Die Stadt des Lebens - Isolde Kurz - E-Book

Die Stadt des Lebens E-Book

Isolde Kurz

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Beschreibung

Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke "Vanadis" und "Florentiner Novellen". Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Null Papier Verlag

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Isolde Kurz

Die Stadt des Lebens

Schilderungen aus der Florentinischen Renaissance

Isolde Kurz

Die Stadt des Lebens

Schilderungen aus der Florentinischen Renaissance

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 1. Auflage, ISBN 978-3-962812-15-7

null-papier.de/532

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Lo­ren­zo il Ma­g­ni­fi­co

Der me­di­ce­i­sche Mu­sen­hof

La Bel­la Si­mo­net­ta

Der Bru­tus der Me­di­ce­er

Bian­ca Cap­pel­lo

Dan­ke

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Lorenzo il Magnifico

Bis­wei­len ge­fällt es der Na­tur, ihre eig­nen Gren­zen zu er­wei­tern und eine ein­zel­ne Per­sön­lich­keit mit so über­schweng­li­chen Ga­ben aus­zu­stat­ten, dass alle Kräf­te ih­res Zeit­al­ters in ihr ver­sam­melt er­schei­nen. Ei­ner die­ser Hoch­be­güns­tig­ten war Lo­ren­zo de’ Me­di­ci, ge­nannt il Ma­g­ni­fi­co. Bei­läu­fig sei hier be­merkt, dass die­ser Zu­na­me erst von der Nach­welt auf Lo­ren­zos Hoch­sinn, Pracht­lie­be und kö­nig­li­che Frei­ge­big­keit be­zo­gen wur­de, ur­sprüng­lich war Ma­g­ni­fi­cenz die An­re­de an das nicht ge­fürs­te­te Staats­ober­haupt, die schon den Vor­gän­gern Lo­ren­zos zu­kam.

Es ist be­kannt, aus welch be­schei­de­nen An­fän­gen die Fa­mi­lie Me­di­ci zu ih­rer bei­spiel­lo­sen Grö­ße em­por­ge­stie­gen ist. Sie wa­ren bür­ger­li­cher Ab­stam­mung, ur­sprüng­lich Ärz­te und Apo­the­ker, wie der Name be­sagt; die gol­de­nen Ku­geln (Pal­le) ih­res Wap­pens wer­den als Arz­nei­pil­len ge­deu­tet. Im Han­del reich ge­wor­den, tra­ten sie bei dem Em­por­kom­men der un­te­ren Klas­sen mit wach­sen­dem An­se­hen und mit im­mer be­deu­ten­de­ren per­sön­li­chen Zü­gen in den Vor­der­grund.

Goe­thes Wort, dass eine Fa­mi­lie nicht gleich das Voll­kom­me­ne im Gu­ten oder Bö­sen her­vor­bringt, son­dern erst durch eine Rei­he ge­stei­ger­ter Per­sön­lich­kei­ten hin­durch ge­hen muss, um end­lich die »Won­ne« oder »das Ent­set­zen der Welt« zu er­zeu­gen, be­währt sich nir­gends so au­gen­fäl­lig, wie an dem Ge­schlech­te der Me­di­ci.

Der Stamm­va­ter des Hau­ses, Gio­van­ni di Aver­ar­do dei Me­di­ci, ge­mein­hin Gio­van­ni di Bic­ci ge­nannt, war noch völ­lig Pri­vat­mann, ein rei­cher Groß­händ­ler und Ban­kier, durch des­sen Hän­de alle Geld­ge­schäf­te Ita­li­ens gin­gen, vom größ­ten Ein­fluss im Staa­te, ohne sich vor­zu­drän­gen, ein Freund des Volks, ein Ver­mitt­ler und Wohl­tä­ter. Im großen Gang der Uf­fi­zi­en zu Flo­renz ist sein Bild­nis auf­ge­hängt: ein erns­tes ecki­ges Bau­ern­ge­sicht mit dem Aus­druck von Klug­heit und zu­gleich von Red­lich­keit. Hät­te er in Ban­kos Zau­ber­spie­gel die Rei­he sei­ner glor­rei­chen Nach­kom­men vor­über­zie­hen se­hen, er wür­de die Fun­da­men­te, auf de­nen die künf­ti­ge Grö­ße des Hau­ses sich er­he­ben soll­te, nicht um­sich­ti­ger und dau­er­haf­ter ha­ben aus­mau­ern kön­nen. So sam­melt die Ar­beits­bie­ne aus Na­tur­trieb das Wachs und baut die Zel­le für die kö­nig­li­che Pup­pe, de­ren Aus­schlüp­fen sie selbst nicht mehr er­le­ben soll. In dem war­men In­ter­es­se für die Fort­schrit­te der Kunst, die er durch sei­ne rei­chen Mit­tel un­ter­stütz­te, tritt schon der Fa­mi­li­en­zug her­vor, der den un­s­terb­li­chen Ruhm der Me­di­ce­er be­grün­det hat.

In Co­si­mo wie­der­ho­len sich die Ei­gen­schaf­ten des Va­ters, aber ins Groß­ar­ti­ge ge­stei­gert und schon von dem bür­ger­li­chen Hin­ter­grun­de ab­ge­löst. Er spann ein Netz von Ban­ken über die gan­ze abend­län­di­sche Welt, die er von Flo­renz aus mit der Si­cher­heit ei­nes heu­ti­gen Bör­sen­kö­nigs, dem der elek­tri­sche Fun­ke dienst­bar ist, lei­te­te. Durch Vor­schüs­se, die er nie zu­rück­ver­lang­te, mach­te er einen großen Teil sei­ner Mit­bür­ger zu heim­li­chen Kli­en­ten der Me­di­ci. Die flo­ren­ti­ni­schen Zu­stän­de wa­ren der­art, dass ein Mann von Co­si­mos Be­deu­tung sei­ner Exis­tenz nicht si­cher war, wenn er nicht die Hand am Steu­er hat­te. Co­si­mo brach­te sei­ne An­hän­ger in den Re­gie­rung­s­pa­last und ließ durch sie Ge­set­ze ge­ben. Nach Sturz und Ver­ban­nung kehr­te er noch mäch­ti­ger zu­rück, denn Flo­renz hat­te ein­ge­se­hen, dass es sei­ner nicht mehr ent­ra­ten konn­te. Er wur­de öf­fent­lich mit dem Ehren­ti­tel ei­nes Pa­ter pa­triae be­grüßt und übte bis zu sei­nem Tode eine fast un­um­schränk­te Ge­walt. Doch wahr­te er sein Le­ben lang ängst­lich den Schein des Pri­vat­man­nes und ver­mied in sei­nem Auf­tre­ten al­les, was das Gleich­heits­ge­fühl sei­ner Mit­bür­ger ver­let­zen konn­te. Von sei­nem un­ge­heu­ren Ver­mö­gen macht man sich einen Be­griff, wenn man hört, dass Co­si­mo, als Ve­ne­dig und Nea­pel ge­gen Flo­renz rüs­te­ten, die feind­li­chen Staa­ten lahm­leg­te, in­dem er sei­ne dort kur­sie­ren­den Gel­der zu­rück­zog und so durch eine ein­fa­che mer­kan­ti­le Maß­re­gel den Frie­den er­zwang.

Ob­gleich durch und durch Kauf­mann und ganz in weit­bli­cken­den Un­ter­neh­mun­gen le­bend, hat­te er doch die geis­ti­gen Gü­ter als die höchs­ten er­kannt und leg­te den Grund zu der be­rühm­ten me­di­ce­i­schen Kunst- und Bü­cher­samm­lung. Sel­ber un­ge­lehrt, fand er im Um­gang mit Ge­lehr­ten und Künst­lern sei­ne glück­lichs­ten Stun­den. Durch Be­grün­dung der »pla­to­ni­schen Aka­de­mie« gab er kräf­ti­gen An­stoß zur Be­le­bung der klas­si­schen Stu­di­en, die Hand in Hand mit den Küns­ten ge­hend, dem gan­zen Jahr­hun­dert sei­ne wun­der­sa­me Dop­pel­phy­sio­gno­mie von Ge­lehr­ten­tum und ju­gend­fri­scher Schöp­fer­kraft auf­ge­prägt ha­ben.

Co­si­mo stärk­te je­des Ta­lent und för­der­te jede Kunst, doch ent­sprach sei­ner ge­bie­ten­den Per­sön­lich­keit am meis­ten die Archi­tek­tur, die Lieb­lings­kunst der Herr­scher, die sich vor al­len an­de­ren im Rau­me be­haup­tet und die den Tri­umph des Wil­lens und Geis­tes über die Mas­se dar­stellt. Mit Bru­nel­les­co und Mi­che­loz­zo, den bei­den großen Bau­meis­tern sei­ner Tage, leb­te er in na­her per­sön­li­cher Freund­schaft, und ein großer Teil der herr­lichs­ten Bau­ten in und au­ßer­halb Flo­renz ist eine Schöp­fung Co­si­mos; auch ins Aus­land, bis Pa­ris, ja bis Je­ru­sa­lem er­streck­te sich sei­ne Bau­lust. Der ko­los­sa­le Auf­wand, den er da­für mach­te, er­reg­te sei­nes noch groß­ar­ti­ge­ren En­kels Lo­ren­zo stau­nen­de Bil­li­gung.

Aber erst in die­sem En­kel er­scheint die Ab­sicht der Na­tur er­reicht und die Höhe er­klom­men.

Sei­ne Vor­gän­ger hat­ten sich mit zä­hen Wur­zeln in dem hei­mi­schen Bo­den fest­ge­saugt, nun kam Lo­ren­zo und brei­te­te tau­send Äste aus, aus de­nen sich die gan­ze Früh­ling­s­pracht der Re­naissance mit ih­rem be­rau­schends­ten Blu­men­duft und Vo­gel­ge­schmet­ter ent­fal­ten konn­te.

Er wur­de am 1. Ja­nu­ar 1449 als Sohn des tüch­ti­gen, aber durch kör­per­li­che Ge­bre­chen hintan­ge­hal­te­nen Pie­ro de’ Me­di­ci und der geist­vol­len Lu­cre­zia Tor­na­buo­ni ge­bo­ren. Er er­hielt eine ge­lehr­te Er­zie­hung, die ihn zum Ge­bil­dets­ten un­ter den da­mals hoch­ge­bil­de­ten Herr­schern Ita­li­ens mach­te. Zu­gleich wur­de er früh auf die Re­gen­ten­lauf­bahn vor­be­rei­tet und er­warb sich in den Ge­schäf­ten des Hau­ses und des Staa­tes den si­che­ren Welt­blick und die prak­ti­sche Er­fah­rung. Die Ge­fähr­lich­keit des Le­bens und die hohe Verant­wor­tung, zu der jene au­ßer­or­dent­li­chen Men­schen her­an­ge­zo­gen wur­den, kürz­ten die Kind­heit ab, und so ist es nicht auf­fal­lend, dass Lo­ren­zo schon mit sieb­zehn Jah­ren als Ab­ge­sand­ter sei­nes Va­ters beim Paps­te und an­de­ren Sou­ve­rä­nen die In­ter­es­sen der Re­pu­blik ver­trat.

Auch an kör­per­li­chen Vor­zü­gen fehl­te es ihm nicht ganz. Er war über Mit­tel­grö­ße, ge­schmei­dig und kräf­tig, in den Waf­fen ge­wandt, ein aus­ge­zeich­ne­ter Rei­ter und ge­schick­ter Jä­ger. Da­ge­gen hat­te er eine un­schö­ne Ge­sichts­bil­dung und auf­fal­lend dunkle Haut­far­be, welch letz­te­re in­des kaum für einen Feh­ler galt; sagt er doch selbst in sei­nem Co­rin­to: un uom che non è brun che vale? Auch über die Kurz­sich­tig­keit, die Leo X. von ihm erb­te, wuss­te er sich zu trös­ten, we­nigs­tens trumpf­te er den sie­ne­si­schen Ge­sand­ten, der ihm ge­gen­über be­dau­er­te, dass die flo­ren­ti­ni­sche Luft den Au­gen scha­de, durch die Ant­wort ab, dass sie den­noch der sie­ne­si­schen vor­zu­zie­hen sei, weil die­se das Hirn schwä­che. Sei­ne Bild­nis­se wer­den ihm zum größ­ten Tei­le nicht ge­recht, nur ein in der Kir­che San­ta Tri­ni­ta be­find­li­ches Fres­ko von Do­me­ni­co Ghir­land­a­jo gibt den Zau­ber wie­der, den nach dem Zeug­nis al­ler, die ihn kann­ten, Lo­ren­zos un­mit­tel­ba­re Ge­gen­wart aus­ström­te. Auf die­sem Bil­de ist die cha­rak­te­ris­ti­sche geist­rei­che Häss­lich­keit sei­nes Ge­sichts von sol­cher Ma­je­stät und geis­ti­gen An­mut durch­leuch­tet, dass selbst die Ver­si­che­rung ei­nes sei­ner Dich­ter­ge­nos­sen: bel­lo è Lo­ren­zo nicht mehr als ab­sur­de Schmei­che­lei er­scheint. Oh­ne­hin wur­de durch die da­ma­li­ge Er­zie­hung, die der äu­ße­ren Er­schei­nung so vor­teil­haft war, je­der Vor­zug ge­ho­ben und je­der Man­gel ge­mil­dert.

Nach dem Tode Pie­ros trat er als Ein­und­zwan­zig­jäh­ri­ger die Re­gie­rung an, ohne fürst­li­che Aus­zeich­nung, doch als ge­bo­re­ner Fürst und Herr­scher. Wer auf sei­ne Ju­gend ge­rech­net hat­te, um durch ihn zu re­gie­ren, sah sich in der Er­war­tung ge­täuscht, denn Lo­ren­zo nahm die Zü­gel fest in ei­ge­ne Hän­de. Schon bei Pie­ros Leb­zei­ten hat­te er Pro­ben sei­ner Ent­schlos­sen­heit ge­ge­ben, als er einen Hand­streich der Ge­gen­par­tei, die auf den Un­ter­gang sei­ner Fa­mi­lie ab­ziel­te, durch ra­sches Ein­grei­fen ver­ei­tel­te. Un­ähn­lich sei­nem Va­ter und Groß­va­ter, die sich vor al­lem be­strebt hat­ten, den Neid zu ent­waff­nen, trat er über­all mit sei­ner Per­son in den Vor­der­grund, und wäh­rend er dem Na­men nach nur der ers­te Bür­ger von Flo­renz war, ver­kehr­te er auf glei­chem Fuße mit den Po­ten­ta­ten Eu­ro­pas. Die frem­den Fürst­lich­kei­ten, die er als sei­ne Gäs­te emp­fing, staun­ten über den Lu­xus edels­ter Art, über die un­er­mess­li­chen Schät­ze an Sta­tu­en, Ge­mäl­den, Va­sen, Gem­men, Mo­sa­ik­en, Mi­nia­tu­ren, Ma­nu­skrip­ten, den Res­ten an­ti­ker Kunst, durch vie­le Jah­re mit un­ge­heu­ren Kos­ten ge­sam­melt, und den Wer­ken der großen zeit­ge­nös­si­schen Meis­ter, mit de­nen der Me­di­ce­i­sche Palast in der Via lar­ga (heu­ti­gen Via Ca­vour) an­ge­füllt war. Da­ne­ben schmei­chel­te er dem Schön­heits- und Pracht­sinn sei­ner Mit­bür­ger durch Fes­te, Tur­nie­re und öf­fent­li­che Schau­stel­lun­gen, de­ren Schil­de­run­gen wie die Mär­chen aus Tau­send und Ei­ner Nacht an­mu­ten.

Ne­ben ihm stand Gi­u­lia­no, sein um fünf Jah­re jün­ge­rer Bru­der, mit dem ihn herz­li­che Nei­gung ver­band und der, wenn er sich an Viel­sei­tig­keit der Be­ga­bung nicht mit Lo­ren­zo mes­sen konn­te, ihn da­ge­gen an Glanz der Er­schei­nung und an kör­per­li­chen Fer­tig­kei­ten über­traf. Was in Flo­renz durch Bil­dung und Geist, was durch Rang und Reich­tum glänz­te, sam­mel­te sich um das me­di­ce­i­sche Brü­der­paar als um den na­tür­li­chen Mit­tel­punkt. Ohne die al­ten re­pu­bli­ka­ni­schen For­men an­zu­tas­ten, nur durch lei­se Um­ge­stal­tung im In­nern zog Lo­ren­zo die ver­wi­ckel­ten Fä­den der Ver­wal­tung in we­ni­ge ihm ganz er­ge­be­ne Hän­de zu­sam­men und mach­te das gan­ze Staats­le­ben von sei­ner Per­son ab­hän­gig.

Sol­che Macht­stel­lung, wie sie nie ein flo­ren­ti­ni­scher Bür­ger be­ses­sen hat­te, er­reg­te Groll und Neid. Man be­schul­dig­te ihn, dass er der Ty­ran­nis zu­stre­be; schon sei­ne Hei­rat mit der Rö­me­rin Cla­ri­ce Or­si­ni aus dem mäch­ti­gen Baro­nen­ge­schlecht hat­te An­stoß ge­ge­ben. Lo­ren­zo muss­te sich vor­se­hen und, in­dem er sich auf die nie­de­ren Klas­sen stütz­te, drück­te er die großen Ge­schlech­ter, von de­nen ihm Ge­fahr droh­te, zur völ­li­gen Ein­fluss­lo­sig­keit her­ab. Sei­ne An­hän­ger über­häuf­te er mit Wohl­ta­ten und Aus­zeich­nun­gen, in­dem er zu­gleich da­für sorg­te, dass ihm kei­ner über den Kopf wuchs. Den Ehr­geiz de­mü­tig­te er durch ge­flis­sent­li­che Zu­rück­set­zung und stei­ger­te so die Un­zu­frie­den­heit, die in ih­rem Schoß eine furcht­ba­re Ka­ta­stro­phe zei­tig­te.

Un­ter den rei­chen Fa­mi­li­en, die von Al­ters her mit den Me­di­ci an Macht und An­se­hen ri­va­li­sier­ten, war die der Paz­zi eine der her­vor­ra­gends­ten. Der alte Men­schen­ken­ner Co­si­mo hat­te den dro­hen­den Kon­flikt vor­aus­ge­se­hen und ihn zu ver­hü­ten ge­sucht, in­dem er sei­ne En­ke­lin Bian­ca, Lo­ren­zos Schwes­ter, mit Gugliel­mo de’ Paz­zi ver­mähl­te. Aber die­ses Band war nicht stark ge­nug, die In­ter­es­sen der bei­den Fa­mi­li­en fest zu ver­knüp­fen. Lo­ren­zo ver­kehr­te zwar mit Gugliel­mo und des­sen Brü­dern ganz auf ver­wandt­schaft­li­chem Fuße, aber er gönn­te ih­nen kei­nen An­teil an den Staats­ge­schäf­ten, zu de­nen sich je­der vor­neh­me Flo­ren­ti­ner durch die Ge­burt be­ru­fen glaub­te. Die Paz­zi zahl­ten ihm mit glei­cher Mün­ze zu­rück und durch­kreuz­ten, wo sie konn­ten, sei­ne po­li­ti­schen Plä­ne. Ver­geb­lich re­de­te Gi­u­lia­no, der die recht­li­che­re und ver­söhn­li­che­re Ge­müts­art des Va­ters ge­erbt hat­te, zum Gu­ten, Lo­ren­zo goss nur Öl ins Feu­er, in­dem er ein un­ge­rech­tes Erb­schafts­ge­setz durch­ge­hen ließ, das die Paz­zi um ein großes ih­nen zu­fal­len­des Ver­mö­gen ver­kürz­te.

Gugliel­mos Bru­der, der ehr­gei­zi­ge und heiß­blü­ti­ge Fran­ces­co de’ Paz­zi hielt sich in Fol­ge die­ser ihm un­leid­li­chen Ver­hält­nis­se von der Va­ter­stadt fer­ne und trat in Rom, wo er das große Zweig­ge­schäft der Paz­zi­schen Bank lei­te­te, in nahe Be­zie­hun­gen zu dem päpst­li­chen Ne­po­ten, dem Gra­fen Ria­rio. Die­ser, durch den Papst mit den Herr­schaf­ten von Imo­la und For­li be­schenkt, heg­te seit lan­ge Gren­zer­wei­te­rungs­ge­lüs­te, sah sich aber durch Lo­ren­zos po­li­ti­sches Gleich­ge­wichts­sys­tem auf al­len Sei­ten im Schach ge­hal­ten. Des­halb sann er dar­auf, die Herr­schaft der Me­di­ci in Flo­renz zu stür­zen und fand an Fran­ces­co de’ Paz­zi einen wil­li­gen Hel­fer. Ih­nen schloss sich ein an­de­rer er­bit­ter­ter Geg­ner Lo­ren­zos an, Fran­ces­co Sal­via­ti, der vom Paps­te ge­gen den Wil­len der Flo­ren­ti­ner zum Erz­bi­schof von Pisa er­nannt, aber von die­sen drei Jah­re lang an der Aus­übung sei­nes Am­tes ver­hin­dert wor­den war. Auch er saß grol­lend in Rom und war­te­te nur auf eine Ge­le­gen­heit, um sich an Lo­ren­zo, in dem er die Ver­kör­pe­rung der flo­ren­ti­ni­schen Po­li­tik er­blick­te, zu rä­chen.

Zu­nächst galt es, sich der Zu­stim­mung des Paps­tes zu dem At­ten­tat zu ver­si­chern. Dem tur­bu­len­ten Six­tus IV., der im­mer be­müht war, aus den klei­nen schutz­lo­sen Staa­ten der Ro­ma­gna un­ab­hän­gi­ge Fürs­ten­tü­mer für sei­ne Ne­po­ten zu­recht zu schnei­den, konn­te ein Nach­bar wie Lo­ren­zo nicht be­ha­gen, des­sen Vor­sicht ihm al­lent­hal­ben Rie­gel vor­schob. Per­sön­li­che Zer­würf­nis­se wa­ren noch in den letz­ten Jah­ren hin­zu­ge­tre­ten und hat­ten den Papst, der an­fangs ein Gön­ner der Me­di­ci ge­we­sen, so ge­gen Lo­ren­zo in Har­nisch ge­bracht, dass Graf Ria­rio leich­tes Spiel mit ihm hat­te. Au­gen­schein­lich hoff­te man nach Be­sei­ti­gung Lo­ren­zos sich ver­mit­telst der Paz­zi der flo­ren­ti­ni­schen Re­pu­blik zu be­mäch­ti­gen und von da aus halb Ita­li­en zu un­ter­wer­fen. Kö­nig Fer­ran­te von Nea­pel scheint gleich­falls um den Plan ge­wusst zu ha­ben und hät­te ver­mut­lich, falls er ge­lang, die an­de­re Hälf­te Ita­li­ens an sich ge­ris­sen.

Der Haupt­mann Giovan­bat­tis­ta da Mon­te­sec­co, päpst­li­cher Con­dot­tie­re und dem Gra­fen völ­lig er­ge­ben, wur­de ins Ver­trau­en ge­zo­gen und ihm die Aus­füh­rung des Hand­streichs über­tra­gen. Die­ser, ein ru­hi­ger und wohl­ge­sinn­ter Mann, er­hob Be­den­ken, aber Graf Ria­rio wuss­te ihm Lo­ren­zo als einen ge­fähr­li­chen Feind des Papst­tums hin­zu­stel­len, durch des­sen Rän­ke er selbst an Be­sitz und Le­ben be­droht sei. Fran­ces­co de’ Paz­zi und der Erz­bi­schof ver­si­cher­ten ihm über­dies, das Re­gi­ment der Me­di­ci sei in Flo­renz ver­hasst und ihr ei­ge­ner An­hang dort so mäch­tig, dass die gan­ze Stadt mit Ju­bel bei­stim­men wer­de, wenn der Streich ge­fal­len sei.

Um das Ge­wis­sen des Be­denk­li­chen vollends zu be­schwich­ti­gen, führ­ten ihn der Graf und der Erz­bi­schof zu den Fü­ßen des hei­li­gen Va­ters, und nun spiel­te sich im Va­ti­kan eine Sze­ne ab, bei der das Haupt der Chris­ten­heit eine sehr frag­wür­di­ge Rol­le spiel­te. Der Papst woll­te die Voll­stre­ckung der Tat, wünsch­te aber zu­gleich den Schein zu ret­ten. Des­halb for­der­te er zwar von dem Haupt­mann die Be­sei­ti­gung der Brü­der Me­di­ci, stell­te aber zu­gleich im Hin­weis auf sein hei­li­ges Amt die Be­din­gung, dass kein Blut ver­gos­sen wer­den dür­fe, und als man ihm ent­ge­gen­hielt, dass das eine nicht ohne das an­de­re mög­lich sei, fuhr er zor­nig auf und wie­der­hol­te nur im­mer den Be­fehl zu­samt der Klau­sel, so den Voll­stre­ckern die Verant­wor­tung für den Aus­gang über­las­send. Die Ver­schwo­re­nen, die den Wink ver­stan­den, ver­spra­chen ihr bes­tes zu tun und nah­men das Steu­er nun in ei­ge­ne Hän­de.

Dass Lo­ren­zo nicht der Mann war, sich le­bend die Ge­walt ent­rei­ßen zu las­sen, lag auf der Hand, und sein Tod war so­nach von An­fang an eine be­schlos­se­ne Sa­che. Aber auch in dem jün­ge­ren Bru­der, so sehr er frei­wil­lig hin­ter Lo­ren­zo zu­rück­trat, leb­te der star­ke Geist sei­nes Hau­ses, au­ßer­dem war er be­son­ders be­liebt, und man durf­te er­war­ten, dass bei Lo­ren­zos Tode das Volk sich als­bald um Gi­u­lia­no als sei­nen Er­ben und Nach­fol­ger scha­ren wür­de. Also ka­men die Ver­schwo­re­nen beim Fort­gang ih­rer Be­ra­tun­gen zu dem Schluss, dass auch Gi­u­lia­no fal­len müs­se.

Die Brü­der zu tref­fen, schi­en ih­nen nicht schwer, da bei­de ge­wohnt wa­ren, un­be­glei­tet und arg­los un­ter ih­ren Mit­bür­gern um­her­zu­ge­hen. Aber der zu er­war­ten­de Aufruhr im Vol­ke mach­te mi­li­tä­ri­sche Un­ter­stüt­zung nö­tig, des­halb soll­te Mon­te­sec­co nebst zwei an­de­ren päpst­li­chen Con­dot­tie­ren eine an­sehn­li­che Trup­pen­macht an den Gren­zen der Ro­ma­gna zu­sam­men zie­hen, um auf den ers­ten Wink Flo­renz von drei Sei­ten über­fal­len zu kön­nen.

Die­se Be­we­gun­gen zu mas­kie­ren und die mi­li­tä­ri­schen Dis­po­si­tio­nen in der Stadt vor­zu­be­rei­ten, be­gab sich Mon­te­sec­co im April des Jah­res 1478 nach Flo­renz. Ein Auf­trag des Gra­fen führ­te ihn in die per­sön­li­che Ge­gen­wart Lo­ren­zos, mit dem er auf des­sen Vil­la Ca­sa­gio­lo über einen si­mu­lier­ten Kriegs­zug in der Ro­ma­gna un­ter­han­deln soll­te. Der wah­re Zweck war, Ort und Per­sön­lich­kei­ten in Au­gen­schein zu neh­men. Lo­ren­zo, der sonst so Scharf­bli­cken­de, ließ sich völ­lig täu­schen und mit ei­ner Cour­toi­sie, die den Ab­ge­sand­ten über­rasch­te, stell­te er aufs ent­ge­gen­kom­mends­te dem Gra­fen Ria­rio sei­ne Diens­te zur Ver­fü­gung. Mon­te­sec­co konn­te in dem Man­ne, der ihn so wohl­wol­lend emp­fing, den feind­se­li­gen Rän­ke­schmied, der ihm ge­schil­dert wor­den war, nicht er­ken­nen, und Lo­ren­zos leut­se­li­ge Um­gangs­for­men, sein per­sön­li­cher Zau­ber, dem sich nie­mand ent­zog, mach­ten einen so tie­fen Ein­druck auf den ehr­li­chen Kriegs­mann, dass er fort­an, wie es scheint, nur noch mit hal­b­em Her­zen bei der Sa­che war und un­gern die wei­te­re Ver­stän­di­gung un­ter den Ver­schwo­re­nen ver­mit­tel­te.

Gleich­zei­tig war Fran­ces­co de’ Paz­zi nach Flo­renz ge­reist, um sei­nen Oheim Mes­ser Ja­co­po, das Haupt der Fa­mi­lie, für den Plan zu ge­win­nen. Der alte Herr hat­te sich an­fangs ent­schie­den ab­leh­nend ver­hal­ten und sträub­te sich auch jetzt noch lan­ge; erst als ihm durch Mon­te­sec­co be­stä­tigt wur­de, dass der Papst sel­ber hin­ter der Ver­schwö­rung stand, stieg auch ihm der Tau­mel zu Kop­fe, und er ließ sich in einen An­schlag ver­stri­cken, in dem für sei­ne grau­en Haa­re we­nig Ehre zu ho­len war. Sein Bei­tritt zog den Rest der Fa­mi­lie Paz­zi mit dem gan­zen An­hang nach, aus­ge­nom­men Re­na­to de’ Paz­zi, einen stil­len Ge­lehr­ten, der das At­ten­tat miss­bil­lig­te, und Gugliel­mo, Lo­ren­zos Schwa­ger, der gar nicht ein­ge­weiht wur­de.

Mitt­ler­wei­le tausch­te Graf Ria­rio mit Lo­ren­zo freund­schaft­li­che Brie­fe und such­te ihn durch die Aus­sicht auf eine Ver­söh­nung mit dem Paps­te nach Rom zu lo­cken. Dort hät­te er leich­ter mit ihm auf­ge­räumt, und die Mit­ver­schwo­re­nen hät­ten freie Hand be­kom­men, sich in Flo­renz Gi­u­lia­nos zu ent­le­di­gen. Aber Lo­ren­zo zö­ger­te zu kom­men, und im nutz­lo­sen War­ten ver­strich die Zeit. Schon wur­de der Papst un­ge­dul­dig und klag­te, sich mit eit­len Schwät­zern ein­ge­las­sen zu ha­ben. Lan­ge durf­te nicht mehr zu­ge­se­hen wer­den, denn die Ver­schwö­rung hat­te un­ter­des­sen eine so große Aus­deh­nung an­ge­nom­men, dass das Ge­heim­nis nicht mehr si­cher war, und eben so we­nig konn­te man er­war­ten, dass sich Lo­ren­zo auf die Län­ge über die Rüs­tun­gen an der Gren­ze wer­de Sand in die Au­gen streu­en las­sen.

End­lich schi­en die Ge­le­gen­heit güns­tig. Der Papst hat­te ei­nem sech­zehn­jäh­ri­gen Nef­fen des Gra­fen Ria­rio, der in Pisa stu­dier­te, den Pur­pur ver­lie­hen. Die­sen, der den Be­fehl hat­te, sich ganz von dem Erz­bi­schof lei­ten zu las­sen, hol­ten die Ver­schwo­re­nen pomp­haft nach Flo­renz und quar­tier­ten ihn in Mes­ser Ja­co­pos Land­sitz auf Mon­tug­hi, ei­nem vor der Stadt ge­le­ge­nen Hü­gel, ein. In sei­nem glän­zen­den Ge­fol­ge konn­ten sie ihre Leu­te und ihre An­stal­ten ber­gen; au­ßer­dem muss­te der Gast, der als Car­di­nal und als päpst­li­cher Ne­po­te An­spruch auf Be­ach­tung hat­te, den Ver­kehr mit dem Hau­se Me­di­ci ver­mit­teln.

Die Brü­der lu­den ihn gleich zu ei­nem fest­li­chen Empfang auf ihre Vil­la bei Fie­so­le, und dort soll­te der Verab­re­dung ge­mäß der Streich fal­len, aber Gi­u­lia­no, durch Un­wohl­sein ver­hin­dert, hielt sich fer­ne. So fiel der An­schlag ins Was­ser, denn die Ver­schwo­re­nen wag­ten nicht, die Brü­der ge­son­dert an­zu­grei­fen, sie glaub­ten nur si­cher zu ge­hen, wenn sie bei­de an ei­nem Ort und in ei­ner Stun­de tref­fen konn­ten.

Nun wur­de der 26. April als der Sonn­tag vor dem Him­mel­fahrts­fest zur Aus­füh­rung an­be­raumt. Der Kar­di­nal, ein wil­len­lo­ses Werk­zeug, muss­te den Brü­dern an­kün­di­gen, dass er sie an die­sem Tage in der Stadt be­su­chen und im Dom die Mes­se hö­ren wer­de.

Im Palaz­zo Me­di­ci wur­de zu ei­nem großen Fest­mahl ge­rüs­tet, das die glän­zends­te Ge­sell­schaft von Flo­renz ver­ei­ni­gen soll­te. Dies­mal hoff­ten die Ver­schwö­rer be­stimmt, sich bei­der Brü­der auf ein­mal zu ver­si­chern, und dem­ge­mäß wur­den die Rol­len aus­ge­teilt: Mon­te­sec­co soll­te den Streich ge­gen Lo­ren­zo füh­ren, der kräf­ti­ge­re Gi­u­lia­no wur­de Fran­ces­co de’ Paz­zi und Ber­nar­do Ban­di­ni, ei­nem rui­nier­ten Le­be­mann, der sich mit Leib und See­le den Paz­zi ver­schwo­ren hat­te, zu­ge­teilt, wäh­rend der Erz­bi­schof den Re­gie­rung­s­pa­last mit Be­waff­ne­ten über­fal­len und Ja­co­po de’ Paz­zi mit den Sei­ni­gen durch die Stra­ßen spren­gen soll­te, um das Volk zur Frei­heit auf­zu­ru­fen.

Aber es war, als ob ein Vor­ge­fühl den arg­lo­sen Gi­u­lia­no in die­sen Ta­gen be­glei­te­te. Als al­les zum Schla­ge be­reit war, ließ er sein Er­schei­nen bei Ta­fel ab­sa­gen mit der Ent­schul­di­gung, dass er un­päss­lich sei; in der Kir­che je­doch beim Hochamt hof­fe er nicht zu feh­len.

Die Nach­richt, die Fran­ces­co am Vora­bend den Ver­schwo­re­nen über­brach­te, än­der­te aber­mals den gan­zen Plan. Man saß noch tief in der Nacht bei­sam­men und rat­schlag­te. Statt beim Gast­mahl soll­ten die Brü­der nun in der Kir­che fal­len, und der fei­er­li­che Mo­ment der Wand­lung wur­de zum Si­gnal ge­wählt. Die­sen An­lass er­griff Mon­te­sec­co, um sich zu­rück­zu­zie­hen: er war, seit er Lo­ren­zo per­sön­lich ken­nen ge­lernt hat­te, oh­ne­hin nur noch mit hal­b­em Her­zen bei der Sa­che; als er nun zum Ver­rat noch die Tem­pel­schän­dung fü­gen soll­te, ward ihm des Greu­els zu viel und er ver­wei­ger­te sei­nen Arm. Zwei Pries­ter tra­ten an sei­ne Stel­le: An­to­nio Maf­fei aus Vol­ter­ra und Ste­fa­no da Ba­gno­na, der letz­te­re ein Haus­leh­rer der Paz­zi. Die­se wa­ren der Kir­chen­luft ge­wohnt und »des­halb«, wie die al­ten Be­rich­te sa­gen, »ohne Scheu vor dem Hei­li­gen«, aber sie hat­ten kei­ne Übung im Waf­fen­hand­werk, und der Rol­len­wech­sel kam den Ver­schwo­re­nen teu­er zu ste­hen.

Schon hat­te Lo­ren­zo den Kar­di­nal an sei­nen Platz im Chor der Kir­che un­ter der Kup­pel Bru­nel­les­cos ge­lei­tet, und das Hochamt be­gann, als die Mör­der sich nach Gi­u­lia­no um­sa­hen. Aber­mals scheint den Un­glück­li­chen sein gu­ter Ge­ni­us ge­warnt zu ha­ben: er war auch von der Mes­se weg­ge­blie­ben. Da mach­ten Fran­ces­co de’ Paz­zi und Ber­nar­do Ban­di­ni sich nach dem Palaz­zo Me­di­ci auf, um ihn zu ho­len. Un­ter freund­schaft­lich-dring­li­chen Bit­ten und Ne­cke­rei­en nah­men sie ihn in ihre Mit­te und un­ter­hiel­ten ihn eif­rig den gan­zen Weg. Fran­ces­co, die Rech­te der Ver­wandt­schaft be­nüt­zend, um­schlang ihn mit den Ar­men, um zu un­ter­su­chen, ob er kei­nen Pan­zer un­ter dem Wams tra­ge. Gi­u­lia­no, der sich noch im­mer un­päss­lich fühl­te, war gänz­lich un­be­wehrt, selbst den Dolch, den er sonst bei sich zu tra­gen pfleg­te, hat­te er zu Hau­se ge­las­sen, so fern lag ihm der Ge­dan­ke an Ge­fahr.

Bei­de Brü­der stan­den ge­trennt in der men­schen­über­füll­ten, mu­sik­durch­rausch­ten Kir­che; in dem Ge­drän­ge konn­ten die Mör­der sich dicht an ih­rer Sei­te hal­ten. Das Glöck­lein klin­gel­te, der Pries­ter er­hob den Kelch, die Me­di­ci mit al­lem Vol­ke beug­ten sich tief, da fuhr Ber­nar­do Ban­di­nis Schwert Gi­u­lia­no in die Brust. Der Ge­trof­fe­ne mach­te noch einen Schritt und stürz­te dann zu Bo­den. Nun ver­setz­te Fran­ces­co de’ Paz­zi dem Ge­fal­le­nen Stoß auf Stoß mit sol­cher Wut, dass er sich selbst mit dem Dol­che tief in den Schen­kel traf.

Gleich­zei­tig wehr­te sich Lo­ren­zo ge­gen die bei­den Pries­ter, die dem Blut­ge­schäf­te nicht ge­wach­sen wa­ren. An­to­nio Maf­fei hat­te ihn mit der einen Hand an der Schul­ter ge­fasst, um mit der an­de­ren si­che­rer zu tref­fen, als Lo­ren­zo blitz­schnell auf­fah­rend sei­nen Man­tel ab­riss, wo­mit er den lin­ken Arm um­wand und die Stö­ße pa­rier­te, wäh­rend er mit der Rech­ten den Dolch schwang. So schlug er sich durch sei­ne An­grei­fer durch und such­te am Al­tar vor­bei durch den Chor die Neue Sa­kris­tei zu er­rei­chen. Da sah ihn Ban­di­ni und mit dem Schwert, das noch vom Blut Gi­u­lia­nos troff, woll­te er sich auf Lo­ren­zo stür­zen, aber Fran­ces­co Nori, ein Freund der Me­di­ci, sprang da­zwi­schen und emp­fing statt sei­ner den töd­li­chen Streich. Un­ter­des­sen wur­de Lo­ren­zo von sei­nen Freun­den um­ringt und in die Sa­kris­tei ge­ris­sen. Der Dich­ter An­ge­lo Po­li­zia­no schlug die fes­te bron­ce­ne Türe vor den Ver­fol­gern zu, die, von Pie­ro de’ Me­di­ci einst ge­stif­tet, jetzt dem Sohn das Le­ben ret­te­te. Lo­ren­zo blu­te­te aus ei­ner leich­ten Hals­wun­de, die von ei­nem der An­we­sen­den aus Furcht, dass sie ver­gif­tet sei, aus­ge­so­gen wur­de.

Ein un­ge­heu­rer Lärm füll­te das Got­tes­haus, man sah Be­waff­ne­te da­hin und dort­hin ren­nen, aber nur die Zu­nächst­ste­hen­den wuss­ten, was ge­sche­hen war. Drau­ßen glaub­te man, Bru­nel­les­cos Rie­sen­kup­pel wan­ke. In­nen war al­les Ge­schrei und Ver­wir­rung, die Ver­schwo­re­nen flo­hen, Gugliel­mo de’ Paz­zi ver­si­cher­te laut jam­mernd, dass er un­schul­dig sei, der Kar­di­nal Ria­rio klam­mer­te sich lei­chen­fahl am Al­ta­re fest und konn­te nur mit Mühe von den Pries­tern nach der Al­ten Sa­kris­tei ge­flüch­tet wer­den – er soll nach je­nem Schre­ckens­tag nie wie­der die na­tür­li­che Ge­sichts­far­be zu­rück­er­hal­ten ha­ben.

So­bald aber die Blut­tat be­kannt wur­de, griff die gan­ze Stadt zu den Waf­fen, die Freun­de der Me­di­ci dran­gen ge­schlos­sen in die Kir­che und hol­ten Lo­ren­zo aus der Sa­kris­tei nach sei­ner Woh­nung. Erst dort er­fuhr er sei­nes Bru­ders Tod; man hat­te ihn in ei­nem wei­ten Bo­gen an dem blut­über­ström­ten Leich­nam vor­bei­ge­führt.

Un­ter­des­sen war auch die zwei­te Hälf­te des frev­le­ri­schen An­schlags ge­schei­tert.

Der Erz­bi­schof hat­te sich un­ter der Dom­tü­re von Lo­ren­zo ver­ab­schie­det und war dann mit ei­ner star­ken Beglei­tung nach dem Re­gie­rung­s­pa­last ge­eilt, wo die Si­gno­ria eben bei der Ta­fel saß. Ei­nen Teil sei­ner Leu­te ließ er un­ten, mit der Wei­sung, beim ers­ten Lärm das Thor zu be­set­zen, die an­de­ren nahm er mit in den Palast und hieß sie in ei­nem Ne­ben­ge­lass war­ten, wäh­rend er selbst zu der ge­for­der­ten Un­ter­re­dung bei dem Gon­fa­lo­nie­re ein­ge­führt wur­de. Aber die Auf­re­gung und das selt­sa­me Be­tra­gen des Bi­schofs, der et­was ver­wirr­tes von ei­nem päpst­li­chen Auf­trag an die Si­gno­ria da­her re­de­te und da­bei un­ru­hig nach der Tür blick­te, als ob er je­mand er­war­te­te, mach­ten den Gon­fa­lo­nie­re stut­zig. Er eil­te rasch zum Aus­gang, da stieß er auf einen der Ver­schwo­re­nen, der eben her­ein woll­te, warf die­sen an den Haa­ren zu Bo­den und rief die Wa­che zu­sam­men. Die im Ne­ben­zim­mer ver­steck­ten Beglei­ter woll­ten her­aus­bre­chen, al­lein sie sa­ßen in ei­ner Fal­le fest, denn die Tür, die hin­ter ih­nen zu­ge­schla­gen war, hat­te ein Ge­heim­schloss, das nur die Be­am­ten zu öff­nen ver­stan­den. Sie wur­den samt dem Erz­bi­schof, der zu ent­flie­hen ver­such­te, fest­ge­nom­men, und da die au­ßen sta­tio­nier­te Mann­schaft in den Palast ein­drang, ver­tei­dig­te die Si­gno­ria das obe­re Stock­werk mit Stei­nen und was ih­nen zur Hand kam; selbst das Kü­chen­ge­schirr muss­te als Waf­fe die­nen.

Fran­ces­co de’ Paz­zi hat­te sich mit sei­ner schwe­ren selbst ge­schla­ge­nen Wun­de nach Hau­se ge­schleppt und ver­such­te noch, zu Pfer­de zu stei­gen, um den Aufruhr in der Stadt zu lei­ten. Doch er war so er­schöpft vom Blut­ver­lust, dass er sich ent­klei­det aufs Bet­te wer­fen muss­te. Statt sei­ner eil­te der alte Mes­ser Ja­co­po mit etwa hun­dert Mann auf die Pi­az­za, um dem Erz­bi­schof zu Hil­fe zu kom­men. Aber die Sa­che der Paz­zi war schon ver­lo­ren. Als er das Volk zur Be­frei­ung von der me­di­ce­i­schen Herr­schaft auf­ru­fen woll­te, wur­de er mit Stein­wür­fen und mit dem Ruf: Pal­le! Pal­le! Nie­der mit den Ver­rä­tern! emp­fan­gen. In al­len Stra­ßen rot­te­te sich die Men­ge zu­sam­men; das klei­ne Häuf­lein, das den Palast be­rann­te, muss­te wei­chen, und vie­le wur­den auf der Flucht er­schla­gen.

Jetzt erst er­fuhr die Si­gno­ria Gi­u­lia­nos Tod und Lo­ren­zos Ver­wun­dung, und nun gab es auch drin­nen kei­ne Scho­nung mehr. Man hieb die Ge­fan­ge­nen und wes­sen man sonst von den Ein­dring­lin­gen hab­haft wur­de, nie­der oder stürz­te sie durch die Fens­ter auf die Pi­az­za hin­ab. Der Erz­bi­schof mit sei­nem Bru­der und an­de­ren Häup­tern der Ver­schwö­rung wur­de an den ho­hen Fens­tern des Palas­tes auf­ge­knüpft; man ließ ihm nicht ein­mal Zeit, sich des geist­li­chen Or­nats zu ent­klei­den. Gleich­zei­tig er­litt Fran­ces­co de’ Paz­zi, den man nackt aus dem Bet­te ge­ris­sen und un­ter dem Wut­ge­schrei des Volks nach dem Palast ge­führt hat­te, an der Sei­te des Erz­bi­schofs die­sel­be Stra­fe. Auf alle Schmä­hun­gen, mit de­nen er über­häuft wur­de, ant­wor­te­te er nur durch fins­te­re Bli­cke und tie­fe Seuf­zer, und der wil­de Trotz ver­ließ ihn auch im Tode nicht. Von dem Erz­bi­schof wird er­zählt, dass er im Au­gen­blick des Ster­bens sich wü­tend mit den Zäh­nen in Fran­ces­cos nack­te Brust ver­bis­sen habe.

Drau­ßen hat­te un­ter­des­sen die Volks­jus­tiz ihr grau­si­ges Werk be­gon­nen. Man sah zer­stück­te mensch­li­che Glie­der durch die Stra­ßen schlei­fen, die bei­den Pries­ter, die Lo­ren­zo an­ge­grif­fen hat­ten, wur­den von der Men­ge aus ih­rem Klos­ter­ver­steck her­aus­ge­zerrt, ver­stüm­melt und ge­tö­tet, auch die Per­so­nen aus dem Ge­fol­ge des Kar­di­nals muss­ten blu­ten, die­ser selbst saß ge­fan­gen im Re­gie­rung­s­pa­last und dank­te nur der Ver­wen­dung Lo­ren­zos das Le­ben. Die wil­des­te Jagd galt den Glie­dern des Hau­ses Paz­zi. Der alte Ja­co­po wur­de auf der Flucht in den Ca­sen­ti­ner Ber­gen von den Bau­ern fest­ge­nom­men, denn die Kun­de von den Vor­gän­gen in Flo­renz war schon bis dort­hin ge­drun­gen, und trotz ei­nes ho­hen Loh­nes, den er ih­nen an­bot, da­mit sie ihn un­ter­wegs tö­te­ten, schlepp­ten sie ihn schmach­voll nach der Stadt, wo er das Los sei­nes Nef­fen teil­te. Er hat­te üb­ri­gens sein tra­gi­sches Ende ge­ahnt und noch am Sams­tag, der je­nem blu­ti­gen Sonn­tag vor­an­ging, alle sei­ne Schul­den be­zahlt, auch was er an frem­den Wa­ren zu Hau­se und auf dem Zoll­amt lie­gen hat­te, mit auf­fal­len­der Ge­schwin­dig­keit den Ei­gen­tü­mern zu­ge­stellt, um kei­ne Un­be­tei­lig­ten in sei­nen Ruin zu ver­wi­ckeln. Die scheuß­li­chen Be­schimp­fun­gen, die noch Wo­chen spä­ter dem Leich­nam des Un­se­li­gen von der ver­tier­ten Men­ge zu­ge­fügt wur­den, ge­hö­ren zu den wi­der­lichs­ten Fle­cken, mit de­nen das flo­ren­ti­ni­sche Volk sich in je­nen Schre­ckens­ta­gen be­schmutzt hat. Der völ­lig schuld­lo­se Re­na­to ward gleich­falls auf­ge­grif­fen und büß­te mit dem Tode, dass er Paz­zi hieß. Meh­re­re Tage dau­er­te das Wür­gen, bei dem ge­gen acht­zig Per­so­nen ihr Le­ben ver­lo­ren. Nur Gugliel­mo konn­te sich mit Hil­fe sei­ner Gat­tin in Lo­ren­zos ei­ge­nem Hau­se ber­gen.

Gleich nach dem At­ten­tat ström­te das Volk un­ter dem Palaz­zo Me­di­ci zu­sam­men, ein blu­ti­ges Haupt auf ei­ner Pike tra­gend, und ver­lang­te den Ge­ret­te­ten zu se­hen. Lo­ren­zo er­schi­en, den Hals von ei­ner Bin­de um­wi­ckelt, und wur­de mit stür­mi­schem Zu­ruf be­grüßt. Er dank­te dem Vol­ke, dass es sich zum Schutz um ihn ge­schart habe, und bat drin­gend um Mä­ßi­gung. Die to­ben­den Freun­de, sag­te er, flö­ßten ihm mehr Be­sorg­nis ein, als selbst die Tücke sei­ner Fein­de; er be­schwö­re sie, der gu­ten Sa­che nicht durch Aus­schrei­tun­gen zu scha­den, son­dern ih­ren Zorn für die äu­ße­ren Geg­ner auf­zu­spa­ren und die Be­stra­fung der schul­di­gen Mit­bür­ger den Ge­rich­ten zu über­las­sen. Die­se An­re­de, sei­ne wun­der­ba­re Ret­tung, die klüg­lich be­wie­se­ne Mä­ßi­gung, das al­les wirk­te so un­be­dingt und mäch­tig, dass die ge­sam­te Bür­ger­schaft mit Gut und Blut sich ihm zu ei­gen schwur, und Lo­ren­zo durf­te sich sa­gen, dass der Schlag, der ihn ver­nich­ten soll­te, ihm viel­mehr den Weg zur un­be­schränk­ten Herr­schaft ge­eb­net hat­te.

Als die Volks­wut be­schwich­tigt war, fuh­ren die Ge­rich­te fort, ihn sei­ner Fein­de zu ent­le­di­gen. Kei­ne Stim­me er­hob sich um Gna­de, denn der ver­söhn­li­che Gi­u­lia­no war ge­fal­len, und Lo­ren­zo, der ihn zu rä­chen hat­te, ließ der Jus­tiz ih­ren Lauf. Was vom Hau­se Paz­zi noch üb­rig war, wur­de ein­ge­ker­kert oder ver­bannt, auch Gugliel­mo, Lo­ren­zos Schwa­ger in­be­grif­fen, ihre Vor­rech­te, ihre Wap­pen, ihr Name sel­ber soll­ten ver­schwin­den. Mon­te­sec­co wur­de nach ei­nem um­fas­sen­den Ge­ständ­nis, das den Papst schwer kom­pro­mit­tier­te, ent­haup­tet. Nur Ber­nar­do Ban­di­ni, Gi­u­lia­nos Mör­der, hat­te sich zu ver­ber­gen ge­wusst und war glück­lich nach Kon­stan­ti­no­pel ent­kom­men, aber der Sul­tan, um Lo­ren­zo zu eh­ren, sand­te ihn in Ket­ten nach Flo­renz zu­rück, wo er noch ein Jahr spä­ter öf­fent­lich in sei­nen Tür­ken­klei­dern hin­ge­rich­tet wur­de. Da­mals be­fand sich auch der ju­gend­li­che Leo­nar­do un­ter den Zuschau­ern, denn eine Blei­stift­zeich­nung von sei­ner Hand hat den schau­ri­gen An­blick fest­ge­hal­ten: es zeigt den Ge­henk­ten in sei­ner fan­tas­ti­schen mor­gen­län­di­schen Tracht, de­ren Far­ben mit win­zi­ger Schrift am Ran­de no­tiert sind. – Zum ewi­gen Ge­dächt­nis der Schre­ckens­ta­ge ließ man alle Teil­neh­mer der Ver­schwö­rung mit dem Strick um den Hals auf die Au­ßen­mau­ern des Palaz­zo del Po­destà (des heu­ti­gen Na­tio­nal­mu­se­ums) ma­len, als Hoch­ver­rä­ter mit dem Kopf nach un­ten. Bot­ti­cel­li, der Schöp­fer der hol­den Pri­ma­ve­ra, tat die­sen künst­le­ri­schen Hen­kers­dienst.

An­de­re Künst­ler ei­fer­ten, den Ge­ret­te­ten zu fei­ern. Le­bens­große, spre­chend ähn­li­che Wachs­bild­nis­se von Lo­ren­zo, zu de­nen Ver­roc­chio die Zeich­nung ge­macht hat­te, wur­den in Kir­chen auf­ge­stellt; ei­nes da­von trug die Klei­der, in de­nen Lo­ren­zo ver­wun­det wor­den war. A. Pol­la­juo­lo schlug eine noch jetzt vor­han­de­ne Me­dail­le mit den Köp­fen der Brü­der Me­di­ci, de­ren eine Sei­te die Ret­tung Lo­ren­zos, die an­de­re den Tod Gi­u­lia­nos vor dem Chor der Kir­che – mit den Um­schrif­ten Sa­lus pu­bli­ca und Luc­tus pu­bli­cus – dar­stellt. An­ge­lo Po­li­zia­no öff­ne­te den lie­der­sü­ßen Mund und er­goss in la­tei­ni­schen Epi­gram­men einen Strom wohl­lau­ten­der Schmä­hun­gen über die Be­sieg­ten.

Vier Tage nach dem blu­ti­gen Er­eig­nis wur­de Gi­u­lia­no mit neun­zehn Wun­den zu Gra­be ge­tra­gen. Das Leid um ihn war auf­rich­tig und all­ge­mein; die flo­ren­ti­ni­sche Ju­gend, de­ren Lieb­ling er ge­we­sen, leg­te Trau­er­klei­der an. Wie er durch sei­ne glän­zen­de Er­schei­nung, sein freund­li­ches We­sen und sei­ne of­fe­nen Hän­de die Her­zen der Mit­le­ben­den ge­won­nen hat­te, so steht er auch im Ge­dächt­nis der Nach­welt als eine er­grei­fen­de, durch un­ver­schul­de­tes tra­gi­sches Ge­schick ver­klär­te Jüng­lings­ge­stalt.