Mondschattenland - Wolfgang Bendick - E-Book

Mondschattenland E-Book

Wolfgang Bendick

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Beschreibung

Das erste Mal bereiste ich den Hippie Trail mehr als analytischer Betrachter. Zu Anfang, wenigstens… Diesmal war ich eher ein Suchender. Es sollte eine Pilgerfahrt werden… Wie moderne Schnecken schleppten wir unseren VW-Bus mit uns rum. Eine Panne machte uns wieder zu 'Nacktschnecken'! Und wir merkten, je weniger man hat, um so weniger braucht man! Moscheen, Tempel, der Himalaya und der Ganges, Sternenhimmel und der volle Mond… Was brauchten wir mehr ? Und wir sahen : Das Wahre ist nicht ortsabhängig. Auch ist es zeitlos. Es ist hier und jetzt. In uns. Immer.

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Seitenzahl: 248

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Wolfgang Bendick

Mondschattenland

Die Suche nach Shangri La

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Mondschattenland

Impressum

Widmung

Allein

Zu zweit

Kara Deniz

Ararat

Persien

Afghanistan

Die Panne

Kabul

Niemandsland

Pakistan

Der Nektarsee

Delhi

Pokhara

Voller Mond

Katmandu

Divali

Mutter Ganga

Zurück

Post scriptum

Gedankenbilder

Herbstwanderung

Allein

Unterwegs

Sonne

Abendlied

Abendruh

Nächtliches Erwachen

An die Sterne

In den Bergen bei Konya

Antiochia

Abendlied der Wüste

Fiat Nehri

Kara Deniz

Arslan Fat

Höhenflug

Gom Bha

Erwachen

Atman

Tansin

Nachtwanderung

Morgens

Dem Sucher

Talo Hemja

Satori

Buddhanatur

Gendö la

Ghang Ri

Davis Falls

Tsang Po

Katmandu

Taschi Telek

Benares

Ganges

Kinder

Maya

Anatolien

Südtirol

Weltenruh

Rückblick

Weitere Werke des Autors:

Impressum neobooks

Mondschattenland

Die Suche nach Shangri La

Wolfgang Bendick

Zu Wasser und zu Lande, Band 8

Impressum

Text: © Copyright by Wolfgang BendickUmschlag: © Copyright by Lucia Bendick

Erstmals erschienen Winter 2017

Zweite Auflage (Taschenbuch), September 2019

Titelbild: Léa Fernandez

Webseite: wolfgangbendick.com

Widmung

Ein heißes Sehnen treibt mich hin,

ins Land des Friedens möchte ich ziehn,

ins Land der Freude und des Glücks,

zum Ort des ewgen Augenblicks,

wo Lieb den Hass hat überwunden,

und alles Werden sein Ziel gefunden,

zum Weilen in dem tiefsten Sinn,

da treibt mich all mein Sehnen hin…

für meine Schwesterseele,

die mir half, die Einheit zu finden

Allein

Wir waren wieder im Bregenzer Wald. Wir wanderten auf dem gleichen Weg, auf dem ich zwei Jahre zuvor über die ‚grüne Grenze‘ zurück nach Deutschland gekommen war. Wir kamen an der Scheidewang-Alm vorbei und ich erzählte meiner Freundin, wie ich hier später mit meinem Freund Ludwig mitten im Schneesturm Unterschlupf gefunden hatte. Kühe grasten oberhalb an einem Hang, der sich vom vielen Begehen der Tiere in eine Stufenlandschaft verformt hatte. Alle bewegten sich langsam in dieselbe Richtung vorwärts, bisweilen mit dem Kopf nach hinten, zum Rücken ausschlagend, wohl um lästige Bremsen wegzujagen. Dabei schepperte die am Halse hängende Glocke laut auf. Ansonsten war das Geläute eher harmonisch, im Rhythmus ihrer grasenden Mäuler. Ein süßlicher Geruch von Dung und Sommernachmittag lag wie ein friedlicher Dunst im weiten Tal. Ein Junge, wohl gerade erst im ferienpflichtigen Alter, saß auf der hölzernen Treppe der Almhütte und sah einem Schmetterling zu, wie er durch die Luft holperte. Frodo, unser Hund, war uns etwas voraus. Leise klingelte die Schelle an seinem Halsband. Ihr silbernes Geräusch holte den Jungen in die Gegenwart zurück. Er erblickte den Hund, und schlug leicht mit den Händen auf seine in einer glänzenden Lederhose steckenden Oberschenkel. Frodo näherte sich neugierig und beschnupperte dessen Füße. „Isch der aber schee!“, sagte er leise, „wie heischt du denn?“ „Frodo! Frodo Beutlin!“ antworteten wir an Hundes statt. Er streichelte ihn. Frodo schien das zu gefallen. „Und wie heisst du?“, fragten wir ihn. „Elmar!“ antwortete er. „Ein schöner Name. Er bedeutet ‚Apfel‘ auf Türkisch! – Wohnst du hier?“, fragten wir. „Nur im Summer, wenn die Kia auf dr Alm sand. Sonscht wohn i in Lingenau!“

Wir liefen noch eine gute Weile weiter und machten an einer Alm halt, um eine ‚Radler‘ zu trinken. Um uns herum wechselten Weiden mit Waldgebieten ab, leichtes Schellengeläut erfüllte das Hochtal, ein paar Wanderer genossen gleich uns die Schönheit der Allgäuer Berge. Wir waren auf Abschiedsbesuch hier oben. Bald würden wir nach Osten aufbrechen, soweit es ging über Land und dann mit dem Schiff nach Australien. Und vielleicht für immer. Der Gedanke daran machte uns etwas traurig. „Weißt du, ich glaub die lange Fahrt über Land, das ist nichts für einen so kleinen Hund!“, sinnierte Doris. „Das hab ich auch schon gedacht. Vielleicht können wir ihn irgendwo unterbringen, wo er es schön hat!“ „Dem kleinen Jungen hat er gefallen. Vielleicht mag er ihn haben!“ Der Gedanke an eine Trennung von unserem vierbeinigen Gefährten machte uns das Herz noch schwerer. Waren wir doch bald zwei Jahre zusammen und hatten so manches erlebt. „Lassen wir es darauf ankommen!“ einigten wir uns.

Auf unserem Zurückweg trieben die Bauern gerade ihre Kühe zum Melken ein. Der Junge war dabei und half mit einem Stock geschickt mit, dass auch alle zusammenblieben, denn immer wieder fand eine irgendwo einen Leckerbissen und brach aus der Herde aus. Als er uns sah, kam er auf uns zu-gerannt. Auch Frodo lief ihm entgegen, als ahnte er, dass dieser sein neues Herrchen würde. „Gefällt er dir?“ fragte Doris. „An selln möcht i au mal hobn!“ antwortete er uns. „Wir wollen auf eine lange Reise gehen, und der Hund ist dafür etwas zu klein. Wenn du willst und deine Eltern nichts dagegen haben, schenken wir ihn dir!“ Er schaute uns freudig an, drehte sich um und rannte zu seiner Mutter. Und Frodo gleich hinterher. Dann kam er mit dieser zu uns. Wir begrüßten uns und erklärten ihr die Situation. „Er hat seinen Impfpass, ist stubenrein und frisst auch keine Pantoffeln mehr. Er kommt gerade von Rom zurück!“, erklärten wir. „Jo wenn du versprichst, dich auch gut um ihn zu kümmern, dann derfst ihn hoben!“ Der Junge umarmte seinen Hund und rannte mit ihm davon. So fiel uns der Abschied leichter. Als wir dann die Alm hinter uns liegen hatten, merkten wir, dass uns beiden die Tränen liefen. Wir setzten uns unter eine Tanne, legten jeder den Arm um den anderen, lehnten die Köpfe zusammen und weinten erst mal wie Schlosshunde. Nie hätten wir gedacht, dass Abschied nehmen so schwer sein kann!

Wir besuchten all unsere Bekannten, die an unserer Route lagen, und landeten in Görisried, wo wir schon vor drei Monaten mit dem Esel Halt gemacht hatten. Erna, das kleine Mädchen unserer Freunde, konnte schon laufen und gab uns viel Anlässe zum Lachen. Sie fing gerade an, die Sprache zu entdecken und erfand Wörter, die manchmal nur ihre Eltern verstanden. Das gab uns einen Einblick in das, was man Familienglück nennt. Vielleicht war es dies, was Doris dazu bewegte, nicht mehr reisen zu wollen. Eine Bedenkzeit einzulegen, um sich neu orientieren zu können, um herauszufinden, was sie wirklich wollte. Denn sie litt darunter, keinen Beruf zu haben und sie fühlte sich zu abhängig von mir. Also kamen wir überein, uns eine Weile zu trennen. Sie hatte vor, bei den Freunden zu wohnen. Mich selber zog es so sehr nach Osten, dass ich mich bald auf den Weg machen wollte. Das Mofa ließ ich bei unseren Freunden. Ich wollte per Anhalter reisen, zu sehr lastete noch die Erinnerung meiner Solo-Reise mit dem Seitenwagen-Gespann in meinem Gedächtnis. Unser Abschied voneinander war noch schmerzlicher als die Trennung von Frodo. Würden wir uns je wiedersehen? Wir versprachen unter Tränen, in Kontakt zu bleiben. Ich stopfte also nur das strikte Minimum in meinen Rucksack, frei nach dem heiligen Franziskus, kein Hemd zum Wechseln zu besitzen, und lief zur nächsten größeren Straße.

Für mich war klar, dass dieses eine Pilgerreise werden sollte zu den heiligen Stätten des Ostens, nachdem wir gerade die des Abendlandes besucht hatten. Auch beschloss ich, auf dieser Reise sowohl auf Alkohol als auch auf Haschisch zu verzichten, um mit klarem Kopf all die Länder zu erleben. Seitdem ich damals Indien verlassen hatte, war mir klar gewesen, dass ich wiederkommen würde. Am liebsten hätte ich die Reise mit meiner Schwesterseele gemacht. Jetzt, wieder alleine, dachte ich, dass auch ich mich neu orientieren musste, und nichts war dazu besser als ein totaler Ortswechsel. Und als erstes Ziel meiner Pilgerfahrt nahm ich mir Jerusalem vor.

Heimfahrende jugoslawische Gastarbeiter nahmen mich mit, dann waren es türkische. Die Strecke war mir ja schon weitgehend bekannt, hatte aber nichts von ihrem Reiz verloren. Als Mitfahrer hatte ich sogar eine bessere Gelegenheit, die Landschaft zu betrachten, als damals als Fahrer meines ‚Unglücks-Mammuts‘. So fand ich mich schon nach drei Tagen in Istanbul wieder. Ich wollte nicht lange bleiben, besuchte aber trotzdem die Blaue Moschee und andere. Ich war wieder einer der ‚Morgenlandfahrer‘ (siehe Herrmann Hesse: Die Morgenlandfahrt) und traf überall auf Gleichgesinnte, und freute mich über das Wiederauferstehen dieses ‚Bundes‘. Ich strich durch den Bazar, saß am Bosporus, besuchte Tarzan. Dieser erkannte mich gleich wieder und wir fielen uns um den Hals. Nach ein paar unbeschwerten Tagen in Istanbul nahm ich eine der noch übriggebliebenen verkehrenden Fähren und kam nach Kleinasien. Der Hauptverkehr ging jetzt über die neue Hängebrücke, über 1 Kilometer lang, die seit einem Jahr in schwindelnder Höhe den Bosporus überquerte. Selbst die Ozeanriesen erschienen wie Spielzeuge, wenn sie unter ihr hindurchfuhren.

Auf der asiatischen Seite der Türkei ging es mit dem Trampen nicht besonders. Meist hielten Autobusse, deren Beifahrer einen unbedingt mitnehmen wollten, natürlich gegen Bezahlung, und sich kaum abwimmeln ließen. Ein paar europäische Fern-Lastzüge staubten vorbei, die Fahrer schienen mich nicht zu sehen, hinter ihrer Spiegelglas-Sonnenbrille. Es stimmte, was man mir gesagt hatte: Es war üblich beim Trampen etwas zu zahlen, ansonsten gab es Ärger. Ich kam nach Ankara. Von dort nahm mich ein leerer Kohlenlaster mit. Ich sollte auf die Ladefläche klettern, in den verbeulten Kippaufsatz. Als ich dem Fahrer klargemacht hatte, dass ich LKW fahren kann, winkte er mich in die Kabine und röhrte los. Er erklärte mir mit Gesten – eine andere Verständigung wäre vor Motorenlärm und Klappern, selbst, wenn ich Türkisch gesprochen hätte, unmöglich gewesen – das Funktionieren seines Gefährtes und fuhr bald an den Straßenrand. Dort wechselten wir die Plätze und ich durfte zeigen, was ich kann. So kam ich nach Konya, der Stadt der Derwische. In einer der vielen Moscheen ruhte ich mich in der Stille aus und las in meiner Koran-Übersetzung.

Weit kam ich darin jedoch nicht, denn schon bald hatte mich ein Deutsch sprechender Türke ausgemacht und wir sprachen über die Offenbarung Allahs. Später nahm er mich zu einer Art Kloster mit, wo sich mit Rock und einer hohen Filzmütze bekleidete Derwische beim Klang eines fast hypnotisch wirkenden Gesanges und Musik in Trance drehten. Es schien mir, als läge ein leichter Duft von Haschisch in der Luft. Immer schneller, immer weniger willentlich, fast wie von irgendeinem inneren Automatismus gelenkt, einen Arm leicht gewinkelt nach oben gerichtet, den anderen in ähnlicher Weise von sich gestreckt, ‚kreiselten‘ sie. Der Kopf immer mehr zurück geneigt, der Blick verzückt oder die Augen geschlossen. Derwisch heißt Bettler. Sie gehören zu der Sufi-Bewegung, die als Gegenrichtung zum reichen und etablierten Islam entstand. Sie leben in gewollter Armut und in mönchsartigen Gemeinschaften. Sie versuchen, durch schnelles Drehen um sich selbst in Ekstase zu kommen, damit Allah sie ganz erfüllen könne. Ich versuchte es auch. Aber, außer dass es mir bald schwindelig wurde und ich mich taumelnd auf den Boden setzen musste, kam nicht viel dabei heraus. Doch ich konnte mir vorstellen, wenn ich es schaffen würde, mich trotz meines Schwindels weiter zu drehen, dass es richtig ‚high‘ machen würde. Denn es war mir kurzzeitig, als hätte ich gehörig Haschisch geraucht, als ich auf den Boden sank. Ich müsste es schaffen, einfach weiterzudrehen… Aber dazu war mir im Moment nicht zumute, ich fühlte mich eher seekrank. Große Denker und Dichter sind aus dieser Geistesschule, dem Sufismus, hervorgegangen, wie Al Roumi, Omar Khayyan oder mein Lieblingsdichter Kahlil Gibran.

Am nächsten Tag nimmt mich ein Auto mit Deutsch sprechenden Insassen mit. Sie wundern sich, dass ich nicht Zigaretten rauche. Dafür nehme ich gerne von dem glühend heißen Tee, den sie mir bei jedem Halt anbieten. Er wird in kleinen, einer oben offenen Eieruhr ähnlichen Gläschen serviert, dessen sich nach oben erweiternden Rand man mit zwei Fingerspitzen hält, um sich nicht zu verbrennen. Man schlürft ihn in kleinen Zügen, um ihn etwas abzukühlen, oder man leert ein wenig in die winzige Untertasse, um ihn darin abkühlen zu lassen, wenn man es eilig hat. Aber das ist selten. Für einen Cay hat ein Türke immer Zeit! Irgendwo oben im Gebirge auf einem Pass bitte ich sie, anzuhalten. Mir ist nach Ruhe und Einsamkeit zumute. Sie verstehen das nicht und wollen mich in die nächste Stadt zum Essen einladen. Sie sprechen von Wölfen hier in den Bergen, und Räubern. Ich muss lachen. Hier oben ist niemand außer mir, erkläre ich ihnen. Ich steige dennoch in ein kleines Seitental hinunter, um nicht von der Straße aus gesehen zu werden und stelle auf einer leichten Erhöhung mein winziges Zelt auf. Lang noch, nachdem die Sonne in voller Pracht untergegangen ist, sitze ich davor und schau über die sich schemenhaft hintereinander reihenden Berge. Vollkommene Stille um mich, fast vollkommene Stille in meinen Gedanken, nur angenehm gestört von dem Bild meiner Schwesterseele. Wie gerne hätte ich sie jetzt an meiner Seite, würde ich mit ihr diesen unendlichen Sternenhimmel betrachten! Je länger ich schaue, umso tiefer wird er. Mir ist, als wäre ich mitten drin! Aber vielleicht blickt sie auch gerade nach oben und ihre Gedanken suchen mich. Bestimmt!

Spät in der Nacht wache ich auf. Das Zelt hat sich bewegt. Es ist ein Geräusch in der Luft. Ein fernes Heulen ist zu hören, an und abschwellend, was schnell näherkommt. Ich strecke den Kopf hinaus. Stockdunkel, kein Stern mehr am Himmel. Das Zelt bläst sich auf, Staub dringt in meine Augen. Ich schaffe es gerade noch, den Reißverschluss wieder zuzumachen, dann ist es schon über mir. Zuerst nur ein Sturm. Das Zelt flattert und beugt sich bis auf den Boden. Ich lege mich zur Windseite, um es zu beschweren. Heftige Böen wechseln sich ab, aus allen Richtungen kommend. Ein paar Heringe müssen sich gelöst haben. Ich halte die flatternde Leinwand mit den Händen fest. Dann prasseln ein paar erste Tropfen auf das Zelt. Fast klingen sie wie Hagel. Und dann geht es richtig los! Wie aus Eimern fällt das Wasser hernieder und dringt als Sprühnebel bis nach Innen. Blitze erhellen das Dunkel draußen und in meinem Zelt. Ich schaffe es, im Schein der Taschenlampe hinauszuschauen. Der Regen bildet eine silberne Wand, hinter der nichts mehr zu erkennen ist. Blitz und Donner fallen zusammen, wie Explosionen. Um die Erhöhung, auf der das Zelt steht, fließt das Wasser in Bächen vorbei, in allen Mulden strudelt es braunschäumend nach unten. Irgendwo hinter der Silberwand vereinigen sich die Rinnsale zu Bächen und Strömen und schießen zu Tal. Ich mache die Öffnung wieder zu, mir triefen die Haare. Weg von hier kann ich nicht. Hoffentlich schwillt das Wasser nicht so weit an, dass es das Zelt mitreißt oder den Hügel wegspült!

Vorsichtshalber ziehe ich die Stöcke aus der Plane und lege sie flach, damit deren Spitzen nicht den Blitz anziehen. Jetzt liegt die nasse Plane voll auf mir. Ich lege mich auf die Seite, damit sie nicht mein Gesicht berührt. Jetzt bin ich froh, alleine zu sein! Nur Verantwortung für mich zu haben! Und diese übertrage ich dann meinem Schicksal. Trotzdem klaube ich all meine Sachen zusammen und stopfe sie in den Rucksack. Ziehe mir die Schuhe an. Bin bereit, das Zelt aufzugeben und los zu rennen. Nur wohin? Aber ich warte lieber noch etwas… Und dann ist plötzlich alles vorbei. Stille. Nur das Wasser gurgelt um mich herum. Ich schaue hinaus, wie Noah aus seiner Arche: Erste Sterne wagen sich durch die letzten Wolkenfetzen heraus, es riecht nach Erde. In der Ferne zeigt sich ein schwacher rosa Streifen. Dann schlafe ich ein.

Schwitzend wache ich auf. Die Sonne steht am Himmel, meine Sachen dampfen. Meine Insel ist vom Wasser der Nacht ziemlich angenagt worden, aber sie steht! Was für ein Glück, das Zelt auf eine Erhöhung gebaut zu haben! Kein Wasser fließt mehr. Nur in den Mulden stehen noch trübbraune Reste. Der Staub ist gebunden oder weggespült. Und überall sprießt zartes Grün aus dem Boden! Ich stelle mein Zelt wieder auf, um es zu trocknen und esse von meinen Vorräten. Dann zurück zur Straße. Kiesbänke liegen streifenweise auf dem Teerbelag. Das erste Fahrzeug nimmt mich mit. Mittag bin ich am Meer.

Felsen ragen aus dem Wasser, bilden kleine Buchten. Kieseliger Strand, leicht klirrend, unter den Liebkosungen der Wellen. Ein paar Palmen. Und dieses Wasser! Blauer als der Himmel! Ich verstecke meinen Rucksack mit allem Krimskrams darin hinter ein paar Felsen, werfe meine Klamotten ab und renne in das klare Meer. Ein Sprung und ich tauche über den Grund, auf dem sich das Licht der Wellen flackernd spiegelt. Das ist ja fast schon Südsee! Ich sammle etwas gestrandetes Treibholz und bereite zwischen ein paar Felsen mein Nachtlager.

Am nächsten Tag geht es am Meer entlang. Kleine Dörfer, meist Fischerdörfer, in deren Nähe sich riesige Baustellen ausbreiten. Bauen hier türkische Gastarbeiter Wohnungen für ihre Großfamilien? Oder sind das Hotelbauten für deutsche Touristen? Ein paar große Städte mit Hafen. Industrieanlagen rundherum wechseln mit weiten Flächen von intensiven Ackerbau, Gewächshäusern und Orangenhainen. Ein holländischer Sattelschlepper nimmt mich mit, obwohl ich gar nicht den Daumen rausgehalten habe. Er hat Eier geladen, für Kuweit, 32 Tonnen. Der Fahrer weiß selber nicht, wie viele das sind. Aus Gaudi machen wir uns ans Rechnen: Nehmen wir an, ein Ei wiegt 50 Gramm. Zwanzig Eier ergeben ein Kilo. Dann macht das, wenn man etwas für die Pappkartons abzieht, eine halbe Million Eier! Wie viele Tage brauchen zehn Personen, um diese aufzuschlagen? In Kuweit gibt es Keksfabriken, wo diese mit von anderswo angekarrtem Mehl zu Gebäck verarbeitet, und dann wieder, zum größten Teil zumindest, nach Holland zurückgefahren werden! Wir kommen durch Iskenderun. Der Fahrer weiß nicht, ob ich für Syrien ein Visum brauche. Er meint wenn doch, dass man das auch an der Grenze bekommen könnte. Am Abend kommen wir dort an. Leider ist für mich doch ein Visum notwendig, und der Fahrer steuert bald darauf seinen LKW alleine weiter. Hoffentlich fällt ihm nicht seine Kühlanlage aus. Sonst kommt er mit Küken in Kuweit an! Einmal war ihm diese schon kaputtgegangen, hatte er mir erzählt. Daraufhin hatte er alle Eier auf Order der Spedition in die Wüste geschmissen und war umgedreht, um einen neuen Auflieger voller neuer Eier zu holen…

Der Zöllner meint, dass morgen der Beamte mit dem Visastempel kommen müsste. Spätestens aber übermorgen. Also entrolle ich meinen Schlafsack unweit der Grenzstation auf dem felsigen Grund. Überall öffnen sich Spalten im steinigen Boden. Man muss aufpassen, dass man da nicht hineintritt oder gar in die großen hineinfällt. Wie mögen diese entstanden sein? Vom Regen? Muss wohl, obwohl der letzte Regen bestimmt schon Jahre zurückliegt.

Zum Glück gibt es einen Laden in der Nähe des Zolls und ein Restaurant. So verbringe ich drei Tage in deren Nähe. Die wenigen Reisenden berichten mir, dass man über Aleppo weiter nach Israel reisen kann. Nur umgekehrt ist es schwierig, denn kein Land will einen mehr reinlassen, mit einem israelischen Stempel im Pass. Man muss einen zweiten Pass haben, oder aber sich die Ein-und Ausreisestempel von Israel auf ein anderes Papier geben lassen. Manchmal ginge das… 700 Kilometer trennen mich noch von Jerusalem. Eigentlich nicht viel, betrachtet man die Strecke, die hinter mir liegt. Heiß brennt die Sonne herunter. Jedes Fahrzeug bringt eine Staubwolke mit sich, die sich gleich Mehl auf alles legt. Alles hier ist Staub. Es heißt ja schon in der Bibel, dass der Mensch aus Staub gemacht ist. Und zwar nicht weit von hier. Richtung Osten liegt Mesopotamien, das Zweistrom-Land. Und dort soll mal das Paradies gewesen sein… Täglich zwei Mal mindestens komme ich zum Grenzposten. Plaudere mit den Zöllnern. Heute müsste der Stempelmann sicherlich kommen. Eigentlich hätte er gestern schon da sein sollen. Ich schlage ihnen vor, mich so durchzulassen. Was brauche ich ein Visum! Nie war ich bisher in einem Land kontrolliert worden! Inzwischen bin ich so braun geworden wie die hier lebenden Araber. Nur deren Geduld habe ich noch nicht abbekommen. Irgendwann reicht es mir. Ich stelle mich an die andere Straßenseite und trampe zurück!

Etwas schleppend bewege ich mich nach Norden. Es ist hauptsächlich nur Kurzstrecken-Verkehr hier in der Gegend. Hinter Gaziantep nimmt mich wieder ein Kipp-Laster mit. Der Fahrer lässt mich am Rande einer gigantischen Baustelle raus. Hier soll der Euphrat gestaut werden, zur Stromgewinnung und zur Bewässerung der vielen Felder. Riesige Maschinen sind hier im Einsatz. Alles neue, nicht so schrottreife, mit denen anderswo die Felder gepflügt werden. Hier scheint eine neue Zeit angefangen zu haben, man vertraut mehr auf die Technik als auf die Kraft von Menschenheeren. Tief unten hatte der Euphrat seit vorbiblischen Zeiten sein Bett gegraben. Jetzt wird er verlagert und sein Lauf durch eine Staumauer gestoppt. Nicht weit von der Baustelle ist sogar eine Zementfabrik gebaut worden. Kräne erheben sich in den Himmel, Seile überspannen das Tal, um Bauteile und Beton hinunter zu lassen. Ob noch Wasser für die Nachbarländer übrigbleiben wird, wenn einmal halb Anatolien mit Strom und Bewässerung versorgt ist?

Doch dann bleibt aller Fortschritt weit zurück. Die Täler werden enger, die Straße schlecht. Der Verkehr ist spärlich. Herden laufen auf dem Schotter und suchen nach den wenigen Halmen, manchmal folgt eine Karawane ihrem Verlauf, um dann irgendwo in unwegsameres Gelände abzubiegen. Tiefe Schluchten öffnen sich, ihr enger Grund ist von einem Flüsschen und der Straße völlig ausgefüllt. Es bleibt wenig Platz für die winzigen Felder. Die Häuser sind an die Hänge gebaut. Langsam wird der Wasserlauf schmäler, die Piste windet sich in engen Kurven immer höher, bis sie die Passhöhe erreicht. Der Blick schweift einen Moment über karge Felsketten, die sich bis an den Horizont hintereinander reihen. Schafe oder Ziegen rennen im weiten Bogen weg, wenn so ein rostiges Ungetüm von LKW auftaucht. Die Hirten winken oder fragen nach einer Zigarette, wenn man anhält. Dann taucht der Weg wieder in ein anderes Tal hinab.

Wo der Platz es zulässt, säumen staubige, armselig wirkende Dörfer die Straße. Bei jedem Fahrzeug, das anhält, muss ich den Preis für die Weiterfahr aushandeln. Aber das sind Minimalbeträge. Mehr eine Geste… So kann ich wenigstens weiterlaufen, wenn eine größere Panne eintrifft. Oft helfe ich den Fahrern, einen Reifen zu flicken oder am öligen Motor zu schrauben. Wo mehr Raum ist, ist das Land bebaut. Grüne oder schon abgeerntete Felder ziehen sich dann keilförmig zwischen Berghang und Straße dahin, der obere Rand von einem Bewässerungskanal gesäumt. Wenn das Tal sich mal ganz weit öffnet, gleicht es dann einer Oase. Früchte und Gemüse im Überschuss werden neben der Straße angeboten oder warten auf einen Transporteur, der sie abholt. Gläser mit Tee und die Gebete der Fahrer rhythmen meinen Tagesablauf. Wenn ich irgendwo wartend auf meinem Rucksack sitze, werde ich oft von Kindern beobachtet, die Schafe oder Ziegen hüten. Sie sind scheu und kommen selten zu einem heran. Das ist angenehmer als in Stadtnähe, wo die Kinder schnell aufdringlich sind und einem Ärger machen können, wenn man zu lange dableibt.

Manchmal vergehen Stunden, manchmal ein halber Tag, bevor einer anhält. Zu laufen bringt nichts. Die Entfernungen sind einfach zu groß. Und in der Nähe einer Ansiedlung gibt es zu Trinken und zu essen. Manchmal bin ich nahe am Verzweifeln. Aber das bringt auch nichts. Irgendwann geht es wieder weiter. Das ist die Tramper-Regel. Je länger man gewartet hat, um so eher hält einer an! Und so auch dieses Mal: Ein uralter, klappriger Laster mit hohen, hölzernen Seitenwänden, fast wie ein ausrangierter Viehtransporter. Er stoppt, jemand springt herunter, wirft meinen Rucksack nach oben und hilft mir beim Aufsteigen. Als ich über die Klappe klettere, sehe ich auf der Pritsche so zwanzig Leute, Männlein, Weiblein und Kinder. Letztere sitzen auf dem Gepäck, das am vorderen Teil aufgestapelt ist. Alle sind bunt gekleidet, anders als die Türken, bei deren Kleidung Grau und Braun vorherrscht. Sie sind dunkelhäutiger als die Einheimischen, es sind Zigeuner. Das kann ja lustig werden, denke ich mir, nur gut auf meinen Rucksack aufpassen! Die Männer und Burschen sitzen auf der einen Seite, die Frauen und Mädchen gegenüber auf der anderen. Die Männer stellen mir Fragen. Natürlich verstehe ich nichts. Ebenso wenig wie sie Deutsch oder Englisch verstehen. Die beste Verständigungsart ist immer noch lächeln, wenn Worte nicht weiterhelfen.

Bald zieht jemand ein Zupfinstrument heraus und beginnt zu spielen. Die anderen fangen an zu singen. Als sie eine Pause machen, nehme ich meine Mundharmonika und spiele ein paar deutsche Lieder. Jetzt will jeder die Harmonika sehen und hineinblasen. Das gibt eine Menge falsche Töne und Gelächter. Ich habe Mühe, das vor Spucke triefende Teil zurück zubekommen. Dann machen sie wieder Musik. Der LKW springt und holpert röhrend bergauf. Ein paar Burschen fangen an zu tanzen. Der Laster hüpft durch die Schlaglöcher oder weicht im Zickzack den herumliegenden Felsen aus. Die Tänzer stolpern, purzeln zur Seite oder fallen auf die Sitzenden. Das steigert nur noch die Heiterkeit. Jemand gibt mir durch Zeichen zu verstehen, ich solle auch tanzen. Ich tue so, als verstünde ich nichts und bleibe sitzen. Da ergreifen zwei meine Hände und ziehen mich hoch und nun tanze ich doch, um auf den Beinen zu bleiben. Die Leute grölen, klatschen die Hände im Rhythmus der Musik. Hat mich jemand mit Absicht gestoßen, war es ein Ausweichmanöver des Mannes am Lenkrad, jedenfalls lande ich auf der Frauenseite, halb in den Schößen der dort Kauernden, halb auf dem Bretterboden des LKW. Die Frauen kreischen, wie mir vorkommt, nicht aus Empörung, und lachen. Nicht hingegen ein paar Burschen, die mich packen und hochzerren. Sie brüllen irgendwas, was ich nicht verstehe, aber ahnen kann. Sie sind wohl sauer, dass ich ihre Frauen berührt habe. Ich versuche, das Ganze als ein etwas übles Spiel zu sehen, lache, befreie mich aus ihren Griffen und setze mich wieder auf meinen Rucksack. Nach einer Weile flaut die Aggressivität der Männer ab, die Frauen schmunzeln noch hinter vorgehaltener Hand oder ihrem züchtig vor den Mund gehaltenen, dünnem Schleier. Doch die Heiterkeit von vorher ist dahin. Alle sitzen da, starren mich an und rauchen Zigaretten.

Ich fange an, ernstlich nachzudenken, wie ich hier wieder rauskomme. Denn mit ihnen in ihr Lager oder Dorf zu fahren, könnte bedenklich werden. Die Gelegenheit bietet sich nach einer Weile, als der LKW in einer kleinen Stadt an einer Tankstelle zum Stehen kommt. Alle, außer den Frauen, springen runter. Jemand klappt die Motorhaube auf, ein anderer verhandelt wohl über den Benzinpreis. Ich nutze das Durcheinander, schnappe meine Siebensachen und springe auf den Boden. Hände greifen nach mir, um mich zurück zu halten, sie sagen Arkadesch, Freund, und machen die entsprechende Geste. Doch muss ich mich mehr oder weniger losreißen, um in der Masse der Gaffer untertauchen zu können. Diesmal fühle ich mich in der Masse sicherer, und als mich ein Deutsch sprechender Kurde zum Cay einlädt, sage ich gerne zu und höre mir seinen Bericht von Gelsenkirchen an. Nach drei Tagen komme ich dann endlich nach Erzurum. Mein erster Gang führt zum Hauptpostamt, zum Schalter ‚Poste Restante‘.

Ein einziger Brief wartet dort auf mich. An der Schrift sehe ich, dass er von meiner Freundin ist. Ich schaue auf den Stempel. Er hat nur vier Tage gebraucht, um mich zu erreichen. Das ist ja schneller als ein Telefongespräch! Ich setze mich zu den öffentlichen Schreibern auf die Stufen, reiße ihn auf und mache mich ans Lesen. Ich traue meinen Augen kaum, hatte ich doch eher erwartet, dass sie schreibt, ich solle zurückkommen. Doch da steht, dass sie es sich reiflich überlegt hat, und doch mit mir nach Osten reisen will, und sie fragt, wo wir uns demnächst treffen könnten. Ich bin überglücklich. Doch habe ich keine besonders guten Erfahrungen mit dem Trampen hier im Orient gemacht, und außerdem sind die Fahrzeuge meist in einem dermaßen chaotischen Zustand, dass es an Tollkühnheit grenzt, in einen dieser rollenden Schrotthäufen einzusteigen. Meine spontane Idee ist, schnellstens zurück zu reisen, einen alten VW-Bus zu kaufen und mit diesem dann gemeinsam loszufahren. Ich studiere die Bustarife und Abfahrtszeiten nach Istanbul. Da fällt mein Blick auf einen Aushang: Dort steht, dass nach monatelangen Vergrößerungs- und Modernisierungs-arbeiten der Flughafen Erzurums ab morgen wieder in Betrieb ist und es zu diesem Anlass verbilligte Flüge in die ganze Türkei gäbe. Nichts wie hin und ein Ticket gekauft!

Am nächsten Vormittag finde ich mich am Flugplatz ein. Es steht nur ein einziges Flugzeug da, eine alte, zweimotorige Propellermaschine. Es herrscht ein enormes Gedränge. Aber nicht wegen irgendwelcher Eröffnungsfeierlichkeiten oder wegen der ungeduldigen Passagiere. Die Armee ist da und hat alles dreifach abgeriegelt! Es war wieder mal Ausnahmezustand ausgerufen worden, wegen aufständischen Kurden, die angeblich ein Attentat planten. Selbst das Flugzeug war von übereifrigen jungen Soldaten umzingelt, die Maschinenpistolen in den Händen, eine Zigarette im Mund. Auf der einen Seite des Apparates stand ein verbeulter Tanklaster, der durch einen langen Schlauch mit dem Flügel der wie sprungbereit stehenden Maschine verbunden war. Nach übergründlichen Gepäcks- und Leibeschecks ließ man die Passagiere tropfenweise durch die Absperrung und wir konnten die Gangway hochklettern. Endlich! Ich sah, wie mein Rucksack unten in den Bauch der Maschine geworfen wurde und stieg beruhigt ein.

Mein Platz war über dem Flügel. Das ist praktisch zum Aussteigen, dachte ich mir, wenn die Kiste notlanden muss… Ich ließ mich in den Sessel fallen, der eher einem Gartenstuhl oder bestenfalls einem 2CV-Sitz ähnelte und schaute dem Tankwart zu, der auf dem Flügel saß und genüsslich eine Zigarette rauchte. Den einen Fuß hatte er auf die unförmige Zapfpistole gelegt, um sie in der Tanköffnung im Flügel zu fixieren. Entsetzen durchzuckte mich! Und auch unten der LKW-Fahrer an der Pumpe, hielt in seinen schmierigen Händen eine Kippe, vergaß aber das Ziehen, weil er auf die Beine von ein paar Ausländerinnen stierte. Ich bemerkte, wie Bewegung in den am Boden liegenden Tankschlauch kam und schaute auf den Flügel. Wohl weil der Tank voll war, war dieser dem Spund und dem fachmännischen Fuß des Mechanikers entglitten und schlug wie ein losgelassener Gartenschlauch wild um sich, die Tragfläche, das Flugzeug und den Arbeiter mit seinem dicken Strahl übergießend. Dieser wachte aus seinen Betrachtungen auf und wollte das Schlauchende einfangen. Dabei glitt er auf dem glitschigen Flügel aus und sauste wie auf einer Rutschbahn samt spritzenden Schlauch auf den Boden. Inzwischen hatte der Tankwagenfahrer auch seinen Teil Kerosin abgekriegt, vergaß die Passagierinnen und schaltete die Pupe ab.