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Die ca. 1,5 Kilometer lange Rehwiese im Zehlendorfer Ortsteil Nikolassee ist ein weiteres Moor, das man in Berlin bewundern kann. Es hat sich nach der letzten Eiszeit aus einer glazifluvialen Schmelzwasserrinne, der sogenannten Grunewaldseenkette (Grunewaldrinne), entwickelt. Wie genau diese pittoreske, vormals sumpfig-morastige Senke entstanden ist, beschreibt dieses Buch.
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Seitenzahl: 22
Veröffentlichungsjahr: 2025
An der Rehwiese in Nikolassee
Ehemaliger Kiosk (Trafo-Häuschen) am Nordteil der Rehwiese an der Spanischen Allee
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit - warum auch nicht, es hat ja Zeit! Das war einmal – leider. Denn die Zeit ist definitiv abgelaufen für die Rehe auf der Rehwiese, die hier vor mehr als 100 Jahren noch herumlungerten. Dann jedoch wurde 1901 – wenig rehfreundlich – die Villenkolonie Nikolassee gebaut und Schluss war es mit den äsenden Gesellen. Immerhin, so erklärt sich schon mal der Name dieses besonderen Areals, das sich von der Spanischen Allee im Norden und dem Nikolassee im Süden in einer lang gezogenen und eiszeitlich bedingten Struktur erstreckt. Aber Obacht! An einigen Stellen können Sie sich durchaus von Zeit zu Zeit noch nasse Füße holen, so Sie die Straße verlassen und auf den Pfaden der Ex-Rehe wandeln wollen.
Landschaftsschutzgebiet
Die Rehwiese, eine schmale Torfrinne, die in den Nikolassee übergeht
Das Landschaftsschutzgebiet Rehwiese – ein weiteres Moor in der Hauptstadt – liegt zwischen Nikolassee und Schlachtensee im Zehlendorfer Ortsteil Nikolassee (siehe vereinfachte Übersichtskarte unten).
Aber wie genau ist dieses Moor denn entstanden? Dazu muss ich ein wenig in der Zeit zurückgehen – bis zur letzten Eiszeit – der Weichseleiszeit.
Mit der Elster, Saale- und der Weichseleiszeit, allesamt benannt nach europäischen Flüssen, lassen sich in Berlin drei Kaltzeiten sicher nachweisen. Ausschlaggebend für diese Stadt war aber schlussendlich die letzte, nämlich die Weichseleiszeit. Sie hat der Stadt ihr morphologisches Aussehen gegeben. Ohne diese Eiszeit wäre Berlin platt wie ein Pfannkuchen! Ohne sie gäbe es auch nicht die vielen Seen und Flüsse, die den ganz besonderen Charme dieser Metropole ausmachen. Und ohne sie gäbe es deshalb auch nicht die Rehwiese!
Verweilen wir doch noch ein wenig bei der Weichseleiszeit, die vor etwa 115.000 Jahren begann und vor ca. 11.700 Jahren endete. Ihre gewaltigen Eismassen und Gletscher – die bis etwa 45 Kilometer südlich von Berlin vordrangen – kamen aus dem hohen Norden, aus Skandinavien zu uns. Nach dem Abschmelzen der riesigen Eismassen blieben die mitgeführten Geschiebe einfach liegen. Ebenfalls zurück blieben Sand, Kies, Schluff und Ton. Daraus bildete sich unter dem Eis die Grundmoränenlandschaft mit ihren sanften Hügeln. Das charakteristische Sediment der Grundmoräne ist der fruchtbare Geschiebemergel, auch Till genannt. Wie Sie anhand der geologischen Skizze1 sehen können, zeigen sich mit der Barnim-Hochfläche im Nordosten, der Teltow-Hochfläche im Süden und der Nauener Platte im Südwesten Berlins drei ausgebildete Grundmoränenlandschaften.