Die Rückkehr zur Sprache - Peter Siller - E-Book

Die Rückkehr zur Sprache E-Book

Peter Siller

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Beschreibung

Was fehlt, ist das Programm! Auch wenn Wahlkämpfe in den vergangenen Jahre mit knackigen Claims und breit präsentierten Kandidatenköpfen anderes suggerieren - der personenfokussierte Wahlkampf ist nicht das Erfolgsmittel. Peter Siller analysiert die Bedürfnisse nach politischer Orientierung in der Bevölkerung. Er zeigt, welche Bedeutung echte politische Programme immer noch und immer wieder haben und wie ein solches Programm aufgebaut sein muss, um glaubwürdig, überzeugend und erfolgreich zu sein.

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Seitenzahl: 30

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Peter Siller
Die Rückkehr zur Sprache
Wie schreibt man ein politisches Programm?
Campus Verlag Frankfurt/New York
Über das Buch
Was fehlt, ist das Programm! Auch wenn Wahlkämpfe in den vergangenen Jahre mit knackigen Claims und breit präsentierten Kandidatenköpfen anderes suggerieren - der personenfokussierte Wahlkampf ist nicht das Erfolgsmittel.
Peter Siller analysiert die Bedürfnisse nach politischer Orientierung in der Bevölkerung. Er zeigt, welche Bedeutung echte politische Programme immer noch und immer wieder haben und wie ein solches Programm aufgebaut sein muss, um glaubwürdig, überzeugend und erfolgreich zu sein.
Dieses E-Book ist Teil der digitalen Reihe »Campus Kaleidoskop«. Erfahren Sie mehr auf www.campus.de/kaleidoskop
Über den Autor
Peter Siller leitet die Abteilung Inland der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.

Auf der Suche nach der programmatischen Sprache

Peter Siller

Beredtes Schweigen

Der Begriff der »Programmpartei« ist seit geraumer Zeit aus der Mode gekommen. Für die meisten Spitzenpolitiker/-innen sind Programmprozesse eher ein notwendiges Übel als eine Chance der Orientierung und der anschließenden Vermittlung von Politik; eher Beschäftigungstherapie für Arbeitsgemeinschaften und Fachpolitiker/-innen, eine notwendige Voraussetzung für einen Wahlsieg, aber sicher nicht wahlentscheidend. Und so liegt oftmals ein Großteil der politischen Aufmerksamkeit in Vorwahlkampfzeiten bei der Visualisierung einer Kampagne, bei der Beratung der Spitzenkandidaten und -kandidatinnen, die dem Wahlkampf ein Gesicht geben sollen, bei Mechanismen der Vermeidung kommunikativer Fehler und beim Briefing der Multiplikatoren.
Doch langsam dreht sich der Wind. Politische Programmatik gewinnt spürbar an Bedeutung, gerade in Wahlkampfzeiten. Bei allem Lernbedarf in Sachen Körperhaltung und Stimme für Prozesse der Überzeugung und Vertrauensbildung (gerade für deutsche Politiker/-innen): Ohne eine politisch gehaltvolle Sprache wird nicht nur der Sinn von politischer Kommunikation in der Demokratie ad absurdum geführt, ohne sie kann auch ein noch so dynamisches Auftreten auf Dauer nicht über die Leere oder die Fehlorientierungen dahinter hinwegtäuschen.
In der Wirtschafts- und Finanzkrise der letzten Jahre wurde ebenso wie in den neuen Bürgerprotesten deutlich, dass es ein Verlangen nach politischer Orientierung gibt, das in der politischen Sphäre kaum eingelöst wird. So sehr die Bürger/-innen Realismus und Machbarkeit schätzen, so sehr vermissen sie gesellschaftliche Orientierungsangebote und Orientierungskontroversen. Politiker/-innen fahren mit der im Funktionärsbetrieb angeeigneten Plastiksprache immer noch (zu) gut, aber die Müdigkeit der Rezipienten und Rezipientinnen steigt und manche/-r ist kurz davor, die Glotze aus dem Fenster zu werfen. Weder das Anekdotenhafte der herrschenden Politiksprache noch die von Agenturen eingekauften Claims – und auch nicht die hohldrehende Kombination aller möglichen »Werte«, um etwas Gewicht auf die Waagschale zu bekommen – können darüber hinwegtäuschen: Die Kapitäne sind auf hoher See und der Kompass ist futsch. Hinzu kommt: Mit der Zunahme von Wechselwähler/-innen steigt das Interesse, sich mit den programmatischen Unterschieden zu befassen.
Ein Orientierungsangebot braucht nicht unbedingt Authentizität, aber sie braucht schon den Mut, sich auf Ideen und Grundsätze festzulegen und so Politik von einem bloßen Nebeneinanderstellen zu einer Anordnung zu machen. Eine solche Festlegung wiederum ist oftmals nur durchzuhalten, wenn Politiker/-innen bereit sind, zugleich die eigenen Fragen, Lücken, Risiken und Nebenwirkungen offenzulegen, und so überhaupt erst ein Mit- und Weiterdenken der Anderen zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist es kein Zufall, dass Politiker wie Winfried Kretschmann oder Joachim Gauck inzwischen hohe Popularitätswerte erzielen (gleich wie man in der Sache zu ihren Positionen stehen mag.)