Dunkle Schatten der Liebe - Tina Charcoal Burner - E-Book

Dunkle Schatten der Liebe E-Book

Tina Charcoal Burner

0,0
7,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Erotische Beziehungskiste Nach einem tragischen Unfall wacht Kim nach 5 Monaten Koma im Krankenhaus auf und stellt fest, dass sie die nächste Zeit im Rollstuhl verbringen muss. Nach ihrer Ankunft im Appartement kommt es zu Eskalationen zwischen den besten Freunden Bill und Miles. Kim lässt sich von Miles überreden vorerst bis zur Genesung in seinem Schloss mit den gemeinsamen Kindern zu bleiben. Sie verfällt Miles Liebesschwüren erneut und wird somit zum Spielball seiner Launen. Kim kommt hinter ein Geheimnis und muss feststellen, dass sie erneut ein Kind von Miles erwartet. Kann sie ihm endlich vertrauen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 401

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern, dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt

Erster Teil

Verloren im Seelenschmerz

ISBN 978-3-8391-8717-3

Was bisher geschah……………………

Kim Webster, Innenarchitektin und Single, flieht nach einer gescheiterten Beziehung nach Irland. Hier verliebt sie sich in Lord Miles of Raven.

Ein harmloser Anfang, der sich steigert und irgendwann das wahre Gesicht von Miles und dessen Unbeherrschtheit und Brutalität gegenüber Kim zum Vorschein bringt.

Unentschlossenheit, Hass und Liebe wechseln ab.

Dann eskaliert es zwischen den Beiden.

Weil Kim ihm nicht die komplette Zuneigung, die er sich erhofft hat, entgegenbringt und seine Eifersucht anstachelt, vergewaltigt er sie aus Rache.

Kim flüchtet, stellt nach Monaten fest, dass sie von Miles schwanger ist und bringt Zwillinge zur Welt.

Auf der Suche nach Geborgenheit gerät sie wieder in seine Fänge und verstrickt sich in gefährliche Abhängigkeiten.

Sie wird erneut zum Spielball seiner Gefühle, in denen Trixi und Helen eine brisante Rolle spielen.

Ob beide zueinander finden, entscheidet sich auf einem Silvesterball, zu dem Kim von Miles eingeladen wird.

Miles macht Kim einen überraschenden Heiratsantrag. Sie hat allerdings Bedenken und verlässt überstürzt die Feier mit Miles bestem Freund……Bill.

Das Taxi fuhr vor.

Bill zahlte, stieg aus und half mir aus dem Wagen. Nach meiner schweren Entscheidung, Miles noch in dieser Nacht zu verlassen, war ich mit meinen Nerven und Kräften am Ende. Völlig in Tränen aufgelöst, realisierte ich im Nachhinein, dass wir uns vor Bills Villa befanden, die ich heute zum ersten Mal betrat. Irgendwie schien in meinem bisherigen Leben alles an mir vorbeigelaufen zu sein. Anscheinend hatte ich mich zu sehr auf Miles konzentriert und vergessen, dass es noch etwas anderes gab. Bill hakte sich unter, lotste mich in Richtung Eingang, schloss auf und schob mich hinein. Willenlos ließ ich mich von ihm ins Wohnzimmer schleifen und Bill drückte mich auf einen der Sessel. Ich war emotional völlig leer, stierte nur vor mich hin und sah durch die Tränenflut alles verschwommen. Bill verließ kurz den Raum und kam mit einem Glas Whisky wieder zurück, den er mir schluckweise einflösste. Ich hustete und drückte Bills Hand mit dem Glas zur Seite. Das Getränk brannte mir fast die Speiseröhre aus und ich kam langsam in die Wirklichkeit zurück. Bill setzte sich mir gegenüber.

„In diesem Zustand ist es besser, wenn du nicht nach Hause fährst. Du kannst heute Nacht hier bei mir im Gästezimmer schlafen und morgen sieht die Welt auch gleich wieder anders aus. Hast du gehört Kim?“

Gedankenlos nickte ich vor mich hin und Bill erhob sich, um das Gästezimmer vorzubereiten. Inzwischen ließ ich den Abend Revue passieren. Hoffentlich hatte ich nicht einen folgenschweren Fehler begangen und somit Miles endgültig verloren. Ich hasste mich für das, was ich vorhin mit ihm veranstaltet hatte. Ich war mir jedoch sicher, dass ich ihn nur so, entgültig zur Vernunft bringen konnte.

Aus dem Ende wird bekanntlich oft ein neuer Anfang. Irgendetwas in dieser Beziehung war völlig aus den Rudern gelaufen und ich kam zu keinem logischen Ergebnis warum. Mir wurde klar, dass ich Miles über alles liebte und nichts sehnlicher wünschte, als ihn bald an meiner Seite zu wissen. Würde er nach diesem Vorfall zu Helen zurückkehren oder doch versuchen mich wiederzugewinnen? Ich durfte gar nicht daran denken, dass er in Erwägung zog, Helen doch noch zu heiraten. Dieser Gedanke trieb mir schon wieder die Tränen in die Augen und machte mich wahnsinnig. Ich ergriff das Whiskyglas, leerte es mit einem Schluck, wollte mehr, stand auf, machte mich auf die Suche nach der Küche, fand diese und holte die halbvolle Whiskyflasche vom Küchentisch. Ich nahm sie mit ins Wohnzimmer, setzte mich wieder in den Sessel, lehnte mich zurück, schloss meine Augen und trank die halbe Flasche mit einem Zug fast vollständig leer. Das Zeug rann meine Speiseröhre hinunter und verbreitete eine wohltuende Wärme in meinem Magen. Ich setzte ab, schüttelte mich und bemerkte sofort die Wirkung des Alkohols, da ich so gut wie nichts auf dieser Feier an Essbarem zu mir genommen hatte. Mir wurde ganz leicht, ich fühlte mich losgelöst, hatte das Gefühl, dass mir keiner mehr was konnte und nach kurzer Zeit wurde ich unwahrscheinlich müde. Mir fielen ständig die Augen zu und ich versuchte zwanghaft wach zu bleiben, was mir nur schwer gelang.

„Kim?“, wie aus weiter Ferne hörte ich Bill meinen Namen rufen.

Er riss mir die Flasche aus der Hand, fluchte vor sich hin und ich hörte, wie er sie mit Nachdruck auf den Wohnzimmertisch knallte. Bill schüttelte mich, ich ignorierte es, denn ich hatte absolut keine Lust mir eine Strafpredigt anzuhören. Nachdem ich überhaupt nicht reagierte, hob er mich hoch und trug mich ins Gästezimmer. Bei dieser Aktion hatte ich das Gefühl zu schweben. Ich öffnete kurz meine Augen, sah Bill an, musste auflachen und hielt mir prustend die Hand vor den Mund. Nachdenklich schaute er mich von der Seite her an.

„Verdammt! Kim! Du bist ja komplett besoffen und morgen nicht ansprechbar. Durch deine ewige Sauferei kannst du deine Probleme auch nicht auf Dauer kompensieren.“

Er legte mich auf das Bett, setzte sich neben mich, schaute mir sehr lange und intensiv in die Augen und schüttelte den Kopf. Ich hielt seinem Blick stand und hatte das Gefühl, von ihm hypnotisiert zu werden, genau wie es mir immer bei Miles passierte. Bill strich mit seiner Hand über mein Gesicht, hauchte mir einen zärtlichen Kuss auf den Mund und fixierte mich weiterhin. Obwohl ich angetrunken war, stimmte mich irgendetwas in Bills Augen nachdenklich. Hier passte etwas ganz und gar nicht zusammen. In dem Blick von Bill lag etwas Sehnsüchtiges, was ich nicht einzuordnen wusste. Da wurde es mir schlagartig klar. Bill war gar nicht schwul, denn so konnte nur ein Mann eine Frau ansehen mit einer heterosexuellen Veranlagung. Er schien nur wegen Miles so eine Show abgezogen zu haben, damit ich nicht verwirrter wurde. Ich stöhnte nach dieser Erkenntnis auf. Ein Blick von mir in seine Augen und Bill hatte verstanden, dass ich alles wusste. Er erhob sich, drehte sich um und wollte aus dem Raum gehen. Ich stand ebenfalls auf und hielt ihn am Arm zurück.

„Bill? Ich weiß Bescheid und nun erkläre mir bitte um Himmels Willen, das Warum“, bat ich ihn.

Er senkte seinen Blick, begleitete mich wieder mit ins Wohnzimmer und setzte sich mir gegenüber.

„Mein Gott! Kim ich weiß auch nicht wo ich anfangen soll“, sagte er verzweifelt.

„Am Anfang Bill, ganz einfach“, antwortete ich.

„Kim, ich wollte dir die Sehnsucht nach Miles nicht nehmen, mich nicht zwischen euch drängen und den Kindern den Vater streitig machen. An dem Abend, als ich dir erzählte, dass ich schwul bin, ist mir bewusst geworden, dass ich dich nun entgültig an ihn verloren habe. Dein Geständnis, dass ich der bessere Vater für die Kinder bin, hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Das Schauspiel was wir vor Miles abzogen, ging mir sehr nahe, hat mir sehr wehgetan und Überwindung gekostet durchzuhalten. Vor allen Dingen, als du mich dann auch noch so intensiv geküsst hast, da wollte ich alles aufklären. Am heutigen Abend habe ich mich ja vor Miles als homosexuell geoutet, obwohl es nicht der Wahrheit entspricht. Ich hatte dein glückliches Gesicht gesehen und mir wurde klar, was da gerade gelaufen war. Ich will dir Miles nicht rauben, Kim. Ich habe begriffen, dass ihr beide auf ewig zusammen gehört“, erklärte sich Bill.

Ich schaute Bill verständnislos an, schüttelte meinen Kopf und wurde plötzlich wütend. Ich sprang auf und eilte auf ihn zu.

„Verflucht noch einmal“, schrie ich ihn an und schlug mit meinen Fäusten auf seine Brust ein, „was glaubt ihr beiden eigentlich mit mir zu veranstalten. Du bist genauso ein fieser Kerl wie Miles und ihr benutzt mich beide, um mit mir und meinen Gefühlen zu spielen. Kann ich denn nie zur Ruhe kommen? Ich halte diese Situation nicht mehr lange aus. Dieser unaufgeklärte Zustand mit Miles und dir macht mich langsam irre.

Wenn dieses verdammte Spiel weiter geht, schnappe ich mir die Kinder und verschwinde nach Deutschland zurück.“

Bill versuchte mich zu beruhigen, machte aber alles noch schlimmer. Ich rastete aus, eilte zur Tür und wollte nach seinem Geständnis nur noch nach Hause. Bill versuchte mich davon abzuhalten und lief hinter mir her. Ich riss die Haustür auf, rannte nach draußen mit dem Gedanken, nur weg von hier. Eiskalte Luft schlug mir entgegen, der Alkohol gab mir dann doch den Rest und ich realisierte im gleichen Augenblick, dass ich keine Schuhe trug und es wieder schneite. Ich hörte einen entsetzten Aufschrei hinter mir, drehte mich erschrocken in Bills Richtung, verspürte einen heftigen Aufprall, gefolgt von kreischenden Bremsen. Mir wurde kurz schwarz vor Augen und dann schlug ich hart auf.

Das erste was ich benommen wahrnahm, war Bill, der neben mir kniete und mich anbrüllte, dass ich auf keinen Fall einschlafen durfte. Verzweifelt hörte ich ihn wiederholt meinen Namen rufen, verlor zeitweise die Orientierung und Besinnung. Verschwommen und wie aus weiter Ferne registrierte ich irgendwann das Heulen einer Sirene. Hektisches Treiben herrschte um mich herum, ich konnte meinen Körper nicht mehr spüren und dachte, Kim das war es nun endgültig und was wird nun aus den Kindern. Ich sah noch kurz in Bills Gesicht, hörte mich etwas sagen und dann wurde es zapfenduster.

Nervendes Piepsen weckte mich und ich schlug meine Augen auf. Ich befand mich in einem hellen Raum und blickte mich etwas verstört um. Wo war ich? Was war passiert? Langsam kam meine Erinnerung zurück und ich konnte bruchstückweise nachvollziehen, was geschehen war. So wie es aussah, hatte ich einen Unfall und lag nun hier im Krankenhaus. Warum ich allerdings an die ganzen Geräte angeschlossen war, wurde mir erst nach und nach bewusst. Ich lag auf der Intensivstation. Meine Kinder, schoss es mir durch den Kopf. Wie lange lag ich hier schon? Gleichzeitig stellte ich fest, dass ich eine Atemmaske auf dem Gesicht hatte. Ich bekam die Panik, dachte an Flucht und riss mir das Teil entnervt vom Gesicht. Das hatte zur Folge, dass etliche Geräte einen langgezogenen Dauerton von sich gaben. In sekundenschnelle stand eine Krankenschwester im Zimmer und versuchte mir die Maske wieder ins Gesicht zu drücken. Ich schlug panisch um mich und die Schwester informierte den Arzt. Dieser versuchte mich zu beruhigen und hatte einige Mühe damit. Einen Erfolg konnte er nicht erzielen, da ich völlig hysterisch reagierte und immer wieder versuchte verzweifelt aufzustehen, was mir einfach nicht gelang. Als alles Gute zureden nichts nutzte, setzte der Arzt eine Spritze und ich bekam nur noch mit, dass ich langsam wieder einschlief. Bitte nicht, dachte ich noch verzweifelt und schon war ich wieder im Land der Träume versunken.

Nach dem erneuten Aufwachen versuchte ich die Lage zu sondieren, wollte erneut aufstehen und schaffte es wieder nicht. Warum verdammt noch mal konnte ich meine Beine nicht bewegen. Zwischenzeitlich wurde ich von meinen Gedankengängen abgelenkt, da der Stationsarzt noch einmal bei mir vorbeischaute.

„Willkommen zurück, Miss Webster. Kann ich nun in Ruhe ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit ihnen führen?“

Ich nickte.

„Wie fühlen sie sich?“, fragte er nach.

„Den Umständen entsprechend, gut“, bestätigte ich ihm. „Was ist eigentlich passiert? Ich kann mich nur noch an Bruchstücke erinnern.“

Der Doktor räusperte sich.

„Nun, Miss Webster. Sie wurden frontal und mit Wucht von einem herannahenden Auto erfasst. Man hat sie mit inneren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Nach einem Herzstillstand reanimiert, dann operiert und unter Koma gesetzt. Gestern sind sie wieder von selbst erwacht und ihre Körperfunktionen haben angefangen sich von selbst zu stabilisieren, womit man eigentlich nicht mehr gerechnet hatte.“

Ich schluckte und er erklärte dann auf Nachfrage, was man genau mit mir nach dem Unfall veranstaltet hatte. „Also, die Erstversorgung eines Polytraumatisierten, wird nach standardisierten Vorgehensweisen, wie etwa dem ATLS-Konzept vorgenommen.“

Ich schaute den Arzt entsetzt ins Gesicht und verstand fast gar nichts von dem, was er mir gerade erzählt hatte.

„Würden sie mir bitte erklären, was für eine Operation bei mir gemacht wurde?“, fragte ich genervt nach.

„Sie haben durch den Aufprall einen Milzriss erlitten und müssen sich aber keine unnötigen Sorgen machen. Obwohl die Milz wichtige Funktionen innehat, ist sie kein überlebenswichtiges Organ in dem Sinn. Wenn die Milz verletzt wird und wegen der dünnen Kapsel platzt, ist es jedoch zwingend notwendig, aufgrund der starken Durchblutung, sie zu entfernen. Die Aufgaben der Milz werden von der Leber und anderen Organen übernommen, wobei man anfälliger für Infekte sein kann“, bekam ich als Rückantwort.

Ich atmete heftig aus.

„Wie lange war ich in Koma?“, hakte ich nach.

„Seit fünf Monaten haben sie vor sich hingedämmert“, erklärte er mir.

Seine ernüchternde Antwort raubte mir fast den Verstand. Oh Gott, schoss es mir durch den Kopf, ich hatte den ersten Geburtstag meiner Zwillinge verpasst. Ich schluckte.

„Hat sich denn irgendjemand inzwischen hier blicken lassen?“

Der Doktor nickte mit dem Kopf.

„Ja, keine Sorge. Hier waren täglich zwei Herren und haben sie abwechselnd besucht. Tag und Nacht sind beide neben ihnen am Bett gesessen und haben Wache gehalten. Sie haben gebangt, gebetet und gehofft, dass sie wieder aufwachen würden. Nach einem Monat sind sie dann nur noch sporadisch erschienen, was auch vernünftig war. Gestern, kurz bevor sie aufwachten, ist wieder einer der beiden hier gewesen und hat sich wie immer mit ihnen unterhalten.“

Ich starrte den Arzt lange an.

„Warum kann ich meine Beine nicht bewegen?“, fragte ich vorsichtig nach.

„Sie sind seit diesem tragischen Unfall, ab der Hüfte gelähmt“, kam die vernichtende Antwort.

Ich schrie erschrocken auf.

„Stopp! Bevor sie sich unnötig aufregen, kann ich ihnen versprechen, dass sie deshalb nicht beunruhigt sein müssen“, erklärte er weiter. „Dieser Zustand wird nicht für immer sein. Bei der Routineuntersuchung und den anschließenden Röntgenaufnahmen hat man keine erkennbaren Wirbelverletzungen in dem Sinne festgestellt. Bei ihnen handelt es sich definitiv um ein psychisches Problem, ausgelöst durch ein Trauma. Also, einfach ausgedrückt, sie wollen aus irgendeinem Grund nicht laufen und verweigern sich deshalb.“

Ich schlug die Hände vors Gesicht und heulte. Der Arzt ließ mich gewähren.

„Nur zu. Das ist im Moment wohl das Beste, um den Schock zu überwinden. Außerdem habe ich vorhin beide Herren benachrichtigt, dass sie erwacht sind. Sie befinden sich bereits auf dem Weg hierher.“

„Ich danke ihnen“, gab ich von mir und schluckte.

Nachdem der Arzt das Zimmer wieder verlassen hatte, machte ich mir Gedanken in wie weit sich mein Leben nun gestalten würde. Ich dachte an meine Kids und musste wieder heulen. Was würde aus ihnen werden und vor allen Dingen, in wessen Obhut befanden sie sich zurzeit. Ich hoffte und bangte, dass Miles sich nicht für Helen entschieden hatte und sie sich mit ihm gemeinsam um unsere Kinder gekümmert hatte. Allein der Gedanke, steigerte sich für mich ins Unerträgliche. Ich schlug wütend auf meine Bettdecke ein. Tausend Fragen schwirrten mir durch den Kopf, die nur Miles beantworten konnten.

„ Bill, du verdammter Idiot, warum hast du dich nicht eher geoutet und mir Deine Liebe gestanden. Miles, du bist auch nicht unschuldig an meinem Schicksal. Es hätte nicht so weit kommen müssen, dass ich nun hier lag und auf die Hilfe anderer angewiesen sein musste“, flüsterte ich vor mich hin.

Ich versuchte meine Beine wieder zu bewegen, aber die Anstrengungen waren vergeblich. Warum nur blockierte mein Gehirn und verweigerte mir das Gehen? Ich schloss aufstöhnend meine Augen und wusste insgeheim wieso ich mich in diesem Zustand befand. Ich verfluchte erneut den Tag, an dem ich mit Miles am Taxi zusammengestoßen war. Noch immer erschöpft von den ganzen Ereignissen, schlief ich ein. Ich hatte die wirrsten und verrücktesten Träume. Ein Räuspern an meinem Bett ließ mich hochschrecken. Ich schlug meine Augen auf und sah Miles und Bill vor meinem Bett stehen. Ich musste auflachen und die Beiden schauten sich erstaunt an.

„Na Kim, dir geht es anscheinend doch schon wieder recht gut, wenn du bei unserem Anblick wieder lachen kannst“, meinte Miles.

Ich reichte ihnen meine Hände. Bill grinste wie immer nur vor sich hin.

„Hallo, ihr beiden. Ich freue mich riesig euch wieder sehen zu dürfen. Es schien nicht gerade rosig um mich gestanden zu haben. Anscheinend bin ich dem Teufel noch einmal von der Schippe gehüpft.“

Zaghaft drückte jeder von ihnen meine Hand. Beide standen da, wie bestellt und nicht abgeholt und ich forderte sie zum Sitzen auf. Dankend nahmen sie an. Schweigen herrschte vor und ich brach es indem ich mir erzählen ließ, wie es den Zwillingen ginge und warum sie nicht dabei waren. Bill räusperte sich.

„Der Arzt hat für den Nachmittag angeordnet, dass du auf die normale Station in ein Einzelzimmer verlegt wirst. Es besteht zum Glück keine ernsthafte Gefahr mehr für dich“, informierte er mich.

„Somit steht einem Besuch der Zwillinge nichts mehr im Wege. Bill und ich kommen mit Zoe und Wesley morgen vorbei“, ergänzte Miles.

Ich freute mich wie ein kleines Kind und versuchte aufzustehen, als mir einfiel, dass ich das im Augenblick nicht mehr konnte. Ich sackte zurück und mir traten die Tränen in die Augen. Miles und Bill schauten sich gegenseitig an.

„Kim? Weißt du überhaupt, wie man mit dir nach dem Unfall verfahren ist?“, fragte Miles vorsichtig nach.

Ich nickte.

„Der Arzt hat mir alles erklärt. Ich werde versuchen, so schnell wie möglich wieder Laufen zu können. So leicht gebe ich mich nicht geschlagen. Bill, erzähle mir bitte noch einmal genau, was passiert ist“, forderte ich ihn auf.

„Du bist sturzbetrunken aus der Wohnung gelaufen und ich habe nur aus den Augenwinkeln gesehen, wie ein Auto auf dich zuraste. Dem Fahrer ist es trotz Ausweichmanöver nicht gelungen dich zu verschonen. Die Wetterverhältnisse waren einfach zu schlecht. Ich habe zusehen müssen, wie du vom Fahrzeug erfasst wurdest. Der Aufprall auf die Kühlerhaube und der Freiflug von dir, waren so heftig gewesen, dass ich davon ausgegangen bin, dass du es nicht überlebt hast. Verzweifelt versuchte ich dich wach zu halten, was mir nur schwer gelang. Aus der Ferne hörte ich erleichtert die Sirene des Krankenwagens und es ist wirklich um Sekunden gegangen. Du hattest kurz darauf im Krankenwagen einen Herzstillstand und musstest reanimiert werden. Ich bin dann im Sanka mitgefahren und vor Angst beinahe wahnsinnig geworden. Man hatte alles versucht um dich halbwegs lebend ins Krankenhaus zu bringen. Das war äußerst schwierig, da bei dir schlimme innere Verletzungen festgestellt wurden. Vor dem OP-Raum wurde ich ausgebremst und zum Warten verurteilt. Die Notoperation war anscheinend nicht gut verlaufen und irgendwann gaben die Ärzte auf und man erklärte dich für klinisch tot. In dem Moment, als man die Geräte abschalten wollte, fing dein Herz wieder an zu schlagen. Das OP-Team versuchte alles um dich am Leben zu erhalten. Danach wurdest du allerdings in künstliches Koma versetzt, wegen dieser schweren Verletzung. Ich habe Miles informiert, der schnell ins Krankenhaus eilte.

Wir saßen die restliche Nacht vor dem OP und haben gewartet und gebangt, dass du es überlebst. Eigentlich bin ich der Schuldige gewesen, der dich in eine weitere prekäre Situation gebracht hat. Kim es tut mir fürchterlich leid“, entschuldigte sich Bill.

Ich schüttelte mit dem Kopf. Irgendwie hatte er schon Recht, aber ich wollte es in diesem Moment nicht hören.

„Nein! Keiner von euch hat Schuld. Das Schicksal hat so entschieden und was passiert ist, ist nun passiert und nicht mehr zu ändern.“

Beide Männer senkten beschämt ihre Köpfe.

„Ich hätte gerne eines von dir gewusst, Miles? Wo sind denn Zoe und Wesley solange verblieben, während ich in diesem Zustand hier im Krankenhaus lag?“

„Bill, Milly, Kathy und meine Wenigkeit haben sich im Wechsel um die Zwillinge gekümmert“, erklärte mir Miles. „Zurzeit wohnen beide im Schloss und da das Kinderzimmer, dem im Appartement gleicht, haben sie eine gewohnte Umgebung vorgefunden. Die beiden haben sich prächtig entwickelt und können bereits Laufen.“

Miles zog ein Bild aus seiner Tasche und überreichte es mir. Da waren sie meine beiden Goldstücke und wie groß sie geworden waren. Fünf Monate hatte ich eine weitere Entwicklungsstufe von ihnen verpasst. Das schien wohl die gerechte Strafe für mich zu sein. So musste Miles sich gefühlt haben, nachdem er die Zwillinge neun Monate nicht kennen lernen konnte. Ich schaute Miles und Bill lange an und brach wieder in Tränen aus. Der Arzt erschien mit Personal und bat Miles und Bill einen Moment draußen zu warten, da man mich nun für die normale Station fertig machen wollte. Beide erhoben sich, verließen das Zimmer und man entledigte mich sämtlicher Schläuche und Geräte, die sich noch in und an meinem Körper befanden. Dann schob man mich in Richtung Aufzug und Miles und Bill folgten nach. Fieberhaft überlegte ich, was ich machen sollte. Beide Männer schienen immer noch in mich verliebt zu sein und würden mit Sicherheit erneut um meine Gunst buhlen, jeder auf seine Art, wobei Miles den Vorrang hatte mit mir die Kinder zu haben. Nun ging das Spiel von vorne los, die Vergangenheit hatte mich wieder eingeholt und ich musste wiedersehen, wie ich mich aus dieser Situation winden konnte. Verflixt noch einmal, dass Leben war nur ein Theaterstück, verwirrend und äußerst kompliziert, schoss es mir durch den Kopf.

Der Aufzug hielt an und unterbrach meinen wirren Gedankenfluss. Mein Einzelzimmer war hell und freundlich und ich war froh darüber, alleine zu sein. Dies war im Moment das wichtigste, da ich mir über einiges klar werden musste.

Miles und Bill betraten das Zimmer und setzten sich zu mir ans Bett. Sie versprachen morgen mit Zoe und Wesley zu erscheinen. Der Arzt hatte grünes Licht gegeben, da es förderlich für meine Genesung sei, die Kinder zu sehen. Wir plauderten noch ein wenig und dann gingen Miles und Bill wieder. Mir schwirrten tausend Gedanken durch den Kopf. Verzweifelt schlug ich die Hände vors Gesicht und ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Später schaute der Doktor noch vorbei und wünschte mir einen erholsamen Schlaf. Im Stillen dachte ich mir, dein Wort in Gottes Ohr.

Der nächste Vormittag war wie immer mit nervigen Tests ausgefüllt. Meine verzweifelten Versuche die Beine mit massiver Anstrengung zu bewegen, verliefen weiterhin im Sand und ich heulte vor Wut. Der Therapeut erklärte mir, dass es nicht von heute auf morgen ging und schon gar nicht mit immenser Gewalt. Wegen meines seelischen Problems, musste erst die Blockade durchbrochen werden. Dafür waren lange, intensive Gespräche nötig. Im Stillen dachte ich, dass ich selbst erkannt hatte, warum ich nicht mehr laufen wollte. So musste ich keine entgültige Entscheidung treffen, welchen der beiden Männer ich nun auswählen würde. Dadurch hatte ich mir eine kleine Galgenfrist erwirkt. Mittlerweile schwankte ich wieder zwischen Miles und Bill. Meine Gefühle liefen Amok. Ich verfluchte meine Unentschlossenheit. Der irre Gedanke mit beiden zusammen zubleiben war mir durch den Kopf geschossen. Ich wusste allerdings, dass dies nie gut gehen konnte und unmöglich war. Schnell verwarf ich meine wirren Gedankenspiele und konzentrierte mich auf meine beiden Kids. Nach dem Mittagessen schlief ich noch ein wenig, um fit für den Besuch zu sein. Irgendwann wachte ich von lautem Kindergeplapper auf. Da waren sie, meine Zwillinge. Mein Gott, waren sie gewachsen. Mit großen Augen schauten sie mich an und streckten mir ihre Arme entgegen. Ich versuchte aufzustehen und scheiterte erneut. Miles und Bill setzten mir beide auf den Bettrand und ich konnte sie genauer betrachten. Wesley sah Miles immer ähnlicher und Zoe schien wirklich in meine Art zu schlagen. Ich knuddelte beide.

„Miles? Warum erkennen mich die beiden sofort? Ich war doch fünf Monate nicht vor Ort?“, erkundigte ich mich bei ihm.

„Kim, in ihrem Zimmer steht ein Foto von dir und ich habe sie täglich daran erinnert, dass du die Mama bist und bald wieder nachhause kommst“, erklärte Miles.

Nachhause! Schön gesagt. Nur in welches Heim würde es mich diesmal verschlagen. Zur Not konnte ich in meiner geräumigen Atelierwohnung weiterwohnen. Ich hatte ja zum Glück den Aufzug, der die Treppen ersetzen würde, vorausgesetzt er fiel nicht irgendwann einmal aus. Die Wohnung würde ich so umgestalten lassen, dass alles auf der unteren Ebene stattfinden konnte. Ins Schloss ziehen wollte ich nicht unbedingt, dass war nicht förderlich für meine Genesung und erinnerte mich zu sehr an Trixi und Helen. Ich wollte mich außerdem nicht komplett von Miles einnehmen lassen, davor hatte ich irgendwie Angst. Bill wollte ich nicht enttäuschen und auch keine Hoffnung machen. Ich wusste einfach nicht für wen ich mich entscheiden sollte. Ich musste neutral denken und gezielt Abstand von allem nehmen. Meine Gedanken schwirrten wild durcheinander. Ich stöhnte gequält auf. Miles und Bill deuteten das falsch und nahmen die Kinder vom Bett.

„Okay Kim, ich denke für heute reicht es erst einmal. Es ist jetzt wohl besser, wenn wir gehen. Du brauchst jetzt unbedingt Ruhe und Zeit, um schnell zu genesen, damit du endlich wieder nach Hause kommen kannst. Bill und ich werden jeden Tag auf eine Stunde mit den Kids vorbeikommen“, meinte Miles so nebenbei.

Ich winkte ihnen beim Gehen und versank dann in meinen Gedanken, um eine rationale Lösung für alle Beteiligten zu finden, bevor ich entlassen wurde. Mein Entschluss stand bereits jetzt schon fest. Ich würde definitiv in mein Appartement ziehen und beschloss es behindertengerecht umbauen zu lassen, bis ich wieder richtig Laufen konnte. Irgendwann würde sich diese verfluchte Blockade wohl lösen. Morgen wollte ich telefonisch alles veranlassen und schwor mir dies auch durchzusetzen.

Die Wochen vergingen und ich war soweit hergestellt, dass einer Entlassung aus dem Krankenhaus nichts im Wege stand. Allerdings würde ich das Krankenhaus im Rollstuhl verlassen. Trotz intensiver Bemühungen und Anstrengungen konnte ich noch nicht laufen und die Gespräche mit dem Therapeuten waren auch völlig vergebens gewesen, da ich mich seiner Meinung nach sperrte. Mir war das im Moment egal und ich wollte nur noch raus hier. Miles, Bill und die Kids hatten mich jeden Tag wie versprochen für eine Stunde im Krankenhaus besucht und mir ging es bedeutend besser, zumindest seelisch. Schwierigkeiten hatte ich bei der Umsetzung, beiden Männern klar zu machen, dass ich in mein Atelier ziehen würde. Das Wenn und Aber wurde abgewogen und beide versuchten mich zu überreden, damit ich doch Einzug im Schloss hielt. Ich weigerte mich vehement. Als Miles und Bill merkten, dass ich mich nicht umstimmen ließ, gaben sie endlich auf. Meine Wohnung war inzwischen nach meinen Wünschen so verändert worden, dass die Kinder und ich, alles auf einer Ebene zur Verfügung hatten. Mein Büro diente zurzeit als Kinderzimmer und ich würde zunächst einmal auf der Riesencouch im Wohnzimmer nächtigen. Miles war enttäuscht und Bill hielt sich wie immer zurück. Leicht machten es mir die beiden nicht und ich fühlte mich schon wieder unter Druck gesetzt.

Der Tag der Entlassung kam und ich rief mir ein Taxi. Keinesfalls wollte ich, dass Miles und Bill sich zu irgendetwas verpflichtet fühlten, um mich abzuholen. Außerdem wollte ich erst in Ruhe meine Wohnung begutachten um dann dem Ansturm der Mannsbilder gelassen entgegen sehen zu können. Auf dem Weg in mein Appartement, teilte ich beiden per SMS mit, dass sie mich in ungefähr einer Stunde dort besuchen konnten und sie beide Kinder mit nachhause bringen sollten. Von beiden erhielt ich eine wütende Antwort zurück, wegen meiner verdammten Sturheit. So wie es aussah machten sie sich ernsthafte Gedanken und ich musste herzhaft lachen. Beide fanden es gar nicht in Ordnung, dass ich alleine ins Appartement gefahren war. Das Taxi hielt vor dem Haus, der Fahrer half mir in den Rollstuhl und begleitete mich bis in meine Wohnung. Ich bedankte mich herzlich bei ihm für seine Hilfe und steckte ihm ein reichliches Trinkgeld zu. Er freute sich darüber, wünschte mir alles Gute, baldige Genesung und verschwand wieder. Neugierig schaute ich mich in meiner Wohnung um und fuhr mit meinem Rollstuhl die umgebauten Zimmer ab. Alles war so hergerichtet worden, wie ich es angeordnet hatte. Nun, Hauptsache dies hatte geklappt und das andere würde sich nach und nach auch noch ergeben. Ich rollte mich in die Küche und setzte einen Kaffee auf. Miles und Bill würden bestimmt gerne einen mit mir trinken. Beim Eindecken des Tisches geriet ich dann doch in enorme Probleme, da ich mich nicht so bewegen konnte wie ich wollte. Ich verfluchte mein Handicap nicht laufen zu können und schmiss vor Wut einen Teller an die Wand. Schön dämlich, dachte ich dann bei mir, nun musste ich den Mist wieder entfernen. Es gelang mir nicht und wenn das wieder so extrem weiterging, hatte ich bald kein vollständiges Geschirr mehr im Schrank. Ich fluchte auf, denn seit meiner Unbeweglichkeit war ich ungeduldig geworden, dass ich bei jeder Kleinigkeit sofort ausrastete. Das musste ich unbedingt ändern. Es klingelte an der Tür und das Unfassbare war geschehen, ich stand vor dem Rollstuhl. Ich erschrak so heftig über dieses Ereignis, dass ich mit einem Aufschrei zu Boden fiel. Ein weiterer Versuch aufzustehen misslang mir. Meine unbewusste Reaktion hatte mich also dazu gebracht für einen kurzen Augenblick zu stehen. Ich konnte wenn ich wollte und nicht daran dachte, wirklich stehen. Der Therapeut hatte mich bereits im Vorfeld über diese Bewegungsbeeinträchtigung informiert. Damit ich es besser verstehen konnte, hatte ich mich mit reichlich Infomaterial eingedeckt und festgestellt, dass meine Krankheit in zwei verschiedenen Ursachen deklariert wurde.

Lähmung ist der Oberbegriff für die Minderung oder den Ausfall eines Organs oder Organsystems. Im engeren Sinne meint man die Unfähigkeit, einzelne Körperteile oder Regionen bewegen zu können.

Man unterscheidet auch zwischen der Parese.

Einer unvollständigen Lähmung, bei der vor allem die Bewegungsfunktionen in verminderter Form möglich sind und der Paralyse oder Plegie, dem vollständigen Ausfall der Bewegungsfähigkeit.

Neben beiden körperlichen Formen steht die Pseudo-Lähmung, bei der durch eine psychogene Erkrankung, die Symptome der Lähmung nur vorgetäuscht werden. Direkte körperliche Ursachen können nicht gefunden werden. Sie treten aber meist nach Traumatisierenden Ereignissen oder Problemen auf.

Letztere Variante war bei mir der Fall. Nur half mir diese Erkenntnis im Moment nicht viel und ich lag vor dem Rollstuhl auf dem Boden und kam ohne Hilfe nicht mehr hoch. Zum Glück besaß Miles noch einen Schlüssel und ich hoffte, dass er ihn benutzen würde. Nachdem ich nicht geöffnet hatte, verschaffte er sich einfach Einlass. Erschrocken sahen beide mich an, als sie mich vor dem Rollstuhl liegend vorfanden. Miles verhalf mir wieder zurück in den Rollstuhl.

„Kim, wie zum Teufel ist das denn passiert? Hast du dich verletzt?“ fragte er nach.

„Nein! Miles, ich habe mich zum Glück nicht verletzt, aber mich beim Fortbewegen des Rollstuhles wohl etwas verschätzt. Na und, so bin zu Fall gekommen“, log ich ihm vor.

„Mir scheint, dass es doch keine so gute Idee von dir gewesen ist, hier ohne Hilfe einzuziehen. Wie stellst du dir das vor, wenn die Zwillinge vor Ort sind und dir das Gleiche noch mal passiert?“, hakte er nach.

Ich schaute ihn an, wollte zu einer Antwort ansetzen, dass ich gerade meinen ersten Stehversuch hinter mich gebracht hatte und besann mich dann aber eines Besseren. Ich biss mir auf die Lippen und schwor mir keinem etwas davon zu erzählen, denn das sollte vorerst mein Geheimnis bleiben. Bill der neben Miles stand, musterte mich haargenau und ich hatte den stillen Verdacht, dass er mich gerade durchschaute. Ich bekam wieder einen roten Kopf und vermied beide anzusehen. Zum Glück kamen gerade Zoe und Wesley auf mich zugelaufen und streckten mir ihre Hände entgegen. Ich bat Miles mich auf die Couch ins Wohnzimmer zu befördern und Bill, mir die Zwillinge zu bringen. Wieder hatte ich mich schnell aus einer unangenehmen Situation ziehen können. Schlagartig wurde mir bewusst, dass es irgendwann furchtbar schief gehen würde. Nachdem ich auf der Couch saß, gingen beide zurück in die Küche und deckten den Kaffeetisch fertig. Ich hörte, wie sie sich angeregt unterhielten und die Scherben des Tellers aufkehrten.

„Kim? Wenn das so weitergeht, hast du sicherlich bald kein heiles Geschirr mehr im Haus“, stellte Miles fest und ich lachte.

„Ich weiß, Miles. Diese Erkenntnis hatte ich bereits selbst“, warf ich in Richtung Küche zurück.

Kurze Zeit später kamen beide und halfen mir an den Küchentisch. Es war wirklich Ironie des Schicksals sehen zu müssen, wie Zoe und Wesley in die Küche watschelten und ich dorthin getragen werden musste. Früher war es genau umgekehrt gewesen. Ich musste bei dem Anblick und dem Gedanken laut auflachen. Urplötzlich verlor ich die Kontrolle über mich, fing das Zittern an und brach in hysterisches Heulen aus. Irgendwie wurde mir meine ganze hilflose Situation bewusst in der ich mich nun befand und bekam eine immense Wut auf beide Männer. Warum saß ich den im diesem verdammten Rollstuhl? Doch nur wegen den Beiden, die schonungslos mit meinen Gefühlen spielten und hausieren gingen. Bill und Miles sahen sich hilflos und verständnislos an und versuchten mich zu beruhigen. Ich blickte hasserfüllt zurück und schlug wie von Sinnen nach ihnen. Bill sagte etwas zu Miles, dass ich akustisch nicht verstehen konnte, schnappte sich die Zwillinge und verschwand mit ihnen im Kinderzimmer. Miles kam langsam auf mich zu kniete sich vor mich, legte seine Hände zur Beruhigung auf meine Arme und schaute mich wie immer mit diesen verfluchten blauen Augen an.

„Kim was ist plötzlich los mit dir?“, fragte er besorgt.

Mir gingen völlig die Nerven durch und ich schlug auf Miles ein, wie eine Verrückte. Ich verkrallte mich in seinen Haaren und schüttelte seinen Kopf. Er ließ alles wortlos mit sich geschehen. Dann brach alles aus mir heraus, was die letzten Wochen im Krankenhaus auf mich eingestürmt war und mich intensiv beschäftigt hatte. Ich brüllte Miles meine ganze Verzweiflung ins Gesicht.

„Was mit mir los ist, Miles? Möchtest du das wirklich wissen? Ich kann dir sagen, was mit mir los ist. Den Tag, an dem ich mit dir zusammengestoßen bin, den verfluche ich. Genau wie deine verdammte Brutalität im Zusammenhang mit der Vergewaltigung und dein ewiges Misstrauen mir gegenüber. Die Lügen mit Trixi und Helen und deine sexuelle Begierde nach meinem Körper, die für dich wohl das einzig wichtige ist. Du liebst mich überhaupt nicht, da du es mir nie richtig gezeigt hast. Ich kann nur deshalb nicht laufen, weil ich nicht will und mich nicht zwischen dir und Bill entscheiden kann. Bill ist gar nicht schwul und hat sich nur wegen unserer Beziehung zurückgehalten. Genau aus diesem Grund, bin ich aus Verzweiflung ins Auto gelaufen, weil ich an diesem besagten Neujahrsmorgen einfach nicht mehr konnte, völlig verwirrt über meine Gedanken gewesen bin und nur noch nach Hause wollte. Miles, ich hasse euch beide, weil ihr einfach zu feige seid, endlich Stellung zu beziehen und ich mich nur noch als Mittel zum Zweck fühle.“

Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Bill wieder in der Küche erschienen war und kreidebleich die ganze Situation verfolgte. Ich ließ die Haare von Miles los und bemerkte, dass ich ihm in meiner Rage ein ganzes Büschel herausgezogen hatte. Entsetzt starrte ich auf meine Hand und sah dann in das Gesicht von Miles. Dieser blickte mich ganz ruhig an und zog mich dann an sich, um mich zu beruhigen. Leider erreichte er damit genau das krasse Gegenteil, da ich in diesem Moment wieder in Richtung Bill und somit in dessen Gesicht blicken konnte. Ich bekam die ganze Situation mit beiden Männern nicht mehr unter Kontrolle und stieß Miles mit immenser Kraft von mir weg. Ziemlich unsanft landete er am Küchenschrank, schaute mich ungläubig an und schüttelte nur mit dem Kopf. Meine Blicke wechselten zwischen beiden Männern hin und her.

„Verschwindet!“, schrie ich. „Alle beide, und zwar sofort. Meine Geduld ist erschöpft und ich will so nicht mehr mit mir verfahren lassen. Und tut mir bitte einen Gefallen, tretet mir nie mehr unter die Augen.“

Miles erhob sich extrem langsam und schaute in Bills Richtung. Dieser stand immer noch wie versteinert im Raum und blickte mich völlig entgeistert an. Nun war ich an ihm zur Verräterin geworden, was mir im gleichen Augenblick furchtbar leidtat. Bill erwiderte den Blick in Miles Richtung und erneut sah ich den Kampf der beiden mit Ihren Augen.

„Entspricht das der Wahrheit, was Kim gerade von sich gegeben hat?“, hakte Miles nach und Bill nickte stumm.

Plötzlich rastete Miles ohne Vorwarnung aus und ging auf Bill los. Das war der Augenblick, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Entsetzt schaute ich beide Männer an, die sich mittlerweile einen heftigen Kampf lieferten. Mein Gott schoss es mir durch den Kopf, was hatte ich da nur wieder angestellt. Hilflos musste ich zusehen, wie sich beide prügelten und die ersten Blessuren davongetragen hatten. Miles blutete bereits aus der Nase und Bill hatte eine aufgeplatzte Lippe.

„Miles! Bill! Kommt zur Vernunft! Hört auf, dass bringt doch nichts!“, schrie ich sie an.

Zwecklos, keiner der beiden reagierte auf mich. Bill ging zu Boden und Miles prügelte heftig auf ihn ein. Bill blieb ihm rein gar nichts schuldig und schlug zurück. Irgendetwas musste ich tun, damit diese Situation nicht noch mehr eskalierte. Mir blieb nur eine Möglichkeit, ich musste aufstehen. Verzweifelt und vor Sorge um beide, versuchte ich mich am Küchentisch hochzuziehen und erreichte gar nichts. Verdammt, vorhin war es mir doch auch gelungen. Die Prügelei zwischen Miles und Bill eskalierte und ich bekam es ernsthaft mit der Angst zu tun. Mit letzter Kraftanstrengung probierte ich es erneut und diesmal klappte es überraschender Weise. Schrittweise zog ich mich am Tisch entlang in Richtung der Männer. Beide hatten sich im Schwitzkasten und keiner blieb dem anderen etwas schuldig. Sie sahen fürchterlich aus. Ich erreichte das Ende des Tisches und nun kam das schwierigste Stück für mich, denn wie konnte ich freilaufend auf beide zugehen, ohne Angst zu haben, erneut zu stürzen. Ich zitterte bereits jetzt schon, denn auch meine Muskulatur war durch das Liegen im Krankenhaus geschwächt. Augen zu und durch dachte ich und setzte es in die Tat um. Konzentriert und einen Fuß vor den anderen lief ich auf beide zu, um den Kampf zu beenden, bevor noch etwas schlimmes passierte. Ich kam mir wie Frankenstein Monster bei seinen ersten Gehversuchen vor und musste trotz meines Handicaps grinsen. Irgendwie schienen beide aus den Augenwinkeln bemerkt zu haben, dass sich etwas auf sie zu bewegte. Beide unterbrachen kurz, setzten sich auf und schauten mich völlig erstaunt an. Endlich waren sie von ihrem Kampf abgelenkt. Ich atmete auf, dachte noch, geschafft und schon knickten meine Beine wieder weg. Hart schlug ich auf dem Fußboden auf und tat mir fürchterlich weh. Heulend sah ich in die Richtung der Männer, die wie versteinert saßen und mich mit offenem Mund anguckten. Miles reagierte, sprang auf und lief auf mich zu. Als er sich vorsichtig zu mir kniete, konnte ich die Ausmaße ihres Kampfes sehen. Miles Nase blutete ziemlich heftig, seine linke Augenbraue war leicht aufgeplatzt und sein Gesicht war völlig eingeschwollen.

„Kim! Verdammt, was machst du wieder! Geht es dir gut? Soll ich dir beim Aufstehen behilflich sein, oder möchtest du es selbst probieren?“, fragte er mich.

„Hilf mir, Miles“, bat ich. „Sicher schaffe ich es nicht alleine. Ich habe vorhin schon einmal den Versuch gestartet zu laufen, bin vor den Rollstuhl gestürzt und konnte mich nicht mehr von alleine erheben. Deshalb habt ihr mich liegend vorgefunden. In unbewussten Momenten und in Stresssituationen wie eben, ist es mir anscheinend möglich zu reagieren, wenn auch nur eingeschränkt.“

Bill war inzwischen dazugeeilt und sah genauso lädiert aus wie Miles. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, denn irgendwie hatte die Situation was Komisches an sich. Bill schaute zu Miles und dieser nickte. Beide Männer hakten mich rechts und links unter, zogen mich behutsam hoch und stellten mich vorsichtig auf die Beine. Mit einigen Anläufen klappte das Stehen und ich knickte am Anfang nur etwas ein. Laufen bereitete mir die größeren Sorgen. Ich hatte regelrecht Angst davor und versteifte mich wieder. Dies schien genau das Problem zu sein und deshalb kam ich auch nicht vorwärts. Heulend gab ich auf und sackte wieder in mich zusammen. Miles hob mich hoch und trug mich auf die Couch zurück. Dann schaute er mich lange an.

„Kim, ich muss kurz etwas mit Bill bereden und bin sofort zurück“, erklärte er mir und verschwand.

Entnervt schaute ich hinterher, während sie sich in die Küche verzogen. Kurze Zeit später eilte Bill ins Bad, kam nach einiger Zeit einigermaßen normal aussehend wieder zurück und lief auf mich zu.

„Kim, ich habe eine Bitte“, fing er an. „Ich möchte, dass du dich mit Miles aussprichst und dann bin ich auch für ein klärendes Gespräch mit dir bereit. Damit ihr beide genug Zeit und Ruhe dazu habt, um endlich alles wieder ins Lot zu bringen, wäre es sinnvoll, wenn die Kids heute noch einmal im Schloss übernachten würden. Ach ja, und noch etwas, Kim. Du kannst ja nicht wissen, dass ich seit ungefähr drei Monaten eine Freundin habe, von der noch keiner etwas weiß. Du bist die Erste, die es jetzt erfährt. Ich möchte nicht den Eindruck hinterlassen, dass ich mit deinen Gefühlen spielen wollte. Somit ist Miles die einzige Person, auf die du dich nun konzentrieren musst. Kim, verderbe es nicht wieder. Ich rate dir, sehr schnell zu reagieren, da Helen bereits wieder hinter Miles her ist.“

Mir entrutschte ein Schrei und ich starrte Bill entsetzt an.

„Gut Bill, ich versuche das Beste aus allem zu machen. Danke, dass du mich über die Situation informiert hast. Die Zwillinge kannst du heute mit ins Schloss nehmen. Kathy wird sich um die beiden kümmern und du solltest mir demnächst einmal deine Freundin vorstellen. Ich würde sie sehr gerne kennen lernen.“

Bill nickte.

„Ach und Kim? Gib Miles endlich eine Chance, damit er seine Liebe beweisen kann“, legte er mir nahe.

„In dem Zustand Bill, in dem ich mich jetzt befinde, habe ich sicher keine gute Chance mehr. Es ist sicher vergebene Liebesmühe, wenn Helen jetzt wieder im Spiel ist“, warf ich ein.

Bill ergriff meine Arme und schüttelte mich.

„Kim! Verdammt! Du wirst doch jetzt nicht aufgeben! Nicht das, worum du die ganze Zeit eisern gekämpft und gelitten hast! Wenn du wirklich so denkst, war wohl alles vergebens. Langsam verstehe ich dich auch nicht mehr. Du und Miles ihr passt gut zusammen. Ihr seid beide ein bisschen verrückt“, meinte er lachend, drehte sich um und verschwand im Kinderzimmer.

Miles saß immer noch in der Küche und starrte vor sich hin. Von unserem Gespräch schien er nicht viel mitbekommen zu haben. Kurze Zeit später kam Bill mit den fertig angezogenen Zwillingen, drückte sie mir in die Hand und ging zu Miles zurück. Während ich mich von Zoe und Wesley verabschiedete, schienen beide Männer noch ein kurzes Gespräch zu führen. Dann kam Bill auf mich zu, schnappte sich die Kids und entschwand. Ich saß auf der Couch und hing meinen Gedanken nach, als Miles langsam aus der Küche herüberkam. Er schaute inzwischen schrecklich aus und ich sah, dass ein Veilchen, sein rechtes Auge zierte. Ich blickte ihn fragend an und er setzte sich mir gegenüber auf den Sessel. Wir wussten beide nicht, wie wir ein Gespräch anfangen sollten. Miles schaute mich durchdringend an und ich wich ihm dieses Mal nicht aus. Das eigenartige Gefühl wie eh und je stieg in mir auf und ich bekam wieder das gleiche Herzklopfen wie die anderen Male zuvor auch. Ich signalisierte Miles, dass ich ihn jetzt gerne bei mir auf der Couch hätte. Er erhob sich, kam auf mich zu und nahm neben mir Platz. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen.

„Miles? Ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich verbal und handgreiflich geworden bin.“

„Entschuldigung angenommen. Langsam gewöhne ich mich an deine Attacken und die Haare, die ich gerade verloren habe, wachsen sicher wieder nach.“

Miles grinste mir ins Gesicht, so gut er es mit diesen Blessuren konnte. Erleichtert atmete ich auf, schickte ihn in die Küche, um etwas zum Trinken zu holen. Miles kam mit Sekt zurück. Ich schaute ihn fragend an. „Das ist zur Feier des Tages und das du so schnell wie möglich wieder gesund wirst“, gab er zwinkernd von sich.

Miles öffnete die Flasche. Der Sekt schoss sofort nach oben und wieder über sein Hemd. Er fluchte wie ein Pferdekutscher und schaute in meine Richtung. Ich lachte schallend auf und dachte nur, bitte nicht schon wieder dieses Spiel, bei dem ich dieses Mal nicht mitspielen konnte. Miles schien das überhaupt nicht zum Lachen zu finden, schüttelte genervt seinen Kopf, schenkte das Glas voll und reichte es mir. Dann bediente er sich selbst und setzte sich wieder neben mich. Ich schaute ihm in die Augen, prostete ihm zu und er lächelte. Ich leerte mein Glas mit einem Zug und hoffte insgeheim, dass Miles meine Unsicherheit nicht bemerkte. Er nahm es mir aus der Hand und stellte es auf den Tisch.

„Was soll das denn? Miles! Hör auf mich ständig zu bevormunden! Ich möchte noch etwas“, protestierte ich und schaute ihn provozierend an.

Er goss, ohne zu murren nach und reichte es mir erneut. Ich war so angespannt, dass ich auch dieses mit einem Zug leerte. Es folgte ein drittes und viertes und danach hatte ich wieder einmal sichtlich genug. Miles starrte mich schräg von der Seite an.

„Bist du sicher, dass du noch nüchtern genug bist, um ein vernünftiges Gespräch mit mir zu führen?“, wollte er wissen.

„Nüchtern nicht, aber ein vernünftiges Gespräch ist schon noch drin. Außerdem Miles, hättest du mich ja am Trinken hindern können“, konterte ich.

Miles sog die Luft neben mir scharf ein.

„Du bist wirklich ein unverbesserliches, stures Biest, Kim. Kenne sich einer mit deinen Launen aus“, hörte ich ihn in seinen nicht vorhandenen Bart brummeln, was mir wieder ein provozierendes Grinsen entlockte.

Miles wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als ich urplötzlich Lachen musste. Er schaute mir verduzt ins Gesicht und ich verfiel regelrecht in meinen Gute-Laune-Effekt. Miles kam nicht mehr zum Reden, da ich mich vor Lachen nicht retten konnte. Er gab es nach kurzer Zeit entgültig auf.

„Sorry! Der Alkohol enthemmt so schön und leider ist mir dann in diesen Phasen nur zum Lachen zumute. Ich glaube es ist besser, wenn wir unser Gespräch auf den nächsten Tag verlegen, heute kommt es sicher nicht mehr zustande“, grinste ich vor mich hin.

„Eines schwöre ich dir, du bekommst morgen von mir keinen Tropfen Alkohol, Kim“, versprach mir Miles, „da kannst du machen was du willst.“

Ich schaute Miles tief in die Augen.

„Genau das ist der Punkt, Miles. Was ich in diesem Moment gerne machen würde, kann ich nicht machen, da mich meine Lähmung daran hindert. Miles, ich muss dir ehrlich gestehen, dass ich mir die letzten Wochen im Krankenhaus Gedanken darüber gemacht habe, wie es weitergehen soll. Bill hat mir erzählt, dass Helen bereits wieder Jagd auf dich macht. Und sind wir doch einmal realistisch. Du verspürst doch sicher keine Lust mit einer Pseudogelähmten Frau wie mir, auf unbestimmte Zeit, Seite an Seite leben zu müssen. Mich macht dieser Gedanke und meine Situation im Moment völlig wahnsinnig. Und mit Sicherheit bist du in Helens Armen besser aufgehoben“, meinte ich sichtlich ernüchtert.

Nach diesen Worten schlug ich meine Hände vors Gesicht und blieb wie erstarrt sitzen. Miles nahm sie mir weg und schaute mich entsetzt an. Dann rutschte er näher an mich heran und nahm mich ganz sanft und vorsichtig in seine Arme. Er strahlte eine Wärme und Ruhe aus, die mir noch nie zuvor an ihm aufgefallen war. Ich ließ ihn gewähren und fühlte mich plötzlich vollkommen hilflos.

„Kim, ich räume Helen mit Sicherheit keine Chance mehr ein. Ja, es stimmt was Bill dir erzählt hat. Helen war schon wieder hinter mir her, nachdem sie erfuhr, was mit dir geschehen war. Sie hat alles versucht um mich in ihre Fänge zu bekommen. Bill stand mir zur Seite und so bekam Helen keine Gelegenheit dazu“, beteuerte Miles.

Er beschwor mich, ihm endlich zu vertrauen, auch wenn er in der Vergangenheit nur Mist verzapft hatte. Die Kinder und ich würden ihm am Herzen liegen und er wollte uns auf keinen Fall verlieren. In der Zeit in der ich im Krankenhaus auf der Intensivstation gelegen und um mein Leben gekämpft hatte, war er zur Vernunft gekommen. Außerdem sei es für mich wirklich besser, wenn ich mit den Kindern zu ihm ins Schloss ziehen würde. Dort konnte ich in Ruhe genesen und Milly, Kathy und er würden sich um mich und die Kids kümmern. Hier im Appartement hatte ich zwar meine gewohnte Umgebung, aber wenn mir noch einmal das Gleiche passierte wie vorhin, war ich hilflos und die Kinder schon irgendwie gefährdet. Er könnte meine Bedenken sehr gut verstehen, dass ich schlechte Erinnerungen an das Schloss hatte, schon durch seine Schuld. Ich könnte ja in das Kavaliershaus ziehen, dort mit den Kindern wohnen und es würde sich auch hier eine Lösung mit den Zimmern finden.