Die Tattoo-Szene - Sven Hulvershorn - E-Book

Die Tattoo-Szene E-Book

Sven Hulvershorn

0,0

Beschreibung

Tätowierungen sind schon lange kein Phänomen der sozialen Unterschicht mehr. Die verschiedensten Berichterstattungen und Dokumentationen in den öffentlichen Medien weisen seit einigen Jahren eine gänzlich neue Wahrnehmung von Tätowierungen auf, die sich durch gesellschaftliche Akzeptanz auszeichnet. Die Zeiten in denen nur gesellschaftliche Randgruppen, wie Seefahrer, Kriminelle oder Prostituierte Tätowierungen auf der Haut trugen sind scheinbar vorbei. Mittlerweile haben immer mehr Filmstars oder Musiker Tätowierungen und generieren so ein differenzierteres Bild in der Öffentlichkeit. Doch hat sich das Bild in der Gesellschaft wirklich gewandelt? Rückt die Tätowierung von ihrer stigmatisierenden Wirkung ab? Und was viel wichtiger ist, welche Wirkung hat die Tätowierung auf die heutigen Jugendlichen? Besonders in einer Zeit, in der die traditionellen Sozialisationsinstanzen und Gemeinschaften kaum noch Tragkraft und Anziehung für die Jugendlichen haben. Immer häufiger schließen sich Jugendliche heute Szenen an, anstelle von traditionellen Formen der Gemeinschaft, wie Familie, Kirchengemeinden, Vereinen, Parteien etc. Diese Szenen bieten den Jugendlichen Halt und dienen ihnen dazu sich selbst auszuprobieren, um so eine eigene Identität zu konstruieren und zu etablieren. Die Forschungen von Hitzler u. a. verdeutlichten den Stellenwert der Szenen für die Jugendlichen durch den Faktor der Vergemeinschaftung. Durch eben diese sind mittlerweile auch viele der heutigen Jugendszenen wissenschaftlich erforscht und dargestellt worden. Innerhalb dieses Forschungszweigs sind allerdings noch Leerstellen vorhanden, an denen diese Forschungsarbeit anknüpft. Ziel ist unter Berücksichtigung des theoretischen Rahmens und Durchführung von Interviews eine neue, noch nicht erforschte Szene zu ergründen. Die Szene, um die es sich handelt, ist Die Tattoo-Szene...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 164

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wissenschaftliche E-Book-Reihe, Band 4Originalausgabe© 2011 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin und bei den AutorInnenAlle Rechte vorbehalten

Herausgeber:Archiv der Jugendkulturen e. V.Fidicinstraße 3, D – 10965 BerlinTel.: 030 / 694 29 34; Fax: 030 / 691 30 16E-Mail: [email protected] für die Wissenschaftliche Reihe: Klaus Farin; [email protected]

Vertrieb: www.jugendkulturen.de

Lektorat: Anna Ziegler

ISBN (epub): 978-3-943774-59-7

ISBN (pdf): 978-3-943774-58-0

Die Wissenschaftliche Reihe im Archiv der JugendkulturenAlljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei GutachterInnen gelesen werden und dann unbeachtet in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln und öffentlich zugänglich zu machen. Mehr als 600 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert das Archiv der Jugendkulturen seit 2007 zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und vor der Veröffentlichung professionell lektoriert. Da pro Jahr von 30 - 40 eingereichten Arbeiten nur zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Die Archiv der Jugendkulturen Verlag KG verlangt von ihren AutorInnen keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: AutorInnen, deren Arbeiten wir in unserer Wissenschaftlichen Reihe veröffentlichen, erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 2.000 Euro!

Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards (großformatige Hardcover, alle Bände sind reichlich illustriert, oft in Farbe) und dem bewusst sehr niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko nun ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls unter der Fülle eingereichter Arbeiten sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.

Das Archiv der Jugendkulturen e. V.Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. existiert seit 1998 und sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Präsenzbibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv der Jugendkulturen eine umfangreiche Jugendforschung, berät Kommunen, Institutionen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert eine eigene Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen – sowie eine Buchreihe mit ca. sechs Titeln jährlich. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. hat derzeit 240 Mitglieder weltweit (darunter viele Institutionen). Die Mehrzahl der Archiv-MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen, Teil eines kreativen Netzwerkes werden und sich zugleich eine umfassende Bibliothek zum Thema Jugendkulturen aufbauen. Denn als Vereinsmitglied erhalten Sie für Ihren Beitrag zwei Bücher Ihrer Wahl aus unserer Jahresproduktion kostenlos zugesandt.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

Technische Universität DortmundFakultät 12: Erziehungswissenschaft und Soziologie

Diplomarbeit zur Erlangung des Grades „Diplom-Pädagoge“

Die Tattoo-Szene-Die Verbildlichung postmoderner Identitätskonstruktionen

vorgelegt vonSven Hulvershorn

Erstgutachter: Dr. Peter KauderZweitgutachter: Prof. Dr. Ronald Hitzler

Inhalt

1. Einleitung

2. Die Entwicklung der Tätowierung bis heute

2.1. Etymologie des Begriffs Tätowierung

2.2. Definition der Tätowierung

2.3. Kulturgeschichte der Tätowierung

2.4. Veränderung von Wahrnehmung und Toleranz der Tätowierung in der Gesellschaft

3. Szenen heute

3.1. Definition der Szene

3.2. Aufbau der Szene

3.3. Die Bedeutung der Szene für Jugendliche

4. Postmoderne Identitätskonstruktionen

4.1. Die Bewandtnis der Symbolik

4.2. Neue Körperlichkeit, Ästhetik und Tätowierungen

4.3. Die Tätowierung als Möglichkeit der Konstruktion von Identität

5. Selbstdarstellung und Identitätsaufbau durch die Möglichkeiten des Web 2.0

5.1. Merkmale und Möglichkeiten des Web 2.0 und der Social Network Sites

5.2. Social Network Sites und Virtuelle Communities als Garant für neue Formen der Vergemeinschaftung und der Identitätsbildung

6. Die Tattoo-Szene: Ergebnisse eines Forschungsprojekts

6.1. Stand der Forschung

6.2. Forschungsdesign

6.2.1. Fragestellung und Methodenwahl

6.2.2. Erhebungs- und Auswertungsmethodik

6.2.3. Klassifizierung des Materials

6.3. Auswertung der Ergebnisse der Interviews

6.3.1. Erfahrungen mit Tätowierungen in der Kindheit und der Jugend

6.3.2. Individualität und persönliche Körperlichkeit

6.3.3. Bildsprache und Symbolik

6.3.4. Ästhetik und Wahrnehmung

6.3.5 Nutzung der Medien (Internet, Fanzines und TV)

6.3.6. Treffpunkte und Events

6.3.7. Der facettenreiche Charakter des Tätowierers

6.3.8. Die Geschlechterrollen

6.3.9. Resümee

7. Fazit: Existenz der Tattoo-Szene

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Tätowierungen sind schon lange kein Phänomen der sozialen Unterschicht mehr. Die verschiedensten Berichterstattungen und Dokumentationen in den öffentlichen Medien weisen seit einigen Jahren eine gänzlich neue Wahrnehmung von Tätowierungen auf, die sich durch gesellschaftliche Akzeptanz auszeichnet. Die Zeiten in denen nur gesellschaftliche Randgruppen, wie Seefahrer, Kriminelle oder Prostituierte Tätowierungen auf der Haut trugen sind scheinbar vorbei. Mittlerweile haben immer mehr Filmstars oder Musiker Tätowierungen und generieren so ein differenzierteres Bild in der Öffentlichkeit. Sie suggerieren, dass eine Tätowierung keine ausgrenzende Funktion mehr hat, sondern vielmehr eine Art von Lifestyle und Kunst bedeutet. Doch hat sich das Bild in der Gesellschaft wirklich gewandelt? Rückt die Tätowierung von ihrer stigmatisierenden Wirkung ab? Und was viel wichtiger ist, welche Wirkung hat die Tätowierung auf die heutigen Jugendlichen? Besonders in einer Zeit, in der die traditionellen Sozialisationsinstanzen und Gemeinschaften kaum noch Tragkraft und Anziehung für die Jugendlichen haben. Immer häufiger schließen sich Jugendliche heute Szenen an, anstelle von traditionellen Formen der Gemeinschaft, wie Familie, Kirchengemeinden, Vereinen, Parteien, etc. (vgl. Hitzler, Bucher, Niederbacher 2001, S. 13) Diese Szenen bieten den Jugendlichen Halt und dienen ihnen dazu sich selbst auszuprobieren, um so eine eigene Identität zu konstruieren und zu etablieren. Die Forschungen von Hitzler u.a. verdeutlichten den Stellenwert der Szenen für die Jugendlichen durch den Faktor der Vergemeinschaftung. Durch eben diese sind mittlerweile auch viele der heutigen Jugendszenen wissenschaftlich erforscht und dargestellt worden. Innerhalb dieses Forschungszweigs sind allerdings noch Leerstellen vorhanden an denen diese Forschungsarbeit anknüpft. Ziel ist unter Berücksichtigung des theoretischen Rahmens und Durchführung von Interviews eine neue, noch nicht erforschte Szene zu ergründen. Die Szene um die es sich handelt, ist die Tattoo-Szene. Daraus lässt sich die zentrale Fragestellung dieser Forschung generieren: Existiert eine Tattoo-Szene? Und wenn ja, was macht diese Szene und ihre Anhänger aus? Um diese Fragen zu beantworten wird zuerst ein theoretisches Gerüst aufgebaut. Beginnend mit der Kulturgeschichte der Tätowierung, soll erläutert werden, woher die Tätowierung stammt, wie sich die Tätowierung in Europa etabliert hat und welche Wirkung sie seitdem auf die Menschen ausübt (Kap. 2).

Nach dieser Darstellung wird aufgezeigt, wodurch sich eine Jugendszene im Kontrast zu traditionellen Formen der Vergemeinschaftung auszeichnet. (Kap. 3) Daran schließt sich die Überprüfung an, welchen Stellenwert die Tätowierung bei Jugendlichen haben kann. Also welche Motivation sich hinter dem Stechen einer Tätowierung verbirgt und welchen Sinn und welche Weltdeutung hinter der Symbolik der Tätowierung liegen kann. Der Fokus richtet sich dabei auf den Aspekt der postmodernen Identitätskonstruktion, besonders in Bezug auf die Faktoren der neuen Körperlichkeit, der Ästhetik und der Symbolik. Verknüpft werden diese Faktoren dann mit der Rolle der Tätowierung. (Kap. 4) Da diese Faktoren aber mittlerweile nicht mehr nur in der realen Welt zu tragen kommen, sondern verstärkt auch in der Virtuellen, besonders in Zeiten des Web 2.0 und den Social Network Sites, ist es unabdingbar zu ergründen, wie Jugendliche diese medialen Interaktions- und Kommunikationsräume nutzen. In diesem Kontext wird thematisiert, wie sich Jugendliche innerhalb des Internets darstellen und welche Funktion dabei die Tätowierung einnimmt. In einem weiteren Schritt wird untersucht, auf welche Weise virtuelle Kommunikation und Interaktion dazu beitragen Identität zu generieren. (Kap. 5) Um eine mögliche Tattoo-Szene aber nicht nur durch Theorie zu implementieren, wurden für diese Studie fünf Interviews mit tätowierten Männer und Frauen geführt, um einen spezifischen Einblick in deren Lebenswelt zu erlangen, und um spezielle Informationen zu deren Tätowierungen und deren Bedeutungen zu bekommen. Nach einer Einführung in den Forschungsstand und nach Erklärung des Forschungsdesigns, werden die durchgeführten Interviews interpretiert und die Ergebnisse zusammengefasst, um so ein möglichst breites Bild von einer vermeintlichen Tattoo-Szene aufzeigen zu können. (Kap. 6) Zusammenfassend werden die theoretischen und die empirischen Ergebnisse miteinander verknüpft und daraufhin überprüft, inwiefern die Tattoo-Szene tatsächlich existent ist. (Kap. 7)

2. Die Entwicklung der Tätowierung bis heute

Tätowierungen werden heutzutage nicht selten als „Modeerscheinung“ der Jugend tituliert. Doch Tätowierungen sind keine Phänomene der Neuzeit. Der erste belegte Fund einer Tätowierung tauchte in den 1990er Jahren mit dem Fund des „Ötzis“ auf. Auf dieser circa 5200 Jahre alten Eismumie wurden zunächst unerklärbare Zeichen, genauer gesagt 47 strichförmige Tätowierungen, entdeckt. Diese sind gewiss nicht mit heutigen Tätowierungen vergleichbar. Noch kann wohl kaum davon ausgegangen werden, dass sich dieser vorzeitliche Mensch darüber Gedanken gemacht hat, ob diese Tätowierungen einem Schönheitsideal, oder auch eben keinem Schönheitsideal gleich kommen. Es wird allerdings deutlich, dass die Tätowierung „eine seit Jahrtausenden bestehende Tradition der Menschheit.“ (Friedrich 1993, S. 16) zu sein scheint. Friedrich erklärt, dass die ersten Funde sogar in eine noch weiter entfernte Vergangenheit datiert werden können. Er gibt an, dass in den verschiedensten Ländern Europas Nadeln mit Pigmentresten gefunden wurden, die ungefähr 8000 Jahre alt sein sollen (vgl. ebd. 1993, S. 16ff). Allerdings ist es nicht von existentieller Bedeutung, ob die erste Tätowierung vor 8000 oder vor 5200 Jahren entstanden ist, wesentlich ist, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht als „Tätowierung“ bezeichnet wurde. Dies lässt sich aus dem Grund anzweifeln, da der Begriff der Tätowierungen erst viel später geprägt werden sollte. Doch woher kommt der Begriff der Tätowierung und wie entwickelte sich das Hautbild gerade hier in Europa bis zur heutigen Zeit? Auf den folgenden Seiten soll genau darüber Aufschluss gegeben werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!