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Wir stellten der Firma eine Auswahl mit Leseheften zur Verfügung, die sie in ihrem erfolgreichsten Automaten in Berlin vier Wochen lang testen lassen wollten ... Ausgerechnet in Wedding, dachten wir ängstlich. Doch unsere Befürchtungen waren unbegründet.
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Seitenzahl: 20
Marc Degens
Die SuKuLTuR Jahre
SuKuLTuR
Marc Degens
Die SuKuLTuR Jahre
SuKuLTuR
2011
Schöner Lesen Nummer 88
ein SuKuLTuR-Produkt
1. Auflage (Print) November 2009
eBook-Ausgabe Juli 2011
Alle Rechte vorbehalten
Text © Marc Degens
Cover © Torsten Franz
SuKuLTuR, Wachsmuthstraße 9, 13467 Berlin
[email protected] · www.sukultur.de
ISBN (Print) 978-3-941592-05-6
ISBN (ePub) 978-3-941592-97-1
ISBN (pdf) 978-3-941592-93-3
eBook-Herstellung und Auslieferung
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Unser »Faust« hieß »Der Knubbel«. Es war eine sechzehnseitige Erzählung über mein Überbein. Ich hatte die Erzählung geschrieben, Torsten hatte das Heft gestaltet, gesetzt und geheftet. Äußerlich erinnerte das erste »Schöner Lesen«-Heft an die »Universal-Bibliothek« aus dem Reclam Verlag: Das gleiche Format, der gelbe Karton, ein ähnlicher Schrifttyp. Am Anfang verwendeten wir auch noch ein Preispunktesystem und den schwarzen Balken auf dem Umschlag. Unsere Hefte waren nur dünner und schlechter gedruckt.
Torsten und ich waren arm wie die Kirchenmäuse. Die Veröffentlichung eines Lesehefts scheiterte manchmal an fünfzig Mark – so hoch waren die Herstellungskosten. Bevor Torsten und ich die Leseheftreihe ins Leben riefen, hatten wir bereits an einem anderen Heft im DIN A6-Format zusammengearbeitet, ein wildes Punkfanzine namens »Sex und Kotze«, das wir »trotz Kosten kostenlos« verteilten. In mühsamer Handarbeit hatte Torsten zwei Aufsteller für die Hefte gebastelt, einer stand in dem Berliner Comicshop »Grober Unfug«, den anderen hatte Torsten mir geschickt, damit ich ihn an einem würdigen Ort im Ruhrgebiet platzierte. Ich wählte den Comicshop in der Bochumer Innenstadt aus und erkundigte mich dort, ob sie das Display aufstellen und unsere Hefte gratis an Interessierte verteilen wollten. Na klar, antwortete mir ein Angestellter. Ich übergab ihm den Aufsteller und einen Stapel Hefte und ging.
Einen Monat später kam ich wieder, das Display mit den Heften war nicht zu sehen. Der Besitzer sagte, dass er die Hefte, na ja, sehr zweifelhaft fand und sie nicht verteilen wolle. Ach schade, antwortete ich und bat ihn, mir die Hefte und den Aufsteller zurückzugeben. Das sei irgendwo hinten im Lager, erklärte er mir, vielleicht habe er alles auch schon weggeschmissen. Ich war sauer und enttäuscht, und jedes Mal wenn ich in Zukunft an dem Laden vorbei ging, ergriff mich die Wut aufs Neue.