Die V2 - Rakete - Ulrich Elfr - E-Book

Die V2 - Rakete E-Book

Ulrich Elfr

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Beschreibung

Raketen sind aus dem militärischen Bereich heute nicht mehr wegzudenken. Das Aggregat 4, besser bekannt unter seinem propagandistischen Namen "Vergeltungswaffe 2 (V2)" erlangte im Zweiten Weltkrieg traurige Berühmtheit. Auch wenn die V2 bei weitem nicht den Erfolg brachte, den ihr die Propaganda zuschrieb, bleibt sie bis heute eine der bekanntesten Raketen. Doch welche technischen Details haben sie ausgezeichnet? Dieses Buch gewährt Einblicke in ihre Entwicklung unter der Leitung Wernher von Brauns. Dabei erklärt die "V2-Fibel", die den Soldaten als Anleitung diente, mit zahlreichen Illustrationen ihren Abschuss von mobilen Raketenbasen.

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Seitenzahl: 175

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Ulrich Elfrath

Die V2-Rakete

Entwicklung,

Produktion, Abschuss

Impressum

Math. Lempertz GmbH

Hauptstr. 354

53639 Königswinter

Tel.: 02223/ 90 00 36

Fax: 02223/ 90 00 38

[email protected]

www.edition-lempertz.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus zu vervielfältigen oder auf Datenträger aufzuzeichnen.

© 2014 Mathias Lempertz GmbH

Autor: Ulrich Elfrath

Covergestaltung: Ralph Handmann

ISBN: 978-3-943883-97-8

Gewidmet meiner Ehefrau Marlis, deren Augen auf der Orthographie ruhten…die Hände auf der Tastatur.

Inhalt

Einleitung

Der Weg zur V2

Vom Aggregat 1 bis zum Aggregat 4

Die Vergeltungswaffen vor und nach der V2:

Die Fieseler FZG-76 („Vergeltungswaffe 1“)

Die Kanone V-3 („Vergeltungswaffe 3“)

Das Aggregat 4 „Vergeltungswaffe 2“

Der Abschuss der V2 – Die mobilen Feuerstellungen der V2

Und der Nutzen?

Ausblick: Die V2 und ihre Nachfolger

Technische Daten

Technische Daten zur Fieseler Fi 103 V1

Technische Daten zum Aggregat 4

Übersicht über die Versuchsstarts der V2

Aufstellung der mit der V2 angegriffenen Städte

Die A-4 – Fibel

Literatur für Interessierte

Einleitung

Raketen sind aus dem militärischen Bereich heute nicht mehr wegzudenken. Sie werden zur Boden-Luft-, zur Luft-Boden- und zur Boden-Bodenbekämpfung eingesetzt, können von Flugzeugen, Hubschraubern, U-Booten, Schiffen, Fahrzeugen und mobilen Abschussrampen gestartet werden. Ihre Sprengköpfe reichen von kleinen Ladungen, die gezielt einzelne Fahrzeuge ausschalten, bis hin zu thermonuklearen Waffen, die ganze Landstriche verwüsten. Kurz: Raketen ermöglichen eine große Bandbreite von militärischen Einsatzmöglichkeiten.

Eine V2 in ihrem Startgerüst. Die charakteristische Form und Farbgestaltung hat sich bis heute in den Köpfen vieler als „der“ Prototyp einer Rakete erhalten.

Was heute militärisch selbstverständlich ist, war in diesen Dimensionen in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, als in Deutschland das Raketenprogramm entstand, aus dem schließlich das Aggregat 4 (A4) – besser bekannt unter seinem propagandistischen Namen „Vergeltungswaffe 2 (V2)“ – hervorging, nicht abzusehen. Das äußere Aussehen der V2 ist auch heute noch wohlbekannt. Als „das“ Modell einer Rakete hat sie Eingang in das Design zahlreicher Raketenmodelle in Filmen, Büchern, ja sogar Comics gefunden. Die Anfänge einer Waffe, die vor allem mit dem Namen Wernher von Braun verknüpft ist, liegen bei einer ganzen Reihe von Privatpersonen, die davon träumten, ins All zu fliegen. Wernher von Braun hatte sich bereits früh für Raketenforschung begeistert. Er trat dem „Verein für Raumschiffahrt“ bei, während er an der Technischen Hochschule in Berlin studierte. Bereits während seines Studiums arbeitete er an Experimenten mit Flüssigkeitsraketen mit, ein Forschungsfeld, in dem er seine Arbeit ab 1932 in der Raketenversuchsstelle des Heereswaffenamtes in Kumersdorf fortsetzte. Auch in seiner Promotion befasste er sich mit Flüssigkeitsraketen. Die von ihm konstruierten Raketenmodelle A1 und A2 – frühe Vorläufer des Aggregats 4, auch bekannt als „Max und Moritz“ – erreichten 1934 eine Höhe von 2.200 Metern. 1937 wurde von Braun Leiter der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. Dort arbeitete er an der Entwicklung der V1 und später des Aggregats 4, der V2.

Raketen waren zwar bereits in der Geschichte der Kriegsführung in Erscheinung getreten, hatten sich allerdings nicht lange behaupten können, da sie zu unpräzise waren und ihr Nutzen mehr im Bereich der demoralisierenden Wirkung auf den Feind anzusiedeln war. Während der Napoleonischen Kriege waren Schwarzpulverraketen als flächendeckende Geschosse von der britischen Artillerie eingesetzt worden, doch blieb dies das einzige größere Auftreten dieser neuen Waffe. Während des Ersten Weltkrieges dienten lediglich Leuchtraketen als Signalgeber oder zur Beleuchtung des Kampfplatzes. Wie gering die Bedeutung von Raketen als Waffensysteme eingeschätzt wurde, zeigt vor allem ein Blick in den Versailler Vertrag. Alle Bereiche der Aufrüstung Deutschlands unterlagen Beschränkungen, egal ob Marine, Heer oder die junge Luftwaffe. Auch die Artillerie blieb, sowohl was Kaliber als auch was Reichweite anging, nicht ohne solche Beschränkungen, die nicht überschritten werden durften. Nirgendwo findet sich aber eine Erwähnung von Raketengeschossen oder ähnlichem. Sie wurden von den Siegermächten einfach ignoriert. Dabei lag der Gedanke an eine neue Form der Artillerie nicht fern. Der Erste Weltkrieg hatte die Grenzen der machbaren Artilleriereichweite offenbart. Auf allen Seiten hatten die Geschütze gewaltige Dimensionen erreicht, allerdings ließ sich dadurch ihr Nutzen nur bedingt erweitern. Damit ein Geschütz nützlich sein konnte, musste es eine möglichst große Sprengladung auf eine möglichst weite Distanz verschießen können – und das möglichst präzise. Allerdings bedurfte es dabei einer ebenfalls besonders großen Treibladung, was aber zugleich eine höhere Abnutzung des Geschützrohres bedeutete. Man kann sich vorstellen, wohin solche Planungen führen mussten. Die Kosten-Nutzen-Rechnung ging irgendwann einfach nicht mehr auf, sodass der Einsatzbereich der modernen Artillerie endgültig Gestalt anzunehmen begann. Für die Militärs war damit allerdings keineswegs die Grundüberlegung beendet. Sie wollten noch immer ein Trägersystem, das möglichst große Sprengladungen zur Bekämpfung des Feindes ins Ziel bringen konnte. Was lag da näher, als sich die Versuche der privaten Vereine anzusehen, die an ihren Raketen bastelten? Ab etwa 1929 beschäftigte sich das Heereswaffenamt (HWA) mit der Möglichkeit, Raketen einzusetzen. Was nun begann, war zunächst die Finanzierung von erfinderischen Privatpersonen, die dadurch die finanziellen Mittel erhielten, ihren Träumen und Plänen Gestalt zu geben.

Eine V2 beim Start

Ab 1936 erwuchs daraus die Versuchsanstalt Peenemünde, die schließlich zur Geburtsstätte der V2 werden sollte. Diese Förderung durch das Militär wurde zur Grundlage sowohl der militärischen als auch der zivilen Raketentechnologie, die heute, wie selbstverständlich, zum Alltag gehört. Die folgenden Seiten sollen auch als Einführung zur V2-Fibel dienen. Es ist daher nicht möglich, detailliert auf alle technischen Einzelheiten einzugehen, so interessant das Thema der flüssigkeitsbetriebenen Raketen auch ist. Wie die meisten Fibeln diente auch die V2-Fibel dem Zweck, dem Bedienpersonal auf möglichst verständlichem Wege die technischen Grundlagen und wichtigsten Handgriffe dieser Waffe zu erklären.

Solche Fibeln wurden im Dritten Reich in vielen militärischen Bereichen ausgegeben (als Beispiel mögen hier nur die „Tiger-Fibel“ oder die „Panther-Fibel“ dienen, die die Bedingung und Wartung der beiden gleichnamigen Panzerkampfwagen erklärten). Wer sich also genauer mit der V2 und ihren Vorgängern beschäftigt, für den ist die Fibel eine interessante Ergänzung. Jemand, dessen Interesse an diesem Thema durch die vorliegende Fibel erst geweckt worden ist, findet am Ende einige kurze Hinweise auf vertiefende Literatur.

V2 in der Konstruktion

Der Weg zur V2

Vom Aggregat 1 bis zum Aggregat 4

Wernher von Braun hatte bereits seit Jahren an der Entwicklung von Raketen gearbeitet. Seine erste, bereits 1933 entwickelte Versuchsrakete war das Aggregat 1, das allerdings beim ersten Start explodierte. Mit einer Höhe von 1, 40 m und einem Durchmesser von 30 cm hatte diese Flüssigkeitsrakete noch recht bescheidene Maße. Auch diese verfügte jedoch bereits über einen Stabilisierungskreisel in der Spitze, wie er in ähnlicher Form später auch im Aggregat 4 zum Einsatz kommen sollte.

Das Aggregat 2 sollte dann zu entscheidenden Fortschritten führen. Dieses verfügte ebenfalls über einen Stabilisierungskreisel, im Gegensatz zur A1 saß er hier jedoch in der Mitte der Rakete. Die zwei von Wenher von Braun konstruierten Exemplare „Max“ und „Moritz“ wurden im Dezember 1934 von Borkum aus abgeschossen. Während „Max“ relativ schnell nahe der Abschussstelle abstürzte, stieg „Moritz“ stabil bis auf 2.000 m Höhe an. Aufgrund der vielversprechenden Versuche wurde das Aggregat 2 entsprechend weiter bearbeitet und avancierte zur Grundlage für weitere Raketenmodelle.

Das Aggregat 3 sollte bereits über eine Länge von 6,74 m verfügen. Dieser ebenfalls mit Alkohol und Flüssigdauerstoff betriebenen Rakete gelang jedoch aufgrund ihrer Form keine stabile Flugbahn, obwohl zur Stabilisierung 3 Gyroskopkreisel in sie integriert waren. Das A3 war jedoch hauptsächlich als kleinerer Prototyp für den Antrieb und die Steuerung des späteren A4 vorgesehen. Weitere Entwicklungen für das Aggregat 4 wurden mit dem Aggregat 5 erprobt. In seiner Form entsprach dieses einer kleineren Version des Aggregats 4 (5,825 m hoch, 78 cm Durchmesser). Sein Antriebssystem entsprach dem des A3. Versuche mit der Steuerung dieser Rakete verliefen 1939 erfolgreich. Das Aggregat 5 erreichte dabei eine Gipfelhöhe von 1.200 m. Die Grundlage für das Aggregat 4 war damit gelegt.

Die Vergeltungswaffen vor und nach der V2:

Die Fieseler FZG-76 („Vergeltungswaffe 1“)

Im Juni 1944 überquerten 393 seltsame erscheinende kleine Flugzeuge den Kanal. Die von der englischen Bevölkerung als „Doodlebugs“ (Johnson, S.127) bezeichneten Flieger waren die ersten Waffen eines neuen Typs, des Fieseler FZG-76, vom Propagandaministerium des Dritten Reiches auch als „Vergeltungswaffe 1“ bezeichnet. Die V1 transportierte 800 kg Sprengstoff und führte in London und Umgebung zu rund 6000 Toten und fast 20.000 Verletzten. Trotz dieser großen Zahl von Opfern konnte kaum von einem militärischen Erfolg gesprochen werden. Es wurden kaum wichtige Rüstungsanlagen getroffen und das Verhältnis von eingesetzten Bomben und Opfern war – immer aus militärischer, nicht aus humanistischer Sichtweise –, unwirtschaftlich. Lediglich psychologisch war von einem gewissen Erfolg zu sprechen. Die Angst vor der V1 führte in den nächsten Monaten zu einer Flucht der Bevölkerung aus den großen Städten auf das Land. Auch wurden ab sofort von der englischen Regierung vermehrt Ressourcen zur Bekämpfung der fliegenden Bomben eingesetzt. Mit dieser Waffe hatte England zum ersten Mal direkt Bekanntschaft mit den Fortschritten des deutschen Raketenprogramms gemacht, an welchem seit den dreißiger Jahren gearbeitet worden war.

Seit 1936 war in Deutschland – vor allem in Peenemünde – verstärkt an unterschiedlichen Varianten von Strahltriebwerken und Raketentypen gearbeitet worden. Wie man sich vorstellen kann, kam es zu zahllosen Fehlschlägen und Zwischenentwicklungen. Dabei wurden auch andere Verwendungsmöglichkeiten für die Triebwerke durchdacht und ausprobiert, die schließlich den Weg zu den heutigen Düsenjets bereiteten. Bereits zwei Jahre vor dem Erstflug der Me 262, einem strahlgetriebenem Jagdflugzeug, war 1939 der Versuch mit einer Heinkel He 176 unternommen worden. Der Gedanke an solche Flugzeuge lag nahe. Sie konnten höher und schneller fliegen und dadurch feindliche Bomber früher abfangen. Die Wissenschaftler versuchten also in vielen Bereichen, die neue Technologie nutzbar zu machen.

Natürlich – und das muss der Vollständigkeit halber an dieser Stelle erwähnt werden – war Deutschland nicht das einzige Land, das an einer solchen Technologie arbeitete. Obwohl die V2 die fortschrittlichste Rakete sein sollte, waren auch andere Länder nicht untätig. Nur gingen die Bemühungen zunächst oft in andere Richtungen. Ein gutes Beispiel ist hier der von den Sowjets entwickelte Katjuscha, ein mobiler Raketenwerfer. Berühmt und gefürchtet, wurde er bei den deutschen Soldaten auch „Stalinorgel“ genannt, aufgrund des Geräusches, das die 24 Raketen nach dem Abschuss verursachten.

Wernher von Braun (1. Reihe, 2.v.r.) und Walter Dornberger (1. Reihe, ganz rechts)

Trotz vieler Fehlschläge, vor allem bei Steuerung und Antrieb der Raketen, erhielten Wernher von Braun und seine Kollegen immer wieder die Unterstützung ranghoher Militärs. Der Grund dafür lag vor allem in der Tatsache begründet, dass die meisten von diesen die Wirkung der Artillerie im Ersten Weltkrieg erlebt hatten und diese für ein zentrales Mittel der Kriegsführung hielten. Dies ist natürlich richtig, allerdings führte dieser Glaube auch zu den unwirtschaftlichen Ergebnissen, die die V1 und die V2 schließlich bringen sollten. Hitler selbst war zunächst alles andere als überzeugt. Er hielt Raketen für „Spielzeuge“ und es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit der Wissenschaftler und seiner Offiziere. Vor allem gegenüber der V2 hegte er große Zweifel. Dass er sich schließlich mehr und mehr dafür begeisterte, dürfte nicht zuletzt an der sich zu Ungunsten Deutschlands verändernden militärischen Lage gelegen haben, zu deren Wendung neue Waffen die einzige Hoffnung zu sein schienen. Das Hitler die Raketen für „Spielzeuge“ hielt, war nicht einmal völlig falsch. Die Männer, die so eifrig in diesem Bereich forschten, waren größtenteils alles andere als an deren militärischem Nutzen interessiert. Wernher von Braun mag hier wieder als Beispiel dienen. Für ihn war das Erreichen des Weltraumes wichtig, aber zu diesem Zweck brauchte er Geldgeber. Ob er ein überzeugter Nazi war, dies sollte am besten jeder selbst nach dem Lesen einer der zahllosen Biographien über ihn entscheiden. Auf jedem Fall aber war er ein fanatischer Raketenwissenschaftler. Diesem Interesse ordnete er alles unter und nahm die Opfer anderer willig in Kauf. Man kann heute davon ausgehen, dass er von den Zwangsarbeitern wusste, die während des Krieges zum Bau von Abschussrampen herangezogen worden waren und zu tausenden dabei ihr Leben lassen mussten. Dass es ihm dabei tatsächlich nicht primär darum ging, eine Waffe zu entwickeln, wird an seiner Verhaftung durch die Gestapo 1944 deutlich, die ihm Hochverrat und Wehrkraftzersetzung vorwarf, und an dem Umstand, mit welchem Enthusiasmus er in den USA am späteren Raumfahrtprogramm mitwirkte.

Trotz der Skepsis Hitlers machte also das Raketenprogramm Fortschritte. Die von den Fieseler-Werken gebaute V1 wurde schließlich mit dem sogenannten „Argusrohr“ ausgestattet. Dieses, wie der Name es bereits sagt, von den Argus-Werken entwickelte Triebwerk war im Verhältnis zu vielen der anderen Versuche verhältnismäßig einfach konstruiert. Es handelte sich dabei um eine Röhre von 3,60 m Länge, bei der die Mischkammer für das Treibstoffgemisch und die Brennkammer im vorderen Bereich des sich verjüngenden Rohres angelegt worden waren. Dieser Teil der Konstruktion nahm etwa ein Drittel der gesamten Länge ein, der Rest war als Abgasrohr konstruiert. Betrachtet man die Bauteile, so wird die Einfachheit deutlich. Mit Lufteintritt, Treibstoffeinspritzgitter, Klappenventil, den Leitblechen und dem Strahlrohr selbst bedurfte es also nur fünf Bauteile. Als sechstes Teil musste zu guter Letzt noch eine Zündkerze eingeschraubt werden, um den Zündvorgang zu ermöglichen. Durch einen Druckschalter wurde der Startvorgang eingeleitet, bei welchem eine bestimmte Menge Treibstoff und Pressluft in die Brennkammer eingelassen wurde. Die Zündkerze entzündete daraufhin das Gemisch und der Brennvorgang begann. Das „Argus-Schmidt-Rohr" entwickelte einen Schub von 317 kp.

Nun musste ein weiteres Problem gelöst werden. Wie sollte diese fliegende Bombe gesteuert werden? Die V1 wurde zumeist von Flugzeugen abgesetzt, meist von Heinkel He-111-H 21 oder von ausgerichteten Startrampen, den sogenannten Walter-Schleudern, gestartet.

Grund dafür war die von den Askania-Werken gelieferte Kurssteuerung. Im Inneren des Steuergerätes befand sich ein Flugzeugkompass, der es einem Kurskreisel ermöglichte, um 3 Grad pro Minute abzuwandern, bis schließlich der eingestellte Kurs erreicht wurde. Kombiniert war diese Steuerung mit einem Entfernungsmesser, der durch einen kleinen Propeller am Bug der V1 die notwendigen Informationen erhielt. Erreichte die Bombe die eingestellte Entfernung auf dem angegebenen Kurs, stellte sich das Höhenruder auf maximalen Sinkflug und die Bombe stürzte ab. Die Zündung der Sprengladung erfolgte beim Aufschlag durch zwei mechanische Zünder.

Auch wenn die V1 grundsätzlich funktionierte, besaß sie, neben der fehlenden Präzision, noch eine Reihe von Kinderkrankheiten, an denen die Ingenieure permanent zu arbeiten hatten. So war es kein Wunder, dass nach einer besseren Waffe gesucht wurde. Das Aggregat 4 war aber bereits in Arbeit.

Für die britische Luftwaffe stellte die V1 eine neue Herausforderung dar, die aber zu meistern war. Sie war nicht so schnell, dass britische Jagdflugzeuge sie nicht erreichen konnten. Somit wurde zum Halali auf die fliegenden Bomben geblasen. Tauchte eine V1 auf dem Radar auf, so wurde sie ebenso bekämpft wie deutsche Bomber. Die Jagdflugzeuge setzten sich hinter die Flugkörper und versuchten, sie abzuschießen. Eines war aber hier gefährlicher als die Bekämpfung von Bombern: Wurde eine V1 ungünstig von dem Piloten getroffen, so detonierten die 800 kg Sprengstoff und rissen das Flugzeug mit in ihr Ende. Alternativ entwickelte sich eine besonders waghalsige Variante der Jagd unter den englischen Piloten. Durch ein Flugmanöver, bei dem das Jagdflugzeug mit seinen Flügeln die Flügel der V1 anhob, konnte der Kurs der Bombe verändert werden. Ein solches Manöver war aber sehr riskant, wie man sich gut vorstellen kann. Neben dem Einsatz von Flugzeugen gegen V1 wurde die Bekämpfung natürlich auch mit traditionelleren Mitteln wie Flak und Sperrballons im Bereich bekannter Einflugschneisen durchgeführt. Solche Mittel waren gegen die V2 nicht mehr in diesem Umfang möglich.

Die Fi 103 kann als Vorläufer der späteren Marschflugkörper, z.B. Cruise Missiles betrachtet werden. Bei ihr konnte jedoch noch nicht während des Fluges in die Steuerung eingegriffen werden. Zudem war ihre Zielgenauigkeit noch recht ungenau.

Die Kanone V3 („Vergeltungswaffe 3“)

Bei der V3 handelte es sich um den Entwurf einer Kanone, die es ermöglichen sollte, England und insbesondere London zu beschießen, also ein Geschoss über eine große Reichweite zu befördern. Sie basierte auf früheren französischen Entwürfen einer Mehrkammerkanone. Bei diesem Projekt wurden an das Geschützrohr mehrere zusätzliche Pulverkammern angebracht. Passierte das Geschoss diese Kammern auf seinem Weg durch das Geschützrohr, so sollten darin in diesem Moment zusätzliche Ladungen gezündet werden. Auf diese Weise sollte das Geschoss einen größeren Schub erhalten, um somit große Distanzen zu überwinden. Die angepeilte Mündungsgeschwindigkeit lag bei ca. 1,5 km pro Sekunde. Das Projekt firmierte unter den unterschiedlichsten Spitznamen, so zum Beispiel „Tausendfüßler“ und „Fleißiges Lieschen“. Ein weiterer Name entstand zur Tarnung vor feindlicher Spionage, indem das Testgelände in Misdroy als Pumpstation und das dort getestete Objekt als „Hochdruckpumpe“ deklariert wurde.

Verantwortlich für die Entwicklung der V3 zeichnete der Ingenieur August Coenders von den Stahlwerken Röchling-Buderus in Wetzlar. Die Grundlage seiner Konstruktion bildete der 1878 entstandene Entwurf eines Mehrkammergeschützes von Louis-Guillaume Perreaux.

Louis-Guillaume Perreauxs Entwurf eines Mehrkammergeschützes

Nach ersten Tests mit Geschossen Kaliber 2 cm zu Beginn des Jahres 1943 wurden ausführlichere Versuche in Hillersleben mit Kaliber 15 cm Geschossen durchgeführt. Um mit den Geschossen die angepeilte Distanz überbrücken zu können, war eine Lagerung des Geschützes in einem Neigungswinkel von mindestens 30° nötig. Aufgrund der notwendigen Länge des Geschützrohrs musste Testgelände diese Neigung aufweisen. Ein Testgebiet mit einer Neigung von bis zu 50° fand sich auf der Insel Wollin bei Misdroy. Schussversuche fanden hier mit 15-cm-Sprenggranaten, sogenannten Röchling-Speeren, statt. Technische Schwierigkeiten führten jedoch zu Verzögerungen und Problemen.

Im August 1943 begannen die Arbeiten an einer Abschussstellung in Mimoyeques im französischen Department Pas de Calais. Dort wurde ein unterirdischer Bunker mit einer Tiefe von 110 m angelegt. Der gesamte Komplex konnte jedoch aufgrund von Bombenangriffen, bei denen im Juli 1944 bei der „Operation Tallboy“ auch das 140m lange Geschütz zerstört wurde, nicht vollendet werden.

Die einzigen tatsächlich eingesetzten V3 befand sich in Lampaden bei Trier. Hier wurden zwei Kanonen von 58 m Länge errichtet. Von hier aus versuchte man sich an einem Beschuss des nicht allzu weit entfernten Luxemburg. Einige Treffer gelangen, wichen aber weit vom avisierten Ziel ab.

Im Großen und Ganzen konnte die V3 somit nie das von ihr erhoffte Ergebnis bringen. Zahlreiche Details sowohl zur Entwicklung als auch zum Einsatz dieser Waffe bleiben auch heute noch – auch durch den Verlust beweiskräftiger Dokumente – unklar und bieten damit Stoff für Spekulationen.

Das Aggregat 4 „Vergeltungswaffe 2“

1938 erreichte das Aggregat 5, eine Art kleinere Version des Aggregats 4, eine Höhe von 10.000 Metern und konnte danach wieder mit einem Fallschirm landen. Damit war ein wichtiger Durchbruch gelungen. Zuvor waren eine Reihe wichtiger Forschungen, vor allem auch im Bereich der Triebwerke, durchgeführt worden.

Die V2

Neben Wernher von Braun wurde vor allem auch Walther Thiel zu einem wichtigen Mitarbeiter. Dieser leistete einen entscheidenden Beitrag zur Konstruktion Triebwerksentwicklung des Aggregats 4. Zuvor waren die Triebwerke immer länger geworden, um den einzelnen Mischvorgängen innerhalb der Misch- und Brennkammer mehr Zeit zu geben. Thiel war im Verlauf seiner Forschung in der Lage, die Brennkammer zu verkürzen, bis diese nur noch den Bruchteil der ursprünglichen Maße besaß. Thiels Forschungen hatten einen großen Anteil an der Entwicklung des Aggregats 4, also der V2. Mit Kriegsbeginn 1939 kam es in der Raketenentwicklung zwischenzeitlich zu einer Krise, wurden doch die finanziellen Mittel stark gekürzt. Zwar gingen die Forschungen weiter, allerdings nicht mehr in dem Umfang, wie es Wernher von Braun und seine Mitarbeiter gern gehabt hätten. Inzwischen arbeitete man nicht nur an Steuer- und Antriebssystemen, sondern auch an der Form der Raketen. Um Überschallgeschwindigkeit zu erreichen, bedurfte es nicht nur eines entsprechenden Antriebssystems, sondern auch einer entsprechenden aerodynamischen Form. Bereits das Aggregat 5 war ein Testlauf nicht nur für ein funktionierendes Lenksystem, sondern auch für eine sinnvolle Form. Die Tests mit dem A5 und kleineren Modellen derselben Form ermöglichten die Entwicklung des Leitwerkes, wie es schließlich die V2 besitzen sollte. Gerade auf das Leitwerk kam es aber an. Eine Rakete musste schließlich auch nach Überschreitung der Schallgrenze weiterhin stabil fliegen. Da es keine geeigneten Windkanäle gab, um Versuche mit entsprechenden Geschwindigkeiten von Mach 1,2 zu erreichen, mussten die Ingenieure sehr kreativ sein. Neben den erwähnten Modellen wurden auch Modelle aus Eisen aus Flugzeugen geworfen, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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