Die träumende KI - Lucas Fassnacht - E-Book

Die träumende KI E-Book

Lucas Fassnacht

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Beschreibung

Kann KI uns helfen, kreativer zu schreiben? Was sind die typischen Fallstricke und wie entlocke ich ihr ihr wahres Potenzial? Ist es möglich, mit ChatGPT einen originellen Plot zu entwickeln, meine Figuren glaubwürdiger zu gestalten oder ihnen spannende Dialoge in den Mund zu legen? Hilft die KI mir über Schreibblockaden hinweg? Lucas Fassnacht ist als Autor und Creative-Writing-Lehrer mit allen Tücken des Schreibprozesses bestens vertraut, und weiß, welche technischen Hacks wann weiterhelfen. Seine kurze Anleitung für den kreativen Umgang mit dem bekanntesten ChatBot ist das reinste Lesevergnügen – und garantiert dem menschlichen Geist entsprungen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Lucas Fassnacht

Die träumende

Kreativer schreiben mit ChatGPT

Über den Autor

Lucas Fassnacht studierte in Erlangen Altgriechisch und Linguistik. Mehrere Jahre lang war er als Teilnehmer, Veranstalter und Workshopleiter in der Poetry-Slam-Szene aktiv. Heute wohnt er in Nürnberg und arbeitet als Romanautor. Außerdem unterrichtet er Kreatives Schreiben an der Universität Erlangen-Nürnberg. 2022 wurde er mit dem Nürnberger Kulturpreis ausgezeichnet. „Die träumende KI“ ist sein erstes Sachbuch.

Impressum

Alle in diesem Buch veröffentlichten Aussagen und Ratschläge wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden, ebenso ist die Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Für die Inhalte der in dieser Publikation enthaltenen Links auf die Webseiten Dritter übernehmen wir keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall aufgrund der schlechten Quellenlage leider nicht möglich gewesen sein, werden wir begründete Ansprüche selbstverständlich erfüllen.

Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.

Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.

echtEMF ist eine Marke der Edition Michael Fischer

1. Auflage

Originalausgabe

© 2024 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling

Covergestaltung: Zoe Mitterhuber, unter Verwendung von Motiven von © Roman Samborskyi, © Nikiparonak und © Chinnapong

Dieses Werk wurde vermittelt durch Literarische Agentur Petra Hermanns.

Redaktion: Sylvia Gredig, Köln

Layout und Satz: Zoe Mitterhuber

Herstellung: Anne-Katrin Brode

ISBN 978-3-7459-2417-6

www.emf-verlag.de

Inhalt

Prolog

0 Kreatives Schreiben, Künstliche Intelligenz und Wilder Bärlauch

1 Finde deine Idee: Aller Anfang ist leicht

2 Setz dein Thema: Mut zum Risiko

3 Eine Struktur schaffen: Schablonen wollen gefüllt werden

4 Die Prüfung oder Erfolgreich recherchieren

5 Echter Charakter: Figuren lebendig werden lassen

6 Denkwürdige Szenen entwickeln: Rein in den Konflikt

7 Worldbuilding: Eine Welt zum Leben erwecken

8 Schreibhemmungen überwinden: Das Dunkle Tal

9 Vervollkommne deinen Stil: Kathedralen der Sprache errichten

10 Ende

Epilog

Prolog

Leandra kommt Jaro kaum hinterher. Ihr Herz pocht schmerzhaft, die Beine brennen. Die Füße in den viel zu großen Stiefeln sind wundgerieben, geben Leandra das Gefühl, über ein gigantisches Nadelkissen zu rennen.

Verdammt, ist Jaro schnell. Du nennst diese Welt von allen Göttern verlassen, hat er ihr gestern noch zugeflüstert, aber ich bin hier zu Hause.

Zu Hause. Leandra ist weiter entfernt davon als je zuvor. Vor einem Haufen mordlüsterner Banditen fliehen zu müssen, hätte sie noch vor ein paar Wochen nicht für möglich gehalten.

Nun, bis vor ein paar Wochen hätte sie es auch nicht für möglich gehalten, dass ihr Vater sie für vogelfrei erklären würde.

»Da vorne!«, ruft Jaro, ohne langsamer zu werden.

Leandra wischt sich den Schweiß aus den Augen, sieht auf. Dunkel glänzend schraubt sich die letzte Hoffnung, die sie noch haben, aus der aschgrauen Wüste in den pechschwarzen Himmel: der Portalturm.

»Jaro«, fleht Leandra, »nur kurz ausruhen. Bitte.«

Er deutet auf die Aschewolke hinter ihnen. »Wir müssen weiter.« Doch er nimmt den Wasserbeutel vom Gürtel, reicht ihn ihr.

Aber Leandra trinkt nicht. Sie kann die Entscheidung, die sie fürchtet wie keine andere, nicht länger aufschieben. »Ich muss alleine weiter. Sonst töten sie uns beide.«

Jaro lacht auf. »Vergiss es. Trink.« Seine Augen sind ein kaltes, finsteres Meer. So böse und abweisend wie an dem Tag, an dem Leandra ihm zum ersten Mal begegnet ist. Aber es gibt noch einen zweiten Jaro, seit gestern weiß sie das.

»Ich will dich nicht verlieren«, flüstert sie.

»Und deswegen«, sagt Jaro, »begleite ich dich.«

Kann eine KI so schreiben?

Bisher nicht.

Aber du, mit ihrer Hilfe.

0 Kreatives SChreiben, Künstliche Intelligenz und WIlder Bärlauch

Bevor die Reise losgeht, willst du vielleicht wissen, was dich erwartet.

Dies ist kein Ratgeber für das Schreiben sachlicher Texte. Wenn du also eine Bachelorarbeit verfassen willst oder einen Blogbeitrag oder einen Brief ans Finanzamt, dann ist dir mit anderen Büchern besser geholfen.

Hier soll es einzig um das Schreiben von Geschichten gehen. Und obwohl viele Hinweise auch für andere Gattungen hilfreich sein mögen (Gedichte, Theaterstücke, Hörbücher etc.), liegt der Fokus auf der literarischen Erzählung.

Wie schreibst du deine Story? Und noch wichtiger: Wie gelingt es dir, dass es eine gute Story wird?

Was macht eine erfolgreiche Recherche aus?

Dieser Ratgeber enthält in chronologischer Reihenfolge alle wichtigen Schritte, die du brauchst. Egal, ob du ins Straucheln kommst oder das Ziel aus den Augen verlierst, in diesem Buch findest du einen Begleiter, der dir von der ersten Idee bis zum letzten Feinschliff bei jeder Herausforderung treu zur Seite steht.

Ob du die Kapitel von vorne nach hinten durchgehst und dir erst einmal einen Überblick verschaffst oder dir jeweils dasjenige herauspickst, von dem du dir für dein aktuelles Problem die größte Hilfe erwartest, alles ist möglich. Jedes Kapitel kann für sich gelesen werden.

Nicht wundern, wenn manche Passagen wenig Bezug auf ChatGPT nehmen und eher wie ein klassisches Schreib­tutorial wirken. ChatGPT soll zwar als zentrales Werkzeug für deine Story erläutert werden, trotzdem können wir auf einige Basisregeln des literarischen Schreibens nicht verzichten. Du bist die Autorin – es ist deine Story, du entscheidest, wie du dein Werkzeug nutzt. Sei also darauf gefasst, dass du nicht jedes Problem einfach in die Tasten hacken können wirst, um umgehend eine Lösung serviert zu bekommen.

Grenzen der Technik: Statistik gewinnt keine Herzen

Eine Sorge geht um die Welt.

Die Sorge, dass der Mensch die Maschine braucht.

Aber die Maschine nicht den Menschen.

Als Deep Blue im Jahr 1996 Garri Kasparow im Schach schlug, erklärte die Menschheit trotzig, dass Computer vielleicht schneller rechnen konnten – aber nur, solange der Rechenweg keine Überraschungen bereithielt. Als AlphaGo im Jahr 2016 Lee Sedol im Go besiegte, behauptete die Menschheit nervös, dass der Erfolg der Computer auf eng umgrenzte Aufgabenstellungen beschränkt blieb. Als ChatGPT im Jahr 2022 der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde, trat der Menschheit der Schweiß auf die Stirn.

Was macht den Menschen aus, wenn selbst kreative Leistungen von Maschinen überzeugender erbracht werden? Gefühle? Wenn wir zugeben, dass der Wunsch nach Nähe auch bei anderen Lebewesen zu finden ist, was bleibt dann noch? Selbstmitleid?

Allerdings spielen die Menschen immer noch Go. Sie spielen immer noch Schach. Manche spielen sogar gegen den Computer – und der Computer scheint keine Einwände zu haben.

Kreativität ist keine rechnerische Leistung, Kreativität ist ein menschliches Bedürfnis. Kreative Menschen haben Computer gebaut. Wenn wir uns von der schöpferischen Kraft der Maschinen nicht einschüchtern lassen, sondern diese Kraft als Möglichkeit betrachten, unsere eigene Kreativität zu entfalten, dann müssen wir die Grenzen unseres Menschseins nicht betrauern. Dann finden wir neue Pfade, unser Menschsein zu erfahren, neue Pfade, unserer Umwelt zu begegnen. Bist du bereit für den Schritt ins Ungewisse?

Vermutlich bist du mit der grundsätzlichen Funktionsweise von ChatGPT bereits vertraut; du stellst eine Aufgabe, und basierend auf einer gewaltigen Datenbank spuckt ChatGPT eine Antwort aus.

Programme dieser Art nennt man Large Language Models (oder kurz: LLMs). Large, weil die Funktionsweise eine große Menge an Daten benötigt. Language, weil das zugrunde liegende Prinzip textbasiert ist. Model, weil die Ergebnisse per mathematischer Wahrscheinlichkeit berechnet bzw. modelliert werden.

ChatGPT steht für Generative Pre-trained Transformer. Generative, weil das Programm nicht aufgabenspezifisch designt wurde, sondern vielseitig einsetzbar ist. Pre-trained, weil es angelernt werden muss, indem es mit im Vorfeld markierten Datensätzen gefüttert wird. Transformer schließlich beschreibt die Methode, gemäß der das Programm Anfragen bearbeitet.

ChatGPT ist nicht das einzige erfolgreiche LLM und auch nicht unbedingt das beste – aber da es größere Bekanntheit besitzt als die anderen, soll es in diesem Buch die Hauptrolle spielen. Die gesamte hier beschriebene Vorgehensweise lässt sich problemlos auf andere LLMs übertragen.

In der Praxis ergeben sich zwei übergeordnete Funktionen. Zum einen lassen sich LLMs als verbesserte Suchmaschinen benutzen, die aus der Vielzahl an Antworten, die das Internet zu jeder möglichen Frage bereithält, die Essenz zusammenschütten. (Wie korrekt die Antworten sind, ist von LLM zu LLM unterschiedlich und teilweise bewusst einstellbar – beispielsweise ist der Copilot, die Variante von ChatGPT, die Microsoft für seine Suchmaschine Bing benutzt, der Wahrheit etwas strenger verpflichtet als die Basis-Version; dazu findest du mehr in Kapitel „8 Schreibhemmungen überwinden: Das Dunkle Tal“.)

Zum anderen sind LLMs in der Lage, Antworten auf derart hohem stilistischen Niveau zu geben, dass die Ergebnisse menschlichen Formulierungen in vielen Fällen überlegen sind – und zugleich benötigen diese Ergebnisse nur einen Bruchteil der Zeit.

Dieser zweite Punkt erklärt die eigentliche Aufregung, die nach der Veröffentlichung von ChatGPT entstanden ist. Manche feiern LLMs als die Möglichkeit, zahllose Bedarfstexte an die Maschine abzugeben und so dem Menschen viel Arbeit abzunehmen. Andere sehen im Ringen um Worte eine Triebfeder der menschlichen Entwicklung und fürchten den Verlust einer zentralen Kulturtechnik. Meine Meinung dazu erfahrt ihr im nächsten Kapitel.

Vorher möchte ich noch einige unangenehme Nebeneffekte der LLMs ansprechen. Sie haben nämlich sowohl eine ökologische als auch soziokulturelle Dimension, die jeder und jede Einzelne im Kopf haben sollte, wenn er oder sie LLMs verwendet.

Ökologisch problematisch ist der Energieverbrauch. Im Jahr 2023 benötigt eine Anfrage über ChatGPT 23-mal so viel Strom wie eine Anfrage über Google. Und je besser LLMs werden, desto mehr Energie benötigen sie, es ist also unwahrscheinlich, dass der Stromverbrauch abnimmt.1

In der soziokulturellen Dimension finden wir ein Problem, das das kreative Schaffen der Menschheit schon lange begleitet hat, aber im digitalen Zeitalter noch einmal deutlich drängender geworden ist: Kann man eine kreative Leistung »besitzen«? Und wenn ja, wem gehört sie? Die Datensätze, mit denen LLMs trainiert werden, werden gewöhnlich aus dem Internet geschöpft, mehr oder weniger ungefiltert. Eine Kompensation der Urheberinnen ist nicht vorgesehen. Das bedeutet nicht nur, dass die Kreativwirtschaft unverhältnismäßig schwach von ihren Leistungen profitiert, die Tech-Konzerne hingegen unverhältnismäßig stark (das Prinzip kennst du von YouTube und Spotify). Es dürfte außerdem mittelfristig dazu führen, dass immer mehr computergenerierte Texte im Internet erscheinen, bis deren Anzahl überwiegt. Computergenerierte Texte tendieren allerdings viel stärker zur Mitte als menschengemachte (warum das so ist, beschreibe ich im nächsten Kapitel) – es droht auf lange Sicht eine Verengung des kreativen Spektrums.

Ein weiteres Problem findet sich im Training des LLMs. Das ist nämlich von Menschen abhängig. Zu entscheiden, ob eine computergenerierte Aussage bestimmten Erwartungen entspricht oder nicht, ist nicht allzu kompliziert. Deswegen tendieren die relevanten Konzerne dazu, auf diejenigen Arbeitskräfte zurückzugreifen, die weltweit am billigsten sind und am wenigsten arbeitsrechtliche Ansprüche stellen. Sprich: LLMs mögen wie die meisten anderen Großprojekte der Menschheit von einigen wenigen visionären Köpfen ersonnen worden sein – umgesetzt werden sie durch die Ausbeutung der namenlosen vielen.

Das Training ist nötig, weil LLMs nicht in der Lage sind, Information zu bewerten – weder auf sachlicher noch auf ethischer Ebene. Letzterer Umstand führt zu einer verselbstständigten Reproduktion von Vorurteilen mit ungewissem Ausgang.

Als letzter Punkt sei der Datenschutz erwähnt: Klar, wir haben uns daran gewöhnt, unseren Smartphones bzw. der Cloud von Blutdruckwerten bis Nacktfotos unsere privatesten Informationen anzuvertrauen. Aber was würde es bedeuten, wenn wir bald den Großteil der Gedanken, die wir festhalten wollen, von der Maschine verschriftlichen lassen? Können wir komplexere Gedanken fassen als je zuvor, weil die Maschine sie unseren Fähigkeiten entsprechend runterbricht? Oder denken wir immer ähnlicher, weil unsere Sprache sich angleicht? Kann man es überhaupt noch Denken nennen, wenn wir nur noch vage Ideen fassen und die Ausarbeitung outsourcen?

Feinster Stoff für einen dystopischen Roman: Der moderne Frankenstein vertraut seinem Monster so viele Aufgaben an, bis er ohne es nicht mehr überlebensfähig ist.

Trotzdem schreibe ich einen Ratgeber zu LLMs. Wie passt das zusammen?

In Smartphones steckt Kinderarbeit, die Produktion günstiger Lebensmittel laugt die Böden aus, Fliegen zerstört die Atmosphäre etc. pp. Ich will die Welt, in der ich lebe, nicht verdammen. Aber das Mindeste, was ich tun kann, ist, mir bewusst zu machen, dass mein Handeln sie mitgestaltet – im Guten wie im Schlechten.

Nachdem sich allein mit den Schattenseiten von LLMs ein eigenes Buch füllen ließe, stellt sich unweigerlich die Frage: Wofür sind die Dinger überhaupt gut?

Am 30. November 2022 wurde die Version GPT-3 der Welt kostenlos zur Verfügung gestellt. Zwei Monate später hatten 100 Millionen Menschen das Programm ausprobiert. Bis dahin war keine Softwareanwendung schneller gewachsen. Ein Hype. Jetzt könnte man sagen, jeder Hype geht vorbei. Und tatsächlich sinken die Userzahlen bereits wieder.

Aber das liegt einerseits daran, dass die Konkurrenz aufholt (Google zum Beispiel entwickelt PaLM, Meta bringt LLaMa ins Rennen – offensichtlich war bei der Namenswahl niemand vom Marketing dabei). Und andererseits ist noch gar nicht ganz klar, was LLMs überhaupt können. Für viele scheinen sie nichts weiter zu sein als ein witziges Spielzeug. Was bei technologischen Entwicklungen nicht ungewöhnlich ist: Im antiken Ägypten hatte es bereits Dampfmaschinen gegeben, aber bis James Watt dauerte es dann doch noch eine Weile.

Dass LLMs die Welt verändern werden, ist sicher. Im März 2023 forderten große Namen von Elon Musk bis Steve Wozniak ein Moratorium für die Entwicklung Künstlicher Intelligenz.2 Yuval Noah Harari, der Autor von Homo Deus und ebenfalls Unterzeichner der Forderung, sieht in textender KI die größte Gefahr für demokratische Gesellschaften. Im Sommer und Herbst 2023 streikten die Kreativen in Hollywood aus Sorge, dass ihre ohnehin tristen Arbeitsbedingungen sich aufgrund von KI weiter verschlechtern würden.

Die Tech-Gemeinde starrt also bang die Geister an, die sie selbst geschaffen hat, und Menschen, die von Berufs wegen schöpferisch tätig sind, malen sich eine düstere Zukunft aus. Gleichzeitig fabulieren Banken wie Goldman Sachs davon, dass die Weltwirtschaft aufgrund von KI jährlich um sieben Prozent wachsen könnte. (An selber Stelle erwartet Goldman Sachs die Automatisierung von 300 Millionen Arbeitsplätzen, was die Frage aufwirft, wer eigentlich von diesem zusätzlichen Wachstum profitieren würde. Vermutlich haben Goldman Sachs und Karl Marx da eine ähnliche Antwort.)

In vielen Bereichen wird textende KI bereits massiv eingesetzt: Versandhändler optimieren ihre userspezifische Werbung, Verkehrsbetriebe ihre Routenplanung, Filmstudios passen ihre Stoffe an die Sehgewohnheiten des Publikums an, Marktforschungsinstitute suchen nach Mustern in Online-Rezensionen.

Wir fassen zusammen: LLMs sind bereits tief verankert in unserer Welt, und sie werden unsere Art zu leben auf den Kopf stellen. Von manchen werden sie als Bedrohung empfunden, von anderen wie ein Heilsversprechen aufgenommen.