesetzt worden, was die Arbeit etwas erleichterte. Der Zement kam nahe am Sand-Kiesgemisch zu liegen und wurde gleich regenfest abgedeckt.

Beim Transport von Paletten, die in der Regel 1,5 Tonnen wiegen, muss zuerst die Last am Heck des Traktors geladen werden, da er sonst im Gelände leicht umfallen kann. Beim Entladen also deshalb zuerst die Frontgabel entladen! Manövriert man auf engem Raum mit einem schwer beladenen Traktor, sollte man, zumindest wenn das Gelände flach ist, den Allradantrieb abschalten, da sonst die Mechanik zu sehr beansprucht wird (bei unserem löste sich das Vorderachs-Differenzial auf, weil die Schrauben darin nicht blockiert gewesen waren, wie sich bei der Reparatur herausstellte).

Am Rand der Plattform, wo sie am wenigsten störten, hatten wir die Baustahl-Gittermatten gestapelt und die Vierkantgeflechte, die in den Pfeilern und oben in den Wänden eingegossen werden sollten. An einem anderen Platz, auch am Rande der Baustelle, lagerten wir alles Hölzerne, Balken, Bretter, Schalungen. Ein alter Bauwagen, den die österreichischen Holzfäller damals bei uns vergessen hatten, fand am hinteren Rand der Baustelle seinen Platz und diente zum Unterstellen der Motorsägen und Bohrmaschinen sowie anderer Werkzeuge.

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Fundamentplatte Nordseite des Stalles

Mit dem Betonieren wollten wir an der Hangseite beginnen. Da hier eine 30 cm dicke Wand den abgegrabenen Hang, der zum Glück aus ziemlich festem Schiefergestein bestand, zurückhalten musste, sahen wir als erstes einen 1 Meter breiten, armierten Betonsockel über die ganze Breite vor. Wir verkeilten die Schalung, legten die Stahlstäbe hinein. In der Mitte des Fundamentes hatte ich eine leicht schräge, dreieckige Stützwand vorgesehen, die rund 50 cm in den Stall reichen würde. Die notwendigen Eisenverstärkungen hierfür wurden angebracht. Sicher ist sicher! An den hinteren Rand legten wir zudem eine Drainageleitung aus Plastik, da bei starken Regenfällen etwas Wasser aus dem Hang gesichert war. Mit der Schubkarre fuhren wir über ausgelegte Bretter den Beton hierher. Gut stampfen, glattziehen, und zugleich die erste Reihe Hohlblöcke hineingesetzt, dass sie halten! Dabei gab ich ihnen eine leichte Neigung zum Hang hin. Um sicher zu gehen, dass die Mauer vom Druck des Hanges nicht nach vorne gedrückt werden könnte, hatte ich eine Neigung von 10 cm nach hinten vorgesehen, bei einer Höhe von 3 Metern müsste das gehen. Anschließend strich ich mit der Kelle hinter dem Schalbrett entlang, um leicht die Vorderkante des Fundamentes ‚abzurunden‘. Nach ein paar Stunden ritzte ich das heutige Datum in den sich härtenden Beton und das Yin und Yang. Der ‚Grundstein‘ war gelegt, der Segen des Kosmos herabgerufen!

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Bisweilen regnete es, und der aufgefüllte Teil der Plattform hatte sich in einen Morast verwandelt. Ein Kollege, der seinen Stall-Neubau gerade fertig hatte, schenkte uns eine Menge ‚Geo-Textil‘-Matten, 3 Millimeter dicke solide Filzteppiche, die wir auf dem Boden und den Böschungen auslegten. Diese erleichterten das Begehen und Befahren der Baustelle erheblich. Dennoch mussten wir unsere Vorgehensweise den Bodenverhältnissen anpassen und mit dem Betonieren an der nördlichen Seite, der entfernteren, anfangen. Um dorthin zu gelangen, transportierten wir den Beton über den ‚gewachsenen‘, aus Schist bestehenden Boden des zukünftigen Stalles.