Die Tore der Finsternis - Inspector Rebus 13 - Ian Rankin - E-Book

Die Tore der Finsternis - Inspector Rebus 13 E-Book

Ian Rankin

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Beschreibung

Inspector John Rebus steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten: Er wurde vom Dienst suspendiert und muss einen Kurs auf dem Scottish Police College absolvieren, um endlich Teamgeist und korrektes Verhalten zu lernen. Gemeinsam mit fünf weiteren schwarzen Schafen aus den Reihen der Polizei soll er dort aber auch einen ungelösten Fall untersuchen: den Jahre zurückliegenden Mord an Eric Lomax – in den, was niemand erfahren darf, Rebus selbst tragisch verstrickt war …

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Inhaltsverzeichnis
 
Buch
Autor
Lob
 
Kapitel 1
Kapitel 2
 
Copyright
Buch
Diesmal ist Detective Inspector John Rebus zu weit gegangen. Seiner Vorgesetzten zu widersprechen ist eine Sache, ihr einen Becher Tee an den Kopf zu werfen eine andere. Rebus wird vom Dienst suspendiert und auf das Scottish Police College geschickt, um einen mehrwöchigen Trainingskurs zu absolvieren. Gemeinsam mit fünf weiteren schwarzen Schafen aus den Reihen der schottischen Polizei muss er dort widerwillig korrektes Verhalten und vor allem Teamarbeit üben. Dazu gehört auch, dass die Gruppe gemeinsam einen ungelösten Fall untersuchen soll: den mehrere Jahre zurückliegenden Mord an Eric Lomax. Heimlich versucht Rebus jedoch, seiner Kollegin Siobhan Clarke bei jenen Ermittlungen zu helfen, von denen er abgezogen wurde: Der Edinburgher Kunsthändler Edward Marber wurde erschlagen aufgefunden, und von Täter oder Motiv fehlen jede Spur. Doch dann werden Verbindungen zwischen dem Mord an Eric Lomax und dem an Marber sichtbar - und es gibt kaum Zweifel, dass die Spuren nicht nur in die Unterwelt von Edinburgh, sondern bis in die höchsten Ränge der Polizei führen. Eine Erkenntnis, die für Rebus und Siobhan tödlich sein könnte …
Autor
Ian Rankin gilt als Großbritanniens führender Krimiautor, und seine Romane sind mittlerweile aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Rankin wurde bereits mit dem Golden Dagger Award, dem Chandler-Fulbright Award und für »Puppenspiel« und »Verschlüsselte Wahrheit« mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Von der englischen Königin wurde ihm für seine Verdienste um die Literatur der »Order of the British Empire« verliehen. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Edinburgh.
Die Inspector-Rebus-Romane von Ian Rankin:
 
Verborgene Muster (44607) · Das zweite Zeichen (44608) Wolfsmale (44609) · Ehrensache (45014) Verschlüsselte Wahrheit (45015) · Blutschuld (45016) Der kalte Hauch der Nacht (45387) · Puppenspiel (45636) Ein eisiger Tod (45428) Die Kinder des Todes. Roman (gebundene Ausgabe, 54550)
»All men have secrets...«
(The Smiths: »What Difference does it make?«)
 
 
 
Durate et vosmet rebus servate secundis
(Aeneis, I, 207)
1
»Und warum sind Sie dann hier?«
»Kommt drauf an, was Sie damit meinen«, sagte Rebus.
»Womit?« Die Frau mit der Brille runzelte die Stirn.
»Was Sie mit ›hier‹ meinen«, erklärte er. »Hier in diesem Zimmer? An diesem Punkt meiner Laufbahn, auf diesem Planeten?«
Sie lächelte. Ihr Name war Andrea Thomson. Sie war keine Ärztin - das hatte sie bei ihrem ersten Treffen klargestellt. Und auch keine »Therapeutin« oder »Psychotante«. Auf Rebus’ Stundenplan hatte »Karriereberatung« gestanden.
14.30-15.15: Karriereberatung, Zi. 3.16.
Bei Ms Thomson. Die sich ihm gleich als Andrea vorgestellt hatte. Das war gestern gewesen, Dienstag. Eine »Kennenlernsitzung« hatte sie es da genannt.
Sie war Ende dreißig, klein, mit breiten Hüften. Blonder Wuschelkopf mit ein paar dunklen Strähnen. Die Zähne ein bisschen zu groß. Sie war selbstständig, arbeitete nur stundenweise für die Polizei.
»Tun wir das nicht auch?«, hatte Rebus gefragt. Sie sah ihn ein wenig verwirrt an. »Ich meine, arbeiten wir nicht auch nur stundenweise... darum sind wir doch hier, oder?« Er wies auf die geschlossene Tür. »Wir legen uns nicht genug ins Zeug. Brauchen einen Klaps auf die Finger.«
»Ist es tatsächlich das, was Sie brauchen, Detective Inspector?«
Er drohte ihr mit dem Finger: »Wenn Sie mich weiter so nennen, sage ich zu Ihnen ›Frau Doktor‹.«
»Ich bin keine Ärztin«, erwiderte sie. »Und auch keine Therapeutin oder Psychotante oder wie Sie mich insgeheim auch nennen mögen.«
»Was dann?«
»Ich mache Karriereberatung.«
Rebus schnaubte: »Dann sollten Sie sich lieber anschnallen.«
Sie sah ihn mit großen Augen an. »Wieso, wird’s jetzt gefährlich?«
»Könnte man sagen - immerhin ist meine Karriere, wie Sie das nennen, ziemlich ins Trudeln geraten.«
So viel zu gestern.
Heute sollte er über seine Gefühle sprechen. Wie war es für ihn, Polizist zu sein?
»Prima.«
»Inwiefern?«
»Insofern, als ich’s gerne bin«, sagte er lächelnd.
Sie lächelte zurück. »Ich meinte...«
»Ich weiß, was Sie gemeint haben.« Er sah sich im Zimmer um. Es war klein und zweckmäßig eingerichtet. Zwei Stahlrohrstühle mit hellgrün bezogener Sitzfläche standen sich an einem Tisch mit Teakholzfurnier gegenüber. Auf dem Tisch lag nichts weiter als ihr linierter DIN-A4-Block und ein Stift. In einer Ecke stand eine Tasche, die schwer aussah; Rebus fragte sich, ob seine Akte darin war. An der Wand hing eine Uhr, darunter ein Kalender von der örtlichen Feuerwehr. Vor dem Fenster eine Tüllgardine.
Es war nicht ihr Büro, sondern ein Zimmer, das sie benutzen konnte, wenn ihre Dienste in Anspruch genommen wurden.
»Mir gefällt mein Beruf«, sagte er schließlich und verschränkte die Arme. Dann fiel ihm ein, dass sie diese Geste irgendwie interpretieren könnte - beispielsweise als Abwehrhaltung - und löste sie wieder voneinander. Ihm fiel nichts Besseres ein, als die Hände zu Fäusten geballt in seine Jackentaschen zu schieben. »Mir gefällt alles daran, bis hin zu dem Ärger, wenn wieder mal keine Klammern im Hefter sind.«
»Warum sind Sie dann gegenüber Detective Chief Superintendent Templer ausgerastet?«
»Keine Ahnung.«
»Sie glaubt, dass womöglich beruflicher Neid eine Rolle gespielt hat.«
Er lachte. »Hat sie das gesagt?«
»Sind Sie anderer Meinung?«
»Natürlich.«
»Sie kennen sie schon ein paar Jahre, stimmt’s?«
»Seit einer halben Ewigkeit.«
»Und sie hatte immer einen höheren Rang inne?«
»Das hat mich nie gestört, falls Sie darauf hinauswollen.«
»Ihre direkte Vorgesetzte ist sie aber erst seit kurzem.«
»Und?«
»Sie sind schon eine Weile DI. Hatten Sie nicht vor, sich zu verbessern?« Sie bemerkte seinen Blick. »›Verbessern‹ ist vielleicht der falsche Ausdruck. Wollen Sie denn nicht befördert werden?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Vielleicht habe ich Angst vor der Verantwortung.«
Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Das kam mir etwas zu prompt.«
»›Allzeit bereit‹ lautet mein Motto.«
»Oh, Sie waren bei den Pfadfindern?«
»Nein«, antwortete er. Sie schwieg, nahm ihren Stift in die Hand und betrachtete ihn. Es war ein billiger, gelber Kugelschreiber. »Hören Sie«, sagte er, um das Schweigen zu brechen, »ich habe keinen Streit mit Gill Templer. Ich wünsche ihr viel Glück als DCS. Das wäre kein Job für mich. Ich bin mit meiner Situation ganz zufrieden.« Er schaute hoch. »Im Moment zwar nicht so, aber immer dann, wenn ich draußen unterwegs bin und Verbrechen aufkläre. Der Grund, warum ich die Kontrolle verloren habe, war... nun ja, die Art und Weise, wie die Ermittlungen geführt wurden.«
»Das ist Ihnen doch bestimmt auch früher schon so gegangen, oder?« Sie hatte ihre Brille abgenommen und rieb sich die roten Flecken auf ihrem Nasenrücken.
»Häufig«, gab er zu.
Sie setzte die Brille wieder auf. »Aber es war das erste Mal, dass Sie mit einem Becher geworfen haben?«
»Ich hab nicht auf Gill Templer gezielt.«
»Sie musste sich ducken. Und der Becher war voll.«
»Schon mal den Tee bei der Polizei probiert?«
Sie lächelte wieder. »Sie haben also keinerlei Probleme?«
»So ist es.« Er verschränkte die Arme in der Hoffnung, dadurch selbstsicher zu wirken.
»Und warum sind Sie dann hier?«
 
Nach Ende der Sitzung ging Rebus schnurstracks in die Männertoilette, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und es anschließend mit einem Papierhandtuch abtrocknete. Er betrachtete sich im Spiegel, wie er eine Zigarette aus der Schachtel nahm, sie anzündete und den Rauch an die Decke blies.
In einer der Kabinen wurde die Spülung betätigt und dann die Tür entriegelt. Jazz McCullough kam heraus.
»Hab mir schon gedacht, dass du das bist«, sagte er, als er den Wasserhahn aufdrehte.
»Wieso?«
»Tiefes Seufzen und dann eine Zigarette anzünden. Typisch für jemand, der gerade bei der Psychotante war.«
»Sie ist keine Psychotante.«
»Wenn man bedenkt, wie klein sie ist, trifft Psychozwerg wohl eher zu.« McCullough nahm sich ein Handtuch, warf es nach Benutzung in den Mülleimer. Rückte seinen Schlips zurecht. Eigentlich hieß er James, aber niemand nannte ihn so. Entweder Jamesy oder, noch häufiger, Jazz. Groß gewachsen, Mitte vierzig, kurzes schwarzes Haar mit leicht angegrauten Schläfen. Er war sehr schlank. Klopfte sich jetzt gegen den Bauch, wie um das Fehlen einer Wampe zu betonen. Rebus hatte Mühe, seinen eigenen Gürtel zu sehen, selbst im Spiegel.
Jazz war Nichtraucher. Familienvater aus Broughty Ferry. Kannte kaum ein anderes Gesprächsthema als seine Frau und die beiden Söhne. Er musterte sich im Spiegel und schob ein abstehendes Haar hinters Ohr.
»Was zum Teufel tun wir hier eigentlich?«
»Andrea hat mich eben genau dasselbe gefragt.«
»Weil sie genau weiß, dass sie mit uns nur ihre Zeit verschwendet. Aber immerhin verdient sie mit uns Geld.«
»Dann sind wir ja wenigstens zu irgendetwas nütze.«
Jazz sah ihn an. »Alter Schwerenöter! Du bist in sie verknallt!«
Rebus zuckte zusammen. »Red keinen Unsinn. Ich hab bloß gemeint…« Aber es war zwecklos. Jazz lachte und schlug Rebus auf die Schulter.
»Auf ins Kampfgetümmel«, sagte er und öffnete die Tür. »Fünfzehn Uhr dreißig, ›Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit‹.«
 
Es war ihr dritter Tag in Tulliallan, dem Scottish Police College. Es diente vor allem dazu, Berufsanfänger auszubilden, ehe man sie auf die Leute losließ. Aber es gab auch andere Polizisten dort, ältere, weisere. Sie belegten Kurse, um ihre Kenntnisse aufzufrischen oder sich fortzubilden.
Und dann gab es noch den »Errettungstrupp«.
Das College befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft von Tulliallan Castle und setzte sich aus einem im neunzehnten Jahrhundert errichteten Herrenhaus und mehreren modernen Anbauten zusammen. Dieser Gebäudekomplex stand inmitten eines baumreichen Parks am Rande des Ortes Kinkardine, der an der nördlichen Küste des Firth of Forth gelegen war, etwa gleich weit von Glasgow und Edinburgh entfernt. Äußerlich glich das Ganze einem Universitätscampus, und in gewisser Hinsicht war das auch seine Funktion. Man wurde hergeschickt, um etwas zu lernen.
Oder, im Falle von Rebus, als Bestrafung.
Es hielten sich bereits vier Männer im Seminarraum auf, als Rebus und McCullough ihn betraten. »The Wild Bunch«, hatte DI Francis Gray sie bei ihrem ersten Zusammentreffen genannt. Ein paar Gesichter waren Rebus bekannt - DS Stu Sutherland aus Livingston; DI Tam Barclay aus Falkirk. Gray selbst stammte aus Glasgow, Jazz arbeitete in Dundee, und das letzte Mitglied der Gruppe, DC Allan Ward, gehörte der Polizei von Dumfries an. »Eine Völkerversammlung«, um Grays Worte zu benutzen. Aber in Rebus’ Augen benahmen sie sich eher wie Sprecher ihres jeweiligen Stammes, die zwar dieselbe Sprache benutzten, aber einen unterschiedlichen Hintergrund hatten. Sie misstrauten einander. Vor allem, wenn einer aus derselben Region stammte. Rebus und Sutherland gehörten beide zur Lothian and Borders Police, aber die Livingstoner waren Teil der F-Division, die man in Edinburgh nur »F Troop« nannte. Sutherland, der immer gehetzt wirkte, schien geradezu darauf zu warten, dass Rebus eine Bemerkung zu den anderen machen würde, und zwar eine abfällige.
Die sechs Männer hatten nur eines gemeinsam: Sie waren in Tulliallan, weil sie alle in irgendeiner Weise gegen ihre Pflicht verstoßen hatten. Meist handelte es sich um ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten. Während der letzten beiden Tage hatten sie den größten Teil ihrer Freizeit damit verbracht, Kriegserlebnisse auszutauschen. Rebus’ Geschichte war harmloser als die meisten. Hätte ein junger Kriminalpolizist, der bis vor kurzem bei den Uniformierten gewesen war, sich das geleistet, was sie sich geleistet hatten, hätte man ihm wahrscheinlich nicht den Tulliallan-Rettungsring zugeworfen. Aber diese Männer waren alte Kämpen - im Schnitt schon zwanzig Jahre bei der Polizei - und näherten sich langsam dem Zeitpunkt, zu dem sie mit vollen Bezügen in Pension gehen konnten. Tulliallan, der Ort der Buße und Errettung.
Kaum saßen Rebus und McCullough, trat ein uniformierter Kriminalpolizist herein und marschierte schnurstracks zu seinem Stuhl am Kopfende des ovalen Tischs. Er war Mitte fünfzig und hatte die Aufgabe, sie an ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit im Allgemeinen zu erinnern - die Aufgabe also, ihnen gutes Benehmen beizubringen.
Fünf Minuten nach Beginn des Vortrags verschwamm Rebus’ Blick, und seine Gedanken schweiften ab. Er war wieder beim Fall Marber.
Edward Marber war ein Edinburgher Kunst- und Antiquitätenhändler gewesen. Vergangenheitsform, denn Marber war tot, vor seinem Haus von einem oder mehreren unbekannten Tätern erschlagen worden. Die Waffe hatte man noch nicht gefunden. Ein Ziegel oder ein schwerer Stein vermutete Professor Gates, der städtische Pathologe, der zum Tatort gerufen worden war, um den Totenschein auszustellen. Gehirnblutung, ausgelöst durch den Schlag. Marber war auf den Stufen vor seinem Haus in Duddingston Village gestorben, die Hausschlüssel in der Hand. Er war mit dem Taxi von der abendlichen Vernissage seiner jüngsten Ausstellung gekommen: Neue Schottische Koloristen. Marber besaß zwei kleine, exklusive Galerien in der New Town und zusätzlich Antiquitätenläden in der Dundas Street, in Glasgow und in Perth. Wieso Perth, hatte Rebus jemanden gefragt, statt im ölreichen Aberdeen.
»Weil die reichen Leute zum Ausspannen nach Perthshire fahren.«
Man hatte den Taxifahrer befragt. Marber selbst besaß kein Auto. Sein Haus befand sich am Ende einer achtzig Meter langen Auffahrt, und das Eingangstor war offen gewesen. Kurz bevor das Taxi vor der Tür angehalten hatte, war eine Halogenlampe neben der Treppe angegangen. Marber hatte bezahlt,Trinkgeld gegeben und sich eine Quittung aushändigen lassen. Anschließend war der Taxifahrer weggefahren, ohne noch einmal in den Rückspiegel zu schauen.
»Ich hab nichts gesehen«, sagte er später der Polizei.
Die Taxiquittung hatte in Marbers Tasche gesteckt, zusammen mit einer Liste der Vernissageverkäufe, die sich insgesamt auf etwas über sechzehntausend Pfund summierten. Sein Anteil wäre, wie Rebus erfahren hatte, zwanzig Prozent gewesen, also rund dreitausendzweihundert Pfund. Keine schlechte Tageseinnahme.
Die Leiche war erst am nächsten Morgen vom Briefträger gefunden worden. Professor Gates hatte gemeint, der Tod sei zwischen neun und elf am Abend zuvor eingetreten. Der Taxifahrer hatte Marber um halb neun in dessen Galerie abgeholt. Er musste ihn also gegen Viertel vor neun zu Hause abgesetzt haben, eine Zeitangabe, die der Fahrer achselzuckend bestätigte.
Es sah alles nach einem Raubüberfall aus, aber schon bald tauchten Fragen und lästige Ungereimtheiten auf. Würde man jemand erschlagen, wenn ein Taxi in Sichtweite und der Ort des Geschehens hell erleuchtet ist? Das erschien unwahrscheinlich. Allerdings hätte sich Marber zu dem Zeitpunkt, als das Taxi von der Auffahrt auf die Straße einbog, längst im Haus befinden müssen. Marbers Taschen waren zwar nach außen gekehrt und sein Bargeld sowie die Kreditkarten verschwunden, der Täter hatte die Schlüssel jedoch gelassen, wo sie waren, statt mit ihnen die Tür aufzuschließen und im Haus auf Beutezug zu gehen. Vielleicht war er durch etwas vertrieben worden, trotzdem ergab es keinen Sinn.
Raubüberfälle ereigneten sich in der Regel spontan. Man wurde auf der Straße angegriffen, beispielsweise wenn man gerade am Geldautomaten gewesen war. Die Leute, die so etwas taten, warteten nicht, bis man heimkam. Marbers Haus stand relativ abgeschieden: Duddingston Village war eine reiche Enklave am Stadtrand von Edinburgh, schon ein wenig ländlich, in Nachbarschaft zum massigen Umriss von Arthur’s Seat. Die Häuser in diesem Viertel waren hinter Mauern verborgen, die Straßen ruhig und sicher. Hätte sich jemand Marbers Haus zu Fuß genähert, würde er den Bewegungsmelder der Halogenlampe ausgelöst haben. Er hätte sich daraufhin verstecken müssen - vielleicht in den Büschen oder hinter einem der Bäume. Nach ein paar Minuten hätte die Zeitschaltuhr der Lampe das Licht verlöschen lassen. Aber jede weitere Bewegung wäre vom Sensor registriert worden.
Die Spurensicherung hatte nach möglichen Verstecken gesucht und auch mehrere gefunden. Aber es gab keine Hinweise auf einen möglichen Täter, keine Fußabdrücke oder Textilfasern.
Ein anderes Szenario, das von DCS Gill Templer ins Spiel gebracht wurde:
»Nehmen wir mal an, der Angreifer war bereits im Haus. Er hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde, und rannte hin. Schlug dem Opfer auf den Kopf und floh.«
Aber das Haus war Hightech-gesichert: eine Alarmanlage und überall Sensoren. Es gab keine Spuren eines Einbruchs, keinen Hinweis darauf, dass etwas fehlte. Marbers beste Freundin, eine Kunsthändlerin namens Cynthia Bessant, inspizierte das Haus und erklärte danach, ihr sei nicht aufgefallen, dass etwas fehle. Allerdings seien die meisten Gemälde der privaten Sammlung des Verstorbenen abgehängt worden und lehnten, sorgfältig in Polsterfolie verpackt, an der Esszimmerwand. Eine Erklärung dafür hatte Bessant nicht.
»Vielleicht wollte er sie neu rahmen lassen oder sie woanders aufhängen. Man ist es irgendwann leid, immer dieselben Bilder an der Wand zu sehen...«
Sie inspizierte jeden Raum, wobei sie Marbers Schlafzimmer besondere Aufmerksamkeit schenkte, da sie es noch nie betreten hatte. Sie nannte es sein »Allerheiligstes«.
Das Opfer war nie verheiratet gewesen, und die ermittelnden Beamten vermuteten, dass er schwul gewesen sei.
»Eddies Sexualität«, sagte Cynthia Bessant, »kann in diesem Zusammenhang unmöglich von Bedeutung sein.«
Aber das würden die Ermittlungen ergeben.
Rebus hatte das Gefühl, von den eigentlichen Nachforschungen ausgeschlossen zu sein, denn er telefonierte hauptsächlich herum. Anrufe bei Freunden und Geschäftspartnern. Jedes Mal dieselben Fragen, auf die zumeist identische Antworten folgten. Die in Polsterfolie eingewickelten Bilder wurden auf Fingerabdrücke untersucht, und es stellte sich heraus, dass Marber sie persönlich verpackt hatte. Nach wie vor wusste jedoch niemand - weder seine Sekretärin noch seine Freunde - eine Erklärung dafür.
Dann, am Ende eines Briefings, nahm Rebus einen Becher Tee - milchig-grauer Tee, der jemand anderem gehörte - und warf ihn ungefähr in Richtung Gill Templer.
Der Beginn des Briefings war eigentlich wie immer. Rebus hatte mit seinem morgendlichen Milchkaffee drei Aspirin hinuntergespült. Der Kaffee befand sich in einem Pappbecher, der aus einem Laden am Rand des Meadows-Parks stammte. Normalerweise der erste und letzte anständige Kaffee eines Arbeitstages.
»Bisschen viel getrunken gestern Abend?«, hatte DS Siobhan Clarke gesagt und ihn gemustert: derselbe Anzug, dasselbe Hemd und dieselbe Krawatte wie am Tag zuvor.Wahrscheinlich fragte sie sich, ob er sich die Mühe gemacht hatte, in der Zwischenzeit eines seiner Kleidungsstücke auszuziehen. Die morgendliche Rasur hatte sich auf ein nachlässiges Geschabe mit dem Elektrorasierer beschränkt. Das Haar musste gewaschen und geschnitten werden.
Sie hatte genau das gesehen, was Rebus sie sehen lassen wollte.
»Auch Ihnen einen schönen guten Morgen, Siobhan«, murmelte er wie zu sich selbst und zerknüllte den leeren Becher.
Meistens stand er bei den Briefings ziemlich weit hinten im Raum, aber heute befand er sich weiter vorn. Saß an einem Tisch, rieb sich über die Stirn und lockerte die Schultern, während Gill Templer die aktuellen Einsatzbefehle verkündete.
Noch mehr Haustürbefragungen, noch mehr Telefonate.
Er hielt inzwischen den Becher in der Hand, von dem er nicht wusste, wem er gehörte. Die Glasur fühlte sich kalt an - gut möglich, dass er seit gestern dort gestanden hatte. Im Raum war es stickig und roch nach Schweiß.
»Noch mehr dämliche Telefonate«, hörte er sich sagen, laut genug, dass es verstanden wurde. Templer sah hoch.
»Möchten Sie etwas sagen, John?«
»Nein, nein... nichts.«
Sie richtete sich kerzengerade auf. »Also, wenn Sie etwas beitragen wollen - vielleicht eine Ihrer berühmten Schlussfolgerungen -, dann bin ich ganz Ohr.«
»Bei allem Respekt, Madam, Sie sind nicht ganz Ohr - Sie reden bloß.« Atemlose Stille und Blicke, die auf ihn gerichtet waren. Rebus erhob sich langsam.
»Wir kommen kein Stück voran.« Er sprach mit lauter Stimme. »Es gibt niemanden, mit dem wir noch sprechen könnten oder der uns was Lohnendes zu erzählen hätte!«
Gill Templers Wangen färbten sich rot. Das Stück Papier, das sie in Händen hielt - die Aufgabenverteilung für diesen Tag -, hatte sie zu einer Röhre zusammengerollt, die ihre Finger jeden Moment zu zerknüllen drohten.
»Ich bin mir sicher, dass wir von Ihnen alle noch etwas lernen können, DI Rebus.« Keine Rede mehr von »John«. Sie hob die Stimme. Ihr Blick wanderte durch den Raum: dreizehn Polizisten, nicht ganz die volle Mannschaftsstärke.Templer stand unter Druck, hauptsächlich finanzieller Natur. Jeder Ermittlung war ein Etikett mit einer Summe angeheftet, die nicht überschritten werden durfte. Und dann waren da die Untergebenen, die krank waren, Ferien hatten oder zu spät kamen. »Möchten Sie vielleicht hier heraufkommen?«, fragte sie. »Damit wir alle das Vergnügen haben, von Ihnen zu erfahren, wie wir im Einzelnen vorgehen sollten.« Sie streckte den Arm aus, so als wollte sie ihn einem Publikum vorstellen. »Meine Damen und Herren...«
Das war der Augenblick, in dem er den Becher warf. Er segelte träge in einem Bogen durch die Luft, drehte sich dabei mehrmals und verteilte kalten Tee. Templer duckte sich instinktiv, obwohl der Becher sowieso über ihren Kopf hinweggeflogen wäre. Er knallte dicht über dem Boden gegen die Wand, prallte ab, ohne jedoch zu zerbrechen. Schweigend standen alle auf, um ihre Kleidung auf Spritzer zu überprüfen.
Rebus setzte sich hin und drückte mit einem Finger mehrmals gegen die Tischplatte, so als suche er nach der Rückspultaste seines Lebens.
 
»DI Rebus?« Der Uniformierte sprach mit ihm.
»Ja, Sir?«
»Freut mich, dass Sie sich dazu durchgerungen haben, bei uns mitzumachen.« Rings um den Tisch lächelnde Gesichter. Wie viel hatte er verpasst? Er wagte es nicht, auf die Uhr zu schauen.
»Tut mir wirklich Leid, Sir.«
»Ich hatte Sie gefragt, ob Sie unsere Person aus der Bevölkerung sein wollen.« Er nickte dem am entgegengesetzten Ende des Tisches sitzenden Rebus zu. »DI Gray wird den Polizisten spielen. Und Sie, DI Rebus, kommen auf die Wache, um etwas zu melden, das sich als der entscheidende Hinweis in einem Kriminalfall erweisen könnte.« Der Dozent legte eine Pause ein. »Oder Sie könnten ein Spinner sein.« Einige Männer lachten. Francis Gray grinste Rebus an und nickte ihm aufmunternd zu.
»Von mir aus kann’s losgehen, DI Gray.«
Gray beugte sich über den Tisch nach vorn. »Also, Frau Bohnenstroh, Sie sagen, Sie haben in jener Nacht etwas gesehen?«
Diesmal war das Lachen lauter. Der Dozent brachte die Männer mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Wir wollen doch bitte ernst bleiben.«
Gray nickte und schaute wieder zu Rebus. »Sie haben wirklich etwas gesehen?«
»Ja«, verkündete Rebus in bewusst rauem Tonfall. »Hab alles gesehen, Herr Wachtmeister.«
»Obwohl Sie bekanntermaßen seit elf Jahren blind sind?«
Lachsalven hallten durch den Raum. Der Dozent klopfte auf den Tisch, um die Männer zur Ordnung zu rufen. Gray lehnte sich zurück, stimmte in das Lachen mit ein und zwinkerte Rebus zu, dessen Schultern zuckten.
Francis Gray wehrte sich standhaft gegen seine Errettung.
 
»Ich hätte mich fast bepisst«, sagte Tam Barclay, als er das Tablett mit den Gläsern auf den Tisch stellte. Sie befanden sich in dem größeren der beiden Pubs in Kincardine. Der Lehrgang war für heute beendet. Die sechs bildeten einen engen Kreis. Rebus, Francis Gray, Jazz McCullough sowie Tam Barclay, Stu Sutherland und Allan Ward. Der vierunddreißigjährige Ward war der Jüngste der Gruppe und hatte den niedrigsten Dienstgrad. Er wirkte taff und verwöhnt. Vielleicht lag es daran, dass er im Südwesten arbeitete.
Fünf Biere, ein Cola: McCullough würde anschließend nach Hause fahren, denn er wollte Frau und Kinder besuchen.
»Ich tu, was ich kann, um meinen aus dem Weg zu gehen«, hatte Gray gesagt.
»Kein Scherz«, fuhr Barclay fort, und quetschte sich auf seinen Platz. »Ich hätte mich fast bepisst.« Er grinste Gray an. »›Seit elf Jahren blind.‹«
Gray hob sein Bierglas: »Auf uns. Wer kann uns schon das Wasser reichen?«
»Niemand«, antwortete Rebus. »Und wenn, dann würde er auch in diesem verdammten Laden die Schulbank drücken.«
»Das müssen wir jetzt durchstehen, da beißt die Maus keinen Faden ab«, sagte Barclay. Er war Ende dreißig und etwas dicklich um die Hüften. Grau meliertes, nach hinten gekämmtes Haar. Rebus kannte ihn von einigen Ermittlungen: Falkirk und Edinburgh waren nur eine halbe Autostunde entfernt.
»Ich frag mich, wie das Mäuschen Andrea wohl ohne einen Faden am Leib aussieht«, warf Stu Sutherland ein.
»Bitte keine frauenfeindlichen Sprüche.« Francis Gray drohte mit dem Finger.
»Außerdem«, fügte McCullough hinzu, »wollen wir doch Johns Fantasie nicht noch mehr anregen.«
Gray hob eine Augenbraue. »Stimmt das, John? Bist du scharf auf deine Karriereberaterin? Pass lieber auf, sonst wird Allan noch eifersüchtig.« Allan Ward, der sich gerade eine Zigarette anzündete, schaute ihn nur finster an.
»Ist das der Blick, mit dem du die Schafe einschüchterst, Allan?«, fragte Gray. »Da unten in Dumfries hat man sicher nicht viel zu tun, außer ab und zu einem Streithammel die Hörner langzuziehen.«
Erneutes Gelächter. Es war nicht etwa so, dass Francis Gray sich absichtlich in den Vordergrund geschoben hatte - es schien einfach so passiert zu sein. Er hatte als Erster Platz genommen, während die anderen sich um ihn gruppierten. Rebus saß ihm direkt gegenüber. Gray war ein ziemlicher Hüne, und man sah ihm sein Alter an. Und weil er jede seiner Bemerkungen mit einem Lächeln, einem Zwinkern oder einem Funkeln in den Augen begleitete, ließen die anderen sie ihm durchgehen. Rebus hatte noch niemanden einen Witz über Gray machen hören, obwohl schon jeder von ihnen Zielscheibe seines Spotts gewesen war. Er schien sie provozieren, testen zu wollen. Ihre Reaktionen auf seine Sprüche verrieten ihm alles, was es über sie zu wissen gab. Rebus fragte sich, wie der Hüne reagieren würde, wenn jemand einen Witz über ihn riss.
Vielleicht würde er es herausfinden müssen.
McCulloughs Handy klingelte, und er stand auf und ging weg.
»Seine Frau - wetten?«, erklärte Gray. Sein Bierglas war halb leer. Er rauchte nicht, hatte, wie er Rebus erklärte, vor zehn Jahren damit aufgehört. Rebus hatte ihm, als sie in einer Pause zusammen draußen standen, die Schachtel hingehalten. Ward und Barclay rauchten ebenfalls. Drei von sechs. Das bedeutete, Rebus konnte sich bedenkenlos jederzeit eine anzünden.
»Spioniert sie ihm nach?«, fragte Stu Sutherland.
»Beweis einer innigen, liebevollen Beziehung«, meinte Gray und nahm einen Schluck Bier. Er gehörte zu den Leuten, die tranken, ohne dass man sie schlucken sah; er schien einfach die Kehle offenhalten und das Zeug runterschütten zu können.
»Kennt ihr beide euch?«, wollte Sutherland wissen. Gray schaute über die Schulter zu McCullough hinüber, der mit gesenktem Kopf telefonierte.
»Ich weiß, was das für einer ist«, war alles, was Gray zur Antwort gab.
Rebus wusste es besser. Er erhob sich. »Noch mal dasselbe?«
Zwei Lagerbier, drei India Pale Ale. Auf dem Weg zur Theke zeigte Rebus auf McCullough, der daraufhin den Kopf schüttelte. Er hatte kaum etwas von seinem Cola getrunken, und wollte kein weiteres. Rebus hörte die Worte: »In zehn Minuten breche ich auf...« Ja, er sprach mit seiner Frau. Auch Rebus wollte mit jemand telefonieren. Jean machte meistens um diese Zeit Feierabend. Rushhour, die Fahrt vom Museum zu ihrem Haus in Portobello würde etwa eine halbe Stunde dauern.
Der Barkeeper hatte keine Mühe, sich die Bestellung zu merken: es war die dritte Runde dieses Abends. An den beiden Tagen zuvor waren sie auf dem Collegegelände geblieben. Am ersten Abend hatte Gray, während sie sich im Aufenthaltsraum gegenseitig beschnupperten, eine mitgebrachte Flasche guten Whisky spendiert. Am Dienstag waren sie nach dem Abendessen zusammen in die Bar des Colleges gegangen, und McCullough hatte sich nach ein paar Softdrinks zu seinem Auto begeben.
Doch heute Mittag hatte Tam Barclay einen Pub im Ort erwähnt. Offenbar empfehlenswert.
»Mit den Einheimischen gibt’s keinen Ärger«, waren seine Worte gewesen. Der Barkeeper wirkte locker, woraus Rebus schloss, dass sie nicht die ersten Gäste des Colleges waren. Er benahm sich routiniert, nicht anbiedernd. Mitte der Woche, nur ein halbes Dutzend Stammgäste im Lokal. Drei saßen an einem der Tische, zwei am Ende der Theke, einer stand allein neben Rebus. Der Mann sprach ihn an.
»Sie sind von der Polizeiakademie, stimmt’s?«
Rebus nickte.
»Bisschen alt für Berufsanfänger?«
Rebus musterte den Mann. Er war groß, völlig kahl, mit glänzendem Schädel. Grauer Schnurrbart. Augen, die in den Höhlen zu verschwinden schienen. Vor ihm stand eine Flasche Bier und daneben ein Glas, in dem sich vermutlich dunkler Rum befand.
»Die Polizei sucht verzweifelt Nachwuchs«, erklärte Rebus. »Demnächst wird man Leute zwangsrekrutieren müssen.«
Der Mann lächelte. »Ich glaube, Sie wollen mich veralbern.«
Rebus zuckte die Achseln. »Wir machen hier eine Fortbildung.«
»Um alten Zirkusgäulen neue Tricks beizubringen, was?« Der Mann hob sein Bier.
»Wollen Sie noch eins?«, bot Rebus an. Der Mann schüttelte den Kopf. Also bezahlte Rebus die Getränke und trug drei der Gläser, gegeneinander gedrückt, zum Tisch. Ging zurück, um die beiden anderen zu holen. Dachte: Besser, ich rufe Jean nicht allzu spät an. Er wollte nicht betrunken sein, wenn er mit ihr sprach. Er hatte zwar nicht vor, sich zu betrinken, aber man konnte ja nie wissen...
»Feiern Sie das Ende von Ihrem Lehrgang?«, fragte der Mann.
»Nein, den Beginn«, erwiderte Rebus.
 
Im Polizeirevier von St. Leonard’s herrschte vorabendliche Ruhe. In den Arrestzellen warteten Gefangene darauf, am Vormittag des nächsten Tages dem Richter vorgeführt zu werden. Von zwei Teenagern, die man beim Ladendiebstahl erwischt hatte, wurden die Personalien aufgenommen. Die Büros des örtlichen Criminal Investigation Department im ersten Stock waren fast leer. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen im Fall Marber würden bis zum nächsten Morgen ruhen, und nur Siobhan Clarke war noch nicht gegangen, sondern saß vor einem Computer und starrte auf einen Bildschirmschoner in Form eines Spruchbandes: WAS WIRD SIOBHAN OHNE IHREN SUGARDADDY TUN? Sie wusste nicht, wer das geschrieben hatte. Einer ihrer Kollegen hatte sich anscheinend einen Scherz erlaubt. Sie vermutete, dass es eine Anspielung auf John Rebus war, aber sie begriff nicht ganz, was sie bedeuten sollte. Wusste der Schreiber, was ein Sugardaddy war? Oder hatte er nur gemeint, dass Rebus sich um sie kümmerte, auf sie aufpasste? Es nervte sie, dass sie sich über den Text so ärgerte.
Sie ging in der Systemsteuerung ins Untermenü »Bildschirmschoner«, klickte »Markieren« an, löschte den Text und ersetzte ihn durch einen neuen: ICH WEISS, WER DU BIST, DU WITZBOLD. Dann überprüfte sie ein paar der anderen Computer, aber sie hatten alle Asteroide oder Wellenlinien als Bildschirmschoner. Als das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte, wollte sie zuerst gar nicht rangehen. Wahrscheinlich wieder so ein Spinner, der ein Geständnis ablegen wollte oder mit dubiosen Informationen aufwartete. Gestern hatte ein biederer Typ mittleren Alters angerufen und die Leute in der Wohnung über ihm der Tat bezichtigt. Wie sich herausstellte, waren es Studenten, die ziemlich oft ziemlich laut Musik spielten. Der Mann wurde darauf hingewiesen, dass es ein ernstes Vergehen sei, die Dienste der Polizei missbräuchlich in Anspruch zu nehmen.
»Also, ich weiß nicht«, hatte einer der Uniformierten später gemeint, »wenn ich mir den ganzen Tag Slipknot anhören müsste, würde ich wahrscheinlich noch ganz andere Dinge anstellen.«
Siobhan setzte sich an ihren Schreibtisch und nahm den Hörer ab.
»CID, DS Clarke am Apparat.«
»In Tulliallan«, sagte eine Stimme, »wird einem unter anderem beigebracht, wie wichtig die rasche Entgegennahme von Anrufen ist.«
Sie lächelte. »Ich lasse andere Leute gerne ein bisschen zappeln.«
»Rasche Entgegennahme«, erläuterte Rebus, »bedeutet, den Hörer vor dem sechsten Klingeln abzuheben.«
»Woher wussten Sie, dass ich noch hier bin?«
»Ich wusste es nicht. Hab’s zuerst in Ihrer Wohnung versucht, aber da lief der Anrufbeantworter.«
»Und Sie haben irgendwie geahnt, dass ich nicht ausgegangen bin?« Sie lehnte sich zurück. »Klingt, als wären Sie in einem Pub.«
»In der wunderschönen Innenstadt von Kincardine.«
»Und dennoch haben Sie sich von Ihrem Bier losgerissen, um mich anzurufen?«
»Zuerst habe ich Jean angerufen. Und ich hatte noch ein Zwanzig-Pence-Stück übrig.«
»Ich fühle mich geschmeichelt. Ganze zwanzig Pence?« Sie hörte ihn schnauben.
»Also... wie läuft’s?«, fragte er.
»Lassen wir das. Wie ist es in Tulliallan?«
»Einige der Dozenten hier würden sagen, dass wir es mit einer Schnittstelle neue Tricks/alte Zirkusgäule zu tun haben.«
Sie lachte. »Die reden doch nicht wirklich so, oder?«
»Doch, ein paar von denen schon. Man bringt uns Ermittlungsmanagement und empathische Opferbefragung bei.«
»Aber trotzdem haben Sie Zeit für ein paar Biere.«
Schweigen in der Leitung. Sie fragte sich, ob sie einen wunden Punkt berührt hatte.
»Woher wollen Sie wissen, dass ich mich nicht mit frisch gepresstem O-Saft begnüge?«
»Ich weiß es einfach.«
»Na los, beeindrucken Sie mich mit Ihren detektivischen Fähigkeiten.«
»Ab einem bestimmten Punkt bekommt Ihre Stimme immer einen leicht nasalen Unterton.«
»Nach wie vielen Gläsern?«
»Vier, würde ich sagen.«
»Alle Achtung!« Das Gepiepe setzte ein. »Dranbleiben«, sagte er und warf Geld nach.
»Haben Sie noch einen Zwanziger übrig?«
»Sogar fünfzig, um genau zu sein. Sie haben also genug Zeit, mich über alle Neuigkeiten in Sachen Marber zu informieren.«
»Seit dem Kaffeevorfall herrscht hier ziemliche Ruhe.«
»Ich glaube, es war Tee.«
»Was auch immer, der Fleck will nicht verschwinden. Übrigens finde ich, dass es übertrieben war, Sie deswegen in die Wüste zu schicken.«
»Hören Sie, Sie vergeuden mein Geld.«
Seufzend beugte sie sich vor. Gerade hatte sich der Bildschirmschoner eingeschaltet. ICH WEISS, WER DU BIST, DU WITZBOLD glitt von rechts nach links über den Bildschirm. »Wir sind immer noch an den Freunden und Geschäftspartnern dran. Zwei interessante Geschichten: Marber hatte mit einem Maler Streit. Das ist in den Kreisen offenbar nichts Ungewöhnliches, aber in diesem Fall ist es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Der Künstler gehört nämlich zu diesen Neuen Schottischen Koloristen, und ihn nicht in die Ausstellung mit aufzunehmen, war ein eindeutiger Affront.«
»Vielleicht hat er Marber mit seiner Staffelei eins übergebraten.«
»Möglich.«
»Und die andere Geschichte?«
»Die wollte ich mir möglichst lange aufsparen. Haben Sie sich die Gästeliste der Vernissage angesehen?«
»Ja.«
»Wie sich herausgestellt hat, stehen nicht alle Anwesenden auf der Liste, sondern nur diejenigen, die sich in Marbers Gästebuch eingetragen haben. Inzwischen haben wir jedoch eine Liste mit den Namen der Leute ausgedruckt, die eine Einladung erhalten haben. Einige von denen waren an dem Abend in der Galerie, obwohl sie sich weder ans U. A. w. g. gehalten noch in das Buch eingetragen haben.«
»Und der besagte Maler war einer davon?«, riet Rebus.
»Nein. Aber ein gewisser M. G. Cafferty.«
Sie hörte Rebus durch die Zähne pfeifen. Morris Gerald Cafferty - Big Ger für die Eingeweihten - war der größte Gangster der Ostküste, oder jedenfalls der größte, von dem die Polizei wusste. Cafferty und Rebus verband eine lange Geschichte.
»Big Ger ein Förderer der schönen Künste?«, sinnierte Rebus.
»Er sammelt anscheinend Bilder.«
»Auf jeden Fall schlägt er keine Leute vor deren Haustür nieder.«
»Ich beuge mich Ihrem reichen Erfahrungsschatz.«
Es entstand eine Pause. »Wie geht’s Gill?«
»Viel besser, seit Sie weg sind. Wird Sie den Vorfall nach oben melden?«
»Nicht wenn ich diesen Lehrgang absolviere - das war die Abmachung. Was ist mit unserem ABC-Schützen?«
Siobhan lächelte. Mit ABC-Schütze meinte Rebus den neuesten Zugang beim CID, einen Detective Constable namens Davie Hynds. »Er ist still, ernsthaft, fleißig«, erklärte sie. »Also überhaupt nicht Ihr Typ.«
»Aber taugt er was?«
»Keine Sorge. Ich werde ihn mir schon erziehen.«
»Eins der Privilegien, die mit Ihrer Beförderung verbunden sind.«
Das Gepiepe begann wieder. »Darf ich mich jetzt verabschieden?«
»Ein präziser, informativer Bericht, DS Clarke. Sieben Punkte von zehn möglichen.«
»Nur sieben.«
»Die fehlenden drei habe ich wegen Sarkasmus abgezogen. Ich empfehle Ihnen dringend, Ihre innere Einstellung zu über...«
Das abrupt einsetzende Summen verriet, dass das Gespräch zu Ende war. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie sich daran gewöhnt hatte, mit »DS« angesprochen zu werden. Manchmal stellte sie sich immer noch als Detective Constable vor statt als Detective Sergeant, weil sie vorübergehend vergessen hatte, dass sie befördert worden war. Könnte Neid der Grund für den Text auf ihrem Bildschirm gewesen sein? Silvers und Hood hatten noch denselben Dienstrang wie zuvor - genau wie die meisten anderen beim CID.
»Den Täterkreis prima eingegrenzt, meine Liebe«, sagte sie zu sich selbst, als sie nach ihrem Mantel griff.
 
Als Rebus an den Tisch zurückkehrte, hob Barclay sein Handy und sagte ihm, er hätte es sich ausleihen können.
»Danke, Tam. Aber ich hab selbst eins.«
»Ist der Akku leer?«
Rebus nahm sein Glas und schüttelte bedächtig den Kopf.
»Ich glaube«, sagte Francis Gray, »John hat’s gern auf die altmodische Art. Stimmt’s, John?«
Rebus zuckte mit den Achseln und führte das Glas an die Lippen. Über den Rand hinweg sah er den glatzköpfigen Mann, der quer zur Theke stand und die Gruppe Männer aufmerksam betrachtete.
2
»Guten Morgen, meine Herren!«, dröhnte eine Stimme von der Tür her.
Sie saßen bereits zu sechst an einem ovalen Tisch. Ein gutes Dutzend Aktenkartons stand an dem Ende, wo der Dozent sitzen würde.
9.15-12.45: Ermittlungsmanagement, DCI (a. D.) Tennant.
»Ich nehme an, Sie sind alle frisch wie der junge Morgen. Von Kopfschmerzen oder Übelkeit will ich nichts hören!« Eine Akte landete knallend auf dem Tisch. Tennant zog seinen Stuhl über den Boden, wobei dessen Füße ein schleifendes Geräusch machten. Rebus starrte konzentriert auf die Maserung der Tischplatte. Als er schließlich hochschaute, blinzelte er. Es war der Kahlkopf aus dem Pub. Allerdings trug er jetzt einen makellosen dunklen Nadelstreifenanzug, ein weißes Hemd und eine marineblaue Krawatte. Seine Blicke wirkten wie Nadelstiche, als er jeden einzelnen Teilnehmer des gestrigen Trinkgelages ansah.
»Sie werden hier einen klaren Kopf brauchen, meine Herren«, sagte er und schlug auf eine der Akten. Staub wirbelte auf und schwebte dann in einem Lichtstrahl, der durch das Fenster hinter Tennant fiel und einzig und allein den Zweck zu haben schien, in den Augen der Männer zu schmerzen, die am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut hatten. Allan Ward, der im Pub kaum den Mund aufgebracht hatte, aber rasch von Bier zu Tequila pur übergewechselt war, schmückte sein Gesicht mit einer blau getönten Sonnenbrille, sodass er eher auf eine Skipiste gepasst hätte als in diesen stickigen Raum. Er hatte zusammen mit Rebus nach dem Frühstück draußen eine Zigarette geraucht, ohne dabei ein Wort zu sagen. Allerdings war auch Rebus nicht gerade gesprächig gewesen.
»Traue niemals einem Mann, dessen Augen man nicht sehen kann!«, bellte Tennant. Ward drehte langsam das Gesicht in seine Richtung. Tennant schwieg und wartete. Ward holte ein Etui aus der Tasche, nahm die Sonnenbrille ab und legte sie hinein.
»Schon besser, DC Ward«, sagte Tennant. Die Männer rings um den Tisch schauten erstaunt. »Jawohl, ich kenne jeden von Ihnen mit Namen. Wissen Sie, wie man das nennt? Vorbereitung. Ohne Vorbereitung keine erfolgreichen Ermittlungen. Man muss wissen, mit wem und was man es zu tun hat. Stimmen Sie mir zu, DI Gray?«
»Voll und ganz, Sir.«
»Man sollte sich vor voreiligen Schlussfolgerungen hüten, habe ich Recht?«
Der Blick, den Gray Tennant zuwarf, verriet Rebus, dass Tennants Bemerkung einen Nerv getroffen hatte. Er machte ihnen klar, dass er alles Nötige wusste: Er kannte nicht nur ihre Namen, sondern auch den Rest ihrer Personalakte.
»Ja, Sir«, antwortete Gray kühl.
Es klopfte an der Tür, und zwei Männer kamen mit einer Reihe von Gebilden herein, die wie große Collagen aussahen. Rebus brauchte nur einen Moment, um zu begreifen, worum es sich handelte: eine Todeswand, Fotos, Tabellen, Zeitungsausschnitte - Dinge, die man normalerweise in einem Polizeibüro aufhängte. Das Material war an Korkplatten befestigt, die von den Männern an die Wände des Raums gelehnt wurden. Als sie damit fertig waren, bedankte sich Tennant bei ihnen und bat sie, die Tür hinter sich zu schließen. Dann stand er auf und ging um den Tisch herum.
»Ermittlungsmanagement, meine Herren. Also, Sie sind ja altgediente Profis. Sie wissen, wie man die Ermittlungen in einem Mordfall führt. Ihnen brauche ich wohl keine neuen Tricks beizubringen.« Rebus erinnerte sich daran, was Tennant am Abend zuvor an der Theke gesagt hatte. Er hatte ihn ausgehorcht, wollte herausfinden, wie viel Rebus ihm verraten würde. »Darum werde ich keine Mühe auf neue Tricks verwenden. Aber wie wäre es, wenn Sie die alten etwas verfeinern würden, hmm? Einige von Ihnen werden diesen Teil des Lehrgangs kennen. Ich habe gehört, dass man ihn ›Errettung‹ nennt.Wir geben Ihnen einen alten, unaufgeklärten Fall, bei dem die Ermittlungen ruhen, und fordern Sie auf, einen Blick darauf zu werfen. Wir verlangen von Ihnen, im Team zu arbeiten. Wissen Sie noch, wie das geht? Früher hat jeder von Ihnen Teamwork betrieben. Aber inzwischen glauben Sie, das nicht mehr nötig zu haben.« Er spie die Worte geradezu aus und ging gleichzeitig um den Tisch herum. »Vielleicht haben Sie Ihren Glauben verloren. Aber eins garantiere ich Ihnen: Sie werden hier als Team zusammenarbeiten, und sei es auch nur meinetwegen und«, er legte eine Pause ein, »um des bedauernswerten Opfers willen.« Er war wieder am Ende des Tisches angelangt und holte einen Stapel Hochglanzfotos aus einem Aktenordner. Rebus musste an einige der Oberfeldwebel denken, mit denen er es als Soldat zu tun gehabt hatte. Er fragte sich, ob Tennant bei der Armee gewesen war.
»Sie erinnern sich bestimmt noch daran, wie Sie hier zum Kriminalbeamten ausgebildet wurden und wir Sie und die anderen zu Teams zusammengestellt haben, die ›Kleingruppen‹ genannt wurden und die Aufgabe hatten, einen Fall zu bearbeiten. Dabei wurden Sie gefilmt...« Tennant deutete nach oben. In den Ecken des Raums waren Kameras montiert. »Mehrere Ausbilder saßen in einem anderen Raum, haben Sie beobachtet, Ihnen zugehört und immer wieder Informationsbrocken zugeworfen, um zu sehen, was Sie damit anfangen.« Er schwieg einen Moment. »Das wird diesmal anders sein. An dieser Sache sind nur Sie beteiligt - und ich.Wenn ich Sie aufzeichne, dann geschieht das nur zu meiner Erbauung.« Er umrundete erneut den Tisch und legte vor jeden der Männer ein Foto.
»Schauen Sie genau hin. Der Mann hieß Eric Lomax.« Rebus kannte den Namen. Sein Herz stockte kurz. »Er wurde mit einem Gegenstand erschlagen, der einem Baseballschläger oder einem Billardqueue geähnelt haben muss. Die Schläge wurden mit solcher Brutalität ausgeführt, dass Holzsplitter im Schädel stecken blieben.« Das Foto landete vor Rebus auf dem Tisch. Es zeigte die Leiche am Tatort, einer vom Blitzlicht des Fotografen erleuchteten Nebenstraße, in der Regentropfen in Pfützen fielen. Rebus berührte das Foto, nahm es aber nicht in die Hand, aus Angst, dass sie zittern würde.Warum musste es von all den ungelösten Fällen, die in Aktenordnern und Archiven vergammelten, ausgerechnet dieser eine sein? Er fixierte Tennant auf der Suche nach einer Erklärung.
»Eric Lomax«, fuhr Tennant fort, »starb an einem geschäftigen Freitagabend mitten in unserer größten, hässlichsten Stadt. Wurde zuletzt gesehen, als er leicht angeheitert seine Stammkneipe verließ. Es waren von dort etwa fünfhundert Meter bis zu ihm nach Hause. Die Straße, in der er wohnte, wurde von den Damen des horizontalen Gewerbes gern für eine schnelle Nummer im Stehen oder weiß der Himmel was noch alles benutzt. Womöglich ist eine von ihnen über die Leiche gestolpert, aber es hat sich damals keine gemeldet. Ein Freier hat auf dem Nachhauseweg bei uns angerufen.Wir haben noch die Aufzeichnung seines Anrufs.« Tennant verstummte. Er befand sich wieder an seinem Ende des Tisches und setzte sich. »Das alles ist sechs Jahre her. Oktober 1995. Die Kriminalpolizei in Glasgow hat damals Ermittlungen geführt, aber sie verliefen im Sand.« Gray hatte aufgeblickt. Tennant nickte ihm zu. »Ja, DI Gray, mir ist bekannt, dass Sie an dem Fall mitgearbeitet haben. Aber das spielt hier keine Rolle.« Er schaute jetzt in die Runde, sah jeden der Männer einzeln an. Aber Rebus’ Blick war zu Francis Gray hinübergewandert. Gray hatte im Fall Lomax ermittelt.
»Ich weiß über diesen Fall nicht mehr als Sie, meine Herren«, verkündete Tennant. »Am Ende dieses Vormittags sollten Sie mehr wissen als ich. Wir haben jeden Tag eine Sitzung, und wenn einige von Ihnen sich abends oder zwischen Ihren anderen Verpflichtungen mit der Sache beschäftigen wollen, habe ich nichts dagegen. Die Tür wird nicht abgeschlossen. Wir werden die Berichte durchgehen, die Abschriften der Verhöre studieren, feststellen, ob etwas übersehen wurde. Uns interessiert nicht, ob ein Kollege Mist gebaut hat: Ich habe, wie gesagt, keine Ahnung, was wir in diesen Kartons finden.« Er klopfte auf eine der Akten. »Aber uns selbst und den Verwandten von Lomax zuliebe werden wir uns verdammt anstrengen, seinen Mörder zu finden.«
 
»Wer soll ich sein: der gute Bulle oder der böse?«
»Was?« Siobhan, die angestrengt nach einem Parkplatz Ausschau hielt, glaubte, sich verhört zu haben.
»Guter oder böser Bulle«, wiederholte DC Davie Hynds. »Welcher bin ich?«
»Meine Güte, Davie, wir gehen da einfach rein und stellen unsere Fragen. Was meinen Sie, fährt der Fiesta weg?« Siobhan bremste und betätigte den Blinker. Der Fiesta räumte den von ihm belegten Platz am Bordstein. »Halleluja«, freute sich Siobhan. Sie befanden sich am nördlichen Rand der New Town, in der Nähe vom Raeburn Place. Schmale, von Autos gesäumte Straßen. Die Häuser wurden allgemein »Colonies« genannt: Sie waren jeweils in eine obere und eine untere Hälfte aufgeteilt, und nur die steinernen Außentreppen verrieten, dass es sich bei ihnen nicht um gewöhnliche Stadthäuser handelte. Siobhan wollte gerade rückwärts einbiegen, als der Wagen hinter ihr sich in die Lücke schob und ihr den kostbaren Parkplatz vor der Nase wegschnappte.
»Was zum -« Sie hupte, aber der Fahrer ignorierte sie. Das Heck seines Wagens ragte in die Straße, aber das schien ihn nicht zu stören, denn er griff zum Beifahrersitz hinüber und nahm sich ein paar Papiere. »So ein Arschloch!«, rief Siobhan. Dann löste sie den Sicherheitsgurt und stieg aus. Hynds folgte ihr.
Er beobachtete, wie sie gegen das Fenster auf der Fahrerseite klopfte. Der Mann öffnete die Tür und stieg aus.
»Ja bitte?«, sagte er.
»Ich wollte hier gerade rückwärts einparken«, erklärte Siobhan und deutete auf ihren Wagen.
»Und?«
»Und deshalb möchte ich, dass Sie wegfahren.«
Der Mann drückte auf den Knopf an seinem Zündschlüssel und betätigte so die Zentralverriegelung. »Tut mir Leid«, sagte er, »aber ich hab’s eilig. Und wissen Sie: Im Recht sein, heißt noch lange nicht, auch Recht zu bekommen.«
»Das mag wohl so sein.« Siobhan klappte ihren Dienstausweis auf. »In diesem Fall dürfte jedoch das eine automatisch das andere nach sich ziehen.«
Der Mann warf einen Blick auf Siobhans Ausweis, dann in ihr Gesicht. Ein dumpfes Klicken ertönte, als er die Türen entriegelte. Er stieg ein, ließ den Motor an und fuhr weg.
»Stellen Sie sich da hin«, wies Siobhan Hynds an, und deutete auf die Lücke, die gerade wieder frei wurde. »Ich will nicht, dass es noch so ein Idiot mit demselben Trick versucht.«
Hynds nickte und sah ihr nach, wie sie zu ihrem Wagen ging. »Also werde ich wohl den guten Bullen spielen«, sagte er so leise, dass sie es nicht hören konnte.
Malcolm Neilson bewohnte eine der oberen Colonies. Er öffnete die Tür, bekleidet mit einer Hose, die wie das Unterteil eines Pyjamas aussah - ausgebeult, mit rosa und grauen Längsstreifen -, und einem dicken Seemannspullover. Er hatte nackte Füße, und sein Haar stand wirr vom Kopf ab, so als hätte er gerade erst die Finger aus der Steckdose gezogen. Das Haar war grau meliert, das Gesicht rund und unrasiert.
»Mr Neilson?«, fragte Siobhan und klappte erneut ihren Dienstausweis auf. »Ich bin DS Clarke, und das hier ist DC Hynds. Wir haben miteinander telefoniert.«
Neilson streckte den Kopf nach draußen, so als wollte er die Straße entlangschauen. »Na, dann kommen Sie mal rein«, sagte er und schloss rasch die Tür hinter ihnen. Die Wohnung war nicht besonders groß: ein Wohnzimmer, von dem die Küche abging, und höchstens zwei Schlafzimmer. In dem schmalen Flur führte eine Leiter zu einer Falltür in den Dachboden.
»Ist da oben Ihr -?«
»Mein Atelier? Ja.« Er schaute vage in Siobhans Richtung. »Für Besucher tabu.«
Er führte sie in das chaotisch aussehende Wohnzimmer. Es war in zwei Ebenen aufgeteilt. Sofa und Stereoanlage unten, Esstisch oben. Auf dem Fußboden lagen Zeitschriften herum, aus denen Bilder und Artikel herausgerissen waren. Außerdem Plattenhüllen, Bücher, Landkarten und leere Weinflaschen mit abgepulten Etiketten. Man musste aufpassen, wo man hintrat.
»Hereinspaziert«, sagte der Maler. Er wirkte nervös, verlegen, wich den Blicken seiner Besucher aus. Wischte mit einer Armbewegung die Sachen, die auf dem Sofa lagen, auf den Boden. »Setzen Sie sich doch bitte.«
Sie nahmen Platz. Neilson schien es nicht zu stören, sich vor ihnen zwischen die Lautsprecher zu hocken.
»Mr Neilson«, begann Siobhan, »wie ich schon am Telefon sagte, möchten wir Ihnen bloß ein paar Fragen über Ihre Beziehung zu Mr Marber stellen.«
»Es gab keine Beziehung zwischen uns«, fauchte der Maler.
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine damit, dass wir nicht miteinander geredet haben, keinen Kontakt hatten.«
»Waren Sie mit ihm zerstritten?«
»Der Mann bescheißt sowohl seine Kunden als auch seine Künstler! Wie kann man zu so jemand eine Beziehung haben?«
»Darf ich Sie daran erinnern, dass Mr Marber tot ist?«, sagte Siobhan ruhig. Einen Moment lang schaute der Maler ihr beinahe in die Augen.
»Wie bitte?«
»Mir ist aufgefallen, dass Sie im Präsens von ihm reden.«
»Ach so, verstehe.« Er schien nachzudenken. Siobhan lauschte seinen lauten, rauen Atemzügen. Sie fragte sich, ob er Asthmatiker war.
»Haben Sie irgendwelche Beweise?«, fragte sie schließlich.
»Dafür, dass er ein Betrüger war?« Neilson überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es, und das reicht mir.«
Siobhan sah aus den Augenwinkeln, dass Hynds sein Notizbuch gezückt hatte und eifrig mitschrieb. Es klingelte an der Tür. Neilson sprang, eine Entschuldigung murmelnd, auf. Als er hinausgegangen war, wandte Siobhan sich an Hynds.
»Hat uns nicht mal’nen Tee angeboten. Was notieren Sie da?«
Er zeigte es ihr. Es war nur eine Reihe von Schnörkeln. Sie blickte ihn fragend an.
»Hat eine wunderbare Wirkung auf die Konzentrationsfähigkeit, wenn jemand glaubt, alles, was er sagt, wird festgehalten.«
»Haben Sie das auf der Polizeiakademie gelernt?«
Er schüttelte den Kopf. »Während meiner Jahre in Uniform, Boss. Da lernt man auch so manches.«
»Nennen Sie mich nicht Boss«, sagte sie und schaute zur Tür, als Neilson in Begleitung eines weiteren Besuchers zurückkam. Sie staunte. Es war der Parkplatzdieb.
»Das ist mein... ähm...«, mühte Neilson sich mit dem Vorstellungsritual ab.
»Ich bin Malcolms Anwalt«, erklärte der Mann und verzog seine Lippen zu einem dünnen Lächeln.
Siobhan brauchte einen Augenblick, um sich zu fangen. »Mr Neilson«, sagte sie und versuchte, Augenkontakt mit ihm herzustellen, »das hier war als ein unverbindliches Gespräch geplant. Es war vollkommen unnötig -«
»Aber es ist doch ganz angenehm, der Sache einen formellen Rahmen zu geben, meinen Sie nicht?« Der Anwalt stolzierte durch den Krempel auf dem Boden. »Mein Name ist übrigens Allison.«
»Und Ihr Nachname, Sir?«, erkundigte sich Hynds unbekümmert. In dem Bruchteil einer Sekunde, in dem der Anwalt aus der Fassung geriet, hätte Siobhan ihren Kollegen küssen können.
»William Allison.« Er gab Siobhan seine Visitenkarte.
Sie würdigte die Karte keines Blickes, sondern reichte sie gleich an Hynds weiter. »Mr Allison«, sagte sie ruhig, »wir wollten bloß ein paar Routinefragen bezüglich der geschäftlichen und persönlichen Beziehungen stellen, die möglicherweise zwischen Mr Neilson und Edward Marber bestanden haben. Es hätte zehn Minuten gedauert, dann wären wir wieder gegangen.« Sie erhob sich und registrierte, dass Hynds es ihr gleichtat. Er lernte schnell, das gefiel ihr. »Aber da Ihnen an einem formellen Rahmen gelegen ist, werden wir diese Unterhaltung wohl besser auf dem Polizeirevier fortsetzen.«
Der Anwalt richtete sich kerzengerade auf. »Also, hören Sie, es ist doch nicht nötig...«
Sie ignorierte ihn. »Mr Neilson, ich nehme an, Sie möchten im Wagen Ihres Anwalts fahren.« Sie schaute auf seine bloßen Füße hinunter. »Schuhe wären vielleicht ratsam.«
Neilson sah Allison an. »Ich bin gerade in einer kreativen...«
Allison fiel ihm ins Wort. »Tun Sie das wegen der Sache, die vorhin draußen passiert ist?«
Siobhan hielt ohne zu blinzeln seinem Blick stand: »Nein, Sir. Ich tue das, weil ich mich frage, wieso Ihr Klient das Bedürfnis hatte, Sie hinzuzuziehen.«
»Soweit ich weiß, hat jeder Mensch das Recht...«
Neilson zupfte ihn am Ärmel. »Ich bin gerade in einer kreativen Phase, Bill. Ich will nicht stundenlang in einer Zelle eingesperrt sein.«
»Die Vernehmungsräume bei uns auf der Wache sind eigentlich recht gemütlich«, ließ Hynds den Maler wissen. Dann schaute er ostentativ auf die Uhr. »Natürlich, bei dem Verkehr um diese Zeit... da dauert die Fahrt nach St. Leonard’s eine Weile«
»Und die Rückfahrt auch«, fügte Siobhan hinzu. »Außerdem müssen wir vielleicht etwas warten, bis ein Vernehmungsraum frei wird.« Sie lächelte den Anwalt an. »Aber dafür werden wir dort die formelle Atmosphäre haben, die Sie sich wünschen.«
Neilson hob eine Hand. »Einen Moment bitte.« Er ging zusammen mit dem Anwalt in den Flur. Siobhan drehte sich mit strahlendem Gesicht zu Hynds um. »Eins zu null für uns.«
»Ja, aber wird der Schiedsrichter das Tor auch geben?«
Sie zuckte als Antwort mit den Achseln und steckte die Hände in die Jackentaschen. Sie hatte schon unordentlichere Zimmer gesehen; ihr drängte sich die Frage auf, ob das Durcheinander nur Teil einer Inszenierung war - der exzentrische Künstler. Die Küche, die sich direkt hinter dem Esstisch befand, wirkte sauber und ordentlich. Aber vielleicht war es einfach so, dass Neilson sie kaum benutzte …
Sie hörten, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel. Neilson kam mit gesenktem Kopf zurück ins Zimmer geschlurft. »Bill hat beschlossen... ähm, das heißt...«
»Sehr gut«, sagte Siobhan und nahm wieder auf dem Sofa Platz. »Nun denn, Mr Neilson, je schneller wir es angehen, desto eher sind wir weg, stimmt’s?«
Der Maler hockte sich wie zuvor zwischen die Lautsprecher. Sie waren alt und groß; oben und an den Seiten Holzfurnier, vorn brauner Schaumstoff. Hynds setzte sich, das Notizbuch in der Hand. Siobhan gelang es endlich, Neilson in die Augen zu sehen, und sie schenkte ihm ihr beruhigendstes Lächeln.
»Also«, begann sie. »Was genau war der Grund, wieso Sie einen Anwalt bei unserem Gespräch dabeihaben wollten?«
»Ich... ich dachte, das wär so üblich.«
»Nur wenn man unter Tatverdacht steht.« Sie ließ diese Worte ihre Wirkung entfalten. Neilson murmelte etwas, das wie eine Entschuldigung klang.
Siobhan lehnte sich zurück, die Anspannung wich langsam von ihr, und sie fing mit der eigentlichen Befragung an.
 
Der Automat versorgte beide mit einem Becher heißer brauner Flüssigkeit. Hynds verzog beim ersten Schluck das Gesicht.
»Könnten wir nicht alle zusammenlegen und uns eine ordentliche Kaffeemaschine anschaffen?«, fragte er.
»Das haben wir schon mal versucht.«
»Und?«
»Wir haben uns andauernd gestritten, wer dran war, Kaffee zu kaufen. Irgendwo steht noch ein Wasserkocher rum. Sie können sich ja einen eigenen Becher, einen Filter und so weiter mitbringen, aber ich rate Ihnen eins: Schließen Sie alles gut weg, sonst geht es stiften.«
Er starrte den Plastikbecher an. »Ist wohl einfacher, den Automaten zu benutzen«, murmelte er.
»Ganz genau.« Sie öffnete die Tür zum Mordbüro.
»Wem hat denn der Becher gehört, den Rebus geworfen hat?«, fragte Hynds.
»Das weiß niemand«, sagte sie. »Das Ding scheint hier herumgestanden zu haben, seit es das Gebäude gibt. Könnte sogar sein, dass ein Bauarbeiter den Becher vergessen hat.«
»Dann ist mir jetzt auch klar, warum Rebus auf der Strafbank sitzt.« Sie schaute ihn in Erwartung einer Erklärung an. »Versuchte Zerstörung eines antiken Gegenstands.«
Sie lächelte und ging zu ihrem Schreibtisch. Jemand hatte sich ihren Stuhl ausgeliehen - wieder einmal. Sie schaute sich um, und der einzige freie in ihrer Nähe war der von Rebus. Er hatte ihn sich aus Farmers Büro geholt, als der DCS in Rente gegangen war. Der Umstand, dass niemand den Stuhl angefasst hatte, zeugte von Rebus’ Ansehen. Sie jedoch hinderte es nicht daran, den Stuhl zu nehmen und es sich auf ihm bequem zu machen.
Ihr Monitor war schwarz. Sie drückte auf eine Taste, und er wurde wieder hell. Ein neuer Bildschirmschoner tauchte vor ihren Augen auf. DANN BEWEIS ES - ZEIG AUF MICH. Sie schaute hoch und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Zwei Hauptverdächtige: DC Grant Hood und DS George »Hi-Ho« Silvers. Sie standen an der hinteren Wand und steckten die Köpfe zusammen.Vielleicht redeten sie über den Einsatzplan der nächsten Woche und tauschten Dienste. Grant Hood hatte sich vor nicht allzu langer Zeit für sie interessiert. Sie glaubte, es wäre ihr gelungen, das aufglimmende Feuer in ihm zu ersticken, ohne ihn sich zum Feind zu machen. Allerdings war er vernarrt in technische Zauberkästen: Computer, Videospiele, Digitalkameras. Es würde zu ihm passen, ihr solche Botschaften zu schicken
Hi-Ho Silvers war anders. Er spielte gern anderen Streiche, und auch sie war schon sein Opfer gewesen. Obwohl er verheiratet war, besaß er einen gewissen Ruf. Er hatte Siobhan im Lauf der letzten Jahre bestimmt ein halbes Dutzend Mal anzubaggern versucht - garantiert würde sie auch auf der nächsten Weihnachtsfeier wieder einen unsittlichen Antrag von ihm bekommen.
Aber sie bezweifelte, dass er wusste, wie man einen Bildschirmschoner änderte. Er war kaum in der Lage, beim Tippen seiner Berichte falsch geschriebene Wörter zu korrigieren.
Andere Kandidaten? DC Phyllida Hawes, von der Wache am Gayfield Square vorübergehend zu ihnen versetzt. Der erst kürzlich zum Detective Chief Inspector beförderte Bill Pryde. Beide kamen eigentlich nicht in Frage. Als Grant Hood in ihre Richtung sah, zeigte sie auf ihn. Er zuckte stirnrunzelnd die Achseln, wie um zu fragen, was sie von ihm wolle. Sie deutete auf ihren Monitor und drohte ihm dann mit dem Finger. Er brach seine Unterhaltung mit Silvers ab und ging zu ihr. Siobhan drückte eine Taste, woraufhin der Bildschirmschoner verschwand und durch eine neue Datei der Textverarbeitung ersetzt wurde.
»Irgendwas nicht in Ordnung?«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Eben kam’s mir so vor. Der Bildschirmschoner...«
»Was ist damit?« Er stand jetzt dicht neben ihr und betrachtete den Bildschirm.
»Er ist viel langsamer geworden.«
»Könnte am Speicherplatz liegen.«
»Spielt es denn eine Rolle, an welchem Platz das Ding abgespeichert ist?«
»Nein, so meine ich das nicht.Wenn der Speicherplatz auf
Die Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel »Resurrection Men« bei Orion Books, London
 
 
 
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Der Wilhelm Goldmann Verlag, München, ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH.
 
1. Auflage Taschenbuchausgabe Januar 2005
Copyright © der Originalausgabe 2001 by John Rebus Limited
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2003 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlagfoto: Ross Gillespie / Tricia Malley Titelnummer: 45833 AB · Herstellung: Sebastian Strohmaier
eISBN : 978-3-641-03827-4
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