Die Sex-Schlange - Max Nortic - E-Book

Die Sex-Schlange E-Book

Max Nortic

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Beschreibung

Eine aparte schwarzhaarige Schönheit: Die Geheim-agentin "Gypsy Virgin", deren aufreizender Körper wildesten Sex verheißt – den setzt sie auch bei ihrem schwierigen Auftrag voll und ganz ein – gleichermaßen bei Männer und Frauen. Und oft genug erlebt sie trotz großer Gefahren erlebt sie die höchsten Wonnen...Wird sie ihre teuflische Aufgabe erfüllen können?-

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Max Nortic

Die Sex-Schlange

Roman

Saga

Die Sex-SchlangeCopyright © 1985, 2019 Max NorticAll rights reservedISBN: 9788711717479

1. Ebook-Auflage, 2019

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nachAbsprache mit dem Verlag gestattet.

1

Am zehnten eines jeden Monats erhielt sie mit der Post einen Scheck über 2500 Dollar, als Absender eine Postfachnummer in Baltimore, Maryland. Steuerfrei!

Als es an diesem Morgen gegen neun Uhr an der Türklingel läutete, dachte sie, der Scheck sei zu früh gekommen. Aber als sie aus tiefem Schlaf aufschreckte, wußte sie gleich, daß dies unmöglich war. Sie stieg aus dem Bett und tappte zum Kleiderschrank nach ihrem Morgenrock. Sie schlief immer nackt und in ihrem hübschen Appartement war sie oft auch beim Essen, Lesen und Fernsehen in strahlender Nacktheit. Rasch begab sie sich zur Wohnungstür, wobei sie schwungvoll ihre langen, schwarzen Haare zurückwarf. Ihre glatten, gebräunten Beine, ihre hochsitzenden, üppigen Brüste und ihre runden Hüften füllten den Morgenrock auf das Ansehnlichste. Sie erweckte den Eindruck, als wäre sie die Geliebte eines reichen Mannes.

Sie öffnete die Tür. Der Postbote bemühte sich, nicht auf die üppigen Körperformen zu starren, die der Morgenrock offenbarte.

„Miss Wilson? Miss Erica Wilson?“

„Ja.“

„Ein Einschreibbrief.“

Sie unterschrieb die Empfangsbestätigung und nahm den Brief. Eine schwache Erregung rührte sich in ihrem Blut und rüttelte sie wach.

„Danke.“

Sie schloß die Tür vor seinem gierigen Blick. Langsam ging sie durch das riesige Wohnzimmer in die Küche, wobei sie für einen kurzen Augenblick ihre aufkeimende Neugier zu unterdrücken versuchte. Sie setzte sich frischen Kaffee auf und zündete eine Zigarette an. Der Brief lag ungeöffnet vor ihr, während sie am Küchentisch saß und darauf wartete, bis der Kaffee fertig war. Auf ihrem Gesicht lag ein ruhiger, heiterer Ausdruck.

Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte Erica Wilson eine bemerkenswerte Kontrolle über ihre Gefühle und ihr Schicksal. Sie hatte eine Barschaft von 85 000 Dollar gespart, die sie in drei verschiedenen Safes deponiert hatte. Sie verfügte über eine Garderobe, die ihren hübschen Körper hervorragend zur Geltung brachte, aber mit so viel Geschmack und Sorgfalt ausgewählt war, daß sie in zwei Schränken untergebracht werden konnte. Für ihre Wohnung in Chicago’s Marina City zahlte sie monatlich dreihundert Dollar und doch verbrachte sie dort weniger als sechs Monate im Jahr. Sie ignorierte ihre Nachbarn, die sicher zu sein glaubten, sie wäre ein Luxux-Callgirl. Mit ruhigem Gewissen hatte sie drei Männer sterben sehen, aber sie besaß keine Pistole und hatte auch niemals eine abgefeuert, außer beim Scheibenschießen. Zwei dieser Männer waren Exliebhaber, aber sie hegte danach keinerlei Emotionen für sie.

Ihre ruhige Gelassenheit verließ sie jede Woche nur einmal, wenn sie jeden Freitag, meist in einer Bar, einen Fremden auflas und in ihre Wohnung abschleppte. Dann aber gab sie mit animalischen Bissen und heftig schwingenden Hüften ihrem aufgestauten Drängen nach. Immer blendete sie ihren Partner mit ihrer bemerkenswerten Geschicklichkeit und vaginalen Kontrolle. Niemals schließ sie mit einer solchen Freitagabend-Bekanntschaften zweimal. Niemals küsste sie einen Mann auf den Mund, aber ihre Leidenschaft für oralen Sex war unersättlich. Sie konnte einen Mann so geschickt erregen, daß er innerhalb weniger Stunden fünf bis sechs Mal zum Höhepunkt kam. Danach beendete sie kalt und abrupt die Affäre und warf den Mann aus ihrer Wohnung.

Sie hegte eine große Leidenschaft, für phallische Symbole, welche auf seltsamen Gemälden und Büchern, die sie sammelte, abgebildet waren. Sie besaß zahlreiche Bücher über Philosophie, Pharmakologie, Psychiatrie und eine seltene Sammlung von illustrierten Erotika, mit denen sie sich immer Freitagnachmittag beschäftigte.

Sie war, nach ihren eigenen Worten, regelrecht besessen von gewaltigen Schwänzen.

Sie wußte, daß ihre Wohnung elektronisch verwanzt war, hatte sie doch schon vor einiger Zeit den winzigen Sender entdeckt. Aber sie ignorierte das alles. Sie hatte keine Freunde, keinen ständigen Liebhaber, keine Haustiere und keine Familie. Sie war ein Bastard, die Tochter eines polnischen Hausmeisters und eines schwedischen Dienstmädchens und der Gedanke daran amüsierte sie.

Wenn die 85 000 Dollar, die sie erspart hatte, auf 200 000 Dollar angewachsen sein sollten, dann wollte sie sich eine kleine Villa an der Küste Portugals kaufen und sich von den Zufälligkeiten dieses Berufes zurückziehen. Sie ersehnte ein Leben in ruhigem Luxus und einem ständigen Strom von Liebhabern. Sie wünschte keine Heirat, und das sie ihre latente Nymphomanie erkannt hatte, wollte sie Zeit und Freiheit, diese Lebensweise als Karriere zu betreiben.

Der Kaffee war heiß geworden und Erica goß sich eine Tasse ein. Als sie die Hälfte ausgetrunken hatte, öffnete sie den Brief.

Darin war ein reserviertes Ticket für einen Jet-Flug nach Baltimore und eine Geschäftskarte. Auf dieser Karte stand zu lesen:

John Butterfield

Vereinigte Historische Gesellschaft

67, Waverlay Place

Baltimore, Maryland

Ein winziges Firmenzeichen war am Fuße der Karte eingedruckt. Sie lächelte kühl, wurde aber sofort ernst, als sie aus dem Ticket ersah, daß ihr Flug vom O’Hare Airport in weniger als zwei Stunden abgehen sollte.

Zehn Minuten später stand sie unter der Dusche und seifte ihre vollen Brüste ab. Sie schauerte zusammen, als sie fühlte, wie die Warzen unter ihren eigenen Fingern hart wurden und ein schwaches Ziehen in ihren Lenden zu pochen begann.

Erst jetzt merkte sie, daß heute Freitag war.

Sie befand sich inmitten der Menschenmenge um an Bord ihrer Maschine zu gehen, als es geschah. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf zwei Männer gelenkt, die neben dem Mann standen, der die Flugtickets kontrollierte. Ihre Gesichter wirkten beiläufig, ihre Augen aber waren wachsam. Sie wußte, das war Bundespolizei bei der Beobachtung auf Hinweise möglicher Flugzeugentführer.

Jemand berührte ihren Arm und sie fuhr herum. Der Mann hatte graue Haare und ein unbedeutendes Gesicht.

„Sie haben das fallen lassen, Miss.“

Ihre Lippen begannen das Wort ‘nein‘ zu formen, da fielen ihre Augen auf den Manila-Umschlag, den er ihr reichte. In der unteren Ecke war ein kleines rotes Sternchen. Lächelnd nahm sie den Umschlag.

„Danke...“

Der Mann verschwand, so wie er gekommen war. Grauer Mantel, graues Haar, verloren im endlosen Strom der Menschen. Der Umschlag war sehr leicht in ihrer Hand. Sie wußte, daß diese Leute der Post nicht trauten und daher übergab man ihr solche Dinge persönlich und in letzter Minute. Die Leichtigkeit des Umschlages bedeutete, daß sie ein Papier aus Zwiebelhaut verwendeten – ideal für schnelle Vernichtung.

Im Jet geleitete die Stewardeß sie zu der letzten Sitzreihe auf der rechten Seite. Sie setzte sich auf den Platz direkt am Fenster. Wie sie wußte, würde sich niemand auf die zwei angrenzenden Sitze niederlassen – sie waren reserviert, damit sie ungestört lesen konnte. Auch über die Schulter konnte ihr niemand schauen.

Sie schnallte sich im Sitz an. Die Maschine rollte ans Ende der Startbahn und mit einem ungeheuren Aufbrüllen der Motoren begann das Abheben von der Zementbahn. Ein gigantischer Metallvogel erhob sich über den Dreck und das Glitzern von Chicago. Als der Jet durch den Dunst in den strahlenden Sonnenschein durchstieß, schlitzte Erica den Umschlag mit einem Fingernagel auf. Sie entnahm ihm vier Schreibmaschinenseiten, getippt auf Zwiebelhaut.

Auf dem obersten Ende stand:

Büro des Direktors

Intelligence Service Central

Washington, D.C.

STRENG GEHEIM

... Nach dem Lesen vernichten.

VERTRAULICHE INSTRUKTION G-712

Vollmacht: I.S.C. 12/12/70

Ausgabe:

... NUR FÜR GYPSY VIRGIN

Erica lehnte ihren Kopf an den Sitz zurück. Diese vertrauliche Instruktion bedeutete, daß sie sich nun jede Einzelheit genau einprägen mußte. Sie mußte immer lächeln, wenn sie ihren Code-Namen gedruckt sah. Ihr Lächeln verschwand, als sie begann die Papiere zu studieren und die Einzelheiten sich einzuprägen. Dabei richtete sie ihre Augen auf eine Metallniete an der Rückseite des Sitzes vor ihr, konzentrierte sich auf das glänzende Zentrum der Niete. Aber schließlich merkte sie, daß die Kanten der Niete vor ihren Augen verschwammen und endlich existierte nur noch ein glitzender Kern.

Minuten später biß sie sich aus Enttäuschung auf die Unterlippe und begann nochmal sich die Instruktionen einzuprägen. Es war Freitag – verdammt nochmal. Ihr Körper war freitags immer das Ritual der langsamen Erregung gewohnt; die Vorbereitung auf eine Nacht mit wildem, erschöpfendem Sex. Sie konnte sich nicht konzentrieren... Gewöhnlich hatte sie um diese Zeit ihre Sammlung von Erotika-Büchern und Illustrationen auf dem Tisch in ihrem Wohnzimmer ausgebreitet und verbrachte einen Nachmittag mit höchst anregender Lektüre.

Wieder richtete sie ihren Blick auf den schimmernden Kern der Niete und versuchte alles andere aus ihrem Bewußtsein zu verdrängen. Eine Minute später begann sie den Text auf den Seiten aus Zwiebelhaut zu lesen:

SUBJEKT: Vivian Marchand; Decknamen auf anhängendem Blatt.

GEBURTSTAG: 22. Januar 1943

GEBURTSORT: Shanghai, China

STAATSANGEHÖRIGKEIT: Amerikanisch, Französisch, Chinesisch – je nach gegebenen Umständen. Amerikanische und Französische Identität unbekannt.

KÖRPERLICHE MERKMALE: 1,72 m groß, 61 kg, grüne Augen, Haarfarbe häufig wechselnd

FOTOS: Keine vorhanden

CODE NAME: Nitro Five

EINSCHÄTZUNG: Unberechenbar

Erica blickte auf, ihre Konzentration war unterbrochen. Unberechenbar! Diese Einschätzung war die eines Vollstreckers. Solche Klassifizierungen wurden nur an jene ausländischen Agenten vergeben, die gleich beim ersten Auftrag getötet hatten. Erica selber hatte noch nie einen solchen Tötungsauftrag ausgeführt. Sie hatte immer nur getötet, wenn sich die Notwendigkeit ergab und um ihre Identität zu schützen.

Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. Dann setzte sie ihre Lektüre fort:

SPRACHEN: Chinesisch (Cantonese und Mandarin), Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Englisch. Kein bemerkenswerter Akzent. AUSBILDUNG: Universität Peking, Sorbonne, Chinese Special Corps.

Wieder stockte Erica. Das ‘Chinese Special Corps’, wie es höflich genannt wurde, war errichtet worden nach Art des sowjetischen KGB, nur arbeitete es weitaus wirkungsvoller und gnadenloser. Es war nur eine Elite, die in das CSC aufgenommen wurde und diese Leute kamen von überall her, selbst aus den USA. Es gab Gerüchte über Treuebuch in ihrer eigenen Vereinigung...

Sie las weiter:

ZUSAMMENFASSUNG: Vivian Marchand wurde geboren als Tochter eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter. Der Vater war ein gedungener Agent, der verschiedentlich für das KGB (vor dem Zweiten Weltkrieg) und die SS (während des Zweiten Weltkriegs) und dann für das CSC tätig war, nachdem in China Mao-Tse-tung zur Macht gelangt war. Vivian’s Vater war etwa sieben Jahre lang Kommando-Ausbilder für das CSC, bis er dann liquidiert wurde, weil er in Verdacht geraten war, ein Doppelagent für das KGB zu sein. Die Mutter von Vivian Marchand war nach unseren bisherigen Erkenntnissen keine offizielle Agentin, pflegte aber mit Zustimmung ihres Mannes ein mehr als liberales Sexverhalten mit zahlreichen Partei-Offiziellen aus dem Mao-Regime. Es bestand der Verdacht, daß sie von diesen Parteigenossen Informationen erfuhr, die sie ihrem Mann weitergab, der sie dann dem KGB übermittelt hatte. Sie verschwand kurz nach der Exekution ihres Mannes, doch ist von ihrem definitiven Tode nichts bekannt. Von weiteren Verwandten außer der Tochter ist nichts bekannt. CODE NAME NITRO FIVE wurde für das CSC angeworben im Alter von zehn Jahren, danach studierte sie dann an den Universitäten von Peking und Sorbonne. Sie wurde sehr gründlich ausgebildet in Elektronik, Psychologie, Sprachen, Exekution und Spionageorganisation. Sie ist überaus geschickt in der Verführung von Männern und auch Frauen. Am 12. März 1970 informierte CODE NAME SALAMANDER den Direktor, er habe Kontakt aufgenommen zu einer Frau, von der vermutet wird, sie sei Vivian Marchand; und zwar in San Franzisko! Am anderen Tage, eine Stunde vor dem geplanten Treffen mit einem anderen Agenten stürzte er aus seinem Hotelzimmerfenster zehn Stockwerke tief zu Tode. Er war zu diesem Zeitpunkt völlig nackt. Die Möglichkeit einer Exekution durch NITRO FIVE scheint gegeben, ist aber nicht sicher, da SALAMANDER zum Zeitpunkt seines Todes allein gewesen sein soll. Dennoch sind in das Büro des Direktors Informationen gelangt, die darauf schließen lassen, daß vom CSC neue Tötungsmethoden entwikkelt wurden. Diese Methode mag auf psychologischer Basis von einer radikalen Art sein, die uns bislang nicht bekannt ist. Die Möglichkeit, daß NITRO FIVE ein Experte in dieser Methode ist und SALAMANDER auf diese Weise zu Tode gekommen ist, scheint denkbar. Da er zum Zeitpunkt seines Todessturzes allein war, scheint es dringend notwendig, die Art und Weise seiner Exekution zu ergründen.

VON BESONDERER WICHTIGKEIT: Obwohl keine bekannten Fotos von NITRO FIVE existieren, liegt die Bestätigung von einem ausländischen Agenten vor, sie wäre überaus attraktiv, aber von ungewöhnlicher Verwundbarkeit. Obwohl bisexuell in der Praxis, ist sie doch von der Basis her lesbisch veranlagt und hat einen sehr starken Hang zum Akt des Cunnilingus.

... Decknamen beigefügt.

ENDE DER INSTRUKTION

ACHTUNG: NACH DEM LESEN VERNICTEN!

Erica prägte sich die aufgeführten Decknamen ein und steckte die Seiten wieder in den Umschlag zurück. Sie stand auf und ging zur Toilette, die sich direkt hinter ihr befand. Nachdem sie die Tür verschlossen hatte, zerriß sie mühsam die Zwiebelhaut-Seiten in kleine Fetzen und spülte sie in der Toilette hinunter. Das gleiche tat sie mit dem Manila-Umschlag.

An ihren Sitzplatz zurückgekehrt bestellte sie bei der Stewardeß einen Wodka-Martini. Die skizzenhaft aufgeführten Details der Instruktion waren nun fest in ihrem Gedächtnis eingeprägt. Sie glaubte nicht, daß diese Informationen nur für ihre Augen bestimmt waren. Sicher hatten andere Agenten sie auch gelesen und es würde dann in Baltimore noch ein Ausleseprozeß stattfinden.

Erica wunderte sich über Vivian Marchand’s seltene Neigungen. Sie selber hatte erst drei Jahre zuvor eine Schule in West Virginia besucht, in einem malerischen weißen Haus. Dort hatte man das Thema der weiblichen Homosexualität nur kurz berührt. Der Hauptkurs war die Verführung von Männern und er war von erfreulicher Gründlichkeit mit genauen Zuweisungen und Übungen.

Sie nippte an ihrem Martini und fragte sich, ob man sie wohl wieder in die Schule schicken wolle. Sie stellte keinerlei Überlegungen darüber an, was dieser Auftrag bedeutete, noch ob sie überhaupt dazu ausersehen war. Man konnte sie ebensogut morgen früh wieder in den Jet setzen und nach Chicago zurückschicken. Natürlich hatte auch sie die Möglichkeit, den Auftrag abzulehnen.

Erica Wilson, alias Ellen Janowski, Tochter eines polnischen Hausmeisters und eines schwedischen Dienstmädchens, in den Slums von Chicago zur Welt gekommen, hatte noch niemals aus patriotischen Gründen einen Auftrag angenommen. So wie der sorglose Vater von NITRO FIVE – und die meisten ihrer Agentenkameraden – war sie eine Söldnernatur. Es ging ihr nur um das Geld. Sie bekam 36 000 Dollar im Jahr, steuerfrei; und einen sehr großzügigen Bonus für jeden erfolgreich ausgeführten Auftrag. Je größer die Gefahr, desto höher der Bonus.

Es war eine wohlbekannte Tatsache in ihrem Job, daß Patrioten oft ein Sicherheitsrisiko waren und je fanatischer ein solcher Patriot war, desto größer war das Risiko. Man hatte festgestellt, daß gerade diese Leute in erstaunlicher Weise unter Streß ihre Ideologien änderten und viel zu gefühlsmäßig handelten.

Die besten Agenten, wie sie selbst, waren kühl, unpolitisch und hatten einen unbezähmbaren Hunger nach Geld.

Ein amüsiertes Lächeln umspielte Erica’s Lippen, als sie die Augen zu einem Nickerchen schloß.

Hunger nach Geld schien für ‘Nitro Five’ das einzige Motiv zu sein. Vielleicht, so dachte sie, bezahlten die Chinesen sie mit Mädchen.

2

Der Taxifahrer fuhr nicht weg, bevor Erica ihn bezahlt hatte. Sie wußte, daß er gierig ihre prallen Hinterbacken unter dem engen Rock betrachtete und ihre Beine begutachtete, während sie da auf dem Gehweg stand. Langsam ging sie auf das große rote Backsteingebäude, die „Vereinigte Historische Gesellschaft“, zu. In einem vornehmen Vorort von Baltimore gelegen, hatte dieses Haus weiße Säulen und auf dem Rasen davor standen als Überbleibsel aus dem Bürgerkrieg zwei blanke Artilleriekanonen. Über dem Gebäude flatterte die Fahne Amerikas.

Sie ging hinein und endlich fuhr auch das Taxi davon. Hatte doch der Fahrer die ganze Zeit das Wippen ihres strammen Po’s mit lüsternen Blicken verfolgt.

Der Empfangsraum war verziert mit den Porträts von Jefferson Davis, Robert E. Lee und anderen verflossenen Helden jener Zeit. Ein pflaumengesichtiges weibliches Wesen mit stechendem Blick saß hinter einem Schreibtisch.

„Kann ich Ihnen helfen?“

„Zu Mr. Butterfield, bitte.“

„Haben Sie eine Verabredung?“

„Mein Name ist Erica Wilson. Er erwartet mich.“

Die dünnen Lippen wurden voll Zweifel zusammengepreßt und Erica merkte, daß die Tarnung perfekt war. Die Frau deutete mit ihrem Bleistift auf eine Tür, die mit der Aufschrift „Privat“ markiert war.

„Mr. Butterfield ist zum Mittagessen gegangen. Sie können aber in seinem Büro warten. Nicht rauchen, ruhig verhalten und nicht umhergehen.“

Das Geräusch von Erica’s Absätzen auf dem mit Steinplatten ausgelegten Boden hallte, als sie das Büro betrat. Eine andere Empfangsdame saß hinter einem Mahagonischreibtisch. Sie war nahe an vierzig, aber recht eindrucksvoll. Erica hatte ein komisches Gefühl, als die kalten, glänzenden Augen der Frau über ihren Körper glitten und die vollen Brüste musterten.

„Ich warte auf Mr. Butterfield“, sagte Erica.

Die Frau nickte. „Ich sehe. Sie sind ...“, sie blickte auf eine Indexkarte, die auf ihrem Schreibtisch lag „Erica?“

Die Stimme war rauh und voller Autorität.

„Das stimmt.“

„Setzen Sie sich, Erica. Gepäck?“

„Noch am Flughafen. Ich habe nicht viel mit. Man sagte mir nicht, wie lange ich bleiben würde und wo.“

Die Augen der Frau verweilten auf Erica’s bemerkenswerten Brüsten.

„Sie werden hier bleiben. Ihr Aufenthalt kann von einem Tag bis zu einer Woche dauern. Sie nehmen an einem fortgeschrittenen Schulungskurs teil. Geben Sie mir Ihren Gepäckschein und ich werde das für Sie erledigen. Sie dürfen während Ihres Aufenthaltes dieses Anwesen nicht verlassen, aber Sie werden hier mit allen Bequemlichkeiten versorgt.“

„Alle Bequemlichkeiten?“ murmelte Erica und dachte dabei daran, daß heute Freitag war.

Ihr sinnlicher Mund verzog sich zu einem zaghaften Lächeln.

„Die Sicherheitsvorkehrungen sind hier so, daß Sie schon ein oder zwei Opfer werden bringen müssen. Ich bin sicher, es wird Ihnen nichts ausmachen. Ich habe noch einige Fragen an Sie, bevor Sie sich hier einrichten, Erica.“

Sie nahm ein Dossier von einem Papierstapel und blätterte darin mit nachdenklichem Gesicht. Erica wußte ganz gut, daß es ratsam war, die Frau nach ihrem Namen zu fragen oder nach der Art dieses Schulungskurses. Die Frau war selber ein Opfer der Sicherheitsvorkehrungen und wußte wahrscheinlich selber nichts von der Existenz von ‘Nitro Five’.

Die Frau legte die Akte aus der Hand und schaute lebhaft auf, wobei ihre Augen ein wenig hungrig blickten.

„Hatten Sie jemals lesbische Erfahrungen, Erica?“ Das Wort Psychiater schoß Erica durch den Sinn. Natürlich. Die Fragen würden schnell und bösartig kommen, wie jetzt. Dies war der Ausleseprozeß.

„Nein.“

„Hatten Sie jemals Sehnsucht danach?“

„Nein.“

„Sind Sie neugierig auf lesbischen Sex?“

„... ein wenig ...“

„Sind Sie sich der Tatsache bewußt, daß Sie eine potentielle Nymphomanin sind?“

Erica lächelte. Natürlich versuchte die Frau, sie nervös zu machen.

„Ja.“

„Wußten Sie, daß Ihre Mutter früher mal Prostituierte war?“

„Ich bin überrascht.“

„Rauchen Sie ruhig, wenn Sie mögen, Erica.“

Als Erica sich eine Zigarette zwischen die Lippen steckte, lehnte sich die Frau mit einem Feuerzeug über den Tisch und gab ihr Feuer. Ihre glitzernden Augen liebkosten Erica’s Hals. Dann schnappte das Feuerzeug wieder zu.

„Würden Sie einen lesbischen Akt vollziehen, wenn Ihnen Vorgesetzte das befehlen?“

Erica ließ Rauch aus ihren Nasenlöchern ausströmen.

„Ja.“

„Einschließlich Cunnilingus?“

„Ja.“

„Gleich hier und jetzt?“

„Nein.“

Der Gesichtsausdruck der Frau änderte sich nicht.

„Was würden Sie tun, wenn das ’Chinese Special Corps’ Ihnen für einen Treuebruch 20 000 Dollar zahlen würde?“

Erica zögerte.

„Ich weiß nicht. Ich wäre versucht, aber ich würde denen nicht trauen.“

Die Frau nickte. Sie nahm die Akte auf und blätterte darin, nach einer bestimmten Seite suchend.

„Am 14. Mai dieses Jahres, einem Freitag, lasen Sie in einer Bar am Merrit Boulevard in Chicago einen Mann auf und nahmen ihn mit in ihre Wohnung. Der Name dieses Mannes war Hawkins. Sie gaben diesem Mann in einem masochistischen Akt nach ...“, der Blick der Frau wurde lauernd, heiser fuhr sie fort: „... mit einem Flüstern – fast zu leise, um von der Abhöranlage empfangen zu werden – forderten Sie ihn auf, bei Ihnen anal einzudringen. Warum?“

Zum ersten Mal war Erica’s Fassung erschüttert. Ihr Gesicht lief rot an. Verdammt, dachte sie irritiert, ließ man ihr denn kein Privatleben mehr?

„Ich weiß nicht. Ich vermute ... ich wollte, daß man mir in diesem Augenblick höchster Leidenschaft weh tut. Die totale Preisgabe – das ist alles.“

„Tat es weh...?“

„Sie wissen, daß es das tat...“, brauste sie auf. „Er hatte einen Penis von über 25 Zentimetern. Sie haben doch die Tonbandaufzeichnungen...“

‘Langsam’, beruhigte sie sich selbst, ‘langsam’. Dies ist der Ausleseprozeß.

Die Frau nickte heiter.

„Sein Phallus war in der Erektion siebenundzwanzigeinhalb Zentimeter lang. Phänomenal! Welches dieser vier Fotos erregt Sie am wenigsten?“

Von der Ecke ihres Schreibtisches nahm sie vier 8 × 10 formatige Hochglanzfotos und reichte sie zu Erikca hinüber. Das erste zeigte einen nackten Mann und eine nackte Frau, beide sehr hübsch anzusehen. Der Mann lag über ihr, mit seiner harten Erektion halb in sie eingedrungen, wobei die Frau ihm die Beine über die Schultern legte. Das zweite Bild zeigte das gleiche Paar beim gegenseitigen Akt von oralem Sex. Erica’s Pulsschlag beschleunigte sich. Eine weitere Abbildung zeigte zwei Mädchen mit üppigen Kurven in der gleichen oralen Position, die Gesichter jeweils zwischen den strammen Schenkeln der Partnerin verborgen. Das vierte war ein ganz einfaches Foto eines einzelnen nackten Mädchens, vielleicht fünfzehn Jahre alt. Ihr Gesicht war lieblich und ihre delikaten Brüste waren seidenglatt, mit großen rosa Brustwarzen. Zwischen ihren molligen, glatten Schenkeln war ein Gekräusel lockigen, goldenen Haars.

Erica biß sich auf die Unterlippe und dachte rasch nach. Dies war eine Falle, natürlich, ein psychiatrisches Spiel. Plötzlich wußte sie, wozu dieser Schulungskurs diente: Nicht nur Perversion oder Unterricht in lesbischer Liebe. Nein, das ging tiefer und war weitaus listiger als das. Sie beschloß, dieses Spiel mitzumachen; wenigstens eine Zeit lang. Wieder starrte sie auf die vier Fotos. Nicht die zwei Mädchen, die es miteinander trieben; das war die einleuchtende Wahl.

Die korrekte Auswahl war tatsächlich ganz einfach: Welches Foto würde ein erregter Mann auswählen?

„Dieses hier“, sagte Erica und reichte der Frau das Foto mit dem halbwüchsigen Mädchen. „Dies hier läßt mich kalt.“

Ihre Augen trafen sich und plötzlich lachten beide zur gleichen Zeit.

„Sehr gut“, sagte die Frau, „Sie machen das sehr hübsch. Ich denke, Sie werden eine ausgezeichnete Schülerin sein. Jetzt wollen wir dafür sorgen, daß Sie sich hier einrichten können.“

Die Frau stand auf und enthüllte dabei eine schlanke Taille und üppige Hüften. Erica folgte ihr zu einer anderen Tür.

„Bei dieser Gelegenheit“, sagte Erica, „wann treffe ich eigentlich Mr. Butterfield?“

Die Frau öffnete die Tür und lächelte sanft, die Zungenspitze tippte dabei gegen ihre volle Lippe.

„Sie haben ihn bereits getroffen“, sagte sie. „Ich bin Mr. Butterfield.“

Der Unterricht hatte begonnen.

3

Der Raum hatte blaßgrüne Wände, einen dicken Teppich und einen Ausblick auf einen großflächigen Rasen, der von einer hohen Ziegelmauer eingeschlossen war. Das Fenster war vergittert. Erica stellte fest, daß der größte Teil des roten gegenüberliegenden Backsteingebäudes aus einem guteingerichteten Trainingszentrum bestand; mit eigener Küche, Bibliothek und Gymnastikraum.

„Sie dürfen Ihr Zimmer zu keinen Zeitpunkt ohne die Gesellschaft Ihrer Begleiterin verlassen“, sagte Mr. Butterfield. „Nie dürfen Sie ein Zimmer betreten, dessen Tür schwarzgestrichen ist. Sie dürfen mit niemandem reden, den Sie auf den Gängen treffen. Dieser Raum wird Ihr Heim sein und Ihr privates Klassenzimmer. Dies...“, sagte sie, auf ein tragbares Fernsehgerät deutend, „... wird Ihr Lehrer sein. Kanal 10 hat einen geschlossenen Kreislauf. Sie haben sich Notizen zu machen und werden schriftliche Prüfungen ablegen. Ihre Mahlzeiten werden hier serviert und wenn Sie in der Zwischenzeit etwas wünschen – ein Sandwich, einen Drink oder Zigaretten – dann drücken Sie einfach diesen Knopf auf dem Nachttisch. Zimmerbedienung...“, sagte sie vergnügt. – „Wie ich schon sagte: Ihr Aufenthalt wird sehr komfortabel sein.“

Alles, nur nicht das eine, was ich brauche, dachte Erica. „Ich könnte einen Drink gebrauchen“, sagte sie. „Wodka-Martini. “

Mr. Butterfield drückte auf den Knopf. Ihre gierigen Augen ließen nicht von dem dunkelhaarigen Mädchen, das die Schule von den Füßen streifte und die seidenglatten Beine vor ihr auf dem Bett ausstreckte. Sie wand sich absichtlich hin und her, als ob sie die bequemste Lage finden wolle, so daß sich ihr Rock ein gutes Stück hochschob und den Blick auf das goldene Fleisch ihrer festen Schenkel freigab. Ihre Stimmung war perfekt, wußte sie doch, daß Mr. Butterfield nur zu gern ihren gierigen Mund zwischen ihre heißen, duftenden Schenkel pressen würde, es aber nicht wagte. Nicht in diesem geschäftsmäßigen Stadium.

Ein blondes Mädchen in einer frischen, weißen Uniform kam in’s Zimmer. Die Rekrutin war so um die zwanzig und hatte große, blaue Augen und einen sanften Mund.

„Dies ist Shirley“, sagte Mr. Butterfield. „Sie wird während Ihres Aufenthalts hier Ihre Begleiterin sein. Sie wird Ihnen die Mahlzeiten servieren und gewöhnlich Ihre Wünsche erfüllen. Sie dürfen das Zimmer nicht ohne sie verlassen. Sie werden sie einfach unentbehrlich finden.“

Das Mädchen lächelte und ging wieder hinaus. Ihre prallen Brüste und der kurvige Po spannten den dünnen Stoff der enganliegenden Uniform.

„Shirley ist sehr geschickt in schwedischer Massage“, sagte Mr. Butterfield. „Sie hat einen wunderbaren Griff. Sie ist aber auch Karateexpertin, falls Sie wegen der schwarzbemalten Türen zu neugierig werden. Ihr Unterricht beginnt nicht vor morgen früh, Sie können also ruhig den Rest des Tages ausspannen.“ Sie wies auf einen Stapel Bücher auf einer Kommode. „Diese müssen alle gelesen werden. Außerdem finden Sie dort eine Menü- und Weinkarte. Unser Koch ist ein Meister in ‘Cordon Bleu’“.

An der Tür verhielt Mr. Butterfield. Ihre glänzenden Augen glitten mit einem endgültigen, verschlingenden Blick über Erica’s glatte Schenkel.

„Ich glaube, Sie werden hier einen unvergeßlichen Aufenthalt haben“, sagte sie und verschwand.

Erica starrte nachdenklich an die Zimmerdecke.

Das blonde Mädchen kehrte zurück und brachte ihr einen Drink, den sie auf den Nachttisch neben das Bett stellte.

„Noch irgendwelche Wünsche?“ Ihre Stimme war sanft und lieblich.

Erica’s Gesicht nahm einen düsteren Ausdruck an und ihre Stimme klag rauh und voller Autorität:

„Hattest du jemals lesbische Erfahrungen? Hattest du Sehnsucht danach? Warum nicht?“

Das Mädchen lachte. „Du solltest wissen, daß du abgehört wirst.“

„Ich weiß“. Erica suchte in den leuchtend blauen Augen und entdeckte etwas. „In diesem Gebäude gibt es keine Männer, Shirley?“

„Nein. Nur Frauen.“

„Natürlich“, – sagte Erica sanft. „Nur hübsche Frauen! – Das ist alles im Augenblick, Shirley. Danke!“

Das Mädchen ließ ein warmes Lächeln aufblitzen und schloß dann die Tür hinter sich. Das leise Klicken am Türschloß war nicht zu überhören. Erica nippte amüsiert an ihrem Drink. In wenigen Tagen würde Shirley auf sie eine starke sexuelle Anziehungskraft ausüben, da ihre normalen Begierden sehr bald bewirken würden, sich einer Frau zu bedienen, da es hier nun mal keine Männer gab. Es war kein Zufall, daß man sie an einem Freitag hierher geschickt hatte.

In einer Woche nur würden Shirley’s blonde, pralle, zarte Schenkel köstlich und quälend für sie aussehen und wie zum Küssen geschaffen sein...

Es waren keine Männer in diesem Gebäude, weil man sie zur lesbischen Liebe bringen wollte.