Die Stasi, mein Vater und ich - DDR-Romanze - Stasi-Kinder - DDR-Geschichte - Katharina Gutschmidt - E-Book

Die Stasi, mein Vater und ich - DDR-Romanze - Stasi-Kinder - DDR-Geschichte E-Book

Katharina Gutschmidt

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Beschreibung

Owe wächst in der DDR auf. Er wurde von der Stasi überwacht. Seine Freiräume findet er in der vormilitärischen Ausbildung. Aber auch er bekommt Probleme mit der Stasi. Er wird in ein berüchtigtes Stasi-Militärgefängnis eingesperrt. Dort beginnt seine persönliche Zeitenwende. Erst als politischer Häftling hinterfragt er das Sowjetsystem der DDR. Welche Schlussfolgerungen zieht er?

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Seitenzahl: 53

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Katharina Gutschmidt

Die Stasi, mein Vater und ich - DDR-Romanze - Stasi-Kinder - DDR-Geschichte

DDR-Romanze

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Anmerkung

Widmung

1. Fröhlich sein und singen

2. Vom Außenseiter zum Pionier-Natschalnik

3. Der Lockvogel

4. Undank war der DDR-Lohn

5. Man sieht sich zweimal

6. Aus Fremden wird Familie

7. Auge um Auge, Zahn um Zahn

Infos zur Autorin

Impressum neobooks

Impressum

Illustrationen: Katharina Gutschmidt

Autoren: Katharina Gutschmidt & Ghostwriter KULG

Layout: Katharina Gutschmidt

Lektorat: Katharina Gutschmidt

1. Auflage

Originalausgabe 10. März 2023

Text, Layout, Illustrationen: © 2023 Copyright by Katharina Gutschmidt

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Copyright © all rights reserved by Katharina Gutschmidt

Bei neobooks.com wurde dieses E-Book erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Anmerkung

Widmung

1. Fröhlich sein und singen

2. Vom Außenseiter zum Pionier-Natschalnik

3. Der Lockvogel

4. Undank war der DDR-Lohn

5. Man sieht sich zweimal

6. Aus Fremden wird Familie

7. Auge um Auge, Zahn um Zahn

Infos zur Autorin

Anmerkung

Personen, Orte und Ereignisse sind frei erfunden und sind eine belletristische Fiktion der Autorin und des Ghostwriters KULG.

Widmung

Ich bedanke mich bei allen Lesern,

die dieses E-Book gekauft haben.

1. Fröhlich sein und singen

Als ich klein war, wuchs ich für die damaligen Verhältnisse in der kleinen Sowjetunion recht frei auf. Dies war die ehemalige DDR. Wir schauten alle verfügbaren Fernsehprogramme. Ich liebte Bonanza, die Beatles, den Oktoberklub, Pittiplatsch und die DEFA-Indianerfilme. Besonders dieser antiautoritäre Kobold aus Adlershof weckte meinen kindlichen Einfallsreichtum. Diese Dualität kultureller Angebote und Interessen sollten mich und Millionen anderer Bürger der kleinen Sowjetunion noch prägen und in Bedrängnis bringen. Wir wurden in eine Welt ständiger Kontrolle, Unfreiheit und des Mangels geboren. Meine Oma warnte mich vor der Schule, somit machte sie jegliche Vorfreude kaputt.

„Sieh dich vor, Dummbatz!“

Dummbatz war ein Synonym für einen Dummkopf.

„Die Lehrerin will dich nur ausfragen, wie viele Schweine, Kühe und Schafe wir haben.“

Wir gingen jeden Sonntag in die Kirche und baten Gott um Vergebung.  

Warum?

Lehrerinnen fragten naive Kinder aus, um ihre Eltern auszuspitzeln.

Dies war ein zwiespältiges Gefühl.

Wieso?

Sollte man nicht seine Eltern ehren? Außerdem durfte man nicht lügen!

Zumindest wurde dies in der Christenlehre gepredigt.

War meine Familie eine Oase des fleischlichen Genusses in der Wüste des Schnitzelmangels?

In der Schule wurde ich ausgefragt, wie  Oma es vorhergesagt hatte.

„Wie viele Schweine habt ihr, Owe?“

Wenn eine schöne Frau ein Männlein etwas fragte, dann hatte er bereits verloren!

„Ich weiß nicht!“, log ich mit rotem Kopf.

Warum log ich?

Ich log, weil meine Eltern den Staat anlogen. Sie gaben nur zwei Schweine an, statt drei Schweine zu erwähnen. Sie schlachteten nicht nur zwei Schweine, sondern drei Schweine. So behoben wir mit Bauernschläue den Schnitzelmangel. Wir lebten wie die Made im Speck. Die Liebe zum Staat ging durch den Magen. 

Meine Mitschüler tobten vor Schadenfreude und Gehässigkeit.

„Wieso weißt du das nicht?“, fragte die klassenbewusste Tschekistin mit dem Zweitjob einer Lehrerin für die unteren Klassen.

Im Gutachten des Kindergartens „Sieg des Sozialismus“ schrieben meine Genossinnen, dass ich sicher im Zahlenraum bis 100 gewesen sei. Auch bei Mengenangaben bis 20 sei ich ein kleines Mathe-Genie gewesen.

Ich durfte nicht die Partei der Arbeiterklasse anlügen! Zumindest verlangte dies mein Gewissen. In unserem Mutterland der großen Sowjetunion wurden Feinde der Sowjetmacht, die Kulaken, gnadenlos eliminiert.

Kalter Angstschweiß lief mir über das Gesicht. Ich log dreist weiter: „Ich gehe nicht in den Schweinestall, weil ich ein Junge bin. Schweine – sind Weiberkram! Es heißt ja auch die Schweinerei!“ 

Zwei Dinge waren damals unbewusst passiert.

Für Frau Klassenkämpferin war ich ein verschlagener Kulake. Für meine Klassenkameraden war ich nur Owe, der Doofe, der nicht bis 3 zählen konnte. Dieses Vorurteil sollte mich später bei der Damenwahl in der Jugend noch beeinträchtigen. Jedes Mädel hatte daheim eine weise Großmutter, die ungefragt Lebensweisheiten am laufenden Band lieferte.

Was sagte meine Oma zu mir, als ich mich für das andere Geschlecht interessierte?

Meine Oma sah eher als meine Eltern, dass aus dem kleinen Doofen nun ein großer Doofer herangewachsen war.

Sie sprach mit weiser Stimme: „Owe, schau nicht nur auf die Brüste! Deine Auserwählte sollte auch etwas im Kopf haben! Schönheit ist vergänglich, jedoch Dummheit ist ewiglich!“

Zu meiner Verteidigung hörte ich auf meine weise Oma, obwohl der Volksmund sagte, dass dumme Menschen besser ficken würden. 

Bereits in der ersten Stunde meines ABC-Schützentums hatte ich die Gunst der Partei verloren. Ich hätte nur meine Eltern verraten müssen, dann hätten sich alle Türen des tschekistischen Spitzelstaates für mich wie von Geisterhand ge­öff­net. Aber ich war nicht nur traditionsgemäß in die Kirche getrottet. Ich hatte gelernt, dass Gott, die höchste Macht des Seins, uns Gebote gab, die widersprüchlich waren. Wenn es nach Gott ging, durfte ich nicht lügen. Wie man sich in engen Dilemma-Situationen verhalten sollte, davon lernte ich nichts in der Kirche. Aber dieses Problem hatte bereits Jesus. Er wollte alles richtig machen, deshalb wurde er gekreuzigt.    

Die schöne Lehrerin hasste alle Feinde des Sozialismus, also auch mich. Sie half jedem fleißig, außer mir nicht. Das war nicht mein einziges Problem. Der kräftige Ben, der schon mehrfach die Klasse wiederholt hatte, verprügelte mich jeden Tag in der Schule. Die Lehrerin, die sonst nichts und niemanden übersah, ignorierte mich. Eines Tages entschloss ich mich, mich zu wehren. Ich deutete eine feige Flucht an, als er mich an der Schulter packte, drehte ich mich blitzschnell um und schlug mit aller Kraft zu. Er fiel um. Ich erwartete eine Strafe, aber diese blieb aus.

Die Lehrerin lobte mich zum ersten Mal vor der Klasse: „Ein Revolutionär, der sich nicht wehrt, ist eine Schande für die Weltrevolution! Wie wollen wir die armen Völker befreien, wenn wir vor jedem Konflikt feige davonlaufen?“

Da Bens Vater ein Berufssoldat war, sah er dies auch so: „Wie kann man gegen einen kleineren und jüngeren Schüler verlieren?“ 

Er meldete seinen Sohn im Box-Club des Armeesportvereins an. So löste man damals erfolgreich Jungenprobleme.

Mich ärgerte niemand mehr, denn ich hatte mir den Respekt meiner Lehrerin und des Pionierkollektivs verdient.

2. Vom Außenseiter zum Pionier-Natschalnik

Mein Start ins Schulleben verlief nicht gerade glatt. Meine erste Klassenlehrerin sah in mir einen kleinen, hinterhältigen Klassenfeind, den sie als Auge und Ohr der Partei stets unter Kontrolle hatte. Oder sollte ich Stasi sagen?