Die Rache der Radieschen - Jaromir Konecny - E-Book

Die Rache der Radieschen E-Book

Jaromir Konecny

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Beschreibung

Vom Tantra-Yogi zum furzenden Monstrum

Kathrin hat ne super Aura und liebt Radieschen. Das weiß der Mann mit 50. Und er ist anpassungsfähig. Vom romantischen Held und verträumten Sternzeichenkenner bis zum Fußball glotzenden, saufenden, Schweinshaxen fressenden und furzende Monstrum. Sie hat die Wahl.

Über booksnacks

Kennst du das auch? Die Straßenbahn kommt mal wieder nicht, du stehst gerade an oder sitzt im Wartezimmer und langweilst dich? Wie toll wäre es, da etwas Kurzweiliges lesen zu können. booksnacks liefert dir die Lösung: Knackige Kurzgeschichten für unterwegs und zuhause!

booksnacks – Jede Woche eine neue Story!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 80

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Kurz vorab

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie schön, dass du dich für diesen booksnack entschieden hast! Wir möchten dich auch gar nicht lange aufhalten, denn sicher hibbelst du der folgenden Kurzgeschichte schon voller Freude entgegen.

Vorab möchten wir aber ganz kurz die wichtigsten Merkmale einer Kurzgeschichte in Erinnerung rufen:

Der Name ist Programm: Alle Kurzgeschichten haben ein gemeinsames Hauptmerkmal. Sie sind kurz.Kurz und knapp sind auch die Handlung und die erzählte Zeit (Zeitsprünge sind eher selten).Ganz nach dem Motto »Einleitungen werden total überbewertet« fallen Kurzgeschichten meist sofort mit der Tür ins Haus.Das zweite Motto lautet »Wer braucht schon ein Happy End?« Also bereite dich auf einen offenen Schluss und/oder eine Pointe am Ende der Geschichte vor. Das Geheimnis dahinter: Kurzgeschichten sollen dich zum Nachdenken anregen.Versuch deine Neugier zu zügeln, denn auch für die Beschreibung der Charaktere und Handlungsorte gilt »in der Kürze liegt die Würze«.Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Hier bist DU gefragt, um zwischen den Zeilen zu lesen und deine persönliche Botschaft aus der Geschichte zu ziehen.

Jetzt bist du gewappnet für unseren literarischen Snack. Und findest du nicht auch, dass man diesen gleich noch mehr genießen kann, wenn man weiß was drin ist?

Viel Spaß beim Booksnacken wünscht dir

Dein booksnack-Team

Über dieses E-Book

Laura hat ne super Aura und liebt Radieschen. Das weiß der Mann mit 50. Und er ist anpassungsfähig. Vom romantischen Held und verträumten Sternzeichenkenner bis zum Fußball glotzenden, saufenden, Schweinshaxen fressenden und furzende Monstrum. Sie hat die Wahl.

Impressum

Erstausgabe Juni 2019

Copyright © 2020 booksnacks, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96087-670-0

Covergestaltung: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.com: © Kate Kit Korrektorat: Daniela Pusch

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Unser booksnacks-Verlagsprogramm findest du hier

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Die Rache der Radieschen

Rache der Radieschen

Die virtuelle Jungfrau kam am Chinesischen Turm zu meiner Bierbank. Nur ein paar schmale Stoffstreifen an. Es war zu heiß zum Bügeln.

Sie beäugte meine Spareribs. Sofort schirmte ich das Fleisch mit den Armen ab. Zumal auf ihrem Tablett neben dem ziemlich glutenfrei-ausschauenden Radler nur ein Bündel Radieschen lag.

„Keine Angst“, sagte die Frau. „Ich wollte nur fragen, ob der Platz Ihnen gegenüber frei ist.“

Boah! Eine schöne dreiviertelnackte Frau wollte sich zu mir setzen. Ich schaltete vom Fresstrieb auf den anderen um, nickte und fischte im Kopf nach ein paar taoistischen Sprüchen. Die kommen bei Frauen mit Radieschen immer gut an.

Sie setzte sich hin. „Rotes Fleisch ist krebserregend“, sagte sie. Wenn Blicke töten könnten, wären meine Spareribs jetzt tot. Zum Glück waren sie’s schon. Sie lächelte ihre Radieschen an, als ob sie Lustkugeln wären und schob sich eins in den Mund.

„Das sieht Lao Tse anders“, sagte ich. „Lao Tse meint: ,Es gehört schon eine Menge Mut dazu, schlicht und einfach zu erklären, dass der Zweck des Lebens ist, sich seiner zu erfreuen.‘„

Die taoistische Weisheit hat sie krass überrascht. Wegen meiner Umlaute und der Spareribs hatte sie sicher gedacht, so ‘n depperter Ausländer und jetzt: Der Guru schlechthin!

„Sind Sie ein Taoist?“, fragte sie.

„Voll!“, sagte ich.

„Die Taoisten wussten Bescheid“, sagte sie. „Könnte ich von Ihnen ein Rippchen probieren?“

„Scheiße!“, dachte ich und sagte schnell: „Rotes Fleisch ist krebserregend.“

„Nur in der Wurst“, sagte sie und krallte sich eine Rippe von mir. Voll die Eva. „Ich heiße Laura“, sagte sie. „Bin eine Jungfrau.“

„Echt?“, fragte ich. „Noch mit Vierzig?“ Sie starrte mich böse an. Upps! Bin voll ins Fettnäpfchen getreten. Sicher war sie älter.

„Mein Exfreund ist ein Widder“, sagte sie nach einem Weilchen.

„Hä? Ein Schaf?“

„Ich rede von Sternzeichen!“, sagte sie. „Du hast doch nicht allen Ernstes gedacht, ich wäre mit ‘nem Schaf befreundet?“

„Nö!“, log ich. Höchste Zeit, ihre Sympathien zurückzugewinnen: „Magst du noch ‘ne Rippe?“, fragte ich.

„Mir reicht EINE“, sagte sie tiefsinnig … und nahm noch ein Radieschen in die Hand. Wieder voll auf Gemüse. Keine Spur mehr von Fleischeslust. Von Radieschen zu Radieschen sah sie angezogener aus. War jetzt nur noch halbnackt.

„Du hast eine super Aura … Laura“, sagte ich. „Sicher warst du in deinem frühen Leben ‘ne Drachenmutter oder so was.“

Lauras Gesichtsfarbe passte sich vor Freude den Radieschen an. „Ich kann das Sternzeichen jedes Menschen erkennen“, sagte sie. „Kannst du mir deine Hand geben?“

Hä! Vollkontakt!

Laura fühlte meine Hand, runzelte die Stirn, plötzlich lächelte sie aber und sagte: „Auch eine Jungfrau?“

„Stimmt“, rief ich, obwohl ich ein Skorpion war. Frauen freuen sich aber, wenn sie dein Sternzeichen erraten: Und wenn Frauen sich freuen, freue ich mich auch!

„Vor dir muss ich auf dem Hut sein“, sagte ich anerkennend.

„Das heißt, ,auf der Hut sein‘„, sagte Laura. „Nicht ,auf dem Hut‘.“

„Echt?“, sagte ich. „Ich dachte, das heißt ,der Hut‘ und nicht ,die Hut‘.“

„Es handelt sich hier nicht um den Hut als Kopfbedeckung“, sagte Laura. „Das ergibt doch keinen Sinn, vor jemandem auf dem Hut zu sein.“

„Warum denn nicht?“, sagte ich. „Vielleicht hat‘s im Mittelalter ein Rennen zu einem Hut gegeben. Wer zuletzt auf dem Hut stand, hat seinen Kopf verloren. Deswegen sagt man jetzt: ,Ich muss vor dir auf dem Hut sein.‘„

„So was Bescheuertes habe ich noch nie gehört“, sagte Laura.

Sie stand auf und ging davon. Nur die Radieschen blieben von ihr übrig. Vor lauter Sehnsucht nach Laura habe ich mir eins nach dem anderen in den Mund geschoben. Schmeckten beschissen. Warum hab ich Depp nicht das Maul gehalten?

Laura kam mit einem neuen Radler zurück und starrte ihren leeren Teller an. „Du hast meine Radieschen gegessen? Das glaube ich nicht! Du bist keine Jungfrau, du bist ein Skorpion, oder?“

Jetzt ging sie endgültig weg, aber gleich tauchte im Biergarten Lucie auf, die eine Krebs-Frau war. Skorpion und Krebs – besser ging’s nicht!

Die wunderbare Welt von Karin

Wie für viele rechtschaffene Menschen in Niederbayern hat der Dorfpfarrer auch für Karin eine Leit- und Vaterersatzfigur gespielt. Mit Achtzehn trat Karin aus der katholischen Kirche aus und begann nur an Sachen zu glauben, die der Vernunft nicht widersprachen:

An die heilende Kraft der Steine, Schutzengel, Homöopathie und dass spirituell veranlagte Frauen von Außerirdischen entführt und zu Trägerinnen des Lichts initialisiert werden. Wenn sie sich nicht zu blöd anstellen.

„Wie du“, sagte Karin, als ich ihr zum Geburtstag einen hübschen Nussknacker schenkte, obwohl sie eine Nussallergie hatte. Das durfte mir nicht mehr passieren.

Was sollte ich ihr aber in diesem Jahr zum Geburtstag schenken, verdammt? Ein Bachblütenkofferchen? Eine Wünschelrute aus Altötting? Gezinkte Wahrsagerkarten? Karin besaß schon alles, was vom Versagen der Aufklärung im Abendland zeugte:

Pendel zum Auspendeln von mit Cäsium unbelastetem Gemüse, aktivierte Ziegelsteine für 180 Euro, homöopathische Mittel in so hohen Verdünnungen, dass nicht mal ein Molekül des eigentlichen Wirkstoffs drin vorkam und die homöopathische Zuckerpille nur Dank ihrer Erinnerung an den Wirkstoff effektiv heilte, und eine Katze, die die Strahlen aus dem Fernsehgerät auf sich zog, um die Strahlenbelastung im Wohnzimmer niedrig zu halten. Sogar der Dildo in Karins Nachttisch entpuppte sich leider als ein Orgon-Strahler!

All diese Geräte heilten laut Anleitung mehrere Krankheiten auf einmal und ganz ohne Nebenwirkungen! Das beeindruckte mich, auch wenn ich selbst als ein alter Tscheche nach dem Motto lebte: Ohne Nebenwirkung keine Wirkung, je schlimmer der Kater umso besser der Rausch!

Noch einen Tag vor Karins Geburtstag irrte ich durch München und lechzte nach Erleuchtung. Bis ich in einem Ramschladen unweit von Marienplatz landete: „Haben Sie nicht etwas Ungewöhnliches, das ich einer Frau aus Niederbayern zum Geburtstag schenken könnte?“, fragte ich den Besitzer. Wortlos stellte er mir einen Tukan aus Porzellan hin, diesen Vogel mit seinem gelben Schnabel, der größer ist als der Vogel selbst.

„Ich habe vier davon“, sagte er und ließ drei weitere Porzellan-Tukane aufmarschieren. Jeder Tukan schmiss eine andere Pose, ansonsten waren sie aber von gleicher Statur und Farbe. Ich kaufte alle.

Konnte ich Karin aber gleich mit einer ganzen Truppe Tukane überfallen? Wo sie so auf Homöopathie stand? Vier gelbe Großschnäbel wären wohl zu viel für eine spirituell veranlagte Frau aus Niederbayern.

Ich stellte nur eine Tukanstatue auf Karins Nachttisch. In der Früh machte Karin die Augen auf und erblickte den Tukan.

„Alles Gute zum Geburtstag!“, sagte ich. Mann! Wie ein Kind freute sie sich über den Vogel.

In der folgenden Nacht wollte ich den zweiten Tukan zu dem ersten stellen, doch ein plötzlicher Einfall, dem ich nicht widerstehen konnte, trieb mich zu einer kranken Tat: Ich ersetzte den gestrigen Tukan, der nach vorne glotzte, durch einen nach links schauenden, so dass wieder nur ein Tukan auf dem Nachttisch stand.

Noch verschlafen schmiss Karin einen sanften Blick zu ihrem Tukan, doch gleich starrte sie den Vogel mit aufgerissenen Augen an. „Mann!“, sagte sie im Schock. „Der Tukan hat sich gedreht!“

Mir war klar, dass Karin mir die folgende Tat nie verzeihen würde. Doch ich konnte nicht anders. Am dritten Tag nahm ich den zweiten Tukan weg und stellte den dritten hin, der wieder anders gedreht war.

„Alles passt zusammen“, sagte Karin nach dem Aufwachen. „Ich habe davon geträumt, dass der Tukan sich wieder drehen würde.“