Die Schöpfung Japans: Mythos und Götterwelten - Suzuki Kenji - E-Book

Die Schöpfung Japans: Mythos und Götterwelten E-Book

Suzuki Kenji

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Beschreibung

Die japanische Mythologie ist eine faszinierende Welt voller göttlicher Wesen, epischer Schöpfungsakte und bedeutungsvoller Legenden. Doch sie ist weit mehr als eine Ansammlung antiker Geschichten: Sie ist das Fundament, auf dem Japans kulturelle Identität, religiöse Praktiken und gesellschaftliche Werte bis heute ruhen. In "Die Schöpfung Japans: Mythos und Götterwelten" nimmt Sie Suzuki Kenji mit auf eine Reise in die spirituellen Ursprünge des Landes der aufgehenden Sonne. Entdecken Sie, wie die Geschichten von Izanagi und Izanami die Entstehung der japanischen Inseln beschreiben, und wie die Sonnengöttin Amaterasu die Macht und Legitimität der kaiserlichen Familie formte. Erfahren Sie, wie die Götter des Shintoismus — die Kami — noch heute im Alltag der Menschen präsent sind und welche Rolle sie in der Kunst, Literatur und Politik spielen. Dieses Buch bietet eine tiefgründige und zugleich leicht verständliche Einführung in die japanische Götterwelt und zeigt, wie Mythen zur prägenden Kraft einer Nation wurden. Ob als Einstieg in die Mythologie Japans oder als Quelle für tiefere kulturelle Einblicke – dieses Werk lässt Leser die faszinierende Welt der Götter und Legenden mit neuen Augen sehen.

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Seitenzahl: 236

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Suzuki Kenji

Die Schöpfung Japans: Mythos und Götterwelten

Wie Götter und Mythen die Geschichte, Kultur und spirituellen Werte Japans prägten

Die Ursprünge Japans: Eine Einführung in die Schöpfungsmythen

Die Bedeutung der Schöpfungsmythen in der japanischen Kultur

Schöpfungsmythen sind weit mehr als nur Geschichten einer längst vergangenen Zeit; sie sind zentrale Bestandteile einer Kultur, die tief in der Identität und dem kollektiven Bewusstsein eines Volkes verwurzelt sind. In Japan haben die Schöpfungsmythen, die sich um die Kami, die göttlichen Wesen, und die Erschaffung der japanischen Inseln drehen, eine beispiellose kulturelle und spirituelle Bedeutung erlangt. Ihre Einflüsse erstrecken sich weit über religiöse Rituale hinaus und prägen das Leben, die Kunst und die gesellschaftlichen Werte in Japan bis heute nachhaltig.

Der japanische Schöpfungsmythos beginnt im Nihon Shoki (Chroniken Japans) und im Kojiki (Aufzeichnungen alter Taten), den beiden ältesten schriftlichen Aufzeichnungen der japanischen Mythologie. Beide Texte entstanden im frühen 8. Jahrhundert und bieten detaillierte Einblicke in die Kosmogonie Japans, wobei sie viele der wichtigsten Kami einführen. In diesen Texten wird beschrieben, wie das göttliche Paar Izanagi und Izanami die japanischen Inseln und viele Götter erschaffen haben. Diese Erzählungen sind nicht nur religiöse Texte, sondern auch monumentale Werke der Literatur, die die kulturellen und spirituellen Normen der damaligen Zeit reflektieren.

Die Bedeutung der Schöpfungsmythen in der japanischen Kultur kann nicht genug betont werden. Sie dienen als Anker für religiöse Praktiken und Rituale, wie sie im Shintoismus, der indigenen Religion Japans, ausgeführt werden. Der Glaube an Kami ist zentral im Shintoismus, und die Schöpfungsmythen liefern die Erklärung und die historischen Wurzeln für die Verehrung dieser Gottheiten. Diese Mythen bauen eine Brücke zwischen der sterblichen Welt und dem Göttlichen und erklären gleichzeitig die kosmischen und natürlichen Ordnungen.

Jenseits der formalen Religionspraxis haben die Schöpfungsmythen auch einen tiefgreifenden Einfluss auf die soziale und politische Struktur Japans genommen. Historisch gesehen dienten sie als Mittel zur Legitimation der kaiserlichen Familie, die als direkte Nachfahren der Sonnengöttin Amaterasu angesehen werden. Diese göttliche Abstammung verlieh der kaiserlichen Familie eine quasi-göttliche Autorität und half, die hierarchischen Strukturen der feudalen Gesellschaft zu festigen.

In der Kunst und Literatur Japans sind die Schöpfungsmythen eine reichhaltige Quelle der Inspiration. Von den klassischen Noh-Theatern bis hin zu modernen Manga und Anime – die Geschichten und Bilder aus den alten Mythen finden ständig neuen Ausdruck. Kunstwerke wie der "Amaterasu-Schrein" in Ise sind nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern auch Ausdruck einer tieferen spirituellen und kulturellen Kontinuität. In der Literatur sind Werke wie das "Genji Monogatari" (Die Geschichte vom Prinzen Genji) durchdrungen von mythologischen Bezügen und Symbolismen, die auf die alten Schöpfungsmythen zurückgehen.

Darüber hinaus haben die Schöpfungsmythen auch ethische und moralische Leitlinien geliefert, die in der japanischen Kultur tief verwurzelt sind. Konzepte wie "Makoto" (Wahrhaftigkeit) und "Reigi" (Höflichkeit), die im täglichen Leben und sozialen Interaktionen hochgehalten werden, können auf die Ideale und Lehren zurückgeführt werden, die in diesen Mythen verkörpert sind. Diese ethischen Werte haben geholfen, eine besondere japanische Identität zu schaffen, die sich durch eine einzigartige Mischung aus Spiritualität, Höflichkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt auszeichnet.

Der Einfluss dieser Mythen ist zudem in der Beziehung der Japaner zur Natur und Umwelt deutlich sichtbar. Die Achtung und der Respekt vor der Natur, die in der Shinto-Praxis und in konservativen Umweltprogrammen evident sind, stammen aus der tief verwurzelten Glaubensüberzeugung, dass die Natur selbst göttlich und belebt von Kami ist. Diese spirituelle Verbindung zur natürlichen Welt hat dazu beigetragen, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit wesentliche Bestandteile der modernen japanischen Kultur geworden sind.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Schöpfungsmythen Japans ein lebendiges, dynamisches Element der Kultur bleiben. Sie bieten nicht nur eine Erklärung für die Ursprünge der Welt und der Menschheit, sondern sind auch ein Spiegelbild der Werte, Überzeugungen und kulturellen Identitäten, die Japan im Laufe der Jahrhunderte geformt haben. Ihre anhaltende Relevanz und spirituelle Kraft machen sie zu einem faszinierenden Thema für jeden, der tiefer in die japanische Kultur und ihre historischen Wurzeln eintauchen möchte.

Quellen der japanischen Schöpfungsmythen

Die Schöpfungsmythen Japans, bekannt als „Shinwa“, sind tief in die japanische Kultur und das Selbstverständnis eingebettet. Sie liefern nicht nur Erklärungen für die Entstehung der Welt und der Inseln Japans, sondern auch für die Ursprünge des kaiserlichen Hauses und dessen göttliche Abstammung. Die Quellen dieser Mythen sind vielfältig und vielschichtig, geprägt durch eine lange mündliche Tradition und schließlich kodifiziert in bedeutenden historischen Texten.

Die wichtigsten literarischen Quellen der japanischen Schöpfungsmythen sind das Kojiki (古事記) und das Nihon Shoki (日本書紀), die beide im 8. Jahrhundert n. Chr. zusammengestellt wurden. Das Kojiki, übersetzt als „Aufzeichnung alter Begebenheiten”, wurde im Jahr 712 n. Chr. abgeschlossen und gilt als das älteste überlieferte Werk japanischer Literatur. Es wurde von Ō no Yasumaro unter der Schirmherrschaft des Kaisers Tenmu verfasst, basierend auf älteren mündlichen Überlieferungen und genealogischen Aufzeichnungen der Adelsfamilien.

Das Kojiki ist in drei Bücher unterteilt:

Das ere erste Buch beschreibt die Entstehung der Welt und die Göttlichkeit der japanischen Inseln.

Das zweite Buch behandelt die göttlichen Vorfahren des Kaisers und schildert die Taten von Göttern wie Susanoo und Amaterasu.

Das dritte Buch befasst sich mit den menschlichen Herrschern Japans, beginnend mit dem legendären Kaiser Jimmu.

Parallel dazu existiert das Nihon Shoki, auch bekannt als „Chroniken Japans“. Diese wurden 720 n. Chr. unter dem Chronisten Prinz Toneri und anderen Gelehrten verfasst. Im Gegensatz zum Kojiki ist das Nihon Shoki in einer eher trockenen und chronologischen Form geschrieben, aber es bietet ebenso wertvolle Einblicke in die japanische Mythologie und Frühgeschichte.

Das Nihon Shoki enthält nicht nur mythische Erzählungen, sondern auch historische Aufzeichnungen, die eine detaillierte Beschreibung der Herrschaftslinien und bedeutender Ereignisse bieten. Im Gegensatz zum Kojiki war das Nihon Shoki in klassischem Chinesisch verfasst, was es für eine breitere literarische und politische Elite zugänglich machte.

Eine weitere bedeutende Quelle ist das Kogo Shūi (古語拾遺), ein genealogisches Werk, das etwa 807 n. Chr. von Imibe no Hironari geschrieben wurde. Es ergänzt die Informationen des Kojiki und Nihon Shoki besonders in Bezug auf Erbfolgen und religiöse Praktiken. Obwohl es weniger bekannt ist, enthält es dennoch wertvolle Details zur religiösen und politischen Struktur der frühen japanischen Gesellschaft.

Zusätzlich zu den schriftlichen Quellen spielten mündliche Überlieferungen, Rituale und die Kunst eine wesentliche Rolle bei der Bewahrung und Weitergabe dieser Mythen. Die Rolle der shintoistischen Priester und deren sakrale Praxis ist von zentraler Bedeutung zur Bewahrung dieser Geschichten. Rituale und Tänze wie das Kagura drücken mythische Erzählungen in performativer Form aus und leisten damit einen wichtigen Beitrag, diese lebendig zu halten.

Ein interessanter Aspekt ist auch die regionale Vielfalt der Mythen. So gibt es in verschiedenen Regionen Japans unterschiedliche Versionen bestimmter Geschichten, die lokale Traditionen und Einflüsse widerspiegeln. Diese regionalen Variationen tragen zur reichhaltigen textuellen und kulturellen Struktur der japanischen Mythenlandschaft bei.

Eine weitere Quelle, die indirekt Einblick in die japanischen Schöpfungsmythen gibt, sind die Manyoshu (万葉集), die älteste und umfangreichste Sammlung japanischer Poesie. Obwohl sie primär Gedichte enthalten, spiegeln viele dieser Werke die spirituellen Ansichten und mythologischen Vorstellungen der damaligen Zeit wider.

Diese Quellen, die sowohl schriftlich als auch mündlich überliefert wurden, bilden das Fundament unserer heutigen Kenntnisse über die japanischen Schöpfungsmythen. Sie liefern wertvolle Einsichten in die frühe japanische Gesellschaft und ihre Weltsicht und sind unerlässlich, um das kulturelle und religiöse Erbe Japans zu verstehen.

Abschließend lässt sich sagen, dass die japanischen Schöpfungsmythen nicht nur historische Dokumente sind, sondern lebendige Erzählungen, die bis heute in Ritualen, Festivals und dem täglichen Leben weiterleben. Die Faszination dieser Mythen liegt nicht zuletzt in ihrer Fähigkeit, immer wieder neu interpretiert und erlebt zu werden, was sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses Japans macht.

Die Rolle des Kojiki und Nihon Shoki

Die zentrale Rolle, die das Kojiki und das Nihon Shoki in der Überlieferung der japanischen Schöpfungsmythen spielen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese beiden historischen Werke sind die grundlegendsten und ältesten schriftlichen Quellen über die japanische Mythologie und bieten einen umfassenden Einblick in die Entstehungsgeschichten Japans sowie in die kulturellen und religiösen Traditionen, die diese Mythen durchdringen.

Das Kojiki (古事記, „Aufzeichnung alter Begebenheiten“) wurde im Jahr 712 n. Chr. fertiggestellt und ist das älteste existierende Buch über japanische Mythen, Legenden und historische Geschichten. Verfasst von Ō no Yasumaro und unter Anleitung von Kaiser Tenmu und Kaiserin Genmei, arrangiert es mündliche Überlieferungen zu einer kohärenten, schriftlichen Form. Das Kojiki besteht aus drei Bänden: Der erste behandelt die Götterwelt (Kamitsumaki), der zweite enthält Geschichten über die ersten Kaiser (Nakatsumaki), und der dritte widmet sich den historischen Begebenheiten (Shimotsumaki).

Im Gegensatz dazu ist das Nihon Shoki (日本書紀, „Chroniken Japans“) eine umfangreichere historische Abhandlung, die im Jahr 720 n. Chr. fertiggestellt wurde und eine ähnliche Funktion erfüllt wie das Kojiki, jedoch mit einem größeren Anspruch auf historische Genauigkeit. Es wurde von Prinz Toneri und einer Gruppe von Gelehrten unter der Leitung von Kaiser Genshō zusammengestellt. Das Nihon Shoki enthält detailliertere Chronologien und bietet zudem eine alternative Perspektive auf viele der Erzählungen des Kojiki.

Eine der bemerkenswertesten Erzählungen sowohl im Kojiki als auch im Nihon Shoki ist die Geschichte von Izanagi und Izanami. Diese beiden Götter wurden vom himmlischen Konferenzsaal der Kami mit der Aufgabe betraut, die Erde zu formen. Mit einem juwelenbesetzten Speer, Ame-no-Nuboko, rührten sie den Ur-Ozean und erschufen dadurch die erste Insel, Onogoroshima. Diese Erzählung markiert den Beginn der japanischen Schöpfungsmythen und zeigt die tiefe symbolische Bedeutung von Land und Wasser in der japanischen Kultur.

Während das Kojiki eher die mythischen und mythopoetischen Aspekte betont und sich stärker auf mündlich überlieferte Geschichten stützt, ist das Nihon Shoki auch als offizielles historisches Dokument von Bedeutung, das versucht, die Mythen in einen historischen Kontext zu setzen und die politische Legitimation der kaiserlichen Familie zu untermauern. Interessanterweise bietet das Nihon Shoki oft mehrere Versionen derselben Geschichte, um eine umfassendere Darstellung zu gewährleisten. Diese Vielfalt in den Erzählungen erlaubt es Historikern und Mythologen, verschiedene Aspekte der japanischen Mythologie und deren Entwicklung über die Jahrhunderte zu analysieren.

Ein weiteres bedeutendes Beispiel findet sich in der Geschichte von Amaterasu, der Sonnengöttin und Ahnherrin der japanischen Kaiser. Im Kojiki wird ihr Rückzug in eine Höhle beschrieben, nachdem sie von den Taten ihres Bruders Susanoo beleidigt wurde. Diese Erzählung symbolisiert die Bedeutung des Lichts und der Sonne in der japanischen Kultur und wird oft als Ursprung des kaiserlichen Symbols der aufgehenden Sonne interpretiert.

Die Übereinstimmungen und Unterschiede in den Schilderungen dieser beiden Werke bieten Einblicke in die verschiedenen Facetten der japanischen Kultur und Religion, geprägt von Shinto und später vom Buddhismus. Sie enthüllen auch die Art und Weise, wie Mythen genutzt wurden, um soziale und politische Strukturen zu legitimieren und zu festigen. Die Sammlung und Erhaltung dieser Mythen in schriftlicher Form durch das Kojiki und das Nihon Shoki war ein entscheidender Schritt zur Bewahrung der kulturellen und spirituellen Identität Japans.

Darüber hinaus ist es wichtig zu erwähnen, dass sowohl das Kojiki als auch das Nihon Shoki nicht als eigenständige mythologische Werke zu betrachten sind, sondern in einem größeren Kontext der mündlichen und schriftlichen Überlieferung stehen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Autoren bei der Zusammenstellung dieser Werke aus verschiedenen regionalen und lokalen Mythen schöpften und sie zu einer zusammenhängenden Erzählung verarbeiteten. Diese Synthese verschiedener Traditionen zeigt die lebendige und dynamische Natur der japanischen Mythologie.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Kojiki und das Nihon Shoki weit mehr als bloße historische Dokumente sind. Sie sind Schlüsselwerke, die einen tiefen Einblick in die frühen kosmologischen Vorstellungen Japans, das Pantheon seiner Götter und Göttinnen sowie die kulturellen und religiösen Ideale des alten Japan bieten. Ohne diese Schriften wäre unser Verständnis der japanischen Schöpfungsmythen und ihrer weitreichenden Einflüsse auf die japanische Gesellschaft erheblich eingeschränkt.

Die Kosmogonie: Entstehung von Himmel und Erde

Die Kosmogonie, das mysteriöse Spiel der Mächte, das zu Himmel und Erde führte, ist ein faszinierendes und komplexes Thema innerhalb der japanischen Schöpfungsmythen. Diese Erzählungen haben entscheidend zur Prägung der kulturellen und religiösen Identität Japans beigetragen und sind sowohl im Kojiki, dem "Bericht alter Begebenheiten" von 712 n. Chr., als auch im Nihon Shoki, der "Chronik Japans" von 720 n. Chr., dokumentiert. Beide Werke sind maßgebliche Quellen für das Verständnis der mythologischen Ursprünge Japans.

Am Anfang war das Chaos, ein Urzustand ohne Ordnung und Grenze. Diese urtümliche Leere wird im Kojiki als ame no mi naka nushi beschrieben, der Raum dazwischen, der noch nicht als Himmel oder Erde definiert war. Dies entspricht Konzepten in anderen Kulturen, beispielsweise dem griechischen „Chaos“ oder dem hinduistischen „Brahman“, was darauf hindeutet, dass das Bedürfnis, Ordnung aus dem Nichts zu schaffen, ein universales menschliches Bedürfnis darstellt.

Das erste Entstehen der Welt in der japanischen Mythologie vollzieht sich durch die Entstehung von drei Urgottheiten, bekannt als die "himmlischen Kami". Zuerst manifestierte sich Ame-no-Minakanushi (der Herr der Mitte des Himmels), gefolgt von Takamimusubi und Kamimusubi. Diese Götter blieben unsichtbar und formten keine physischen Körper, doch sie spielten eine zentrale Rolle in der Ordnung des Universums.

Danach folgten fünf weitere Paare von Kami, deren Rolle die Initialzündung der Erschaffung der kosmischen Struktur war. Besonders bemerkenswert ist das letzte Paar dieser "erzeugenden Kami": Izanagi und Izanami, die als Hauptschöpfer der japanischen Inseln und auch vieler weiterer Kami betrachtet werden. Diese Paare, und besonders Izanagi und Izanami, verkörpern die Balance und das Zusammenspiel von Kräften, die notwendig sind, um das Universum in eine geordnete Form zu bringen.

Das Konzept der Kosmogonie in den japanischen Mythen erklärt auch die Vorstellung von Takamagahara, dem hohen Himmelsfeld, einer göttlichen Ebene, die als Sitz der höchsten Kami dient. Takamagahara wird oft als parallel zur Erde betrachtet, jedoch in einer höheren Dimension existierend. Dieser Himmel, zusammen mit der Erde (Ashihara no Nakatsukuni), bildet die Hauptstruktur des Universums, was die tiefe Verankerung von Spiritualität und Naturverbundenheit im japanischen Weltbild verdeutlicht.

Die Erzählung betont die Wichtigkeit des harmonischen Zusammenspiels zwischen den verschiedenen Elementen und Kami, um die Welt zu formen. Das Gleichgewicht zwischen den Kräften von Yin und Yang, symbolisiert durch die männlichen und weiblichen Kami, oder auch positiv und negativ, spielte eine zentrale Rolle. In dieser Hinsicht zeigen die japanischen Mythen eine enge Verwandtschaft mit der chinesischen Philosophie der Harmonie und Balance zwischen gegensätzlichen Kräften.

Wirklich faszinierend ist die Rolle von Izanagi und Izanami, die mit einem himmlischen Speer (Amenonuhoko) die wirbelnde Masse des Meeres rührten und daraus die ersten Inseln schufen. Diese mythologische Handlung symbolisiert die Möglichkeit, Ordnung und Form aus dem chaotischen Urzustand hervorzubringen, ein Thema, das auch in anderen Kulturen Resonanz findet. Die Tropfen, die von ihrem Speer fielen, formten die erste Insel Onogoro, was als Beginn von physischer Schöpfung betrachtet wird.

Der hierarchische Aufbau des Universums, von den himmlischen Ebenen über die irdische Welt bis hinunter nach Yomi, der Unterwelt, stellt in der japanischen Kosmogonie sicher, dass jede Ebene ihre eigene Funktion und Bedeutung hat. Dies spiegelt sich stark in der sozialen und politischen Struktur des alten Japan wider, wobei das irdische und himmlische einerseits und die Verbindung durch die göttlichen Ahnen andererseits eine zentrale Rolle in der Führungslegitimation spielten.

Die Kosmogonie der japanischen Mythen strebt letztlich nach einer Erklärung der Weltordnung und der Beziehung zwischen Mensch, Natur und Göttlichem. Diese Geschichten sind tief verwurzelt im kulturellen Bewusstsein und manifestieren sich in der Architektur, dem Glauben und den sozialen Strukturen Japans. Die Darstellung der himmlischen und irdischen Welten und deren ständige Interaktion verkörpert eine tief empfundene Spiritualität und ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur, das die japanische Kultur bis heute prägt.

Diese umfassende und facettenreiche Kosmogonie bildet den faszinierenden Kern der japanischen Schöpfungsmythen und eröffnet ein tieferes Verständnis der kulturellen und spirituellen Grundlage Japans.

Die Schöpfergötter: Izanagi und Izanami

Unter den vielen faszinierenden Aspekten der japanischen Mythologie nehmen Izanagi und Izanami, das göttliche Paar, eine herausragende Stellung ein. Ihre Geschichte ist fundamental, nicht nur für das Verständnis der Schöpfung der japanischen Inseln, sondern auch für die Entstehung der Kami, der zahlreichen Götter und Geister, die die japanische Kultur und Religion durchdringen.

Die Herkunft und Bedeutung von Izanagi und Izanami

Die Namen Izanagi und Izanami bedeuten "Er, der einlädt" und "Sie, die einlädt". Diese göttlichen Gestalten sind zentrale Figuren in den alten Texten Kojiki und Nihon Shoki, die vor allem die frühesten Mythen und Legenden Japans niederschreiben.

Gemäß der Mythologie wurden Izanagi und Izanami vom hohen Himmelspalast, genannt Takamagahara, herabgesandt, um die Welt zu formen, die damals ein formloses, öliges Nichts war. Bewaffnet mit dem heiligen Speer Amanonuboko, tauchte Izanagi den Speer in das urtümliche Chaos und als er ihn herauszog, fielen Salzwassertropfen herab, die sich zu der ersten Insel, Onogoro-shima, formten. Diese Insel sollte der Ort werden, an dem die Götter ihre göttliche Mission der Schöpfung fortsetzen würden.

Der Heilige Bund und die Entstehung der Inseln

Auf Onogoro-shima schufen Izanagi und Izanami eine Säule und führten ein rituelles Umhergehen durch, bei dem sie sich erstmals begegneten und vereinigten. Dieses göttliche Ritual wird auch oft als Basis für traditionelle japanische Hochzeitszeremonien gesehen. Der Mythos erzählt, dass bei ihrem ersten Schöpfungsversuch etwas schiefging, da die Initiative von Izanami ausging. Nachdem sie den Fehler erkannt hatten, versuchten sie es erneut, diesmal angeführt von Izanagi, und erzeugten die acht großen Inseln Japans: Awaji, Shikoku, Oki, Kyushu, Iki, Tsushima, Sado und schließlich Honshu, die Hauptinsel Japans.

Die Geburt der Kami und der Beginn von Leid und Tod

Nach der Erschaffung der Inseln ging Izanami daran, verschiedene Kami, einschließlich der Naturgötter und anderer mythologischer Wesen, zu gebären. Doch die Geburt des Feuergottes Kagutsuchi brachte Izanami schwere Verletzungen, an denen sie schließlich starb. Der Tod der Göttin markierte den ersten Eintritt von Leid und Sterblichkeit in die Welt.

Von Trauer und Zorn erfüllt, tötete Izanagi den Feuergott und unternahm die gefährliche Reise in die Unterwelt Yomi, um seine Geliebte zurückzubringen. Doch dort erlebte er eine schreckliche Offenbarung: Izanami hatte schon von der Nahrung der Unterwelt gekostet und konnte nicht mehr in die Welt der Lebenden zurückkehren. Entsetzt über ihre verweste Erscheinung, floh Izanagi aus Yomi, verschloss den Eingang mit einem Felsbrocken und trennte damit endgültig die Welt der Lebenden von der Welt der Toten.

Die Reinigungsrituale und die Erschaffung neuer Gottheiten

Nach seiner Rückkehr aus Yomi führte Izanagi ein umfangreiches Reinigungsritual durch, um sich von der Verderbtheit der Unterwelt zu säubern. Diese Tat der Reinigung, oder Misogi, ist auch heute noch ein zentrales Ritual im Shintoismus. Während dieses Reinigungsprozesses entstanden neue Kami: Amaterasu, die Sonnengöttin, aus seinem linken Auge; Tsukuyomi, der Mondgott, aus seinem rechten Auge; und Susanoo, der Meeres- und Sturmgott, aus seiner Nase.

Die Bedeutung von Izanagi und Izanami im zeitgenössischen Japan

Die Erzählung von Izanagi und Izanami legt den Grundstein für viele Aspekte der japanischen Kultur und religiösen Praktiken. Ihre Geschichte erklärt nicht nur den Ursprung der japanischen Inseln, sondern auch den Ursprung vieler zentraler Gottheiten und Rituale. Sie verkörpert den Lauf des Lebens und des Todes, von der Schöpfung zur Sterblichkeit und zur Hoffnung auf Wiedergeburt durch rituelle Reinigung. Ihre Legende wird in zahlreichen Shinto-Schreinen und Ritualen lebendig gehalten und inspiriert Kunst, Literatur und kulturelle Praktiken bis heute.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Izanagi und Izanami nicht nur einfache mythologische Figuren sind, sondern essentielle Bestandteile der kulturellen Identität Japans. Ihre Geschichten bieten einen einzigartigen Einblick in die spirituellen und kulturellen Ursprünge des Landes und bleiben ein faszinierendes Studienobjekt für alle, die sich für Mythologie und Spiritualität interessieren.

Die Geburt der Kami: Die Entstehung der Götter

Die Geburtsstunde der japanischen Götter, der sogenannten Kami, ist eine der faszinierendsten Erzählungen der japanischen Mythologie. Diese Mythen bieten einen tiefen Einblick in die kulturellen und spirituellen Überzeugungen des alten Japans und spiegeln die enge Verbundenheit der Menschen mit der Natur und den göttlichen Wesen wider. Die Entstehung der Kami ist nicht nur eine Geschichte über Götter und Göttinnen, sondern auch eine Darstellung der frühesten Vorstellungen des japanischen Volkes über Ordnung, Chaos und die Rolle des Göttlichen im täglichen Leben.

In den frühesten Erzählungen des Kojiki ("Aufzeichnung alter Begebenheiten") und des Nihon Shoki ("Chroniken Japans") wird beschrieben, wie das Universum aus einem Urchaos entsteht. Diese Texte, die im 8. Jahrhundert n. Chr. zusammengestellt wurden, gelten als die primären Quellen der japanischen Schöpfungsmythen. Laut diesen Schriften war das Universum anfangs eine formlose, chaotische Masse. Aus dieser ursprünglichen Leere erhoben sich zuerst der Himmel und die Erde, die allmählich Gestalt annahmen und begannen, Struktur zu entwickeln.

Die Erschaffung der Welt und der Götter begann mit der Manifestation der ersten drei himmlischen Gottheiten, die als die "Zōka no Sanshin" bekannt sind. Diese Gottheiten waren:

Ame-no-Minakanushi – Der Himmelszentrale Herrscher

Takamimusubi – Der Hohe Erzeuger

Kamimusubi – Der Göttliche Erzeuger

Diese ersten Gottheiten, die unsichtbar und formlose Wesen waren, bildeten die Grundlage für die spätere Entstehung der sichtbaren Götter und Göttinnen. Nach ihnen folgten sieben weitere Generationen von himmlischen Göttern, den sogenannten "Kotoamatsukami". Jede dieser Gottheiten trug zur Gestaltung und Ordnung des Universums bei.

Eine zentrale Rolle in der Schöpfungsgeschichte spielen die Erzgötter Izanagi und Izanami. Ihnen wurde die Aufgabe übertragen, die Erde zu formen und zu beleben. Mit dem himmlischen Juwelenspeer, dem Amenonuhoko, stiegen Izanagi und Izanami auf die schwebende Brücke des Himmels, die als Verbindung zwischen Himmel und Erde fungierte. Von dort senkten sie den Speer in das chaotische Meer hinab, und als sie ihn herauszogen, tropften salzige Wassertröpfchen zurück ins Meer, die die erste Insel erschufen: Onogoroshima.

Auf dieser Insel begannen Izanagi und Izanami, ihre göttliche Mission fortzusetzen. Nachdem sie die erforderlichen Riten und Zeremonien zur rituellen Vereinigung vollzogen hatten, gaben sie der Welt nach und nach Gestalt. Aus ihrer Vereinigung wurden unzählige Kami geboren, die jeweils bestimmte Aspekte der Natur und des Lebens repräsentierten. Zu den bedeutendsten ihrer Nachkommen gehörten:

Amaterasu – Die Sonnengöttin und Herrscherin des Himmels

Tsukuyomi – Der Mondgott

Susanoo – Der Sturm- und Meeresgott

"Die Welt und die unzählbaren Kami, die sie bewohnen, sind von der kreativen Energie Izanagis und Izanamis erfüllt. Diese Gottheiten verkörpern Aspekte des existierenden Universums und formen die Realität mit jeder schöpferischen Handlung." – Nihon Shoki, Kapitel 1

Die Geburt der Kami symbolisiert die Entstehung von Ordnung und Struktur aus dem anfänglichen Chaos. Diese Erzählungen verdeutlichen auch das Konzept von Reinheit und Unreinheit, das tief in der japanischen Kultur und Religion verwurzelt ist. Die Kami, als heilige Wesen, spielen eine zentrale Rolle in der Schöpfungsmythologie und im täglichen Leben der Japaner. Sie werden angebetet, verehrt und als Wächter und Beschützer der Menschen angesehen.

Die letzte Generation der Urgötter, die von Izanagi und Izanami geschaffen wurden, brachte die mythische Struktur der Welt zum Abschluss und bereitete den Weg für die späteren Geschehnisse der japanischen Mythologie. Die Geburt der Kami bildet somit das Fundament der spirituellen und kulturellen Identität Japans und beeinflusst bis heute die religiösen Praktiken und Vorstellungen des Shintoismus, der alten Religion Japans.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Geburt der Kami eine tiefgreifende Bedeutung für das Verständnis der japanischen Schöpfungsmythen hat. Sie verbindet die Menschen mit ihrer Vergangenheit und bietet eine ethische und moralische Grundlage, auf der die japanische Kultur und Gesellschaft aufgebaut ist. Die Erzählung von der Entstehung der Göttlichen ist ein zeitloses Zeugnis für die kreative Kraft und den ewigen Einfluss der Götter auf die Welt.

Das Konzept von Reinheit und Unreinheit in der Schöpfungsgeschichte

Das Konzept von Reinheit und Unreinheit spielt eine zentrale Rolle in der japanischen Schöpfungsgeschichte und ist tief in der Kultur und Religion Japans verwurzelt. Dieses Konzept wird eindrucksvoll im Kojiki, den ältesten schriftlichen Aufzeichnungen des shintoistischen Glaubens, literarisch verarbeitet. Die Erzählungen über die Schöpfergötter Izanagi und Izanami enthalten zahlreiche Hinweise und Lektionen, die bis heute Bedeutung haben und das Verhältnis der Japaner zur Natur, zum Tod und zum Alltäglichen prägen.

Reinheit und Unreinheit in den Schöpfungsmythen

Die japanischen Schöpfungsmythen heben besonders die Trennung und den Übergang zwischen Reinheit (清, „kiyoshi“) und Unreinheit (穢れ, „kegare“) hervor. Diese Begriffe sind nicht nur physisch, sondern auch spirituell zu verstehen und beeinflussen das tägliche Leben der Menschen auf vielfältige Weise. Eines der besten Beispiele ist die Geschichte von Izanagi und Izanami. Als Izanami während der Geburt von Kagutsuchi, dem Feuergott, stirbt, wird sie in die Unterwelt Yomi verbannt. Izanagi, ergriffen von Trauer und Entschlossenheit, steigt nach Yomi hinab, um seine geliebte Frau zurückzuholen.

Izanagi in der Unterwelt Yomi

Die Konfrontation von Izanagi mit den Schrecken der Unterwelt Yomi ist ein wesentlicher Teil der Erzählung. Yomi wird als ein dunkler, unheilvoller Ort beschrieben, der von Unreinheit geprägt ist („Kojiki", ca. 712 n. Chr.). Das Erlebnis in Yomi markiert einen Wendepunkt für Izanagi, sowohl persönlich als auch in der dynamischen Beziehung zwischen Reinheit und Unreinheit in der japanischen Mythologie. Als er schließlich sieht, dass Izanami durch den Prozess des Todes unrein geworden ist, wendet er sich mit Schrecken von ihr ab und flieht zurück in die Welt der Lebenden.

Diese Episode zeigt eindrucksvoll, wie tiefgreifend die Bedingungen von Reinheit und Unreinheit sind und dass sie selbst die göttlichen Wesen beeinflussen. Der Kontakt mit Yomi bringt für Izanagi die Notwendigkeit mit sich, sich selbst zu reinigen, um seine ursprüngliche Reinheit wiederzuerlangen.

Ritual der Reinigung

Nach seiner Rückkehr aus Yomi führt Izanagi ein intensives Reinigungsritual, die „Misogi“, durch, um die Unreinheit abzuwaschen, die er durch den Kontakt mit der Unterwelt erlangt hat. Dieses Reinigungsritual ist von großer Bedeutung und wird in der Kojiki ausführlich beschrieben. Während er sich im Wasserbad säubert, entstehen neue Kami aus den Gegenständen, die er dabei ablegt, und aus den Tränen, die er vergießt. Aus seinem linken Auge entsteht Amaterasu, die Sonnengöttin; aus seinem rechten Auge Tsukuyomi, der Mondgott; und aus seiner Nase Susanoo, der Sturm- und Meeresgott.

Dies verdeutlicht, dass Reinheit nicht nur ein Zustand, sondern auch eine Quelle von Schöpfung und Erneuerung ist. Der Prozess des Reinigens selbst hat schöpferische Kraft und erzeugt göttliche Entitäten, die zentrale Rollen in der japanischen Mythologie spielen.

Symbolik und Anwendung im täglichen Leben

Die Begriffe der Reinheit und Unreinheit sind auch in der heutigen japanischen Kultur und Praxis präsent. Shintoistische Rituale, wie das Reinigen mit Wasser vor dem Betreten eines Schreins, reflektieren diese alten Mythen und deren Bedeutung. Diese Rituale dienen dazu, den Zustand der Reinheit wiederherzustellen und die Teilnehmer spirituell vorzubereiten. Der Vorgang des Händewaschens und Mundspülens bei einem „Temizuya“, einem steinernen Wasserbecken vor Shinto-Schreinen, ist eines der gebräuchlichsten Beispiele.

In einem weiteren Kontext wird Unreinheit oft mit Tod oder Blut verbunden, weswegen bestimmte Berufe wie Schlachter und Friedhofsarbeiter historisch mit gesellschaftlicher Unreinheit assoziiert wurden. Hinzu kommt der kulturelle Umgang mit Krankheit und gebrochener Harmonie, welche oft als Resultat von kegare angesehen werden und durch Rituale der Misogi oder andere Reinigungszeremonien adressiert werden.

Fazit

Die Bedeutung des Konzeptes von Reinheit und Unreinheit in der japanischen Schöpfungsgeschichte kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es formt das Verständnis der Natur, der Gesellschaft und der Spiritualität in Japan und bietet einen tiefgreifenden Einblick in den Kern der japanischen Weltsicht. Durch die Geschichten von Izanagi und Izanami und ihre Interaktionen mit den reinigenden und unheilvollen Kräften können wir nicht nur die mythologischen Wurzeln Japans, sondern auch moderne Rituale und Traditionen besser verstehen und wertschätzen.

Der Tod von Izanami und die Unterwelt Yomi

Der Mythos von Izanami und Izanagi nimmt einen zentralen Platz in der japanischen Mythologie ein und beschreibt die Erschaffung der japanischen Inseln und ihrer Götter. Nachdem sie mehrere Götter zur Welt gebracht hatten, erkrankte Izanami schwer, als sie Kagutsuchi, den Gott des Feuers, gebar. Ihre entsetzlichen Schmerzen führten letztlich zu ihrem Tod. Das Sterben der Urmutter Izanami stand nicht nur für den Verlust einer göttlichen Schöpferin, sondern auch für die Einführung grundlegender kosmologischer Prinzipien in die japanische Mythologie, insbesondere des Konzeptes von Reinheit und Unreinheit sowie der Vorstellung der Unterwelt Yomi.

Nachdem Izanami verstorben war, durchlief ihr Ehemann Izanagi eine tiefgreifende Trauerphase. Unfähig, den Tod seiner geliebten Izanami zu akzeptieren, entschloss er sich, in die Unterwelt Yomi hinabzusteigen, um sie zurückzuholen. In vielen Kulturen symbolisiert der Abstieg in die Unterwelt eine Reise in die Sphäre des Todes und der Unreinheit. Für die Japaner bedeutete Yomi einen düsteren Ort, wo die Seelen der Verstorbenen hingelangen. Es wird oft mit dem griechischen Hades oder der christlichen Hölle verglichen, obwohl es spezifische Unterschiede in der Darstellung und den zugeschriebenen Eigenschaften gibt.

Izanagi durchquerte die dunklen und unheimlichen Ebenen von Yomi und fand schließlich Izanami. Er bat sie, mit ihm in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Izanami erwiderte jedoch, dass es zu spät sei, da sie bereits von den Speisen der Unterwelt gegessen habe und somit dem Reich der Toten gehörte. Diese Idee von Nahrungsaufnahme im Jenseits findet sich auch in anderen Kulturen und symbolisiert einen endgültigen Übergang in die Welt der Toten, vergleichbar mit der Geschichte von Persephone in der griechischen Mythologie. Izanami bat ihren Ehemann, ihr Zeit zu geben, während sie mit den Göttern von Yomi sprach und vereinbarte, nicht rückwärts zu schauen, während sie ihre Verhandlungen abschloss.

Izanagi, vom Drang getrieben, seine Frau zu sehen, konnte jedoch seine Neugier nicht zügeln und entzündete ein Kammlicht, wodurch er die entstellte Hülle von Izanami entdeckte, die nun stark verweste und von Dämonen und Maden befallen war. Entsetzt darüber, dass die schöne und liebenswerte Göttin in solch einem Zustand war, floh Izanagi in Panik und Ekel. Izanami, von Zorn und Scham erfüllt, verfolgte ihn mit den Yomatsuikusa, den acht hässlichen Göttern der Unterwelt.

In der rasenden Verfolgungsjagd gelang es Izanagi gerade noch rechtzeitig, den Eingang zur Unterwelt mit einem riesigen Felsen zu verschließen, welcher nun symbolisch die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten markiert. Izanami, zunehmend wütender, schwor, jeden Tag tausend Menschen zu töten, um ihren Zorn und ihre Teilung zu rächen. Izanagi antwortete, dass er jeden Tag eintausendfünfhundert Menschen neues Leben geben würde. Dieser Pakt symbolisierte nicht nur die dualistische Natur von Leben und Tod, sondern auch den Kreislauf von Geborenwerden und Sterben in der japanischen Mythologie.

Nach seiner Rückkehr aus Yomi unterzog sich Izanagi einem Reinigungsritual (Misogi), um die Unreinheiten der Unterwelt abzuwaschen. Während dieses Prozesses entstanden neue Kami, darunter die Sonnengöttin Amaterasu, der Mondgott Tsukuyomi und der Sturmgott Susanoo, wichtige Gottheiten im Shinto-Pantheon. Das Ritual und seine Bedeutung betonen erneut das Konzept der Reinheit und Unreinheit, das im Shintoismus von zentraler Bedeutung ist.

Insgesamt eröffnet der Tod von Izanami und ihre Reise in die Unterwelt nicht nur ein tieferes Verständnis für die Ursprünge des japanischen Universalgedankens von Reinheit und Unreinheit; sie ist auch ein entscheidender Transformationspunkt innerhalb der Mythen. Diese Geschichten prägten zahlreiche kulturelle Vorstellungen und rituelle Praktiken der Japaner und verdeutlichen, wie tief verwurzelte Mythen die Wahrnehmung des Lebens, Todes und der göttlichen Ordnung formen können. Der Abstieg von Izanagi in Yomi und seine Entdeckung der schrecklichen Wahrheit markieren den Beginn einer neuen Ära göttlicher Aktivitäten und weiterführender Mythen, die die Grundlage für die reiche Mythologie Japans bieten.

Der Mythos von Amaterasu und der Sonnengottheit

Der Mythos um Amaterasu, die Sonnengottheit, ist eine der zentralen Erzählungen in der japanischen Mythologie und spielt eine bedeutende Rolle in den Shintō-Tänzen und Riten. Amaterasu, auch als Amaterasu-ōmikami bekannt, wird als die Hauptgottheit des Shintōismus verehrt und gilt als die personifizierte Sonne sowie als Ahnherrin des Kaiserhauses.

Gemäß den Mythen, die detailliert im Kojiki (古事記) und im Nihon Shoki (日本書紀) beschrieben werden, entsprang Amaterasu aus dem linken Auge des Gottes Izanagi, als dieser nach der Rückkehr aus der Unterwelt Yomi ein rituelles Reinigungsbad nahm. In diesen Texten wird beschrieben, dass Amaterasu in die himmlischen Bereiche entsandt wurde, um den Himmel zu regieren. Bereits dieser Akt symbolisiert die immense Bedeutung, die Amaterasu in der japanischen Mythologie besitzt.