Die Straßen müssen rollen - Robert A. Heinlein - E-Book

Die Straßen müssen rollen E-Book

Robert A. Heinlein

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Beschreibung

Wer lässt die Straßen rollen?

In der Zukunft bewegen sich die Menschen nicht mehr mit Fahrzeugen auf Straßen, sondern auf mobilen Plattformen, die sich auf einem weltumspannenden Netz aus Bändern bewegen – manche davon sehr schnell. Larry Gaines ist Chefingenieur eines solchen Bandes und bekommt es mit Saboteuren zu tun, die weit mehr Schaden anrichten als nur den Stillstand eines einzigen Transportbandes …

Die Erzählung „Die Straßen müssen rollen“ erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband „Die Geschichte der Zukunft“ enthalten. Sie umfasst ca. 51 Buchseiten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 85

Veröffentlichungsjahr: 2015

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ROBERT A. HEINLEIN

DIE STRASSEN MÜSSEN ROLLEN

ERZÄHLUNG

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

DAS BUCH

In der Zukunft bewegen sich die Menschen nicht mehr mit Fahrzeugen auf Straßen, sondern auf mobilen Plattformen, die sich auf einem weltumspannenden Netz aus Bändern bewegen – manche davon sehr schnell. Larry Gaines ist Chefingenieur eines solchen Bandes und bekommt es mit Saboteuren zu tun, die weit mehr Schaden anrichten als nur den Stillstand eines einzigen Transportbandes …

Die Erzählung »Die Straßen müssen rollen« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband »Die Geschichte der Zukunft« enthalten.

DER AUTOR

Robert A. Heinlein wurde 1907 in Missouri geboren. Er studierte Mathematik und Physik und verlegte sich schon bald auf das Schreiben von Science-Fiction-Romanen. Neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gilt Heinlein als einer der drei Gründerväter des Genres im 20. Jahrhundert. Sein umfangreiches Werk hat sich millionenfach verkauft, und seine Ideen und Figuren haben Eingang in die Weltliteratur gefunden. Die Romane »Fremder in einer fremden Welt« und »Mondspuren« gelten als seine absoluten Meisterwerke. Heinlein starb 1988.

www.diezukunft.de

Diese Erzählung ist dem Band Robert A. Heinlein: »Die Geschichte der Zukunft« entnommen.

Titel der Originalausgabe: The Roads Must Roll

Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck

Copyright © 1940 by Street & Smith Publications, Inc.

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Stardust, München

Satz: Schaber Datentechnik, Wels

ISBN: 978-3-641-16966-4

»Wer lässt die Straßen rollen?«

Der Sprecher auf dem Podium wartete auf die Antworten der Zuhörerschaft. Sie kamen in einzelnen Schreien, die das unheilverkündende, unzufriedene Murmeln der Menge durchschnitten.

»Wir!« – »Wir!« – »Verdammt richtig!«

»Wer tut die schmutzige Arbeit ›unten drin‹ – damit Herr Jedermann herumreisen kann, wie er Lust hat?«

Diesmal war es ein einziges Aufbrüllen. »Wir!«

Der Sprecher nutzte seinen Vorteil. Seine Worte überstürzten sich in einem rasselnden Strom. Er beugte sich zu der Menge vor, seine Augen sonderten Einzelpersonen aus, denen er seine Fragen und Antworten entgegenschleuderte. »Was hält Handel und Wandel in Gang? Die Straßen! Wie befördern sie die Lebensmittel, die sie essen? Auf den Straßen! Wie kommen sie zur Arbeit? Auf den Straßen! Wie kommen sie wieder nach Hause zu ihren Frauen? Auf den Straßen!« Er machte eine auf Wirkung berechnete Pause. Dann senkte er die Stimme. »Wo wären die Leute, wenn ihr die Straßen nicht am Rollen hieltet? – Sie säßen in der Klemme, und das wissen sie alle. Aber wissen sie uns Dank dafür? Pfui! Haben wir zu viel verlangt? Waren unsere Forderungen unvernünftig? ›Das Recht, zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu kündigen.‹ Das hat in anderen Branchen jeder Arbeitnehmer. ›Die gleiche Bezahlung wie die Ingenieure.‹ Warum nicht? Wer sind hier die eigentlichen Ingenieure? Muss man ein Kadett mit einem komischen Hütchen auf dem Kopf sein, bevor man lernen kann, wie man ein Lager reinigt oder einen Rotor abstellt? Wer verdient sein Geld auf ehrlichere Weise, die ›Gentlemen‹ in den Kontrollbüros oder die Männer ›unten drin‹? Was verlangen wir sonst noch? ›Das Recht, unsere Ingenieure selbst zu wählen.‹ Warum nicht, zum Teufel? Wer ist fähig, Ingenieure auszusuchen? Die Techniker – oder die Mitglieder irgendeines verdammten blöden Prüfungsausschusses, die niemals ›unten drin‹ gewesen sind und ein Rotorlager nicht von einer Feldspule unterscheiden können?«

Mit angeborenem Geschick wechselte er die Gangart und senkte die Stimme noch mehr. »Ich sage euch, Brüder, es ist Zeit, dass wir aufhören, mit Petitionen an die Transportkommission herumzuspielen. Stattdessen müssen wir Taten sprechen lassen. Sollen sie doch über Demokratie quatschen, das ist nichts als Augenwischerei – wir haben die Macht, und wir sind die Männer, auf die es ankommt!«

Inzwischen war ein Mann hinten im Saal aufgestanden. Als der Redner schwieg, fragte er: »Bruder Vorsitzender, darf ich ein paar Worte einflechten?«

»Du hast das Wort, Bruder Harvey.«

»Ich möchte fragen: Was soll die ganze Aufregung? Wir haben den höchsten Stundenlohn aller Mechanikergilden, umfassenden Versicherungsschutz, eine sichere Rente und eine ungefährliche Arbeit, ausgenommen die Möglichkeit, taub zu werden.« Er schob sich den Anti-Lärm-Helm weiter von den Ohren zurück. Offensichtlich kam er gerade von der Schicht, denn er trug noch seinen Arbeitsanzug. »Natürlich müssen wir eine Kündigungsfrist von neunzig Tagen einhalten, aber, Mann, das wussten wir, als wir den Vertrag unterschrieben. Die Straßen müssen rollen – sie können nicht jedes Mal anhalten, wenn irgendein fauler Knochen seinen Job satthat.

Und jetzt erzählt uns Soapy …«, der Hammer des Vorsitzenden unterbrach ihn, »Verzeihung, ich meine Bruder Soapy, wie mächtig wir seien und dass wir Taten sprechen lassen sollten. Quatsch! Sicher, wir könnten die Straßen stillstehen und die ganze Bevölkerung darunter leiden lassen – aber das könnte auch jeder Verrückte mit einer Dose Nitroglyzerin, und er brauchte dazu nicht einmal Techniker zu sein.

Wir sind nicht die einzigen Frösche im Teich. Unsere Aufgabe ist wichtig, klar, aber wo wären wir ohne die Farmer – oder die Stahlarbeiter – oder ein Dutzend andere Berufe und Geschäftszweige?«

Er wurde von einem blässlichen, kleinen Mann unterbrochen, dessen obere Zähne vorstanden. »Einen Augenblick, Bruder Vorsitzender. Ich möchte Bruder Harvey eine Frage stellen.« Dann wandte er sich Harvey zu und fragte mit hinterhältigem Unterton: »Sprichst du für die Gilde, Bruder – oder nur für dich selbst? Vielleicht glaubst du nicht an die Gilde? Du bist nicht etwa ein …« – er hielt inne und ließ seine Augen an Harveys schlankem Körper hinauf- und hinunterwandern – »ein Schnüffler?«

Harvey betrachtete den Fragesteller, als habe er etwas Widerliches in seinem Essen entdeckt. »Sikes«, versicherte er ihm, »wenn du keine halbe Portion wärest, würde ich dir die Zähne in den Hals rammen. Ich habe geholfen, diese Gilde zu gründen. Ich war bei dem Streik im Jahr sechsundsiebzig dabei. Wo warst du damals? Bei den Streikbrechern?«

Der Vorsitzende klopfte mit seinem Hammer. »Das reicht«, sagte er. »Niemand, der auch nur ein bisschen über die Geschichte dieser Gilde weiß, bezweifelt die Loyalität von Bruder Harvey. Wir wollen mit der Tagesordnung fortfahren.« Er räusperte sich. »Normalerweise lassen wir hier keine Außenseiter sprechen, und ein paar von euch haben sich abfällig über einige der Ingenieure geäußert, unter denen wir arbeiten. Aber es gibt einen Ingenieur, dem wir immer gern zuhören, wenn er sich einmal von seinen zeitraubenden Pflichten frei machen kann. Ich glaube, der Grund ist, dass er Dreck unter den Fingernägeln hat, genau wie wir. Wie dem auch sei, das Wort hat jetzt Mr. Shorty van Kleeck …«

Von unten wurde gerufen: »Bruder van Kleeck!«

»Okay, Bruder van Kleeck, stellvertretender Chefingenieur dieser Straßenstadt.«

»Danke, Bruder Vorsitzender.« Der Gastsprecher trat mit energischem Schritt vor. Er ließ die Menge in den ausgiebigen Genuss seines Grinsens kommen und schien unter ihrem Beifall anzuschwellen. »Danke, Brüder. Ich glaube, unser Vorsitzender hat recht. Hier in der Gildenhalle des Sacramento-Sektors – oder, was das betrifft, auch in jeder anderen Gildenhalle – fühle ich mich immer wohler als im Klubhaus der Ingenieure. Diese schnöseligen jungen Ingenieur-Kadetten gehen mir auf die Nerven. Vielleicht hätte ich eins dieser schicken technischen Institute besuchen sollen, um mir den richtigen Standpunkt zuzulegen, statt von ›unten drin‹ hochzukommen.

Nun zu euren Forderungen, die die Transportkommission abgelehnt hat. – Kann ich offen sprechen?«

»Na klar, Shorty!« – »Uns kannst du vertrauen!«

»Tja, natürlich dürfte ich nichts dazu sagen, aber wie sollte ich eure Gefühle nicht verstehen? Die Straßen sind heutzutage die große Show, und ihr seid die Männer, die sie rollen lassen. Es entspricht der natürlichen Ordnung der Dinge, dass man auf eure Meinung hören und eure Wünsche erfüllen sollte. Sogar Politiker müssten helle genug sein, das einzusehen. Manchmal, wenn ich nachts wach liege, frage ich mich, warum wir Techniker die Leitung nicht übernehmen und …«

»Ihre Frau ist am Apparat, Mr. Gaines.«

»Gut.« Er griff nach dem Hörer und wandte sich dem Bildschirm zu.

»Ja, Darling, ich weiß, ich habe es versprochen, aber … Du hast vollkommen recht, Darling, aber Washington hat ausdrücklich darum gebeten, dass wir Mr. Blekinsop alles zeigen, was er zu sehen wünscht. Ich habe nicht gewusst, dass er heute ankommen würde … Nein, ich kann ihn nicht einem Mitarbeiter übergeben. Das wäre nicht höflich. Er ist der Transportminister Australiens. Das habe ich dir doch erzählt … Ja, Darling, ich weiß, die Höflichkeit beginnt im eigenen Heim, aber die Straßen müssen rollen. Das ist mein Beruf; das hast du gewusst, als du mich heiratetest. Und diese Führung gehört zu meinem Beruf … Du bist ein braves Mädchen. Ganz bestimmt werden wir zusammen frühstücken. Ich will dir was sagen: Bestelle Pferde und ein Frühstückspaket, und wir machen ein Picknick daraus. Wir treffen uns in Bakersfield – am üblichen Ort … Bis dann, Darling. Gib Junior einen Gutenachtkuss von mir.«

Er legte den Hörer auf den Schreibtisch zurück, worauf das hübsche, aber entrüstete Gesicht seiner Gattin auf dem Bildschirm verblasste. Eine junge Frau kam in sein Büro. Als sie die Tür öffnete, war kurz die Beschriftung auf der Außenseite zu sehen: »STRASSENSTADT DIEGO-RENO, Büro des Chefingenieurs.« Gaines warf seiner Sekretärin einen gehetzten Blick zu.

»Oh, Sie sind es. Heiraten Sie keinen Ingenieur, Dolores, heiraten Sie einen Kunstmaler. Die sind häufiger zu Hause.«

»Ja, Mr. Gaines. Mr. Blekinsop ist hier, Mr. Gaines.«

»Schon? Ich hatte ihn noch nicht erwartet. Das Antipoden-Schiff muss früh gelandet sein.«

»Ja, Mr. Gaines.«

»Dolores, haben Sie jemals irgendwelche Gefühle?«

»Ja, Mr. Gaines.«

»Hmmm, es klingt unglaublich, aber Sie irren sich ja nie. Führen Sie Mr. Blekinsop herein.«

»Sehr wohl, Mr. Gaines.«

Larry Gaines stand auf, um seinen Besucher zu begrüßen. Sie schüttelten sich die Hand und tauschten formelle Höflichkeiten. Nicht besonders eindrucksvoll, das Männchen, dachte Gaines. Der gerollte Regenschirm und die Melone waren fast zu gut, um wahr zu sein. Ein Oxford-Akzent maskierte teilweise das abgehackte Näseln des gebürtigen Australiers.

»Es ist mir eine Freude, Sie hier begrüßen zu dürfen, Mr. Blekinsop, und ich hoffe, wir können Ihren Aufenthalt zu einem angenehmen Erlebnis gestalten.«

Der kleine Mann lächelte. »Davon bin ich überzeugt. Dies ist mein erster Besuch in Ihrem wundervollen Land. Ich fühle mich bereits ganz zu Hause. Die Eukalyptusbäume, wissen Sie, und die braunen Hügel …«

»Aber es ist für Sie vor allem eine Dienstreise?«