Die Schlächterin - Auferstehung - J.S. Ranket - E-Book

Die Schlächterin - Auferstehung E-Book

J.S. Ranket

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Beschreibung

"Und ihr habt wirklich die armen Mädchen da hinaufgesetzt?", raunte die Killerin skeptisch. Sie schnippte prüfend an die blitzende Klinge zwischen den Beinen der gefesselten Schönheit. "Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, dass du deine eigenen Instrumente einmal ausprobierst", flüsterte sie voller Vorfreude. Dann drückte sie ihr zitterndes Opfer langsam auf den kalten Stahl. Nur mit einer gehörigen Portion Glück konnte Taylor Edwards aus den Fängen einer perversen Darknet-Community entkommen. Doch das geheime Foltern und Morden geht weiter, denn der Polizei gelang es nicht, das gesamte Netzwerk zu zerschlagen. Deshalb beschließt die junge Frau, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen. In einer ehemaligen Profikillerin findet sie eine begeisterte Lehrerin, die sie in die Feinheiten ihres blutigen Handwerks einweiht – mit fatalen Folgen …

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J.S. Ranket

Die Schlächterin - Auferstehung

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Für Julia

Prolog

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Epilog

Anmerkung des Autors und Danksagung

Impressum neobooks

Für Julia

Prolog

Jeffrey Tanner konnte wirklich nichts dafür, an allem war nur dieses verdammte Miststück schuld!

Seine Frau besuchte mit seinen beiden Kindern gerade ihre Schwester oben an den Great Lakes und er nutzte diesen freien Tag, um einmal richtig auszuspannen. Und das hatte er auch bitter nötig.

Unmittelbar vor dem Beginn der Schulferien wurde doch tatsächlich seiner IT-Firma noch ein riesiges Projekt angeboten. Nachdem sich sein Ärger über den kurzfristigen Auftrag etwas gelegt hatte, stürzte sich Tanner mit dem für ihn typischen Elan in die Arbeit. Denn ihn abzulehnen, konnte er sich nicht wirklich leisten. Die Großen der Branche klopften selten zweimal an dieselbe Tür.

Und so galt: Augen zu und durch!

Natürlich war Brenda, seine Frau, nicht gerade begeistert, doch sie hatte als Gattin eines mittelständigen Unternehmers selbstverständlich großes Interesse an vollen Auftragsbüchern. Außerdem hatte sie ihre Schwester seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen und auch die Kinder waren ganz verrückt nach ihr.

Tanner hatte mit seinem Team bis in die gestrigen Abendstunden hinein das Projekt bis zur Präsentationsreife fertiggestellt und dann seinen Angestellten, und sich selbst, einen freien Tag verordnet. Er schlief ungewöhnlich lang und entschied dann aufgrund des traumhaften Wetters, sich den Stress der letzten Tage auf seinem Surfbrett aus dem Schädel blasen zu lassen.

Doch noch bevor sein Board überhaupt mit dem Meer in Kontakt kam, war der Südwest-Wind so weit abgeflaut, dass er sich keinen Meter vorwärts bewegen konnte. Aber zum Glück waren die La Jolla Shores nicht allzu überlaufen und er hatte auch ein Alternativprogramm dabei. Das bestand aus einem Band makaberer Kurzgeschichten von Roald Dahl, den ihm seine Frau empfohlen hatte – wann hatte er eigentlich das letzte Mal ein Buch gelesen – und einer mit Eis gefüllten Kühlbox, in der ein Sixpack Miller vor sich hin fror.

Zuerst bemerkte er nur die schlanken Füße mit den rot lackierten Nägeln, die urplötzlich wenige Zentimeter neben seinem Buch im weichen Sand auftauchten.

„Kann ich bitte eine Zigarette schnorren?“, tönte es samtweich von oben.

Tanner beugte sich ein wenig nach hinten, um die Besitzerin der Stimme richtig sehen zu können. Sein Blick glitt hinter der Sonnenbrille über Endlosbeine, schmale Hüften und einen flachen Bauch, bis er schließlich in einem hübschen Mädchengesicht hängen blieb. Ihre Augen wurden zur Hälfte von einem Schleier glatter brauner Haare verdeckt, die ihr akkurat gescheitelt über die Schultern fielen. Sie sah aus wie ein fleischgewordener Jungentraum aus feuchten Teenager-Fantasien.

„Wie alt mochte sie wohl sein? Von sechzehn bis Anfang zwanzig war alles möglich. Wie machen die das bloß?“

„Bedien dich!“ Tanner deutete beiläufig mit dem Kopf auf die leicht zerknautschte Packung Marlboro, die neben der Kühlbox im Sand lag. Denn er dachte nicht ernsthaft daran, dass die brünette Schönheit irgendetwas anderes wollen könnte als eine Zigarette. Außerdem fiel er schon rein altersmäßig nicht in ihr Beuteschema.

Doch das sah sie offenbar anders.

Während Tanner sich wieder seinem Buch widmete – was gibt es Peinlicheres als einen geilen Glotzer – fischte sich die Kleine mit spitzen Fingern eine Marlboro und das Feuerzeug aus der Packung. Nachdem sie geräuschvoll den ersten Zug genommen hatte, legte sie die Zigaretten zurück. Doch statt zu verschwinden setzte sie sich wie selbstverständlich vor ihn.

„Danke!“

Nun war er doch gezwungen, ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken. Denn nur ein kompletter Idiot oder ein Schwuler würde jetzt noch wegsehen.

Sie saß auch nicht einfach nur da. In der rechten Hand die Zigarette, stützte sie sich nach hinten gelehnt mit ihrer linken ab und kreuzte ihre Beine gekonnt zum Schneidersitz. Dazu streckte sie ihr Kinn herausfordernd nach vorn, während sie eine kleine Rauchwolke in seine Richtung schickte.

„Ich bin Carrie“, hauchte sie mit einem Lächeln.

„Jeffrey, angenehm“, antwortete Tanner übertrieben sachlich.

Irgendwie begann ihm das Spielchen zu gefallen. Und gegen eine nette Plauderei oder einen harmlosen Flirt hatte er weiß Gott nichts einzuwenden. Was war denn schon dabei, wenn man einmal über den glänzenden Lack eines Sportwagens strich, man musste ja nicht gleich damit losbrettern. Nur wollte er sich alle Optionen offenhalten und auf keinen Fall zum Gespött der jungen Lady werden.

„Das scheint ja ein sehr interessantes Buch zu sein“, fuhr sie fort.

Dabei rutschte Carrie mit ihrem kleinen Hintern ein wenig im Sand hin und her, als ob sie es dadurch bequemer haben könnte. Und Tanner schaute natürlich reflexartig in die Richtung ihres Schoßes. Der dünne Stoff ihres Höschens war gerade breit genug, um ihre kleine Muschi zu bedecken.

Provokativer ging es kaum!

„Genau das ist es!“, bestätigte Tanner, der jetzt sichtlich Mühe hatte, nicht fortwährend zwischen ihre Beine zu starren.

„Und um was geht’s dabei?“ Die Frage schwebte in einem erneuten Rauchwölkchen in seine Richtung.

„Um einen Typ, der junge Frauen, die er am Strand aufgegabelt hat, verschleppt und dann zu Tode foltert.“

Carrie drückte ihre Zigarette genau zwischen ihnen im Sand aus, strich sich das Haar betont langsam hinter die Schultern und lächelte hintergründig. „Du stehst nicht besonders auf Konversation, oder?“

„Eigentlich schon“, gab Tanner jetzt ebenfalls lächelnd zurück, „ich frage mich nur, was das hier werden soll.“

„Gar nichts soll das werden“, antwortete Carrie gespielt empört. „Wir sitzen hier herum, quatschen ein bisschen und trinken etwas Kaltes. Ist da vielleicht ein Bier drin?“ Sie deutete mit dem Kopf auf die Kühlbox.

„Oh sorry“, antwortete Tanner übertrieben theatralisch, „wie unhöflich von mir, dich ohne Erfrischung in der Hitze sitzen zu lassen.“ Er öffnete die Box und reichte Carrie eine der eisigen Dosen, auf denen sich sofort Kondenswasser bildete.

Sie legte sich das Miller an ihren Hals und genoss offensichtlich den Kältereiz. „Wenn ich jetzt noch die Tropfen von der Dose lecke“, kicherte sie verschmitzt, „dann wird es wahrscheinlich zu albern.“

„Mit Sicherheit“, bestätigte Tanner und griff sich ebenfalls ein Bier. Er schnippte den Deckel auf und prostete Carrie zu, die sich ebenfalls die Dose geöffnet hatte. Nach einem langen Zug fragte er schließlich: „Na los, sag schon! Was ziehst du hier für eine Nummer ab?“

Sie rollte mit den Augen und beugte sich dann in Richtung der Kippen, wobei sie ihn fragend ansah. Tanner nickte zustimmend.

„Du willst das wirklich wissen?“, erkundigte sie sich, nachdem sie eine neue Zigarette angezündet hatte. „Du bist doch kein Bulle oder so? Und du weißt, dass du mir das sagen musst, sonst ist es vor Gericht nicht verwertbar.“

Tanner machte ein Gesicht, als hätte er soeben in eine Zitrone gebissen. „Wie lange sitzt du hier eigentlich schon in der Sonne? Außerdem, wer hat hier denn wen angequatscht?“

„Na ja, man kann eben nicht vorsichtig genug sein“, antwortete Carrie und zog dabei ihre Augenbrauen in die Höhe. „Okay, ich bessere hier ein kleines bisschen mein Taschengeld auf. Und zwar, indem ich älteren Herren die Illusion vermittle, sie könnten bei mir landen.“

„Na vielen Dank!“, brummte Tanner gespielt zerknirscht.

„Oh Mist … sorry, so war das nicht gemeint“, kicherte Carrie und hielt sich dabei mädchenhaft eine Hand vor den Mund. „Nein, ich sitze hier, weil ich dich interessant finde und auf richtige Männer stehe.“

„Da hast du aber gerade nochmal die Kurve gekriegt!“ Tanner musste jetzt über das pubertäre Getue ebenfalls schmunzeln.

„Achtzehn … höchstens!“

„Da muss ich nicht die Kurve kriegen“, meinte Carrie nun völlig ernst. „Also du surfst.“ Sie deutete mit dem Kopf in die Richtung des Boards, das wenige Meter entfernt im Sand lag. „Und gehst offensichtlich ins Fitnessstudio. Außerdem bist du verheiratet …“ Ihr Blick wanderte zu Tanners linker Hand. „… und das sagt mir wiederum, dass du wahrscheinlich ein bisschen Abwechslung zu schätzen weißt.“ Sie warf den Kopf in den Nacken und lächelte erneut hintergründig. „Vielleicht spendierst du mir ja aus reiner Höflichkeit eine Tankfüllung für meinen historischen Toyota.“

„Und das funktioniert?“, gab Tanner skeptisch zurück.

„Meistens!“ Carrie verzog lasziv den Mund, drückte ihre Zigarette wieder in den Sand und trank das Bier bis zum letzten Tropfen aus. Dabei wippte sie wie nebenbei mit ihren Endlosbeinen, was wiederum Tanners Glotzreflex auslöste. „Also, was hältst du von ein bisschen Abwechslung?“

Doch er war immer noch misstrauisch, denn er vermutete irgendein linkes Ding. Außerdem liebte er seine Frau und hatte sie noch nie betrogen. Aber da war dieser heiße Ferrari, direkt vor ihm.

Und Carrie legte noch ein bisschen nach. „Womit lässt dich deine Frau abblitzen? Mit Arschficken? Das mögen nämlich nicht alle.“

Tanner verschluckte sich am letzten Schluck seines Bieres und hatte alle Mühe, nicht zu ersticken. Nachdem er den Hustenanfall einigermaßen heil überstanden hatte, machte sich sein Verstand wie von selbst auf den Weg zu Carries kleinem Hintern. Und als er aufschaute, sah er ihr belustigtes Gesicht.

„Das klappt immer!“ Ihr Blick deutete in Richtung seiner Shorts und er wusste auch ohne hinzusehen, was sich dort gerade abspielte. „Ich komme übrigens auch, wenn ich in den Hintern gefickt werde“, ergänzte sie völlig überflüssigerweise.

Doch Tanners letzte Zweifel waren bereits wie weggeblasen. In seinen Gedanken kniete Carrie schon auf allen vieren vor ihm. Nur noch einmal flammte ein kleines moralisches Warnlicht auf und er packte ihr Handgelenk. „Und wer sagt dir, dass ich kein durchgeknallter Irrer bin?“

„Du bist echt okay“, gab sie zurück, während sie ihren Arm aus seiner Faust wand. „Aber sagt auch dir irgendjemand, dass ich keine durchgeknallte Irre bin?“

„Wie alt …?“, versuchte er es vorsichtig noch einmal, als er das Board bereits auf seinen Chevy Tahoe verladen hatte.

„Alt genug“, unterbrach sie ihn. „Und jetzt versau es nicht!“

Jeffrey Tanners Haus in La Jolla, einem der nobleren Vororte von San Diego, war weder einfach, noch übertrieben luxuriös und in dem für die Gegend typischem zweigeschossigen Bungalow-Stil gebaut. Im Erdgeschoß befanden sich die Küche, ein Bad und das riesige Wohnzimmer mit direktem Zugang zu einer großen Terrasse, an deren äußerstem Ende der obligatorische Pool thronte. Im Obergeschoß waren dagegen die Schlafzimmer und die der Kinder, sowie zwei Bäder und ein Arbeitszimmer untergebracht. Hätten Tanners Eltern nicht Anfang der Sechziger, als Kaliforniens Surf-Kultur im Entstehen war, hier ein Grundstück erworben, könnte er jetzt von einem solchen Haus nur träumen. Und noch dazu in dieser Lage. Sicher, seine kleine Firma lief recht gut, doch um sich so etwas heute leisten zu können, bräuchte er sicher ein börsennotiertes Unternehmen.

Da er vor seinem geistigen Auge ständig Carries kleinen Arsch wackeln sah, konnte man es schon fast als Glücksfall bezeichnen, dass er seinen Tahoe ohne ernsthafte Zwischenfälle zu seinem Haus manövrieren konnte. Sie saß während der Fahrt versonnen am offenen Beifahrerfenster und machte mit ihrer Hand im Fahrtwind Luftwiderstandsexperimente. Selbstverständlich hatte er ihr angeboten, sie später zu ihrem Toyota zurückzubringen.

Ohne auf das Board auf seinem Autodach zu achten, rauschte er durch das noch nicht vollständig geöffnete Garagentor und wäre um ein Haar in die gegenüberliegende Wand geschossen. Was ihm wiederum mädchenhaftes Gekicher von Carrie einbrachte.

„Du benimmst dich gerade wie ein Vollidiot! Beruhige dich! Vorfreude ist doch die schönste Freude.“

Etwas gefasster öffnete Tanner die Tür in das Haus und ließ Carrie selbstverständlich den Vortritt.

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er und steuerte bereits den großen Kühlschrank in der Küche an.

„Noch ein Bier wäre toll“, gab Carrie zurück, während sie sich im Erdgeschoss umsah. „Schicke Hütte, übrigens.“

„Danke“, murmelte Tanner abwesend und reichte ihr eine Flasche eiskaltes Sam Adams.

„Und wo wollen wir es treiben?“, fragte Carrie provokativ und stellte das Bier beiseite. „Ich nehme an, das Schlafzimmer ist oben.“

Ohne Tanners Antwort abzuwarten, streifte sie sich ihr Shirt vom Körper und präsentierte ihm so ihre festen Apfelbrüste. Dann schälte sie sich aus ihren engen Shorts, wobei sie das minimalistische Höschen ihres Bikinis gleich mit herunterzog.

In Tanners Körper spielten sämtliche Reaktionen verrückt. Trotz der äußerst effektiv arbeitenden Klimaanlage, fühlte er sich wie in heißes Öl getaucht und das riesige Wohnzimmer schien ihn förmlich zu erdrücken. Zum Glück war Carrie mit ihrem Bier und ihrer Handtasche bereits auf dem Weg ins Obergeschoß. Hektisch riss sich Tanner seine Klamotten vom Leib. Als er schließlich stolpernd das Schlafzimmer erreichte, hatte sie sich schon breitbeinig vor dem großen Bett aufgebaut und bewegte herausfordernd ihre Hüften hin und her.

„Wie magst du mich?“, säuselte Carrie. „Geduscht oder verschwitzt?“ Als unmissverständlichen Hinweis hielt sie sich den kalten Flaschenhals an ihre Muschi, um ihn dann sehr, sehr langsam hindurch zu ziehen.

In Tanners Gehirn schien etwas zu explodieren, das für koordinierte Bewegungen zuständig war, denn er erstarrte in Sekundenbruchteilen zur Salzsäule. Nur seine Augen folgten gebannt dem Sam Adams auf seinem feuchten Weg.

Bis sie ihm schließlich grinsend die Flasche reichte. „Prost!“

„Ver … ver …“, stotterte er, während seine Augen drohten aus den Höhlen zu fallen. „Du musst nicht duschen!“, presste er schließlich hervor.

Dann stürzte er das Bier hinunter. Er schmeckte den bitteren Hopfen, der sich mit ihrer Süße mischte, und fragte sich, ob er schon jemals so einen gewaltigen Ständer gehabt hatte.

„Aber dich möchte ich frisch duftend“, riss Carrie ihn aus seiner Erstarrung.

Die Alarmglocken schlugen Tanner fast den Schädel ein.

„Ja, ja. Ich stehe hier unter der Dusche, während du mir die Bude ausräumst. Zum Blödsein gehören immer noch zwei!“

Doch sie deutete seinen Gesichtsausdruck völlig richtig.

„Du musst keine Angst haben, dass ich irgendwelche Dummheiten anstelle“, schnurrte Carrie. Sie kramte in ihrer Tasche herum und zog dann unter leisem Klirren ein Paar schwere Handschellen an einer glänzenden Stahlkette heraus. „Ich bin nämlich ein sehr böses Mädchen“, säuselte sie weiter, „und das muss gefesselt werden.“ Sie wickelte die Kette um das schmiedeeiserne Kopfende des Bettes und schloss eine Schelle um ihr rechtes Handgelenk. „Bei dem anderen müssen Sie mir behilflich sein, Detective!“

Wie in Trance ließ Tanner den Stahl um ihr linkes Handgelenk einrasten, während Carrie sich geschmeidig auf dem Bett räkelte. Sein Ständer stieß dabei gegen ihre Schenkel, ihren Bauch, ihre Brüste, bis er schließlich die weichen Lippen spürte.

Und ihre Zähne!

„Scheiß auf das Duschen“, stieß sie hervor und biss stärker zu, als sie eigentlich gewollt hatte.

„Du verdammte Schlampe!“, jaulte Tanner. Er war bereits drauf und dran, ihr im Endorphinrausch eine runterzuhauen.

„Los gib’s mir!“, feuerte Carrie ihn an, während sie mit ihren Füßen nach ihm trat.

„Ins Arschloch …“, stöhnte Tanner und stürzte sich auf sie, „… du willst es also ins Arschloch!“ Er drückte ihre Beine nach oben, so dass ihre kleine Rosette förmlich herausgepresst wurde. Und als sein Schwanz die empfindliche Stelle berührte, spürte er, dass sie sich für einen Moment entspannte.

„Die weiß wirklich wie es geht!“

Fasziniert beobachtete Tanner wie er vollständig in sie eindrang. Carrie zerrte dabei mit aller Kraft an den Fesseln und stieß Schreie aus, wie Raubkatzen beim Paarungsakt. Ihr Rücken bog sich durch, als hätte sie Starrkrampf im Endstadium, während ihr Gesicht hochrot anlief und die Adern an ihrem Hals unnatürlich hervortraten.

„Los würg mich!“, keuchte sie. Doch als er nicht sofort reagierte, wurde sie lauter und hämmerte ihre Fersen auf seine Schultern. „Du sollst mich würgen, du Arsch!“

Langsam schloss Tanner seine Hände um den zarten Hals.

„Ist das alles, was du drauf hast?“ Carrie zappelte mit ihrem Hintern, als könnte sie dadurch seinen Ständer noch tiefer in sich hineinpressen. „Mach schon“, forderte sie schreiend, „ich komme gleich!“

Da er drückte zu. Mit aller Kraft.

Und sie kamen gleichzeitig. Doch Tanners Orgasmus dauerte ewig. Sein vernebeltes Gehirn registrierte nicht mehr, dass ihr Körper immer schlaffer und ihr Mund immer stiller wurde. Bis er schließlich ganz verstummte. Doch seine Lenden pumpten weiter und weiter. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas erlebt. Der freie Fall aus einem Raumschiff konnte nicht berauschender sein.

Nur die Erinnerung an die Stunden danach verschwand im Nebel.

Genauso wie die Panik, die ihn erfasste. Und die Fahrt in Richtung Pine Valley mit Carries sterblicher Hülle im Kofferraum. Seinen Instinkten folgend, bog er noch weit vor Alpine ab. Dorthin, wo er sich auskannte und niemand sie jemals finden würde.

Auf der Rückfahrt wich die erneut aufkeimende Panik dem Rausch. Er fühlte sich wie der Erschaffer der Welt, der zurück auf sein Wolkenschloss flog. Bei dem Gedanken an den zuckenden Körper im Todeskampf bekam er sofort wieder einen Ständer. Und er wusste, dass er es wieder tun würde – es wieder tun musste!

Bis ihn plötzlich ein unwiderstehlicher Appetit auf einen Erdnussbutter-Riegel überkam.

Mit einem schwungvollen Bogen lenkte er den Tahoe auf das Gelände eines kleinen Supermarktes nahe Glenview. Erst jetzt bemerkte er, dass sein Board noch immer auf dem Wagendach festgezurrt war.

„Mist! Aber eigentlich auch eine gute Tarnung.“

Nachdem er bereits im Shop die Hälfte der Schokolade verschlungen und sich noch ein kaltes Dr. Pepper besorgt hatte, schwebte Tanner förmlich zu seinem Chevy zurück. Bis er wie vom Donner gerührt stehen blieb.

Vor dem großen SUV lümmelte eine junge Frau in der nachmittäglichen Sonne. Die langen dunklen Haare fielen ihr bis auf den Rücken und aus der großen Tasche, die neben ihren gebräunten Beinen auf dem Boden stand, schaute ein flauschiges Handtuch heraus.

„Entschuldigung“, fragte sie arglos, während sie mit dem Kopf auf das Board deutete, „Sie fahren doch sicher zum Strand?“

„Wie alt mochte sie wohl sein? Von sechzehn bis Anfang zwanzig war alles möglich. Wie machen die das bloß?“

-1-

Das Unwetter hatte sich genauso schnell verzogen, wie es am Horizont vor der Küste San Diegos aufgetaucht war. Nur ein kurzer Schauer überzog den Strand mit einer warmen Dusche, dann war es vorbei.

Nachdem sich Amanda in dem quirligen Restaurant am Mission Beach buchstäblich in Luft aufgelöst hatte, stürmte Taylor Edwards in den letzten Regentropfen zu ihrem kleinen Nissan. Das Bild Jeffrey Tanners, das ihr die Profikillerin mit einem geheimnisvollen Lächeln über den Tisch geschoben hatte, barg sie dabei wie einen Schatz unter ihrer leichten Jacke. Und als sie sich schließlich auf den Fahrersitz fallen ließ, schoss ihr die orakelhafte Warnung ihrer Freundin erneut durch den Kopf.

„Dann hältst du die dunkle Macht in deinen Händen. Und das kann sehr verführerisch sein!“

Was glaubte die denn? Dass sie gleich beim ersten Mal süchtig werden würde? Nur weil sie nach ihrer Entführung nicht in der Klapsmühle gelandet war, bedeutete das noch lange nicht, dass sie sofort zur blutrünstigen Vollstreckerin mutierte. Denn wenn Taylor an den engen Käfig und die Elektroschocks dachte, lief es ihr immer noch eiskalt den Rücken hinab.

Wie Amanda an die Informationen über diesen Arsch gelangt war, wollte sie überhaupt nicht wissen. Denn in wenigen Minuten würde sie mit der Jagd beginnen. Mit der Jagd auf einen Mann, der junge Frauen entführte, genauso wie sie selbst entführt wurde. Und wahrscheinlich ebensolche perversen Experimente mit ihnen durchführte, wie sie mit ihr durchgeführt wurden.

Der aber auf unerklärliche Weise noch immer nicht hinter Gittern gelandet war.

Doch so mysteriös war das gar nicht, weil die Mitglieder von Suicide Chicks, einer geheimen Darknet-Community, extrem abgeschottet agierten. Denn bei dem, was sie so trieben, blieb man am besten unter sich. Zugang erhielt ein neues Mitglied nur auf persönliche Einladung und nach einer umfangreichen Überprüfung. Außerdem musste dabei eine Probe abgeliefert werden, die dann gewissermaßen als Eintrittskarte diente.

Welches Ticket hatte Tanner wohl vorgezeigt? Lebendig begraben? Waterboarding? Scheinhinrichtung? Auf jeden Fall würde sie es aus erster Hand erfahren. Das hieß, wenn sie ihn nicht sofort tötete.

Die Fahrt nach Pacific Beach dauerte nur wenige Minuten, doch sie schaffte es einfach nicht ruhig zu bleiben. Ihre Hände klopften ein wildes Tremolo auf das Lenkrad, während sie wilde Flüche gegen das übliche Verkehrschaos ausstieß. Wann bekam man schon einmal die Gelegenheit, von einer ehemaligen Auftragskillerin des Tijuana-Kartells in die Feinheiten ihres Handwerks eingeweiht zu werden?

„Wieso eigentlich ehemalige Auftragskillerin? Einmal Killerin, immer Killerin!“

Doch Taylors Hartnäckigkeit zahlte sich offenbar aus, denn sie hatte Amanda Bennett regelrecht terrorisiert, um zu bekommen, was sie wollte. Da war es auch fast schon logisch, dass sie für die Suche nach Tanner von ihr nur das Bild und den Namen erhalten hatte. Wenn sie bei den bösen Mädchen mitspielen wollte, musste sie ein bisschen kreativ werden und konnte nicht einfach darauf warten, dass ihr sämtliche Informationen in den Schoß fielen.

Aber ihre sehr innovativen Überredungsversuche hätten auch leicht ins Auge gehen können. Ein Quäntchen zu viel und es hätte keine Rolle mehr gespielt, dass ihre Tante Kim Amandas Partnerin und Geliebte war. Es hätte auch keine Rolle mehr gespielt, dass Amanda sie inzwischen richtig mochte.

Ganz anders, als die Freundschaft der beiden begann.

Weil Taylors Mutter erziehungstechnisch ein Totalausfall war, übernahm Kim deren Rolle. Aber ohne den nervigen Mutter-Tochter-Beziehungsstress mit einem Teenager. Da war es dann natürlich besonders cool, wenn man plötzlich feststellte, dass die eigene Tante lesbisch war und man sich so von den anderen Spießern abhob. Auch wenn ihr Amanda am Anfang richtig unheimlich war.

Zwar hatte sie ein zauberhaftes Lächeln und sah, soweit sie das als junge Frau beurteilen konnte, mit ihrem langen schwarzen Haar und der schlanken Figur auch richtig scharf aus. Doch um nichts in der Welt wollte sie ihr allein in der Nacht begegnen.

Aber das hatte sich vor einigen Jahren, als Kim und Amanda noch nicht zusammen wohnten, schlagartig geändert.

„Na toll“, stellte Kim bedauernd fest, nachdem sie das Telefon aufgelegt hatte. „Taylor hat ihren Schlüssel vergessen. Ich muss los!“

Mit traurigen Augen blickte sie auf die beiden Teller Spaghetti á la Puttanesca, die dampfend auf der der großen Terrasse von Amandas Appartement standen. Der Pinot Grigio im Weinkühler und die Abenddämmerung über dem Pazifik machten ihr den Aufbruch fast unmöglich.

„Und warum kommt sie nicht einfach her?“, fragte Amanda leicht verwirrt. „Selbst mit ihrer Klapperkiste kann sie in spätestens einer halben Stunde hier sein. Von der Pasta ist noch jede Menge übrig. Sie hat zwei Gästezimmer mit Traumblick zur Auswahl und kann morgen früh ausschlafen, wenn wir weg sind. Es sind doch gerade Ferien, oder?“

„Ja … doch.“ Kim trat verlegen von einem Bein auf das andere. „Es ist … na du weißt schon.“

„Sie hat immer noch Angst vor mir?“, lachte Amanda prustend los. „Was denkt sie denn, dass ich sie fresse? Los ruf sie an, das wird jetzt ein für alle Mal geklärt!“

„Coole Hütte“, stellte Taylor nach einem Rundgang durch Amandas Luxus-Domizil fest. Sie gesellte sich zu den beiden Frauen auf der Terrasse, die die letzten Strahlen der untergehenden Sonne genossen, und schielte verlegen auf den eiskalten Weißwein. „Womit finanziert man denn so etwas?“

„Meine Unternehmensberatung brummt“, schmunzelte Amanda hintergründig. „Genauso wie das Reisebüro deiner Tante.“ Sie musterte Kim mit einem verlangenden Blick. Der kinnlange blonde Bob stand ihr wirklich außerordentlich gut. Sie würde sich heute Nacht mächtig zusammenreißen müssen.

„Aha“, murmelte Taylor skeptisch und starrte weiter auf den Pinot Girgio.

„Okay, ein Glas“, erlaubte Kim und war sich sicher, dass sie ihrer Nichte bestimmt auch noch ein zweites genehmigen würde.

Und irgendwie schien das Ganze zu funktionieren, denn die beiden verstanden sich prächtig. Auch wenn Taylor, trotz des Weines, immer noch einen Heidenrespekt vor Amanda hatte. Demnach hatte es Kim wohl ganz gut hinbekommen.

„Was glaubst du, denkt Taylor von uns?“, meinte Kim nachdenklich, als sie einige Stunden später neben ihrer Geliebten im Bett lag.

„Sieh mal, sie ist wirklich eine sehr weltoffene und intelligente junge Frau“, antwortete Amanda. „Glaubst du nicht auch, dass du dir darum viel zu viele Gedanken machst? Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter. Schwule und Lesben werden fast überall akzeptiert. Nicht wie in den Zeiten, in denen ein paar Vollidioten dachten, die Erde wäre eine Scheibe.“

„Ja, schon“, musste Kim zugeben. „Aber das Mittelalter hatte auch etwas Gutes“, fügte sie versonnen hinzu.

„Ach ja? Was denn?“, gab Amanda provokativ zurück, denn sie wusste genau worauf das Ganze hinauslaufen sollte.

Kim kicherte. „Die hatten doch so tolle Kerker und Folterkammern.“

„Haha, sehr witzig! Du kleines Miststück wärst doch bei der erstbesten Schlampenverbrennung auf dem Scheiterhaufen gelandet.“

„Pahhh …“ Beleidigt drehte sich Kim auf den Rücken und fixierte einen nicht vorhandenen Fleck an der Decke des Schlafzimmers.

„Jetzt hab dich nicht so muschihaft“, ermahnte sie Amanda, „sonst gibt es keinen Nachtisch.“

„Wollen wir nach drüben gehen?“ Kims Augen strahlten, als sie mit dem Kopf in Richtung des angrenzenden Zimmers deutete und ihr Mund verzog sich dabei zu einem versonnenen Lächeln.

„Taylor schläft zwei Türen weiter“, erinnerte sie Amanda.

„Der Raum ist doch aber schallisoliert.“

„Und was ist, wenn sie plötzlich Heißhunger auf Schokolade bekommt oder sich einen Saft holen will und mich dann dabei erwischt, wie ich dich auseinandernehme. Das erklärst dann aber du, dass heißt wenn du nicht gerade geknebelt bist.“ Amanda zog vielsagend die Augenbrauen nach oben.

„Und jetzt?“ Kim war die Enttäuschung deutlich anzusehen.

„Na erst einmal hoch mit den Ärmchen!“, kommandierte Amanda und streckte suchend ihre Hand nach den Stahlfesseln aus, die sie in weiser Voraussicht bereits an dem stabilen Kopfteil des Bettes befestigt hatte. Mit einem leisen Klirren zog sie die Ketten hervor und ließ die Bügel an den Handgelenken ihrer Freundin einrasten.

„Hmmm …“, schnurrte Kim, während sie zur Probe an den Handschellen zog. Sie bewegten sich natürlich keinen Millimeter und der kalte Stahl jagte sofort ein angenehmes Kribbeln über ihren Körper. „Wir sollten einmal googeln, warum ich dabei immer gleich feucht werde. Ob das etwas mit Kondensation zu tun hat?“ Sie grinste über ihren eigenen Scherz.

„Halt die Klappe!“, zischte Amanda. Dann tastete sie mit ihrer Hand unter der leichten Decke nach der Muschi ihre Geliebten und stieß brutal drei Finger hinein.

Kims Augen wurden groß wie Billardkugeln und ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei.

„Keinen Mucks!“, befahl Amanda, während sie sich langsam in Kims Körper bewegte. Sie zog ihre feucht glänzende Hand heraus und steckte sich übertrieben langsam den Zeigfinger in den Mund. Dann brachte sie ihre Lippen ganz nah an Kims Ohr. „Komisch“, flüsterte sie, „das scheint eine Art Epidemie zu sein.“ „Bei mir geht’s auch los.“ Ohne die Antwort abzuwarten kniete sich Amanda über Kims Gesicht.

Und wie erwartet, nahm die flinke Zunge sofort ihre Arbeit auf.

„Verdamm ist das geil!“

Sie presste dabei ihren Schoß so kräftig gegen die saugenden Lippen, dass Kim schon nach wenigen Augenblicken nach Atem rang. Doch statt ihr ein bisschen Sauerstoff zu gönnen, zog Amanda den Elektro-Plug, den sie unter einem der vielen Kissen versteckt hatte, heraus. Sie beugte sich ein wenig vor und tippte mit der Spitze des Gerätes in die feuchte Muschi ihrer Gespielin, um es ihr danach mit einer fließenden Bewegung in die straffe Rosette zu pressen.

In Kims Hintern schienen es plötzlich von Millionen Ameisen zu wimmeln. Sie bäumte sich auf, doch Amandas Schenkel hielten ihren Kopf wie ein Schraubstock gefangen.

„Reizstrom hatten wir lange nicht, oder?“, stöhnte sie, ohne dass sie ernsthaft eine Erwiderung erwartete. Dann tasteten ihre Hände erneut unter das Kissen. „Genauso wie den Doppel-Dildo.“

Amanda musste jetzt Kim freigeben. Sie rutschte nach unten und wedelte mit dem weichen Silikonpenis vor deren verschwitzten Gesicht herum. Nur eine Sekunde später steckte er zur Hälfte in ihrer Freundin.

„Bitte … bitte“, bettelte Kim mit zusammengepressten Zähnen, „wenn ich komme, dann drück mir etwas auf das Gesicht.“

„Vielleicht auch schon früher“, stöhnt Amanda, während das andere Ende des Dildos in ihre eigene Muschi drang. Nach einem kurzen Moment des reglosen Genusses, begann sie langsam ihren Schoß an dem von Kim zu reiben. Dann griff sie sich eines der dicksten Kissen.

„Mal sehen, ob sie immer noch auf Asphyxie-Spielchen steht!“

Die Vormittagssonne, die durch das große Panoramafenster in das Gästezimmer fiel, kitzelte Taylor wach. Verschlafen rieb sich die junge Frau die Augen und blickte auf den Radiowecker, der auf dem niedrigen Nachttisch direkt neben ihr stand.

Gleich zehn!

Sie richtete sich ein wenig auf und strich sich ihre braune Mähne in den Nacken. Wann sah man schon einmal San Diego aus dieser Perspektive? Der hellblaue Ozean glitzerte hinter Coronado Beach, während unmittelbar davor die dunkle Silhouette der Kommandobrücke des historischen Flugzeugträgers USS Midway über die flachen Gebäude ragte. Den Rest des Riesen, der im brackigen Wasser der Bay dümpelte, konnte sie vom Bett aus nicht erkennen.

„Unternehmensberatung … pahhh, wer es glaubt wird selig!“

Doch Amanda schien nett zu sein. Auch wenn Taylor ihren Arsch darauf verwetten würde, dass das nicht bei jedem so war. Langsam schälte sie sich aus den Laken und tapste auf nackten Füßen in Richtung Küche. Mit einem Knopfdruck aktivierte sie die Kaffeemaschine und las den Zettel auf der Arbeitsplatte:

Pfannkuchen sind im Kühlschrank.

Wenn du gehst – einfach die Tür zuziehen.

Amanda

Kurz und bündig. Und sie war allein. Also genau der richtige Zeitpunkt für eine gründliche Inspektion des Appartements. Taylor bestrich einen Pfannkuchen reichlich mit Ahornsirup, rollte ihn zusammen und stopfte sich einen großen Bissen in den Mund. Danach goss sie sich einen großen Topf Kaffee ein und begann mit einer eingehenden Überprüfung von Amandas Wohnung.

Mehrere Minuten stand sie gedankenverloren auf der großen Terrasse und beobachtete die landenden Jets, die dem International Airport entgegenschwebten. Dann nahm sie sich das riesige Wohnzimmer vor.

Es ging, nur durch einen flauschigen Teppich optisch abgetrennt, in die große Küche über. Die Einrichtung bestand aus hellen Designermöbeln mit matten Oberflächen, die aber nichts mit dem sonst üblichen plüschigen Stil ihrer Landsleute gemein hatte. Von der bequemen Sitzgruppe aus konnte man einen atemberaubenden Blick über die Stadt genießen, während am Esstisch dasselbe Panorama wie von Taylors Gästezimmer aus, zu bewundern war. Doch irgendwie hatte sie mehr erwartet, etwas Spektakuläres oder Abgefahrenes zum Beispiel.

Aber vielleicht wurde sie ja im Schlafzimmer fündig.

Nur kurz überlegte sie, ob das nicht doch zu privat sei, denn hier spielen sich ja die intimsten Dinge ab. Aber schließlich siegte ihre Neugier.

Doch auf den ersten Blick erwies sich das Zimmer als Enttäuschung. Zwar setzten sich der luxuriöse Einrichtungsstil des Wohnzimmers und der Panoramablick auch hier fort, aber sonst wirkte es völlig normal. Vielleicht sollte sie doch einmal in den Schubladen der niedrigen Kommoden nachsehen. Andererseits fühlte sie sich so erst recht wie ein Eindringling. Sollte sie nun, oder lieber nicht?

„Scheiß drauf!“

Gleich am Nachttisch landete sie einen Volltreffer. Matt schimmernd lag dort auf allerhand Krimskrams eine Glock Automatik.

„Krass!“, stieß Taylor überrascht hervor.

Vorsichtig wog sie die Waffe in der Hand und rutschte auf das riesige King-Size Bett. Dann nahm sie eine der landenden Maschinen ins Visier und verfolgte ihr Ziel, bis es hinter den Gebäuden am Pacific Highway verschwunden war. Lauernd wartete sie auf ihre nächste Beute und lehnte sich gegen das gepolsterte Kopfteil des Bettes, als es plötzlich unter ihrem Hintern leise klirrte. Schmunzelnd legte sie langsam die Pistole neben sich und hob die weiche Tagesdecke an. Wie sie bereits bei dem Geräusch vermutet hatte, kamen dort silbrig glänzende Handschellen zum Vorschein, die mit einer Kette an einer verdeckten Strebe befestigt waren.

Von einer Sekunde zur nächsten sprang Amandas Coolness-Faktor und der ihrer Tante Kim in schwindelerregende Höhen. Ganz so, als würde man plötzlich feststellen, dass die eigenen Eltern Geheimagenten sind.

„Das gibt’s ja gar nicht! Die beiden stehen also auf die härteren Sachen.“

Mit einem Finger zog sie die Fesseln hervor und überlegte nur Sekundenbruchteile, wer die Handschellen wohl getragen haben könnte. Amanda auf keinen Fall! Dass die schwarzhaarige Raubkatze unten lag, konnte sie sich nicht ansatzweise vorstellen. Aber das bedeutete dann wohl, dass ihre Tante Kim …. Die Bilder, die ihr dabei durch das Hirn schossen, wischte sie mit einer energischen Handbewegung beiseite.

„Verdammtes Kopfkino!“

Aber irgendwie spannend war es schon. Taylor legte ihr rechtes Handgelenk zur Probe in einen der Stahlbügel und spürte dabei die Kälte und das seltsame Kribbeln, das sich in ihrem Körper ausbreitete. Wie mochte das wohl sein, gefesselt?

Das schrille Klingeln des Telefons ließ sie hochschrecken. An ihrem Handgelenk klickte es verdächtig und Taylor war um eine Erfahrung reicher:

Spiele nie mit Handschellen, wenn der Schlüssel nicht griffbereit ist!

„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“

Es klingelte noch zweimal, dann meldete sich der Anrufbeantworter: „Das ist der Anschluss von Amanda Bennett …“

„Hallo Taylor, hier ist Amanda“, tönte es aus dem Lautsprecher. „Ich dachte du frühstückst ausgiebig, aber offensichtlich bist du schon weg oder schläfst noch. Ich habe nämlich ein paar Unterlagen zu Hause vergessen und ich dachte du könntest sie mir vorbeibringen. Na ja, das macht nichts, dann hole ich sie selbst. Und falls du im Badezimmer bist … bis in fünfzehn Minuten.“

Die Erkenntnis traf Taylor mit der Wucht eines Vorschlaghammers, oder besser gesagt, mit der eines landenden Düsenjets.

„Eine Viertelstunde, ich habe noch eine Viertelstunde zu leben!“

Sie konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, dass Amanda ihre Aktion witzig fand. Sie zog an der Kette, doch die saß bombenfest. Auch als sie sich mit beiden Beinen gegen die Strebe stemmte, bewegte sie sich keinen Millimeter. Das Einzige, das sie nach mehreren Minuten erreicht hatte, waren blutige Striemen am Handgelenk und schweißverklebte Haare.

„Das ist ja wie im Hochsicherheitsknast“, keuchte sie. „Was, zum Teufel, treiben die beiden denn hier?“

Sie streckte sich soweit sie konnte, aber die Schubladen, in denen sie den Schlüssel vermutete, blieben unerreichbar. Schließlich überlegte sie ernsthaft, die Glock zu benutzen. So etwas sah man ja ständig in Filmen. Doch bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, hörte sie wie die Wohnungstür geöffnet wurde.

„Ich bin sowas von tot!“

Aber auf jeden Fall würde Amanda kein heulendes, angekettetes Mädchen in ihrem Schlafzimmer finden. Denn dass sie ihre verstreuten Klamotten übersah und einfach wieder verschwand, konnte sie sich nicht vorstellen.

Taylor straffte sich. Ja okay, sie hatte einen gewaltigen Fehler gemacht, doch sie stand dazu! Schließlich war sie ja bereits eine junge Frau und keine Heulsuse oder flennende Muschi, wie sich Amanda sicher ausdrücken würde. Doch das schnelle Klacken hochhackiger Pumps kam schnell näher.

„Taylor?!“

„Ja!“

Die Schritte hielten inne, denn die Antwort kam offensichtlich aus einer Richtung, die Amanda nicht vermutet hatte. Dann erschien eine schlanke Gestalt in dem hellen Rechteck der Schlafzimmertür. Taylor spürte förmlich die eisigen Pupillen, die sie durchbohrten und ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagten.

Doch die Schimpftiraden blieben aus. Stattdessen schienen Amandas Gedanken Taylors Bewusstsein zu übernehmen, denn sie stand einfach nur da. Reglos, ohne ein Wort. Lediglich die dunklen Augen blitzten und Taylor musste immer wieder ihren Blick abwenden, um nicht wahnsinnig zu werden.

Dass dies ein primitiver Trick war, ahnte sie natürlich nicht. Denn Fragen stellen bedeutete, dass dem Befragten eine Richtung vorgegeben wird und sich so der Betreffende unbewusst darauf einstellen kann. Doch wenn er einfach darauf los erzählte, so erhielt man meistens Informationen, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hätte. Außerdem konnte Amanda so feststellen, aus welchem Holz Taylor geschnitzt war.

Erst nach einer knappen Minute Nervenkrieg sprudelte es aus Kims Nichte heraus.

„Nicht schlecht!“

„Ja, ich weiß … ich habe Mist gebaut!“ Sie zuckte bedauernd mit den Schultern, wobei die Handschellen leise klimperten. „Daran seid ihr aber auch ein bisschen selbst schuld. Ich meine, ihr seid ja nicht gerade das Durchschnittspaar … und da war ich eben neugierig. Tja und dass ich in eurem Schlafzimmer herumgeschnüffelt habe, war echt blöd. Das ist ja wirklich sehr privat. Es tut mir ehrlich leid.“

Amanda glaubte, die Andeutung eines Grinsens auf Taylors Gesicht zu bemerken, als sie ihr die Glock auf dem Bett entgegenschob.

„Und jetzt darfst du mich ruhig erschießen!“

Ohne eine sichtliche Regung nahm Amanda die Waffe in die Hand und hob sie zeitlupenlangsam an, bis der Lauf auf einen Punkt zwischen den Augen des Teenagers zielte. In Taylors Kopf heulten sämtliche Sirenen und nur die Schockstarre verhinderte, dass sie nicht zitterte wie Espenlaub. Die Mündung der Neunmillimeter wirkte wie das Auge eines Orkans, der sie langsam in sein Zentrum sog. Bis in ihren vernebelten Synapsen ein kleiner Funke aufglomm.

„Das ist die Geliebte meiner Tante. Und die verarscht mich hier mächtig!“

Taylor schluckte und dann musste sie Amanda unbedingt zeigen, dass sie sich nicht so leicht einschüchtern ließ.

„Du solltest die Knarre vorher durchladen, sonst macht sie nicht peng!“

Ungerührt und ohne ihr Ziel aus den Augen zu lassen, zog Amanda den Schlitten der Pistole zurück.

Taylor verfolgte mit einem entsetzten Blick die Patrone, die leise flirrend aus der Kammer ausgeworfen wurde und in einem hohen Bogen vor ihr auf dem Bett landete. Die Waffe war also bereits durchgeladen und ein kurzes Zucken von Amandas Finger hätte ausgereicht, um ihr Gehirn auf der Wand zu verteilen. Taylors Unterkiefer klappte nach unten und sie hoffte inständig, dass kein Tropfen in ihr Höschen ging.

„Scheiße!“

„Dieses eine Mal lasse ich es dir durchgehen“, flüsterte Amanda bedrohlich leise und senkte die Glock, „du stehst ja praktisch noch unter Welpenschutz …“

„Welpenschutz …?!“, kreischte Taylor.

Dass Amanda sie mit einem kleinen Kind verglich, das ruhig einmal Dummheiten machen durfte, weckte blitzartig ihren Kampfgeist. Und der wurde übermächtig. Was bildete sich diese blöde Kuh eigentlich ein? Gestern einen auf guten Kumpel machen und heute das Arschloch heraushängen lassen.

„Ich … bin … sieb-zehn“, schrie sie weiter, „und keine sie-ben!“ „Deinen Welpenschutz kannst du dir sonst wohin schieben. Willst du mich etwa erschießen, weil ich in deiner Unterwäsche herumgeschnüffelt habe? Das glaubst du doch selbst nicht! Nach gestern Abend dachte ich ehrlich wir wären so etwas wie Freundinnen, aber in Wirklichkeit bist du eine verdammte Zicke.“

Amanda war über Taylors Wutausbruch einigermaßen verblüfft, denn sie wusste selbst sehr genau, wie sie auf andere wirkte. Dass sich Taylor nicht in ihren Slip gepinkelt hatte, war schon erstaunlich. Und dass sie jetzt sogar noch zum Gegenangriff überging, schien nahezu unfassbar.

„Alle Achtung, die Kleine hat ja richtige Eier in der Hose!“

Auch wenn es eigentlich nicht geplant war, so musste Amanda jetzt die Karten auf den Tisch legen. Früher oder später würde Taylor ja doch mitkriegen, dass sie offiziell nicht nur Marketingkonzepte entwarf oder die Internetpräsenz von Unternehmen optimierte. Schließlich war Kims Nichte nicht dämlich. Wer hat schon eine durchgeladene Glock im Nachtschrank? Die Handtasche fiel als Ausrede jedenfalls aus, denn dafür eignete sich eine Zweiundzwanziger ohnehin besser. Außerdem war diese jugendliche Naivität irgendwie erfrischend. Kaum trank man ein bisschen Wein zusammen und konnte über dieselben Sachen lästern oder auch schmunzeln, schon hatte man eine neue beste Freundin. Einfach fantastisch!

„Und dass du nicht nur Firmen berätst, das kann ich mir an einer Hand abzählen“, schob Taylor noch einen Spruch hinterher, wobei ihre Augen angriffslustig funkelten.

Unter dem wachsamen Blick der jungen Frau legte Amanda bedächtig die Glock zurück in die Schublade und nahm den Schlüssel für die Handschellen heraus. Sekunden später rieb sich Taylor ihr zerschrammtes Gelenk.

„Da hast du völlig recht“, bestätigte Amanda, während sie sich neben Taylor auf das Bett setzte. „Ich berate nicht nur Unternehmen, sondern ich beschaffe auch Informationen und löse äußerst effektiv Probleme.“

Wenn da nicht dieses flüchtige Lächeln gewesen wäre, das über Amandas sorgfältig geschminkten Mund huschte, hätte Taylor auf die Bibel geschworen, dass man sie am nächsten Morgen in einem blauen Müllsack auf einer Deponie finden würde.

„Das mit der Glock eben war nur ein kleiner Test“, erklärte Amanda weiter. „Ich wollte nur wissen, woran ich mit dir wirklich bin. Es wäre doch ziemlich schade, wenn du unbeabsichtigt Teil eines Problems werden würdest, das ich dann lösen müsste.“

Taylor hob erstaunt die Augenbrauen. So viel Offenheit hatte sie nicht erwartet.

„Aber ich kann dich beruhigen, Süße“, fuhr Amanda fort. „Du hast dich wacker geschlagen.“

„Dann sind wir also doch Freundinnen?“ Taylors Frage klang eher wie eine Feststellung und sie strahlte wie beim Auspacken der Geburtstagsgeschenke.

„Toll, ich habe eine Teenager-Freundin!“

„Ja, wir sind Freundinnen“, bestätigte Amanda und küsste sie zärtlich auf die Stirn. „So, ich muss jetzt wieder los. Iss die Pfannkuchen, die sind nämlich wirklich lecker! Und ziehe einfach die Tür zu, wenn du gehst.“