Die Toten der anderen - Clare Mackintosh - E-Book

Die Toten der anderen E-Book

Clare Mackintosh

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Beschreibung

Jetzt das eBook-Einführungsangebot sichern! Selbst die nobelste Nachbarschaft hat ihre düsteren Gassen … Im 3. Band der großartigen Krimi-Reihe aus Wales schlägt das Verbrechen dort zu, wo die Menschen sich am sichersten fühlen – und ihre dunkelsten Geheimnisse verwahren: zu Hause! »The Hill« in Cheshire ist der Ort, an dem jeder leben möchte, der es sich leisten kann: luxuriös, exklusiv – und sicher. Doch neuerdings wird systematisch in eine der protzigen Villen nach der anderen eingebrochen. DS Leo Brady ist überzeugt, dass da jemand etwas oder jemanden ganz Bestimmtes sucht. Nur was oder wen? Auf der anderen Seite der Grenze in Wales wird auf dem Mirror Lake eine Leiche gefunden: Eine Immobilienmaklerin liegt tot in ihrem umgestürzten Kajak. Ein Unfall? DC Ffion Morgan erkennt schnell, dass sie es mit Mord zu tun hat. Ffion ist selbst kein Fan von Immobilienmaklern – aber womit hat diese Frau sich so unbeliebt gemacht, dass sie dafür sterben musste? Als ihre Fälle sich unerwartet verzahnen, müssen Ffion und Leo feststellen, dass Menschen einen hohen Preis zahlen, wenn sie ihre Geheimnisse hinter verschlossenen Türen bewahren wollen. Hochkarätiger Polizei-Krimi mit jeder Menge Twists und britischem Humor Die englische Krimi-Autorin Clare Mackintosh hat mit Ffion Morgan und Leo Brady »eines der unterhaltsamsten Ermittlerduos derzeit« (krimi-couch) erschaffen. Ihre schlagfertigen Dialoge und Flirts verleihen der Krimi-Reihe zusammen mit der atemraubenden Landschaft eine besondere Würze. Die Krimis um die Waliserin und den Engländer sind in folgender Reihenfolge erschienen: - Die letzte Party - Spiel der Lügner - Die Toten der anderen

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Seitenzahl: 467

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Clare Mackintosh

Die Toten der anderen

Kriminalroman

Übersetzt von Sabine Schilasky

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

»The Hill« in Cheshire ist der Ort, an dem jeder leben möchte, der es sich leisten kann: luxuriös, exklusiv – und sicher. Doch neuerdings wird systematisch in eine der protzigen Villen nach der anderen eingebrochen. DS Leo Brady ist überzeugt, dass da jemand etwas oder jemanden ganz Bestimmtes sucht. Nur was oder wen?

Auf der anderen Seite der Grenze in Wales ermittelt DC Ffion Morgan im Mord an einer Immobilienmaklerin. Ffion ist selbst kein Fan dieses Berufsstandes – aber womit hat die Frau sich so unbeliebt gemacht, dass sie dafür sterben musste?

Als ihre Fälle sich unerwartet verzahnen, müssen Leo und Ffion feststellen, dass Menschen einen hohen Preis zahlen, wenn sie ihre Geheimnisse hinter verschlossenen Türen bewahren wollen. 

 

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Widmung

Bewohner von The Hill

Without Conviction

PROLOG

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

ZWEIUNDZWANZIG

DREIUNDZWANZIG

VIERUNDZWANZIG

FÜNFUNDZWANZIG

SECHSUNDZWANZIG

SIEBENUNDZWANZIG

ACHTUNDZWANZIG

NEUNUNDZWANZIG

DREISSIG

EINUNDDREISSIG

ZWEIUNDDREISSIG

DREIUNDDREISSIG

VIERUNDDREISSIG

FÜNFUNDDREISSIG

SECHSUNDDREISSIG

SIEBENUNDDREISSIG

ACHTUNDDREISSIG

NEUNUNDDREISSIG

VIERZIG

EINUNDVIERZIG

ZWEIUNDVIERZIG

DREIUNDVIERZIG

VIERUNDVIERZIG

FÜNFUNDVIERZIG

SECHSUNDVIERZIG

SIEBENUNDVIERZIG

ACHTUNDVIERZIG

NEUNUNDVIERZIG

FÜNFZIG

EINUNDFÜNFZIG

ZWEIUNDFÜNFZIG

DREIUNDFÜNFZIG

VIERUNDFÜNFZIG

FÜNFUNDFÜNFZIG

SECHSUNDFÜNFZIG

SIEBENUNDFÜNFZIG

ACHTUNDFÜNFZIG

NEUNUNDFÜNFZIG

SECHZIG

EINUNDSECHZIG

ZWEIUNDSECHZIG

DANKSAGUNG

Für Lucy Malagoni

Danke, dass du es mit mir gewagt hast!

Bewohner von The Hill

The Coach House: Bianca Dixon, Scarlett Dixon, Grandad Dennis Dixon (hin und wieder)

Fairhaven: Philip und Suki Makepeace

Sunnyside: JP und Camilla Lennox

Hollies: Mikaela, Cara und Alec Jefferson

Ormindale: Warren und Emmy Irvine

Anwohner des Taplin Drive

The Willows – Allie und Dominic Green, Harris Brady

Without Conviction

Die 4. Staffel ist da

Ihr habt gefragt … wir haben geliefert! Die neue Staffel von Without Conviction ist endlich da, und es gibt hammermäßige neue Infos! Wir alle haben die posthume Begnadigung von Karl Munson gefeiert, doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende. In der vierten Staffel von Without Conviction decken wir die fehlerhafte Polizeiermittlung zu den Carmichael-Morden am Valentinstag 2014 auf. Alles, was wir finden konnten, haben wir an die Polizei weitergegeben und hoffen, dass sie diesmal ihren Job anständig macht.

 

Vor zehn Jahren wurden Peter und Stephanie Carmichael in ihrem Zuhause ermordet. Und der Täter ist immer noch da draußen.

 

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PROLOG

SONNTAG

Nachts schlug das Wetter um, trommelte Regen auf die ausgetrockneten Böden und rauschte über die Gehwege. Es waren allerdings nur wenige auf, um es zu sehen, und bis zum Morgen ist der Sommer zurückgekehrt. Jetzt scheint die Sonne schon sehr warm, obwohl es noch früh am Morgen ist. Das Regenwasser ist in die Gullys abgeflossen und in die rissige Erde gesickert, sodass alles, was vom nächtlichen Platzregen geblieben ist, eine willkommene frische Note in der Luft und der erhöhte Pegel des Awen sind. Der Fluss überschlägt sich regelrecht in seiner Eile, den See zu erreichen, rauscht in einer schäumenden Masse über Felsen und Baumwurzeln. Hin und wieder reißt das Wasser einen Zweig oder eine Handvoll Moos vom Ufer ab und peitscht sie so schnell flussabwärts, dass das Auge kaum folgen kann.

Der fünfzehnjährige Ed Clough geht am Südufer entlang, weg vom Rafting-Center. Er soll nach einem verschwundenen Kajak suchen, und dabei lässt er sich Zeit. Eigentlich hätte er heute Morgen Küchendienst, doch er ist gestern Abend beim Treffen der Jungfarmer gewesen, und bei dem Gedanken an Bacon-fettige Pfannen rebelliert sein Magen. Deshalb holt er tief Luft und fragt sich, wie lange er die Suche ausdehnen darf.

Die meisten Schlauchboote und Kanus sind nachts sicher eingeschlossen, aber auf der Rückseite des Centers gibt es ein Gestell mit einigen alten gelben Kajaks, und von denen verschwindet hin und wieder eines. Betrunkene nehmen sie mit und lassen sie auf der Straße liegen, wenn sie genug Spaß damit hatten, oder sie werden von gelangweilten Jugendlichen in den Fluss geschoben. Genau das hatte Ed mit seinem besten Kumpel auch gerne gemacht, bevor er anfing, hier zu arbeiten. Sie waren am Ufer mitgerannt, um vor dem leeren Boot am See zu sein. Doch sie hatten nie eine Chance, wie ihnen von Anfang an klar gewesen war. Wildwasser ist unschlagbar.

Als Ed schon umkehren will, sieht er etwas Gelbes zwischen den Bäumen und strahlt. Donna kann nicht meckern, dass er so lange weg gewesen ist, wenn er das fehlende Kajak gefunden hat. Vielleicht erlässt sie ihm sogar die Bacon-Schicht.

Das Boot ist kopfüber zwischen Felsen eingeklemmt, das Heck unter Wasser und der Bug in der Luft. Ed zieht, doch der Kunstharzrumpf ist schwer zu greifen. Das Ufer ist steil und rutschig, und er muss sich mit der linken Hand an einer Baumwurzel festhalten, um nicht ins Wasser zu glitschen. Er drückt mit dem Fuß gegen das Kajak, doch das Ding rührt sich nicht. Seufzend streift Ed seine Turnschuhe ab und zieht sich bis auf die Unterhose aus. Donna sollte ihm in diesem Monat lieber etwas mehr in die Lohntüte stecken, denn das hier geht weit über einen Wochenendjob mit Mindestlohn hinaus.

Trotz der Hitzewelle ist der Fluss eisig. Schlamm quatscht zwischen seine Zehen; etwas Winziges und Schnelles flitzt zwischen seinen Beinen hindurch, und unwillkürlich quiekt Ed. Erschrocken schaut er sich um und ist froh, dass niemand in der Nähe ist, der es mitbekommen hat. Inzwischen steht er bis zur Hüfte im Wasser und greift über den Rumpf zur anderen Seite des Kajaks, um es umzudrehen. Es steckt fest, und Ed zieht und zieht, bis er es plötzlich freigekämpft hat. Nun ist das Kajak richtig herum, Ed jedoch kopfüber, weil er bei dem Schwung das Gleichgewicht verloren hat, und klammert sich an das Kajak, während er wild strampelt, um wieder auf die Beine zu kommen.

Es dauert kaum eine Sekunde (wobei es sich länger anfühlt), dann taucht er wieder auf. Er verflucht diesen blöden Job, seine blöde Chefin und die blöden Kids, die ein Kajak geklaut haben und es flussabwärts treiben ließen, wo es sich in diesen Felsen verfing und … und …

Ed hört auf zu denken. Und hört auf zu atmen. Sein ganzer Leib zittert, bekommt überall eine Gänsehaut, von den eiskalten Füßen bis zu der Hand mit den weißen Knöcheln, die immer noch das Kajak hält. Das Kajak, das so schwer umzudrehen gewesen ist, weil es nicht nur eingeklemmt war, sondern auch schwer.

Denn da ist jemand drin.

Eds Bauch verkrampft sich schmerzhaft. Die Kajakfahrerin ist tot, das ist offensichtlich, und dennoch … bewegt sich das Gesicht. Ed schreit auf, und diesmal ist ihm egal, wer ihn hört.

Es ist bloß das Flusswasser, sagt er sich. Deswegen sieht es aus, als würde die Haut vom Schädel gleiten. Wasser läuft aus den Augen und den Nasenlöchern. Aus den Winkeln des dunkelblauen Munds …

Ed kommt der Mageninhalt hoch. Er stolpert rückwärts, dreht sich um und kotzt in das schäumende Wasser des Awen.

EINS

SONNTAG | DC FFION MORGAN

Was soll das heißen, ›er hat es losgelassen‹?«

Vor fünf Minuten noch war Detective Constable Ffion Morgan in dem perfekten Zustand zwischen Schlafen und Wachen und beabsichtigte, noch einmal einzuschlafen, nachdem sie Dave zum Pinkeln rausgelassen hatte. Der Anruf von ihrem Chef hat ihr Ausschlafen ruiniert, und das nicht zuletzt, weil Dave sich neuerdings angewöhnt hat, Ffions Klingelton als Zeichen zu nehmen, wie verrückt loszubellen. Er springt aufs Bett, sodass eine schwere Pfote auf Ffions Bauch landet, und jault das Handy an.

»Genau das«, antwortet Detective Inspector Malik. »Bis der Junge sich ausgekotzt hatte, segelte das Kajak schon munter weiter.«

»Halt die KLAPPE!«

»Wie bitte?«

»Sorry, Boss, ich habe mit dem Hund geredet.« Ffion schwingt die Beine aus dem Bett, greift nach Daves Halsband, schiebt ihn aus dem Schlafzimmer und schließt hinter ihm die Tür. An der Wand reihen sich wacklige Kartonstapel mit Aufklebern wie Kleidung, Bücher oder Div. »Wollen Sie mir sagen, dass wir eine sich unerlaubt entfernt habende Leiche in einem Kajak haben?«

»Ja, das fasst es ziemlich gut zusammen. Die Luftunterstützung sucht gerade, und einige örtliche Einheiten sind am Boden, aber ich will Sie dort haben, wenn die Leiche geborgen wird. Rufen Sie mich an, sobald Sie sich einen Überblick verschafft haben. Und geben Sie dem Cheshire CID Bescheid, falls das Kajak in deren Gewässer treibt.«

»Aber es ist mein freies Wochenende!«

»Nicht mehr.«

Malik beendet das Gespräch, und Ffion geht nach unten, wobei Dave hinter ihr her stürmt und in ihre Kniekehlen fliegt. Sie kann sich gerade noch am Geländer festhalten, ehe sie kopfüber die Treppe hinunterpurzelt.

»Du bist solch ein Arsch«, sagt sie.

»Weil ich dir Tee ans Bett bringe?« Leo steht unten an der Treppe, vollständig angezogen und in jeder Hand einen Becher. »Kommt mir harsch vor.«

»Du nicht. Obwohl du auch ein Arsch sein kannst.« Grinsend nimmt Ffion einen der Becher. »Diolch.« Sie steigt auf die unterste Stufe zurück, um mit Leo auf Augenhöhe zu sein, küsst ihn und spürt, dass sein Lächeln ihrem entspricht. Er streicht mit einer Hand über ihre nackte Hüfte, und Ffion reagiert, indem sie ihre auf seinen Schritt presst. »Ich finde, du bist overdressed für den Anlass, DS Brady«, murmelt sie.

»Manche von uns müssen arbeiten.«

»Mist!« Ffion weicht zurück. »Gerade noch mal gut gegangen – ich muss mich anziehen. Wie sich herausstellt, muss ich heute auch ran. Eine Leiche treibt in einem Kajak den Awen runter.« Sie drängelt sich an ihm vorbei und trinkt einen Schluck Tee. »Gott, du machst einen guten Paned.«

»Eine Leiche in einem Kajak?« Leo folgt ihr in die Küche, wo noch mehr Kartons auf der Arbeitsplatte darauf warten, gepackt zu werden. »Totgepaddelt?«

Ffion stöhnt. »Gib deinen bisherigen Job erst mal noch nicht auf.« Sie öffnet den Waschtrockner und zieht den Inhalt auf den Fußboden. »Das ist das dritte Mal diesen Monat, dass Malik mich an meinem freien Tag einsetzt. Es ist fast, als würde er das absichtlich machen.«

»Dann ist es ja gut, dass du nichts geplant hast.«

Ffion starrt ihn an. »Ich hatte was geplant!«

»Du hast gesagt, dass du den Tag im Bett bleibst.«

»Und was ist daran kein Plan? Ich habe einen Pott Ben & Jerry’s im Tiefkühler und eine neue Staffel von Without Conviction zu hören.«

»Du bist besessen.«

»Von Eis oder dem Podcast?«

»Beides, aber vor allem von Letzterem.« Leo kippt den Rest von seinem Tee in den Ausguss und steckt den Becher in den Geschirrspüler.

»Bei dir klingt es, als wäre das etwas Schlimmes.« Ffion durchwühlt den Wäschehaufen. »Und ich müsste gar nicht von dem Carmichael-Fall besessen sein, würde mein Freund mir mal ein paar Infos rüberwachsen lassen.«

»Das kann ich nicht! Das Cold-Case-Team sitzt nicht mal im selben Gebäude wie ich. Ich weiß buchstäblich genauso viel wie du.« Leo überlegt. »Wahrscheinlich weniger.«

Sein Handy liegt oben auf der Waschmaschine, und das Display leuchtet auf. Ffion will danach greifen und es ihm geben, doch Leo ist schneller. Er blickt aufs Display, bevor er es in die Tasche steckt. »Die BBC-App«, sagt er. »Eilmeldung.«

»Was ist passiert?«

»Wie?«

Ffion sieht ihn an. »Die Nachricht?«

»Oh, habe ich nicht gelesen.«

»Na gut.« Ffion verstummt kurz. »Kannst du deinen Leuten sagen, dass wir eine Leiche haben, die auf Llyn Drych zutreibt? Nur für den Fall, dass sie einen Notruf bekommen.«

»Klar.«

Durch den Llyn Drych (oder Mirror Lake, um ihn beim englischen Namen zu nennen, was Ffion leider hin und wieder muss) verläuft die Grenze zwischen England und Wales, was es zu reiner Glückssache macht, ob besorgte Bürger die Cheshire Constabulary oder die North Wales Police alarmieren.

Ffion rupft ihre Unterwäsche aus dem Haufen und verzieht das Gesicht. »Die ist noch klamm.«

»Dann wirf sie noch mal in den Trockner.«

»Ich habe keine Zeit mehr.«

»Iss wenigstens etwas.« Leo streicht Marmelade auf einen aufgeschnittenen Bagel.

»Ich habe keine …«

»Iss.« Er klappt den Bagel zu und drückt ihn Ffion in die Hand.

»Wenn das keinen Michelin-Stern wert ist«, sagt sie und küsst ihn wieder. »Danke, Calon.« Sie reißt die Augen weit auf. »Fuck!«

»Wenn du keine Zeit hast, den Trockner anzuwerfen, haben wir definitiv keine für …«

»Wer passt auf Dave auf?«

Beide drehen sich zu dem Hund um, der begeistert mit dem Schwanz wedelt, weil er begreift, dass über ihn gesprochen wird. Dave stammt aus einem Tierheim, zu dem Ffion wegen eines Einbruchs gerufen wurde. Er ist so groß wie ein Shetlandpony und mindestens so haarig. Welche Hunderassen sich in ihm mischen, lässt sich nicht sagen. Anfangs hatte er einen ganzen Wust von Verhaltensproblemen, von denen sich einige über die letzten Monate gebessert haben, und er furzt zum Gotterbarmen, woran sich nichts geändert hat.

»Kannst du ihn für mich bei Mam absetzen?«, fragt Ffion.

»Warum kannst du das nicht?«

»Weil sie dich lieber mag als mich.« Sie nimmt eine zerknitterte Hose aus dem Haufen, ignoriert Leos milde entsetzten Blick und kramt in der restlichen Wäsche nach einem Top. »Da wird sie nicht Nein sagen können.«

Leo betrachtete Dave mit einem resignierten Ausdruck. »Dann komm, Alter.«

»Oh …« Ffion nimmt einen Schlüssel aus einer Schale auf der Fensterbank. »Der ist übrigens für dich.«

»Was ist das?«

»Wonach sieht es denn aus?« Ffion bückt sich, um ihre Schuhe anzuziehen, und ist froh, dass ihre Haare verdecken, wie rot sie wird.

»Ffion Morgan, gibst du mir endlich einen eigenen Schlüssel?«

»Es ist praktisch, sonst nichts.« Sie richtet sich wieder auf. »Komm ja nicht auf komische Gedanken. Sieh es als Probelauf für mein neues Heim – obwohl mich mein Makler derzeit ghostet. Wir sollen diese Woche die Verträge unterzeichnen, und ich habe seit Tagen nichts von ihm gehört.«

»Klar.« Leo grinst sie an. »Wir sind aber heute Abend bei mir  – ich habe Harris für einige Stunden, denk dran.«

»Ich denke dran.«

»Ich bringe ihn erst gegen sechs zurück zu Allie.« Leos Ton ist beiläufig, doch da ist eine Anspannung in seiner Miene, die eben noch nicht da war. »Wenn du willst, können wir warten, bis du …«

»Ein andermal, okay? Wie es sich anhört, wird es ein langer Tag.« Ffions Telefon klingelt, und der Hund stimmt eine Gebell-Kakofonie an. »Um Himmels willen …«

»Geh.« Leo schiebt sie sanft zur Tür. »Bis später.«

DI Malik spricht bereits. »… aus dem See geborgen. Sie erwarten Sie beim Anleger.« Ffion geht, froh über die Ablenkung. Nicht, dass sie Leos Sohn nicht kennenlernen will, nur hat sie nicht gerade eine tolle Bilanz als Elternteil vorzuweisen. Und solange sie sich nicht darauf einlässt, kann sie es nicht vermasseln.

Sie legt den Bagel aufs Autodach, während sie die Schlüssel sucht, die sie vor einer Sekunde noch hatte. Dann wirft sie ihre Tasche auf den Rücksitz. Sie ist halb die Straße hinunter, als ihr der Bagel wieder einfällt.

ZWEI

SONNTAG | DS LEO BRADY

Letztes Jahr um diese Zeit war Leos Leben einfach. Fünf Tage die Woche fuhr er zwanzig Minuten zum Cheshire Criminal Investigation Department, wo er Detective Sergeant ist. Die meisten Abende ging er ins Fitnesscenter (und gelegentlich hinterher auf ein Bier). Vor allem aber verbrachte er so viel Zeit mit seinem siebenjährigen Sohn Harris, wie seine Arbeit (und seine Ex) erlaubte.

Jetzt ist es völlig anders.

Leo und Ffion sind abwechselnd bei Leo und in Ffions gemietetem Cottage in ihrem Heimatort Cwm Coed. Vor wenigen Monaten bekam Ffion die Kündigung von ihrem Vermieter – der potenzielle Mehrverdienst, wenn er es in ein Ferienhaus umwandelt, war wohl zu verlockend geworden –, und Leo schlug vorsichtig vor, dass Ffion zu ihm zieht.

»Das ist zu weit von der Arbeit«, meinte sie. »Und von Mam. Und dem See. Außerdem habe ich genug Eigenkapital beisammen. Ich kaufe mir etwas.«

»Wir könnten zusammen etwas kaufen. Irgendwo näher dran.«

»Das wird ein Albtraum, wenn wir uns trennen.«

In Ffions Welt, so viel hat Leo längst begriffen, ist das Glas nie nur halb leer. Es ist knochentrocken und wird als Aschenbecher benutzt. Ihre Aversion gegen alles, was einer Festlegung auch bloß ähnelt, bedeutet, dass es kein klares Arrangement gibt, wo sie abends landen, was zu einem nomadischen Lebensstil führt, den Leo anstrengend findet. Dauernd stellt er fest, dass er keine sauberen Socken hat oder der Anzug, den er vor Gericht tragen wollte, zwanzig Meilen in die falsche Richtung entfernt hängt. Kürzlich hatte er eine Zahnbürste in Ffions Bad deponiert, weil es ihm sinnvoll schien, wenigstens einige Hygieneartikel in beiden Häusern zu haben, um sie in seiner kleinen Reisetasche wiederzufinden, als er aus der Dusche kam. Seine Fahrzeiten haben sich verdreifacht, und das Fitnesscenter ist auf der Strecke geblieben (zusammen mit dem Bier, was wahrscheinlich nicht schlecht ist).

Aber Ffion …

Unwillkürlich muss Leo lächeln. Er ertappt sich dieser Tage häufig dabei, wie er grundlos lächelt. Oder vielmehr nicht ohne Grund, denn nachdem sie es viel zu lange immer wieder versaut hatten, sind Ffion und er endlich zusammen. Und, bei Gott, er liebt sie. Als er Allie heiratete, hatte Leo geglaubt, sie zu lieben, und vielleicht hatte er das auch, aber was er jetzt empfindet, ist eine vollkommen andere Dimension. Ffion kann ihn rasend machen, fordert ihn heraus. Sie ist streitlustig und unberechenbar, doch trotz allem – oder vielleicht gerade deshalb – betet er sie an. Außerdem ist sie die heißeste Frau aller Zeiten, was zur Folge hat, dass sie regelmäßig zu spät zur Arbeit kommen. Und deshalb findet Leo sich damit ab, eine Zahnbürste in seinem Auto zu haben, Daves Haarmassen durch sein ehedem makelloses Haus zu jagen, meilenweit zur Arbeit zu fahren (wobei eigentlich die Aussicht um Cwm Coed herum das schon wieder wettmacht) und nie weiter als wenige Tage im Voraus planen zu können.

»Bis dahin sind wir vielleicht nicht mehr zusammen«, sagte Ffion einmal, als Leo vorschlug, einen Urlaub zu buchen.

Leo versucht, sich von derlei Bemerkungen nicht beirren zu lassen. Eines Tages, wenn Ffion bereit ist, wird sie sich festlegen. Eventuell ziehen sie dann zusammen und stellt er sie Harris vor, was sehr viel wichtiger ist als ein Urlaub oder wo Leo seine Zahnbürste aufbewahrt. Nicht einmal Ffion kann ewig Vorwände erfinden, Leos Sohn nicht kennenzulernen.

 

Ffions Mutter, Elen Morgan, öffnet schon die Haustür, als Leo und Dave erst den halben Weg hinauf sind. »Ffi schickt Sie, die Drecksarbeit für sie erledigen, was? Ich nehme an, sie denkt, dass ich bei Ihnen nicht Nein sage.«

»Sie sind gut, Mrs Morgan. Ich könnte jemanden mit Ihrem schnellen Denken im CID gebrauchen.«

»Mir ist schleierhaft, wie Sie es mit dem Mädchen aushalten.«

»Ich hoffe, sie kommt nach ihrer Mutter.«

»Fydd gweniaith yn mynd â ti i unman.«

»Ich habe keine Ahnung, was das heißt, tut mir leid.« Leo gibt ihr Daves Leine. »Vielen Dank, dass Sie auf ihn aufpassen.«

»Ich habe gesagt, dass Schmeichelei Sie nicht weiterbringt«, ruft Elen ihm nach, als er zurück zu seinem Wagen geht. »Und es wird Zeit, dass Sie Cymraeg lernen!«

Leo tut, als würde er es nicht hören, und winkt ihr, ohne sich umzudrehen. Einmal hat er versucht, Walisisch zu sprechen, als er mit Ffion und einigen ihrer Freunde etwas trinken war. Leo hatte vorher geübt, fast die Nerven verloren, dann aber schließlich doch noch in wackligem Walisisch gefragt, ob jemand noch einen Drink wolle.

Der ganze Tisch verstummte, und alle starrten ihn an.

»Was hast du gerade gesagt?« Mias Mundwinkel zuckten.

Leo wollte sterben, murmelte es erneut und erkannte zu spät, dass er zwei Wörter in der falschen Reihenfolge gesagt hatte und der letzte Teil gar nicht Walisisch war, sondern Schulspanisch. Mia prustete vor Lachen, die anderen stimmten ein, und Leo wurde heiß vor Verlegenheit.

Auch Ffion lachte. Sie sprang auf und riss Leos Arm nach oben. »Mein Freund, der Linguist!« Nicht einmal die Tatsache, dass sie zum ersten Mal öffentlich zu ihrer Beziehung stand, konnte Leos Scham mildern. Seitdem hat er es nie wieder probiert.

 

An den Wochenenden ist das CID nur schmal besetzt, und ein DS übernimmt die Leitung; heute ist es Leo. Wie immer wird er ein paar Detective Constables dort haben, die den Tag nutzen, um Papierkram aufzuarbeiten, und beten, dass sich nichts ergibt, was ihre Feierabendpläne torpediert.

In dem Moment, in dem Leo das Büro betritt, weiß er, dass etwas passiert ist. Es liegt diese undefinierbare Stimmung in der Luft, obwohl immer noch nur zwei Detectives da sind, die beide ruhig an ihren Schreibtischen sitzen.

»Was haben wir?« Leo stellt seine Tasche auf den Schreibtisch.

»Einbruch, The Hill.« DC Dawn Chambers sieht nicht auf. »Drei Millionen Pfund teures frei stehendes Haus.«

The Hill ist eine breite, baumgesäumte und steil ansteigende Wohnstraße in Tattenbrook, West Cheshire, in der Banker, Fußballspieler aus den unteren Ligen und gelangweilte Hausfrauen wohnen. Unten sehen die Häuser relativ normal aus (auch wenn sie viel größer sind, als Leo sich jemals ein eigenes Haus erträumen könnte), doch je weiter es nach oben geht, desto größer und extravaganter werden sie. Die Immobilien ganz oben in The Hill bieten einen Blick über die gesamte Grafschaft und werden zu Preisen gehandelt, von denen Leo immer noch denkt, dass es sich um einen Tippfehler handeln muss.

Dawn dreht sich auf ihrem Stuhl zu ihm. »Saubere Suche. Es wurden kleine Gegenstände mitgenommen, keine großen Elektrogeräte, keine Kunst.« Sie unterbricht sich kurz. »Sie sind durchs Küchenfenster eingestiegen, und der Alarm ging nicht an.«

Vor sechs Monaten wurde ebenfalls in ein Haus dort eingebrochen, als die Besitzer nicht da waren, und eine Menge kleine Objekte wurden gestohlen. Keine großen Elektrogeräte, keine Kunst. Einstieg durchs Küchenfenster, und die Alarmanlage blieb stumm.

»Wer hat angerufen?«, fragt Leo.

»Die Besitzer waren in der Nacht nicht da. Sie sind heute Morgen zurückgekommen und mussten feststellen, dass die Hintertür offen und der Schmuck der Frau verschwunden war. Die Hundeeinheit war innerhalb von sechs Minuten dort, konnte aber keine Spur finden.«

»Spusi?«

»Ist noch vor Ort.«

Die Grafschaft Cheshire grenzt an sieben andere Grafschaften, was sie zu einem beliebten Ziel bei reisenden Kriminellen macht, die blitzschnell in diesen Zuständigkeitsbereich gelangen und wieder rauskönnen. Einbrüche gibt es recht viele hier, und zwei in einem halben Jahr – sogar in derselben Straße – könnten einfach Pech sein.

Aber zwei in derselben Straße mit derselben Vorgehensweise?

Das ist eine Serie.

 

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Simona Macleod

Hey, ich habe mir eben Folge 1 von Staffel 4 runtergeladen und frage mich, ob ich die dritte Staffel hören muss oder so mitkomme.

1 h

 

Alle Kommentare u

 

Kirsty Padden-Barr

Du brauchst unbedingt Staffel 3, die erklärt die Morde und wie Karl Munson (zu Unrecht) verurteilt wurde.

56 m

 

James Goldsmith

Es gibt eine Zusammenfassung in den markierten Posts, aber hier das Wesentliche: Peter und Stephanie Carmichael wurden bei einem Valentinstag-Dinner in ihrem Haus (Kerzen, Blumen auf dem Tisch, der ganze Mist) mit einem Steakmesser erstochen. Die Polizei hat einen Obdachlosen geschnappt, der in einem Schuppen in der Nähe gepennt hat, und der arme Kerl hat fünfzehn Jahre gekriegt. Nach ungefähr sechs Jahren ist er an Leberversagen gestorben.

54 m

 

Kirsty Padden-Barr

Sieben.

50 m

 

James Goldsmith

Ich habe ungefähr gesagt.

45 m

 

Simona Macleod

Cool, danke. Wie kommt’s, dass Munson begnadigt wurde?

44 m

 

Kirsty Padden-Barr

Das ist echt alles in Staffel 3.

42 m

 

James Goldsmith

Die Zeugin, die ihn bei der Gegenüberstellung identifiziert hatte, sagte, sie wäre unter Druck gewesen, und die DNA-Beweise hätten nie zugelassen werden dürfen, weil der Officer, der Munson verhaftet hat, direkt vorher in dem Haus gewesen war.

38 m

 

Kirsty Padden-Barr

Das heißt Kreuzkontamination.

37 m

 

James Goldsmith

Achte nicht auf DI Padden-Barr @Simona Macleod. Staffel 4 fängt mit der posthumen Begnadigung an. Die Polizei hat am Tatort einen Haufen Beweise übersehen. Wie das sechseckige Medaillon, das weg war – das kommt am Ende von Staffel 3 – und das Munson nicht hatte, dabei hätte er keine Zeit gehabt, es zu verhökern.

33 m

 

Simona Macleod

Danke für die Info. Ich lege los!

21 m

DREI

SONNTAG | FFION

Es scheint paradox, an der frischen Luft Platzangst zu bekommen, doch genauso geht es Ffion immer im August in Cwm Coed. Sogar an einem Sonntagmorgen ist die Hauptstraße dicht gepackt mit bummelnden Touristen, die ohne Vorwarnung stehen bleiben, auf die Straße latschen und zwei Meter vom nächsten Papierkorb entfernt ihren Müll fallen lassen.

Ffion fährt mit offenen Seitenfenstern die Straße entlang, und in ihren Ohrhörern spielt die neue Staffel des Without Conviction-Podcasts. Die Moderatoren heißen Joseph Flint und Gemma Lyrick, und beide haben eine schnelle, beinahe atemlose Art zu sprechen.

… doch einem unserer Hörer zufolge, sagt Joseph, den wir mal »A« nennen wollen, mochte Peter Carmichael nicht mal Steak.

Ist »A« eine überprüfte Quelle, Joseph?

Die Carmichaels waren Stammgäste in einem Restaurant, in dem A früher gearbeitet hat. Stephanie nahm immer das Steak, und A behauptet, dass Peter bei der Gelegenheit häufiger erwähnt hat, er sei kein Fan.

Und was sagen wir jetzt, Joseph? Denn als die Polizei Peter und Stephanie tot in ihrer Küche auffand, warteten zwei Rumpsteaks darauf, gebraten zu werden.

Tja, ich schätze mal, Gemma, wir sagen, dass es ein Fragezeichen gibt, ob Stephanie ein Essen für ihren Mann geplant hatte oder für jemanden anders …

Ein Mann in einem Neoprenanzug, den er sich bis zur Taille heruntergezogen hat, trampelt Ffion direkt vor den Kühler, und sie stampft auf die Bremse, die sich kreischend beschwert. Ffion wirft die Arme in die Höhe, was das universelle Zeichen für Im Ernst, Schwachkopf? ist, und der Mann spricht stumm eine Entschuldigung, bevor er zur anderen Seite joggt. Haydn vom Zeitungsladen befestigt ein Sperrholzbrett vor einem zerbrochenen Fenster seines Ladens und nickt Ffion zu. Sie nimmt einen Ohrstöpsel raus. »Was ist hier passiert?«

»Keine Ahnung«, antwortet Haydn. »Das war so, als ich heute Morgen gekommen bin. Was für verdammte Ärsche!«

»Hast du es der Polizei gemeldet?«

»Hat doch keinen Zweck. Geht nicht gegen dich.«

»Nee, schon gut.« Hinter ihr hupt ein Wagen, damit Ffion weiterfährt, was sie auch tut. Sie nimmt den zweiten Ohrstöpsel raus. Hörensagen, dass Peter Carmichael kein Steak mochte, ist nicht mal annähernd die »hammermäßige Info«, die der Trailer von Without Conviction versprach. Aber die vorherige Staffel war klasse, und Ffion hegt große Hoffnungen für die vierte.

Am See ist nirgends mehr ein Parkplatz zu bekommen, also lässt Ffion ihr Auto neben einem Eiswagen auf der Straße stehen und geht zum Anleger. Sie nimmt ihr Handy hervor und wählt, während sie sich ihren Weg zwischen Wohnmobilen und Sonnenschirmen hindurch bahnt.

»Ja, ich bin’s wieder.« Ffion steigt über eine grellgrüne aufblasbare Wassermelone. »Ich werde Ihnen fehlen, wenn wir endlich den Vertrag zu dem Haus abgeschlossen haben, nicht wahr? Vorausgesetzt, dass vorher nicht einer von uns an Altersschwäche stirbt, was zunehmend wahrscheinlicher wirkt. Sicher haben Sie Dutzende andere Mandanten, die Nachrichten für Sie aufs Band sprechen, und ich bezweifle nicht, dass sie alle es genauso leid sind wie ich, aus Kartons zu leben, aber ich habe Ende des Monats wirklich keine Bleibe mehr, also wären Sie vielleicht so gut, diese Woche alles zu klären?«

Sie beendet das Gespräch. Ihr Makler wird die Nachricht garantiert nicht vor morgen früh hören, aber Ffion fühlt sich besser, weil sie etwas Konstruktives getan hat. Sie hat mal gelesen, dass ein Umzug so stressig ist wie Trauer oder eine Scheidung. Da sie alles davon schon erlebt hat, stimmt sie der These voll und ganz zu.

Llyn Drych – der den Großteil des Jahres ruhig und gelassen daliegt – ist Migräne verursachend laut und bunt. Ffion geht an einem Mann vorbei, der den letzten Pfahl eines orangefarbenen Windschutzes um sich und seine Frau herum einschlägt. Den hat er vermutlich gekauft, um sie von anderen Leuten abzuschirmen, nur blockiert er ihnen auch die Sicht auf den See und den darüber aufragenden Berg, Pen y Ddraig. Ffion fragt sich, warum das Paar überhaupt hergekommen ist.

Sie könnte allerdings selbst ein paar Absperrwände gebrauchen, denkt sie, als sie sich dem gelben Kajak neben dem Anleger nähert. Dort ist erbärmlich ineffektives gelbes Polizeiabsperrband gespannt, das nichts gegen neugierige Blicke ausrichten kann. Tatorte an belebten Orten zu sichern, ist immer schwierig, und solche an offenen Gewässern erst recht. Im flachen Wasser des Llyn Drych steht ein Officer mit hochgekrempelter Hose und ruft den Schwimmenden zu, dass sie auf Abstand bleiben sollen. Er schwitzt, und seine spitze Mütze bietet ihm kaum Schatten.

»Ti’n iawn, Ffion?«, sagt er, als sie näher kommt.

»Well na fo.« Sie nickt zum Kajak.

»Besser als ihr«, korrigiert der Officer. »Das Opfer ist weiblich.«

Ffion geht zu den anderen Polizisten, den Blick auf die Leiche im Kajak fixiert – eine Leiche, von der auch Ffion jetzt erkennt, dass es sich um eine Frau handelt. Sie trägt einen tief ausgeschnittenen Badeanzug, und die unverdeckte Haut ist fleckig violett. Die untere Hälfte der Frau ist halb unter der wasserfesten Plane des Kajakeinstiegs verborgen. Die Kombination lässt Ffion an eine makabre Meerjungfrauenart denken.

»Alles okay?« Ffion erkennt die Beamtin, Police Constable Lucy Doherty, nicht hingegen den Typen, der bei ihr ist. Seine dunklen Locken sind vorn zu einer Tolle gegelt, und an seiner Polizeikrawatte ist eine silberne Anstecknadel. Sie zeigt ihm ihren Ausweis. »DC Morgan. Bryndare CID.«

»Sam Taylor«, antwortet er und neigt den Kopf vor, was weniger ein Nicken als eine Verbeugung ist. »Vor Kurzem von Cheshire hierher versetzt. Ich hoffe, mich fürs CID bewerben zu können, also bin ich dankbar für Tipps.« Sam lächelt auf eine Art, die Ffion sofort die Zähne zusammenbeißen lässt. Es ist das Lächeln eines Mannes, der nicht glaubt, dass er Tipps braucht, sondern es nur sagt, um sich bei jemandem beliebt zu machen, der ihm nützlich sein könnte. Ffion sieht zu Lucy und bemerkt das Ende eines Augenverdrehens.

»Wer hat das Kajak gefunden?«, fragt Ffion.

Lucy öffnet den Mund, doch Sam ist schneller.

»Ein Mann namens Steffan Edwards. Er hat das Bootshaus aufgeschlossen, als er meinte, ein verlassenes Kajak zu sehen. Ist mit einem Motorboot raus, um es vom See zu holen, und …« Er zeigt auf die Frau zu ihren Füßen. »Keine Sorge, wir haben nichts angefasst.«

»Sie haben überprüft, ob sie atmet«, wirft Lucy ein.

»Ja, klar.« Sam wird rot. »Lebenserhaltung geht vor Tatortsicherung. Da war kein Puls«, ergänzt er überflüssigerweise.

Ffion sieht Sam an, der ihren Blick beinahe provozierend hält. Er ist jünger als sie – höchstens achtundzwanzig. »Dann machen Sie mal.«

»Wie bitte?« Sam runzelt die Stirn.

»Betrachten Sie es als Generalprobe fürs CID. Was sind die nächsten Schritte?«

»Oh, ja, die Spurensicherung herholen.«

»Wozu?«

»Um forensische Beweise zu sammeln und den Fund in situ zu fotografieren.«

»Aber es könnte ein Unfall gewesen sein«, sagt Ffion. »Wollen Sie Steuergelder ausgeben, um etwas zu fotografieren, das vielleicht nicht Folge einer Straftat ist?«

»Unbedingt.« Sam lässt sich von Ffions Rollenspiel nicht verunsichern. »Bis wir wissen, wie das Opfer gestorben ist, könnte es zu spät sein, um noch Beweise zu sichern. Das muss jetzt passieren.«

»Okay, gut. Was haben Sie sonst noch für Prioritäten?«

»Das Kajak«, antwortet Sam. »Wird das Opfer hier entnommen, können Beweise verloren gehen. Ich würde anordnen, dass es so in die Gerichtsmedizin gebracht wird – in dem Kajak.«

»Nicht schlecht«, gesteht Ffion widerwillig. »Nur eines noch.«

»Was?«

»Diese Frau ist jemandes Tochter, möglicherweise jemandes Frau oder Schwester. Sie ist kein ›Fund‹ oder ›es‹.« Ffion greift nach ihrem Funkgerät und fordert die Spurensicherung und einen Transport an, wobei sie das Kajak betrachtet. Die Frau trägt weder Helm noch Spraytop. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Urlauber in unpassender Kleidung auf den See rausfahren, durchaus aber flussaufwärts, wo die heftige Strömung alle abschreckt, die nicht extrem entschlossen sind – oder leichtsinnig. Und selbst leichtsinnige Paddler tragen keine Badesachen, die sich eher zum Schlendern an karibischen Stränden eignen – zumindest Ffions Erfahrung nach nicht. Und leichtsinnige Paddler, die nicht zurückkehren, werden so gut wie immer nach einigen Stunden vermisst gemeldet. Etwas passt hier nicht, und das heißt normalerweise eines.

Mord.

VIER

SONNTAG | LEO

Es muss auf der anderen Seite sein.« Leo wendet den Wagen und fährt langsam die breite Allee hinauf. Die Häuser liegen ein Stück von der Straße zurück, manche hinter imposanten Toren, andere am Ende geschwungener Kiesauffahrten. In der Neubausiedlung, in der Leo wohnt, sehen alle Häuser gleich aus, doch hier in The Hill gibt es keinen einheitlichen Stil. Mal sind die Fassaden aus Sechzigerjahre-Backstein, mal aus Cotswolds-Stein, mal aus falschem Fachwerk. Sie passieren (zum zweiten Mal) einen auffälligen Glasbau, der wie ein Büroklotz anmutet, und Leo fragt sich, wie die Besitzer eine Baugenehmigung für etwas derart Außergewöhnliches bekommen haben. Mit Geld lässt sich alles regeln, nimmt er an.

»Man weiß einfach schon, dass diese Leute sich sofort beschweren werden, wie lange wir brauchen«, sagt Dawn, während sie nach den Namen der Häuser Ausschau hält. »Hätten sie Nummern wie normale Häuser, wäre es um ein Millionenfaches leichter, sie zu finden.«

»Erzähl das meiner Ex-Frau«, sagt Leo. »Als sie hergezogen ist, hat sie als Erstes die Nummer vorn abgenommen und ihre neue Adresse mit ›The Willows‹ angegeben. Sie freut sich einen Keks, wenn der Postbote sie nicht findet.«

»Deine Ex wohnt hier?« Dawn zeigt zu einem großen Findling am Straßenrand, in den »Sunnyside« gemeißelt ist. »Das ist es.«

»Sie sagt Leuten, dass sie in ›The Hill‹ wohnt.« Leo biegt durch das offene Tor am Ende der Einfahrt. »Ihr neuer Kerl hat einiges Geld von seinen Eltern geerbt, und sie haben ein renovierungsbedürftiges Haus unten um die Ecke gekauft.«

Kies knirscht unter den Autoreifen, als Leo um ein rundes Blumenbeet in der Mitte der Auffahrt fährt. Das Haus ist aus rotem Backstein mit bodenlangen Fenstern im Erdgeschoss und Säulen zu beiden Seiten der riesigen Haustür.

Dawn zieht am Klingelzug, von drinnen ist ein langsam verebbendes Bimmeln zu hören. Es vergehen mehrere Sekunden, bis sie Schritte hören. Die Tür wird geöffnet.

»Sie haben sich ja reichlich Zeit gelassen.«

Im ersten Moment denkt Leo, dass Mrs Lennox ihnen nackt geöffnet hat. Dann erkennt er, dass sie hautfarbene Leggings und ein passendes kurzes Top trägt. Ihr dunkles Haar ist so stramm zurückgebunden, dass es die Haut über den Wangenknochen strafft.

»Tut uns leid«, antwortet Dawn. »Wir konnten Sie nicht finden.«

Mrs Lennox seufzt gereizt und dreht sich nach drinnen um. »Ich würde Sie bitten, die Schuhe auszuziehen, aber das ist wohl zwecklos: Ihre Kollegen haben überall Fingerabdruckpuder verteilt. Dem Himmel sei Dank, dass sie fast fertig sind; das Haus sieht aus, als wäre hier eine Bombe hochgegangen.«

Die Diele von Sunnyside ist größer als Leos gesamtes Erdgeschoss, und nirgends ist eine Spur von dem metaphorischen Bombeneinschlag zu entdecken. Vielmehr wirkt alles blitzsauber. In der Dielenmitte führt eine breite Treppe zu einem Zwischengeschoss mit einer riesigen Glasdecke, durch die alles mit Licht geflutet wird. Der Rest des Raums ist leer, was wie Platzverschwendung anmutet, auch wenn es den Lennoxes nicht an Raum zu mangeln scheint. Von der Diele gehen mehrere offene Türen ab, und Leo kann in ein Wohnzimmer mit vier im Quadrat aufgestellten Sofas sehen.

Mrs Lennox führt sie in die Küche, wo ein Mann in sehr engen Shorts an einer Kochinsel lehnt. Das Fenster hinter ihm ist eingeschlagen, und Leo bemerkt einen weiß gewandeten Spurensicherer im Garten, der sich den äußeren Fensterrahmen vorgenommen hat. »Das ist mein Mann, JP«, sagt Mrs Lennox.

»JP?« Leo streckt ihm die Hand hin, die Mr Lennox ignoriert.

»John Paul Lennox. Alle nennen mich JP. Meine Frau heißt Camilla.« JPs Haar ist kunstvoll – wenn auch nicht sonderlich erfolgreich – über einer großen kahlen Stelle drapiert. Es wäre dreist anzunehmen, denkt Leo, dass Camilla Lennox nur seines Geldes wegen mit ihrem erheblich älteren Mann zusammen ist, allerdings kann Leo nicht recht sehen, was sonst noch für JP spräche.

»Haben Sie die schon geschnappt?«, fragt JP. Er lässt keinen Raum zum Atmen, geschweige denn Antworten. »Dachte ich mir. Die sind längst über alle Berge. Ist Ihnen klar, wie lange es gedauert hat, bis ein Streifenwagen hier war?« Er will die Frage selbst beantworten, doch Dawn erspart ihm die Mühe.

»Sechs Minuten«, sagt sie lächelnd. »Acht Minuten unter Zielvorgabe.«

JP blinzelt. »Tja, fühlte sich verdammt viel länger an.«

»Wir würden Ihnen gern einige Fragen stellen, wenn das okay ist«, sagt Leo.

»Ich weiß nicht, was ich noch sagen kann, das ich nicht schon Ihren uniformierten Kollegen erzählt habe.« Doch JP zeigt zum Tisch und zieht sich einen gepolsterten Stuhl vor. »Kaffee?«

»Wenn es nicht zu viel Umstände macht«, antwortet Dawn.

»Nein, gar nicht.« JP erhebt sich und ruft: »Jade!«

Aus einer Ecke erscheint eine junge Frau mit Schürze, anscheinend aus einem Hauswirtschaftsraum. Sie ist blass, hat ein herzförmiges Gesicht und große blaue Augen. Ihr offenes blondes Haar sieht aus, als könnte es eine Wäsche vertragen.

»Kaffee«, sagt JP. »Drei Tassen. Und ein Tee für Camilla. Die Detectives sind hier, um Fragen zu dem Einbruch zu stellen.«

Jade starrt ihn mit leicht geöffnetem Mund an.

»Aufwachen!« JP schnippt mehrmals mit den Fingern.

Jade blinzelt. »Ist ja gut, nur die Ruhe«, murmelt sie und geht zu einem der Küchenschränke.

»Ich tue mal so, als hätte ich das nicht gehört.« JP setzt sich wieder und stößt ein gezwungenes Lachen aus. »Man fragt sich, wie die durch den Tag kommen, nicht?«

Leo und Dawn wechseln einen Blick. Was für ein Charmeur.

»In dieser Gegend anständiges Personal zu bekommen, ist ein totaler Albtraum.« Camilla setzt sich zu ihnen. »Und bei den Handwerksbetrieben ist es dasselbe. Ich hatte jemanden hier, der mir ein Angebot für eine neue Küche machen sollte, und der hat mich einfach geghostet.«

»Das Resultat ist trotzdem hübsch«, sagt Dawn. Auch Leo muss zugeben, dass es eine schöne Küche ist. Marmorarbeitsflächen auf massiven Holzschränken in einem hellen Salbeiton. Über der Insel hängen drei Glaslampen.

Zunächst ist Camilla verwirrt, dann lacht sie los. »Das? Gott, das ist die alte Küche! Die neue wird umwerfend.«

»Geldverschwendung, wenn Sie mich fragen«, sagt JP.

»Das sieht die Maklerin anders«, erwidert Camilla. »Hier steht ein Haus zum Verkauf. Ormindale«, erklärt sie für Leo und Dawn. »Warren und Emmy Irvine machen gerade eine ziemlich hässliche Scheidung durch.«

Leo, der noch die Nachwirkungen von seiner Trennung spürt, fragt sich, ob es auch andere gibt.

»Jedenfalls habe ich gesehen, wofür ihr Haus angeboten wird, und hatte dieselbe Agentur hier, um unser Haus zu schätzen«, sagt Camilla. »Es sind ja alle Häuser anders, müssen Sie wissen. Die Makepeaces haben Anfang des Jahres das Dachgeschoss ausgebaut, und die Jeffersons haben an ihrem so viel angebaut, dass es nicht wiederzuerkennen ist.« Camilla schüttelt den Kopf, ehe sie sich ein kleines, selbstgefälliges Lächeln erlaubt. »Anscheinend wird unseres hunderttausend mehr wert sein als Ormindale, wenn wir erst die neue Küche haben.«

»Die neue Küche wird uns sicher hunderttausend kosten«, murmelt JP. »Dieser Einbruch hat hoffentlich keinen Einfluss auf die Immobilienpreise.«

Leo bemerkt eine Kehrschaufel mit Porzellanscherben auf der Insel. »Wurde bei dem Einbruch viel kaputt gemacht?«

»Nur diese Porzellanfigur«, antwortet Camilla. »Die war zum Glück nichts wert.«

»Haben Sie die dem Spurensicherer gezeigt?« Leo schiebt seinen Stuhl zurück, um es sich anzusehen.

»Ja, klar, deshalb ist sie ja da. Anscheinend gibt es keine Fingerabdrücke. Er hat die Teile zusammengefegt und dort gelassen, falls ich versuchen will, sie zu kleben.«

Leo nimmt die größte Scherbe auf und sieht die Teile in der Kehrschaufel durch. Es ist – oder war – eine Porzellanfigur von einer Schäferin. Sie hält einen gebogenen Stab, ein Lamm drückt sich an ihren Porzellanrock, und anscheinend hatte sie noch eines unter dem Arm. Ein bisschen zu putzig für Leos Geschmack, was er gegenüber Mrs Lennox natürlich niemals aussprechen würde. »Es ist ein recht glatter Bruch; wahrscheinlich könnten Sie sie kleben.«

»Es war ein albernes Geschenk von einer Freundin, schon vor Jahren – kitschiger Unsinn. Ich werfe sie später weg.«

»Sie waren in Abersoch, als der Einbruch passierte?«, fragt Leo.

»Wir haben da ein Haus, und Freunde hatten uns zum Essen eingeladen. Wir konnten schlecht Nein sagen, auch wenn es ein bisschen anstrengend ist, für nur eine Nacht hinzufahren. Der Verkehr kann ein Albtraum sein, und wir mussten früh heute Morgen zurück, weil JP ein Wohltätigkeitsgolfturnier hat.«

»Hätte«, korrigiert JP und blickt auf seine Uhr. »Ich sollte jetzt am Abschlag sein, deshalb wollte ich die Einladung ja absagen.«

»Oh, stimmt!« Camilla lacht schneidend. »Es ist okay, meine Freunde vor den Kopf zu stoßen, aber Gott bewahre, dass wir dein Golfspiel verpassen …«

»Wann sind Sie gestern weggefahren?«, unterbricht Dawn, bevor das Gezanke weitergeht.

»Gegen fünf«, antwortet JP.

»Und wann waren Sie heute Morgen wieder hier?«

JP sieht seine Frau an. »Halb acht?«

»Ungefähr, ja«, sagt Camilla.

Dawn notiert sich etwas. »Also kann der Einbruch irgendwann zwischen fünf Uhr nachmittags gestern und heute Morgen gewesen sein?«

»Ich schätze, ja«, antwortet Camilla.

Jade stellt ein Tablett hin und beginnt, die Tassen zu verteilen. Leo bedankt sich bei ihr, um wettzumachen, dass ihre Arbeitgeber sie überhaupt nicht beachten, doch sie sieht ihn nicht einmal an. Sie klappert mit seiner Tasse, sodass Kaffee auf die Untertasse schwappt.

»Wann haben Sie von dem Einbruch gehört, Jade?«, fragt Leo.

»Mrs Lennox hat mir eine Textnachricht geschickt.« Sie schaut kurz zu ihm, während sie weiter Tassen hinstellt. »Ich … ich war nicht hier.«

»Jade arbeitet nicht an den Wochenenden«, erklärt Camilla. »Ich habe sie heute hergerufen, damit das Chaos aufgeräumt wird.«

»Dann wohnen Sie nicht hier?«, fragt Dawn.

»Ich bin verheiratet. Habe zwei kleine Kinder. Wir wohnen in Stonebridge.«

Leo kennt Stonebridge Gardens, eine große Sozialsiedlung ein paar Meilen östlich. »Und waren Sie gestern Abend zu Hause?«

»Ich bin jeden Abend zu Hause. Das Baby wird noch viel wach, und sie will die Flasche nicht nehmen.«

»Ist es in Ordnung, wenn wir Ihren Partner bitten, es zu bestätigen?« Leo lächelt, um ihr zu bedeuten, dass sie sich keine Sorgen machen muss. »Es ist reine Routine.«

»Ja, geht wohl.«

»Danke.« Leo wendet sich wieder JP und Camilla zu. »Wir bräuchten bitte noch Namen und Kontaktdaten von jedem, der Zugang zum Haus hat. Haben Sie eine Alarmanlage?«

»Jemand hat vergessen, die einzuschalten.« JP blickt wütend zu seiner Frau.

»Ich hatte sie eingeschaltet. Sie muss kaputt sein.«

»Tja, wie auch immer, sie ist nicht angegangen und war nicht eingeschaltet, als wir heute Morgen zurückgekommen sind.«

»Wer kennt den Code?«, fragt Dawn.

»Nur wir drei«, antwortet Camilla. »JP, ich und …«, hier sieht sie vorwurfsvoll zur Hilfe, »… Jade.«

»Ich habe nicht … Ich würde nie …« Jade wirkt den Tränen nahe.

Draußen packt der Spurensicherer zusammen. Leo steht wieder auf. »Verzeihung, ich rede kurz mit meinem Kollegen. Dawn, kannst du die Aussagen aufnehmen?«

 

»Keine Abdrücke, bedaure.« Der Spurensicherer zieht seine Kapuze ab.

»Nicht mal auf der zerbrochenen Figur?«

»Handschuhe.« Der Mann zuckt mit den Schultern. »Wie es aussieht, haben die gewusst, was sie tun. Saubere, ordentliche Suche, sehr wenig bewegt, außer den Sachen, die sie mitgenommen haben – und das war nicht viel.«

»Vielleicht waren sie ohne Fahrzeug«, sagt Leo. »Und haben nur so viel genommen, wie sie tragen konnten.«

»Kann sein, wobei da eine Glasschale mit mehreren Ringen neben der Spüle steht und auch einige andere Kleinigkeiten für mich so aussehen, als könnten sie was wert sein, wobei ich mich nicht besonders gut auskenne. Mir kommt es komisch vor, dass sie die nicht angefasst haben. Hätten sie leicht in die Tasche stecken können.«

Leo nickt zu dem Glas unter dem eingeschlagenen Fenster. »Haben Sie Fußspuren gefunden?«

»Keine einzige. In den frühen Morgenstunden hat es geregnet, also wird der Einbruch wahrscheinlich vorher stattgefunden haben.«

Was ein Zeitfenster von sechs bis sieben Stunden lässt? Leo schaut zu den Häusern auf beiden Seiten, aber die stehen hier so weit auseinander – und die Gartenhecken sind so hoch –, dass vermutlich keiner einen Eindringling gesehen hat.

 

»Du nimmst diese Straßenseite«, sagt Leo zu Dawn, nachdem sie die Aussagen aufgenommen und Mrs Lennox verlassen haben, die klagte, dass sie das Fingerabdruckpuder nie und nimmer von der Wand bekäme. »Ich übernehme die andere.« Er lockert seine Krawatte und fährt mit einem Finger unter dem Kragen seines hellblauen Hemds entlang. »Gott, ist das heiß.«

Dawn hat ihr Handy ans Ohr gepresst und lauscht den Ergebnissen der Routineüberprüfung, die sie für die Bewohner von Sunnyside angefordert hatte. Sie trägt ein knielanges Baumwollkleid, das ungleich bequemer aussieht als Leos Anzug. Plötzlich schaut sie zu ihm, zieht die Augenbrauen hoch und bedankt sich, bevor sie das Gespräch beendet.

»Und?«, fragt Leo.

»Camilla und JP Lennox sind sauber.« Dawn macht eine kleine Pause. »Aber kein Wunder, dass Jade so nervös wirkte – sie hat sechs Monate in Styal eingesessen. Wegen Diebstahls.«

 

X.com

Duncan Murphy @duncanmurphy_16

Gerade Folge 1 von @WithoutConviction gehört und frage mich, wie diese Police Officers nachts schlafen können! Stephanie Carmichael hatte ein ZWEITES TELEFON in ihrem Schlafzimmer versteckt, und die Polizei hat es glatt ignoriert #carmichaelmurders

#defundthepolice

 

Sophie Barnett @eastlondonSoph

Wissen wir, was da drauf ist?

 

True Crime Fandom @truecrimefandom

@eastlondonSoph Das Anruferverzeichnis zeigt mehrere Anrufe von und an eine einzige Nummer. Keine Textnachrichten, was schräg ist

 

Sophie Barnett @eastlondonSoph

Boomers können keine Texte

 

Richard Sheldon @SheldonRichard1956

@eastlondonSoph das ist eine unerträgliche Verallgemeinerung. Manche von uns sind technisch durchaus versiert, wie diese Tweets beweisen. Gruß, Richard.

 

Sophie Barnett @eastlondonSoph

@truecrimefandom Also mit wem hat sie die ganze Zeit telefoniert?

 

True Crime Fandom @truecrimefandom

@eastlondonSoph die andere Nummer war ein Prepaid-Handy. Unwahrscheinlich, dass die Polizei je herausbekommt, wem das gehörte, bedenkt man, wie viel Zeit verstrichen ist.

 

Duncan Murphy @dunconmurphy_16

@truecrimefandom @eastlondonSoph Hätten die vor zehn Jahren ihren Job richtig gemacht, wäre Karl Munson nicht im Gefängnis gestorben #defundthepolice

 

True Crime Fandom @truecrimefandom

@duncanmurphy_16 @eastlondonSoph Das macht einen nachdenklich, nicht? Klar war das furchtbar, was Stephanie Carmichael und ihrem Mann passiert ist, aber sie war eindeutig nicht ganz sauber

 

DrCarlMeyer @CLMeyer_PhD

@truecrimefandom Willst du ernsthaft andeuten, sie hat das selbst verschuldet? @duncanmurphy_16 @eastlondonSoph

 

True Crime Fandom @truecrimefandom

@CLMeyer_PhD @duncanmurphy_16 @eastlondonSoph Nein! Ich sage, der, den sie geheim gehalten hat, ist offensichtlich der Mörder …

FÜNF

SONNTAG | FFION

Nachdem Ffion den Abtransport des Kajaks mitsamt Ladung in einem privaten Krankenwagen überwacht hat, kehrt sie zu ihrem Auto zurück, in dem es nach anderthalb Stunden in der prallen Sonne erstickend heiß ist. Mühsam klappt Ffion das Verdeck nach hinten und fährt die knapp zwei Meilen von Cwm Coed zum Rafting-Center. Nun ist der Motor viel zu laut, als dass sie weiter ihren Podcast hören kann.

Vorm Rafting-Center sitzt ihre Kollegin DC George Kent in einem Dienstwagen mit laufendem Motor. Ffion parkt neben ihr und fühlt die eisige Luft der Klimaanlage, als George die Fahrertür öffnet.

»Ist das Wetter nicht herrlich?«, sagt George. Sie trägt eine schwarze Leinenhose und ein passendes kurzärmliges Top, beides auf wundersame Weise unzerknittert.

»Es ist verflucht schrecklich.« Ffions Hals ist schweißfeucht, und sie zieht ein Haargummi vom Schaltknüppel, um sich das Haar zurückzubinden.

»Ist mal was anderes als Regen.«

»Ich mag Regen.« Ffion steigt aus dem Wagen. »Der hält die Leute fern.«

»Ich wette, Cwm ist heute überlaufen«, sagt George, als sie auf das Rafting-Center zugehen.

»Jap, der See besteht zu neunzig Prozent aus Paddelbooten.«

»Und zu zwanzig Prozent aus Rettungswesten, nehme ich an.« George blickt zum Ufer, wo eine Gruppe von Frauen sich gegenseitig in die grellorangenen Rettungswesten hilft. »Alles purer Spaß, bis jemand ertrinkt.«

»Was für ein heiterer Slogan.« Ffion grinst. »Visit Wales sollte dich für die Werbung einstellen.«

»Und ob sie das sollten – es könnte einige unnötige Todesfälle verhindern. Wann begreifen die Leute endlich, dass Wasser tötet?«

Ffion schiebt die Tür zum Bootsverleih auf. »Ich glaube nicht, dass eine Rettungsweste diesen verhindert hätte.«

»Warten wir ab, was die Autopsie ergibt. Ein Zehner, dass sie auf Unfalltod befindet.«

»Ich bin dabei«, sagt Ffion. »Allerdings muss ich dich warnen, dass hier mein Ruf auf dem Spiel steht. Ich habe schon einem Herversetzten gesagt, dass es Mord war, und vor heißen Männern darf ich nicht das Gesicht verlieren.«

»Heiß?«

»Objektiv gesprochen. Aber ein Arsch obendrein, also …« Ffion zuckt mit den Schultern.

 

Der fünfzehnjährige Ed Clough sieht nicht auf, als Ffion und George das Café betreten. Er sitzt neben der Geschäftsführerin, Donna, und umklammert ein Pint Wasser mit beiden Händen. Unter dem blonden Haarschopf wirkt das Gesicht des Jungen ein wenig grünlich.

»Wie geht es dir?«, fragt Ffion. Ed antwortet nicht.

»Er hat schon eine Weile nicht mehr gekotzt«, sagt Donna.

George setzt sich ihnen gegenüber. »Tja, es kommt nicht jeden Tag vor, dass man auf eine Leiche trifft.«

»Vor allem nicht am Morgen nach einer wilden Feier, was, Ed?«, fragt Ffion munter. »Ich habe gehört, dass die Jungfarmer gestern Abend ordentlich in Form waren.«

Ed wird bleich. Er nimmt einen Schluck Wasser und schließt die Augen, als er ihn nach unten zwingt. Ffion zieht ihr Telefon aus der Tasche. Sie will ihm ein Foto vom Fundort am See zeigen, doch George hüstelt und nimmt ihr das Handy weg.

»Hey, was machst du …« Ffion verstummt, als ihr klar wird, dass George die Aufnahme schneidet, damit der Inhalt des Kajaks nicht zu sehen ist. »Ah, verstehe.« Sie zeigt Ed das editierte Bild. »Ist dies das Kajak, das du heute Morgen gefunden hast?«

Ed sieht sehr zögerlich zum Display und schnell wieder zurück zu seinem Wasserglas. Er nickt.

»Prima«, sagt Ffion. »Ich meine, nicht prima prima, natürlich. Aber gut zu wissen, dass es nicht noch eines gibt, das den Awen runtertreibt.« Sie sieht Donna an. »Ist es definitiv eines von Ihren?«

Donna nickt. »Darf ich?« Sie greift nach Ffions Handy und zoomt mit Daumen und Zeigefinger das Heck des Kajaks heran, auf dem in schwarzem Marker die Zahl 87 steht. »Die mit den Nummern siebenundachtzig bis fünfundneunzig lagern wir hinten auf einem Gestell. Als ich heute Morgen aufgemacht habe, war die Siebenundachtzig weg, deshalb habe ich Ed losgeschickt, sie zu suchen.«

»Was ist das für eine Schürze um den Kajakeinstieg?«, fragt George und zeigt auf das Foto.

»Das ist ein Sprühwasserschutz. Er schließt sich um die Taille, wenn man eingestiegen ist, und verhindert, dass Wasser ins Kajak läuft. Mit das Erste, was wir den Leuten hier beibringen, ist der sogenannte nasse Ausstieg – wie sie die Schürze wegziehen und aus dem Kajak kommen, sollte es umkippen.«

»Angenommen, ein Kajakfahrer kann das nicht«, sagt George, »weil die Person sich zum Beispiel den Kopf angeschlagen hat und bewusstlos ist …«

»Dann würde sie ertrinken«, beendet Donna den Satz.

»Unser Tatortermittler wird später noch kommen, um sich die Lagerung anzusehen«, erklärt George. »Es wäre hilfreich, wenn Sie und Ihre Mitarbeiter Fingerabdrücke abgeben könnten, um Sie ausschließen zu können.«

»Natürlich.«

»Ist sie tot?«, fragt Ed plötzlich. Er sieht Ffion an, die zögert, dann nickt.

»Tut mir leid.«

»Dachte ich mir.«

Das Kippen seiner Stimme rührt etwas in Ffion an. Teenager sind so laut, fühlen sich so unbesiegbar, bis etwas passiert. Ffion hat es diesen Sommer bei ihrer eigenen Tochter erlebt. Seren wurde geboren, als Ffion erst sechzehn war, und die beiden sind wie Schwestern aufgewachsen. Wir sind nach wie vor eher wie Schwestern als Mutter und Tochter, denkt Ffion, auch wenn sich das langsam ändert. Und jetzt ist Seren achtzehn und geht an die Universität. Sie war regelrecht übergequollen vor Aufregung, als sie die A-Levels hinter sich hatte, und jedem, der ihr zuhörte, erzählte sie, dass sie es nicht erwarten könne, weg aus Cwm Coed zu kommen. Sie und ihr Freund Caleb zeigten Ffion das Haus, das sie sich mit drei anderen teilen wollten, und Ffion verkniff sich die Bemerkung, es sei so weit von der Londoner Innenstadt weg, dass sie ebenso gut weiter in Wales wohnen könnten. Als sich der Sommer hinzog, wurde Serens Prahlen verhaltener. Sie ist immer noch aufgeregt, das weiß Ffion – will immer noch das große Abenteuer –, aber sie hat auch Angst.

»Mir tut ehrlich leid, dass ich es losgelassen habe«, sagt Ed.

Ffion hat Mitleid mit ihm. »Ich hätte wahrscheinlich dasselbe getan. Wohnst du noch in dem Haus an der Bushaltestelle?«

»Ja. Das mit der roten Tür.«

»Kenne ich. Geh nach Hause. Wir nehmen deine Aussage auf, wenn du dich wieder ein bisschen mehr wie ein Mensch fühlst, in Ordnung?«

Ed sieht Donna an, die ihm zunickt.

»Besorg dir ein paar Chips mit Salz und Essig und eine richtige Cola«, sagt Ffion. »Das war immer mein Frühstück erster Wahl nach der Jungfarmer-Party. Mit einem Bacon-Sandwich, versteht sich.«

Ed schlägt sich stöhnend eine Hand vor den Mund und rennt aus dem Raum.

»Tja, ich denke, ihn können wir von unserer Verdächtigenliste streichen«, sagt Ffion. »Er hat nicht den Magen dafür.«

»Verdächtigenliste?«, fragt Donna. »Sie glauben nicht, dass es ein Unfall war?«

»Momentan halten wir uns noch für alles offen«, erklärt George und wirft Ffion einen Blick zu.

»Die Frau, die den Campingplatz nebenan betreibt, sagt, sie hat gestern Abend drei Touristen gesehen, die mit einem Kajak zugange waren.«

»Cefn Coed?«, fragt Ffion. »Wissen Sie, wann sie die gesehen hat?«

»Um sechs rum.«

»Hat sie die Leute beschrieben?« George schlägt ihren Notizblock auf.

»Sie hat wohl nur die Beine gesehen. Denn die haben das Kajak über den Köpfen getragen und sind das Feld rauf zu Mervyns Ferien-Cottage gelaufen. Die sind im Zickzack gerannt und haben gemuht.«

Ffion sieht sie an. »Gemuht?«

»Das hat sie gesagt. Wenn es die Leute sind, die in Mervs Cottage wohnen, das sind Makler. Die haben gestern Morgen bei uns Stunden genommen und verdammt genervt.«

»Wie?«, fragt George, die aufblickt.

»Haben Blödsinn gemacht, nicht zugehört …« Donna zuckt mit den Schultern. »Ihnen hat es nicht gepasst, als wir sie zurechtwiesen, und sie fingen an, mich ›Miss‹ zu nennen, als wären sie in der Schule. Wäre es doch so, dann hätte ich die nachsitzen lassen!«

»Über wie viele reden wir?«, fragt Ffion.

»Vier. Ich musste die Organisatorin am Ende zur Seite nehmen und sagen, dass ich so kurz davor war, sie rauszuschmeißen. Der ältere Typ hatte gerade einen seiner Kollegen unter Wasser gedrückt, wissen Sie, so wie Leute Quatsch machen – aber eigentlich eben nicht?« Donna verzieht das Gesicht. »Die beiden konnten sich eindeutig nicht ausstehen.«

»Wann ist die Gruppe wieder gegangen?«, fragt George.

»Ich habe sie um halb vier ausgetragen.«

»Wissen Sie, wo sie von hier aus hin sind?«

»Sie meinten, dass sie zurück zu ihrer Ferienunterkunft wollten, dann irgendwo essen gehen«, antwortet Donna. »Sie hatten mich gefragt, ob ich was empfehlen kann – und ich zitiere, ›ein Restaurant mit guter Weinkarte, fußläufig‹.«

Ffion lacht. »Die waren definitiv noch nie in Cwm Coed!« Sie schiebt ihren Stuhl zurück. »Komm, George, sehen wir mal, wofür sie sich entschieden haben: Caffi Coffi oder den Chip-Wagen.«

 

Bei dem Ferienhaus oben am Feld handelt es sich um eine umgebaute Scheune mit Außentreppe, die zu dem führt, was einst der Heuboden gewesen sein muss. Die Steinfassade scheint kürzlich gesandstrahlt worden zu sein, und das Schieferdach sieht neu aus.

»Was für eine tolle Ferienunterkunft«, sagt George und dreht sich zu der Aussicht bis hinunter nach Cwm Coed um.

»Mervyn gehören ein halbes Dutzend von denen. Alles Ferienhäuser.« Ffion klopft an die schimmernde schwarze Tür. »Die Leute meckern dauernd über Londoner, die hiesige Immobilienpreise in die Höhe jagen, sodass die Einheimischen sich nichts mehr in ihren eigenen Orten leisten können, aber die Hälfte der Farmer in Cwm Coed betreiben ein Airbnb. So viel zum Thema ›Kehr erst mal den Dreck vor deiner eigenen Haustür‹.«

Aus dem Haus ist nichts zu hören.

»Du wirkst ein bisschen aufgebracht«, sagt George.

»Ich habe das ganze letzte Jahr mit dem Versuch verbracht, ein Haus zu kaufen. Da wärst du auch aufgebracht.«

»Gehe ich recht in der Annahme, dass du bisher kein Umzugsdatum hast?«

»Frag nicht.« Ffion klopft wieder. »Der Verkäufer hat schon dreimal einen Rückzieher gemacht, und jetzt stellt sich mein Makler tot.« Sie will durchs Fenster spähen, doch kaum hat sie eine Hand über die Augen gehoben, um sie vom Licht abzuschirmen, wird die Tür geöffnet.