Der lange Marsch - Wolfgang Bendick - E-Book

Der lange Marsch E-Book

Wolfgang Bendick

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Zeit scheint still zu stehen, in Spermanien. Dickkopf und Dickschwanz, zwei Geschwister, oder jedenfalls gute Freunde üben sich im Schwimmen, diskutieren und erkunden die Kanäle, die ihre Heimat durchziehen. Unbeschwert, doch immer bereit, sich auf den langen Marsch zu begeben, wenn ihre Zeit gekommen ist. Doch da geschieht etwas Unerwartetes: Ein Kollege, der kurz zuvor die weite Reise angetreten hatte, kommt zurück und behauptet, dass es da draußen nichts gäbe als gleißende Leere. Kaum aber hat er diese Worte geäußert, wird ihm von einem Artgenossen der Kopf abgeschlagen. Nach diesem ersten Spermizid hat sich plötzlich ihre Welt verändert. Die Freunde entdecken, dass in ihrer Heimat eine Gruppe 'Erleuchteter' die Herrschaft übernehmen will. Neugierde und Pflichtbewusstsein bringt sie in so manche schwierige Situation. Doch dann ertönt plötzlich das Signal für den langen Marsch…

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 64

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wolfgang Bendick

Der lange Marsch

Eine Fabel aus Spermanien, dem Land wo die Zukunft entsteht

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort und Widmung

Der lange Marsch

Ich

Traumland

Suchen

Entwerden

Freundschaft

Umzug

Der Rückkehrer

Verräter

Veränderungen

Metaphysik

Häresie

Der Horizont

Herrenwesen

Bald

Entdeckt

Endlich

Punkt 0

Nachwort

Weitere Werke des Autors:

Impressum neobooks

Vorwort und Widmung

Den noch nicht Gezeugten gewidmet

Die Habgierigen

haben nicht nur unsere Erde geplündert und verdreckt,

sondern sie haben uns auch belogen.

Seit Jahrtausenden.

Weder hatte man uns aus dem Paradies vertrieben,

noch liegt es im Jenseits.

Es ist hier, unsere Erde!

Kommt!

helft uns, sie wieder sauber zu machen!

Es lohnt sich!

Erstmals erschienen im Frühjahr 2023

Danke an Peter und Franz für das Korrekturlesen.

Hinweis: Dies ist keine Doktorarbeit in Biologie, sondern eine Fabel. Der Autor hat sich gewisse Freiheiten herausgenommen, die von der offiziellen Lehrmeinung abweichen können…

© Copyright 2023 Wolfgang Bendick

Text: Wolfgang Bendick

Umschlagbild: Evelyn Kerry

Gestaltung: Lucia Bendick

All rights reserved for all countries

Legal deposit: März 2023

Woher sie kommen, weißt du nicht,

weißt nicht, wohin sie wieder gehen,

der Wesen Mitte siehst du hier…

Bhagavad-Gita

Der lange Marsch

Eine Fabel aus Spermanien,

dem Land, wo die Zukunft entsteht

Anfangs waren wir viele. Doch nur einer kam an…

Gestern Nacht träumte ich, ich sei ein Schmetterling und flog von Blume zu Blume. Da erwachte ich, und siehe, alles war nur ein Traum. Jetzt weiß ich nicht, bin ich ein Mensch, der träumte, er war ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der träumt, er sei ein Mensch…

(Zhuangzi)

Ich

Was vorher gewesen war, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Doch dass ich war, wurde mir immer klarer bewusst. Es war wie das langsame Erwachen aus einem tiefen Schlaf. Anfangs fragte ich mich, ob es nicht nur ein weiterer Traum war. Doch da kein Erwachen folgte, gab ich mich immer mehr der Idee hin, dass all das Wirklichkeit sei.

Langsam entstanden Gedanken in mir und bald darauf Sinne, um meine Umgebung wahrzunehmen. War ich dabei, meiner bewusst zu werden? Ich bemerkte, dass andere Wesen um mich herum schwebten und dass ich mit diesen kommunizieren konnte. Das war eine Entdeckung, die mein Dasein unwahrscheinlich bereicherte. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr nur als Einzelwesen und erlebte, was Gemeinschaft, was Freundschaft ist. Wie ich aussehe? Vorne eine Kugel, die man den Kopf nennen kann, hinten dran ein langer, dünner Schwanz, mit dem ich mich durch die mich umgebende Flüssigkeit vorwärtsbewege. Das einfachste ist wohl, ein Beispiel aus dem Tierreich zu nehmen: mein Aussehen gleicht dem einer aufs äußerste miniaturisierten Kaulquappe. Um mich mit euch, den Wesen die aus mir hervorgehen werden zu verständigen, werde ich die Worte ‚Sehen‘, ‚Denken‘ und ‚Sprechen‘ sowie andere aus der Welt der Menschen entliehene Ausdrücke gebrauchen, obwohl sich hier all das auf andere Weise vollzieht.

In Bezug auf Kommunikation möchte ich hinzufügen, dass es sowohl eine persönliche gibt (unter denen, die sich in nächster Nähe befinden), als auch eine an die Masse gerichtete, die wie ein warmer Stromstoß alle schier gleichzeitig erreicht und reagieren lässt, ähnlich der kollektiven Bewegung in einem Fischschwarm. Wie das möglich ist? Fragt mich nicht, ich bin nur ein kleines, junges Spermatozoon, voll in der geschlechtlichen Reife oder, wie ihr das nennt, der Pubertät begriffen, im Entwicklungsstand ungefähr mit einem Jugendlichen von 15 Jahren in eurer Welt vergleichbar. Nur, dass hier bei uns diese Phase 4/5 unseres Daseins einnimmt.

Was mich noch von euch Menschen unterscheidet, ist, dass ich kein Gehirn besitze. Doch das soll es in eurer Welt ja auch geben. Es kann aber sein, dass das Plasma, das meinen Kopf ausfüllt, diese Funktion übernommen hat. Mein Lebensraum ist der Hoden, ein Anhängsel, oder besser gesagt Teil eines männlichen menschlichen Wesens. Ich bin ein Einzelwesen, doch zugleich Teil eines großen Ganzen; das erkenne und erfühle ich immer mehr, und auch, dass ich einst eine große Mission zu erfüllen habe. Das ist für mich noch nicht so ganz verständlich. Aber mit der Zeit werde ich das schon noch kapieren. Irgendwie soll ich mich daran beteiligen, den Bestand der Menschheit zu bewahren, indem ich dazu beitrage, in einem anderen Körper ein neues Menschlein heranwachsen zu lassen. Wie das gehen soll, ist mir bis jetzt noch ein Rätsel…

Um euch die Verhältnisse hier im Hoden übermitteln zu können, werde ich wohl mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln improvisieren müssen. Um etwas zu erkennen oder zu analysieren, bedienen wir uns einer ‚gezielten Konzentration‘, was eine gewisse Art von Erspüren ist. Um uns anderen mitzuteilen, bedienen wir uns derselben Methode, doch nach außen gerichtet. Um aber meine Erlebnisse in dieser Welt, auch ‚Spermanien‘ genannt, an euch Menschen überliefern zu können, muss ich mir noch etwas ausdenken. Vielleicht kann ich mit ‚gezielter Konzentration‘ bewirken, sie irgendwie in meinem Zellkern, also in der zu übertragenden Erbinformation unterzubringen. Speicherfähigkeit müsste genügend vorhanden sein, da mein Kern ca. 3 Milliarden Basenpaare enthält, die in verschiedenen Verbindungen miteinander die gesamten Informationen speichern, die zur Bildung eines neuen Menschen notwendig sind. Das entspricht in etwa 779 MB (Megabyte), die auf 23 Chromosomen in meinem Kern untergebracht sind. Alle diese Zahlen und manche der folgenden Darstellungen habe ich eurer Welt entliehen. Mathematik brauchen wir hier unten nicht. Auch keinen Herrscher, der alles bestimmt. Ihr würdet unsere Verhältnisse eine utopische Anarchie nennen. Alles verläuft nach natürlichen Gesetzen. Wenn etwas von irgendwo her gelenkt wird, ist es immer zum Wohle aller.

Irgendwann werde ich an einem Volkslauf teilnehmen. Falls ich diesen Wettlauf gewinnen sollte, wird hoffentlich der Mensch, der dann entsteht, noch einen Rest unseres primitiven Empfangssystems in sich schlummern haben und meine Geschichte niederschreiben. Vielleicht wird meine Botschaft aber auch als Traum die Menschen erreichen.

Dienen die Stammzellen zum Erhalt der Menschheit

oder ist der Mensch nur ihr Zwischenwirt?

(Frage zur Reifeprüfung der Spermatozoen)

Traumland

Ich bewegte mich in einem langen Kanal, einer Ader gleich. Von diesem zweigten in alle Richtungen kleinere Kanäle ab ähnlich der Einmündungen eines Flussdeltas ins Meer. Dieses befand sich aber nicht in einer Ebene, sondern erstreckte sich rund um mich herum. Vielleicht wäre es darum besser, von einer Höhle zu sprechen mit ihren überall hin abzweigenden Gängen. Gleich einem Gletscher lag auf den Hängen eine sanft pulsierende Schicht, die zu leben schien. Diese stieg zur Ferne hin an, bis sie sich bis am Horizont im Dunkel verlor. Wir nannten diesen Gegend ‚Traumland‘.

Wie schon gesagt, hatte ich keine Augen. Doch hatte ich irgendwie die Fähigkeit erworben, durch ‚Fühlen‘ auch Farben zu sehen. Die Ufer und die Umgebung leuchteten blutrot, das Meer, welches die Adern durchströmte war wohl ursprünglich durchsichtig gewesen, hatte aber durch die unzählbaren Wesen, die, wie ich darin herumwimmelten, deren weißlichen Schimmer angenommen. Die Gletscher, von grauer Farbe, Schnee oder Eis ähnlich, schienen sich unmerklich vorwärts zu bewegen, denn ihre Ränder brachen ununterbrochen gleich Eisbergen ins ‚Meer‘ ab. Diese Masse erschien mir wie ein riesiges, schlummerndes Wesen. Wovon träumte es? Von der Entstehung der ersten Zelle oder ihrer Ankunft auf der Erde? Von ihrer multiplen Entwicklung bis hier zu diesem Menschen, in dem ich lebte? Oder weit über diesen hinaus, da auch er nur ein Bindeglied sein wird zu den darauffolgenden Intelligenzen?

Bei näherem Hinschwimmen nahm ich wahr, dass viele dieser Brocken, bevor sie sich ablösten, sich nochmals teilten, also verdoppelten. Das waren sicherlich die Spermatozyten, welche noch den doppelten Chromosomensatz, den Träger der Erbmasse besaßen. Jedes von ihnen teilte sich als nächstes in zwei Zellen, die Spermatiden, von denen jedes aber nur noch den einfachen Chromosomensatz, also 23 besaß. Erst diese, in einer weiteren Teilung, brachte die Spermien, wie ich eines war,