Die Rache der Moorhexe - Tina Charcoal Burner - E-Book

Die Rache der Moorhexe E-Book

Tina Charcoal Burner

0,0

Beschreibung

Irland - Provinz Connacht Caer ist eine dieser alten Bandrui aus vergangenen Zeiten. Ihr steht eine harte Prüfung bevor und sie gerät dauerhaft zwischen die Fronten der Anderwelt und ihren Wesen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 317

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zu dieser Reihe gehören

Die Tochter der Moorhexe

~ Das Vermächtnis ~

Band 1

ISBN 978-3-8482-2430-2

Chirons Fluch

~ Das verwunschene Dorf ~

Band 2

ISBN 978-3-7357-4257-5

Connemara - im Westen der Provinz Connacht

Ich stieg aus und schritt langsam auf das kleine eiserne Tor zu….

Irgendwie kam mir diese Szene bekannt vor.

Hatte ich gerade ein Dejavu-Erlebnis?

Was geschah hier?

Kopfschüttelnd beschritt ich die Allee, die zu diesem Cottage führen sollte.

»Gleich kommst du an den verwilderten Garten und siehst die Hütte. Die Tür hängt nur noch in einer Angel und die Scheiben der Fenster sind teilweise zersplittert«, wisperte mir eine innere Stimme zu.

Ich stockte im Laufen.

Komisch!

Als wenn ich alles schon einmal erlebt hätte. Ich sah dieses reparaturbedürftige, halb verfallene Cottage vor mir.

Urplötzlich bekam ich Kopfschmerzen und etliche Bilderfetzen erschienen vor meinen Augen.

Aufstöhnend setzte ich mich auf die Bank vor dem Haus, die mit Moos überwuchert war.

Was ging hier vor sich?

Das wiederum konnte ich nur von der Mutter meiner Freundin erfahren, die bisher ein Auge auf dieses Gebäude, während meiner jahrelangen Abwesenheit gehabt hatte.

Kurze Zeit später machte ich mich auf den Weg in die Stadt um auch einiges Werkzeug zu besorgen.

Freudig wurde ich von Mrs. Whitehead begrüßt.

Nach einem ausführlichen Gespräch und der Zusage für eine Arbeitstelle als Gesellschafterin, kam mir auch hier alles vertraut vor.

Auf der Heimfahrt nahm ich eine andere Strecke und konnte somit direkt mein Cottage anfahren.

Eigenartig!

Woher wusste ich das alles?

Meine Gedanken überschlugen sich.

Ich holte meinen Campingkocher aus dem Auto und versuchte es mir in der Hütte gemütlich zu machen.

Mein Schlafsack musste mir für die nächsten Tage genügen, bis ich mir die entsprechenden Möbel dazu besorgt hatte.

Völlig übermüdet schlief ich ein.

Die Nacht bescherte mir jede Menge Albträume und ich erwachte am Morgen völlig gerädert.

Mrs. Whitehead erschien kurz vor Mittag, brachte mir Verpflegung und Mr. Hunter mit, der mir die Haustür richtete und die Wasserpumpe und das Stromaggregat in Gang brachte.

„Caer, wir haben dir einige Möbelstücke mitgebracht, für die du sicher Verwendung hast.“

Ich dankte beiden und wieder hatte ich das Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben.

Tage später traf ich bei meinen Einkäufen auf Mrs.

Whitehead und diese teilte mir mit, eine angemessene Anstellung für mich gefunden zu haben.

„Caer, dein Arbeitgeber heißt Chiron O´Reilly und wohnt in einem uralten Anwesen. Du kannst jederzeit vorsprechen. Außerdem kannst du mich bei meinem Vornamen nennen. Ich bin Brigid.“

„Danke. Ich werde ihn heute Nachmittag aufsuchen und meine Aufwartung machen.“

Beschwingt stieg ich ins Auto und fuhr zurück.

Nachdem ich die Hälfte der Strecke hinter mir hatte, bekam ich erneut tierische Kopfschmerzen.

Ich hielt an und sah wieder Bilderfetzen vor meinen Augen.

Es erwischte mich so heftig, dass ich aus dem Auto steigen musste und mich übelst erbrach.

Was geschah mit mir? Was verdammt noch mal, war hier nicht richtig?

Brigid? Brigid? Dieser Name sagte mir etwas. War sie nicht umgebracht worden, als sie diese Kinder bei sich versteckte?

Kinder? Welche Kinder? Meine?

Völlig aufgelöst schaffte ich es bis in mein Cottage, legte mich hin und schlief auf der Stelle ein.

»Caer, wir Druiden grüßen dich und freuen uns, dass du wieder zurückgefunden hast. Du wirst in absehbarer Zeit deiner alten Bestimmung als Bandrui zugeführt und nach und nach werden deine Kräfte wieder vorhanden sein.« »Wer seid ihr? Was wollt ihr? Welche Bestimmung? Welche Kräfte?« «Geduld! Höre auf dein Inneres. « Ich schrak hoch. Was für ein eigenartiger Traum.

Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es an der Zeit war, bei meinem neuen Arbeitgeber zu erscheinen, um mich vorzustellen.

Ich machte mich frisch und fuhr los.

Mühelos fand ich die Straße zum Anwesen und als ich dieses erblickte, traf mich die Erkenntnis, dass ich bereits schon hier gewesen sein musste. Ich erinnerte mich plötzlich an verschiedene Details in und um das Gebäude. Verwirrt stieg ich aus und begab mich zur Tür.

Keine Klingel?

Nur dieser altmodische Türklopfer in Form eines Wolfkopfes, den ich nun betätigte.

Die dumpfen Schläge verhallten und niemand öffnete mir.

„Guten Tag! Kann ich ihnen behilflich sein?“, sprach mich eine Stimme an, die mir tief in meinem Innersten bekannt vorkam.

Ich wirbelte herum.

„Gestatten, Chiron O´Reilly. Mit wem habe ich das Vergnügen?“

„Angenehm. Caer Killarney. Mrs. Whitehead schickt mich“, stotterte ich vor mich hin.

„Kommen Sie doch herein.“

Kaum hatte ich die Schwelle überschritten, traf es mich völlig unvorbereitet und ich ging keuchend in die Knie.

Ich hatte eine Erinnerung.

O´Reilly half mir hoch und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei.

Ich nickte.

„Mr. O´Reilly? Können wir uns kurz unterhalten? Ich habe das Gefühl, ich war hier schon vor Ort.“

„Sie sind mir zwar unbekannt, aber ich höre mir ihr Anliegen gerne an.“

Ich lief an ihm vorbei in Richtung Küche.

O´Reilly gab einen erstaunten Laut von sich und folgte mir.

Ich nahm am Küchentisch Platz.

O´Reilly schaute mich an.

„Sagen Sie mal, Miss Killarney? Woher wussten Sie den Weg zur Küche?“

„Ich sagte ihnen doch schon, dass ich bereits hier war.

Ich habe in den letzten Nächten immer und immer wiederkehrende Albträume. Es dreht sich dauerhaft um Druiden, Kräfte und irgendwelche Bestimmungen, die ich wohl erhalten werde. Im Gebäude befindet sich auch ein Wintergarten mit einem ominösen Brunnen und im Obergeschoß ein Spiegel in die Anderwelt.

Können Sie mir etwas darüber sagen? Was geht hier vor?“, fragte ich ihn.

Er zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung, von was Sie sprechen“, warf er dann ein.

Es klingelte an der Haustür. Ich zuckte zusammen.

Mir fiel urplötzlich ein, dass es hier außer diesem Türklopfer, doch eine Klingel gab.

Ich musste lachen, während O´Reilly sich erhob und zur Tür eilte, um zu öffnen.

Er kam mit einem jüngeren Mann zurück, den ich sofort erkannte. Aus welchem Grund auch immer.

Ich sprang auf.

„Tom! Hallo, erkennst Du mich wieder?“

„Ja! Caer! Mein Gott, wie kommst Du denn hierher?

Endlich bist du zurück! Wie geht es Dir?“, rief er und drückte mich an sich.

Ich gab ein kurzes Statement ab, was in den letzten Tagen passiert war.

Auch an meine Erinnerung, und bestimmte Ereignisse, die nach und nach zurückkamen.

„Leider hat Chiron O´Reilly wohl keine Erinnerung mehr, an die Vorkommnisse. Er weiß nicht wer ich bin“, erklärte ich Tom.

Dieser drehte sich zu Chiron und durchbohrte ihn mit Blicken.

„Chiron! Hör auf damit! Wir waren uns doch einig.

Keine Lügen und Heimlichkeiten mehr, sobald Caer hier auftaucht und sich auch nur im Entferntesten an irgendetwas erinnern kann!“

Ich drehte mich ebenfalls um und schaute O´Reilly durchdringend an. In dessen Gesicht zuckte es mehr als verräterisch und er stand auf.

„Okay! Spielen wir eben mit offenen Karten. Herzlich Willkommen zurück, Caer! Auf ein neues Abenteuer!

An was kannst du dich noch erinnern?“

Ich stutzte.

„Ganz ehrlich, O´Reilly? An fast nichts! Ich bekomme immer bruchstückweise Erinnerungsfetzen und muss mir alles wie bei einem Puzzle, Stück für Stück, zusammensetzen. Gerade habe ich die Nächste. Der Name Chiron erinnert mich an ein Mischwesen der griechischen Mythologie. Ein Kentaur – halb Mensch - halb Pferd. Diese Antwort habe ich dir bereits schon einmal gegeben. Wir kennen uns und waren bereits beim Du und auch schon weiter. Warum lügst du?

Was soll das?“

„Bleib ruhig. Gut, ich werde dir jetzt helfen alles zu verstehen. Setz dich wieder. Du auch Tom. Wenn etwas für dich unverständlich erscheint, Caer, dann frag mich.“

Ich nickte und Chiron fing mit der Information an.

Nach gut einer Stunde, ergab alles einen Sinn für mich.

„Hast du soweit alles verstanden?“, fragte Chiron an mich gewandt.

Ich nickte und bat um ein Glas Wasser.

Während des Gespräches kam auch so langsam meine Erinnerung zurück.

„Wenn ich das alles richtig verstehe, sind oder waren wir ein Paar. Unsere Kinder befinden sich immer noch auf der anderen Seite. Ebenso dieser geheimnisvolle Chronoskop, der alles wieder ins rechte Lot bringen kann. Ich bin von Werwölfen ermordet worden und meine Überreste liegen auf deinem privaten Friedhof in der Nähe. Was ich nicht verstehe ist, dass ich nicht wiederauferstanden bin, nach den Bissen.“

„Doch! Du bist jetzt hier. Die Zeitschleife….. “

„Ich bin der Schlüssel zu all dem?“, hakte ich weiter nach.

Tom und Chiron nickten.

„Ja, immer noch!“

Ich schluckte und schlug meine Hände vors Gesicht.

Was würde auf mich zukommen? Ich hatte bereits schon soviel durchgemacht. Und was war mit Chiron?

Liebte er mich noch? Ich blickte ihn durchdringend an.

„Eine Frage habe ich an dich, Chiron. Wie stehst du zu mir? Liebst du mich noch oder bin ich wieder nur Mittel zum Zweck?“

„Caer, ich will ehrlich sein. Für den Moment kann ich dir keine Antwort darauf geben. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du hier jemals wieder auftauchst und dich erinnern kannst.“

„Nun, wenigstens bist du dieses eine Mal ehrlich zu mir. Sehen wir, wie sich alles weiterentwickelt. Kann ich solange hier wohnen bleiben? So muss ich nicht jeden Tag zwischen dem Cottage und dem Schloss hin und her fahren.“

Chiron nickte.

„Such dir ein Zimmer aus. Im Haus sind genügend vorhanden. Nur mein privates Schlafzimmer und dein früherer Raum sind für dich tabu.“

„Ich werde es mir wieder in der Bibliothek gemütlich machen, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast.

Das obere Zimmer wird wohl für mich weiterhin ein Sperrgebiet bleiben. Danke Chiron. Ich freue mich auf den Kamin und die gemeinsamen Abende.“

„Ja, der obere Raum bleibt für dich verschlossen. Aber sonst, mach nur. Kein Problem. Mich wundert nur, dass du Erinnerungen an unsere gemeinsamen Abende vor dem Kamin hast. So und nun werde ich für uns drei ein festliches Willkommensmahl zaubern. Wer von euch geht mir zur Hand?“, fragte er nach.

Tom hob die Handflächen.

„Ich bin da raus. Habe leider zwei linke Hände. Das wird nichts. Ich denke Caer kann das besser“, gab er zwinkernd in meine Richtung und verabschiedete sich fürs Erste.

In zwei Stunden wollte er wieder hier sein.

„Gut, bring den Rest der Jungs mit! Ich koche etwas mehr! Sie freuen sich sicher, Caer wieder zu sehen!“

„Geht klar!“, rief Tom zurück und verschwand.

Ich räusperte mich.

„Alles gut bei dir, Caer?“, fragte Chiron nach und ich nickte.

„Na, dann ran an die Kochtöpfe“, sprachs und teilte die Arbeit auf.

Unsere Zweisamkeit verlief stillschweigend und ich wünschte mir, Chiron wäre da etwas gesprächiger gewesen und hätte mir erzählt, wie es ihm in letzter Zeit ergangen war. Ich schaute ihn ein paar Mal von der Seite an und hoffte auf einen Anfang.

Nichts!

Chiron hatte wohl meine verstohlenen Blicke bemerkt und drehte sich zu mir.

„Was ist denn Caer? Bedrückt dich etwas? Frag wenn du etwas wissen möchtest.“

„Chiron, wie ist es dir eigentlich vor meinem erneuten Erscheinen ergangen. Du sprichst nicht darüber und es würde mich interessieren“, gab ich von mir.

„Gut ging es mir, Caer“, kam die einsilbige Antwort.

Ich fragte nicht weiter, denn so wie es aussah, wollte er nicht reden und er log. Er hatte sich nicht geändert.

Nachher würde ich Tom um etwas Aufklärung bitten.

Sichtlich enttäuscht, schnitt ich das Gemüse weiter.

Außerdem hatte ich mir mehr von Chiron erhofft.

Zumindest, dass er mich einmal umarmt hätte. Sein Empfang für mich, war äußerst kühl und distanziert gewesen.

Ich seufzte hörbar auf, erntete einen fragenden Blick von Chiron und widmete mich wieder dem Grünzeug.

Das Essen wurde pünktlich fertig und während ich den Tisch deckte, klingelte es an der Haustüre.

Chiron eilte hinaus um zu öffnen. Schon stürmte die ganze Bande herein und es gab ein riesiges Hallo. Die Jungs freuten sich, mich wieder zu sehen und drückten mich so fest, dass mir danach alles wehtat. Ich lachte und es wurde doch noch ein schöner Abend.

Zwischendurch bat ich Tom um ein Gespräch.

Wir gingen nach draußen, denn Chiron musste davon nichts mitbekommen.

„Tom, ich würde gerne etwas von dir wissen. Bitte sag die Wahrheit und schone mich nicht. Was genau, ist nach meinem Tod passiert?“

„Möchtest du es wirklich wissen, Caer?“

Ich nickte.

„Chiron versuchte alles um dich zu retten. Es kam zu einem Kampf zwischen ihm und den Wölfen, den er alleine nicht gewinnen konnte. Wir, seine Freunde sind leider zu spät dazu gekommen, konnten das Rudel aber töten. Als Chiron sich um dich kümmern wollte, lagst du bereits zu unseren Füßen und dein Blut war im ganzen Raum verteilt. Obwohl wir ihn baten, dass er deinen Kopf vom Rumpf trennte, wie bei den anderen Wölfen, weigerte er sich. Wir beschworen ihn, damit du nach deinem gewaltvollen Tod, nicht wieder auferstehen konntest, denn dies ist ein Fluch, der alle Werwölfe ereilt. Chiron setzte dich kurz nach deinem Ableben, als Abschiedsgeschenk für ein paar Stunden auf den freien Platz im Brunnen, den du so mochtest.

Später hielt Chiron mit uns abwechselnd drei Tage an deinem Totenbett Wache. Wir hofften und bangten, dass du dich nicht verwandeln würdest. Erst dann beerdigte er dich. Danach war er für Monate zu nichts zu gebrauchen. Er hoffte dich irgendwann wieder zu sehen. Nun bist du wieder hier.“

„Ich danke für deine ehrliche Information, Tom. Kein Wort zu Chiron. Sieht so aus, als wenn ihm doch noch etwas an mir liegt. Lass uns zurück ins Haus.“ Jetzt brauchte ich unbedingt einen Whiskey. Nur blieb es nicht bei einem.

Gegen Mitternacht verließen uns seine Freunde und ich hatte nach zuviel Alkoholgenuss einen heftigen Rausch.

Chiron schüttelte mit dem Kopf.

„Caer, mit dir nimmt es noch ein schlimmes Ende. Du bist ja total besoffen“, bemerkte er lachend.

„Na und? Ein schlimmes Ende hatte ich schon. Auf in die zweite Runde“, gab ich von mir, tänzelte an ihm vorbei und drückte ihm dabei einen schnellen Kuss auf den Mund.

Chiron wich erschrocken zurück.

„Verdammt! Caer lass das!“, brüllte er mich an.

„Warum?“, hakte ich nach.

„Darum!“, gab er zurück.

„Feigling!“, provozierte ich ihn, drehte mich um und verschwand in die Bibliothek.

Ich fiel noch im angezogenen Zustand auf die Couch und schlief kurz darauf ein.

Der darauf folgende Tag, bescherte mir heftige Kopfschmerzen. Mir war speiübel und mit einem Spurt ins Bad, wo ich mich übergab, konnte ich gerade noch ein Missgeschick in der Bibliothek verhindern.

Danach eilte ich in die Küche, wo bereits Chiron mit einem Frühstück auf mich wartete.

„Na? Wie hast du geschlafen? Wünsche wohl geruht zu haben“, kam es von Chiron.

„Danke“, gab ich einsilbig zurück und schenkte mir Kaffee ein.

In meinem Kopf dröhnte es, wie in einem Bergwerk und mit gierigen Schlucken, trank ich den Kaffee aus, was zur Folge hatte, dass ich erneut ins Bad rannte und mich übergeben musste.

„Scheint heute nicht dein Tag zu werden, Caer. Am Besten ist es, du legst dich für den Rest des Tages auf die Couch und schläfst deinen Rausch aus“; riet er mir.

Ich nickte und verzog mich wieder.

Gegen Mittag wurde ich durch ein leichtes Rütteln von Chiron geweckt.

Desorientiert sah ich mich um.

„Caer? Geht es dir gut? Du hast im Traum einige Male wie wild um dich geschlagen. Meine Bemühungen dich zu wecken blieben erfolglos.“

„Was? Außer das mir ziemlich flau im Magen ist und ich tierisches Kopfweh habe, kann ich mich an nichts erinnern.“

„Bist du dir sicher“, hakte er nach.

Ich nickte. Irgendetwas braute sich über unseren Köpfen zusammen. Da war ich mir absolut sicher. Die Vergangenheit versuchte mich schlagartig einzuholen.

Aufstöhnend sackte ich in mein Kissen zurück. Chiron fragte nach, ob ich etwas essen wollte und kam Minuten später mit einem Schälchen Suppe zurück.

„Bleib liegen Caer. Du kommst heute in den Genuss, von einem männlichen Wesen gefüttert zu werden.

Genieße es einfach“, gab er lachend von sich.

Ich grinste und ließ mich verwöhnen.

„War das lecker. Ich fühle mich schon besser. Ich könnte mich an die Art von Fütterung gewöhnen und mich gerne jeden Tag von dir verwöhnen lassen“, gab ich von mir.

Chiron grinste und dann kam eine Ansage, mit der ich nicht gerechnet hatte.

„Verwöhnen von mir? Nur beim Essen? Oder hattest du dabei noch einen Hintergedanken im Kopf?“, gab er von sich und schaute mich durchdringend an.

Ich wurde rot im Gesicht, blieb ihm eine Antwort darauf schuldig und legte mich zurück. Kurz darauf schien ich wieder eingenickt zu sein und bekam nicht mehr mit, dass er mich ganz zärtlich auf den Mund küsste.

Chiron räumte das Geschirr in die Spülmaschine und fing an, für das Abendessen einiges vorzubereiten.

Seine Gedanken schweiften immer wieder zu Caer und er musste an die Abende in der Vergangenheit denken.

Im Gegensatz zu ihr, hatte er die volle Erinnerung.

Plötzlich hörte er einen markerschütternden Schrei aus der Bibliothek.

Caer!

Er ließ alles Liegen und Stehen und rannte so schnell er konnte zu ihr.

Caer saß mit weit aufgerissenen Augen auf der Couch, schrie sich die Seele aus dem Leib und hörte auch nicht auf, als Chiron sie schüttelte.

„Verdammt! Caer! Wach auf! Du träumst nur!“

Langsam kam sie zu sich und verkrallte sich regelrecht in Chiron´s Körper. Sie zitterte und hyperventilierte so stark, dass er sie schützend in den Arm nahm, an sich drückte und ihr beruhigend über den Rücken strich.

Es vergingen einige Minuten, bis sie sich entspannte und ihn von sich schob.

„Caer? Bist du jetzt einigermaßen ansprechbar? Was ist passiert?“

Ich nickte und dann legte ich los.

„Mein Gott! Dieser Albtraum! Ich dachte, dass ich daraus nicht mehr aufwachen würde. Chiron, auf uns kommen einige unangenehme Geschichten zu. Ich durfte bereits einen Einblick nehmen. Es hängt mit diesem verfluchten Chronoskop zusammen. Solange die Vergangenheit nicht verschlossen wird, werden wir dauerhaft von den Wesen der Anderwelt auf unserer Ebene besucht werden. Bereits vorhin durfte ich Bekanntschaft mit »Manannan mac Lir« machen. Ich gebe dir eine Kurzfassung, um wen es sich handelt.

Manannan ist einer der bekanntesten irischen Götter.

Er ist ein Sohn des Meeresgottes Lir und der Vater von Mongan. Als Totengott herrscht er über Mag Mell. Gleichzeitig ist er auch der Herrscher über die Meere, jenseits des Landes der Jugend und der Inseln der Toten. Er wurde zum Hochkönig der Tuatha de Danaan, nachdem diese sich in die Andere Welt zurückgezogen hatten. Er lebt auf der Insel Emain Avalach. der Insel der Apfelbäume, von wo aus er sich auf Tir Tairngire, um die Götter kümmert. Diese umhüllt er mit einem Mantel, der sie unsichtbar macht, und richtet ihnen Festmähler aus, in denen er sie aus seinem stets gefüllten Kessel speist, der die Götter vor Alter und Verfall schützt. Schweine, die er abends schlachtet, stehen am nächsten Tag wieder unversehrt in ihren Ställen. Manannan ist ein Meister der Illusion und der Gaukeleien. Da die menschlichen Emotionen mit Wasser vergleichbar sind, also unberechenbar und immer in Bewegung, neigen die Menschen dazu, auf Lug und Trug herein zu fallen - auf Menschen, die sie herein legen, ebenso, wie auf das trügerische Wasser.

Manannan trägt einen weiten Mantel, der die Farbe ändern kann. Wenn es stürmte, sagt man, der zornige Manannan schreitet umher und wenn man ganz genau hinhört, kann man vielleicht sogar seinen Mantel im Wind flattern hören. Sein Schwert durchdringt jede Rüstung. Ursprünglich gehörten all diese Dinge Lugh.

Wie und wann sie in Manannan´s Besitz gelangten, ist nicht überliefert. Sein Thron steht auf der Isle of Man, wodurch die Insel ihren Namen bekam. Manannan ist im Besitz der Zwillinge und er tauscht sie nur gegen das Chronoskop und den Stein der Weisen. Als er mich vor die Tatsachen stellte verlor ich die Nerven.

Er drohte beide Kinder zu töten und setzte mir eine Frist. Wir haben nur noch drei Monate, um den Austausch vorzunehmen. Schaffen wir es nicht, sind die Kinder verloren. Ich werde froh sein, wenn ich alles hinter mir lassen kann, die Tore verschlossen sind und die Erinnerung endlich zur Vergangenheit zählt.

Er teilte mir noch folgendes mit….in Luna rea“, gab ich hysterisch von mir.

Chiron zuckte merklich zusammen.

„Weißt du, was….in Luna rea bedeutet und was dies für die Vergangenheit und Gegenwart heißt?“, gab er zu bedenken.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein Chiron, außerdem werde ich mich dann an all dies, sowieso nicht mehr erinnern. Also zerbreche ich mir nicht unnötig den Kopf darüber. Du weißt, dass ich nach meinem Tod, mehr oder weniger wieder zum Leben erweckt wurde. Es ist das Letzte, an das ich mich wieder erinnere oder erinnern darf. Zurzeit befinde ich mich im Stadium der Nekromantie. Es gibt fünf Arten davon. In welcher ich mich befinde, ist noch nicht abzusehen. Ich denke ich stehe auf zwei Stufen. Der Scyomantie und der Nekyomantie. In welche Richtung sich diese allerdings entwickeln, weiß selbst ich nicht. Die Druiden werden es entscheiden. Über dieses…..in Luna rea, werde ich mich noch ausgiebig erkundigen, oder weißt du, um was es da geht? Du bist vorhin sehr heftig zusammengezuckt.“

„Nein! Weiß ich nicht! Caer, obwohl du eine Bandrui bist, kannst du es nicht selbst bestimmen und dir selbst helfen?“, fragte er nach.

„Ich hätte schon die Macht. Nur darf ich es nicht.

Auch die Druiden besitzen einen Ehrencodex, der vieles zum Eigennutz verbietet und einen Verstoß sofort straft“, antwortete ich.

Chiron erhob sich und kündigte mir an, dass er in der Küche die Vorbereitungen zum Abendessen zu Ende bringen würde.

Ich nickte.

„In der Zwischenzeit werde ich mir eine kurze Dusche gönnen. Ich bin nach dem Albtraum völlig verschwitzt und muss mich dringend erfrischen. Sag mal, sind meine Kleidungsstücke noch vorhanden, oder hast du die bereits entsorgt?“, fragte ich nach.

„Alle noch da, wo du sie deponiert hattest.“

„Gut, dann werde ich mir meinen Bademantel und ein paar Handtücher holen. Ach, und später muss ich ein Gespräch mit dir führen. Am Besten nach dem Abendessen. Manannan mac Lir hat mir eine Nachricht hinterlassen, die uns beide angeht“, offerierte ich Chiron.

Er nickte, schaute mich mehr als durchringend an, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand in die Küche. Nachdenklich machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer.

Das kühle Nass erfrischte mich und ich stieg etwas erholt aus der Dusche. Zumindest war mir nicht mehr so schlecht und ich war für das anberaumte Gespräch mit Chiron gewappnet. Es würde sehr extrem werden und ob mir Chiron das erfüllte, was ich forderte, war noch fraglich. Mehr als nachdenklich zog ich meinen Bademantel an und machte mich auf den Weg in die Küche. Der Tisch war wie immer vorbildlich gedeckt und Chiron bat mich, dass ich mich setzte.

„Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich im Bademantel am Tisch erscheine“; fragte ich.

„Keineswegs. Fühl dich wie zuhause“, erhielt ich zur Antwort.

Während wir aßen, fragte ich nach, ob es Chiron etwas ausmachte, dass ich Tom und den Rest der Jungs, morgen früh zu einem Gespräch einlud. Ich erklärte ihm, dass sie indirekt in diesem Fall beteiligt waren und uns helfen mussten.

Er stimmte zu und rief bei Tom an. Dieser willigte ein und versprach den Rest der Bande für Morgen früh zusammenzutrommeln.

Ich atmete erleichtert auf.

So, dass war auch abgeklärt.

Nach dem gemeinsamen Essen, bat ich Chiron in die Bibliothek. Er folgte und machte es sich in einem der Ohrensessel bequem.

„Nun Caer? Was willst du genaueres mit mir wegen des Albtraumes besprechen? Und was haben Tom und die Anderen damit zu tun?“

„Eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll. Du musst noch einmal in dein anderes Haus und mir aus dem geheimen Raum, einige der geschützten Chroniken holen. In diesen steht wahrscheinlich, wo das Chronoskop zu finden ist. Ich hoffe du schlägst mir die Bitte nicht ab und unterstützt mich. Ich fange an, mich immer mehr zu erinnern, vielleicht fällt mir auch wieder ein, wo sich die Gegenstände befinden“, konfrontierte ich ihn, mit meinem Wissen.

Chiron stöhnte auf und erhob sich. Was dann folgte, brachte meine Gefühlswelt völlig durcheinander.

„Caer, ich hatte stark gehofft, dass du das mit den Chroniken nie in Erfahrung bringen würdest. Wir beide wissen, was es für uns bedeutet. Du wirst auf immer und ewig aus meinem Leben verschwinden und alles wird in Vergessenheit geraten. Ich möchte das nicht, da ich mich bereits zu sehr an dich gewöhnt habe. Caer, ich liebe dich über alles!“

Der letzte Satz klang wie ein Aufschrei.

Ich schluckte, sah Chiron völlig entgeistert an und sprang wütend auf.

„Verdammt! Chiron! Du willst mir doch nicht sagen, dass du die Geschichte mit den Chroniken bewusst im Verborgenen gehalten hast! Warum? Nur um mich nicht zu verlieren? Oder wieder einmal nur zu deinem Eigennutz, um dich zu retten! Ich sag dir jetzt eines.

Unter diesen Bedingungen vergessen wir alles und das Schicksal soll entscheiden. Mir reicht es, denn ich werde nicht noch einmal alles in diesem Umfang durchmachen, wie vorher!“, brüllte ich ihn an und wandte mich zum Gehen.

In diesem Augenblick flimmerte die Luft und ich hörte die Druiden sprechen.

» Caer! Verweile und überstürze jetzt nichts. Es wird alles gut. Vertraue uns und höre auf dein Herz und dein Inneres. « Ich sackte aufstöhnend in die Knie und sah aus den Augenwinkeln, wie Chiron auf mich zueilte, mich ganz vorsichtig nach oben und in seine Arme zog.

Ich ging auf Abwehr, drückte meine Hände gegen seinen muskulösen Brustkorb und spürte wie sein Herzschlag sich steigerte. Er zog mich noch fester an sich, bis mir fast die Luft ausging und überschüttete mich mit Küssen. Verzweifelt versuchte ich mich aus seinen Armen zu winden, was mir nicht gelang und dann war es um mich geschehen.

„Caer, du hast mir gefehlt“, gab er von sich und fuhr mit seinen Händen durch mein Haar.

Ich dachte nur noch, lieber bei einem Teufel bleiben, den man kennt, als sich mit einem Neuen zu befassen.

Deshalb ließ ich ihn gewähren Ich verschränkte meine Arme in seinem Nacken und küsste ihn sanft.

„Ich hab dich auch vermisst“, flüsterte ich.

Irgendwann versank ich wieder einmal im Strudel meiner Gefühle und landete mit ihm auf der Couch.

Während seine Lippen meine Schultern liebkosten, glitten seine Hände bereits meine Schenkel empor, die ich bereitwillig öffnete.

Ich umklammerte ihn, bog mich ihm entgegen und stöhnte erleichtert auf.

Chiron genoss die Zweisamkeit und nachdem Caer eingeschlafen war, deckte er sie zu und machte es sich im Ohrensessel gemütlich.

Der Morgen graute bereits, als ich erwachte.

Was gestern Nacht geschehen war, bereute ich nicht.

Allerdings war es in keiner Weise eingeplant und mehr oder weniger ein heftiger Gefühlsausbruch meiner Seite gewesen.

Genossen hatte ich Chirons Streicheleinheiten in vollen Zügen, bis zur Erschöpfung.

Ich sah mich um, erblickte ihn schnarchend auf einem der Sessel, stand auf, schlich zu ihm und hielt seine Nase zu. Verzweifelt schnappte er nach Luft und ich grinste vor mich hin. Als ich zur Tür eilte, wurde ich plötzlich gepackt und herumgerissen.

„Verdammtes Biest!“, gab Chiron lachend von sich und zog mich wieder an sich.

Da sich in seinen unteren Regionen bereits wieder etwas zu regen begann und ich eine Wiederholung zu vermeiden suchte, entwand ich mich ihm und rannte laut schreiend und lachend in die Vorhalle.

Chiron folgte mir und just in diesem Augenblick erschien Tom mit den Jungs.

Ich stoppte abrupt und Chiron lief voll auf mich auf.

„Autsch! Verflucht! Caer! Was soll das?“, hörte ich Chirons Stimme hinter mir.

Seine Kumpels starrten uns entsetzt an und brachen dann in schallendes Gelächter aus.

Ich wurde mir urplötzlich meiner Nacktheit bewusst und versank vor Scham bald im Erdboden. Nun war es leider zu spät und alle konnten mich bereits im Evaskostüm bewundern.

Chiron stellte sich vor mich um die Blicke auf sich zu lenken.

„Ups! Na, ihr beiden? Oha! Chiron! Haben wir euch bei den Spielchen Gewehr bei Fuß oder eher bei standhafter Zinnsoldat gestört? Falls ja, tut es uns sehr leid. Chiron, ich sollte, solange Caer hier weilt, die Türklingel und nicht den Haustürschlüssel nutzen“, meinte Tom.

Nach dieser Ansage konnte ich mich nicht mehr unter Kontrolle halten und fing schallend zu lachen an.

Chiron drehte sich leicht zu mir und sein Gesicht war krebsrot.

„Jungs, denkt alle was ihr wollt. Hoffentlich werdet ihr von meinem Anblick nicht blind. Jetzt wisst ihr, wie ich komplett ausgezogen aussehe. Ich für meinen Teil geh mich jetzt anziehen und erwarte von euch Kerlen zur Entschädigung ein herrliches Frühstück“, gab ich von mir.

Chiron stand immer noch wie versteinert vor mir.

Ich hieb ihm auf den Hintern, was die Meute erneut zum Sticheln veranlasste.

„Los, Chiron! Ab zum Anziehen, sonst erkältest du dich noch“, forderte ich ihn auf.

Knurrend folgte er mir in die Bibliothek, während alle anderen in die Küche verschwanden.

Schnell war er angezogen und folgte seinen Kumpels nach.

Kurze Zeit später betrat auch ich die Küche und hörte gerade noch, was Tom an Chiron weitergab.

„Wie war das doch gleich? Caer ist total verklemmt!

Ich denke nach dem heutigen Tag, dass eher du mehr als verklemmt bist. Caer hat diese prekäre Situation mit Bravour überspielt, im Gegensatz zu dir. Rot wie eine überreife Tomate hast du ausgesehen“, gab er von sich.

Alle lachten. Chiron fand dies allerdings nicht lustig und setzte sich schmollend an den Tisch.

Ich gesellte mich dazu und bedankte mich für das herrliche Frühstück.

Danach verzogen wir uns in das Arbeitszimmer und ich klärte alle auf, um was es ging. Die Blicke ruhten auf Chiron und jeder wartete auf seine Entscheidung.

Als keine Rückmeldung von ihm kam, stellte ich in zur Rede. Missbilligend sah er mich an.

„Caer, setz mich nicht wieder unter Druck!“, blaffte er.

Enttäuscht blickte ich ihn an und dann begannen seine Freunde zweideutig zu sticheln.

„Welcher Druck? Du bist diesen doch noch gar nicht losgeworden. Caer hatte noch keine reelle Chance bei dir Abhilfe zu schaffen“, gab Tom spontan von sich und grinste dreckig vor sich hin.

Ich versuchte ernst zu bleiben, was misslang und brach erneut in Gelächter aus, in das der Rest der Bande mit einstimmte.

Der Einzige, der wohl an diesem Morgen keinen Spaß verstand war Chiron.

Ein vernichtender Blick traf mich von seiner Seite.

Nach stundenlanger Diskussion, gab er klein bei und versprach, mir die Chroniken auszuhändigen.

Innerlich wusste ich jedoch, dass ich von ihm eine heftige Retourkutsche bekommen würde.

Ich schluckte und Chiron versprach mir die Chroniken morgen zu besorgen.

Tom und seine Kumpane verabschiedeten sich kurze Zeit später und dann war ich mit Chiron alleine, der mich für den Rest des Tages, keines Blickes mehr würdigte.

Ich ging ihm deshalb aus dem Weg, so gut ich konnte und dann fiel mir ein, dass ich mein eigenes Grab noch nicht besucht hatte. Schnell zog ich mich an und machte mich mit gemischten Gefühlen auf den Weg dorthin.

Nachdem ich die Reihen abgeschritten hatte, fand ich was ich suchte.

Wer hat schon die einmalige Gelegenheit, seine eigene Grabstätte zu besichtigen, dachte ich sarkastisch.

Der Grabstein war schlicht und einfach gehalten.

Plötzlich erschienen wiederholt Bilderfetzen vor mir, die mir die Szene zeigte, in denen mich die Werwölfin tödlich verletzte.

Ich sank in die Knie und brach kurz darauf in Tränen aus, als ich die unterste Zeile las.

Für ewig in Liebe, Chiron.

So fand er mich vor.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als das Sonnenlicht seinen Schatten auf mein Grab warf.

„Geht es dir gut?“, fragte Chiron.

Ich schüttelte den Kopf, erhob mich, rannte wie vom Teufel verfolgt zurück ins Haus und schloss mich in der Bibliothek ein.

Heulend warf ich mich auf die Couch.

Chiron klopfte mehrmals gegen die Tür.

Ich ignorierte es.

Gegen Abend trafen wir in der Küche aufeinander.

Ich setzte mir einen Tee auf und fragte Chiron, ob er auch einen wollte. Er nickte nur und vermied jeglichen Augenkontakt zu mir. Ich räusperte mich und wagte es ihn anzusprechen.

„Chiron, ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten von heute morgen bei dir entschuldigen. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Ich wollte dich in keiner Weise kompromittieren und auch nicht unter Druck setzen.

Die Angelegenheit muss aber geklärt werden. Es geht nicht anders. Danach hast du deine Ruhe vor mir, bis in alle Ewigkeit. Ist alles wieder okay zwischen uns?“,

hakte ich nach.

„Um des lieben Friedens Willen? Ja! Alles wieder gut.“

„Danke, Chiron. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Ich ziehe mich jetzt zurück. Schlaf gut.“

„Du auch“, gab er kurz von sich.

Er stand auf und verschwand in sein Arbeitszimmer.

Kurze Zeit später machte auch ich mich auf den Weg in die Bibliothek. Nach der ganzen Aufregung, war es mir nicht möglich gleich einzuschlafen. Ich nahm mir ein Buch aus dem Regal, machte es mir auf der Couch gemütlich, suchte nach dem Begriff…..in Luna rea und versuchte näheres darüber zu finden. Es gab ein Buch und dieses musste ich unbedingt finden. Irgendwann schien ich doch eingenickt zu sein und wurde durch eine leichte Berührung auf meiner Stirn geweckt.

Während ich meine Augen aufschlug, blickte ich direkt in die von Chiron, der mich gerade geküsst hatte. Er lächelte.

„Chiron! Was in Gottes Namen machst du da wieder?

„Die begonnene Situation von heute Morgen beenden.

Du weißt schon. Leider wurden wir ja von meinen Freunden daran gehindert.“

Jetzt kam also die Retourkutsche. Ich machte mich auf alles gefasst und versuchte einzulenken.

„Können wir das nicht verschieben, Chiron? Ich bin extrem müde und würde jetzt gerne weiterschlafen.

Außerdem weiß ich, was…. in Luna rea im weitesten Sinne bedeutet.“

„Ich bin auch müde, Caer. Nur habe ich noch zuviel Druck und es muss Abhilfe geschaffen werden.

Nach diesen Worten zog er meinen Kopf zu sich und küsste mich verlangend.

Bestimmend schob ich ihn von mir.

„Nein! Jetzt nicht!“

„Warum nicht?“

„Darum!“

Er lachte und versuchte es weiter.

„Ich möchte das jetzt nicht! Wie oft soll ich es noch erklären! Ich bin müde. Es würde weder dich, noch mich befriedigen und schon gar keinen Spaß machen.

Chiron, was bedeutet…..falscher Mond?“ Chiron ließ meinen Widerspruch nicht gelten und zog mich erneut an sich.

Ich wurde wütend und reagierte ziemlich fies.

„Nein! Chiron! Verdammt! Hörst du schlecht? Wenn du Druck ablassen willst, dann mach es dir selbst. Wir sind nicht in der Anderwelt, wo du mit mir machen kannst, was du möchtest“, gab ich von mir.

Chiron blickte mich entgeistert an.

„Caer bedenke bitte, nicht ich bin von dir abhängig, sondern du von mir. Kommst du mir nicht entgegen, dann kann ich es in deinem Fall auch nicht. Ich werde mir gut überlegen, ob ich deinem Wunsch nach den Chroniken nachkomme. Du weißt doch, eine Hand wäscht die andere“, gab er von sich.

Ich glaubte mich verhört zu haben. Jetzt wurden auch noch Bedingungen an mich gestellt. Was Chiron mit mir gerade abzog, fand ich nicht in Ordnung. Es stimmte mich nur traurig. Chirons machohafte Art, kam wieder einmal durch. Das war also der Dank dafür, was ich in der Vergangenheit alles auf mich genommen und zu seinen Gunsten ausgehalten hatte.

Ich sah ihm lange in die Augen und dann kamen mir die Tränen.

„Ach, jetzt versucht man mich zu erpressen. Okay, dann ist wohl alles zwischen uns geklärt. Geh du deinen Weg weiter und ich den meinen. Belassen wir alles beim Alten und warten wir ab, was für neue Überraschungen uns erwarten. Ich verschwinde und dann hast du dein eigenes Leben wieder. Weißt du Chiron, wenn du mich angeblich so sehr liebst, hättest du nicht so einen Aufstand veranstaltet. Eines möchte ich dir mit auf den Weg geben. Meine Erinnerung und einige meiner Kräfte sind seit gestern wieder aktiv. Im Gegensatz zu dir, werde ich mich sehr gut zu schützen wissen und es diesmal auch für mich nutzen. Ich pfeife komplett auf diesen Ehrenkodex, auch wenn ich dadurch meine Kräfte verlieren sollte. Er bringt mir nichts. So, nun werde ich den Wintergarten aufsuchen und mir etwas Inspiration am Brunnen, wie ich alles lösen kann, holen. Ich bin immer noch nicht am Ende dieser Geschichte angekommen“, blaffte ich ihn an.

Chiron lachte kurz auf, bevor er den Raum verließ.

„Du bist das Ende der Geschichte, Caer. Vergiss das nicht“, entgegnete er mir.

Kurze Zeit später folgte ich. Eine eigenartige Stille, die schon eher bedrückend wirkte, umfing mich und ich lief Richtung Wintergarten.

Plötzlich hörte ich einen monotonen Sprechgesang.

Chiron! Er versuchte mir den Weg zum Brunnen, wie schon einmal, durch eine Schutzmauer zu versperren.

Diesmal nicht, dachte ich bei mir. Ich rannte los um ihn daran zu hindern.

Chiron musste mich wohl aus den Augenwinkeln bemerkt haben und drehte sich zu mir um.

„Caer, verschwinde. Ich werde es mit allen Mitteln zu vereiteln wissen, dass du hier durch kommst.“

„Chiron, hör auf damit! Wenn du mir nicht dabei helfen willst, dann lass mich alleine entscheiden, wie ich alles aufklären und lösen kann. Geh mir aus dem Weg oder ich vergesse mich!“, schrie ich, während ich auf ihn zueilte und auf ihn einschlug.

Mit lässigen Bewegungen, wich er meinen Attacken aus und lachte.

Meine Wut steigerte sich, was er mir wohl ansah.

„Caer, bitte! Hör auf damit! Du tust dir unnötig weh.“

Mir fiel der Spiegel im ersten Stock ein.

Nun gut, wenn nicht hier, dann oben. Ich musste es eben durch die Anderwelt versuchen.

Vielleicht hatte ich da eine bessere Chance um an mein Ziel zu kommen.

Ich war auch näher an den Druiden und konnte somit besser Kontakt zu ihnen aufnehmen Ich blickte Chiron an und hörte mit meiner Aktion gegen ihn auf.

„Braves Mädchen“, gab er lachend von sich.

„Gut, dann eben anders“, zischte ich.

Ich wandte mich von ihm ab.

Überraschend rannte ich los in Richtung Treppe, um in das obere Stockwerk zu gelangen.

Hinter mir hörte ich einen erstaunten Aufschrei und dann jagte Chiron hinter mir her.

„Caer! Bleib sofort stehen! Tu es nicht! Du stürzt uns alle damit ins Verderben. Ein heftiges Unglück wird geschehen und wir werden elendig sterben!“

„Werden wir so oder so, nachdem du mir die absolute Hilfe durch die Chroniken verweigerst. Verpiss dich einfach!“, brüllte ich in seine Richtung.

Ich hatte einfach genug von ihm und würde handeln, wie ich es für ersichtlich hielt.

Kurz geriet ich ins Straucheln, was mich Sekunden an Vorsprung kostete und hatte dann die Tür in mein vorheriges Zimmer erreicht. Hoffentlich war es nicht von Chiron verschlossen worden. Ich drückte die Klinke und wurde prompt ausgebremst. Der Schwung war zu groß gewesen und ich knallte krachend mit meinem Kopf dagegen. Ich schrie auf und spürte, wie mir das Blut über Stirn, Augen und in den Mund lief.

Verflucht!

Inzwischen hatte Chiron mich fast erreicht und mir wurde klar, dass ich nun handeln musste, ohne weitere Rücksicht auf Verluste.