Die Renaissance in Italien - Volker Reinhardt - E-Book

Die Renaissance in Italien E-Book

Volker Reinhardt

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Beschreibung

Die Zeit zwischen 1430 und 1560 gilt als die glänzendste Epoche der italienischen Geschichte, die als kulturelle und zivilisatorische „Wiedergeburt“ – als Renaissance – gefeiert wurde. Volker Reinhardt beschreibt souverän und anschaulich, in welchem politischen und gesellschaftlichen Rahmen Städte, fürstliche Höfe und Familien aufblühten und um die besten Architekten, Maler, Musiker, Dichter und Denker wetteiferten. Die Idealbilder, die die Künstler und Humanisten schufen, wirkten weit über Italien hinaus und faszinieren bis heute.

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Volker Reinhardt

DIE RENAISSANCE IN ITALIEN

Geschichte und Kultur

C.H.Beck

Zum Buch

Die Zeit zwischen 1430 und 1560 gilt unbestritten als die faszinierendste Epoche der italienischen Geschichte, die emphatisch als kulturelle und zivilisatorische «Wiedergeburt» – als Renaissance – gefeiert wurde. Künstler, Architekten, Theoretiker und «Universalgenies» wie Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael, Palladio, Bramante oder Machiavelli, um nur einige wenige zu nennen, wirkten in dieser Zeit. Mächtige Familien, Herzöge und Päpste wetteiferten miteinander, um mittels der Kultur dem eigenen Machtanspruch Größe und Dauer zu verleihen. Volker Reinhardt erklärt, wie es zu dieser einzigartigen Verdichtung kam. Er beschreibt anschaulich die Entwicklung der italienischen Staatenwelt seit dem Spätmittelalter, Lebensstil und Selbstverständnis der Oberschichten, die Ausbildung höfischer Gesellschaften sowie die Hauptströmungen humanistischer Kultur und politischer Theorie. Am Beispiel wichtiger Persönlichkeiten, Werke und Schlüsselereignisse geht er der Frage nach, welche Wesensmerkmale die vielfältigen kulturellen Neuerungen zu einer gemeinsamen Epoche machen. Ein Ausblick auf die europaweite Ausstrahlung der italienischen Renaissance schließt das konzise und verlässliche Standardwerk ab.

Über den Autor

Volker Reinhardt, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg, gehört zu den führenden Renaissance-Experten. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u.a. die Biographien Leonardo da Vinci (2. Auflage 2019), Der Göttliche. Das Leben des Michelangelo (2010) und Machiavelli oder Die Kunst der Macht (C.H.Beck Paperback 2014, ausgezeichnet mit dem Golo-Mann-Preis für Geschichtsschreibung) sowie in C.H.Beck Wissen Die Medici (5. Auflage 2013) und Die Borgia (3. Auflage 2013).

Inhalt

Karte 1

Karte 2

1. Eine Epoche und ihre Grenzen

Bilder und Mythen der Renaissance

Jacob Burckhardt und die Folgen

Merkmale einer revidierten Epoche

2. Politik und Diplomatie zwischen Alpen und Ätna

Die Staatenlandschaft Italiens im 15. Jahrhundert

Condottieri, Allianzen und Abhängigkeiten

3. Grundzüge italienischer Politik zwischen 1430 und 1560

Die fünf Vormächte

Der «Geist von Lodi»: Strategien der Konflikteindämmung

Zwischen Frankreich und Spanien

Ergebnisse und Ende einer Epoche

4. Staaten und Eliten

Die Signorie: Geschichte und Gestalt

Signorien der Renaissance: Mailand, Ferrara, Urbino

Monarchien: Neapel und Rom

Republiken: Venedig, Genua, Siena, Lucca

5. Höfe und höfische Gesellschaften

Etappen der Hofbildung

Der Hof als Bühne

Der Hof als Herrschaftsmittel

6. Herrschaftsbilder und Ruhmeshallen

Hofbilder und Hofkünstler

Das Pantheon der Malatesta

Herrschaftsmanifeste im Vatikan

Gemalte Propaganda für Republik und Prinzipat

7. Italienischer Humanismus · Einheit, Vielfalt und Konkurrenz

Humanistische Studien und Grundüberzeugungen

Humanistische Geschichts- und Menschenbilder

Theologie, Neoplatonismus, Aristotelismus, Synkretismus

Verlorene humanistische Illusionen · Machiavelli und Guicciardini

Reformation und Glaubenswelten

8. Die italienische Renaissance in Europa

Literaturhinweise

1. Zur Epoche

2. Einzelstudien

Bildnachweis

Personenregister

Karte 1

Italien im Jahr 1559 (Fortsetzung nach Süden siehe Folgeseite)

Karte 2

Italien im Jahr 1559 (Fortsetzung nach Norden siehe vorgehende Seite)

1. Eine Epoche und ihre Grenzen

Bilder und Mythen der Renaissance

Die Renaissance in Italien als erster Abschnitt der europäischen Moderne ist ein folgenreiches Konstrukt des 19. Jahrhunderts. Ob es sich dabei um eine Entdeckung oder eine Erfindung handelt, das heißt, ob und, wenn ja, wie man diese Epoche bestimmen und auf welchen Zeitrahmen man sie festlegen kann, darüber streiten Historiker bis heute lebhaft. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Das Fehlen von Konsens schlägt sich am augenfälligsten in den stark voneinander abweichenden Datierungen nieder. Hier präsentiert so gut wie jeder Autor eigene Ansätze. «Maximalisten» stecken die Grenzen der Renaissance zwischen 1250 und 1650 ab; «Minimalisten» reklamieren meist nur den Großteil des 15. und die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts für «ihre» Renaissance. Skeptiker schließlich ebnen diese zu einer bloßen Episode im großen Fließen europäischer Geschichte zwischen 1000 und 1800 ein. Doch eine solch radikale Bestreitung der Epochentauglichkeit ist eher selten. Meistens wird der Begriff «Renaissance» aus Gewohnheit, als liebgewonnene, nützliche oder zumindest vertraute Konvention verwendet.

In krassem Gegensatz zum eher gedämpften Gebrauch in der historischen Wissenschaft ist in Belletristik und Medien ein sehr blutvolles Bild der italienischen Renaissance verbreitet: als Morgenröte sich selbst entfaltender, kühn zu neuen geistigen und geographischen Horizonten aufbrechender Individuen beiderlei Geschlechts mit ausgeprägter Neigung zu sex and crime. Diese Renaissance, für die Cesare und Lucrezia Borgia, amoralische Sprösslinge Papst Alexanders VI., als Prototypen in Anspruch genommen werden, hat sich als völlig immun gegen jedwede Bestreitung durch historische Fakten erwiesen und wird auch – siehe die Auflagenziffern historischer Romane, die um das Jahr 1500 in Venedig oder Rom spielen – unangefochten von solchen Widerlegungsversuchen weiterblühen. Daraus darf geschlossen werden, dass diese virtuelle Welt gebraucht wird – als Kontrastfolie zu einer bürokratisierten, ereignislos-vorhersagbaren Gegenwart; als eine Gegenwelt, in die man unerfüllte Erwartungen projizieren kann; als Beweis, zu was der Mensch, der nach dem klerikal beherrschten finsteren Mittelalter endlich von Sündenbewusstsein und künstlich eingepflanztem schlechtem Gewissen befreit ist, im Guten wie im Bösen fähig ist. Mit einem Wort: Die virtuelle Renaissancewelt wird als Überlebenshilfe in einer Überzivilisation gebraucht, die das Individuum zur bloßen Nummer degradiert. Diese Funktion erfüllte der Mythos Renaissance im Übrigen schon im Fin de siècle mit seiner grassierenden Renaissance-Mode, vor allem in der Literatur – man denke etwa an Heinrich Manns Roman Die Göttinnen oder Die drei Romane der Herzogin von Assy von 1903.

Dass sich die mit wissenschaftlichen Methoden erschließbare «wirkliche» Renaissance in Italien anders, vielschichtiger, spannungsreicher darstellt, ist ein Gemeinplatz; dass sie in diesem Licht zugleich spannender hervortritt – auch das gilt es im Folgenden zu belegen. Aus diesem – kühnen – Anspruch erklärt sich der Aufbau dieses Buches. Auf einen knappen Abriss zu den Wegen, Geschicken und Thesen der Renaissance-Forschung in den letzten anderthalb Jahrhunderten folgt der Versuch einer ebenso kurzen kritischen Bestandsaufnahme: Welche Erkenntnisse zu Staat, Gesellschaft, Kultur und Mentalitäten haben sich in welchem Maße als haltbar erwiesen? Und welches Bild der Renaissance in Italien lässt sich, auf diesem kleinsten, mehr oder weniger gemeinsamen Nenner aufbauend, entwerfen? Das am Ende dieser Einführung in Kurzform vorgestellte Epochentableau soll danach zu einem ausführlicheren Querschnitt durch die verschiedenen Aspekte und Lebenswelten der Zeit erweitert werden. Dabei werden Abschnitte zur politischen, diplomatischen und militärischen Geschichte der italienischen Staatenlandschaft vorangestellt, auf die Erläuterungen zu den verschiedenen politischen Systemen und ihren Führungsschichten folgen. An sie schließen sich Beschreibungen und Erklärungen von Höfen und höfischen Gesellschaften an. Diese leiten zum nächsten Themenbereich Mäzenatentum, Propaganda und Bilderwelten über, der in vielfältiger Weise mit dem nachfolgenden Kapitel zu den vorherrschenden kulturellen Strömungen, zu Weltbildern von Eliten und einfachen Leuten verknüpft ist. Am Ende steht ein Ausblick auf die Ausstrahlungen Italiens ins übrige Europa der Zeit.

So umfassend dabei auf den neuesten Forschungsstand zurückgegriffen wird, so bleibt doch der Hinweis in eigener Sache angebracht, dass ein Versuch der Synthese und Neubestimmung der italienischen Renaissance bei allem Bemühen um ein ausgewogenes Urteil immer auch subjektiv eingefärbt ist. Offenbar reicht diese ein halbes Jahrtausend entfernte Zeit stärker in unsere Gegenwart hinein als rein chronologisch näher liegende Epochen, geht es dabei doch mehr oder weniger verborgen auch um die Moderne als Ganze und um ihr Produkt – um uns.

Jacob Burckhardt und die Folgen

Um die Moderne als Ganze ging es bereits 1860, als mit Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien ein einprägsames, suggestives, ja bezwingendes Bild der ersten Phase der europäischen Neuzeit zwischen Alpen und Ätna vor das Auge des gebildeten europäischen Publikums trat. In seinem thesenhaft angelegten Querschnitt durch alle Bereiche des öffentlichen und privaten, äußeren und inneren Lebens der Großen wie der Kleinen tritt die Renaissance in Italien, zwischen Ende des 13. und Mitte des 16. Jahrhunderts datiert, unvergleichlich lebendig und zugleich zutiefst doppeldeutig hervor. Durch nostalgische Beschwörung herangerückt, aber ebenso durch moralisches Grauen auf Distanz gehalten, vereinigt sie Licht und Schatten der gesamten Moderne in sich, die sie stürmisch einleitet. Die Welt entzaubernd, unerschrocken nach dem Wesen des Faktischen forschend, hebt sie alle überkommenen Legitimationen auf und löst damit die ununterbrochene Reihe der Revolutionen bis heute aus.